46 : Madam Poppy Pomfrey
Ich kam nur wenige Minuten später wieder zu mir. Ich lag in meinem Bett in dem Zelt der Champions. Auf meiner Brust lag ein enormer Druck, als hätte jemand einen Stein darauf gelegt. Röchelnd sog ich die Luft ein und riss die Augen auf. Minerva saß an meinem Bett und reagierte sofort. Sie wandte sich von mir ab und rief etwas in einen anderen Teil des Zeltes. Ich sah, dass sie ihren Mund bewegte, das sie etwas rief, doch hörte ich es nicht. Ich hörte gar nichts. Es war einfach still. Ich griff mir an die Brust und versuchte Luft zu bekommen.
Madam Pomfrey erschien in meinem Blickfeld. Mit hektischen Handbewegungen verscheuchte sie Minerva von meinem Bett und beugte sich leicht über mich. Sie legte ihre Hände an meine und entfernte sie von meiner Brust, doch ich spürte ihre Berührung nicht. Ich sah das sie mich berührte, doch ich spürte es nicht. Es war komisch und machte mir Angst. Sie sah mich an, sprach mit mir. Ich hörte sie nicht. Ich wurde panisch und begann zu hyperventilieren. Was war nur los mit mir? Warum hörte und spürte ich nichts?
Madam Pomfrey griff in ihre Tasche und holte einen merkwürdig grünen Trank hervor. Sie lächelte mir aufmunternd zu und setzte das kleine Fläschchen an meine Lippen und goss den Inhalt in meinen Mund. Es schmeckte unerträglich sauer, doch konnte ich das Gesicht nicht angewidert verziehen. Ich spürte eine angenehme Kälte in meiner Brust und der Druck löste sich langsam auf. Noch immer taub atmete ich tief ein.
Madam Pomfrey begann mit mir in Zeichensprache zu kommunizieren. Zwar war ihre Gebärdensprache nicht wirklich gut, doch reichte es um sie zu verstehen.
Sie fragte mich ob ich wieder richtig atmen könne. Ich nickte schwach. Sie schien zufrieden und holte ihren Zauberstab hervor. In Zeichensprache zeigte sie mir, dass das Kommende wohl etwas schmerzhaft werden würde. Ich nickte.
Sie schwang ihren Zauberstab und deutete auf mich. Ich glaubte mein Körper würde Feuer fangen. Es brannte überall, doch nicht in meinem Inneren sondern meine Haut und meine Ohren ganz besonders. Ich schrie, auch wenn ich das nicht hören konnte.
Mit einem Ruck war jedoch alles vorbei. Ein lautes Fiepen erfüllte mein Ohr und nun drang die besorgte Stimme von Minerva an mein Ohr. "Was ist mit ihr?! Poppy rede doch mit mir!", sie klang panisch. Madam Pomfrey lächelte zufrieden. "Du hörst mich wieder?",fragte sie und beugte sich zu mir vor. "Ja, danke Madam Pomfrey.", sagte ich und stützte mich auf, doch meine Arme taten unheimlich weh. Ich keuchte auf und Madame Pomfrey eilte mir zu Hilfe und half mir dabei mich aufrecht hinzusetzen. "Das ist mein Job hier und glauben Sie mir das ich dem Ministerium liebend gern den Marsch blasen würde! So etwas unverantwortliches...-", sie wurde von Minerva unterbrochen, welche sie an der blutigen Schürze packte und sie zwang sie anzusehen. "Was ist mit ihr?!" Pomfrey sah sie überrascht an und hob beide Hände.
"Na, na Kätzchen nicht so biestig.", kam es belustigt von der Heilerin. "Avyanna geht es soweit gut. Der Kontakt mit dem vielen Blut des Drachen hat sie enorm vergiftet aber ich konnte alles aus ihrem Organismus entfernen. Die kurze Taubheit rührte von dem Gift her, genau so wie die Atemnot. Ihr enormer Einsatz an Magie war jedoch auch nicht unschuldig daran.", erklärte sie. Minerva ließ sie los. Ihre Wut schien verflogen. Sie nickte und setzte sich zu mir. Ich lächelte schwach.
Nach kurzem Schweigen schloss sie mich in ihre Arme und drückte mich an sich. Ich erwiderte die Umarmung. "Oh, mein Kind, ich bin so froh, dass es dir gut geht.", sagte sie leicht aufgewühlt. Sie löste die Umarmung und strich mir mit einer Hand über die Wange. "Es war mutig, was du getan hast. Die Reporterin von dem Tagespropheten wäre beinahe ohnmächtig geworden. Sie wollte auch die ganze Zeit in das Zelt. Alexander hat sie dann des Platzes verwiesen.", sie schwieg, doch hatte ich das Gefühl das sie noch etwas sagen wollte und so wartete ich. "Ich weiß nicht recht wie ich, wie wir alle, dich nun ansprechen sollen..."
Ich wollte ihr gerade antworten, als Madam Pomfrey mir dies abnahm und aus einem anderen Abteil des Zeltes rief: "Mit ihrem echten Namen natürlich! Raenyra hätte nicht gewollt ,dass wir sie weiterhin mit >Irene< oder >Miss Sullivan< ansprechen obwohl wir über ihren richtigen Namen unterrichtet sind."
Ich hörte auf. "Sie kannten meine Mutter?", fragte ich. Pomfrey sah auf, legte ein weißes, blutiges Tuch bei Seite, mit welchem sie gerade das Blut aus Collettes Gesicht entfernte und kam zu mir. Mit einem >Accio!< rief sie etwas zu sich und überreichte es mir. "Natürlich kannte ich sie. Sie war die immerhin eine Freundin meiner besten Freundin. Außerdem habe ich sie während ihrer Schwangerschaft betreut." Es war ein altes, schon leicht vergilbtes Foto, welches sie mir gab. Minerva warf neugierig einen Blick darauf. "Du hast das noch? Das ist doch ewig her.", sagte sie und lächelte. Madam Pomfrey stellte sich schräg hinter mich und sah ebenfalls auf das Foto.
Es zeigte sechs Personen in festlicher Kleidung. Ganz links stand meine Mutter in einem weißen Kleid, welches mit Spitze und Pailletten verziert war. Auf dem ersten Blick könnte man glauben es handle sich um ein Hochzeitskleid. Ihre weißen Haare waren hochgesteckt und sie trug ein silbernes Diadem. Sie lächelte und sah immer wieder den Mann neben ihr liebevoll an. Der Mann trug einen schwarzen Anzug mit einer silbernen Krawatte und hatte einen Arm um meine Mutter gelegt. Er hatte kurze zurückgekämmte braune Haare und blaue Augen. Schmunzelnd sah er zu meiner Mutter. Ihre Blickte trafen sich kurz bevor sie wieder in die Kamera blickten.
"Wer ist das?", fragte ich und deutete auf den Mann neben meiner Mutter. Minerva kicherte und auch Madam Pomfrey musste kurz lachen. "Das, meine Liebe, ist unser König. Alexander.", antwortete Pomfrey. Ich sah verwundert wieder auf das Bild zurück. Tatsächlich, nun erkannte ich ihn. Er sah so viel jünger und gesünder aus als heute. Auch die Tatsache das er keinen Bart trug hatte mich irritiert.
Neben Lord Rutherford stand eine junge Frau mit schwarzen Haaren in einem grünen Kleid und einem schottenkarierten Tuch, welches sie um ihre Schultern gelegt hatte. Ich erkannte Minerva sofort. Sie sah recht schüchtern und mit roten Wangen aber lachend in die Kamera. Sie sah wirklich schön aus. Sie hatte sich bei einem Mann untergehakt. Auch wenn er damals noch kastanienbraune, kurze Haare hatte und sein Bart kürzer war erkannte ich ihn sofort. Er trug ein weißes Hemd mit einer lila Veste und einer grauen Anzughose. Lächelnd sah er erst zu seiner Begleitung und dann in die Kamera.
"Ist das Professor Dumbledore?", fragte ich Minerva, welche sogleich zu Boden sah und ich meinte zu sehen das ihre Wangen sich leicht rosa verfärbten. "Oh ja!", sagte Madam Pomfrey belustigt und sah ihre Freundin grinsend an, "Das war das Thema auf unserem Abschlussball. Die Gute wollte mir für zwei Wochen nicht sagen wer sie gefragt hatte und mit wem sie ging bis zu dem Abschlussball selbst. Sie tauchte dort tatsächlich mit einem unserer Lehrer auf." Sie beugte sich zu mir runter und flüsterte: "Ich wusste schon immer das die beiden sehr gut miteinander auskamen. Vielleicht etwas zu gut, wenn ich so darüber nachdenke." Ich kicherte. Ja, die Beiden waren schon eine Sache für sich. Mir gefiel die lockere Art von unserer Heilerin sehr viel mehr als ihr strenger Heilerinnenmodus.
Neben dem Schulleiter stand ein Mann mit ebenfalls schwarzem Haar. Es war etwas länger und er hatte braune Augen. Er sah etwas skeptisch zu Dumbledore bevor er zu grinsen begann und in die Kamera sah. "Und wer ist das?", fragte ich und deutete auf den Mann. "Ach das? Das ist mein jüngerer Bruder Malcom.", sagte Minerva, welche sich wieder gefasst zu haben schien."Warum schaut er Professor Dumbledore so skeptisch an?" Madam Pomfrey verkniff sich ein Lachen: "Ich nenne das: Brüderlichen Beschützerinstinkt.", sie brauchte nicht mehr sagen, ich hatte verstanden.
Neben Malcom stand eine blonde Frau, deren Haare ihr bis über den Po reichten und die am unteren Ende zusammengebunden waren. Heute trug Madam Pomfrey ihre Haare wohl wesentlich kürzer, doch standen ihr auch lange Haare hervorragend. Sie trug ein rotes Kleid und kicherte vor sich hin. Vielleicht war das der Grund weshalb Minerva auf dem Foto so rot war. Wer weiß was sie wenige Momente bevor das Bild gemacht wurde gesagt oder getan hatte. Der Heilerin würde ich so ziemlich alles zutrauen.
"Das war ein Abend sag ich dir.", sagte Minerva und sah lächelnd auf das Foto. Ich blickte noch eine Weile verträumt auf das Bild und fragte mich was an dem Abend alles passiert war, schließlich schienen sich Minerva und Madam Pomfrey gerne daran zu erinnern. Mit einem Lächeln gab ich es der Heilerin zurück. "Danke,das sie mir das gezeigt haben, Madam Pomfrey." "Poppy." Ich sah sie leicht verwundert an. "Wenn deine Mutter mich so nennen durfte, sollst du das auch dürfen und soweit ich weiß seid Minerva und du schon lange auf Vornamenbasis.", sagte sie und lächelte mir aufmunternd zu, dann schwang sie ihren Zauberstab und kontrollierte meine Werte. "Sehr schön, alles stabil soweit. Ich werde jetzt nach den anderen Beiden sehen. Ruh dich aus, das heißt: Minerva, keine anstrengenden oder aufwühlenden Themen.",sagte sie streng und Minerva nickte nur. Sie schien keine Lust zu haben mit ihrer Freundin zu diskutieren. Poppy nickte mir noch einmal zu und ging dann zu Collette, welche gerade aufgewacht war. An ihrer Seite saß ihre Schwester. Ich hatte sie gar nicht rein kommen hören. In Anastasias Teil des Zeltes konnte ich nicht sehen,da ihres neben meinem war und dadurch mit einer Stoffwand getrennt.
"Der Drache war verflucht.", sagte ich schließlich zu Minerva. "Wie meinst du das?" Sie runzelte die Stirn. "Ihr Verhalten war komisch.", sagte ich. "In der Tat." Ich sah auf. Der König hatte das Zelt betreten. Minerva wollte aufstehen, doch er bedeutete ihr sofort sitzen zu bleiben. "Ich habe mit dem Minister gesprochen.",sagte er und verzog kurz schmerzhaft das Gesicht, worauf hin Poppy ihm sofort einen Stuhl hin schob und er sich setzte. "Du kannst nicht stehen?", fragte Minerva bestürzt. "Bitte, mache dir keine Sorgen mir geht es gut." Damit schien das Thema für ihn erledigt und er fuhr fort. "Der Drachen, gegen welchen du kämpftest, war mit einem Zauber belegt und er war zusätzlich vergiftet worden, was ihn sehr , sehr aggressiv machte. Wir merkten es nicht, da du ihn jedoch wider unserer Erwartungen besiegt hast wirst du zusätzlich Punkte dafür bekommen.", er schwieg kurz, " Ich hätte eingreifen müssen. Du hast dich in große Gefahr gebracht indem du so viel Magie auf einmal eingesetzt hast. Ich hätte das nicht zulassen dürfen."
Sofort setzte ich mich gerade hin und strich mit einer Hand eine weiße Strähne hinter mein Ohr. "MyLord, bitte gebt Euch nicht die Schuld daran. Es war meine Entscheidung, sowie es meine Entscheidung war der magischen Welt mitzuteilen wer ich bin.", ich sah zu Collette, "Sie wusste es bereits und brachte mich zum nachdenken, wer außer ihr es ebenfalls bereits wüsste. In mir stieg die Angst alle würden mich für schwach halten, dass ich es nicht selbst offenbaren könne. Darum fasste ich den Entschluss es sobald wie möglich zu sagen.", ich sah wieder den Lord an," Nun zu dem Drachen. Ich verdanke der Roten Königin meinen Sieg. Ohne ihre Soldaten hätte ich nicht die geringste Chance gegen ihn gehabt. Ich sehe meinen Sieg über einen verfluchten Drachen jedoch als Demonstration und nicht als etwas, dass ich ohne Hilfe nicht geschafft hätte. Die Feinde meiner Mutter, welche nun aus den Eingeweiden der Erde hervor kriechen werden, um auch mir zu schaden, wissen nun um meine Macht und um dem Umstand wen ich zum Freund habe.", ich sah zu Minerva, "Sie sollen es wissen. Der Tagesprophet wird wahrscheinlich ganze Artikel über diese Verbindung zu der Roten Königin verfassen und das freut mich sehr, denn nur so wissen sie um meine Macht.", ich stoppte kurz und atmete tief ein, "Ich gebe zu , dass ich während meines finalen Schlages von Emotionen getrieben war, sonst hätte ich ihn niemals geköpft. Meine Sorge um Euch, mein König, und dir ,Minerva, überwiegte jedoch. Was meine Magie anbelangt, so fürchte ich werde ich in Zukunft aufpassen müssen, bevor meine eigene Magie beginnt mir zu schaden."
Als ich geendet hatte war ich überrascht von mir selbst. Diese Worte kamen wie von allein. Ich sprach sie ohne sie mir vorher überlegt zu haben. Sie waren die Wahrheit.
"Auch ich ziehe Vorteile aus unserer Verbindung.", hallte die Stimme der Roten Königin in dem Zelt wieder bevor sie schräg hinter Minerva stehend erschien. Minerva wandte sich nicht um, sondern sagte zu meiner Überraschung: "Guten Tag, Ires..." Ich runzelte die Stirn. "Es ist lange her ,Minerva.", antwortete die Rote Königin, ohne Minerva anzusehen. Beide Frauen ignorierten sich. Ich beschloss Minerva später drauf anzusprechen und die Sache vorerst ruhen zu lassen. "Die Seele des Drachen war äußerst köstlich, wenn ich das anmerken darf.", sagte die Rote Königin und lächelte. "Du solltest hier nicht so offen rumlaufen.", merkte der Lord an. "Wie recht Ihr habt.", sie deutete eine Verbeugung in Richtung des Königs und eine in meine Richtung an und löste sich auf. In dem Moment wo sie verschwand erkannte ich das eine weitere Person im Zelt aufgetaucht war. Ich lächelte. "Ich hoffe...ich störe nicht?"
Mein Herz könnte schmelzen bei dieser Stimme. Wie ich sie doch liebte. "Nein, nicht im geringsten.",sagte ich schnell und bat ihn näher zu treten. "Ich hoffe das es ihnen gut geht Miss...", er stockte. "Morgalis.", nahm ich ihm die Entscheidung ab. "Miss Morgalis, natürlich. Ich bin hier um ihnen von Hagrid eine Nachricht zu überbringen: Ihr... Schuppenvieh...", er sprach das Wort mit soviel emotionsloser Verachtung aus das ich schmunzeln musste,"... Wird bald wieder gesund und munter sein. Er hat sich ihm sogleich angenommen als die Prüfung vorbei war."
Ach ja! Vulgrim! Bei Merlin, ich hatte ihn beinahe vergessen! "Ich würde gerne nach ihm sehen.", teilte ich Minerva mit, doch bevor diese antworten konnte betrat eine große, dunkle Gestalt das Zelt. Es war mein Vater...
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