Epilog

Bisher

„Was willst du tun? Mich töten?"

Das schien den Trick wunderbar zu vollführen. Order brodelte praktisch vor Wut als sie sich +nach vorne stürzte, ihr Dolch gezückt, bereit, seinen Hals zu durchbohren. Percy lehnte sich im verzweifelten Versuch, der Klinge auszuweichen zurück. Er hob seinen Dolch, den er auf dem Weg hierher aufgesammelt hatte, aber er wurde weggeschlagen und flog durch den Saal. Er kniff die Augen zusammen.

Ein ungläubiges Schnappen nach Luft schien durch den Berg zu echoen. Die Waffe hätte ihn längst treffen müssen. Percy öffnete langsam die Augen. Orders Dolch war gerademal einen Zentimeter von seinem Hals entfernt. Und durch Orders Brust war ein flammendes Stück Holz gebohrt worden.

Percy sah hoch um die wütenden, flammenden Augen von Hestia zu sehen. Der letzten Olympierin.

Jetzt

Kennt ihr das Gefühl, wenn ihr das Ende einer Bücher- oder Fernsehserie erreicht, dass ihr seit Monaten, wenn nicht seit Jahren lest oder schaut? Das leere Gefühl, dass euch mit der Frage zurücklässt, was ihr jetzt tuen sollt? Im Krieg ist es nicht anders. Vor allem wenn es alles ist, was man je gekannt hat. Alle träumen davon, den Krieg zu beenden, die Welt vom Bösen zu befreien. Sie nutzen komplizierte Pläne, Mut, Zusammenarbeit, Manipulation, alles was es braucht, um diesen finalen Schlag durchzuführen, der den Krieg ein für alle Mal beenden wird. Monate, Jahre des Planen und Trainierens. Aber nun, da man hier ist, wo man diesen letzten Schlag vollbracht hat, was soll man tun?

Vielleicht einen langen Urlaub machen? Sich niederlassen, einen Partner finden? Kinder haben? Die Welt erkunden? Wenigstens ist dieser Krieg vorbei, nicht wahr? Falsch. Der Krieg ist niemals vorbei. Der Krieg ist unendlich. Die Schreie, der Tod, die Explosionen, sie werden einem immer folgen, werden vielleicht die Form eines explodierenden Feuerwerks oder dem Höhepunkt einer Achterbahn annehmen. Physisch mag der Krieg vorbei sein, aber mental? Mental ist man immer noch auf dem Kampffeld, kämpft um sein Leben gegen die Dämonen, die versuchen es zu stehlen.

Und so, als Order blutend auf dem Boden des Thronraums lag, als Ichor und Blut den weißen Marmorboden befleckten, als Theron in seinem Stuhl bewusstlos vor Erschöpfung zurückfiel, als die Götter in ihrem bewusstlosen Zustand gelegentlich zuckten, als Freunde und Geschwister die Tode ihrer Geliebter betrauerten, als sie einander ein wenig fester umarmten, konnte man vorhersehen, dass diese schrecklichen Momente als heroische Legenden weitererzählt werden würden. Dieses eine Kind, dass eine Gruppe Höllenhunde besiegt hatte, um seine Freunde zu retten, würde durch eine Geschichte verewigt werden. Man würde diejenigen, die gestorben waren, ehren und sich an sie erinnern. Genauso, wie es schon immer gewesen war.

***

„Perseus?" Hestia schüttelte den Jungen, der in seinem Stuhl zusammengebrochen war. Er bewegte sich, weigerte sich aber aufzuwachen. Die Göttin seufzte und schüttelte den Jungen erneut. „Perseus, ich verstehe, dass du erschöpft bist, aber meine Familie wird bald erwachen."

Percy stöhnte und öffnete ein Auge. „Und...?", murmelte er undeutlich und schloss sein Auge erneut. Hestia seufzte und schnippte mit den Fingern. Ein Glas Wasser erschien in ihrer Hand und sie spritzte es ins Gesicht des Jungen. Percy versteifte sich und wachte sofort auf. Er sah Hestia und funkelte sie wütend an. „Das war unnötig."

„Ich entschuldige mich, aber ich habe mir gedacht, dass du wahrscheinlich ein Wort in dem haben willst, was hier als nächstes passiert.", erklärte Hestia. „Meine Familie erwacht bald, und das letzte Mal, als ich nachgeschaut habe, hattest du ihnen deine Identität noch nicht enthüllt."

Percy erbleichte leicht. Seine Finger tippten nervös auf der Armlehne seines Stuhles. Ein Stirnrunzeln erschien in seinem Gesicht, bevor er sich ergeben zurückfallen ließ. „Nun, es ist ja nicht so, als ob ich irgendwohin könnte. Ich wurde von einem fucking Gebäude erdrückt. Ich werde niemals wieder surfen gehen können."

Hestia runzelte die Stirn, ging hinter den Stuhl und streckte ihre Hände aus, um Percys Rücken zu berühren. Ihre Finger glühten in einem gedämpften orange. „Bitte entschuldige meine mütterlichen Instinkte Perseus, aber achte bitte auf deine Wortwahl." Ihre Finger wanderten seine Wirbelsäule hinunter, beruhigten seine angespannte Haltung bis sie sich auf einen einzigen Punkt in Percys unterem Rücken konzentrierten. „Ich bin keine Göttin der Heilkunst, Perseus, aber ich werde mein Bestes versuchen."

Das dumpfe, orange Leuchten um Hestias Finger wurde heller. Hestia schloss konzentriert ihre Augen, fokussierte sich alleine auf ihre Kräfte. Das orange Licht leuchtete hell auf, bevor es verschwand. Hestia zog ihre Hand zurück und holte zitternd Luft, hielt sich eine Hand an die Stirn während sie die andere dazu nutzte, sich aufrecht zu halten.

Percy holte tief Luft und zuckte zusammen. Seine Beine schrien vor Schmerz. Er hatte niemals gedacht, dass er sich eines Tages über Schmerzen freuen würde, aber es fühlte sich an, als wäre er im Elysium. Er wackelte mit den Zehen, jede Bewegung ließ Schmerzen durch seinen Körper strömen, aber er hieß sie willkommen. In seiner Begeisterung sprang er auf die Füße. Seine Knie gaben sofort nach und er wäre aufs Gesicht gefallen, wenn Hestia ihn nicht aufgefangen hätte.

„Perseus, ich mag deine Paralyse geheilt haben, aber Orders Magie hat ihre Spuren an dir hinterlassen. Es scheint, als hätten ihre Kräfte allein deinen Segen von Lord Chaos ruckgängig gemacht.", sagte Hestia und half ihm zurück auf seinen Stuhl. Es stimmte. Seine dunklen Flügel unterstützten nicht mehr sein Gewicht. Es fühlte sich komisch an. „Du wirst wahrscheinlich permanente Schäden davontragen."

Percy seufzte und nickte ernst. Die Stille des Berges wurde von einem Stöhnen unterbrochen. Der Kommandant spannte sich an, und Hestia platzierte sich vor seinem Stuhl und blockierte die Sicht des erwachenden Gottes. Im Zentrum des ruinierten Thronraums erwachte Poseidon aus seiner Bewusstlosigkeit. Michael, der nach Apollos Verletzungen sah, rannte sofort hinüber.

„Lord Poseidon", sagte Michael und legte eine Hand auf die Brust des Gottes. „Bitte gebt mir einen Moment."

Die Hände des Jungen begannen in einem hellen gelb zu glühen, bis es unmöglich war sie anzusehen. Poseidon fühlte, wie seine Kräfte begannen zurückzukehren und schon bald schaffte er es, sich aufzusetzen. Er sah sich um und ein ernster Ausdruck überkam sein Gesicht. Als seine Augen auf die unbeschädigten Throne fielen, sah es aus, als wäre ein Gewicht von seinen Schultern gehoben worden. „Haben wir gewonnen?", fragte der Gott, erhob sich langsam vom Boden und wischte sich den Staub von der Rüstung. Michael zog sich zurück und sah weiterhin nach den Gefallenen.

„Ja, Bruder.", antwortete Hestia ihm. Hinter ihr saß Percy absolut still, seine Augen geweitet und sein Atem zittrig. „Order ist besiegt worden."

Poseidons Augen fielen auf die gebrochene Form am Boden, die anscheinend von einem Stück Holz erstochen worden war. Er sah seine Schwester an, ein stolzes Lächeln formte sich auf seinem Gesicht. „Hast du das getan, Schwester?", fragte er voller Stolz.

Hestia nickte. „Ich tat, was ich tun musste."

Poseidon rannte lachend auf seine Schwester zu, umarmte sie und hob sie hoch, bevor er sie herumwirbelte. Die Göttin schrie überrascht auf und verstärkte ihren Griff. „Ich wusste, dass du etwas feurigen Geist in dir hast!"

Hestia lachte. „Lass mich runter, Poseidon!"

Der Gott gehorchte und setzte seine Schwester sanft ab. In der Nähe knackte Holz und unterbrach ihren Moment. Poseidons Augen fuhren zum Geräusch herum, aber alles was er sah, war ein Holzstuhl und ein Blitz Meeresgrün, der ihn an seine eigenen Augen erinnerte. Seine Augenbrauen verengten sich. „Was war das?"

Hestia runzelte die Stirn und sah den leeren Stuhl an. „Ein Freund."

***

Percy brach gegen die Seite des Gebäudes zusammen. Der Mond stieg am Himmel hinauf und er konnte die Sterne sehen, wie sie glitzerten und blinkten. Alles brach plötzlich auf ihn herab und er gönnte sich etwas Ruhe, selbst wenn es nur für eine Minute war.

„Oh Percy.", sagte jemand links von ihm. Die Stimme war sanft und nett, und sehr vertraut. Er drehte sich in Richtung des Geräusches um, seine Finger zuckten automatisch in Richtung seines Ringes. Dort, am Eingang der Gasse, stand eine Frau. Sie hatte ergrauende Haare und sanfte, braune Augen, die ihn an Estelles erinnerten. Seine Augen weiteten sich als er erkannte, mit wem er da sprach.

„Mom", sagte er, seine Stimme nicht lauter als ein Flüstern. Er sprang auf die Füße, ignorierte den Schmerz, der dabei seinen Körper durchfuhr, humpelte auf sie zu und warf sich in ihre Arme. Jedenfalls versuchte er es. Sein Körper fuhr durch den seiner Mutter und ihre Form löste sich in Nebel auf. Sie formte sich sofort wieder.

Seine Mutter lächelte ihn traurig an, was ihm alles sagte, was er zu wissen brauchte. Sie war nicht wirklich hier. Sie war vor langer Zeit gestorben, und doch war ihr Geist vor ihm. In seinen Augen sammelten sich Tränen. „Es tut mir so leid, Percy.", sagte sie, „Du hast nichts davon verdient."

Ein Schluchzen durchfuhr seinen Körper und seine Mutter hob ihre Hand, als wollte sie seine Tränen wegwischen. Ihre Hand löste sich in Nebel auf. „Lass es alles raus." Und das tat er. Er ließ all die aufgestauten Emotionen, die er die letzten achthundert Jahre gefühlt hatte, raus und ließ sich mit den sanften Beruhigungen seiner Mutter schluchzen.

Zu der Zeit, als er sich wieder beruhigt hatte, stand der Mond hoch am Himmel. Percys Schluchzer hatten sich in leichten Schluckauf verwandelt. „Was... Wie bist du hier?"

Sally lächelte sanft. „Lord Hades dachte, dass es vielleicht gut wäre, wenn ich dir einen Besuch abstatte."

Percy lachte leise.

„Weißt du, wie stolz ich auf dich bin?", fragte Sally ihn. „Ich liebe dich so sehr, Percy. Vergiss das nicht."

„Das werde ich nicht.", murmelte Percy erstickt, „Ich verspreche es."

„Ich weiß, aber es ist an der Zeit, dass du aufhörst vor deiner Vergangenheit wegzurennen."

„Was?"

Sally lächelte. „Ich habe dich aufgezogen, Percy. Ich weiß wie du denkst. Du wirst ihnen irgendwann gegenübertreten müssen, und es wäre besser, wenn du es früher als später tust. Besser für dich und besser für sie."

„Ich weiß nicht..."

Sallys Form flackerte. „Du wirst deine Entscheidung bald treffen müssen." Sie lehnte sich vor und er fühlte den Hauch ihrer Lippen auf seiner Stirn. „Ich liebe dich, Percy. Das habe ich schon immer und das werde ich immer."

Und dann war sie verschwunden. Aber Percy hatte bereits seine Entscheidung getroffen.

***

Die Götter zuckten so langsam, vielleicht die Hälfte von ihnen war bereits bei Bewusstsein und hatte medizinische Hilfe erhalten. Void war wieder auf den Beinen und hielt sich in der Nähe von Chaos, der einen Verband um seine Mitsektion und einen elendigen Ausdruck im Gesicht hatte. Ein paar der Kommandanten des Chaos waren ebenfalls wieder auf den Beinen, liefen umher und sprachen in gedämpften Stimmen miteinander. Sie gaben ihr Bestes, unbemerkt zu bleiben und sich um ihre Verletzten zu kümmern.

Die Götter hatten andere Pläne. Vor allem Artemis, die die Fähigkeiten von zwei der Kommandantinnen mit den Bögen bemerkt hatte. Sie war beeindruckt und versucht ein Gespräch mit den beiden zu starten, die Probleme damit zu haben schienen, mit ihr zu sprechen. Apollo redete in der Zwischenzeit fröhlich mit seinem Sohn Michael.

Hestia war an ihren Platz an der Feuerstelle zurückgekehrt und stocherte im Feuerholz herum, im Versuch, die Flammen wachsen zu lassen. Ihr Verstand wanderte zu dem Jungen mit den meeresgrünen Augen und dem, was er als nächstes tun würde. Allerdings wurden ihre Gedanken unterbrochen, als eine Tochter der Athene mit ihren Freunden in den Thronraum stürzte.

„Mutter", Annabeth rannte zu ihrer Athene hinüber, die auf ihrem Thron saß und sich die Schläfen rieb. „Bist du okay? Haben wir gewonnen? Wo ist Order? Was-"

„Annabeth", unterbrach Athene. Ihre Tochter wurde sofort still. „Beruhige dich. Order ist erledigt worden, Hestia sei Dank." Die Göttin lächelte. „Wir haben gewonnen."

Annabeths Schultern entspannten sich sofort. Erschöpfung forderte ihren Tribut. Sie nickte, ihre Augen wurden langsam glasig, und sie ließ sich langsam neben den Thron ihrer Mutter sinken. „Oh..."

Der Rest hatte ähnliche Reaktionen, Leo machte den Boden zu seinem neuen Bett, Jason und Piper lachten über ihn und machten sich auf den Weg zur Feuerstelle. Leo stöhnte von seinem Platz auf dem Boden, „Also ist es vorbei? Einfach so?"

„Für dich, ja.", erwiderte Void, „Order mag besiegt worden sein, aber ihre Armee ist immer noch da draußen. Hoffentlich werden die Planeten nach eurem Sieg anfangen zu rebellieren, aber es wird immer noch einige Zeit dauern um ihre Verbündeten loszuwerden."

Die Stimmung des Raumes verdunkelte sich. In den Schatten des Raumes räusperte sich jemand. Die komplette Aufmerksamkeit des Raumes richtete sich auf eine einzige Person. Sie war deutlich ein Mann, aber man konnte nicht wirklich einen Blick auf sein Gesicht erhaschen. Es war, als würden die Schatten jeden davon abzuhalten ihn zu sehen. Nico und Hazel schnappten allerdings nach Luft und erbleichten, ihre Münder hingen offen und Unglauben füllte ihre Augen.

„Über Orders Flotte, ich habe jemanden geschickt, der sich darum kümmert.", sagte der mysteriöse Mann, seine Stimme war entschlossen und gleichzeitig doch wacklig. „Ich bin mir sicher, dass er den Job erledigen wird."

„Ah, danke dir, Theron." Chaos nickte anerkennend den Kopf und lachte leise. „Natürlich hast du dich darum gekümmert."

Theron zuckte mit den Schultern. Allerdings wurde seine gelassene Erscheinung davon gebrochen, dass Phantom mit geweiteten Augen auf ihn zustürmte. „Was tust du? Du weißt, dass Nico und Hazel dich sehen können, oder?!", flüsterte sie harsch.

Theron lächelte das Mädchen traurig an. „Es ist Zeit für mich, nach Hause zurückzukehren.", erwiderte er, „Ich denke, es ist an der Zeit, dass wir alle nach Hause zurückkehren."

Er sah für Bestätigung zu Chaos, aber das Urgeschöpf schüttelte seinen Kopf. Es war eine Entscheidung, die sie würden treffen müssen, und er würde sich nicht einmischen. Zeus betrachtete die Szene voller Interesse. „Ähm, Entschuldigung?" Er richtete die Aufmerksamkeit der Kommandanten auf sich. „Aber war genau bist du?"

Viele der Götter fragten sich das Gleiche, lehnten sich in ihren Thronen nach vorne um einen Blick auf den demaskierten Kommandanten zu erhaschen. Nur zwei der Götter waren etwas ruhiger, auch wenn sie einen wissenden Blick miteinander wechselnden.

Theron lachte über Zeus verwirrtes Gesicht. „Das würdest du gerne wissen, nicht wahr?"

Der Gott verengte die Augen. Donner rumpelte gefährlich in der Ferne. „Ich habe höflich gefragt, Junge. Wer bist du?"

Theron holte tief Luft, trat aus den Schatten und hinein in das Licht. Hinter sich ließ er seine Verkleidung. Er konnte fühlen, wie die anderen Kommandanten sich anspannten und holte tief Luft, während er den Kopf hoch hielt.

Poseidons Augen weiteten sich und er sprang von seinem Thron, wobei er seine Größe an Percys Höhe anpasste. „Perseus...", er schweifte ab, nicht sicher, was er tun sollte. Percy konnte fühlen, wie die anderen ihn ebenfalls anstarrten, aber er hielt seinen Blick auf seinen Vater gerichtet.

„Poseidon.", grüßte er zurück und nickte. Das war anscheinend nicht das Richtige zu sagen, denn der Gott brach in Tränen aus, rannte zu ihm hinüber, und erdrückte ihn beinahe in einer Umarmung. Er könnte schwören, dass sich ein paar seiner Rippen verbogen. Der Gott weinte in seine Schulte rund bat um seine Vergebung, während Percy ihm ungeschickt den Rücken tätschelte. „Es ist okay, Dad. Ich weiß was passiert ist."

Seine Augen schweiften zu dem Satyr, der die Szene mit großen Augen mitverfolgte und zwinkerte ihm zu. Grover fiel bewusstlos um und das Geräusch des Körpers, der auf den Boden traf schien den Raum aus seinem Schock zu erwecken. Poseidon ließ Percy zögerlich los und stellte sich stattdessen neben ihn.

Zeus räusperte sich, das Geräusch echote über den Berg. Percy sah zum König der Götter hoch, der irgendwie überrascht schien. „Perseus Jackson. Es ist schon eine Weile her."

Percy rollte mit den Augen. „Ja, sorry, bin in nen Stau geraten."

Hinter ihm schnappte jemand leise nach Luft. Er drehte sich um. Die Blicke fühlten sich komisch an und waren ihm unangenehm, aber seine Augen fanden die Person, von der das Geräusch gekommen war. Sein Gesicht verzog sich zu einem Grinsen und er ging auf das Mädchen zu. Als er etwa einen Meter entfernt war hielt er an.

„Du bist mein Bruder.", hauchte Estelle. Percy nickte, das Grinsen verließ nie sein Gesicht. Ihre Augen begannen zu tränen und sie sprang in seine offenen Arme. Die zwei hielten einander für einen langen Moment.

„Ich wollte das schon durchgehend machen seit ich herausgefunden habe, wer du bist.", erklärte Percy dem Mädchen. Estelle umarmte ihn fester. Aus dem Augenwinkel sah er, wie ein weiteres Mädchen auf ihn zuging. Sein Lächeln weitete sich und er streckte die Hand aus, sodass seine andere Schwester ebenfalls in die Umarmung treten konnte. Julia lachte, während die drei Geschwister sich eine lange Zeit umarmten.

Das Trio ließ einander schließlich los, sie alle hatten Tränen in den Augen. Percy holte tief Luft und drehte sich zu den Leuten, bei denen er nervös war, mit ihnen zu reden und sich freute, sich mit ihnen wiederzuvereinen. Die Gruppe hatte sich immer noch nicht bewegt oder was gesagt, sie waren anscheinend zu geschockt um zu verstehen was geschah. Percy räusperte sich und rieb sich nervös den Hals.

„Hey?" Er war sich nicht sicher, was er tun sollte. Die Spannung, die von der Gruppe ausging, war unglaublich. Die Hälfte sah so an, als würde sie am liebsten auf ihn zurennen, während die anderen so aussahen, als würden sie am liebsten wegrennen. Seine Hand tippte nervös gegen sein Bein.

Nach einer gefühlten Ewigkeit trat einer von ihnen vor. Sein blondes Haar war durcheinander und seine blauen Augen waren geweitet. Sein Camp Half-Blood T-Shirt war an mehreren Stellen zerrissen und war voller Schmutz und Blut. Der Junge wrang nervös seine Hände. „Es tut mir so, so leid." Seine Stimme war kaum über einem Flüstern, aber der komplette Raum musste es gehört haben. „Ich hätte es stoppen müssen, aber ich war nicht stark genug. Bitte, gib mir die Schuld soviel du willst, aber sie", er deutete in Richtung der Gruppe, deren Augen zwischen ihm und Percy hin und hersprangen, „sie haben nichts getan."

Percy Augen waren durch die gesamte Rede des Jungen hindurch kalt geblieben. Als er jedoch geendet hatte, fing Percy an zu grinsen. Er schüttelte den Kopf, ein Lachen entkam seinen Lippen. „Oh, Max", sagte er und wischte sich die Augen trocken. „Die einzige Person, der man die Schuld geben kann, ist Kelli. Diese dumme fucking Empousa."

„Achte auf deine Sprache, Perseus."

„Sorry, Lady Hestia."

Das nächste, was Percy wusste, war wie die Luft aus seinen Lungen gedrückt wurde und er auf dem Boden landete. Er sah hoch und sah die gekräuselten, zimtfarbenen Locken von Hazel Levesque. Sie sah älter aus, das letzte Mal, als er sie gesehen hatte, war sie vierzehn gewesen, nun sah sie wie etwa achtzehn aus, und schien einige Zentimeter gewachsen zu sein. „Whoa, hey, Hazel." Percy schlang seine Arme um das Mädchen und drückte sie an sich. „Pass auf die Beine auf, die sind immer noch etwas wund."

In den folgenden Sekunden fand Percy sich unter einem Haufen Leute wieder. Lachen echote über den Berg und Tränen flossen, als die Gruppe sich nach all der Zeit wieder umarmte. Nach ein paar Minuten bemerkte Percy, dass ein Mitglied der Gruppe fehlte. Er erholte sich sofort von dem Emotionsrausch und stand aus dem Haufen an Menschen auf, seine Augen scannten den Raum.

Neben Athenes Thron stand Annabeth Chase. In ihren Augen glänzten Tränen und als sie bemerkte, dass Percy sie anstarrte, begannen diese ihr Gesicht hinunterzuströmen. Percy humpelte auf sie zu, bis sie nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. „Percy...", Annabeth verstummte, als ihre Stimme brach. Tränen strömten ihr Gesicht herunter, aber für ihn war sie immer noch wunderschön.

„Annabeth..." Percy kopierte sie, hob seine Hand, um ihre Tränen wegzuwischen. Seine Augenbrauen furchten sich zusammen als er ihr Gesicht betrachtete und sich jedes neue Detail einzuprägen versuchte; die Narbe knapp unter ihrem Ohr, den Schnitt auf ihrer Nase. Alles. Percy atmete aus und schlang seine Hände um ihre Hüfte, zog sie zu ihm und legte seinen Kopf auf ihren. Annabeth schnappte nach Luft als sie nach vorne gezogen wurde und ihre Hände schlangen sich automatisch um seinen Hals.

Percy starrte die Götter an, drohte ihnen stumm für den Fall, dass sie ihre Wiedervereinigung störten. Ihre Beziehung wiederaufzubauen, würde schwierig sein, aber er glaubte, dass es möglich war. Aber jetzt tröstete er vielleicht nicht seine Freundin, aber sie war immer noch eine seiner besten und ältesten Freunde. Und gerade brauchte sie ihn.

Die Minuten schlichen vorbei, die Blicke schienen ihre Körper wie Kugeln zu durchbohren, aber Percy hatte seine Arme immer noch um die Tochter der Athene geschlungen und würde es so lassen, bis Annabeth etwas anderes sagen würde. Schließlich fühlte er, wie Annabeth ihn leicht stupste und ließ seine Arme langsam fallen. Annabeths Augen war rot und geschwollen und sie schniefte ab und an.

„Es tut mir so leid, Percy", flüsterte sie. Ihre Stimme war mit so viel Schmerz und Trauer gefüllt, dass sich sein Herz zusammenzog. Annabeth trat etwas weiter zurück und fuhr sich gestresst mit der Hand durch die Haare. „Ich- Ich hätte früher bemerken sollen, dass etwas falsch war. Wenn ich vielleicht-"

Percy ließ sie verstummen, indem er einen Finger auf ihre Lippen legte. Sie wurde sofort ruhig. „Es ist nicht deine Schuld, weises Mädchen", er lächelte traurig, „Es ist die Schuld von niemandem außer Kelli."

Annabeth brach erneut in Tränen aus.

„Oh meine Götter, küsst euch doch endlich.", hörte Percy Charm seufzen. Er drehte sich um schaute sie gespielt wütend an. „Nein, im Ernst, ich habe fünf Jahre gewartet und habe es nicht einmal mitbekommen. Ich werde nicht weitere fünf Jahre warten, vielen Dank auch."

Der Raum viel in geschockte Stimme als sie die Worte der Kommandantin verarbeiteten. „Du verstehst schon, weißt du gerade getan hast?", fragte er sie.

Charm lachte melodiös, das Geräusch ließ Schauer die Rücken aller Anwesenden hinauflaugen. Irgendwo in der Menge an Halbgöttern versteifte sich Clarisse. „Natürlich", meinte die Tochter der Aphrodite, „Ich habe schon immer gute Krimis geliebt. Vor allem, wenn etwas Romantik mit drin ist."

Charm griff nach ihrer Kapuze und zog sie mit Leichtigkeit hinunter. Sie schüttelte den Kopf und ihr üppiges schwarzes Haar floss über ihre Schultern. Silena fuhr mit der Hand hindurch und rollte ihre tiefblauen Augen. „Ich entschuldige mich, aber es ist beinahe unmöglich mit dem Mantel zu arbeiten."

„Du siehst wundervoll aus, Liebes." Blaze zog ebenfalls seine Kapuze herab und legte einen Arm um Silena. Seine Stimme war tief und dröhnend.

„Oh, danke Charlie."

Jemand schob sich durch die Menge an Halbgöttern und stoppte als sei die Frontlinien erreichten. Clarisse starrte ihre älteste Freundin ungläubig an. Silena quietschte, breitete die Arme aus und rannte zur Tochter des Ares hinüber. „Clare, oh meine Götter, ich habe dich so sehr vermisst. Bist du sogar noch weitergewachsen, seit ich dich das letzte Mal gesehen habe? Wir haben so vieles, was wir besprechen müssen!"

Silena schlang die Arme um Clarisse, die die Umarmung sofort erwiderte, Tränen in den Augen. „Ich träume doch", murmelte Clarisse als sie Silena heftig umarmte. Die Tochter des Ares lachte.

„Mir wurde schon gesagt, dass ich ein Traum bin.", sagte Silena, „Aber ich denke nicht, dass du träumst."

Clarisse hielt sie nur fester.

Neben Percy spannte Annabeth sich an. „Ist das Beckendorf?", fragte sie laut. Percy lachte leise und nickte. „Und Silena? Wie..."

Beckendorf unterhielt sich gerade mit Connor und Travis Stoll. Während er seinen stoischen Gesichtsausdruck beibehielt, schienen seine Augen mit Freude. Leo Valdez, der kleine, dürre Junge redete ebenfalls mit Beckendorf. Die zwei Brüder waren beinahe komplette Gegenteile. Silena redete mit Clarisse, Katie Gardner und Piper. Die zwei Geschwister schienen sich bereits jetzt zu verstehen.

Selbst die Götter schienen mit diesem neuen Zustand zufrieden zu sein. Aphrodite hatte ein breites Lächeln im Gesicht, und schien mit ihren perlweißen, perfekten Zähnen den Raum aufzuhellen. Hephaistos hatte ebenfalls ein Lächeln auf dem Gesicht, auch wenn es sehr viel entspannter war als Aphrodites, und die Freude schien in seinen Augen.

Die liebevolle Wiedervereinigung wurde unterbrochen, als Michael einen anderen Kommandanten takelte. Die zwei rollten eine Weile herum, bis Michael es schaffte die Kapuze des Kommandanten hinunterzureißen. Lees Gesicht kam zum Vorschein und Michael kletterte von seinem Bruder hinunter und erlaubte ihm das Scheinwerferlicht einzunehmen.

Mehr glückliche Schreie waren zu hören, aber zwei der Kommandantinnen verdrehten die Augen, drehten sich zu der Gruppe Mädchen in silberner Kleidung und zogen sich gleichzeitig die Kapuzen hinunter. Geschockte Schreie waren zu hören als Zoe und Phoebe sich mit ihren Schwestern wiedervereinten.

Während dies geschah, sah eine weitere Kommandantin den Sohn des Hades an. Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie langsam ihre Kapuze abstreifte. Nico durchlief eine Serie an Emotionen; Schock, Verwirrung und schließlich eine Mischung aus Freude und Trauer. Der Halbgott warf sich nach vorne, erschreckte ein paar Leute in der Nähe und rannte in voller Geschwindigkeit auf seine Schwester zu. Als er bei ihr ankam, versanken die beiden Geschwister in einer Umarmung.

Das ließ zwei Kommandanten zurück, die immer noch ihre Kapuzen aufhatten. Als die Wiedervereinigungen sich wieder beruhigten und die Aufmerksamkeit sich auf die zwei verbliebenen Kommandanten richtete, legte sich eine unangenehme Stille über den Berg. Chance und Mercy standen immer noch da, zwei ehemalige Bösewichte die zu Helden geworden waren standen den Leuten gegenüber, die sie zu stürzen versucht hatten.

Chance war unbekannt. Er erkannte kaum eine der Personen im Raum. Er sah Annabeth, die Tochter der Athene, der er ihm Labyrinth begegnet war, und die Stoll Brüder, die jeden Halbgott aufnahmen, zu dem sich kein Gott bekannte. Aber sonst kannte er niemanden hier.

Im Gegensatz dazu zitterte Mercy. Er zitterte sichtbar von all den Blicken, die auf ihn gerichtet waren. Annabeth und Thalia, seine Freunde. Seine Familie. Was würden sie ihm antun? Würden sie ihn töten? Ihn foltern? Was wenn sie ihn für alle Ewigkeiten in den Tartarus verbannen würden? Was wenn-

Willst du dich enthüllen? Sprach eine Stimme in seinem Verstand. Seine Augen trafen die von Percy. Wollte er? Er würde Annabeth und Thalia wiedersehen können... Er würde ihre Familie wiederaufbauen können. Oder die Götter würden einen Blick auf ihn erhaschen und ihn nach Narnia schicken. Er holte tief Luft und traf seine Entscheidung.

Ja. Mercy nickte. Das tue ich.

Percy räusperte sich und die Aufmerksamkeit des Raums schwenkte zu ihm. „Bevor sich die letzten Kommandanten zeigen würde ich gerne sagen, dass sie unter meiner Verteidigung stehen. Alle Versuche sie zu schädigen oder zu töten werden mit Gewalt erwidert werden." Er nickte in die Richtung der beiden.

Mit diesen Worten holten die beiden Halbgötter tief Luft und zogen ihre Kapuzen hinunter. Eine schwere Stille füllte den Raum. Die zwei Halbgötter weigerten sich hochzusehen, der Boden war sehr viel angenehmer anzusehen. Sie konnten die Wut fühlen, die Trauer und Verwirrung, die von den Halbgöttern und Göttern strömte.

„Castellan", hörte Luke Zeus zischen. Der Geruch von Ozon erfüllte die Luft und der Sohn des Hermes machte sich bereit, in den Tartarus geschickt zu werden. „Und Nakamura."

„Zeus.", warnte Percy, ein gefährlicher Unterton in seiner Stimme. Das Ozon verschwand beinahe sofort und Lukes Kopf schoss überrascht in die Höhe. Er hatte erwartet mit zwölf verschiedenen Waffen abgeschossen zu werden. Die Götter hatten sich tatsächlich verändert. Zeus hatte seinen Meisterblitz nicht herausgeholt, aber wenn Blicke töten könnten, wäre er schon hunderte Mal gestorben.

Luke räusperte sich und wrang nervös seine Hände. „Es- Es gibt so einiges, dass ich erklären muss.", setzte er an, „Ich entschuldige mich für meine Handlungen in der Vergangenheit, ich war bitter und hielt einen Groll, der durch Kronos Aufstieg freigesetzt wurde. Zu der Zeit, als ich begriffen hatte, dass ich falsch lag, war es bereits zu spät. Es tut mir so leid und ich weiß, dass es viel Zeit brauchen wird, bis ihr überhaupt in Erwägung zieht, mir zu vertrauen, aber ich werde geduldig darauf warten. Und Annabeth und Thalia", er drehte sich zu ihnen um, Tränen sammelten sich in seinen Augen, „Es tut mir leid, dass ich mein Versprechen gebrochen habe, es tut mir leid, dass ich unsere Familie zerbrochen habe."

Und dann, eine Sekunde später, war Hermes an seiner Seite, drückte ihn so fest, dass er kaum noch Luft bekam und murmelte Entschuldigungen in sein Ohr. Er sagte ihm, wie leid es ihm tat, dass er ihm nicht geholfen hatte, als er jünger gewesen hat, wie er wünschte, dass die Dinge anders abgelaufen wären. Luke mochte es nicht bemerkt haben, aber Tränen strömten sein Gesicht hinunter.

Percy sah Gemini und Queen, die zwei Assassinen der Void, die ebenfalls ihre Kapuzen abstreiften. Queen war niemand geringeres als Hylla Ramírez-Arellano. Die Wiedervereinigung der beiden Schwestern war herzerwärmend. Aber er war überrascht, als Gemini sich als Castor enthüllte, der Sohn des Dionysos. Die Umarmung der Zwillinge brachte alle im Raum zum Schniefen.

„Wie ist das möglich?", fragte Annabeth. Ihre Augen wanderten immer wieder zu Luke zurück. „Alle hier sollten... sollten-"

„Tot sein?" Ein Lichtblitz im Raum unterbrach ihre Gespräche. Ein ziemlich genervter Thanatos erschein. Sein schwarzes Tablet würde wahrscheinlich bald kaputt gehen, so schnell wie die Benachrichtigungen es zum Vibrieren brachten. Ein Schnauben entkam dem Gott des Todes. „Bedeutet euch mein Job denn nichts? Ihr alle müsst sofort in die Unterwelt zurücklehren. Wie wurde ich davon nicht früher benachrichtigt?!"

„Sie werden nirgendwohin gehen, Thanatos.", sagte Chaos bestimmt.

„Mit allem Respekt, Lord Chaos", erwiderte Thanatos steif, „Du bittest mich um Erlaubnis... elf Seelen den Tod betrügen zu lassen. Niemand betrügt den Tod und kommt damit davon!"

„Es gibt für alles ein erstes Mal."

Thanatos runzelte die Stirn. „Begreifst du wie viel Papierkram mich das kosten wird? Ich habe Glück, wenn ich das noch in diesem Jahrzehnt fertigkriege!"

Chaos zuckte mit den Schultern. „Das klingt nach deinem Problem." Mit einem Schnippen von Chaos Fingern war Thanatos wieder verschwunden.

„...Bedeutet das, das wir jetzt feiern können?" Dionysos Stimme durchbrach die Stille. Der Gott des Weines hatte ein schreckliches Hawaiihemd an, das allen die Augen verbrannte. In seiner Hand wirbelte ein Weinglas herum, er war anscheinend endlich sein Alkoholverbot losgeworden. „Ich denke, dass das eine Party wert wäre, wir haben in letzter Zeit nie gefeiert."

Percy grinste. Das war ein Tag, der es wert war, gefeiert zu werden.

***

Percy war in weiß gekleidet. Ein schöner, zwei teiliger Anzug, mit dazu passender Hose und Schuhen. Tatsächlich war das einzige Kleidungsstück, das nicht weiß war, die tiefblaue Krawatte, die er zum Anzug kombiniert hatte. Wochen waren vergangen seitdem Order und End besiegt worden waren. Es gab immer noch einige Unruhen. Orders Flotte versuchte immer noch Schaden anzurichten, aber Percy war sich sicher, dass sie bald aufgehalten werden würden.

Er, zusammen mit den meisten der anderen Kommandanten, war aus der Chaos Armee ausgetreten. Chaos war verständnisvoll gewesen, wenn auch etwas enttäuscht. Ethan Nakamura, der Sohn der Nemesis, hatte sich dazu entschieden in der Armee zu bleiben, auch wenn er ihnen monatliche Besuche versprochen hatte.

Percy hatte ebenfalls damit angefangen, die alten Beziehungen mit seinen Freunden wiederaufzubauen. Zusammen mit neuen mit seinen Geschwistern und deren Freunden. Er erinnerte sich daran, wie überglücklich er gewesen war, als Lucy, Julias Freundin, ihn gefragt hatte, ob er okay damit war, dass sie seine Schwester datete. Er wusste, dass die beiden perfekt füreinander waren.

Annabeths und seine Beziehung war... schwer zu erklären. Sie beide hatten eindeutig noch Gefühle füreinander. Die Art, wie ihre Hände sich streiften und so blieben, oder wie sie einander nur ein bisschen zu lange anstarrten, um in ‚Gedanken verloren' zu sein. Aber sie waren nicht zusammen. Noch nicht.

Aber jetzt war nicht die Zeit hierfür. Er stand im Garten des Schlosses von Tianope. Er war in einer der ersten Reihen, umgeben von den Lords und Ladys, alle ebenfalls in weiß gekleidet. Es war eine tianopianische Tradition, weiß an Beerdigungen zu tragen. Es war eine Art zu akzeptieren, dass die Person, die gestorben war, in ein neues Leben weitergezogen war.

Der Sargträger räusperte sich und Stille legte sich schließlich über die Zeremonie. Er stand an einem Podium auf einer temporären Plattform. Hinter ihm stand der Sarg aus dunklem Holz, geschmückt mit allen möglichen Arten an Blumen. Ein Klumpen formte sich in Percys Kehle.

„Ich danke euch, Einwohner von Tianope, dass ihr zu dieser Zeremonie gekommen seid.", setzte der Sargträger an. Er war alt, sein einst leuchtendes Haar war vom Alter ergraut. Eine kleine Lesebrille saß auf seiner Nasenspitze als er von einem Blatt Papier ablas. „Ich bin hier um euch die tragische Nachricht zu überbringen, dass eure Königin, Königin Nebula Reanstrin, gefallen ist. Sie wurde wie eine wahre Königin auf dem Schlachtfeld getötet, und man wird sich in alle Ewigkeiten an ihren Namen erinnern. Lang lebe Königin Nebula."

„Lang lebe Königin Nebula.", echoten die Bürger voller Respekt.

„Ich werde das Podium nun an einen engen Freund der Königin übergeben; Percy Jackson."

Percy stand auf und ging nach vorne. Er erreichte das Podium, räusperte sich, und überblickte die Menge. Ein sanftes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Hallo Tianopianer", begann er, „Ich heiße Percy Jackson und ich war ein enger Freund von Nebula seit dem Beginn ihrer Regentschaft. Sie war wie eine Schwester für mich. Tatsächlich war sie diejenige, die mich vor dem Tod gerettet hat; und sich dabei geopfert hat."

Die Tianopianer hörten respektvoll zu. „Ihr Tod hat mich hart getroffen. Ich habe nie gedacht, dass ich den Tag miterleben würde, an dem Nebula Reanstrin sterben würde. Es gibt so viele Dinge, die ich ihr gerne sagen würde. So viele Dinge, von denen ich wünschte, dass sie sie gesehen hätte und die ich ihr nie habe zeigen können. Diese Tragödie hat mir eines gelehrt. Sie hat mich gelehrt, an denen, die ich liebe, festzuhalten. Festzuhalten, und sie nicht loszulassen..."

Seine Stimme begann zu brechen und er verstummte. Ein breites Lächeln blitze vor seinem inneren Auge auf, gefolgt von grauen Augen. Algenhirn. Die Stimme echote in seinem Verstand. Er räusperte sich. „Lasst eure Geliebten nicht los, denn ihr wisst nicht, wann ihr sie verlieren könntet."

Er wurde still, versunken in Gedanken, aus denen er erst gerissen wurde, als die Leute zu klatschen begannen. Er lächelte und wartete, bis sie sich wieder beruhigten. „Ich habe außerdem Neuigkeiten bezüglich eures neuen Königs." Seine Hand fand ihren Weg in die Tasche seines Anzugs. „Euer General, Raze, hat Tianope temporär angeführt. Aber jetzt ist es an der Zeit, den Erben des Thrones offiziell anzukündigen. Wenn Altair Whitemore bitte zu mir nach oben kommen würde."

Ein vielleicht achtzehnjähriger Junge bahnte sich seinen Weg durch die Menge. Seine Augen waren rot und angeschwollen. Sein schneeweißes Haar war durcheinander und seine leuchtend violetten Augen schienen direkt in Percys Seele zu sehen. Er stand neben Percy, nicht sicher, was er tun sollte. Percy grinste, ergriff die Schultern des Jungen und zog ihn näher zu sich heran.

„Königin Nebula hat dich ausgesucht, Altair", murmelte Percy ihm zu, „Lass ihren Namen nicht in Vergessenheit geraten."

Percy trat vom Podium und wurde wieder Teil der Menge und sah dabei zu, wie der Junge von den Angestellten des Schlosses fortgeführt wurde. Sein Verstand war nicht ganz bei der Sache und er wasserreiste davon, sobald der Sarg in den Boden hinabgelassen worden war, und tauchte erneut im Camp Halfblood auf.

Das Camp war zerstört worden und wurden zurzeit wiederaufgebaut. Die meisten Leute schliefen in Zelten bis ihre Hütten fertig waren. Piper, die nach ihren Geschwistern gesehen hatte, sprang überrascht auf. „Götter, Percy, du hast mich erschreckt."

„Weißt du, wo Annabeth ist?", fragte er, sein Verstand zu weit entfernt um zu begreifen, was sie gerade gesagt hatte.

Die Tochter der Aphrodite zog eine Augenbraue hoch. „Ähm, sie sollte am großen Haus sein, sie designt es neu."

Er rannte ohne ein weiteres Wort los. Er sprintete über die Felder zum großen Haus, und tatsächlich, Annabeth stand dort und gab ein paar Campern Anweisungen, wo sie die Materialien abstellen sollten. Als sie die Fußschritte hinter sich hörte, drehte Annabeth sich um.

„Percy? Du bist früh zurück-" sie wurde unterbrochen, als Percy vortrat und seine Lippen die ihren trafen. Er wartete eine Sekunde, schaute, ob sie zurückweichen würde, wurde aber freudig überrascht, als Annabeth zurückküsste. Seine Hände fanden ihren Weg um ihre Hüfte und zogen sie näher, während sich Annabeths Finger in seinem Haar vergruben.

Sie wichen erst auseinander, als sie keine Luft mehr bekamen. Sie hatte ihre Köpfe an der Stirn zusammengepresst und starrten einander in die Augen, Lächeln zierten ihre Gesichter als sie nach Luft schnappten. Das war ihr Neuanfang. Ihre zweite Chance. Ihre Beziehung würde nochmal beginnen können. Vom Anfang an.

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