Kapitel 16 ~ Wenn sie nur wüssten
Theron entzog sich der Umarmung seiner Schwester.
Wenn sie nur wüsste.
Sie beide drehten sich um und gingen in angenehmer Stille in Richtung Thalias Baum. Als sie die Grenze erreichten, standen dort die Kohorten 3, 4 und 5, und da war eine Person, die sie anzuführen schien, wahrscheinlich ein Prätor. Besser gesagt eine Prätorin, sie hatte rabenschwarze Haare, die über ihre Schultern flossen und in der Mitte ihres Rückens endeten. Die Halbgöttin hatte grüne, stürmische Augen, die aussahen, als enthielten sie einen Sturm der Kraft. Ihr lila Umhang wehte im Wind als sie die die Kohorten voller Macht anführte, ihre Adlermedaille glitzerte im Sonnenlicht.
Theron überblickte die Menge an Halbgöttern, nach einem bekannten Gesicht suchend. Schließlich entdeckte er Mercy, der sich mit einigen der anderen Kommandanten und einem Mädchen unterhielt. Ein einzelner Zopf hielt ihre schwarzen Haare zusammen und fiel über ihre rechte Schulter. Ihre onyxschwarzen Augen waren berechnend, aber gelichzeitig enthielten sie auch etwas Wärme und Humor.
Reyna.
Genau das, was Theron brauchte, mehr Leute aus seiner Vergangenheit, um ihn an die schlimmsten Tage seines Lebens zu erinnern. Er ging auf Mercy und die anderen Kommandanten zu.
„Wenn man vom Teufel spricht!", rief Mercy aus, unter seiner Kapuze grinsend, „Da bist du ja. Wir haben gerade über dich geredet."
Theron nickte und drehte sich zu Reyna, sie trug ihren lila Umhang nicht, der ihre Prätorschaft signalisierte. „Und wer bist du...?"
Reyna trat vor und hielt ihm ihre Hand hin. „Reyna Ramírez-Arellano, Tochter der Bellona, von Lord Jupiter ernannte Pontifex Maximus. Du musst Theron sein?"
Theron drehte sich zurück zu den römischen Kohorten, die jetzt das Camp betraten. Es war gut, dass sie jetzt Verstärkung hatten, nun könnten sie mögliche Bedrohungen sehr viel schneller und sicherer ausschalten. Seine Augen kehrten wieder zu der jungen Prätorin zurück. Sie sah nicht älter aus als sechzehn, und sie führte bereits eine komplette Legion an.
„Du hast die Prätorin bemerkt?" Reyna trat neben Theron, sie beide betrachteten die marschierenden Reihen von Römern.
„Ja."
„Das ist Julia Riverwound, Tochter des Neptuns. Sie ist eine gute Anführerin.", erklärte Reyna, ihre Augen glitzerten mit Stolz.
„Du kennst sie persönlich?", fragte sie, immer noch Julia betrachtend.
„Ja, sie kommt manchmal zu mir, wenn sie Rat braucht. Es kann manchmal echt überwältigend sein."
„Allerdings."
Julia leitete die Kohorten ins Camp und schickte sie los, um ihr Camp in der Nähe des Waldes aufzubauen. Es würde ein paar Stunden dauern, da es immerhin drei der fünf Kohorten waren. Sie überblickte die Menge und als ihr Blick auf Reyna landete, hellte sich ihr Gesicht sichtlich auf. Das junge Mädchen kam herübergerannt.
„Hey Reyna", grüßte Julia und sah zwischen der Pontifex Maximus und der Figur in ihrem Mantel hin und her.
„Gut gemacht, Julia. Das ist Theron. Er und ein paar andere werden im Camp Halfblood bleiben um mit dem Krieg zu helfen."
Theron streckte seine Hand aus, um die der Tochter des Neptuns zu schütteln. Sie starrte sie ein paar Sekunden an, bevor sie der ausgestreckten Hand ein High Five gab.
Reyna schnaubte und hatte Probleme dabei ihr Lachen zu unterdrücken. Theron stand da, überrascht, bevor er leise anfing zu lachen. Dieses verwandelte sich bald in lautes Lachen bis beide, Reyna und Theron, lachend auf dem Boden umherrollten und versuchten Luft zu bekommen. Julia stand einfach nur da, tomatenrot und verwirrt.
„Oh, meine Götter", meinte Theron und stand wieder auf, „Ich habe seit Ewigkeiten nicht mehr so gut gelacht, danke Julia."
„Ähm... gern geschehen?", erwiderte sie, immer noch verwirrt.
Das Muschelhorn ertönte, das Mittagessen signalisierend. Die drei gingen in Richtung des Pavillons. Sie gingen zu ihren einzelnen Tischen und setzten sich. Theron setzte sich an den Chaos Tisch und sah still dabei zu, wie seine Kammeraden miteinander sprachen und einfach die Zeit genossen. Irgendwo hinter ihm räusperte sich jemand. Die Gespräche im gesamten Pavillon verstummten, als die Camper dabei zusahen, wie Theron sich zum Ursprung des Geräuschs umdrehte.
Da standen die Sieben, wütend und misstrauisch aussehend. Hinter ihnen war Estelle, die verlegen zu Boden blickte.
„Du hast gelogen.", sagte Jason, die Arme verschränkend.
„Entschuldigung?", fragte Theron und stand auf.
„Du hast gelogen", dieses Mal antwortete Leo (ich habe keine Ahnung, wo er herkommt, tut einfach so, als wäre er schon immer da gewesen), und er sah wütend aus. „Du weißt etwas über Percy Jackson."
Der Pavillon war so still, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. „Ich weiß nicht, worüber ihr sprecht."
Theron wollte sich gerade umdrehen und davongehen, als ihm ein Dolch gegen die Kehle gedrückt wurde. Er sah hoch und begegnete den nun kalten Augen von Reyna Ramírez-Arellano.
„Das glaube ich nicht.", flüsterte Reyna, ihre Stimme war ruhig und doch frustriert.
Die anderen Kommandanten sprangen auf die Füße und wollten ihre Waffen ziehen, als Theron sprach;
„Ich habe das", sagte er, genauso ruhig wie Reyna.
Er sah zurück in die Augen der Pontifex Maximus. „Was willst du wissen?"
„Wo ist er?" Er drehte sich langsam um, Reynas Dolch immer noch an seiner Kehle.
Hazel war die Person, die gefragt hatte.
„Ich weiß es nicht.", sagte er ruhig.
„Bullshit!", sagte Annabeth, die schlussendlich doch sprach, „Wo ist er?"
„Ich werde euch eine Sache sagen...", erwiderte Theron.
Nicht einmal die Vögel zwitscherten. Es war, als on sie ebenfalls seine Antwort hören wollten.
Theron sah in Estelles braune Augen, die jede seiner Bewegung verfolgten.
„Athenes Bibliothek. Weltraum Abteilung."
Niemand sprach einen Moment lang.
„Was zum Hades bedeutet das?", sagte Piper, Annabeth anschauend, die in Gedanken verloren war.
Theron flammenreiste an seinen Platz neben Mercy, Reyna und dem Sohn des Hermes den Schock ihres Lebens einjagend.
„Nun, wenn ihr mich entschuldigt, es gibt ein paar Dinge, um die ich mich kümmern muss.", sagte der Assassine eisig.
Daraufhin drehte er sich um und ging aus dem Raum hinaus, sein Mantel wehte hinter ihm her, als er in Richtung der Arena ging.
„Athenes Bibliothek...", murmelte Estelle so leise, dass nur sie es hören konnte, als sie in Richtung ihrer Hütte davonging.
Die Halbgöttin ging zum Brunnen, der in der Mitte der Hütte stand. Sie griff in ihre Tasche hinein und zog eine Drachme heraus.
„Oh, Iris, Göttin des Regenbogens, bitte akzeptiere meine Opfergabe und zeige mir Athene auf dem Berg Olymp."
Ein Bild im Nebel schimmerte und erwachte zum Leben, die Göttin der Weisheit enthüllend, die auf ihrem Thron saß und ein Buch las.
Athene sah hoch und lächelte, die beiden verstanden sich relativ gut, vor allem da Estelle von Poseidon adoptiert worden war. Sie begleitete Annabeth manchmal auf ihren Besuchen auf den Olymp.
„Hallo, Estelle. Wie kann ich dir helfen?", fragte sie freundlich.
„Ich habe gerade einen Tipp über Percy Jacksons Aufenthaltsort von Theron, diesem Kommandanten Typen, erhalten.", antwortete die Halbgöttin.
Athene lehnte sich nach vorne, offensichtlich interessiert. „Was hat er gesagt?"
„Alles was er gesagt hat ist, und ich zitiere; ‚Athenes Bibliothek, Weltraum Abteilung.'"
Die Göttin runzelte die Stirn. „Ich habe diesen Bereich meiner Bibliothek seit ein paar Jahrtausenden nicht mehr besucht."
Athene stand auf und fing an, in Richtung ihrer persönlichen Bibliothek zu gehen, die Iris Nachricht folgte ihr. Sie betrat das Gebäude und ging die langen Korridore voller Bücher hinunter, perfekt darin navigierend. Die Göttin kam in der richtigen Abteilung an und ging an den riesigen Bücherregalen vorbei.
„Ich sehe nichts außergewöhn-", Athene brach abrupt ab als sie auf ein Regal zuging, in dem ein Buch zu fehlen schien. Anstelle des Buches lag ein kleiner Zettel, voller Staub und verwittert. Sie hob das Papierstück vorsichtig hoch und las.
Also habt ihr es tatsächlich so weit geschafft? Stand dort. Ich frage mich, wie lange es wohl gedauert hat. Jagt ihr mich immer noch? Oder habt ihr euren Fehler erkannt? Es ist egal. Wenn ihr das hier lest, werde ich schon lange weg sein. Ihr verschwendet nur eure Zeit, wenn ihr immer noch nach mir sucht. Ich kann euch vergeben, aber ich werde nie vergessen.
- Percy Jackson
Beide, die Göttin und die Halbgöttin, waren still.
„Danke dir, Estelle.", sagte Athene, ihre Stimme klang traurig. „Ich werde dies dem Rat präsentieren."
Mit diesen Worten fuhr sie mit der Hand durch die Iris Nachricht, die Verbindung unterbrechend.
Estelle seufzte und ging aus ihrer Hütte heraus, beinahe in Julia hineinrennend.
„Oh, hey Jules!", sagte Estelle, kurzzeitig die Nachricht vergessend, die Athene soeben gefunden hatte.
„Hey Stella. Was geht?", fragte sie lächelnd.
„Nichts, ich wollte gerade zum trainieren in die Arena gehen."
„Was dagegen, wenn ich mich dir anschließe? Es ist eine Weile her, dass wir miteinander gekämpft haben."
Estelle grinste und die zwei gingen in Richtung der Arena.
„Freust du dich auf den Heldentag?", fragte Julia, zu ihrer Halbschwester hinübersehend.
„Oh, meine Götter! Ich habs komplett vergessen, es ist morgen, oder?", rief Estelle aus.
Julia kicherte und nickte.
„Was machen sie dieses Jahr?", fragte Estelle.
„Ich weiß nicht. Haben sie letztes Jahr nicht Jasons, Pipers und Leos Quest gemacht?"
„Ich glaube..."
Die zwei betraten die Arena und waren überrascht zu sehen, dass sie größtenteils leer war. Die einzige Person, die dort war, war Theron, der einen Strohdummy brutal angriff. Innerhalb weniger Sekunden hatte er diesen zu einem Haufen Stroh reduziert.
Die zwei Halbgöttinnen sahen einander an, gingen aber trotzdem weiter. Theron sah vom Strohhaufen zu den beiden Mädchen auf und lächelte.
„Hey, Estelle, Julia", grüßte er, „Seid ihr hier um zu kämpfen?"
„Jup", sagten sie beide gleichzeitig, Theron leise lächeln lassend.
„Okay, ich werde euer Schiedsrichter sein."
Die zwei Mädchen lächelten und gingen in Position.
Julia tippte ihr Armband ein paar Mal an, es in eine Version von Springflut aus kaiserlichem Gold verwandelnd. Estelle zog ihren Kugelschreiber heraus und nahm die Kappe ab, woraufhin Springflut hervorkam und Julia nach Luft schnappte.
„Das... das ist nicht Springflut Springflut, oder?", fragte sie, ihre Augen weit.
Estelle nickte.
Die zwei betrachteten den Stand der jeweils anderen, versuchten eine Schwäche zu finden. Julia stürmte los und schwang ihr Schwert auf Estelles Taille, woraufhin diese nach hinten sprang um nicht in zwei geschnitten zu werden. Sie erlangte schnell ihren Stand wieder und stürzte sich auf Julia. Sie schwang ihr Schwer in einem Bogen, bis es von der Tochter des Neptuns abgefangen wurde. Die zwei drückten vorwärts, jede von ihnen versuchte, die Oberhand zu gewinnen. Julia stolperte und Estelle drückte vorwärts, woraufhin die Tochter des Neptuns zu Boden fiel, Springflut an ihrer Kehle.
„Ergibst du dich?", fragte Estelle, schwer atmend.
„Ja", seufzte Julie und stand auf, sobald die Klinge von ihrer Kehle verschwand. „Du warst mega!"
Estelle wurde rot und murmelt, „Danke."
Sie sahen beide zu Theron auf, der breit lächelte.
„Das war wirklich gut, ihr beide seid unglaubliche Schwertkämpferinnen.", stellte er fest.
Theron sah hoch und sein Lächeln verschwand, seine Peiniger waren wieder da.
„Kann ich euch helfen?", knurrte er, und sah die Sieben, Reyna, Nico, Thalia, Grover und ein paar der anderen unsterblichen Camper an.
Diese ignorierten ihn und sahen Estelle an.
„Wo hast du dieses Schwert her?", fragte Annabeth mit Blick auf Springflut.
„Ich, ähm...", stotterte sie, versuchend eine Antwort zu finden.
„Ich habe es ihr gegeben.", antwortete Theron an ihrer Stelle, woraufhin sich die Köpfe der Halbgötter zu ihm drehten.
Thalia knurrte, ging zu Theron, und verpasste ihm eine Ohrfeige.
Theron lachte nur leicht.
„Ich frage dich nochmal. Und es ist mir egal, ob du Teil der Armee des Chaos bist oder nicht. Wo ist mein Cousin?!", rief sie, Tränen sammelten sich in ihren Augen.
Das schockierte Theron ein bisschen. Warum interessierte es sie? Sie war eine der vielen, die ihn gejagt hatte.
Plötzlich kam ein Camper in die Arena gerannt.
„Ähm... Chiron hat ein Treffen einberufen, er will, dass alle da sind."
„Danke, Markos, wir werden gleich da sein.", sprach Annabeth, ihre Stimme wackelig, Tränen glitzerten auch in ihren Augen.
Markos nickte und rannte wieder aus der Arena hinaus.
„Das ist noch nicht vorbei, Punk.", drohte Clarisse, „Du weißt etwas, und wir werden es herausfinden."
Theron seufzte und flammenreiste aus der Arena heraus und in den Konferenzraum des Großen Hauses. Der Raum war eindeutig größer geworden. Anstatt eines Ping-Pong-Tisches gab es jetzt einen größeren Tisch, um den alle Hüttenältesten passen konnte.
Einer nach dem anderen betraten genau diese den Raum, jeder seinen Platz einnehmend.
Jason war da für die Zeus Hütte, Piper für Aphrodite, Leo für Hephaistos, Clarisse für Ares, Connor Stoll für Hermes, Katie Gardner für Demeter, Annabeth für Athene, Nico für Hades, Thalia für Artemis, Will Solace für Apollo, Pollux für Dionysus und Estelle für Poseidon. Ein paar spezielle Gäste waren ebenfalls da, unter anderem Grover, Julia, Max und ein paar andere. Chiron war der letzte, der den Raum betrat.
„Danke, dass ihr euch uns heute hier angeschlossen habt.", fing der Zentaur traurig an. „Athene hat einen Brief gefunden, den Percy hinterlassen hat."
Der Raum war still, Theron stand in der Ecke, er dachte nicht, dass jemand bemerkt hatte, dass er da war.
„Was steht drin?", fragte Piper, ihre Stimme zittrig und leise.
Chiron hielt den kleinen, verwitterten Zettel hoch und las die Nachricht erneut vor.
Also habt ihr es tatsächlich so weit geschafft? Ich frage mich, wie lange es wohl gedauert hat. Jagt ihr mich immer noch? Oder habt ihr euren Fehler erkannt? Es ist egal. Wenn ihr das hier lest, werde ich schon lange weg sein. Ihr verschwendet nur eure Zeit, wenn ihr immer noch nach mir sucht. Ich kann euch vergeben, aber ich werde nie vergessen.
- Percy Jackson
Theron stand still da, die Gesichtsausdrücke seiner einst besten Freunde betrachtend. Kein einziger von ihnen hatte trockene Augen. Selbst Clarisse und Reyna, einige der zähsten Personen, die er kannte, hatten Tränen in den Augen.
„Wenn er nur wüsste...", sagte Hazel traurig.
Wenn er nur was wüsste?
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