Kapitel 37 ~ Rückzug
Prophezeiung
Order erhebt sich aus ihren Ketten,
Vor End kann niemand sich mehr retten,
Vergangene Helden begegnen altem Bösen,
Der Preis des Lebens wird vom Aufruhr erlösen.
Verbündete zeigen ihr Gesicht,
Und der Tod kommt nach seiner Pflicht.
Bisher
Stars Augen verengten sich. „Aber wir haben Kronos und Uranos besiegt? Die Armee hat sich zurückgezogen."
Therons Augen wanderten zu dem hellen Licht, dass sich schnell vom Himmel her näherte. „Verstärkungen kommen, und ich denke, dass Order dieses Mal etwas ungeduldig war."
Stars Augen weiteten sich. „Du meinst nicht..."
Theron nickte grimmig. „Order kommt, und dieses Mal wird sie selber gegen uns kämpfen."
Jetzt
„Was sollen wir tun?", fragte Stardust. „Wir haben Uranos besiegen können. Aber Order ist eine der vier ersten Urgeschöpfe. Für sie sind wir wie Ameisen unter ihren Schuhen."
Die Kommandanten hatten sich in einem großen, grünen Zelt versammelt, aufgebaut von ein paar Campern. Viele Halbgötter waren verwundet, und viele hatten ihre Leben in dem vorherigen Kampf gegeben. Sie würden zerstört werden, wenn sie noch einen Kampf kämpfen müssten.
„Würdet ihr mir glauben, wenn ich sage, dass ich gute Neuigkeiten habe?", fragte Theron als er aus dem billigen Plastikstuhl aufstand und seinen steifen Rücken durchstreckte. Die Kommandanten starrten ihn erwartungsvoll an, also redete er weiter. „Auch wenn es ein paar...", er räusperte sich, „Missgeschicke gab, habe ich einen... Bekannten getroffen, der herausfinden konnte, warum wir nicht mit Chaos in Kontakt treten konnten. Ihr habt wahrscheinlich gefühlt, wie eine Art Druck von euren Schultern gehoben wurde, oder?" All die Kommandanten nickten. „Der Grund dafür war, dass er den Fluch aufgehoben hat, der die Kommunikation von und zur Erde blockiert hat."
„Also wir können jetzt Chaos kontaktieren und ihm sagen, dass wir bald sterben werden?", meinte Mercy. Er saß so auf dem Stuhl, dass seine Beine auf dem Sitz waren und er mit dem Rücken auf dem Boden lag und das Dach des Zeltes anstarrte. Seine Füße wanderten ab und zu und traten nichtsahnende Kommandanten, die so langsam ziemlich genervt wurden.
„Wir werden nicht sterben.", versicherte Phantom während sie Mercys Fuß wegstieß, „Ich schwöre bei den Göttern, wenn du mich nochmal trittst, lasse ich zu, dass Order dich tötet."
„Okay, okay.", sagte Charm und versuchte die beiden zu beruhigen, „Also, wir können Chaos kontaktieren und ihm sagen, dass er mit Verstärkung zur Erde kommen soll, sodass wir hoffentlich Order zurückdrängen können. Ich geh den Halbgöttern von den guten Neuigkeiten erzä-"
„Nein.", unterbrach Theron. Die Aufmerksamkeit der Kommandanten kehrte zu ihm zurück.
„Was meinst du, ‚nein'?", fragte Michael und schloss sein Erste-Hilfe-Set.
„Die Halbgötter haben hart genug gekämpft, sie werden nicht noch einen Angriff überleben, schau sie dir doch an. Sie haben beinahe 40% ihrer Truppen verloren, und der Rest hat irgendeine Art von Verletzungen."
„Aber-"
„Nein, sie werden nicht involviert werden, und da gibt's keine Diskussion. Chance, Phantom, geht Annabeth und Reyna von der Planänderung informieren. Sie werden wahrscheinlich versuchen zu widersprechen, lasst das nicht zu." Theron sah zu, wie die beiden nickten und aus dem Zelt herausrannten, und war dankbar dafür, dass sie dies ohne Protest taten. „Ich werde Chaos bitten, eine oder zwei Divisionen mit ihm zu bringen, dass sollte hoffentlich genug sein um Order aufzuhalten."
„Und was wenn nicht?", fragte Scout und verschränkte die Arme. Theron grinste.
„Nun, schlecht für uns." Er klatschte in die Hände. „Also, alle außer Mercy und Stardust, geht Phantom und Chance mit den Halbgöttern helfen, ich kann Annabeths Protest praktisch von hier hören."
Die Kommandanten lachten leicht und gingen, bis es nur noch Stardust, Mercy und er waren.
„Also, wofür brauchst du uns?", fragte Mercy und saß endlich aus seiner komischen Position auf.
„Moralische Unterstützung", scherzte er, und nachdem keiner der anderen lachte, seufzte er. „Gut, ich brauche eure Hilfe dabei Chaos zu überreden zu Erde zu kommen, wenn er gebraucht wird."
„Warte.", sagte Stardust und hielt eine Hand hoch. „Du sagst mir, dass du gerade die Halbgötter weggeschickt hast, auch wenn Chaos eventuell nicht kommt um uns zu helfen?"
„Oh nein, Ich bin mir sicher, dass Chaos uns helfen kommen wird, es ist Void, die mir Sorgen macht. Sie wollte von Anfang an nie Teil dieses Konfliktes sein, und nun wollen wir sie darum bitten, ihrer Schwester direkt gegenüberzutreten. Ich mache mir Sorgen, dass sie Nein sagen wird."
„Naja, sie hat Queen und Gemini geschickt, nicht wahr?", sagte Mercy. Ein nachdenklicher Gesichtsausdruck durchquerte sein Gesicht. „Hey, wo sind sie überhaupt, Ich habe sie seit ner Weile nicht mehr gesehen."
„Wir sind genau hier.", sagte Gemini und erschien aus den Schatten mit Queen an seiner Seite.
„Holy fuck", Theron sprang zurück und hielt sich eine Hand an die Brust. Sie erinnerten ihn manchmal an Nico, wie sie sich in den Schatten versteckten bis sie gebraucht wurden. „Wie lange seid ihr schon hier?"
„Eine Weile", erwiderte Queen mit einer Spur Belustigung in der Stimme. „Aber keine Sorge. Void wird euch helfen, sie hört normalerweise auf uns."
„Super, jetzt wo wir das geklärt haben, werde ich sie kontak-", er wurde unterbrochen, als Phantom durch die Tür gerannt kam.
„Theron, willst du vielleicht hier rauskommen, Annabeth, Reyna und ein Haufen anderer Halbgötter sind nicht allzu glücklich mit ihrem Rückzug.", sagte Phantom.
Theron seufzte. „Mercy, kannst du-"
„Wir schaffen das schon, Theron." Mercy lachte, als Phantom Theron aus dem Eingang des Zeltes zog.
Er wurde sofort mit mehreren angepissten Halbgöttern und einer Handvoll Kommandanten begrüßt, die versuchten die Halbgötter zu beruhigen. Annabeth war unter ihnen, sie schwenkte ihre Arme und bedrohte Leute mit ihrem Dolch. Theron konnte nicht anders, als davon fasziniert zu sein, wie ihre Augen wie ein aufziehender Sturm glitzerten.
„Du erwartest, dass wir einfach gehen?", verlangte Annabeth zu wissen, ihre Stimme war gerade so über einem Flüstern, und doch konnte die ganze Straße sie hören. „Wir sind so weit gekommen, wir werden jetzt nicht aufgeben!"
Chance versuchte sie zu beruhigen und als er Theron sah, schien sich seine komplette Haltung zu entspannen. Er entschuldigte sich und joggte schnell hinüber. „Den Göttern sei Dank, du bist hier Theron", sagte Chance, „Ich dachte, sie würde gleich damit anzufangen Leute abzustechen."
„Es ist Annabeth", murmelte Theron zurück, „Das hätte sie wahrscheinlich getan."
„Hey! Theron! Beweg deinen Arsch hier rüber!", rief Annabeth ihm zu.
„Oh-oh, jemand wurde entdeckt!", Phantom zwinkerte ihm unter ihrer Kapuze zu. „Viel Glück, Kommandant!"
Theron seufzte und schleppte sich zur Menge hinüber. „Ihr kämpft diese Runde nicht mit.", sagte er entschlossen.
„Beim Hades, doch das tun wir!", rief Jason neben Annabeth, bevor er innehielt, zu Nico hinüberblickte und „Sorry.", murmelte.
„Ihr werdet ohne uns dem Boden gleichgemacht werden.", sagte Reyna und wischte etwas Monsterstaub von ihrem Dolch.
„Wir werden wieder aufstehen."
„Theron-", versuchte Estelle ihm zu widersprechen, aber er hielt eine Hand hoch. Seine Augen kehrten zu Reynas zurück, und dann zu Annabeths.
„Schaut euch um." Theron deutete hinter sie, wo ein Haufen Halbgötter ziellos umherwanderte. Ein paar kauerten voller Schmerz vor dem Medizinzelt, während Apollo Kinder versuchten sie zu heilen. Ein paar lagen in Tränen am Boden, wahrscheinlich hatten sie gerade Nachrichten über den Tod eines Freundes oder Geschwisterkindes erhalten. Und einige wanderten einfach umher und kickten Steine vor sich her, alles mit einem abwesenden und stumpfen Ausdruck in den Augen. „Ihr mögt es nicht bemerken, aber das hier sind Kinder. Sie haben Dinge gesehen, die Niemand sehen sollte, genauso wie wir vor all den Jahren. Ihr habt beinahe vierzig Prozent eurer Ränge verloren, und ich weiß, dass ihr einen weiteren Schlag nicht überleben werdet. Wenn ihr dachtet, dass dieser Kampf schlimm war, dann wird Order der Alptraum eurer Alpträume sein. Also bitte, zieht eure Truppen zurück, und wir werden unser Bestes geben, um die Erde aus Orders Klauen zu befreien."
Jason hatte einen harten Ausdruck in den Augen, aber dieser schwand. „Du hast Recht. Götter, du hast Recht. Ich – Ich gehe es den Campern sagen. Julia? Lily? Könnt ihr den Römern Bescheid sagen gehen, bitte?"
Die drei Halbgötter zogen los und Theron atmete erleichtert aus. „Ich hoffe, dass ihr es versteht.", sagte er, bevor er sich umdrehte und zurück ins Zelt zu den anderen Kommandanten ging, die bereits eine Basis aufgebaut hatten.
Die Halbgötter ließen ihre Schultern sinken und gingen davon, nur zwei blieben zurück. Piper und Annabeth. Die Tochter der Athene hatte einen nachdenklichen Gesichtsausdruck.
„Was ist los, Annabeth?", fragte Piper, als sie den Gesichtsausdruck ihrer Freundin sah. Annabeth erwachte aus ihrer Trance und schüttelte den Kopf.
„Was? Oh, nichts. Mir geht's gut.", versicherte sie Piper, „Ich geh und fang an zu packen. Willst du dich mir anschließen?"
Piper nickte und mit Annabeth hinter sich los, und bemerkte nichts von den Gedanken, die den Verstand ihrer Freundin durchkreuzten.
„Gebt mit ein paar neue Neuigkeiten.", sagte Theron als er durch den Eingang des Zeltes ging. „Ehrlich, wenn ihr sagt, dass ihr herausgefunden habt, dass Order allergisch auf Hühnchen ist und wir alle mit Hühnchen herumrennen müssen, um sie zu besiegen, würde ich vor Freude springen."
„Nicht ganz so gut." Mercy grinste, als er sein Schwert in die Scheide steckte. „Aber Chaos hat unsere Nachricht bekommen und bringt zwei Divisionen mit, wenn er kommt, um uns mit Order zu helfen."
„Gut. Was ist mit Void?"
„Sie wird auch kommen.", sagte Queen, „Keine Sorge."
„Gut. Hoffentlich wird es genug sein."
Im Zelt breitete sich eine komische Stille aus. „Wann hast du gesagt, wird Chaos hier ankommen?", fragte Theron.
Mercy sah auf seine nicht vorhandene Armbanduhr. „In etwa..."
„HEILIGE GÖTTER!", rief eine Stimme von draußen, „WAS IM NAMEN DES TARTARUS IST DAS?!"
„Das würde dann Chaos sein.", meinte Stardust und eilte aus dem Zelt, die anderen folgten dicht hinter ihr. Draußen wirbelte ein großes Portal in der Mitte der Straße. Halbgötter blieben stehen und starrten voller Unglauben auf den Durchgang.
Ein Mann in weißer Rüstung und einem weißen Schwert auf dem Rücken trat aus dem Portal. Der Mann hatte ein stoisches Gesicht und betrachtete die Gesichter seiner Zuschauer, bis seine Augen auf die Kommandanten fielen.
„Chaos.", grüßte Theron, „Den Göttern sei Dank, du bist hier. Es gibt Berichte, dass Orders Schiff nicht allzu weit von hier entfernt gelandet ist."
„Ich weiß.", sagte Chaos leise. Er war beinahe so bleich wie seine Rüstung. Theron runzelte die Stirn.
„Geht es dir gut, Chaos?", fragte er besorgt, „Vielleicht solltest du dich se-"
„Mir geht's gut, Theron." Chaos versuchte leicht und zuversichtlich zu lächeln, aber es machte Theron nur noch nervöser. „Division Eins und Zwei sollten auch bald kommen, genauso wie Void."
„Das ist gut. Die Halbgötter ziehen sich jetzt zurück. Ich wollte nicht riskieren, dass sie von Orders Truppen vernichtet werden."
„Ja, Mercy hat mir davon erzählt. Gute Idee von deiner Seite."
Eine weitere Person trat aus dem Portal, dieses Mal war es eine Frau mit reinschwarzer Rüstung, ein Schild war auf ihren Rücken geschnallt und sie hielt einen Speer in der Hand. Chaos winkte sie hinüber. Halbgötter betrachteten die Szene immer noch mit offenen Mündern, und Theron konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob Void die Aufmerksamkeit ein bisschen genoss.
„Deine Armee kommt als nächstes.", teilte Void Chaos mit. Sie stoppte und sah sich um. „Das ist also die Erde? Ich war hier schon seit langer Zeit nicht mehr."
Chaos nickte. „Kommt, Divisionen Eins und Zwei werden auch bald kommen, aber wir müssen mit dem Planen beginnen." Der Erschaffer ging durch den Eingang des Zeltes, wobei er sich ein bisschen ducken musste, um nicht oben mit dem Kopf anzustoßen. Alle folgten ihm schnell. Chaos schnippte mit den Fingern und ein Tisch mit der Karte Manhattans darauf erschien. „Void und ich werden zusammenarbeiten, um Order zu besiegen, aber meine Kommandanten müssen Ends Pläne durchkreuzen."
Theron nickte und trat vor, um auf die Karte zu zeigen. „Verstanden. Unsere Kundschafter haben Orders Schiff irgendwo in der Nähe vom DeWitt Clinton Park landen sehen. Wir denken, dass sie ihre Truppen für den finalen Schlag gegen den Olymp versammelt. Wenn sie damit Erfolg hat, wird sie einen ihrer größten Widersacher im Universum verlieren."
Chaos und Void nickte, wobei Chaos sich nervös auf den Daumen biss. „Okay, also, Void und ich werden Order angreifen, meine Kommandanten werden End abwehren und die Divisionen Eins und Zwei werden alle anderen Monster, Sterbliche oder Halbgötter besiegen, die dumm genug waren, sich Orders Truppen anzuschließen. Aber was ist mit deinen Assassinen, Void?"
„Sie werden alle Unsterblichen angreifen, die es wagen ihre Gesichter zu zeigen." Void sah ihre zwei Assassinen an, die in der Ecke des Zeltes standen. „Denkt ihr, dass ihr das schafft, Queen? Gemini?"
„Natürlich, M'lady.", erwiderte Queen, als wäre es das einfachste der Welt. Void lachte.
„Also gut, nächster Punkt auf der Tagesordnung, greifen wir sie an, oder lassen wir sie zu uns kommen?", fragte Theron. „Ich glaube, wir sollten sie zu uns kommen lassen, es wird ihre Truppen ermüden, und wir werden außerdem Zeit haben, Fallen auszulegen und unsere eigenen Truppen in Spezialeinheiten einzuteilen, die zuschlagen und wieder wegrennen können."
„Aber es gibt ihnen auch die Möglichkeit, uns aus dem Hinterhalt zu überfallen.", schaltete sich Stardust ein. „Wenn wir sie angreifen, haben wir nicht nur die Überraschung auf unserer Seite, und außerdem könnten wir sie erwischen, bevor sie ihre Truppen komplett gesammelt haben. Ich sage wir greifen an."
Chaos runzelte die Stirn. „Hmm, ihr beide habt Recht. Sollen wir abstimmen?"
Die Gruppe nickte und es wurde abgestimmt, und schließlich gewann die Idee, auf den Feind zu warten. Sehr zum Widerwillen von Stardust und einigen anderen. Die restliche Zeit verbrachten sie damit, Pläne zu schmieden. Blaze, Chance und Scout zogen los um Minen zu platzieren und andere Fallen aufzustellen. Charm, Hunter und Phantom brachten Bogenschützen auf die Hausdächer um so viele Feinde wie möglich auszuschalten und außerdem die Bewegung des Feindes im Auge zu behalten. Michael war dafür zuständig, kleine Gruppen zu formen, die Feinde angriffen, diese überwältigten und dann wieder in den Gassen verschwanden, bevor der Gegner wusste, was ihn getroffen hatte. Queen und Gemini hatten keinen wirklichen Standpunkt oder Anweisungen, außer Titanen fertigzumachen (sie schienen damit ziemlich zufrieden zu sein).
Und dann gab es Mercy, Stardust und Theron. Das Trio würde die größeren Gruppen der Armee anführen, an den Frontlinien bleiben und End übernehmen, während Chaos und Void hoffentlich Order besiegten. Sie würden dafür zuständig sein, die Armee bei Laune zu halten und darauf zu achten, dass sie nicht ihre Moral verloren.
Sie waren bereit. Sie waren bereit, Order zu besiegen.
Sie hörten die Armee, bevor sie sie sahen. Die Schritte der auf sie zukommenden Armee waren wie der Schlag einer Trommel, außer dass sie mit jedem Schritt lauter wurden und einen erzittern ließen, je länger man ihn hörte. Die Armee des Chaos blieb stehen, bereit jeden Moment anzugreifen, aber es sah aus, als würde der stetige Schlag auch an ihrem Kampfgeist nagen.
Die Halbgötter hatten ihre Sachen gepackt und waren schon längst losgezogen, die Verletzten auf Barren tragend, die nicht laufen konnten. Das war besser so. Die Halbgötter würden unter Orders Macht zerquetscht werden, wenigstens war die Armee dafür trainiert, gegen mächtige Feinde anzutreten.
An der Frontlinie der Armee standen sieben Personen. Zwei von ihnen waren Urgeschöpfe, gekleidet in Rüstungen und mit gezückten Waffen, während sie den Horizont fixierten und nach einer Spur des Gegners suchten. Links von ihnen standen zwei Assassinen. Auch sie hatten ihre Waffen gezückt, allerdings behielten sie die Seitenstraßen und andere Eingänge im Blick und achteten auf alle Anzeichen des Feindes. Zuletzt gingen drei Kommandanten die Reihen der Armee hinab und wiesen die Soldaten an, stark zu bleiben.
„Sie sind hier.", sagte Chaos leise, und doch hallte seine Stimme von den Gebäuden wider. Er drehte zu der Armee hinter ihm und rief. „Haltet euch bereit! Bogenschützen! Legt die Pfeile an! Kavallerie! Besteigt eure Rösser! Soldaten! Hebt die Schilde!"
Die Armee tat wie gesagt, ihre Gesichter stoisch, auch wenn ihre Emotionen voller Zweifel und Angst waren. Der Schlag der Schritte des Gegners wurde lauter. Schneller. Der Atem der Soldaten beschleunigte sich und Schweiß rann ihre Gesichter herab. Denn an der Front der gegnerischen Armee stand zwei Personen.
Einer von ihnen war ein Mann in einer dunkelblauen Rüstung. Er hielt ein Schwert und einen Schild fest in den Händen, und doch hielt sein Gesicht Unentschlossenheit. Er verlangsamte ab und an sein Tempo, bis er wieder von der Armee hinter ihm nach vorne gedrängt wurde.
Die andere Person war eine Frau, gekleidet in blutroter Rüstung die in den Augen der Armee brannte. Die Lippen der Frau waren in einer passenden Farbe angemalt, und sie hielt einen Dolch in der Hand. Ein sadistisches Grinsen war ihr wie ins Gesicht gepflastert, dass ihre perfekten, schneeweißen Zähne entblößte. Ihr Gang war selbstbewusst und sie schwang ihre Hüften.
Die Armee selbst war ein Tsunami des Todes. Monster aller Arten gingen geordnet nebeneinander. Einige schienen von der Erde zu stammen, während andere so aussahen, als kämen sie aus den tiefsten Abgründen, die man im Universum finden konnte. Man konnte kein Ende der Armee sehen. Es sah so aus, als würde sie sich meilenweit ohne Ende erstrecken. Dies löste eine weitere Welle des Schreckens in Chaos' Armee aus. Einige Soldaten sahen so aus, als würden sie hyperventilieren, während ihre Freunde versuchten sie zu beruhigen.
Chaos und Void gingen nach vorne und trafen Order und End am Mittelpunkt zwischen den beiden Armeen. Eine Weile lang starrten sie einander einfach nur an. Vier Geschwister, die schließlich doch wiedervereinigt wurden, und jeder von ihnen hatte eine andere Reaktion. End war nervös, er war der jüngste der vier. Seine Augen sprangen unruhig von einem zum anderen. Er holte tief Luft und zwang sich dazu, sich daran zu erinnern, was Order ihm gesagt hatte. Überlass mir das Reden. Hatte Order gezischt. Ich will nicht, dass du das für uns ruinierst.
Order war ekstatisch. Sie würde endlich ihre älteren Geschwister töten, und das nehmen, was rechtmäßig ihr gehört. Sie musste sich davon abhalten, sich über den Abstand zwischen ihnen zu stürzen und ihren Dolch in Chaos Hals zu versenken. Geduld würde ihr hier am meisten bringen.
Chaos war traurig. Er würde gegen seine jüngeren Geschwister antreten müssen. Er wollte sie nicht verletzen, er liebte sie. Selbst wenn er sie aus ihrer Wirklichkeit hatte verbannen müssen, liebte er sie immer noch. Nun stand er ihnen in einem Kampf gegenüber, der entweder das Universum retten oder zerstören würde.
Void war wütend. Sie war wütend auf Order, weil diese so machthungrig war. Aber am meisten war sie wütend auf sich selbst. Als ältestes Kind des Kosmos hatte sie das Gefühl, dass es ihre Pflicht gewesen wäre, ihre drei Geschwister großzuziehen. Aber als sie vor den beiden stand, sie alle gekleidet in Rüstungen, konnte sie die riesige Welle an Schuld nicht abwehren, die sie zu überrollen drohte und ihr sagte, dass sie versagt hatte.
„Chaos, Void.", grüßte Order schließlich. Ihre Stimme war voller Gift. „Lange Zeit nicht mehr gesehen."
„Tu das nicht, Order.", bat Chaos, „Wir können das wiedergutmachen, aber bitte lass diesen Wahnsinn aufhören."
Order lachte. „Wie immer direkt zum Punkt, alter Bruder. Kriegen wir nicht einmal ein Hallo?
„Nein, aber ihr werdet ein Auf Wiedersehen bekommen, wenn wir euch zurück in euer Gefängnis schicken, dass euch für so lange beherbergt hat.", zischte Void.
Orders Kiefer spannte sich an, aber sie zwang sich zu einem übertrieben süßen Lächeln. „Ausdrucksstark wie eh und je, Schwester. Du würdest einen großartigen Verbündeten abgeben, zu schade, dass du dumm wie ein Stein bist."
Stille fiel wieder zwischen den Geschwistern, bis Chaos seufzte. „Dann ist das also Krieg."
Order grinste. „Das ist Krieg."
Es passierte alles innerhalb kürzester Zeit. Ein Dolch erschien in Orders Hand und sie stürzte sich mit Lichtgeschwindigkeit auf Chaos, ihr Dolch auf seine Kehle gerichtet. Chaos schaffte es, sich zur Seite zu rollen, seine Augen geweitet. Er zückte sein Schwert und hielt es in einer defensiven Position, als er und Void begannen, Order von unterschiedlichen Seiten zu umkreisen. Order schien nichts dagegen zu haben.
„Oh, das ist es also, wozu wir mächtigen Urgeschöpfe schließlich gekommen sind?", zog Order sie auf und zog einen weiteren Dolch aus der Luft, ihre Augen waren auf Void und Chaos gerichtet. „Zwei gegen einen? Wie erbärmlich."
Void knurrte wütend und stürzte sich auf Order, die ihre Dolche schwang und den Speer abfing, der auf ihre Brust gerichtet war. Sie grinste über Voids entschlossenes Gesicht, bevor sie ihr Bein hob und gegen Voids Kniescheibe trat. Das älteste Urgeschöpf stolperte, was Order die Gelegenheit gab, ihr einen oberflächlichen Schnitt am Unterarm zu verpassen. Ichor strömte aus der Wunde, und Void sah überrascht darüber aus, so früh im Kampf verwundet worden zu sein.
„Wenn man für Jahrtausende gefangen ist", erklärte Order, als sie sich zu Chaos drehte, „ist trainieren eine der wenigen Sachen, die man tun kann."
Order stürzte sich auf Chaos, der sein Schwert hob, um den Angriff abzuwehren. Sie versuchte dieselbe Taktik zu nutzen und trat nach Chaos' Kniescheibe, aber der Erschaffer sah es und hakte seinen Fuß unter Orders Bein, dass ihr Gewicht stützte. Sie fiel zu Boden, rollte aber schnell zurück und außer Reichweite von Voids Angriff. Diese stieß ihren Speer nach vorne und traf ihre Rüstung, wobei sie ein bisschen der roten Farbe abkratzte und das Metall minimal verbog.
Order sah zurück zu Void und knurrte. Sie verschwand in einem hellen Licht und tauchte wieder hinter Chaos auf und trat ihm in den Rücken, woraufhin er das Gleichgewicht verlor. Sei holte aus und stich mit ihrem Dolch nach seiner ungeschützten Wade. Die Waffe durchbohrte die Haut und Chaos stieß ein schmerzerfülltes Grunzen an und trat Order in den Bauch.
Während sie abgelenkt war, griff Chaos herab und zog den Dolch aus seinem Bein, wobei er leise wimmerte. Order hatte ihn genau in die Achillesferse gestochen. Er stolperte auf die Füße, versuchte den brennenden Schmerz in seinem Fuß zu ignorieren und drehte sich zu Void und Order, die in einem Duell versunken waren.
Void griff Order erneut an, ihren Schild hoch erhoben und den Speer auf Orders Bauch gerichtet. Order wartete bis Void in Riechweite war, bevor sie vor den blinden Fleck ihrer Schwester wirbelte. Nun stand sie direkt vor Voids Schild. Sie hob ihre rechte Hand und schnitt tief in Voids Oberarm, während ihre linke Hand den Schild von Voids Unterarm riss. Daraufhin hob Order den Schild und schlug das schwere Metallobjekt mit aller Wucht gegen Voids Gesicht.
Void wurde von den Füßen gerissen und in die Wand eines Gebäudes katapultiert, ihre Nase blutig und ihr Gesicht zerschlagen. Sie brach bewusstlos auf dem Boden zusammen.
Order wurde plötzlich von hinten umgerissen und fiel mit dem Gesicht voraus zu Boden. Sie rollte zur Seite und wich gerade so einem Schwert aus, dass sich in den Boden neben ihr bohrte. Sie drehte sich auf den Rücken und sah hoch in die wütenden Augen ihres Bruders.
Chaos schlug nach Orders selbstzufriedenem Gesicht und sah zufrieden dabei zu, wie Ichor aus ihrer Nase explodierte. Er hob seine Faust für einen weiteren Schlag, und diesmal traf er ihren Kiefer. Ihre Lippe spaltete sich und ihr roter Lippenstift verschmierte. Er wollte gerade für den dritten Schlag ansetzen, als Order wieder zu sich kam und Chaos Faust in ihrer eigenen fing.
Seine Augen konnten sich nur kurz weiten, bevor Order es um 360 Grad drehte und den Knochen brach. Chaos schrie vor Schmerz auf, zog seine Hand zurück und starrte auf den ungewohnten Winkel, in dem seine Hand abstand. Order ließ ihm allerdings keine Zeit zum Trauern, sondern packte ihn an der Kehle und tauschte ihre Positionen, sodass der Erschaffer nun gegen den Boden gedrückt wurde.
Chaos versuchte mit seiner heilen Hand ihren Griff zu lockern, während die andere nutzlos an seiner Seite hing. Sein Gesicht wurde mit jeder Sekunde bleicher, als er immer weiter versuchte Luft in seine Lungen zu bekommen und dabei versagte. Gerade als Chaos begann das Bewusstsein zu verlieren, ließ Order seine Kehle los und griff stattdessen nach seinem Knöchel. Chaos fuhr sich mit der Hand an die Kehle, hustete und schnappte verzweifelt nach Luft. Er schien nichts von Orders Absicht mitzubekommen.
Daraufhin schwang Order Chaos durch die Luft, immer noch an seinem Knöchel, warf ihn so Boden und sah dabei zu, wie der zerschlagene Körper ihres Bruders endlich aufhörte sich zu bewegen. Sie ging auf ihn zu und kniete sich neben ihn, nahm sein Kinn in ihre Hand und betrachtete den Schaden. „Erbärmlich.", sagte sie, bevor sie ihren Griff lockerte und aufstand. Sie sah zurück zu Void und sah, wie ihre ältere Schwester sich an der Wand abstütze, während sie ihre Augen zudrückte. Das würde spaßig sein.
Am anderen Ende des Kampffeldes kämpften drei Kommandanten des Chaos gegen End. Sie arbeiteten als ein Team, versuchten eine Öffnung in seiner Deckung zu finden. Einer der Kommandanten hatte Flügel und griff vom Himmel an, versuchte End zu treffen während er damit beschäftigt war, gegen die anderen zwei Kommandanten zu kämpfen. Eine andere Kommandantin stand ein paar Meter entfernt, einen Bogen in der Hand, mit dem sie auf das nichtsahnende Urgeschöpf schoss, ihre Pfeile fanden immer weitere Spalte in seiner Rüstung. Der letzte Kommandant hatte ein Schwert in der Hand, mit dem er zwischen Ends Angriffen hindurchtanzte. Wann immer er versuchte einen anderen Kommandanten anzugreifen, war er da um die Aufmerksamkeit des Urgeschöpfs komplett auf sich zu richten.
End wurde immer frustrierter. Immer wenn er sich zu einem seiner Angreifer wandte, war dieser bereits verschwunden und er wurde von einer anderen Seite angegriffen. Als eine ihrer Waffen einen Spalt in ihre Rüstung fand, hatte er genug. Mit einem Schrei stieß er eine kleine Machtexplosion aus. Der Kommandant im Himmel verlor sein Gleichgewicht und wurde zu Boden geworfen. Der Kommandant der ihn durchgehend aus der Nähe angegriffen hatte, wurde gegen ein Auto geschleudert und ließ die Windschutzscheibe zerspringen. Die letzte Kommandantin, die ihn mit Pfeilen beschossen hatte, wurde von ihrem eigenen Pfeil getroffen, er bohrte sich in ihre Schulter.
Die Kommandanten stöhnten, kamen aber sofort wieder auf ihre Füße. Derjenige, der ihn vom Himmel angegriffen hatte, Theron, stürzte auf ihn zu und hob sein Schwert um Ends' zu treffen. Der Kommandant biss seine Zähne zusammen, als er versuchte durch Ends Verteidigung zu dringen, aber jeder Schlag wurde abgewehrt.
„Warum tust du das?", fragte Theron End, als er sich unter einem Schlag auf seinen Hals hindurchduckte. Das Urgeschöpf hielt einen Moment lang inne, aber es war genug für Theron, er schlug mit dem Schwert nach Ends Kopf. Er sah es kommen und versuchte sich zurückzulehnen, es war kein fataler Schlag, aber er hinterließ einen tiefen Schnitt unter seinem Auge. End zischte und drückte eine Hand auf den Schnitt, knurrte, als er den goldenen Ichor auf seinen Fingern sah.
„Ich habe hunderte von tausenden Jahren eingesperrt in einer Welt ohne Licht verbracht", sagte End als er mit seinem Schwert nach Theron schwang, „Es gab keine Sonne, und keinen Mond. Es gab keinen Ozean. Es gab keine Bäume, nur Dunkelheit. Es war eine Welt, gemacht, um dich verrückt zu machen, und alles was ich hatte war Order, sie half mir zu überleben, und ich half ihr das Gleiche zu tuen. Ihr werdet untergehen, ihr seid fünfzehn zu eins in der Unterzahl, und Order hat bereits meine Geschwister außer Gefecht gesetzt, ergebt euch jetzt und ich werde euch Gnade gewähren."
Theron wirbelte herum und tatsächlich, Chaos lag bewusstlos auf dem Boden, während Void schwächlich ihr Bestes versuchte sich gegen Order zu verteidigen. Er wirbelte zurück um Mercy gegen End kämpfen zu sehen, Stardust versuchte wieder in eine gute Position zu kommen und wieder Pfeile zu schießen, aber ihr Gesicht verzog sich voller Schmerz bei jeder Bewegung ihrer Schulter. Er sah sich um, um zu sehen, wie sich die anderen Divisionen und Kommandanten machten.
Es war nicht gut. Die kleinen Gruppen waren zerschlagen worden, sie waren überwältigt worden und kämpften nun Rücken and Rücken gegen Horden an Monstern. Ein paar waren sogar bewusstlos. Er sah hoch zu den Dächern um einige der Bogenschützen im Duell gegen Feinde zu sehen, sie konnten nicht mehr die Bodentruppen unterstützen. Der größte Teil der Kavallerie war tot, genauso wie ihre Reiter. Ihre Ränge wurden immer lichter und lichter. Gemini und Queen, die Assassinen der Void, kämpften Rücken an Rücken gegen eine kleine Gruppe niederer Unsterblicher. Es sah nicht so aus, als würden sie es schaffen.
Theron sah zurück zu dem Duell zwischen Mercy und End, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie Mercy von der flachen Seite von Ends Klinge bewusstlos schlagen wurde. Theron konnte es nicht glauben, er war seit über achthundert Jahren am Leben, und er hatte keinen einzigen Kampf verloren. Und doch war er hier, fünf Minuten nach Beginn ihres Kampfes gegen Order und End, und ihre Ränge fielen schneller auseinander als Sand. In jeder vergehenden Sekunde fielen zwei ihrer Männer. Er drehte sich um und sah, dass Chaos und Void beide bewusstlos waren, Order stand siegreich über den beiden gebrochenen Körpern.
Als er das sah, fällte er eine schnelle und fatale Entscheidung. Die Fäuste ballend ließ er sein Schwert fallen und rief so laut er konnte;
„Ich ergebe mich."
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