57 : Keine Hoffnung?

Nach dem Frühstück, welches ich zusammen mit Thomas einnehmen musste. Beschloss ich den Krankenflügel aufzusuchen. Minerva war nicht beim Essen gewesen. Ich fürchtete Schlimmes. Die Zwillinge schafften es ihn mit einem simplen Zauber abzulenken, so dass er mich aus den Augen verlor.

Ich hielt vor dem Krankenflügel inne. Ich betete. Bitte, lasst ihn noch nicht... Meine eigenen Gedanken jagten mir Angst ein. Thomas Drohungen, hatten meine Angst, um einen Patenonkel mehr als nur stark erhöht. Mit einem Gefühl der Unsicherheit trat ich ein.

Der Krankenflügel war verdunkelt, die Vorhänge zugezogen. Bitte nicht... Mir stiegen die Tränen in die Augen. Das durfte einfach nicht wahr sein.

Ich lief zu dem Bett des Königs. Erschrocken musste ich mir eine Hand vor den Mund halten um nicht zu schreien. Sein Haar war zur Gänze weiß geworden, seine Haut heller, die dunklen Linien eine Mischung aus dunkelgrau, violett und dunkelblau. Sie zogen sich von seinem rechten Ohr und seiner rechten Stirnhälfte über sein Gesicht und hatten sein Auge umschlossen, hatten die Nase fast erreicht. Aus seinem Auge flossen schwarze Tränen. Ich wusste, dass es seine Magie war. Seine Lippen waren weiß mit einem blau-violetten Schimmer. Aus seinen Mundwinkeln trat ebenfalls Magie aus.

"Du solltest das eigentlich nicht sehen...", sagte eine gebrochene Stimme hinter mir. Ich wandte mich um. Es war Minerva. Ich musste gestehen, dass auch ihr Anblick alles andere als angenehm war. Ihre dunklen Haare waren zerzaust, rote Linien hatten die Tränen auf ihren Wangen hinterlassen, sie war extremst blass und ihre Augen waren gerötet. Ihre Haut wies rote Flecken, durch das stundenlange Weinen auf.

"Ist er etwa...", mir blieb der Rest des Satzes im Hals stecken. Minerva schüttelte den Kopf, jedoch flossen Tränen über ihre Wangen. Sie lief an mir vorbei und setzte sich an des Königs Bett. Mit zittrigen Händen ergriff sie seine und strich mir ihrem Daumen über seinen Handrücken.

"Noch lebt er...", sagte sie mit erstickender Stimme, "Poppy ist sich jedoch nicht sicher, ob er jemals wieder die Augen öffnen wird... Ich fürchte er hat das letzte Stadium seiner Krankheit erreicht...", schluchzte sie und strich mit ihrer anderen Hand über seine Wange.

"Das letzte Stadium?", fragte ich besorgt. Minerva wischte mit einem Tuch die verweste Magie aus seinem Gesicht, wohl darauf achtend sie nicht zu berühren.

"Ein Koma ähnlicher Zustand, in welchem die Schmerzen ihn zerreißen, es nach Außen aber nicht sichtbar wird.",sie schluckte schwer,"Ich glaube er stirbt, Avyanna...Die Schmerzen werden ihn töten... Langsam und qualvoll." Ich sank auf eines der Betten. "Du wirst auf ihn acht geben, habe ich recht?", fragte ich und erhielt als Antwort :"Bist zum Schluss..."

"Dann achte gut auf ihn. Thomas machte Andeutungen...", meinte ich vorsichtig, meinen Blick auf den König gerichtet,"Er wird ihn töten wollen." Minerva sah kurz auf und überraschte mich mit ihrer nächsten Aussage: "Nicht nur ihn. Ich kenne seine Pläne. Ich stehe ziemlich weit oben auf seiner Liste.", sie klang gefasster als ich es erwartet hatte.

Wir schwiegen. Das konnte nicht wahr sein... Es durfte nicht... Würde er sterben müssten Thomas und ich auf der Stelle heiraten. Er würde König werden. Minerva wäre in Gefahr und nicht nur sie, die ganze magsiche Bevölkerung.

"Was sagt Poppy? Wie lange hat er noch?", fragte ich leise. Minerva schüttelte den Kopf. "Sie ist sich nicht sicher."

Wieder wurde es still.

"Der Arme.", erklang die Stimme der Roten Königin hinter mir. Ich reagierte nicht auf sie, doch Minerva sah auf. "Was willst du? Wenn du seine Seele willst, dann verschwinde bevor ich dich töte." fauchte Minerva sie an. Die Königin hob beide Hände ergebend. "Mitnichten, Minerva. Er hat mir sehr geholfen.", die Rote Königin trat an das Bett und beugte sich tief über ihn, kaum das sie viel trennte. Sie lächelte. Minerva sah sie missbilligend an. "Er ist nicht tot und er wird auch noch nicht sterben.", sagte die Rote Königin und erhob sich wieder.

"Ich vertraue dir nicht, Ires.", sagte Minerva düster, als die Rote Königin Abstand nahm. Die roten Augen der Königin funkelten bedrohlich. Minerva schien das allerdings nicht zu stören. Ich beschloss einzugreifen. "Es reicht.",sagte ich an die Rote Königin gewandt, "Es ist bereits Mittag. Minerva, wie wärs wenn wir hinunter in die Große Halle gehen? Es wird dich auf andere Gedanken bringen." Minerva nickte betrübt. Ich sah die Rote Königin warnend an bevor sie grinsend sich in Rauch auflöste.

"Wie lange willst du es noch verheimlichen?", hallte ihre Stimme nach. Minerva seufzte traurig. "Lass das doch bitte meine Sorge sein."...

In der Großen Halle nahm ich neben Emily Platz. Ich wollte wissen, was sie von allen Anderen unterschied. Weshalb man sie von Anfang an in meiner Nähe wissen wollte.

"Danke nochmal, für eure Ablenkung.", sagte ich und nippte an meinem Glas. Emily grinste. "Immer wieder gern." Ich schwieg kurz. "Ich weiß was du fragen willst.", sagte Emily mit halb vollem Mund. Sie schluckte hinunter und streckte ihren Arm aus. Der Ärmel ihres Umhanges rutschte zurück und offenbarte ein Narbengeflecht, welches sich wie tausend kleiner Spinnen auf ihrem Arm verteilte. Es sah aus, als habe sie sich verbrannt. Worte fand ich nicht. Sie blieben mir im Hals stecken.

"Du bist nicht die einzige die einen Vertrag hat.", murmelte sie und bedeckte ihren Arm wieder. Ich sah sie zu gleichen Teilen geschockt und interessiert an. Emily kicherte. "Seh' mich nicht so an, als ob du noch nie davon gehört oder gelesen hast.", spaßte sie. Ich schüttelte den Kopf. Sie sah mich überrascht an. "Wirklich nicht?" Ich nickte, noch immer unfähig zu begreifen.

Emily lehnte sich zu mir rüber. "Unsere Mutter kommt aus den Nebellanden. Sie spricht nicht oft davon, jedoch meinte sie, sie habe dort eines Abends eine Händlerin angetroffen, welche wunderschönen Schmuck bei sich trug. Mutter war, wie es sich für eine Frau aus den Nebellanden gehörte, sehr misstrauisch, denn in den Nebellanden darf kein Handel getrieben werden, zumindest nicht auf diese Art und Weise. Doch hat die Händlerin Mutter überredet und so kaufte sie zwei Armreifen.",sie schob ihren Ärmel erneut etwas hoch. Ein silberner Armreif war zu sehen, welcher verziert war mit kleinen blauen Saphiren." Diese Armreifen sind verflucht gewesen. Mutter macht sich heute noch Vorwürfe. Amelie und ich lagen Tage im Koma, doch der Fluch hat uns angeboten seine Macht zu teilen, wenn wir ihm unser Blut geben."  Ich schluckte als ich sah wie aus ihrem Kragen eine Spinne kletterte. Sie war so groß wie die Hand eines Kindes und hatte ein seltsames silbernes Symbol auf ihrem Hinterteil. Wieder kicherte Emily. " Mache dir keine Sorgen, das nächste Mal, wenn er dir etwas antun will wissen wir es.", sie nahm die Spinne auf ihre Hand. Niemand außer uns schien sie sehen zu können,"Die Spinnen im Schloss werden es uns sagen."

"Ich kann mich auf euch verlassen?", fragte ich misstrauisch. Emily ließ die Spinne wieder auf ihren Hals klettern, wo sie wieder im Kragen ihrer Bluse verschwand. "Ja, meine Königin.", sagte sie und aß weiter, als sei nichts gewesen.

Ich wandte mich von ihr ab und blickte hinüber zu den Slytherin. Amelie lächelte mir zu und deutete auf ihren Hals, ebenfalls eine Spinne. Sie hatte uns die ganze Zeit belauschte aber wie..."Emily?", sie hob ihren Kopf und strich sich blonde Strähnen aus dem Gesicht. "Wie kann Amelie uns belauschen?" "Die Spinnenfäden. Im ganzen Schloss haben wir unendlich viele davon gespannt und durch die Schwingungen der Luft kann sie uns belauschen. Darum haben wir uns auch Gebärdensprache beigebracht, falls der Fluch einmal etwas nicht wissen soll.", sagte sie und zwinkerte mir zu. Ich nickte verstehend. Die Beiden würden mir noch von großem Nutzen sein.

Es vergingen zehn Minuten in denen Nichts passierte. Alle aßen, selbst Minerva, auch wenn es wirklich nicht viel war, aber ich sollte mir da kein Urteil erlauben, nicht wahr? Ich setzte gerade meine Tasse an meine Lippen, als die Türen der Großen Halle aufgingen. Ich sah vor und verschluckte mich fast im selben Atmenzug an meinem Tee. 

"Ach hier seid ihr... Ich glaubte schon im ganzen Schloss niemanden zu finden.", seine raue, dunkle Stimme erfüllte die schweigende Halle. Die weißen Haare, welchen nur Stellenweise noch ergraut waren, hingen ihm zum Teil im Gesicht, vermutlich, um die dunklen Linien in seinem Gesicht zu verbergen. Er stützte sich auf seinen Gehstock, seine Beinschiene fehlte. Er lächelte leicht und das Blau seiner Augen leuchtete.

Ich sprang auf , doch war ich noch immer wie erstarrt. Jeder in der Halle sah mit Überraschen den König an, jedoch wusste außer Wenigen keiner mehr was passiert war. Ich hörte wie ein Stuhl mit Wucht zurück geschoben wurde und schnelle Schritte den Raum erfüllten. Es war Minerva, welche erleichtert die Große Halle entlang eilte und den König umarmte. Er taumelte kurz, was wohl in ihrer Geschwindigkeit zu begründen lag und schloss dann seinen Arm um sie. 

Ich sah zu Thomas. Er war blass geworden, anscheinend hatte er wirklich geglaubt, dass sein Vater sterben würde. Doch da stand er, schwach, aber am Leben. Er schien vor Wut zu rasen. Ich verkniff mir ein schadenfrohes Lächeln und lief stattdessen auf den König und Minerva zu. Er hatte sich zu ihr hinuntergebeugt und flüsterte ihr etwas zu, während er mit seiner Hand über ihren Rücken strich. "Ich dachte du wachst nie wieder auf...", hörte ich Minerva sagen als sie sich voneinander lösten. Ich könnte dich nicht allein lassen. Noch nicht... ", antwortete er so leise, dass ich es fast nicht verstand. Er sah auf. Mit ausgebreiteten Armen empfing er mich. "Ich hoffe es geht Euch gut, mein König.", sagte ich leise. Er nickte. "Mit geht es sehr gut." Ich lächelte traurig. "Ihr lügt, mein König." Er senkte seinen Blick. "Darin war ich einmal besser wie es scheint.", er stützte sich auf seinen Gehstock, die Blicke der Anderen völlig ignorierend. "Du solltest wieder in den Krankenflügel gehen.", sagte Minerva, als sich Poppy zu uns gesellte. Er nickte, jedoch wanderte sein Blick die Halle entlang, als würde er etwas suchen.

Er fand es am Tisch, an welchem die Roben grün leuchteten. Er und sein Sohn tauschten giftige Blicke, welche alles sagten. Anschließend sah er zu Professor Snape vor. Er nickte ihm nur zu und wandte sich dann um.

Ich folgte ihnen aus der Halle und in den Krankenflügel, wo Poppy ihm sofort ein neues Bett anbot und ihn untersuchte. Mir entging nicht, dass er die ganze Zeit über Minerva's Hand hielt.

Minerva strich vorsichtig seine Haare zur Seite, um sich sein Gesicht ansehen zu können. Es sah nicht so schlimm aus, wie vor wenigen Stunden. Tatsächlich waren die Linien ein Stück weit zurückgegangen, doch hatten sie Narben hinterlassen.

Poppy gab ihr ein feuchtes Tuch und eine Salbe, damit die Narben nicht ewig blieben, sollte sie die Salbe auftragen. Während die Frauen sich um den König kümmerten setzte ich mich auf eines der anderen Betten und versank in meinen Gedanken.

"Was ist es, dass dich so bedrückt.", fragte der König ruhig. Ich sah auf. Schwach lächelnd sah er mich an. Langsam erhob ich mich. Es war wohl besser es ihm jetzt zu sagen, bevor ich keine Gelegenheit mehr hatte.

"Mein König... Es gibt da etwas, dass ich selbst erst seit wenigen Tagen weiß..." ermutigend lächelte mir zu. Ich holte tief Luft und sagte :"Ihr werdet Großvater, mein König.", während ich sprach legte ich eine Hand auf meinen Bauch.

Sein Lächeln wurde erst etwas traurig bevor ein Glitzern in seinen Augen erschien. Er stand etwas wackelig auf und umarmte mich. "Mein Glückwunsch. Ich weiß wodurch, aber dennoch freue ich mich."

Im Augenwinkel beobachtete ich wie Minerva ihren Kopf senkte. Sie schien traurig oder besorgt um etwas, zumindest sagte mir das die Art und Weise wie sie ihren Kopf abwandte.

Dem König entging diese Geste nicht. Sofort wandte er sich ihr zu. Er setzte sich wieder auf sein Bett und zwang Minerva sanft ihn anzusehen. Sie schien wirklich sehr traurig zu sein. "Stimmt etwas nicht?", fragte er sie besorgt. Minerva schüttelte nur den Kopf und senkte ihn. Der König seufzte und zog Minerva in eine Umarmung. "Bitte, sag mir was mit dir nicht stimmt." Sie schüttelte erneut nur ihren Kopf und vergrub ihr Gesicht in seiner Kleidung.

Seltsam, so hatte sich Minerva noch nie benommen.

Nach kurzer Stille hauchte sie dann: "Ich bin nur froh, mein König, dass du noch am Leben bist.", man kam nicht umhin den neckenden Ton in ihrer Aussage zu bemerken. Der König lachte dunkel. "Wie oft habe ich dir jetzt schon verboten mich so zu nennen?" Minerva sah auf. "375 Mal in den 17 Jahren deiner Regentschaft. Mit diesem Mal sind es 376."

Der König und ich mussten lachen. Das war ja mal wieder typisch gewesen. "Das hast du gezählt?",fragte er scherzend und drückte sie enger an sich. "Aber natürlich." Minerva legte ihren Kopf auf seine Schulter.

Ich lächelte und verließ nach weiteren 5 Minuten den Krankenflügel.

Sie liebten einander. Ich war mir sicher, doch ob sie es voneinander wussten, oder wie tief ihre Beziehung ging wusste ich nicht. Aus dem Nichts kamen mir Thomas' Worte wieder in den Sinn.

"Er war zu ihr sehr viel zärtlicher, als zu meiner Mutter."

Ja, er war sehr zärtlich zu ihr. Doch konnte ich noch immer nicht glauben, dass der König ein Mann war, welcher seine Kranke Frau betrog. Vielleicht waren sie auch einfach nur gute Freunde. Ich konnte das nicht beurteilen, kannte ich den Unterschied nicht.

Langsam lief ich in mein Zimmer, hoffend, dass die nächsten Tage ruhig verlaufen würden...

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