Dunkelheit empfing mich, als ich durch die weiße Tür in sein Schlafgemach trat. Die denkenhohen Fenster, welche die linke Seite des Zimmers zierte, waren mit reinen, weißen Vorhängen verhängt worden, sodass das Licht des neuen Tages nicht in das Zimmer scheinen konnte. Kerzen standen auf dem Boden vor den silbernen Wänden und ließen jenes Silber traurig schimmern. Die Kerzenhalter an der Wand erzeugten denselben Effekt.
Das Bett des Königs, war ein großes Himmelbett aus weißem Edelholz und befand sich an der gegenüberliegenden Wand. Große Vasen gefüllt mit weißen Lilien, standen in jeder Ecke des kostbaren Raumes. Der Boden war, anders als das Meiste hier, nicht aus weißem Marmor oder weißem Holz. Der Boden war aus schwarzem Marmor und bildete einen großen und zugleich angenehmen Kontrast, zu der sonst hellen Einrichtung.
Andächtigen Schrittes betrat ich den Raum und schloss hinter mir, mit einem leisen Klicken, die Tür. Das Licht der Kerzen verlieh der ganzen Szenerie etwas gespenstisches. Ich konnte die Trauer, den Schmerz und die Verzweiflung fühlen, welche diesen Raum erfüllten, wie giftige Dämpfe, welche drohten einem die Luft zum Atmen zu nehmen.
Vorsichtig trat ich näher an das Bett heran. Meine Beine versagten mir schneller zu laufen. Mir war, als könnte ich klar und deutlich meinen Herzschlag hören und spüren, welcher in meinem Inneren schlug.
Mein Herz blieb für einen winzigen Moment lang stehen, als mein Blick auf den König fiel, auf den Mann, welcher für mich einem Vater gleich kam. Tränen sammelten sich in meinen Augen und begannen meine Wangen entlang zu strömen, wie Regen an einem regnerischen Tag eine Fensterscheibe entlang rann. Sie hatten untertrieben, als sie sagten er sähe furchtbar aus.
Sein Gesicht, wirkte nass von Schweiß, seine Haut schimmerte weiß, wenn nicht sogar grau oder bläulich. Die seltsamen Linien, welche einst nur eine seiner Gesichtshäften bedeckt hatten, hatten nun seinen ganzen Körper erobert, wie es schien. Aus den geschlossenen Augen des Königs floss eine schwarze Flüssigkeit, selbiges galt für seinen rechten Mundwinkel. Seine Lippen waren Blutleer, violett. Sein Haar und sein Bart waren schneeweiß. Er trug ein schwarzes T-Shirt, weshalb ich seine Arme sehen konnte. Auch hier waren diese lilianen und blauen Linien zu sehen. Die Spitzen seiner Finger waren schwarz.
Ich bedeckte meinen Mund mit beiden Händen, um mein Schluchzen zu unterdrücken. Zwar schien er ruhig und gleichmäßig zu atmen, doch wusste ich tief in meinem Inneren, dass sein friedliches Äußeres täuschte. Er litt höllenqualen und selbst die Qualen der Hölle mussten wie ein angenehmes Prickeln im Vergleich dessen sein.
Meine Beine wurden schwach und ich sank auf die Kante des Bettes nieder. Den Blick starr auf ihn gerichtet, saß eine ganze Zeit lang einfach nur da und tat nichts. Erst, als ich mich wieder etwas gefangen hatte, griff ich nach einem Tuch, welches unweit auf dem Nachttisch lag, dabei fiel mir ein Brief auf, doch schenkte ich ihm vorerst wenig Beachtung. Das weiße Tuch, wies schwarze Flecken auf. Vorsichtig wischte ich die verfaulte Magie aus seinem Gesicht. Es war schwer dabei nicht direkt in Tränen auszubrechen. Während ich den Schweiß von seiner Stirn entfernte fiel mein Blick abermals auf den Brief, auf seinem Nachttisch.
Für: Avyanna Raenyra Morgalis
Stand dort in einer Schrift, welche darauf schließen ließ, dass der Verfasser sehr gezittert haben musste, während er diese Worte schrieb. Ich muss offen gestehen, dass ich den Brief nicht lesen wollte, doch tat ich es dennoch, waren es doch die wahrscheinlich letzten Worte unseres Königs zu mir.
Liebste Avyanna,
Ich weiß, dass dich mein Anblick schockieren muss und das tut mir aufrichtig leid. Ich weiß, ich habe kein Recht etwas von dir fordern, doch muss ich dich um etwas bitten: Kehre nicht in diesen Raum zurück. Die Schmerzen, welche ich selbst im Schlaf spüre sind unerträglicher Natur und mein Anblick ist etwas, dass ich dir ersparen möchte.
Es sei dir erlaubt, so lange du willst hier zu bleiben, doch denke an meine Worte, mein Kind. Kehre nicht in diesen Raum zurück, vergesse dieses Bild von mir.
Vergib mir.
Alexander Lucis Caelum Rutherford
Ps: In meinem Arbeitszimmer findest du auf meinem Schreibtisch bereit gelegt, eine Notiz, welche dir von nützen sein könnte.
Mit leicht geöffneten Mund starrte ich die Worte, geschrieben mit schwarzer Tinte, an. Das konnte er nicht ernst, meinen...
Ich senkte den Brief und sah auf den bewusstlosen, scheinbar schlafenden König. Er wollte das ich ihn einfach allein ließ? Jetzt wo er mich doch brauchte. Das konnte ich nicht. Ich konnte nicht mehr still sitzen. Das Adrenalin, welches so plötzlich durch meinen Körper schoss, machte dies unmöglich. Ich erhob mich und lief unruhig im Raum umher, den Brief fest in meiner linken Hand haltend. Der Fluss an Tränen verstärkte sich, doch meine Kehle verließ kein einziger Laut.
Letztlich blieb ich stumm am Fußende des Bettes stehen. Ich stützte meine Hände auf den Rahmen des Bettes. Das war mir alles zu viel. In den letzten Wochen und Monaten war ich auf nichts, als Rätsel gestoßen. Niemand gab mir die Antworten auf die Lügen, welche mich mein Leben lang begleiteten. Mein Kopf begann zu schmerzen. Es war furchtbar... Der einzige Mensch, der für mich je die Rolle eines Vaters übernommen hatte, starb und verbot mir ihm beizustehen.
Mit langsamen Schritten trat ich noch einmal an ihn heran und gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Seine Haut war kalt, sein Atem erschien mir flach. Vorsichtig griff ich mach seiner Hand. "Wieso verlangt Ihr das von mir?", fragte ich mit gebrochener Stimme und stand auf. Eine schwarze Träne glitt unter seinen Lidern hervor. Ich nahm das Tuch wieder vom Nachttisch auf und wischte sie fort. "Schlaft gut, mein König. Ich danke Euch für das Geschenk.", auch wenn meine Stimme zitterte, versuchte ich zu verbergen, wie sehr mich seine Worte schmerzten.
Mit dem Brief in meiner Hand trat ich schließlich zur Tür und öffnete sie. Ein letztes Mal, so schien es, warf ich einen Blick auf den König und verließ schweren Herzens das königliche Schlafgemach...
Mit schnellen Schritten lief ich durch das Schloss. Die Stille war erdrückend. Nichts und niemand machte ein Geräusch. Die Wachen standen stumm auf ihren Posten und sahen traurig in der Gegend herum. Die Dienstmädchen gingen ihrer Arbeit nach ohne miteinander zu reden. Manch eine sah ich weinen.
Im obersten Stock des Schlosses fand ich endlich wonach ich gesucht hatte. Die silberne Tür, welche in sein Arbeitszimmer führte. Sie war nicht abgeschlossen und öffnete sich mit einem leisen Klicken, als ich näher trat, ganz so als ob sie mich erwarten würde.
Der Raum war nicht sonderlich groß und verzichtete auf jeglichen Schnickschnack. Vor den deckenhohen Fenstern mit dem silbernen Rahmen, stand ein Schreibtisch und die Wände zierten Regale voller Bücher. Ein Kamin, in welchem zu meiner Überraschung ein Feuer brannte, befand sich auf der rechten Seite des Raumes.
Ohne mich weiter umzusehen trat ich an den Schreibtisch. Er war aufgeräumt. Keine Papiere lagen unordentlich umher, so wie ich es als kleines Kind in Erinnerung hatte. Nur ein einziger Zettel lag offen lesbar auf der sauberen Tischblatte. Ich nahm den Zettel an mich und nahm auf dem Sessel vor dem Kamin Platz.
Es war eine Seite aus einem Buch, wie ich schnell feststellte. Ich schluckte, als ich den Titel der Seite las. Antallagména gonídia, stand dort in geschwungener Schrift. Der Zauber, von dem Mutter und Minerva gesprochen hatten...
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>> Antallagména gonídia <<
Gattung: Flüche
Genetische Zauber
Status: verboten (Anwendung auf das Strengste untersagt)
Bedeutung : Ausgetauschte Gene
Anwendung auf: Schwangere Frauen ab dem ersten Monat
Herkunft : Frankreich
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Geschichte :
Antallagména gonídia ist ein aus Frankreich stammender Zauber, zur Übertragung und Verbindung zweier Leben.
Aufgrund des hohen Risikos des Scheiterns, wurde er allerdings 1563 verboten und auf die schwarze Liste der verbotenen Zauber gesetzt.
Es ist nicht genau bekannt, wer diesen Zauber erfand, das erste Mal erwähnt, wird er jedoch von einer Heilerin, deren Name nicht überliefert ist. Sie wandte diesen Zauber bei werdenden Müttern an, deren Kinder in höchster Lebensgefahr schwebten. Durch besagte Heilerin bahnte sich der Zauber seinen Weg von der Cote d'azur bis nach England, wo auch unerfahrene Hexen und Zauberer ihn anzuwenden versuchten.
Es kam zu zahlreichen Unfällen und fehlgeschlagenen Schwangerschaften. So wurde der Zauber zunächst 1498 als gefährlich eingestuft und seine Anwendung, war nur hoch angesehenen Medizinern gestattet.
Auf dem Schwarzmarkt ging der Handel mit diesem Zauber jedoch weiter und die Todeszahlen, der durch den Zauber verunglückten Ungeborenen stieg.
1563 wurde seine Nutzung vollständig in England, Schottland, sowie Frankreich und Spanien untersagt.
Legenden besagen, dass auch die Mätresse von Ludwig des XIV., Madame de Montespan, verbotener Weise diesen Zauber bei sich anwenden ließ, um eines ihrer Kinder zu schützen, doch gab es nie ausreichend Beweise, die dies bestätigen hätten können.
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Anwendung :
Die Anwendung des Zaubers erfolgt bei zwei schwangeren Frauen ab der ersten Schwangerschaftswoche. Beide Frauen müssen sich bedingungslos Vertrauen, ebenso wird empfohlen diesen Zauber nur durchzuführen, wenn die Empfängnis bei beiden Frauen ungefähr zur gleichen Zeit statt fand.
Besteht bei einem der Kinder, oder gar bei beiden das Risiko, die Schwangerschaft könne nicht vollendet werden, aufgrund einer Krankheit oder Ähnlichem, so wird der Zauber auf beide Frauen gelegt, welche sich währenddessen an den Händen halten und die Zauberformel immer und immer wieder wiederholen.
>>Es wird empfohlen, dass die Väter zugegen sind.
Die ungeborenen Kinder werden durch den Zauber verbunden, ebenso wie ihre Mütter. Bei erfolgreicher Anwendung, werden die Mütter nun zwei Herzen in ihrem Bauch schlagen hören.
Die Kinder werden sich gegenseitig stützen und bei erfolgreicher Geburt sich ein Leben lang verbunden fühlen.
Stirbt dennoch eines der Kinder, werden die Gene des ungeborenen Kindes, aufgrund des Zaubers, an das Leben übertragen, mit welchem es verbunden ist. Je nach Stadium der Schwangerschaft, kann das noch lebende Kind Eigenschaften des verstorbenen Kindes übernehmen und ausbilden.
So ist es möglich, dass das verstorbene Kind weiter lebt, auch wenn es gestorben ist.
Kinder, welche die Gene zweier Elternpaare tragen, haben oft eine geteilte oder widersprüchliche Persönlichkeit.
Es gab Berichte von Kindern, welche mehr Gene der verbundenen Mutter, als ihrer eigentlichen ausbildeten. Ein spezieller Fall aus Spanien berichtete, dass die austragende Mutter, aufgrund der Dominanz der anderen Gene, nur zu 4% mit ihrem eigenen Kind verwandt war.
Bei ungenau ausgeführtem zaubern können beide Kinder, sowie die Mütter, an der enormen Kraft des Zaubers sterben.
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Ich ließ meinen Arm schlaff an der Lehne hinab hängen. Das war etwas viel auf einmal. Diesen Zauber hatten sie angewendet? Ein Zauber um zwei ungeborene Seelen zu verbinden?
Ich schluckte und massierte mir die Schläfen,welche unangenehm zu pochen begannen. Den pochenden Schmerz ignorierend, schloss ich die Augen und versuchte all die Informationen zu ordnen. Meine Mutter hatte mich mit dem ungeborenen Kind von Minerva verbunden, da Minerva keine Kinder hatte, musste es gestorben sein. Ich trug also die Gene von Minerva und...
Ich sprang auf, mein Mund verließ ein Geräusch, als hätte ich mich erschreckt und das hatte ich auch. Der Vater von Minerva's ungeborenen Kinder war doch... Mit einem Satz hatte ich das Arbeitszimmer verlassen und rannte auf die Treppen zu. Bitte lass es nicht wahr sein, dachte ich während ich die Treppen hinunter rannte, als würde mein Leben davon abhängen.
Zwei Diener kamen auf mich zu, als ich den Salon betrat. "Lady Avyanna, können wir etwas für Euch tun? Ihr seht aus, als habe Euch etwas zu Tode erschreckt.",stellte einer der Beiden fest, während der andere mich skeptisch beäugte. Ich schüttelte hastig den Kopf. Meine Augen wahren geweitet und mein Atmen kam stoßweise. Kurz sah ich sie nur stumm an, dann verwies ich auf die Tür hinter mir. " Geht.",befahl ich und sie taten es, ohne mich noch einmal anzusehen.
Ich trat auf die Glastüren zu und öffnete sie, trat hinaus in den Schneesturm, welcher sich aufgetan hatte. Meine Haare wehten unruhig auf und der Schnee hinterließ eine eisige Schicht auf meiner hellen Haut. Ruhig stieg ich die verschneiten Stufen hinunter in den Garten, welcher aus nichts als Schnee und Eis bestand. Es dauerte etwas, doch stand bald schon vor dem Gebäude, in welchem alles begonnen hatte. Dem Gebäude, in welchem in erfahren hatte, dass die Personen, welche ich als meine Eltern glaubte, nicht meine Eltern waren. Die Tür was vereist, doch ließ sie sich, wider der Physik, leicht öffnen. Ich trat ein. Der Raum hatte sich nicht verändert.
Sofort suchte ich das Portrait meiner Mutter auf und entfernte das weiße Tuch, mit dem sie verhüllt war. Ich erschrak und stolperte rückwärts. Das Bild war der Länge nach aufgeschlitzt worden. Der Rahmen war bedeckt mit roter Farbe, die Leinwand war schwarz. Sie war fort.
Völlig allein mit meinen rasenden Gedanken sank ich auf den Boden. Ich wusste nicht was ich tun sollte. "Du warst die Einzige der ich mich anvertrauen hätte können...", sagte ich geistesabwesend. Tränen flossen über meine Wangen. "Ich bin mit ihm verwandt? Bitte, Mutter, sag mir, dass es nicht wahr ist... Bitte..."
Meine Tränen fielen auf den Brief des Königs, welchen ich noch immer fest umschlungen in meiner Linken hielt. "Er hat sich immer so verhalten, weil ich...", ich konnte es nicht aussprechen. "Zu wie viel Prozent?", fragte ich und fuhr zusammen, als eine mir bekannte Stimme antwortete. Es war nicht meine Mutter, zu meinem Schrecken, war es Thomas, welcher in der Tür stand und mich traurig ansah. "10%, habe ich irgendwo aufgeschnappt. Keine Ahnung ob es der Wahrheit entspricht. "
Panisch sprang ich hoch. Er hob beschwichtigend beide Hände und schloss dann mit einem kleinen Wink die Tür hinter sich. Langsam durchmaß er den Raum und nahm in einem Sessel Platz, hielt genügend Abstand zu mir. Ich runzelte die Stirn. Thomas schlug ein Bein über das andere und deutete dann auf das zerrissene Bild hinter mir. "Das war Vater.",sagte er und ich musste, dass der König damit gemeint war. Ungläubig schüttelte ich den Kopf. "Niemals, warum sollte er das tun?" Thomas lehnte sich zurück und betrachtete eine Weile schweigend das Bild. "Einer meiner Diener sagte, er habe sie streiten gehört. Etwas, das wie du weißt, fast völlig unmöglich ist, da sie nicht die selbe Sprache sprechen, aber ihr Englisch schien ausreichend für dieses Gespräch. Bitte frage mich nicht, worüber sie sich stritten, aber ich weiß, dass es unter anderen um dich ging. Ein Paare Tage später war Vater in der Verfassung, in der wir ihn hier vorgefunden haben.",zum ersten Mal schienen Thomas Worte aufrichtig. Ohne Hohn, ohne trügerischen Unterton, ohne Hass und ohne Spott. Er lächelte sanft, doch verblasste es schnell wieder. Ich versuchte verzweifelt mich zu beruhigen, doch behagte mir sein Auftreten nicht. Ich erwischte mich schon fast dabei, wie ich mir den alten Thomas zurück wünschte. Ein mattes: "Oh.",war alles das meinen Mund verließ. "Warum bist du hier?", fragte ich und getraute mich tatsächlich etwas hämisch anzufügen:"Wegen deines Vaters wirst du Hogwarts nicht verlassen haben.", ich konnte die Bitterkeit in meiner Stimme nicht verbergen. Er lachte trocken auf. "Nein.", gestand er abwertend, "Nein, meine Blume ich bin hier um mit dir zu sprechen."...
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Oh. Oh.
Was glaubt ihr will Thomas von ihr?
Glaubt ihr sie zieht die richtigen Schlüsse aus dem Gelesenen?
Langsam kommt doch Licht ins Dunkle. Was haltet ihr von all dem?
Es wäre nett, wenn ihr diese Fragen beantworten könntet.
LG
Bloody
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