7 : Thomas Rutherford
Ich rannte. Meine Beine drohten schon nachzugeben unter jeder Unebenheiten, die der alte Holzfußboden besaß. Dieses Anwesen war ein Labyrinth, ein Labyrinth aus Mauern und unerklimmbaren Wänden. Egal, wohin oder wie schnell ich rannte, er war immer dicht hinter mir. Es war so kalt, dass ich meine Füße und Hände schon gar nicht mehr fühlen konnte. Ziellos rannte ich einfach weiter. "Wieso so ängstlich?", sagte er gehässig nur wenige Schritte hinter mir. Ich vermochte nicht auf seine Frage zu antworten. Als ich Licht sah, trugen mich meine dünnen Beine direkt darauf zu. Menschen sind ja doch nur wie Motten. Werden sie in einen dunklen Raum gesperrt, gehen sie auf der Stelle zum Licht, auch wenn dies ihr Ende bedeuten könnte. Ich öffnete die Tür, die zum Wohnzimmer führte in dem sich mein und sein Vater gerade unterhielten. "Irene, Liebes, was ist los? Du bist ja völlig verschwitzt.", Mutter lief zu mir und nahm mich in ihre Arme. Ich krallte mich regelrecht in ihre Kleidung. "Sie hatte einen Alptraum", hörte ich ihn sprechen, noch bevor ich erklären konnte, was hier wirklich los war. "Ich wollte fragen, was los ist, weil sie so schrie, da ist sie einfach weggerannt.", seine Stimme klang so sehr gespielt traurig, dass ich entsetzt war, dass Mutter und Vater ihm Glauben schenkten. "Nein! Mutter er wollte...!", sie ließen mich nicht einmal aussprechen. "Es ist alles gut Schätzchen. Er wird dich wieder zurück in dein Zimmer bringen." Ich glaubte, mich verhört zu haben. "Nein! Ich will nicht!", schrie ich und klammerte mich so fest ich konnte an Lilia Sullivan. "Es reicht Irene!", sagte Argon streng, "Du bist 11 Jahre alt, da wirst du doch mit einem Traum umgehen können!" Damit war das Gespräch beendet. Er nahm meine Hand und zog mich aus dem Raum. Sobald wir ihn verlassen hatte, kehrte das breite, triumphierende Grinsen auf sein Gesicht zurück und mir wurde schlecht. Ich hasste Mutter und Vater dafür so sehr. Sie hatten mich allein gelassen, als ich sie brauchte. Ich hasste sie dafür so unglaublich sehr...
Ich schreckte mit einem kurzen Schrei hoch. In Schweiß getränkt starrte ich ins Nichts. Meine schnelle Bewegung bereute ich noch im selben Atemzug, denn sofort begannen meine Knochen zu schmerzen, speziell meine Rippen und mein Hals. Ich schnappte ein paar mal nach Luft, bevor ich mich aus dem Bett schwang und ins Bad lief.
Das Wissen, dass ich wusste, wie der "Traum" enden würde, bereitete mir ein übles Gefühl im Magen. Ich öffnete die alte Tür und trat in das erstaunlich geräumige Bad. Es hatte Badewanne und Dusche und außerdem einen riesigen Spiegel, der sich einmal vom Boden bis zur Decke zog. Ich konnte nicht anders, als mich einmal von Kopf bis Fuß in ihm zu betrachten. Meine Haare hingen kraftlos an mir herunter und reichten bis zu meinem Po. Meine blasse, junge Haut wirkte wie Schnee im Mondlicht. Mein Körper, geschunden und mit blauen Flecken übersät, dünn und zierlich mit den langen dünnen Fingern und den knochrig wirkenden, kleinen Füßen. Mein Gesicht, so blass wie Porzellan und die Schatten unter meinen Augen wurden von Tag zu Tag dunkler. Meinen Lippen war schon lange jegliche Farbe entwichen , ebenso wie meinen Wagen. Das Einzige an mir, das Farbe zu haben schien, außer der blauen Flecken und Blutergüsse, waren meine Augen. Dieses so verhasste Grün, so intensiv und strahlender als die Sonne, die durch das Grün der Blätter schien, doch das war nicht das, was mich am meisten störte. Es war diese Asymmetrie. In meinem linken Augen hatte ich einen schwarzen Fleck, der aussah wie ein Regentropfen. Normalerweise würde einem dieser Fleck nicht auffallen, wenn man nicht direkt danach suchte, doch ich sah ihn bei jeder Begegnung im Spiegel und nicht nur das, mein Vater, Argon Sullivan, hatte das selbe "Mal", wie er es nannte.
Ich war angewidert bei meinem Anblick im Spiegel und drehte mich zum Waschbecken. Mir war schlecht. Mein Hals brannte und meine Rippen gaben mir das Gefühl bei jeder Bewegung zu zersplittern. Bei jedem Atemzug, den ich tat wurden die Schmerzen intensiver. Ein starker Hustreiz überkam mich. Ich beugte mich nach vorn und hielt meine Hand vor den Mund. Die warme, rote Flüssigkeit, die in meinen Händen zu sehen war, war nichts neues mehr. Ich war es gewöhnt diese rote Körperflüssigkeit in meinen Händen zerlaufen zu sehen.
Schnell wusch ich meine Hände, um schließlich doch in die Dusche zu steigen. Der Schweiß auf meiner Haut war so unangenehm. Es ekelte mich, es war widerwärtig. Ich streifte das dünne Nachthemd von meiner weichen Haut und trat langsam in die kalte Dusche. Das warme Wasser strömte meine Kurven entlang und befreite sie von dem Angstschweiß, der bis eben noch wie Leim an mir geklebt hatte. Es brannte an manchen Stellen, als das heiße Wasser auf die frischen Wunden traf, die noch keine zwei Tage alt waren. Ich setzte mich auf den Boden der Dusche und ließ das Wasser über meine Schultern, meine Arme, meine Beine und Füße laufen. Ich blickte empor. Wie Tränen lief die warme Flüssigkeit über meine Wangen.
Nach einiger Zeit verließ ich die Dusche, trocknete mich ab und zog mir ein weißes Hemd an, dass mir eigentlich viel zu groß war. Ich hätte es locker als Kleid tragen können, denn es ging mir bis zu den Knien. Ich beschloss, meine Haare an der Luft trocknen zu lassen und verließ das Bad.
Der Zeiger einer Uhr schlug 4, als ich die Tür öffnete. Es war sinnlos, mich erneut in mein Bett zu legen. Ich würde ja eh nur diesen einen Traum träumen, der sich wie ein Geschwür an mich klammerte und mich qualvoll langsam jegliche Kraft und Energie beraubte. Ebenso gut könnte ich mich auch einer Leidenschaft widmen, die schon ewig von Argon Sullivan unterdrückt wurde. Das Malen. Aus meinem Koffer holte ich Stativ und Leinwand und selbstverständlich auch alles andere, was ich zum malen benötigte. Ich stellte einen kleinen Tisch auf, um meine Utensilien ablegen zu können und setzte mich auf einen Hocken vor die unberührte, reine, weiße Leinwand. In Gedanken verloren begann ich, den Pinsel über die Leinwand zu führen, ohne, dass ich eine wirkliche Idee hatte, was ich malen sollte. Die Farben fielen hauptsächlich dunkel und kalt aus. Ich brauchte kein Licht, um zu sehen was ich auf die Leinwand brachte, ich wusste es einfach.
Die Zeit verging wie im Fluge und schließlich schlich sich ein sanfter Sonnenstrahl, der neu geborenen Sonne, in mein Gesicht. Ich blickte auf, legte den Pinsel auf die nun mit Farbe befleckte, Farbpalette und stand auf. Das weiße Hemd, dass vor wenigen Stunden noch schneeweiß war, war nun mit Farbe beschmutzt. In das wärmende Licht der Morgensonne gehüllt, die Augen geschlossen und bis auf mein Hemd völlig unbekleidet, stand ich vor den riesigen Fenstern und ließ meinen Blick über das wunderschöne morgendliche Hogwarts gleiten. Schweren Herzens löste ich meine Sicht von dem so wunderschönen Sonnenaufgang und lief zu meinem Gemälde zurück. Es war noch lange nicht fertig, ich würde es heute Abend weitermalen.
In Gedanken versunken, bedeckte ich die Staffelei mit einem weißen Tuch und begann mich fertig zu machen. Ich begann das Make-Up auf meinen Hals aufzutragen, um sicherzugehen, dass man wirklich keine Spuren der Zurechtweisung meines Vaters erkannte, die Schatten unter meinen Augen zu verdecken und so weiter. Ich kämmte mir die langen blonden Haare und band sie zu einem hohen Pferdeschwanz zusammen. Ich griff nach meiner Krawatte, die die Farbe Schwarz hatte und am unteren Ende war mein Wappen zu sehen. Auf der rechten Seite waren Farben und Zeichen der Gryffindors. Rot und Gold mit einem majestätischen Löwen. Links befanden sich Farben und Zeichen der Slytherin. Grün und Silber mit einer listigen Schlange. Selbiges Wappen war auch auf meinem Umhang zu sehen. Ich strich schnell eine Falte meines Umhanges glatt und nahm meinen Stundenplan. Zwei Stunden Zauberkunst, dann zwei Stunden Verteidigung gegen die dunklen Künste und anschließend noch einmal zwei Stunden Verwandlung. Ich griff nach meiner schwarzen Aktentasche und packte alles hinein, was ich heute brauchen würde.
Als ich gerade in die Große Halle gehen wollte, um zu frühstücken fiel mir ein, dass ja noch jemand Frühstück gebrauchen könnte. Also lief ich zu meinem Bett, um den kleinen Celeritas aufzuwecken. Müde rappelte er sich auf und nahm auf meiner Schulter Platz.
Hinter mir ließ ich die Tür ins Schloss fallen und schloss sie mit dem alten Schlüssel ab. Schnell eilte ich die steinernen Treppen hinunter. Ich war Fawkes dankbar, dass er Celeritas die Schule gezeigt hatte, sonst wäre ich ziemlich sicher verloren gewesen. In der Großen Halle waren noch nicht allzu viele Schüler, was sich gut traf, wenn man so unauffällig wie möglich einen Drachen füttern möchte. Mein Blick wanderte zum Lehrertisch. Es saßen nur zwei Lehrer bereits an dem Tisch. Professor McGonagall und Professor Sprout. Sie unterhielten sich und als McGonagall mich entdeckte, stand sie auf und kam auf mich zu. Ich setzte mein Lächeln auf und sagte so freundlich wie möglich: "Guten Morgen, Professor." Sie wirkte streng und gerade, wie gestern, als wir uns das erste Mal sahen, doch sobald sie vor mir stand, formte sich ihr Mund zu einem sanften Lächeln. "Guten Morgen, Miss Sullivan. Geht es ihnen besser? ", fragte sie leicht besorgt. "Ja, Professor. Mir geht es besser.", sagte ich beruhigend. Ihr schien ein Stein vom Herzen zu fallen. Sie wollte sich gerade umdrehen und zurück gehen, da Dumbledore gerade eingetroffen war, doch ich hielt sie noch kurz auf. "Professor?", sie drehte sich zu mir um, "Danke.", sagte ich ehrlich. "Das war doch selbstverständlich.", sagte sie lächelnd, wandte sich ab und lief zurück, um unserem Schulleiter einen Guten Morgen zu wünschen. Ich selbst wollte meine Ruhe haben und setzte mich deshalb an den Tisch der Gryffindors, denn da war noch nicht ganz so viel los. Abseits von allen zog ich ein kleines Fläschchen aus meinem Umhang, der farblose Trank, der sich darin befand war ein starkes Schmerzmittel, das sich auch bei Übelkeit bemerkbar machte.
Ich öffnete das kleine Fläschchen und schüttete dessen Inneres in meinen Kürbissaft. Einen winzigen Moment färbte sich dieser leuchtend rot, bevor er wieder seine normale Farbe annahm. Seufzend schaute ich Celeritas zu, wie er auf dem Tisch herumlief, um sich etwas für ihn Essbares zu suchen. Mit offenen Mündern starrten die anderen Schüler ihn ungläubig an. Mich störte es nicht, angestarrt zu werden. Es war nichts anders, als es ohnehin auch schon in Durmstrang gewesen war. Alle tuschelten über mich und meine Herkunft. Ich gab einen leisen Piff von mir und Celeritas kam sofort zurück. Er verkroch sich auf meinem Schoß unter dem Tisch, ich hatte bemerkt, wie nervös er geworden war und das konnte problematisch werden.
"Bist du Irene Sullivan?", hörte ich zwei Mädchen gleichzeitig fragen. Erschrocken drehte ich mich um. Es standen Zwillinge vor mir. Beide hatten lange Haare. Die linke hatte rote Haare, die recht hatte blonde. Ihre Haare waren aber auch schon das Einzige in dem sie sich unterschieden.
"Ja, die bin ich.", sagte ich und sie nahmen links und rechts von mir Platz. "Wir sind Amelie...", sagte die rechte und deutete auf ihre Schwester, "... und Emily.", beendete Amelie den Satz und deutete auf die rechte. Ich musste mich wohl daran gewöhnen, dass sie gleichzeitig sprachen oder den Satz des anderen beendeten. "Wir sind in Slytherin und Gryffindor.", sagten beide und deuteten auf ihre Wappen. Emily war in Gryffindor und Amelie in Slytherin. "Wir wollen dir helfen." "Da du ja immer unterschiedlich Unterricht hast, hast du zumindest immer einen von uns.", erklärten sie mir. Es war wirklich nett von ihnen und ich konnte Hilfe wirklich gebrauchen, aber warum sollten sie mir helfen wollen? "Das ist nett von euch, aber warum solltet ihr mir helfen wollen?", fragte ich leise und trank etwas von meinem Kürbissaft. "Wir glauben nicht, was die anderen erzählen." "Dass du eine Todesserin bist und du so grausam bist wie alle Sullivans.", erklärten sie mir.
Ich war froh, dass die beiden mir während des Frühstücks, wo ich zur Tarnung mir etwas in mich reinzwang und es sofort bereute, einiges zur Schule und ihren Lehrern erzählten. Noch während sie erzählten, wanderte mein Blick zum Eingang der Großen Halle und schließlich zum Tisch der Slytherins.
Es war, als hätte jemand ein Messer in mein Herz gerammt. Ein junger, großer Mann mit kurzen schwarzen Haaren und muskulösen Körper betrat die Halle. Mein Herz begann schneller zu schlagen, die Angst kroch in mir hoch, gefolgt von Ekel. Er war also auf Hogwarts, hatte ich doch wirklich geglaubt, er wäre auf Durmstrang gewesen? Wie dumm ich doch war. Fünf Jahre lang war ich auf Durmstrang und hatte ihn nicht gesehen, hatte mir immer eingebildet, er wäre eine Stufe über mir, doch er war nicht dort gewesen. Wie gebannt starrte ich auf den Mann, auf dessen Brust das Zeichen der Slytherin glänzte, die Stimmen von Emily und Amelie hörte ich schon lange nicht mehr. Auch das unruhige Getuschel anderer Schüler war verschwunden. Gerade, als ich wie in Trance aufstand und gehen wollte. Mit den Worten "Tut mir leid, ich muss los. Wir sehen uns nachher." verabschiedete ich mich hastig von Emily und ihrer Schwester. Celeritas klammerte sich an meinen Arm und wunderte sich über meine plötzliche Angst. Mit der schwarzen Tasche in der Hand joggte ich schon fast in Richtung Ausgang, doch es kam, wie es kommen musste. Er drehte sich um.
Seine eisblauen Augen sorgten dafür, dass sich meine Nackenhaare aufstellten. Er hatte mich gesehen... "Irene!", rief er mir zu. Seine Stimme ließ mein Blut in den Adern gefrieren. Sofort hatte ich nur noch eines im Kopf: Nichts wie weg! Doch es gelang mir nicht, mich auch nur einen winzigen Schritt weiter Richtung Eingang zu bewegen. Ich war wie an Ort und Stelle festgefroren. "Irene.", hörte ich seine Stimme nun direkt neben meinem Ohr. Langsam und schwer schluckend drehte ich mich zu ihm um. "Hallo Thomas.", presste ich gespielt freundlich hervor. Ich durfte nicht die Haltung verlieren, schließlich war ich für alle hier eine selbstbewusste Sullivan. "Wieso hast du mich noch nicht gegrüßt?", fragte er mit einem selbstsicheren Grinsen im Gesicht, während er mich umarmte. Ich spürte, wie mein Frühstück wieder empor kam. Für meinen Geschmack war er viel zu nahe und ich stieß ihn sanft von mir. Allein seine bloße Anwesenheit war ein Problem für mich.
Sein Grinsen war verschwunden und hatte sich in einen mehr als strengen Blick verwandelt. Es war mir bewusst, dass ich das bereuen würde, ihn von mir zu stoßen. Thomas Rutherford und ich kannten uns seit unserer Kindheit. Sein und mein Vater waren mehr als gute Freunde. Während mein Vater begeistert von Thomas war, war ich mehr als angewidert von ihm. "Wie kannst du es wagen....", knirschte er mir entgegen. Unbewusst machte ich einen Schritt zurück. "Wenn du mich entschuldigst? Ich habe zu tun.", ich drehte mich um und wollte gehen. "Wir sehen uns, meine Liebe.", rief er mir mit einem widerwärtigen Grinsen hinterher.
Celeritas fauchte noch eine ganze Weile nach der Begegnung mit Thomas. Er konnte ihn wohl genau so wenig leiden wie ich.
Den ganzen Tag hatte ich Angst ihm über den Weg zu laufen. Was er wohl mit mir machen würde? In der Mittagspause beschloss ich nicht Mittagessen zu gehen, da ich ihn da hundertprozentig sehen würde. Mit starken Schmerzen im Brustkorbbrereich ging zu einer der Terrassen von Hogwarts und ließ Celeritas eine Runde fliegen. Ich selbst genoss die wärmenden Strahlen der Sonne und ließ mich kurz von ihr in eine Welt ohne Schmerzen ziehen. Aus eben jener Welt wurde ich gerissen, als sich plötzlich von hinten eine Hand an meine Taille legte. Erschrocken zuckte ich zusammen. Es war Thomas. Aber er... Mir fiel es wie Schuppen von den Augen, wenn es einen passenderen Zeitpunkt gab, um mich zu strafen, dann wenn alle anderen aßen.
Er stand hinter mir, die Arme um mich geschlungen. Voller Angst versuchte ich mich zu befreien, doch mein kleiner Körper brachte einfach nicht genug Kraft auf. "Warum wehrst du dich eigentlich immer noch?", lüstern begann er, seine Hände wandern zu lassen. Ich wehrte mich so gut es ging. Seine Hand blockierte meinen Mund. Keiner meiner Laute war laut genug, um Aufmerksamkeit zu erregen. "Du bist so schön.", hauchte er an mein Ohr. Mir wurde übel. Als seine Hand an meinem Bauch war, tat er etwas, worauf ich nie im Leben vorbereitet war. Er schlug mir mit geballter Faust direkt in die Magengrube. Ich rang nach Luft und war mir sicher, dass er nun Blut an seiner Hand haben musste.
Immer und immer wieder schlug er zu. Ich war unfähig, mich zu bewegen oder auf den Beinen zu halten. Thomas ließ mich schwer atmend zu Boden fallen. Das warme Blut an seiner Hand, dass nun auch mir aus den Mundwinkeln tropfte, leckte er von seiner Hand. "Schmeckt gut.", sagte er und trat mir in den Bauch, damit ich den bitteren und auch leicht süßen Geschmack im Mund behalten musste. Vor Schmerzen am Boden windend, schnappte ich verzweifelt nach Luft. Schmerzerfüllte Tränen rannen meine Wangen hinab. Unfähig zu schreien hatte ich keine Chance gegen ihn. Als er stoppte und sich zu mir beugte, nur um seine Lippen auf meine zu pressen und das Blut aus meinem Mund zu trinken, wurde mir so schlecht wie noch nie. Meine Arme fixierte er so stark mit seinem Griff, dass ich mir sicher war, dass es Blutergüsse geben würde. Ich schüttelte meinen Kopf hin und her und versuchte, die Schmerzen ignorierend, ihn mit den Beinen zu treffen.
Als Thomas von mir ab ließ und mich verachtend ansah, wusste ich nicht, ob es vorbei war. "Meine Schöne, erlaube dir nie wieder, mich abzuweisen.", befahl er, bevor er mich hochzog und verschwand. Ich brach nur wenige Augenblicke später zusammen.
Ich öffnete meine Augen erst wenig später wieder, nur um festzustellen, dass ich wohl zu spät zu Verwandlung kommen würde. Ich drehte mich auf dem Bauch und drückte mich hoch. Kaum das ich stand, überkam mich die pure Übelkeit. Ich lehnte mich über die steinerne, kalte Mauer und begann zu husten. Zäh wie Schleim verließ mein eigenes Blut meinen Mund. Es schmeckte faulig , was in mir noch eine viel stärkere Übelkeit auslöste. Mit meinem Handrücken wische ich meinen Mund sauber und machte ich mich in Richtung McGonagalls Klassenzimmer auf.
Die Zwillinge hatten mir anvertraut, dass sie es hasste, wenn Schüler zu spät kamen. Zehn Minuten nach Unterrichtsbeginn stand ich vor der alten Holztür, welche zu ihrem Klassenzimmer führte.
Nach einem Klopfen öffnete ich niedergeschlagen die alte dunkle Holztür und trat ein. Eine getigerte Katze saß auf dem Pult. Von der Lehrerin fehlte jede Spur, doch als ich genauer hinsah, erkannte ich das Muster rund um ihre Augen, welche mich stark an die Lesebrille von ihr erinnerten. Sie war also eine Animaga. McGonagall war eine wirklich schöne Katze.
Langsam lief ich zu ihr vor und stellte mich vor sie. Streng musterte mich die Katze. Ich hoffte, das ich alles Blut aus meinem Gesicht entfernt hatte. Unauffällig ließ ich meine Ärmel nach unten rutschen, um die Blutergüsse an meinen Armen zu verdecken. "Es tut mir leid Professor." sagte ich ehrlich und senkte betroffen den Kopf. Die Katze legte den Kopf schief, drehte sich um und sprang von Tisch. Nun stand die strenge McGonagall vor mir. "Ich hoffe, sie haben eine gute Erklärung.", zischte sie, doch verlor ihr Gesicht schlagartig an Farbe, als sie etwas Blut an meiner Uniform entdecke. Ich hatte einige Zeit gehabt, die Flecken zu entfernen. Ihre Stirn legte sich in Falten. Eine Zeit lang war es still. "Setzten sie sich.", meinte sie plötzlich und fuhr mit dem Unterricht fort, als wäre nichts gewesen. Alle anderen im Klassenraum sahen mich skeptisch an.
Ich beteiligte mich so gut es ging, da ich meinen Arm kaum heben und mein Handgelenk kaum bewegen konnte, aber es reichte, um für meine Häuser insgesamt 15 Punkte zu holen. Darüber freuten sich die anwesenden Gryffindors natürlich sehr. Die beiden Doppelstunden vergingen schnell, was wohl daran lag, dass ich sehr gut in Verwandlung war und Professor McGonagall eine sehr gut Lehrerin. Ihre Strenge hielt sich meist in Grenzen und sie genoss den vollen Respekt aller Schüler.
"Miss Sullivan, würden sie noch kurz hier bleiben?", fragte sie in das Gemenge der Klasse hinein, als die Stunden zu Ende waren. Ich unterdrückte das Rumoren meiner Rippen und das meines Bauches und begab mich vor zu ihrem Pult. Entschuldigend, sah ich ihr in ihre blauen Augen und war unheimlich froh, dass ich wusste, dass es nicht die von Thomas waren. "Sie wissen, was ich von Unehrlichkeit halte, also hoffe ich, dass sie nun ehrlich zu mir sind.", sie rückte ihre Lesebrille zurecht und sah streng zu mir herab. Ihr Blick, sowie ihre Stimmlage wurden aber merklich sanfter, als die anderen alle das Zimmer verlassen hatten. "Von wem ist das Blut an ihrer Uniform?", fragte sie schließlich, nachdem sie mehrere Male, mit einem scharfen Blick, überprüft hatte, ob auch wirklich keiner mehr im Raum war. "Von mir.", antwortete ich wahrheitsgemäß. "Wie das?", fragte sie. "Nasenbluten, Professor.", log ich. Ich wollte ihr nicht von Thomas erzählen, wenn er davon erfahren würde, wäre das mein Ende.
Skeptisch schaute sie mich an und ich hatte schon kurz die Befürchtung, sie würde mir nicht glauben. Sie sah in meine Augen und schien hinter ihrer strengen Maske sehr besorgt zu sein.
"Vergessen Sie bitte nicht die Uniform zu waschen. Eine Sache noch. Ihr Talent in Verwandlung ist überragend. Ich bin sehr beeindruckt von ihnen.", sagte sie gelassen. Mir fiel es immer schwerer, den Schmerz aus meinem Gesicht und meiner Stimme zu verbannen, weshalb ich versuchte so kurz und bündig wie möglich zu antworten. "Danke Professor. Ich werde mich bemühen, nicht nachzulassen.", mein Lächeln begann zu zittern, lange würde ich das nicht mehr schaffen. "Das will ich hoffen und nun gehen sie. Ich nehme an, sie wollen sich umziehen.", sie zeigte mit ihrer Hand in Richtung Tür. Nickend verabschiedete ich mich und ging. Ich rannte in mein Zimmer und trank einiges an Schmerzmittel, bevor ich begann an meinem Bild weiter zu malen.
Heute Abend würden die Schüler aus Beauxbatons und Durmstrang ankommen. Ich wusste wirklich nicht, ob ich der Aufgabe gewachsen war, mit der Dumbledore mich betraut hatte...
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