58 : Der Anschlag
Tatsächlich war mir in den folgenden Tagen ein ruhiger Schulalltag vergönnt. Wie ich das doch vermisst hatte. Thomas schien es wirklich nicht leicht zu haben. Zwar wusste außer den Lehrern, mir, den Zwillingen und dem König keiner mehr war vorgefallen war, doch ließ Snape Thomas jeden Tag spüren wie wütend er war.
Mit Nachsitzen hielt er Thomas des Abends in Schach, so dass er weder mir, noch dem König schaden konnte. Auch verlor Slytherin gleich am Montag 50 Punkte, was ich leicht lächelnd und stillschweigend zur Kenntnis nahm.
Auch der König war bald wieder bei Kräften und konnte den Krankenflügel verlassen, zwar deutlich schwächer, als bei seiner Ankunft, doch am Leben. Er verbrachte viel Zeit in den alten und lange unbenutzte Katakomben des Schlosses. Minerva war meist bei ihm, doch auch ich sah viele Winkel dieses Schlosses, welche einfach erstaunlich waren.
Da es nun ruhiger war, hatte ich wieder Zeit mit über Dinge Gedanken zu machen, welche ich sonst nur schweigend hingenommen hatte. Ich hatte begonnen etwas festzustellen.
Minerva McGonagall versteckte etwas.
Sie war sehr vorsichtig geworden und hielt zu ihren Schülern noch mehr emotionalen Abstand, als man es ohnehin von ihr gewohnt war. Sie mied die Gesellschaft ihrer Kollegen und selbst Poppy merkte mir gegenüber an, dass sie sich sehr stark zurück zog.
Was mich selbst anging, nun, meinem Kind geht es soweit gut, nur fiel auf, dass es erstaunlich groß war. Poppy beruhigte mich jedoch und meinte wir würden dies einfach weiterhin beobachten.
Aber um noch einmal auf meine Verwandlungslehrerin zurück zu kommen. Ihre Löwen begannen sich Sorgen zu machen und Amelie berichtete, dass Thomas der Professorin nichts als Hass entgegen bringen konnte. Was in mir die Sorge aufkommen ließ er könne etwas im Schilde führen.
Auch Professor Snape teilte diese Sorge und ließ Thomas weiterhin überwachen.
Das unsere Sorge wohl begründet war zeigte sich am Abend des 13. Dezembers. Es war ein besonders kalter Abend. So kalt, dass selbst im Schloss dicke Kleidung getragen wurde und die Kamine in den Klassenzimmern nicht ausreichten, um die Kälte zu verbannen. Aufgrund der enormen Kälte wurde eine Ausgangssperre verhängt. Kein Schüler durfte vorerst das Schloss verlassen. Niemand hielt sich länger als nötig in den eisigen Korridoren auf.
Der Unterricht war vorzeitig beendet worden und die Große Halle der wärmste Ort im Schloss.
Ich saß mit den Zwillingen am Tisch der Gryffindors. Es störte keinen, dass Amelie sich zu uns gesellt hatte. Jeder von uns hatte einen Drachen auf dem Schoß, um zusätzlich Wärme zu bekommen. Sie schliefen ruhig und friedlich. Auch ihnen war es draußen zu kalt.
"So etwas habe ich noch nie erlebt...", piepste Professor Flitwick im vorbei gehen. "Wirklich, Professor?", fragte Emily und sah zu ihm hinunter. Er blieb stehen und sah uns an. "Ja, ja. Ihr müsst wissen einen solchen extremen Winter gab es seit einer halben Ewigkeit nicht mehr." "Wann gab es das letzte Mal einen solchen Winter?", fragte ein Schüler von Ravenclaw am gegenüberliegenden Tisch. Professor Flitwick drehte sich um. "Nun, um genau zu sein, gab es das letzte Mal einen solchen extremen Wintertag im Jahre 1792. Ganz genau am 13. Dezember 1792.", erklärte er. "Das war genau vor 191 Jahren.", sagte Amelie und trank aus ihrer Tasse. "Und nicht nur das.",ergänzte Flitwick, welchem mittlerweile die halbe Halle zuhörte, "Es war der Krönungstag des Verrückten Königs." Die Blicke in der Halle wanderten zu mir. "Ironisch.", gab gelassen wie trocken von mir. Flitwick sah zu mir auf. "Ihr habt etwas entscheidendes mit dem verrückten König gemeinsam. Deshalb haben sehr viele Angst von ihnen Lady Avyanna." Ruckartig setzte ich mich gerade hin. "Wie meinen sie das, Professor?", fragte ich mit einem gewissen, schlafenden Hass in der Stimme. "Kein Grund zur Aufregung, Lady Avyanna.",sagte Flitwick streng, "Sie teilen mit dem verhasstesten aller Könige offensichtlicher Weise nicht nur den selben Tag der Geburt. Sondern auch sein überaus empfindliches Temperament.",er rückte seinen Spitzhut zurecht, "Viele hielten ihre Geburt für ein mehr als böses Omen. Sie hätten Professor Trelawney erleben sollen. An dem Tag ihrer Geburt sagte sie uns allen vorraus, sollten Sie je den Thron besteigen habe unser letztes Stündchen geschlagen.",er lachte auf, wandte sich um und ging vor zum Lehrertisch.
Seine Aussage beschäftigte mich noch lang und so stand ich schließlich auf, um ihn noch einmal darauf anzusprechen. Er unterhielt sich mit Professor Sinistra.
" Verzeihung, Professor Flitwick?",er drehte sich mir zu. "Ah, Lady Avyanna. Was kann ich für Sie tun?" "Sie meinten mein Temperent sei mit dem des Verrückten Königs vergleichbar. Darf ich fragen wie Sie das meinten?" Flitwick überlegte kurz, während Dumbledore interessiert seinen Kopf in unsere Richtung wandte. "Ich hoffe Sie nehmen mir eine ehrliche Antwort nicht allzu übel. Sie müssen wissen, man sagte dem Verrückten König sehr viel nach, so auch ein mehr als empfindliches Temperament. Ein Temperament, dass das unserer sehr verehrten Professor McGonagall um Welten in den Schatten stellte. Es soll vielen Menschen das Leben gekostet haben. Sie scheinen auf gewisse Dinge genau so zu schnell reagieren wie er. Ich möchte, dass sie auf ihren Hass acht geben. Er sollte nicht so schnell zum Tragen kommen, wie ihr Temperament und vor allem nicht beides. "
Ich sah zu Dumbledore. Er lächelte nur bestätigend. " Vielen Dank. " Flitwick nickte mir zu und ich ging zu den Zwillingen zurück.
Es verging eine weitere Stunde, in welcher wir uns unterhielten. In mein Skizzenbuch malte ich die verschiedensten Dinge. Personen, Gegenstände, so ziemlich alles. Während ich an einer Zeichnung von Minerva und dem König arbeitete, welche vorn am Lehrertisch saßen und sich unterhielten, überkam mich ein seltsames Schwindelgefühl. Ich hielt mir die Stirn uns blinzelte mehrmals, in der Hoffnung das Verschwommene würde weichen.
"Die Frau mit den Rabenhaaren, man wird sie töten wollen. In der Nacht, in der jener gekrönt, welcher dieses Land dem Verderben näher brachte."
Es war die Stimme von Trelawney. Diese Worte sagte sie zu mir nach einer Stunde. Ich hatte mit ihnen nichts anfangen können doch jetzt lösten sie in mir ungeahnte Panik aus. Dieser Tag war heute. Eine Frau mit Rabenhaaren.. Ich sah ruckartig auf.
Ihr Platz war leer.
"Wo ist Professor McGonagall?", fragte ich die Zwillinge. "Na da... Nicht.", Emily deutete nach vorn, nur um zu sehen das sie dort nicht mehr wahr. Ich sprang auf und sah mich um. Es fehlte noch jemand. Thomas. Ich lief vor zum Lehrertisch.
"Mein König.", ich deutete einen Knix an. "Avyanna, was kann ich für dich tun?", fragte er als er sein Gespräch mit Snape beendete. "Wo ist Professor McGonagall?" Er runzelte die Stirn, als er erkannte wie panisch ich doch war. "Sie wollte...", seine Augen weiteten sich und er wandte sich an Dumbledore. "Wie lang ist sie bereits abwesend?" Dumbledore holte seine Taschenuhr mit den zwölf Zeigern aus seinem Umhang und warf einen besorgten Blick auf sie. "Eine Halbe Stunde..." Der König wandte sich wieder an mich, auch er schien ungewöhnlich unruhig. "Avyanna, was geht hier vor?", er erhob sich und sah mir direkt in die Augen. "Wo ist sie?", hakte ich weiter nach. "Sie wollte nur kurz die Toilette aufsuchen." "Eine halbe Stunde erscheint mir zu lang für ihre Verhältnisse.", warf Snape von der Seite ein. Ich trat einen Schritt zurück, wandte mich um und rannte aus der Halle, meine Drachen zu mir rufend.
"Avyanna!", rief mir der König nach, doch ich hielt nicht an. Ich durfte nicht. Sie war in Gefahr. Aus Gründen die sich mir nur zum Teil erschlossen. Es musste mehr dahinter stecken, als ihre Beziehung zum König. Hing es damit zusammen was mir die Rote Königin sagen wollte? Mit der Sprache der Drachen?
In den Gängen war es so kalt, dass selbst die Scheiben gefroren und die Wände mit Raureif überzogen waren. Der Boden war rutschig, doch das hielt mich nicht auf. Sie musste im Schloss sein, doch das war riesig. Wie sollte ich sie hier jemals finden.
"Du rufst nach mir?", ich hielt inne, mein Atmen baute sich wie Nebel vor mir auf. Viel zu leicht bekleidet stand die Rote Königin vor mir. Sie lächelte und wirkte ganz und gar entspannt. "Ich verlange, dass du all die Soldaten im Schloss alarmierst, sie sollen nach Minerva suchen! Sofort!" Die Königin verbeugte sich und verschwand. "Azrael.", sie hob ihrer Kopf von meiner Schulter,"Weißt du wo sie ist?" Die Augen der Drachedame begannen zu glühen, doch sie erloschen schnell. Ein trauriges Grummeln ertönte. Sie konnte es nicht...
Aber wenn Azrael es nicht konnte bedeutete das, Minerva musste magisch abgeschirmt sein. Mit etwas so mächtigen, dass es selbst einem mit ihr verbundenen Drachen nicht möglich war sie zu finden.
"Wir haben sie.", ertönte die Stimme der Königin. Ich wandte mich um. "Wo?" Die Rote Königin lief zu den Fenstern, ich folgte ihr. Sie deutete hinaus. Ich folgte ihrem Zeigefinger bis ich den gefrorenen Schwarzen See erblickte. "Was...", stotterte ich, "Ist sie in oder auf dem See?", fragte ich panisch. Die Rote Königin lächelte nur: "Wenn du dich beeilst, rettest du vielleicht sogar zwei Leben."
Ich stutzte kurz, rannte dann jedoch hinaus. Es war so unglaublich kalt. Mir kam es vor, als würde ich spüren wie das Blut in meinem Inneren gefror. Meine Hände schmerzten, dabei war ich erst seit wenigen Sekunden draußen.
Ich lief geradewegs auf den See zu und sah wie vier Gestalten auf dem Eis standen, einer von ihnen hielt eine sehr viel zierlichere Person mit einer Hand ausgestreckt in der Luft vor sich. Er schien sie zu würgen.
Azrael riss sich von mir los. Sie wuchs zu ihrer voller Größe und stürmte auf die Personen zu, welche augenblicklich die zierliche Gestalt zu Boden warfen und versuchten zu fliehen, doch vor meinen Drachen gab es kein Entkommen. Azrael tötete sie nicht, doch warf sie zu Boden und schrie sie an. Ich rannte auf das Eis und zu der leblos am Boden liegenden Person.
Dort lag sie. Die grünen Augen geschlossen, die Haut weiß, wie das Eis auf dem sie lag, die Lippen und Fingerspitzen blau. Das rabenschwarze Haar lag wild um ihren Kopf herum. Sie bewegte sich nicht...
Ihre Roben waren zu einem Teil zerrissen oder zerschnitten worden. Einmal auf Höhe ihrer Brust, auf Höhe ihres Bauches, an ihren Armen. Sie trug keine Schuhe...
Minerva...
Bitte, nein... Ich fiel neben ihr auf die Knie. Erst jetzt fiel mir eine sehr feine Schnittwunde an ihrem Hals auf... Es war so kalt, dass das Blut nicht floss. Die Ränder der Wunde waren wie ihre Finger gespenstisch blau-violett.
Sie sah so... tot... aus. Wie eine dieser Leichen von denen mein Vater meiner Mutter erzählt hatte, als er eines eisigen Tages nach Hause gekommen war.
Er hatte von einer Frau berichtet, welche sie im Wald gefunden hatten. Sie soll wohl einfach dort gelegen haben. Ihre Kleidung war zerschnitten, sie Haut weiß, die Lippen und Finger blau... Wie bei Minerva...
Ich streckte vorsichtig meine Hand nach ihr aus und berührte mit einen Fingerspitzen ihre Wangen... Sie war so kalt. Tränen stiegen in meine Augen... Hatte ich versagt?
"Minerva...", ich schüttelte sie leicht, "Wache auf. Ich bitte dich.", während ich diese Worte sprach flossen heiße, salzige Tränen meine Wangen hinab, doch gefroren noch bevor sie auf Minerva hinab fallen konnten. Ich nahm sie in den Arm, strich ihr die dunklen Haare aus dem bleichen Gesicht.
Nun kamem auch Azrael, Vulgrim und Celeritas zu uns. Azrael stupste, Minerva mit ihrer Schnauze an, erhielt jedoch keine Antwort. Sie ließ einen schmerzlichen Schrei hören bevor sie sich neben uns hin legte.
"Minerva wache auf...", versuchte ich es erneut, doch ohne Antwort.
In mir kochten Wut und Trauer. Das war alles ein einziger Alptraum, es konnte nicht wahr sein. Sie konnte nicht...
"Avyanna!", es war die Stimme von Dumbledore. Ich sah auf. Tränen liefen noch immer meinen Wangen hinab. Er erstarrte noch bevor er mich erreicht hatte. Hinter ihm erkannte ich die Zwillinge und Snape.
"Hol Madam Pomfrey!", rief Dumbledore Snape zu, "Oder nein. Sag ihr wir haben Minerva, sie soll sofort alles für einen extremen Notfall vorbereiten!", korrigierte er seine Aussage und eilte auf mich zu. Snape ging zurück zum Schloss, wo ich den König erkannte. Er war zu schwach um hier her zu kommen. Vielleicht war es besser so. Er sollte Minerva so nicht sehen. Doch bereits aus dieser Entfernung erkannte ich, dass er nur Seite taumelte und sich an den eisigen Mauern stützen musste, als er die leblos Person in meinen Armen sah.
Dumbledore sank neben mich. "Minerva, oh bitte lass das nicht wahr sein...", seine Stimme klang gebrochen. Es erschreckte mich sehr ihn so zu hören. Er nahm die Professorin aus meinen Armen und stand auf. Ihre Arme hingen leblos an ihr herab. "Wir unterhalten uns später.", hauchte er und wollte gehen.
"Professor!", rief ich ihm nach. Er drehte sich um. "Ist sie... Tot..?",fragte ich heiser. Dumbledore sah mich nur traurig an, Tränen funkelten in seinen blauen Augen. Ohne ein Wort apperierte er hinauf zum Schloss...
Mein Blick fiel auf die bewusstlosen Körper der Angreifer, welche sich langsam wieder zu rühren begannen. Meine Trauer erlosch und wich dem Hass. Ich bebte. Die Zwillinge warteten geduldig.
"Bringt sie in das Verließ... Celeritas zeigt euch den Weg.", befahl ich, brennend vor Wut. Die Zwillinge setzten sich in Bewegung und ehe ich mich versah waren alle vier in dünnen Spinnenfäden gefangen. Sie riefen laut, doch die Zwillinge zeigten kein Erbarmen.
Sie würden mir sagen wer es war, der ihnen befohlen hatte Minerva zu töten und wenn ich sie dafür langsam und qualvoll den Flammen zum Geschenk machen musste...
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Ohje, arme Minerva. Drücken wir alle die Daumen, dass sie es schafft, nicht wahr?
Was meint ihr meinte die Königin wohl mit "zwei Leben"? Immerhin war doch dort nur Minerva, oder etwa nicht?
Ps: Verzeiht mir das ich sie so leiden lasse, aber noch ist sie ja nicht tot...
LG Bloody
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