Kapitel 49
2 Wochen später
"Harry, komm schon", bettelte Sam seit nun mehr zehn Minuten.
"Ich hab keine Lust", antwortete Harry und verkroch sich unter seiner Decke.
Seit zwei Wochen tat Harry nichts anderes als im Bett zu liegen, hin und wieder zu seinen Vorlesungen zu gehen, nur um sich danach wieder in seinem Zimmer zu verschanzen.
Sam hatte Mitleid mit ihm, versuchte jedoch jeden Tag aufs neue Harry ein wenig aufzubauen.
Seit dem Vorfall an Silvester, hatte Harry kein Wort mehr mit Louis gewechselt. Und auch jetzt hatte er nicht vor es zu tun.
Zwar versuchte Louis noch immer jeden Tag Harry zu erreichen oder ihn auf dem Campus sowie im Unigebäude um ein Gespräch anzuflehen, jedoch hatte Harry ihn ignoriert.
Harry wusste, dass er Louis weder verzeihen konnte, noch wollte.
"Ich habe extra einen Termin für dich gemacht, also wirst du dich jetzt aus deinem Bett schwingen, dich duschen und anziehen und dann werden wir gehen", forderte Sam und begann bereits in Harrys Kleiderschrank nach Sachen zu wühlen.
"Muss ich wirklich?", fragte Harry noch einmal nach woraufhin er nur ein knappes "Ja" von Sam bekam.
Harry seufzte, stand jedoch trotzdem auf und lief ins Badezimmer, wo kurz darauf das Wasser der Dusche zu hören war.
Ein Klopfen an der Zimmertür ließ Sam aufschauen und mit gerunzelter Stirn öffnete er die Tür. Er wusste natürlich wer davor stand.
"Was willst du?", fragte er den schwankenden Louis, der sich an den Türrahmen stützte.
Es war gerade mal 12 Uhr am Mittag und Louis war betrunken, wie des öfteren in den letzten beiden Wochen.
"Ich will zu Harry", lallte der blauäugige.
Sam verschrenkte die Arme vor der Brust und hob eine Augenbraue.
"Glaubst du wirklich ich würde dich in diesem Zustand", er deutete mit dem Finger Louis Körper auf und ab, "zu ihm lassen? Und wie oft soll ich es dir noch sagen? Harry will nicht mit dir reden. Bekomm dein Leben wieder in den Griff."
Louis formte seine Augen zu Schlitzen. "Harry ist mein Leben. Warum mischst du dich da überhaupt ein? Es ist eine Sache zwischen Harry und mir." Sam verdrehte genervt die Augen. Seit Tagen hörte er immer die gleichen Worte.
"Es ist weil du auf ihn stehst, richtig? Du manipulierst ihn. Wenn du nicht wärst, hätte Harry mir längst verziehen." Sam seufzte. Er hatte keine Lust auf diese Art von Gespräch. "Du solltest gehen", forderte er, ohne auf Louis vorherige Worte einzugehen.
Louis jedoch bewegte sich nicht.
"Weißt du Sam, am Anfang dachte ich wirklich du wärst durch und durch hetero, aber ich kann dich verstehen. Man kann Harry nicht widerstehen, ob schwul oder nicht, richtig?"
"Geh jetzt, Louis", sagte Sam erneut und knallte die Tür vor Louis Nase zu.
Auch wenn er es nicht zugeben mochte, hatte Louis in einer gewissen Art und Weise recht. Nicht, dass er Harry manipulierte, doch dass Harry etwas an sich hatte, was Sam's Gefühle aufwühlte. Er wusste nicht warum, denn er ging ebenfalls davon aus nur auf Frauen zu stehen, doch warf Harry mit seiner Art diese Überzeugung über Bord.
Sam hatte es in den letzten Wochen immer mehr bemerkt. Wenn er Harry sah, wie er sich bewegte, wie er lachte, es faszinierte ihn. Und das brachte ihn durcheinander.
Doch jetzt war keine Zeit, um sich darüber Gedanken zu machen. Jetzt stand an erster Stelle Harry wieder aufzumuntern und ihm zu zeigen, dass er auch ohne Louis glücklich sein kann.
Eine Stunde später, standen die beiden Jungs vor einem Gebäude, welches Harry mit großen Augen betrachtete.
"Denkst du ich schaffe das?", wollte Harry wissen und schaute zu Sam der ihn ermutigend anlächelte.
"Natürlich. Es ist deine erste Fahrstunde und ich bin mir sicher, dass du viel Spass haben wirst. Und außerdem, hast du die Theorie bereits geschafft, da ist das fahren ein klacks."
Noch einmal betrachtete Harry das Schild mit der Aufschrift "Easy Drive", bevor er säufzte und mit Sam in Richtung Eingang lief.
*
"Sam, es war super. Ich würde am liebsten sofort wieder einsteigen und weiter fahren", rief Harry, als er aus dem Auto ausstieg und auf Sam zurannte.
"Siehst du, ich wusste dass es dir Spass machen wird." Harry nickte glücklich und umarmte Sam.
"Wollen wir noch etwas essen gehen, eine Pizza vielleicht?", fragte Sam und begeistert stimmte Harry zu. Zum ersten mal seit zwei Wochen fühlte er sich wieder glücklich.
*
Louis saß auf dem Fensterbrett seines Zimmers und zog gedankenverloren an seiner Zigarette. Seit zwei Wochen tat er kaum noch etwas. Die Uni war ihm egal, die Anrufe seiner Familie ignorierte er und selbst das Essen hatte seinen Geschmack verloren.
Mit dem Verlust von Harry ging für Louis alles den Bach runter. Alles was er wollte, war seinen Freund zurück.
"Morgen 19 Uhr am Treffpunkt", verkündete Lucas, als er das Zimmer betrat. Louis reagierte nicht, sein Hass auf Lucas übertraf alles. "Ich rede mit dir." Lucas Stimme klang bissig, während er nebenbei mehrere kleine Päckchen im Zimmer versteckte.
Louis hatte einige Male überlegt zur Polizei zu gehen und Lucas Drogenring auffliegen zu lassen, doch, entschied er sich dagegen. Nicht weil er sich damit abfand oder Angst hatte, dass ihm selbst etwas passieren würde, sondern die Angst, was mit Harry oder seiner Familie passieren könnte.
Er wusste, dass eine Menge Leute am Drogenring beteiligt waren, und Louis selbst kannte nicht einmal ein Viertel von ihnen. Ihm war das Risiko, auf rachsüchtige Drogendealer zu stoßen, einfach zu groß.
"Fick dich", waren Louis emotionslose Worte, als er ein letztes Mal an seinem Glimmstängel zog und diesen danach aus dem Fenster warf.
"Sind wir heute wieder zickig, Prinzessin?", lachte Lucas und bekam einen tödlichen Blick von Louis.
"Trauerst du noch immer deinem Loverboy hinterher? Ich dachte so langsam wärst du darüber hinweg. Ich meine, du solltest mir dankbar sein. Du bist frei, kannst tun und lassen was du willst und musst nicht auf irgendeinen Schwachmaten aufpassen. Schaff dir lieber eine heiße Braut an, da hast du mehr von." Lucas ließ sich seufzend auf sein Bett fallen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Louis hätte wortwörtlich kotzen können. Er glaubte, dass er noch nie so viel Abscheu einem anderen Menschen gegenüber empfunden hatte. Vielleicht bei Zayn, aber nach Louis Meinung waren die beiden gleichauf.
Gerade wollte er vom Fensterbrett aufstehen, als er auf dem Vorplatz des Wohnheimes Harry sah, der lachend mit Sam zu ihrem Wohnhaus lief.
Ein sanftes Lächeln schlich sich auf Louis Lippen, als er sah, wie schön Harry war. Seine Locken die immer länger wurden, aber dennoch sein Gesicht sanft umrahmten. Louis spürte wie eine Träne seine Augen verließ. Er vermisste Harry unbeschreiblich, doch er wusste, dass die Chancen gleich null waren, dass Harry ihm jemals verzieh.
***
Es werden auch in den nächsten 2 Kapiteln kleinere Zeitsprünge vorkommen.
All the Love ❤
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