11. Ashley
Ich schreibe Manuel eine Nachricht, damit er weiß, dass sie nicht auf mich warten müssen und schon fahren können.
„Also, erzähl schon.", drängt Alma, während wir auf ihr Auto zugehen.
„Cody hat am Samstag Geburtstag und ich habe Bennet eingeladen." Ich grinse breit, aber meine zwei Freundinnen verziehen das Gesicht.
„Ist eigentlich irgendwas passiert? Oder wieso taucht der Idiot nicht mehr auf?", fragt Courtney verwirrt.
Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll, deswegen schüttle ich bloß meinen Kopf.
„Wieso hast du ihn eingeladen?", fragt Alma schließlich und drückt den Knopf auf ihrem Schlüssel, damit sich das Auto öffnet.
Weil meine Freundin eine extra Runde in der ersten Klasse drehe durfte, sitzt sie mit achtzehn Jahren noch in der elften fest.
„Das ist die Möglichkeit, ihn rumzukriegen. Außerdem... wenn Cody bis dahin, nichts von sich blicken lässt..."
„Ahhh, so eine Nummer willst du abziehen. Ihn bisschen eifersüchtig machen."
„Der hat am Freitag so viel getrunken. Ich verstehe nie, wie er sich dann trotzdem an das erinnern kann, was passiert ist. Der Typ müsste eigentlich einen Filmriss haben, so viel säuft der, aber nein. Der erinnert sich trotzdem noch dran." Ich stöhne genervt auf und ziehe die Autotür auf. So ein Scheiß aber auch! Er kann sich doch nicht in mich verlieben. Zumal ich seine Gefühle nicht erwidern kann.
„Cody halt." Alma zuckt mit den Schultern und startet den Motor, als wir drinsitzen. „Hat er gesagt, dass er kommt oder hast du ihn nur eingeladen."
„Wenn alles gut läuft, wird er hoffentlich kommen."
Court kichert und grinst. „Alma, du kannst sie nicht einholen."
„Dieses Mal schaffe ich es.", sagt sie überzeugt und fährt vom Schulhof.
In Almas Zimmer angekommen, lasse ich mich erschöpft auf ihr großes Himmelsbett fallen. Ihre weiche Matratze und die Kissen nehmen mich ein.
Courtney lässt sich neben mir nieder und kichert. „Irgendwie war es heute ein echt langer Tag."
„Ihr habt die ersten beiden Stunden mal wieder geschwänzt. Ihr könnt euch doch nicht beschweren." Ich richte mich auf und schaue zu Alma, die auf ihren Balkon zugeht. Almas Zimmer ist schön, wirklich extrem schön. Es ist modern, hell und riesig. Ihr riesiges Bett nimmt den meisten Platz weg.
„Wollen wir in den Jacuzzi?", fragt Alma plötzlich und zieht die Tür zu ihrem Balkon auf.
„Jetzt?" Verwundert schaue ich zu ihr herüber. „Es ist halb vier."
„Kommt, wir können ein bisschen entspannen und ich fahre euch beide doch gleich wieder nach Hause."
„Unser persönlicher Fahrservice.", lache ich.
„Mache ich doch gerne."
Wahrscheinlich macht sie das nur, damit sie später etwas gegen uns in der Hand hat. Damit wir ihr etwas schuldig sind.
„Kommt schon... Ich habe noch paar Bikinis, die ungetragen sind. Könnt ihr danach haben. Ihr wisst ganz genau, dass mein Dad mir alles kauft, was ich will."
Courtney lacht. „Daddys kleine Tochter, was?"
„Nur, dass ich niemanden außer Mike Daddy nenne."
Wir stehen in Almas begehbaren Kleiderschrank und ich bin mal wieder über ihre Klamottenauswahl geschockt. Ich habe schon viele, aber ihre Sammlung ist das dreifache. Mein Blick streift durch den Raum und bleibt an dem Stuhl kleben. Die Jacke kenne ich sehr gut.
„Ist das Aurelios Jacke?", frage ich verwirrt, gehe zum Stuhl herüber und nehme die Lederjacke in meine Hände.
Alma dreht sich blitzschnell zu mir um und starrt das schwarze Leder an. „Oh! Ja, das ist sein. Ich... ich habe die im Aufenthaltsraum in der Schule gefunden. Wer sonst hat eine vierhundert Euro Jacke?"
Ich runzle meine Stirn. Mir fällt ein, dass Aurelio keine Jacke am Montagnachmittag hatte und seitdem auch keine mehr anhatte. Normalerweise regt er sich so sehr auf, wenn schon die kleinsten Sachen wegkommen. Wieso nicht bei der teuren Jacke?
„Ich wollte die schon längst wieder mitbringen, aber habe sie immer vergessen.", meint sie locker und schiebt Bügel mit Bikinis von Seite zu Seite.
„Soll ich sie dann gleich mitnehmen?"
„Das wäre echt cool."
Ein Glück, dass ich mich gestern rasiert habe und somit jetzt seelenruhig in den Bikini von Alma schlüpfen konnte. Er ist neonpink und sehr knapp geschnitten. Eigentlich passt dieses Stück wie die Faust aufs Auge zu Alma, aber sie hatte ihn wohl noch nie an, weil er ihr nicht so sehr gefiele. Na ja, mal schauen, ob er bei mir bessere Verwendung findet.
Wir drei sitzen in dem Whirlpool auf ihrem Balkon und genießen das Wasser.
„Bist du mit Mike jetzt eigentlich... zusammen?", fragt Courtney in die Runde und Alma schaut von ihrem Handy auf.
„Eigentlich nicht, aber wir sehen uns echt oft."
„Hast du denn Gefühle oder ist es immer noch nur ficken?" Ich lege den Kopf schief und gestikuliere mit meinem Handy herum.
Meine Freundin schaut wieder auf ihr Handy und schüttelt den Kopf. „Nein, ich habe ihn sehr gern, weil er wirklich lustig und nett ist, aber ich glaube nicht, dass ich ihn liebe. Wen juckt's auch." Sie zuckt mit den Schultern. Na ja. Mich und Courtney, Alma?
„Was geht eigentlich an deinem Geburtstag? Endlich siebzehn, was?"
„Endlich!", stöhne ich genervt und werfe den Kopf in den Nacken. „Ich wollte eigentlich eine Party schmeißen. Mal schauen wie das Wetter wird. Vielleicht wird's ja dann eine Poolparty."
„Eine Poolparty wäre mega geil.", schwärmt Courtney. „Alle halb nackt." Sie grinst breit und ich muss lachen.
„So ist das halt, wenn man Badekleidung trägt."
„Dein Bruder nur in einer Badehose.", murmelt Alma verträumt.
„Ich hoffe mal, dass du Aurelio meinst.", warne ich sie.
„Natürlich. Der sieht auch besser aus."
„Es sind eineiige Zwillinge, Alma."
Courtney kichert und Alma zeigt mit ihrem Handy auf mich. „Seine Tattoos und alles. Er ist einfach heiß."
„Bitte lass das! Er ist mein Bruder!", kreische ich und lache. Wieso tut sie mir das an??
„Dein heißer Bruder!"
***
„Wenn du dich spontan entscheidest, abzuhauen, musst du trotzdem damit rechnen, dass wir trainieren.", sagt Manuel leicht gereizt. Er ist schon in voller Tennis Montur und rennt wie gestochen hinter mir her.
„Komm schon, es ist schon fünf Uhr.", versuche ich ihn zu überreden. „Das ist zu spät."
„Ash, es ist zwanzig vor sechs und wir müssen unseren Trainingsplan einhalten, sonst kommst du... kommen wir aus der Form.", beharrt er und folgt mir zu meinem Zimmer.
„Eine Stunde. Nur eine Stunde.", knurre ich. „Geht das in Ordnung für deinen Plan?"
Er nickt. „Eine Stunde ist gut."
„Dann warte kurz, okay?"
„Bin draußen." Weg ist er.
„Aurelio!", rufe ich und meine Stimme hallt durchs Foyer.
Ein paar Sekunden später steht er am Geländer und schaut auf mich herunter. „Deine Jacke. Hat Alma in der Schule gefunden. Pass mal besser auf deinen Scheiß auf." Ich gehe zum Tisch herüber. „Lege sie dir hierhin."
„Sie hat sie gefun-?" Mein Bruder verstummt. „Ahhhh, danke.", sagt er und grinst.
Zehn Minuten später stehe ich in Sportkleidung und einem Dutt auf dem Spielfeld. Dann falle ich heute Abend wieder nur total erschöpft ins Bett.
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