Kapitel 42
Am nächsten Morgen stand Harry kurz nach fünf Uhr morgens bereits frisch geduscht und in einem passenden Weihnachtspullover mit Rentieraufdruck vor dem großen Weihnachtsbaum, der bis kurz unter die Decke reichte. Er betrachtete mit strahlenden Augen die Geschenke, während Louis, der noch im Halbschlaf war auf der Couch saß und seine Tasse Tee in der Hand hielt.
Warum die beiden bereits so früh aufstanden? Louis musste zu seiner Mutter, da diese um sechs Uhr nach Doncaster fahren wollte. Harry hatte darauf bestanden mit ihm aufzustehen, da er Louis unbedingt noch sein Geschenk geben wollte. Also hob er den kleinen grünen Umschlag auf und reichte ihn Louis.
"Mach ihn auf", forderte Harry, als er sich neben Louis auf das Sofa setzte. Louis tat wie ihm gesagt und strahlte, als er die Fussballkarten sah. "Das ist toll, wow, danke Baby." Er beugte sich nach vorn, um Harry einen Kuss zu geben. "Lucas wird sich freuen, wenn ich ihm die zweite Karte gebe. Er liebt Manchester United genau so sehr wie ich." Harry zog die Augenbrauen zusammen. Er wollte doch mit Louis zu diesem Spiel gehen und nicht Lucas. "Du willst Lucas mitnehmen?", fragte er unsicher. "Ja, wen denn sonst? Lucas ist genauso fußballverrückt wie ich." Harry senkte seinen Blick auf seine Hände. Er hatte gedacht, Louis würde mit ihm dahin gehen wollen. Und ebenso dachte er, Louis würde sich von Lucas fernhalten, wie er es Harry versprochen hatte. "Ich könnte auch mit dir dort hin gehen." Louis lachte auf. Er bemerkte nicht, wie sehr er Harry damit verletzte. "Ach Babe, du bist süß, aber wir wissen beide, dass dich Fußball nicht interessiert. Es würde dir sicher keinen Spaß machen." Harry nickte traurig. Sicher interessierte ihn Fußball nicht so sehr wie Louis, aber für ihn wäre er trotzdem mitgegangen.
"Okay, ich muss jetzt los." Damit erhob sich Louis und ging in den Flur um sich Schuhe und Jacke anzuziehen. Harry folgte ihm, noch immer traurig über Louis Worte. "Wir sehen uns wenn ich wieder da bin okay? Ich liebe dich." Er zog Harry in eine Umarmung und gab ihm noch einen langen Kuss, bevor er sich löste und zum Nachbarshaus lief.
Seufzend schloss Harry die Haustür und lief zurück ins Wohnzimmer.
Es verging sicher mehr als eine halbe Stunde in der Harry allein auf dem Sofa saß. Noch immer konnte er nicht verstehen, warum Louis ihn nicht dabei haben wollte, doch er selbst wusste auch nicht, wie er in diesem Moment hätte reagieren sollen. Louis Reaktion kam einfach so unerwartet für den Lockenkopf, dass er überfordert war.
Leise Fußschritte ließen Harry aufblicken und er sah, dass Sam den Raum betrat. "Guten Morgen", grüßte Sam, dessen blonde Haare noch in alle Richtungen abstanden. "Guten Morgen." Sam ließ sich neben Harry auf dem Sofa nieder und musterte den traurig aussehenden Lockenkopf. "Ist alles okay?", wollte er wissen. "Ja, alles gut. Ich finde es nur schade, dass Louis weg gefahren ist", log er und wich Sams prüfenden Blick aus. Sam wusste genau, dass Harry log. Er war einer der schlechtesten Lügner die er kannte, jedoch sagte er nichts. Er hoffte, dass Harry selbst zu ihm kommen würde, sollte er etwas auf dem Herzen haben und reden wollen.
"Weißt du was? Lass uns Frühstück für deine Mum und Gemma machen. Sie werden sich sicher freuen", schlug Sam vor und Harry nickte freudig.
So kam es, dass die beiden lachend in der Küche standen, das Mehl für die Pancakes auf dem Boden verstreut und in den Haaren der beiden. Ja, es blieb nicht bei einem normalen Morgen, denn Sam sah die ganze Zeit Harry, den etwas bedrückte, also hatte er kurzerhand eine Handvoll des Mehls in Harrys Haar verteilt. Dieser war im ersten Moment geschockt, konnte sich aber bei Sams lauten Lachen nicht zurück halten und stimmte mit ein. So entwickelte sich nach kurzer Zeit eine Mehlschlacht.
"Was ist denn hier los?", fragte eine erstaunte Frauenstimme. Beide Jungs schauten in das geschockte, aber dennoch leicht belustigte Gesicht von Anne. "Ähm, tut mir leid. Ich wollte Harry nur etwas aufheitern und irgendwie ist das außer Kontrolle geraten. Ich werde das sofort wieder sauber machen." Sam kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Ihm war das ziemlich unangenehm. Er war so gesehen ein Fremder und richtete so ein Chaos an.
Anne sagte nichts, lief mit monotonen Gesichtsausdruck in die Küche und betrachtete das Chaos. Sam fühlte sich immer unwohler, er war sich sicher, jetzt mächtig Ärger zu bekommen. Seine Eltern hätten ihn für so eine Aktion gewaltig bestraft. Sie bestanden darauf, dass ihr Sohn sich anständig und zivilisiert verhielt, und nicht wie ein Kleinkind eine Mehlschlacht veranstaltete.
"Nun", begann Anne zu sprechen und hob die Mehlverbackung auf, die am Boden lag. "Ich bin mir sicher, dass ihr dieses Chaos aufräumen werdet." Sie lief auf Sam und Harry zu, die beide ihre Blicke gesenkt hatten. "Doch erst, wenn ich mit euch fertig bin." Mit diesen Worten nahm sie eine Handvoll Mehl und schmiss es den beiden Jungs ins Gesicht. Diese schrien erschrocken auf und sahen mit großen Augen zu Anne, die versuchte sich ein Lachen zu verkneifen. "Ich denke, das war eine Kriegserklärung", sagte Sam an Harry gewandt, welcher grinsend nickte. "Oh Nein, Nein, Nein." Anne versuchte aus der Küche zu flüchten, doch bevor sie auch nur einen Fuß aus dem Raum setzen konnte, bekam sie eine Ladung Mehl an den Hinterkopf. Langsam, während die Jungs lachten, drehte Anne sich um und ein teuflisches Grinsen zierte ihre Lippen. "Na wartet", und das war der Anstoß zu einer erneuten Mehlschlacht. Alle drei waren von oben bis unten mit Mehl bedeckt, ebenso wie sämtliche Möbel und Gegenstände in der Küche.
"Oh mein Gott", war das erste, was Gemma sagte, als sie in die Küche kam. Harry sah seine Schwester und ging bereits mit einer Ladung Mehl auf sie zu. Gemma riss die Augen auf und hob warnend die Hände. "Nein Harry, ich warne dich." Harry jedoch ließ sich nicht beirren und trat immer näher. "Harry, nein", schrie Gemma und rannte lachend die Treppe nach oben, dicht gefolgt von Harry. Sie lief in ihr Zimmer, wollte noch die Tür schließen, doch Harry hatte seinen Fuß dazwischen gestellt.
Lachend und dennoch flehend sah Gemma ihren Bruder an und lief mit jedem Schritt den er näher kam einen Schritt zurück.
"Ich war gerade duschen", versuchte Gemma Harry noch einmal umzustimmen, doch auch das wirkte nicht. Harry trieb sie bis in die Ecke ihres Zimmers, wo sie lachend ihr Gesicht mit ihren Händen verdeckte.
"Haarryyy", schrie sie, als sie bemerkte wie Harry eine Ladung Mehl in ihren Haaren verteilte, danach ebenso im Gesicht, das er dennoch erreichte, auch wenn Gemma es versuchte zu verdecken.
"Iiiih, das ist ekelhaft." Gemma lachte, ebenso wie Harry und fing an das Mehl aus ihren Haaren zu schütteln.
"Jetzt darf ich nochmal duschen gehen." Harry zuckte nur mit den Schultern. "Aber ich zuerst." Mit diesen Worten rannte er lachend auf den Flur und schmiss Gemma vor der Nase die Tür zu. "Das bekommst du zurück, kleiner Bruder." Sie fluchte lautstark und schlug gegen die Tür, doch Harry begann sich noch immer lachend auszuziehen und unter die Dusche zu springen.
*
Zwei Stunden und eine große Putzaktion später war alles in der Küche wieder sauber und auch geduscht waren alle. Selbst ein kleines Frühstück hatten sie dann noch hinbekommen, auch wenn sie auf Pancakes verzichten mussten. Für Harry war das egal, da er sowieso nur sein Rührei aß.
Jetzt war es an der Zeit um die Geschenke auszupacken. "Das ist für dich." Harry reichte Gemma ihr Geschenk und ebenso seiner Mutter. Selbst für Sam hatte er eins. Eigentlich wollte er es ihm geben, wenn er nach London zurück fuhr, aber da Sam Weihnachten mit ihnen verbrachte, konnte er es ihm auch jetzt geben.
Auch Harry bekam Geschenke von seiner Familie und aufgeregt packten sie alles aus. Anne und Gemma strahlten, als sie ihre Geschenke öffneten und ohne zu zögern legten sie ihre neuen Schmuckstücke an, ebenso band Anne sich den neuen Schal um den Hals und setzte sich die Mütze auf ihren Kopf.
Sam bekam von Harry einen Gutschein für ein neues Paar Boxhandschuhe und Harry von Sam eine CD von The Fray und ein braunes Lederarmband.
Als Harry das Geschenk von seiner Mutter öffnete, staunte er. Es war ein Sparbuch, auf dem sich ein paar tausend Pfund befanden. Harry wusste nicht, was er dazu sagen sollte. "Und hier ist der zweite Teil zu diesem Geschenk." Gemma reichte Harry einen Umschlag, in dem eine Karte drin war. Harry öffnete diese und laß die Zeilen. "Gutschein für Fahrstunden zum Erwerb des Führerscheins."
Harry sah mit großen Augen in die lächelnden Gesichter seiner Familie. "Dann kannst du jederzeit nach Hause kommen. Aber du musst mir versprechen vorsichtig zu fahren." Harry sprang auf und schloss seine Mutter sowie Gemma in eine feste Umarmung. Schon lange wollte er einen eigenen Führerschein, doch Anne hatte immer Bedenken. Doch sie sah, dass Harry immer selbstständiger wurde und entschloss sich dazu ihrem Sohn diesen Wunsch zu erfüllen.
"Danke, danke, danke Mum." Harry war mehr als glücklich und die Worte von Louis hatte er in diesem Moment komplett ausgeblendet.
*
Am Abend saßen alle vier vor dem Fernseher. Mit einer Tasse heißen Kakao in der Hand und Weihnachtskeckse auf dem Tisch ließen sie den Abend ausklingen. Harrys Handy, welches eine Nachricht ankündigte, ließ ihn von dem Fernseher weg schauen.
Louis: Ich vermisse dich Babe. Ich wäre jetzt lieber bei dir.
Harry lächelte, während er antwortete
Harry: Ich vermisse dich auch. Ich freue mich, wenn du morgen Abend wieder da bist.
Nach dieser Nachricht sperrte er sein Handy und kuschelte sich zufrieden wieder an die Schulter seiner Schwester.
***
Einen guten Rutsch und ein gesundes neues Jahr.
All the Love ❤
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top