72: Drei Kinder, Drei Verheißungen

Ich öffnete die Truhe. Ein Laut der Überwätigung verließ mich und ich schlug mir beide Hände vor den Mund, um weitere Geräusche zu ersticken. Das war ein Traum. Ich konnte nicht glauben was ich sah, vor mir, eingebettet in Heu und Stroh, lagen drei scheinbar versteinerte Dracheneier. 

Das erste Ei schien aus Silber zu bestehen. An seiner Oberfläche Taten sich raue Eiskristalle auf und Eisblumen umgaben das Ei, welches etwa doppelt so groß, wie meine Hand schien. Das Ei hatte eine vollkommen kalte Erscheinung. Ich wusste im ersten Moment gar nicht, welcher Rasse dieses Ei zuzuordnen war.

Das zweite Ei strahlte Dunkelheit aus. Nicht etwa, weil es schwarz gewesen wäre, nein, es hatte schlicht und ergreifend eine dunkle Aura, welche mich diesem Ei besondere Ehrfurcht entgegenbringen ließ. Es war blutrot und Linien, welche ebensogut Risse hätten sein können, schimmerten golden.

Das dritte Ei wirkte im Gegensatz zu den anderen Beiden sehr unauffällig, denn es war weiß und wirkte wie ein zu groß geratenes Hühnerei. Es wirkte nicht so, als ob ein gefährlicher Drache in ihm schlummern würde.

Ich kannte keines der Eier, oder die Rassen, welche sie beherbergten.

Stumm betrachtete ich das Geschenk des Königs und versuchte krampfhaft ein Lächeln zu unterdrücken. Die Tatsache, dass ich diese Eier jetzt schon in meinen Händen hielt, verdankte ich seiner Krankheit und das war kein Grund zur Freude.

Ich erhob mich, nachdem ich die Truhe wieder geschlossen hatte und wandte mich Minerva zu, welche die Truhe mit Skepsis betrachtete. "Ich werde Hogwarts morgen verlassen.",sagte ich und sah sie direkt an. Ihre Skepsis wich der Sorge.

"Stimmt etwas nicht?", fragte sie und trat um den Tisch herum. In ihren grünen Augen sah man die Angst um ihren Mann. Er wunderte mich, dass er sie nicht in Kenntnis setzte, wäre dies doch eine der ersten Dinge, welche ich tun würde, ginge es mit meinem Leben zu Ende. Ich schloss aus diesem Umstand, dass er nicht wollte, dass sie wusste, wie es um ihm selbst bestellt war.

"Der König hat nach mir geschickt. Es gibt wohl etwas, das er mir mitteilen möchte.", log ich und verschränkte die Hand, in der ich den Brief hielt, hinter meinem Rücken. Ich lächelte sie sanft an. Ihre Miene wurde weicher, doch erkannte ich deutlich, dass sie mir nicht zur Gänze glaubte.

Mein Blick fiel mit einem triumphierenden Lächeln auf die Truhe zurück. Ich hatte in meiner Kindheit von Zauberern und Hexen gelesen, welchen es gelungen war, mit Hilfe spezieller Feuer- und verbotener Auferstehungszauber versteinerte Dracheneier zurück in das Reich der Lebenden zu holen. Mit fünf Drachen an meiner Seite, war ich unaufhaltsam. Keiner im Königreich könnte sich mir entgegen stellen und zusammen mit der Armee der Roten Königin, würde es keiner wagen sich mir zu widersetzen.

Ich ließ die Zwillinge kommen, welche heute Morgen in das Schloss zurück gekehrt waren und trug ihnen auf, die Truhe mit aller Vorsicht in meinen Turm zu bringen. Sie traten wie ihnen geheißen und verschwanden nach kurzer Zeit aus dem Blick aller schaulustigen Lehrer und Schüler.

Ich suchte die Halle nach Thomas ab. Er saß nicht am Tisch der Slytherins, sondern stand etwas abseits in einer Ecke unweit des Eingangstores. Er lächelte auf eine Art und Weise, die ich nicht zu deuten wusste. Es war nicht sein übliches Grinsen, wenn er etwas erreicht hatte, was er unbedingt wollte und es war auch kein lüsternes Lächeln. Es strahlte ebenso keine Boshaftigkeit aus. Sein Lächeln machte mir auch keine Angst. Es war einfach nur ein Lächeln...

Mich überraschte sein Ausdruck, hätte ich doch eher damit gerechnet das er wütend wäre oder erfreut über den Zustand seines Vater, um den er ganz sicher wusste. Thomas nickte mir kaum merklich zu, als wisse er genau, was sich in der Truhe befunden hatte.

"Wann wirst du gehen?", fragte Minerva und riss mich aus meinen Gedanken. "Gleich morgen früh, nach Tagesanbruch.", erklärte ich ihr und sah wie sie schluckte. Sie trat auf mich zu und sprach leise zu mir: "Er wird sterben, nicht wahr?" Ihre Erkenntnis brachte mich kurz aus der Fassung, doch beschloss ich dennoch nicht die Wahrheit zu sagen. "Nein, er hat nur etwas, dass er mir gern persönlich sagen würde.", versuchte ich ihr beruhigend zu versichern. Mit mäßigem Erfolg, wie ich befürchtete.

Ich wandte mich zum Gehen, denn ich wollte in der Bibliothek nach einigen Zaubern suchen, mit welchen ich meinen Dracheneiern neues Leben schenken könnte. Gerade als ich das Podium verließ, ertönte die Stimme der Wahrsagerprofessorin. Professor Trelawney, welche bis jetzt nur stumm dagesessen hatte, war ruckartig aufgestanden. Ihr Stuhl war nach hinten umgekippt und sie deutete mit ihrem Zeigefinger auf mich. Ihre Hand zitterte und ihre Augen waren leicht geweitet.

"Drei...Drei Kinder...", begann sie. Ihre Stimme war dunkel und rauchig. Ich trat vor Schreck einen Schritt zurück.

"Mit dem ersten Kind, kam eine unbändige Wut, welche Teile des Königreiches in sein loderndes Inneres ziehen wird.

Mit dem zweiten Kind, werden die Toten in ihren steinernen Rüstungen aus den Eingeweiden  der Erde kriechen, um ihre Mutter zu bewahren, vor ihrem Tode.

Mit dem dritten Kind, kam die Verzweiflung, welche an der Mutter nagen wird. Ihre Kinder, werden sich um sie scharen, um ihr die Nachricht einer Erbin zu überbringen. "

Nach diesen Worten erwachte Trelawney aus ihrer Trance und sah sich verwundert um, als habe sie keinerlei Ahnung von dem was gerade geschehen war.

Wie angewurzelt stand ich da und starrte die Professorin an. War das eine Profezeihung gewesen? Was meinte sie mit drei Kinder? Ich bekam Zwillinge, aber keine Drillinge. Oder waren mit den Kinder gar nicht meine Kinder gemeint? Aber was dann?

Völlig verwirrt verließ ich die Halle und verdrängt das Geschehene. Es gab andere Dinge, um welche ich mich jetzt kümmern sollte.

Die Bibliothek war wie verwaist. Keine Seele war zu sehen und die Bibliothekarin war unten in der Halle, weshalb ich ungesehen auf die verbotene Abteilung zusteuern konnte.

Mein Schritte hallten zwischen den Regalen wieder. Gemäßigten Schrittes trat ich auf die dunkle, verschlossene Holztür zu. Noch während ich lief ertönte hinter mir ein vertrautes Geräusch. Das Geräusch von aufeinander reibenden Steinen und kurz darauf ertönten schwere Schritte, welche meine eigenen übertönten.

"Öffnet die Tür.", sagte ich ohne mich nach ihnen umzusehen. Zwei meiner steinernen Wachen traten vor. Einer legte seine Hand an den Knauf. Staub fiel von seinen Händen auf das Schloss. Ein kratzendes Geräusch ertönte, als ob Sand auf Metall reiben würde. Der Soldat trat zurück und machte mir den Weg frei. Mit einem Schritt trat ich an die Tür und öffnete sie.

Am Ende des Ganges entzündete sich eine Feuerschale kaum das ich eingetreten war. Ich schloss die Tür hinter mir und sah mich um. Irgendwo hier mussten sich Bücher über Auferstehungszauber befinden, welche eigentlich nicht für jeden zugänglich waren.

Ich zuckte leicht zusammen, als ich spürte wie etwas nasses und doch warmes meine Füße berührte. Mein Blick wanderte nach unten. Es war Blut, welches die dunklen Dielen des alten Holzfußbodens entlang floss. Mein Herzschlag beschleunigte sich und mir blieb kurz der Atmen weg.

Mit Vorsicht begann ich der Spur zu folgen. Ein leises Geräusch drang an mein Ohr. Es klang als würden Wassertropfen in eine Pfütze fallen, jedoch war ich mir sicher, dass es sich in meinem Falle nicht um Wasser handelte.

Die Blutspur führte einige Zeit gerade aus und verschwand dann zwischen zwei Regalen. Ich atmete tief durch, erwartete gleich ein schauriges Schauspiel zu sehen, doch sah ich weder jemanden der schwer verletzt, noch tot war. Das Blut tropfte aus einem Buch, welches weiter oben im Regal stand. Das tropfende Blut hatte eine große Pfütze gebildet, welche sich bereits bis unter die Regale ausgedehnt hatte. Es roch modrig.

Verwundert sah ich zu dem Buch auf, welches zu bluten schien. Mit einer seichten Bewegung meiner Hand löste sich das Buch aus dem Regal und begann langsam hinab zu schweben. Ich erhob meine Hand und nahm das Buch entgegen. Kaum hatte ich das Buch berührt versiegte das Blut und die Spur, welche mich zu ihm geführt hatte, war verschwunden.

Ich betrachtete das Buch. Es war in rotem Leder gebunden und war an einigen Stellen bereits sehr abgegriffen. Der Titel des Buches war wohl einst auf den Einband gestickt gewesen, doch die Jahre hatten das Garn gelöst, sodass der Titel nicht mehr zu erahnen war.

Ich öffnete das Buch. Meine Lippen hoben sich zu einem Lächeln. >Auferstehung und Wiederbelebung - Die Kunst der Nekromantie<, stand, geschrieben mit schwarzer Tinte, auf der ersten Seite des alten Buches. Es schien mit Hand geschrieben worden zu sein.

Den Blick hebend, sah ich in die Dunkelheit der Bibliothek zurück, doch statt eines Menschen leeren Ganges, sah ich die Rote Königin unter deren Kleid Blut hervor lief. "Als kleine Entschuldigung, für mein Fehlverhalten", sagte sie und verschwand. Die Blutspur stammte also von ihr.

Schnellen Schrittes verließ ich den verbotenen Bereich der Bibliothek und ließ die Wachen hinter mir die Tür wieder verschließen. Keinen Moment zu früh, wie sich herausstellte, denn gerade in diesem Moment erschien Madam Pince im Eingangsportal der Bibliothek. Sie musterte mich kurz, schien das Buch nicht zu sehen und begab sich an ihren Arbeitsplatz zurück.

Unauffälligen Schrittes verließ ich die Bibliothek und steuerte meinen Turm an. Ich würde sobald ich aus dem Schloss des Winters zurück kehrte, mich mit den Zaubern der verbotenen Nekromantie befassen.

Ich öffnete die Tür zu meinem Zimmer und trat ein. Die Truhe stand friedlich in der Mitte des Raumes zwischen all den Leinwänden. Das lederne Buch legte ich auf einen der kleinen Tischchen ab und kniete mich vor die Truhe um sie ein weiteres Mal zu öffnen.

Mir wurde warm ums Herz, als ich die drei Eier erblickte. Mit einem lieblichen Lächeln griff ich nach dem blutroten Ei und nahm es heraus. Es war kalt. Kein Leben schien mehr in ihm zu existieren.

Es genau beobachtend, trat ich an den Kamin zu, entzündete ihn. Vorsichtig legte ich das Ei in die Flammen und beobachtete wie es leicht zu glühen begann. Zufrieden lauschte ich dem Knacken des Feuers, während ich die anderen beiden Eier holte und sie ebenfalls zu dem anderen Ei ins Feuer bettete.

Die Wärme des Feuers sollte den Eiern gut tun...

Mit den ersten Sonnenstrahlen des nächsten Tages stand ich unten in der Eingangshalle von Hogwarts. Die versteinerten Dracheneier hatte ich in die Obhut der Spinnen gegeben, welche sie ins Feuer legen sollten.

Minerva trat gerade die Treppe hinab, um mich zu verabschieden. Ihre Miene war unergründlich und erschien kalt. Sie verschränkte ihre Arme vor der Brust. Minerva hatte sich nicht die Mühe gemacht ihre Haare hochzustecken. Sie fielen in weichen Wellen ihren Rücken hinab und gekleidet war sie gelegentlich in einen Morgenmantel.

"Sollte es ihm schlechter gehen, setze mich bitte unverzüglich in Kenntnis.", bat sie und sah an mir vorbei hinaus, der aufgehenden Sonne entgegen. Sie wirkte anwesend, als würde sie bereits ahnen, wie es um ihn bestellt war. "Ich werde dir schreiben.", versicherte ich ihr, wissend, dass dies nicht passieren würde.

Wir schwiegen. Die Anspannung zwischen uns war deutlich zu spüren. "Ich werde jetzt gehen.", sagte ich, als zwei Wachen des Königs vor dem Tor auftauchten. Minerva nickte verspannt. Wir lächelten einander gezwungen zu.

Mit hoch erhobenen Kopf verließ ich in Begleitung der Wachen den Hof. Ein letztes Mal wandte ich mich um und sah wie Minerva Azraels Kopf tätschelte. Azrael brummte vergnügt. Ich schnaubte und wandte mich schwungvoll ab. "Lasst uns gehen.", sagte ich zu den Wachen. Gemeinsam apperierten wir in den Norden.

Ich öffnete meine Augen und erblickte das silberne Eingangsportal des Schloss des Winters. Zwei Frauen kamen uns entgegen. Sie verbeugten sich vor mir. Beide sahen sie traurig und niedergeschlagen aus. Ich befürchtete das Schlimmste. "Bitte sagt mir nicht, dass ich zu spät komme.", sagte ich folgte beiden nach drinnen. "Nein, Mylady, Ihr seid gewiss nicht zu spät.",ihre Stimme klang belegt. Mit gesenktem Kopf führten sie mich die Marmortreppen empor zum Gemach des Königs. "Wie ist es um ihn bestellt?", fragte ich. Meine Stimmung sank mit jeder Sekunde, die ich in diesen Hallen verbringen musste. Es war als ob das gesamte Schloss spüren konnte wie es seinem Besitzer ging.

"Er liegt in einer Art Koma.", fing eine der Beiden an und schluckte schwer, "Er reagiert nicht mehr auf unsere Worte. Der Doktor meinte zwar er könne uns hören, jedoch Mylady glauben wir nicht daran.". Wir hielten vor der Tür zu seinem Zimmer. "Lasst Euch gewarnt sein. Er sieht furchtbar aus..." Sie traten zurück und machten den Weg frei. "Danke, dass ihr mich informiert habt. Geht nun.", ich entließ sie. Eine der beiden schluchzte, als sie sich entfernten.

Mit rasenden Herzen legte ich meine Hand an den silbernen Türknauf und öffnete langsam die Tür...

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Hallöchen,
ich möchte mich nur kurz für die plötzliche Unregelmäßigkeit entschuldigen, mit welcher ich meine Kapitel hochlade.
Ihr müsst wissen, dass die folgenden Kapitel für mich sehr schwer zu schreiben sind, da sie eine Wende in dieser Geschichte herbeiführen werden.

Ebenso, sollten euch die letzten Kapitel etwas zu mystisch und verwirrend vorgekommen sein, dann liegt dies daran, dass ich wollte, dass ihr das fühlt, was auch Avyanna wahr nimmt. Keine Sorge. Es hat bald ein Ende.

Was glaubt ihr hat es mit den Profezeihungen auf sich? Und was glaubt passiert als nächstes?

Lasst es mich wissen.

LG
Bloody

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