9 : First Potions Lesson
Langsam führte er mich zurück. Dieses Haus war ein einziger großer Albtraum. Ich versuchte mich zu wehren doch sein Griff war zu fest als das ich mich hätte befreien können. Er zog mich die langen Flure entlang. Dieses Ekel eregende Grinsen wollte einfach nicht aus seinem Gesicht weichen. Ich hätte schreien und weinen können aber es hätte sowieso keiner gehört. Als wir an einer Treppe angekommen waren begann der Alptraum bereits. Es war so wie letztes mal, wie letzte Nacht.
Ich würde gegen das Geländer gedrückt. Er hielt meine Arme fest. Seine lüsternen Blicke allein ließen mir das Blut in den Adern gefrieren.
In einem Blick der Unachtsamkeit seiner Seits stieß ich ihn zur Seite und rannte die Treppen empor. Jetzt begann es wieder, das Laufen.
Mit einem von Tränen erstickten Schrei setzte ich mich auf. Wieso? Wieso war es immer der selbe Traum? Ich hielt meine zittrigen zarten Hände vor mein Gesicht und strengte mich nicht im geringsten an die Tränen aufhalten zu wollen. Warum hatten meine Eltern mir nicht geglaubt? Mit noch immer verschwommener Sicht strich ich meine hellen Haare zurück und schwung meine Beine aus dem Bett. Jedoch musste ich sogleich feststellen das meine Beine mich nicht zu tragen vermochten und unter dem geringen Körpergewicht meiner Seits zusammen brachen. Sie brannten wie Feuer, die Schmerzen waren unerträglich auch, wenn ich mir nicht erklären konnte wieso. Ich richtete mich auf und schleifte mich ins Bad. Das Mondlicht, das durch die Fenster herein fiel tauchte alles in eine wirklich gruselige Stimmung.
Kaum war ich im Bad angekommen brach ich vor dem Spiegel zusammen, diesmal wollte mir auch meine Hände nicht gehorchen. So lag ich da, auf den kalten Fließen den Blick in den Spiegel gerichtet. Eine einzelne und einsame Träne fand ihren Weg meine Wange entlang. Wie erbärmlich ich doch war, wie sehr ich mir doch wünschte hier weg zu können. Nicht aus Hogwarts, von dieser Welt. Es hatte keinen Sinn. Ich war schwach, gebrechlich und bereits in tausend Teile zersprungen, die nur mein Eispanzer noch zusammen hielt.
Eine Weile noch lag ich einfach nur da, unfähig auch nur einen Muskel zu bewegen. Im Spiegel sah ich nicht mehr Irene Sullivan sondern eine blasse Porzellanpuppe, die jemand Achtlos auf den Boden geworfen hatte. Schließlich schloss mich meine so geliebte Dunkelheit in ihre Arme und raubte mir jegliches Bewusstsein.
Als ich die Augen wieder aufschlug schienen bereits die ersten Strahlen der Morgensonne in das Bad und tauchten es in warme Farben. Die Schmerzen von letzter Nacht waren fast restlos verschwunden und dennoch hatte ich keinerlei Gefühl in den Beinen oder Armen. Ein einzelner Gedanke ließ mich schließlich aufschrecken. Wie spät war es? Ich rannte in mein Zimmer um auf meine kleine Uhr zu sehen.
Erleichtert über die Tatsache das ich noch genügend Zeit hatte schlenderte ich zurück ins Bad. Ich schlüpfte schnell unter die Dusche, aber ohne meine Haare zu waschen und zog dann meine Uniform an. Die Flecken und Blutergüsse waren verblasst, weshalb ich beschloss sie nicht zu überschminken. Es würde sowieso keiner darauf achten. Bei einem beiläufigen Blick in dem Spiegel müsste ich erschrocken feststellen, dass meine Haare noch heller geworden waren. Nun waren sie fast gänzlich weiß. Einige Strähnen wiesen bereits eine schneeweiße Farbe auf und hoben sich damit sogar noch von meinem hellen blond ab. Ich band meine Haare zu einem Knoten, wie McGonagall es immer tat, nur das ich mich bei meinem bemühte ihn nicht ganz so streng wirken zu lassen.
Bei meinem Blick auf den Stundenplan, als ich das Zimmer verlassen wollte, blieb ich an den letzten zwei Zeilen hängen. Zaubertränke. Ein schnelles Lächeln huschte über mein Gesicht.
Nach dem "Frühstück" machte ich mich schließlich, mit Emily an meiner Seite zu Geschichte der Zauberei. Es war nicht das spannendste Fach und außerdem plagen mich die ganze Zeit Kopfschmerzen, die ich aber gekonnte ignorierte. Nach dieser Doppelstunde machte ich mich mit beiden Zwillingen zu Pflege magischer Geschöpfe. Auf dem Weg dort hin sagten sie mir das es ein sehr cooles Fach wäre und das ich ihrem Professor doch mal vorschlagen solle einen Vortrag über Celeritas zu halten. Ich fand die Idee nicht schlecht und beschloss ihn mal zu fragen, wenn ich nicht gerade an Kopfschmerzen starb. In der Mittagspause nach Pflege magischer Geschöpfe entfernte ich mich von den Zwillingen und ließ sie schon mal vor laufen. Ich bog in Richtung McGonagalls Studierzimmer ab. Ich setzte ein Lächeln auf als sie mir bereits im Gang über den Weg lief.
"Professor?"Die große Professorin wandte sich auf der Stelle zu mir und ich war mir ihrer kompletten Aufmerksamkeit bewusst. " Ja, Miss Sullivan?" " Ich wollte wissen ob sie mir vielleicht sagen können wo ich Leinwände und ähnliches kaufen kann."In ihren Augen spiegelte sich leichtes überraschen. "Ja, weiß ich. Ich bin überrascht das sie sich für die Malerei interessieren."Ich schenkte ihr ein Lächeln und antwortete anschließend :" Doch es ist etwas sehr schönes.".Unglaublich, ich hatte mit meiner Professorin mehr Wörter in 2 min gewechselt als mit den Jones Zwillingen in 4 Stunden. "Kommen sie mit.", sagte die freundliche Professor McGonagall und geleitete mich in ihr Klassenzimmer. Ich mochte diesen Raum. Er hatte etwas mystisches mit den ganzen Vogelkäfigen und ihrem alten wunderschönen Holzstuhl hinter dem aus Eichenholz bestehenden Schreibtisch, auf den sich immer Bücher zu stabeln schienen.
Sie schrieb etwas auf ein Blatt Pergament und hielt es mir hin. "Dort finden sie alles was sie zum Malen brauchen, sagen sie bescheid dann gehe ich einmal mit ihnen hin." Nun war ich es die sie aus überraschten Augen ansah. Noch nie hatte mir jemand seine Hilfe angeboten und schon gar nicht bei so etwas. "D-danke Professor.", stotterte ich. McGonagall rückte ihren Hut zurecht und legte ihre Hand, nach leichtem Zögern, auf meine Schulter. Für einen Augenblick versteifte ich mich und erstarrte wie eine Statue aus massivem Stein. Ein beklemmendes Gefühl suchte meinen Körper heim, ich bekam Angst, wollte schreien und einfach nur weglaufen, doch die warme Stimme der Professorin vor mir nahm mir meine Angst und ließ mich wieder lockerer werden. "Das ist selbstverständlich.", sie machte eine kurze Pause, als ob sie über das nachdenken wollte was sie mir sagen will,"Sie können immer zu mir kommen, wenn etwas ist. Sie können mit mir über alles reden. Es ist mir wichtig das Sie sich dem bewusst sind.", ihre Stimme klang weicher als sonst. Jegliche Strenge war verschwunden. Ich versuchte zu lächeln, doch ich schaffte es nicht. "Kommen Sie, gehen wir essen.", sagte sie schließlich und wir verließen das Zimmer.
Auf dem Weg in die große Halle fiel mir eine Frage ein, die mich schon seit meinem Tag der Ankunft hier beschäftigte. "Können Sie mir eine Frage beantworten, Professor?", meine Stimme war leise aber laut genug das sie mich verstehen konnte. "Aber natürlich.", sie blickte zu mir herab. "Warum hat der sprechende Hut sie und Professor Snape hinzugezogen als er es nicht schaffte mich zuzuteilen?"Eine Weile war es Still zwischen uns. Ich spürte wie das Lächeln, mit dem sie mich eben noch angesehen hatte, verschwand. Wir traten in die Große Halle als sie begann zu erzählen. " Das was bei ihnen passiert ist kommt normalerweise nicht vor, da der sprechende Hut sich immer für ein Haus entscheidet. Werden die Hauslehrer hinzugezogen deutet es auf Unstimmigkeiten im Charakter einer Person hin.", sie bat mich mit vor an den Lehrertisch zu kommen und bot mir den Stuhl neben ihrem eigenen an. Hier vorn hörten weniger Leute zu. Stumm nahm ich ihre Worte in mich auf. " Unstimmigkeiten im Charakter? ", fragte ich und sah in ihre mit Sorge erfüllten Augen. Ich klang unsicher. "Wenn jemand einen Charakter zu überspielen versucht kann der sprechende Hut dies normalerweise durchschauen, doch bei ihnen war er sich nicht sich ob das bei ihnen der Fall ist. Die Hauslehrer haben eine enge Bindung zu ihren Häusern. Ihre "Aura" mit dem des Schülers zu vergleichen hilft ihm dies festzustellen, doch bei ihnen konnte er es nicht.",ich schluckte schwer. Der Hut hatte meine innere Zerrissenheit wahrgenommen. "Aber keine Sorge.", beruhigend redete Minerva auf mich ein. "Machen Sie sich aber bitte nicht all zu viele Gedanken darüber."
Nach dem "Mittagessen", dass für mich eher spärlich ausfiel, da ich wie üblich keinen Appetit hatte, ging ich allein zu Alte Runen. Es war ein interessantes Fach, dennoch schaffte ich es nicht aufzupassen. Ob das nun an den eifersüchtigen Blicken Anastasias lag oder an dem Gespräch mit Professor McGonagall, konnte ich nicht sagen. Mein Kopf war wie leer gefegt. Kein Gedanke schaffte es sich länger als 10 Sekunden in meinem Kopf einzunisten. "Hey, stimmt was nicht?", fragte Amelie leise. Ich schüttelte nur den Kopf. "Alles ok.", ein falsches Lächeln schien sie zu überzeugen und sie richtete ihren Blick wieder nach vorn an die Tafel. Dort standen einige germanische Runen mit denen Amelie ziemlich überfordert schien. "Miss Jones, würden sie uns bitte erklären welche Wirkung diese Runen haben?" Amelie stotterte ein paar Satzfetzen vor sich hin bevor ich beschloss einzugreifen. "Das ist ganz einfach, schau.",ich deutete auf die Runen,"Sie stehen im Zusammenhang für das Wort >Abwehr<, also bewirken sie das eine Rüstung stärker wird und mehr abhalten kann." Unsere Professorin schien beeindruckt: "Sehr gut Miss Sullivan. Sie scheinen eine gewisse Begabung für Runen zu besitzen. 10 Punkte für Slytherin und Gryffindor."
Leicht überrascht über mich selbst verließ nach dem Läuten der Glocke den Raum. Ich konnte Runen lesen? Ich hatte diese Zeichen noch nie zuvor gesehen und doch schien ich genau zu wissen was sie bedeuten, als hätte ich sie schon einmal gesehen. "Das war voll grass.", meinte Amelie, die sich mit ihrer Schwester zu mir gesellte. "Hast du gesehen wie diese eine aus Durmstrang geschaut hat?" "Voll dumm aus der Wäsche geschaut hat die.", kicherten die Zwillinge. Emily packte mich am Arm und wollte mich die Treppe hinaufziehen, doch sofort sah ich ihn vor mir, schrie kurz auf und zog hastig meinen Arm zurück. Emily und Amelie schauten sich gegenseitig an und machten Gesten mit ihren Händen. Sie sprachen in Gebärdensprache. Emily fragte ob irgendetwas passiert sei, doch Amelie konnte ihr keine Antwort geben. Ich lief an Emily vorbei. "Verzeihung.", sagte ich noch schnell und eilte die Trumtreppen zu Wahrsagen hinauf.
Professor Trelawney schien nett zu sein auch, wenn sie etwas komisch wirkte. Wieder bemerkte ich Anastasia. Hatte sie etwa die gleichen Fächer wie ich gewählt? "Heute lernen wir wie ihr aus Händen lesen könnt.", sagte die leicht zerstreute Professorin und kam auf mich zu. Sie nahm meine Hand und machte einen nicht zu deutenden Gesichtsausdruck bevor sie mich ansah. "Oh Mädchen, deine Zukunft scheint düster und voller Schmerzen.", sagte sie und klappte meine Hand wieder zu. Wie erstarrt schaute ich auf meine Hand.
"Keine Panik.", meinte Emily zu meiner rechten, "Ihre Vorhersagen treffen fast nie ein.", ergänzte Amelie zu meiner linken. Nein, sie konnte schon recht haben, schließlich würde mein Vater, Argon Sullivan, oder auch der Grausame Fürst, seine alte Schule aufsuchen. Schmerzen trafen es da ganz gut. Professor Trelawney machte weitere Voraussagen, doch keine war so wie meine gewesen. Als sie meinte wir sollten es selbst einmal versuchen sagten sich Emily und Amelie den größten Mist voraus. Ein Schmunzeln konnte ich mir da nicht verkneifen.
Völlig neben mir verließ ich den Raum und Schritt die Treppen hinunter. "Hey, Irene!", riefen die Zwillinge und fingen mich am Ende der Treppe ab. "Wir wollen mit dir über Snape reden, denn über den solltest du einiges wissen bevor du dich unwissend in seinen Unterricht setzt.",überrascht ließ ich mich von ihnen mit ziehen. "OK pass auf.", begann Amelie. "Wir geben dir jetzt einen Crashkurs in Sachen Professor Snape.", beendete Emily.
"Also, bei ihm verhältst du dich am besten Ruhig"
"Nicht reden."
"Niemals"
"Außerdem gibt es umgeschriebene Regeln die wir Schüler aufgestellt haben."
" 1."
"Sage nichts, es sei denn er fordert dich dazu auf. 2."
" Schaue ihm niemals in die Augen." "Er versteht das als Herausforderung und glaub mir das letzte was du willst ist dich mit ihm anzulegen."
"3."
"Mach was er sagt. 4."
"Widerspreche ihm nicht, dass führt zu sofortigen Punkteabzug und zu guter letzt...", ich schaute zwischen ihnen hin und her als sie mir abwechselnd die Regeln erklärten. Die letzte sagten sie allerdings zusammen. "Egal wie gut er auch aussieht, verfalle ihm nicht. Er sieht schon verdammt gut aus.",sie kicherte verlegen und auch ich kicherte leise. Diese Regeln machten ihn für mich irgendwie noch interessanter...
Auf dem Weg in die Kerker der Schule wurde mir schlagartig kalt. Die Zwillinge erklärten mir das es hier unten nie wärmer wäre. Kichernd fügten sie hinzu das dies sehr gut zu Snape passen würde, denn auch er war stets kalt und abweisend. Der Raum für Zaubertränke erwies sich als der wohl mit Abstand schönste. Die Regale an den Wänden, die überfüllt waren mit Zutaten die man für die kompliziertesten Tränke benötigte. Es roch nach allen Arten von Kräutern und Tränken. Hier fühlte ich mich wirklich wohl.
Zusammen mit Amelie und Emily nahm ich an einem Tisch weiter hinten Platz, da ich es nicht mochte von hinten angestarrt zu werden. Ich legte mein Buch auf den Tisch und holte meine dunkelgrüne Feder mit einem silbernen Griff aus meiner Tasche, sowie die pechschwarze Tinte. Es war sehr laut und das störte mich sehr. Die kleinen Hände hatte ich vor mir auf den Tisch gelegt und ineinander gefaltet. Mein Blick war nach vorn, auf das Pult, gerichtet. In wenigen Minuten würde dort der Mann sitzen den keiner zu leiden schien, der auf mich aber so interessant wirkte.
Mit einem lauten Knall wurde die Tür aufgestoßen, ich zuckte heftig zusammen und verkrampfte mich sofort. Ein langer dunkler Umhang rauschte an allen vorbei nach vorn. Das war also Severus Snape. Außer beim Essen hatte ich ihn nie gesehen. Er war groß, sehr groß, blass und komplett in schwarz gekleidet. Seine schulterlangen schwarzen Haare standen ihm wirklich gut. Als er sich zu uns umdrehte konnte ich nicht anders als in seine obsidianschwarzen Augen zu sehen. Sie waren so schön und wirkten tiefer als dunkle Tunnel.
"Ich werde nun alle Namen vorlesen und ihr werdet aufstehen, wenn euer Name genannt wird.", seine samtige, dunkle und ruhige Stimme war nicht mehr als ein Hauchen und doch verstand man jedes Wort. Jedes Wort das er sprach jagdte mir einen kalten Schauer über den Rücken. Noch nie hatte ich eine so schöne Stimme gehört. Sie schien den Raum gänzlich zu erfüllen und ich konnte einfach nicht anders als ihn dafür zu bewundern. Die Zwillinge schienen mehr als nervös als sie aufgerufen wurden. Beide wagten es nicht nach vorn zu blicken. Als der Name Anastasia Smirnov fiel stöhnte ich innerlich auf. Die schon wieder. Anders als die anderen schien sie mit Absicht nach vorne zu blicken, doch Snape würdigte sie nicht eines Blickes und rief sofort den nächsten Namen auf. "Irene Sullivan.", beim Aufstehen strich ich mir noch schnell eine der fast weißen Strähnen hinter mein Ohr. Sein Blick flackerte von den Pergament vor ihm nach oben. Er legte den Kopf leicht schief. "Sieh einer an...", hauchte er in die Kälte des Raumes. Ich erhob meinen Blick, ließ ihn aber schnell wieder sinken. Ich wollte es mir mit ihm ja nicht schon am ersten Tag versauen. "Das die Tochter einer so bekannten Todesserfamilie ausgerechnet Hogwarts besuchen soll... Eigenartig.", ich zuckte zusammen als ich seine dunkle Stimme nah bei meinem Ohr vernahm. Snape war zu mir in den hinteren Teil des Raumes gekommen. Wieso hatte ich ihn nicht gehört? Der markante Geruch von den verschiedensten Kräutern war der seine, was ich sehr deutlich vernehmen konnte. Ich drehte mich nicht um, rührte keinen Muskel. Ich war dies von meinem Vater gewohnt. Sich umzudrehen galt als schwach und dennoch meine ganze Familie als Todesser hin zustellen war falsch. Seine dunklen Augen musterten mich ganz genau und ich befürchte er könnte die blassen Flecken und Blutergüsse an meinem Hals entdecken. In der Klasse war es still. Todenstill.
"Verzeihung Professor, aber nur, weil mein mein Vater ein bekannter Todesser ist heißt das nicht das selbiges auch für den Rest meiner Familie gilt.",merkte ich an als er bereits wieder vor gehen wollte. "Ihr Vater, ist ein grausamer Mann und glauben Sie mir ich beziehe es nicht auf sie, jedoch auf ihre Mutter, Miss Sullivan. Und jetzt hören Sie auf damit sich wie ein Kind zu benehmen! ", ich bemerkte wie seine Hände kurz zuckten als wollte sie sich zu Fäusten bilden. Seine Stimme war so eisig das es mich fröstelte, wenn ich nur an sie dachte. Er hatte recht mein Vater war ein sehr grausamer Mann aber was hatte meine Mutter damit zu tun? Sie war keine Todesserin... Ich setzte an etwas zu sagen, doch ich hatte im Gefühl ihn schon genug gereizt zu haben. Er machte eine Handbewegung und ich nahm wieder Platz. "Bist du wahnsinnig?!", hauchte Amelie mir zu, "Wir haben dir doch gesagt das du das bei ihm nicht machen darfst." "Auf Seite 78, da finden sie einen Test zur Überprüfung ihrer Fähigkeiten, was das letzte Jahr betrifft."
In Gedanken verloren öffnete ich mein Buch und las mir die Aufgaben durch. Das war doch wohl ein Witz?! Die Aufgaben waren richtig einfach. Ich nahm meine Feder und begann die Lösungen in mein Heft zu kritzeln. Mir gelang es allerdings nicht durchgehend konzentriert zu bleiben. Mein Blick flackerte des öfteren zu Snape, der vorne saß, ein Bein über das andere geschlagen hatte und seinen Blick aus dem Kerkerfenster gerichtet hatte. "Fertig, Miss Sullivan?", fragte er plötzlich und ich zuckte zusammen, schon wieder. "Ja, Sir.", entgegnete ich. "Bringen Sie Ihr Heft nach vorn."Als ich mich erhob hörte ich wie die Zwillinge begannen zu diskutieren, zwar leise aber ich konnte sie hören und ich war sicher das Snape das auch konnte. Ich legte das Heft auf seinem Tisch ab. Sein strenger Blick ließ mich nicht eine Sekunde aus den Augen. "Miss Jones, das habe ich jetzt lange genug beobachtet. 5 Punkte abzug für Gryffindor." Ich konnte deutlich spüren wie der giftige Blick von allen Gryffindors im Raum ihm den Hals umdrehte, doch das schien ihn wenig zu stören. Er nahm mein Heft und las sich die Antworten durch. Mit seiner pechschwarzen Feder schrieb er etwas auf das Pergament und meinte ich solle wieder Platz nehmen. Seine Schrift war wunderschön. Sie wirkte wie gedruckt, so faszinierend und gekonnt. >Alles korrekt< hatte er unter meine Ergebnisse geschrieben.
Wäre mein innerer Eispanzer nicht schon so hart wie Stahl gewesen hätte ich sicherlich gelächelt, doch es gelang mir nicht...
"Das war unfair!", zischte Emily und machte dabei einer Schlange Kongurrenz. "Tja.", sagte Amelie und zuckte mit den Schultern. "Er bevorzugt euch Slytherin total!" "Na und?!", blaffte Amelie ihre nur wenige Minuten später geborenen, jüngere Schwester an. Mit einigem Abstand lief ich hinter ihnen und blickte verträumt aus den Fenstern des eisigen Kerkers. Sie hatten recht gehabt, dieser Ort passte wirklich sehr gut zu Snape. Dieser frostige, leere, undurchschaubare Blick, bei dem man das Gefühl bekam er würde bis ins tiefste Innere der Seele blicken, war einfach faszinierend. Wie er wie ein Schatten durch die Reihen huschte und dabei herablassende Kommentare einen an den Kopf schmetterte, war zwar etwas das ich an ihm so gar nicht mochte, aber ich war sicher ich würde mich daran gewöhnen. Anastasia hatte sich ständig versucht bei ihm einzuschleimen aber bei solchen Versuchen zeigte er gekonnt wie unnahbar er doch war. Kalt und abweisend. Severus Snape war mit weitem Abstand die wohl interessanteste und faszinierendste Person der ich je begegnet war.
Als ich die Kerker verlassen wollte sah ich Thomas direkt auf uns zu kommen. Ich lief dichter bei Amelie, in der Hoffnung sie würden mich in Ruhe lassen. Wie naiv ich doch war. Wie konnte ich nur glauben er würde mich tatsächlich einfach so gewähren lassen? Natürlich nicht. Er hielt mich fest und noch bevor ich um Hilfe rufen konnte hatte er meinen Mund bereits mit seiner Hand versiegelt. Die Zwillinge waren so in ihre Diskussion vertieft, dass sie gar nicht merkten das ich nicht mehr da war.
Geduldig wartete Thomas bis wir alleine in den dunklen Gängen waren und entfernte dann seine Hand von meinem Mund. "Was willst du?",fragte ich mit heiserer Stimme. "Warum so misstrauisch? Darf ich nicht einmal deine Schönheit betrachten?", es machte seine Stimme noch eisiger, wenn er versuchte warm und herzlich zu klingen. Er ergriff meine Hand und hielt sie fest. Ich versuchte ihn mit aller Vorsicht von mir weg zu drücken, denn er war mir jetzt schon viel zu nah. Sein Griff wurde fester und er zog mich näher an sich heran. "Ich liebe deine Augen, Irene. Sie Spiegeln das tiefe grün des Waldes so intensiv wie keine anderen.", seine Schmeichelein ließen mich kalt, doch ich wusste das ich mich ihm besser nicht wiedersetzten sollte. Mit seinem Zeigefinger fuhr er die Konturen meines Gesichtes nach. "So zart... und schwach, so perfekt." Angewidert sah ich zur Seite. Thomas hatte einen bitteren und stechenden Geruch, wie eine ätzende Chemikalie. Seine blauen Augen hinter ließen Wunden, wenn sie einen nur ansahen,von seinem Körper ganz zu schweigen. Hatte er einen einmal fest im Griff kam man nicht mehr los. Das hatte ich mehr als einmal erfahren müssen.
Er presste seine rauen und kalten Lippen auf meinen Hals. Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte ihn von mir weg zu bekommen. Seine Händen verstärkten den Druck um meine dünnen und gebrechlichen Handgelenke. In meinen Augen sammelten sich Tränen. Er hob seine Kopf. "Ach komm Irene, gönne mir doch auch mal etwas Spaß.",sein Blick war so widerlich das glaubte mich auf der Stelle übergeben zu müssen. Nach einigen Minuten,in denen er mich weiter betatschte, schaffte ich es mich los zuwinden. "Nein, Thomas!", rief ich und rannte los. Zu meinem Glück hatte ich mir den Weg aus dem Kerker gemerkt. Er war wie ein Labyrinth. Ich hörte wie Thomas meinen Namen rief, doch ich blieb nicht stehen, rannte einfach weiter, auch wenn meine Beine einige Male nachzugeben drohten.
Im oberen Teil des Schlosses angekommen ging ich sofort in mein Zimmer und schloss die Tür ab. Ganze drei mal drehte ich den Schlüssel im Schloss um. Sofort ging ich ins Bad zog mich aus und stieg unter die Dusche. Allein durch seine bloße Berührung fühlte ich mich dreckig und beschmutzt.
Auf dem Boden der Dusche sitzend betrachtete ich meine kleinen, weißen Handgelenke auf denen sich dunkelrote Abdrücke von Thomas' Händen abzeichneten. Ich spürte immer noch seine kratzenden Lippen auf meiner Haut, wie sie lüstern nach meiner Aufmerksamkeit verlangten. Die würden sie jedoch niemals erhalten.
Nach einer dreiviertel Stunde saß ich am offenem Fenster meines Zimmers und sah zu wie Celeritas im Licht der jungen Nacht die Türme von Hogwarts umrundete. Als ich dort saß und den kalten Wind meine Haut Streifen ließ stiegen mir die salzigen Tränen der Erkenntnis in die Augen. Ich würde bereuen was ich heute getan hatte. Ich zog meine, immer dünner werdenden, Beine dicht an meinen Körper und begann zu weinen. Mir war gleich ob mich jemand hören konnte,denn selbst wenn, wer würde mir schon helfen wollen? Mir, einer missratenen Sullivan. Mir, Irene Lilia Sullivan.
Der Wind trug meine Tränen hinaus in das Rot des Sonnenunterganges. Mein Schluchzen wurde erstickt, als würde keiner hören wollen wie es mir ging. Nach einiger Zeit erhob ich mich, wischte die Tränen von einem verheulten Gesicht und setzte mich wieder vor meine Leinwand. Die Pinsel waren alles was mir neben dem Tanzen half meine Gefühle auszudrücken.
Gegen 21 Uhr legte ich den Pinsel weg. Es war fertig. Lange betrachtete ich die kalten blauen und grauen Farbtöne. Das einzige was etwas Wärme an den Bild zeigte war das Gold, mit dem ich aber nichts Gutes verband. Das Abendessen hatte ich ausgelassen, zu groß war die Angst Thomas könne mich abfangen. Seit Tagen hatte ich nicht mehr vernünftig gegessen oder geschlafen. Die Angst vor der Zukunft zerfraß mich mehr als die Last die mein Vater mir erzwang entgegen zu nehmen ohne zu merken was er angerichtet hatte.
Als kleines Mädchen war ich so lebensfroh und aufgeschlossen gewesen, doch die Jahre hatten mich geändert. Ich war kein Kind mehr.
Ich hatte im Garten gespielt und über Schrammen gelacht, doch heute benötigte ich bei jeder Schramme einen Trank um nicht an den Schmerzen zu verenden.
Mit einem von Tränen verschleierten Blick schlief ich schließlich ein, mit der Hoffnung nie wieder zu erwachen...
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