68 : Weihnachtsball
Die Frage ließ mir keine Ruhe und dämpfte beachtlich meine Stimmung. Alle im Schloss freuten sich auf den Ball am Abend und ich würde nicht sagen, dass ich mich nicht freuen würde, wären da nicht Thomas' Drohungen gewesen.
Minerva war den ganzen Tag über nicht aufzufinden. Sie war wie vom Erdboden verschluckt.
Auf der Suche nach ihr lief ich im fünften Korridor entlang, als sich der Wasserspeier zu Dumbledores Büro zur Seite bewegte. Verwundert blieb ich stehen. Es trat niemand heraus. Der Wasserspeier öffnete seinen Schnabel. "Eintreten.",sagte er simpel.
Mit gerunzelter Stirn trat ich an dem Wasserspeier vorbei und die Treppen hinauf. Alles war still, die Stimmen auf den Korridoren verschwanden, als sich der Wasserspeier hinter mir wieder auf seinen Platz begab.
Ich klopfte an die Tür des Büros, doch erhielt keine Antwort. Eigentlich hätte ich mich schon längst für den Ball fertig machen sollen, doch den Schulleiter konnte man wohl kaum warten lassen.
Als ich auch nach erneutem Klopfen keine Antwort erhielt, öffnete ich langsam die Tür. Es war unhöflich ohne Aufforderung einzutreten, doch was blieb mir übrig?
Das Büro war leer. Der Kamin glühte seicht vor sich hin und alles lag ruhig da. Nur eine einzige Kerze brannte auf dem großen Schreibtisch. Ihr warmes Licht erhellte einen Brief, welcher friedlich auf dem Schreibtisch lag.
Unsicher trat ich näher an ihn heran. Die Schrift war mir nicht bekannt.
Meine liebe Freundin,
Ja, ich bin mir sicher. Mir ist bewusst, dass es gegen mindestens 20 Regeln verstößt, doch du stehst unter dem Schutz der Krone. Weder dir, noch deinem Kind kann etwas passieren.
Der Zauber ist die einzige Möglichkeit unsere Töchter zu schützen.
Argon ist immer noch dagegen und ich vermute, dass auch Alexander sich noch immer weigert den Zauber zu vollführen. Wir dürfen nicht aufgeben, sonst sterben sie womöglich noch alle beide.
Die Rote Königin wird nicht aufgeben bis sie beide hat. Du weißt wozu sie fähig ist.
Bitte rede noch einmal mit Alexander.
Hattet ihr wieder Kontakt? Ich weiß, dass Cora dich am liebsten Köpfen lassen würde... Ich bin mir jedoch sicher, dass Albus dich schützen wird, selbst, wenn die Soldaten der Fotherin vor Hogwarts stehen.
Bitte achte auf dich und schreibe mir alsbald ihr eine Entscheidung getroffen habt.
Raenyra
Ich las den Brief erneut. Er wurde im Sommer 1966 verfasst. Dem Jahr in dem ich geboren wurde und wieder war die Rede von einem Zauber. Es war leicht herauszulesen, dass dieser Brief an Minerva addressiert war.
Sie war zweimal schwanger? Beide Male von Alexander? Zwei Töchter? Doch Minerva hatte keine Kinder. War das zweite Kind ebenfalls von der Roten Königin getötet worden, oder hatte es mit dem Zauber zu tun? Was ich jedoch dem Brief sicher entnehmen konnte, war, dass die Rote Königin einmal mehr ihre Finger im Spiel hatte.
Ich drehte den Brief um und fand eine Notiz in der Schrift von Minerva, sie besagte: "Antallagména gonídia"
Ich runzelte die Stirn. Was sollte das bedeuten? Davon hatte ich noch nie gehört. Antallagména gonídia... Ich beschloss mir diese Worte zu merken.
Als ich den Brief niederlegte fiel mir noch etwas auf. Armeen der Fotherin? Was hatte Cora, die ehemalige Frau von König Alexander mit den Fotherin zu tun?
Mein Blick wanderte langsam über den Schreibtisch und tatsächlich lag nicht weit weg ein Buch in dem Stammbäume abgebildet waren. Ich kannte dieses Buch, mein Vater hatte es mit gezeigt, da konnte ich noch nicht einmal lesen.
Im Register suchte ich nach dem Name Fotherin und tatsächlich stand er darin. Ich schlug die Seite auf und überblickte sie. Mir blieb kurz der Atem stehen, als ich zwei Namen erblickte. Direkt neben Lilia Sullivan ( geb. Fotherin), stand Cora Rutherford (geb. Fotherin). Meine Stiefmutter und Cora waren Geschwister... Lilia Sullivan war Thomas' Tante.
Noch immer etwas verwirrt verließ ich das Büro und kehrte in meinen Turm zurück. Es war die Zeit gekommen sich fertig zu machen.
Ich setzte mich vor den Spiegel im Bad und begann meine Haare zu kämmen. Die Zeit verging doch viel zu schnell. Ich flechtete meine Haare und steckte sie zu einem Haarknoten hoch. Zwei kleine Strähnen hingen an den Seiten herunter und umrahmten mein Gesicht. Das Make up fiel sehr dezent aus. Es war nicht mehr als etwas Lidschatten, ein zarter Lippenstift und etwas Rouge, damit ich nicht allzu blass wirkte.
Vulgrim flog Kreise im Bad und landete letztlich auf dem Rand der Badewanne, während ich mein Kleid holte. Es war ein Geschenk meines Vaters. Ein Schild an dem Kleid besagte:
"Ich hoffe du wirst es mögen.
In Liebe,
Dein Vater"
Es war tatsächlich wunderschön. Eine leichte Prinzessin mit einem Rock aus weißem, mattierten Samt. Es hatte lange Ärmel und hatte nur sehr, sehr wenig Spitze. Es war extrem schlicht und es war genau das, was ich an diesem Kleid so liebte.
Es hätte schon fast ein Hochzeitskleid sein können.
Ich zog es an und betrachtete mich im Spiegel. Ob ich Severus wohl gefallen würde? Vulgrim sang aufgeregt und platzierte vorsichtig die silberne Krone in meinen Haaren. Ich rückte sie gerade.
Ein Seufzen entwich mir. Es fehlte wirklich nur noch ein Schleier, dann sah ich wirklich aus, wie eine Braut.
"Glaubst du ich kann mich so zeigen?", fragte ich meinen Drachen leise. Vulgrim landete auf meiner Schulter und nickte.
Mit eleganten Schritten trat ich die Treppen meines Turmes hinunter und lief die Korridore entlang. Mit kamen einige Mädchen entgegen. Sie waren schön und kicherten, doch alsbald sie mich sahen verstummten sie und sahen erfüllt mit Ehrfurcht zu mir auf.
Ich ignorierte die Blicke.
Als ich die Treppe, welche in die Eingangshalle führte, schon fast erreicht hatte wurde ich plötzlich nervös. Mit Sicherheit war es nicht mein erster Ball, doch es war der erste Ball, welchen ich mit einem Mann betrat, den ich liebte.
Ich atmete einmal tief durch. Ich hörte laute Stimmen, welche alle durcheinander sprachen. Ich hörte lachen und leises Kreischen der Mädchen, als die Durmstrangs herein kamen zusammen mit ihren Begleitungen. Ich sah um die Ecke und musste mir eingestehen, dass ich vielleicht doch etwas zu auffällig gekleidet war.
Die Durmstrangs trugen alle rot. Anastasia erkannte ich von hier aus ohne Probleme, sie trug ein blutrotes, Figur betontes Meerjungfrauenkleid und war Begleitung eines Jungen, welchen ich ganz sicher schon einmal im Slytherin Gemeinschaftsraum gesehen hatte. Er hatte kurze schwarze Haare und die Statur eines Durmstrang. Er war immer ziemlich still, doch schlecht sah er auf keinen Fall aus.
Die Beauxbaton Mädchen glänzten durch unvergleichliche Schönheit und Eleganz. Collette hatte ihre Haare offen und sie fielen in weichen Wellen über ihren Rücken. Das Kleid was sie trug, war eine elegante A-Linie in einem Fliederton und stand ihr wirklich ausgezeichnet gut. Sie war in Begleitung eines Durmstrang Jungen, welcher sie stolz und andächtig mit einem Handkuss begrüßte.
Nervös sah ich mich um, ob ich Thomas fand. Er stand neben dem Eingang zur Halle und trug einen schwarzen Festumhang mit goldenen Stickereien. An seinem Arm hing Chloé. Sie trug ein schwarzes Kleid und schien mit Thomas zu flirten. Er schien nicht abgeneigt. Es war mir egal, was er tat. Sollte er es für nötig halten sie zu seiner Mätresse zu machen, dann nur zu. Ich würde ihn ganz sicher nicht aufhalten.
In der Mitte des Getummels und des Durcheinanders stand der König zusammen mit Dumbledore und Severus. Dumbledore trug einen korallfarbenen Umhang, welcher mit silbernen Mustern und Symbolen versehen war. Er fiel sofort auf. Es brachte mich zum Schmunzeln ihn so zu sehen, waren seine Farben frohen Roben doch eines seiner vielen Erkenmungsmerkmale.
Die König war in einen schwarzen Festumhang gekleidet, welcher dem seines Sohnes sehr ähnlich sah, doch erkannte man bereits von weiter weg, dass der Umhang des Königs schlichter geschnitten war, als der seines Sohnes. Eine goldene Krone zierte sein Haupt und schimmerte in seinen grau- weißen Haaren.
Severus war ebenfalls und einmal mehr in schwarz gehüllt, doch war ich überrascht ihn eine weiße Weste tragen zu sehen. Seine halblangen Haare hatte er tatsächlich etwas nach hinten gekämmt und seine Haltung verhieß Stolz. Er sah so gut aus...
"Du scheinst dich auch nicht hinunter zu getrauen." Ich wirbelte herum, als ich die zarte Stimme von Minerva vernahm. Mir fiel die Kinnlade herunter, als ich sie erblickte.
Sie war unglaublich schön. Ihre langen, rabenschwarzen Haare fielen in Locken über ihren Rücken, bis zu dessen Mitte. Sie trug wie ich eine leichte Prinzessin, doch war ihr Rock von dunkelgrünem, schimmernden Samt. Das Oberteil, war wie meines langärmlich, doch lagen ihre Schulter frei. Schwarze Spitze brachte ihre Figur zur Geltung. Ich verstand wirklich warum Alexander sie noch immer so verliebt ansah, wenn er sie schon einmal so gesehen hatte, war das wirklich kein Wunder. In ihren dunklen Haaren schimmerte ein goldenes Diadem.
Ich schluckte. Sie war einer Königin würdig, auch, wenn ich das nur sehr ungern sagte...
"Du sieht wunderschön aus.", sagte ich und trat auf sie zu. Sie lächelte unsicher. "Du auch." Wir schwiegen kurz und sahen zu Boden. "Lass uns gemeinsam hinunter gehen.", schlug ich schließlich vor. Sie nickte und trat an meiner Seite auf die Treppe zu.
Es war fast augenblicklich still, als wir am oberen Ende der Treppe erschienen. Alle Schüler und Lehrer blickten uns an, musterten uns von oben nach unten. Wir sah einander ein letztes Mal an uns schritten synchron die Treppe hinab.
Ich ließ meine Blick schweifen. Einige sahen bewundernd zu uns auf, andere starrten nur und wieder andere sahen missbilligend aus, aber eines war sicher: Minerva war ein Highlight. Allen Schülern stand der Mund offen, als sie realisierten, dass es tatsächlich ihre Verwandlungslehrerin an meiner Seite war.
Aus der Menge lösten sich Severus und der König. Beide traten ans Ende der Treppe, bereit uns in Empfang zu nehmen. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich glaubte es würde aus meiner Brust springen.
Die Herren hielten uns jeweils eine Hand entgegen, welche wir annahmen und die Treppe verließen. Der König gab Minerva einen sanften Kuss und flüsterte: "Du bist wunderschön, Liebes." Severus beäugte mich kurz, bevor er sich zu mir hinunter beugte und mit ins Ohr flüsterte: "Bei deiner Schönheit wird Thomas neidisch sein, dass er sich nicht bekommen hat." Ich lachte und erschauderte zugleich bei seiner tiefen, melancholischen Stimme.
"Nun, meine Lieben, darf ich euch bitten die Große Halle zu betreten. Die drei Champions werden den Eröffnungstanz tanzen.", sagte Dumbledore freudig und betrat als erster die Halle. Ich war froh um seine Ablenkung. Das Severus mein Date für den Abend war, löste natürlich sofort einige Gerüchte aus. Es störte mich jedoch nicht. Sollten Sie doch denken, was sie denken wollten.
Die Champions traten zuletzt ein und wurden mit reichlich Applaus begrüßt. Ich konnte diese ganzen Blicke wirklich nicht ausstehen, aber was blieb mir anderes übrig? Mit einem leichten Zittern, legte ich meine Hand an Severus Schulter. Mir fiel ein, ich wusste gar nicht ob er tanzen konnte. Severus platzierte seine Hand an meiner Taille und die Musik setzte ein. Augenblicklich war die Welt um uns herum verschwunden. Er konnte tanzen und wie er das konnte. Severus war mit Abstand der beste Tänzer, mit welchem ich je getanzt hatte. Wir schwebten schon fast über die Tanzfläche und achteten weder auf unsere Mitmenschen, noch auf die Blicke.
Es war wie eine Sucht, ich musste in seine Augen sehen und konnte nicht von ihnen lassen. Ich verspürte den inneren Drang ihm noch näher zu sein, doch war mir bewusst, dass ein falscher Schritt oder zu viele Nähe im Tagespropheten die Meldung wäre. Geschweige denn das Thomas zusah und ich konnte mir vorstellen, wie wütend er gerade war.
Der Tanz verging leider viel zu schnell und als ich endlich wieder in der Lage war die Welt um uns herum wahr zu nehmen, realisierte ich, dass mittlerweile mehr Paare tanzten. Auch Minerva und er König, was mich überraschte, denn das Laufen war für ihn nach wie vor eine große Qual.
"Lass uns kurz an die Seite gehen.", flüsterte Severus in mein Ohr und geleitete mich von der Tanzfläche. Vom Rand aus blickten wir kurz stumm auf die Tanzenden. "Du bist der beste Tänzer mit dem ich je das Vergnügen hatte.", sagte ich ruhig und sah zu ihm auf. Er lächelte. "Und du bist die beste Tänzerinnen mit der ich je tanzten durfte." Sein Lächeln ließ mich schwach werden. Ich wollte mehr von seiner Nähe, aber es ging nicht. Nicht hier.
"Entschuldige mich kurz. Ich muss etwas überprüfen.", sagte Severus schließlich und gab mir eine Kuss auf den Handrücken, bevor er in der Menge verschwand. Ich seufzte verliebt und suchte mir eine Platz, wo ich mich setzten konnte. Letztlich nahm ich neben dem König Platz. Er saß draußen, während Minerva einen Tanz mit Dumbledore teilte. Er sah sie glücklich und zugleich traurig an.
"Du siehst aus, wie Deine Mutter.",sagte er schließlich und wandte sich mir zu. Ich lächelte verlegen. "Dankeschön." "Sie hätte das selbe Kleid getragen, da bin ich mir sicher.",er sah mich verträumt an, sein Blick flackerte auf meinen Bauch. "Ich werde morgen früh abreisen.", sagte er traurig. Meine gute Stimmung verflog. "Stimmt etwas nicht? Liegt es an Eurer Gesundheit?",fragte ich besorgt und legte meine Hand über seine. Er lächelte schwach. "Bitte sei mir nicht böse, aber ich befürchte, ich werde die Geburt meiner Enkel nicht mehr erleben..."...
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