3 : Celeritas

Als ich wach wurde, stand die Sonne bereits hoch am Himmel. Ihr wärmendes Licht drang durch die hohen Fenster in mein Zimmer und schien mir direkt ins Gesicht. Verschlafen kniff ich die Augen zu und streckte mich. Langsam öffnete ich meine Augen erneut und blickte durch mein Zimmer, welches im Vergleich zum Rest des Hauses hell wie die Wolken am Himmel war. Ich schwang meine Beine aus dem Bett und lief über den kalten Boden zu meinem Schrank hinüber. Traurig fiel mein Blick auf meine alte Schuluniform aus Durmstrang. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass ich sie nie wieder tragen würde. Ja, ich war nie wirklich glücklich dort gewesen, um ehrlich zu sein, war es grauenhaft dort. Aber dort kannte ich mich aus und nun musste ich mich an einer Schule eingewöhnen, von der ich auf Durmstrang nur Schlechtes gehört hatte. Dazu kam, dass mein sehr verehrter Vater immerzu über den Schulleiter herzog, weil er kein Reinblut war. Mich selbst ließen die Anschuldigungen kalt, auch, wenn ich so erzogen wurde, dass Reinblüter über allem standen und weder Halbblüter, noch Muggelgeborene das Recht hatten, in Magie unterrichtet zu werden. Mein Vater war Voldemort treu ergeben und nur dank meiner Mutter, war er nicht verurteilt worden, als der dunkle Lord, nach dem Vorfall im Hause Potter verschwand. Manche waren der Auffassung, er wäre gestorben, was ich allerdings für totalen Schwachsinn hielt. Andere sagten, er wäre untergetaucht und würde stärker als je zuvor zurückkehren. Allein bei dem Gedanken an eine zweite Schreckensherrschaft, wurde mir schlecht. Es war grauenhaft gewesen, als der dunkle Lord in dieses Haus kam, um meinen Vater aufzusuchen. Erstarrt hatte ich hinter meiner Mutter gestanden, hatte mich nicht bewegen können, war wie gelähmt. Er hatte kurz mit Vater gesprochen und war, dann zum Hause Potter aufgebrochen. Jemand namens Wurmschwanz oder so hatte ihm wohl geflüstert, wo sie waren. Gedankenverloren starrte ich noch immer meine ehemalige rote Uniform an. Wie wohl die Uniform aus Hogwarts aussah? "Verzeihung, junges Fräulein?", ich erschrak als ich die Stimme eines Hauselfen vernahm. Ich drehte mich zu ihr um. Sie taten mir leid, wie sie immer wie Dreck behandelt wurden. "Was ist denn?", fragte ich und gab mein Bestes, ein ehrliches Lächeln zu zeigen. "Der Hausherr und die Herrin wünschen euch unten im Salon zu sehen.", sagte sie unterwürfig. Mit einem Nicken gab ich ihr zu verstehen, dass sie gehen durfte. Ich wandte mich wieder meinem Kleiderschrank zu. Alles, was sich darin befand, hatte meine Mutter ausgesucht. Kaum ein Kleid gefiel mir. Ich griff hinein und zog einfach ein Kleid heraus. Es war cremefarben, hatte einen Tüllrock und ein mit Spitze verziertes Oberteil. Eine Schleife zierte meine Taille.

Ich zog es an. Sah gar nicht mal so schlecht aus. Dazu zog ich flache Schuhe in der selben Farbe an, bevor Vater wieder sauer wurde, weil ich keine Schuhe trug. Leise lief ich die Treppen nach unten in die Eingangshalle , welche so finster und dunkel wirkte, dass man kaum glauben könnte, das die Sonne bereits aufgegangen war. Zwei Hauselfen öffneten mir die zwei schweren Flügeltüren, die zum Salon führten. Meine Mutter saß in ihrem Lesesessel und las wie üblich ein Buch. Ihr Blick hob sich. Lächelnd stand sie auf, legte das Buch beiseite und kam zu mir. Sie schien wirklich gut gelaunt zu sein. Eine Umarmung erwartete mich, als sie vor mir stand. Leicht zögerlich erwiderte ich die Umarmung, die so selten geworden waren. "Guten Morgen, Mutter", sagte ich schließlich und drückte sie sanft von mir. Ich sah mich um. Außer ihr und mir war keiner im Raum. Ich konnte auch nicht die schweren Schritte meines Vaters eine Etage über uns hören. Mutter schien meinen skeptischen Blick bemerkt zu haben und antwortete auf meine unausgesprochene Frage. "Dein Vater ist nicht hier. Er hat heute Morgen eine Eule vom Ministerium erhalten.", sie bot mir den Sessel neben ihrem an und ich nahm Platz. Im Gegensatz zu meinem Vater war sie gar nicht so sehr herrschend und bestimmerisch. Sie wusste, dass mir schlecht wurde, wenn ich früh am Morgen etwas aß. Vater hätte mich gezwungen, etwas zu essen. Als sich mein Kopf senkte und mein Blick auf den grün-schwarzen Teppich unter dem Sessel fiel, musste ich wieder aus irgendeinem Grund an Hogwarts denken. Ich spürte den stechenden und wahrheitsdurchdringenden Blick meiner Mutter auf mir. Sie war eine Meisterin der Legilimentik, vermutlich wusste sie genau, wie es um mich bestellt war, wie es mir wirklich ging und was ich dachte, aber sie sah immer weg und tat nichts, um mir zu helfen. Wahr zu haben, wie es mir ging, würde ihre Vorstellung einer heilen Familie zerstören. Mein Wissen über ihr Können machte mir aber auch Angst. Als ich klein war, hatte sie mich oftmals mit Legilimentik gegen mich ausgespielt, wenn ich lügen wollte. Das hatte mir schon immer Angst gemacht. Ich spürte, wie sie in meinen Kopf einzudringen versuchte, aber das war nicht mehr so leicht. Ich hatte die Fähigkeit der Legilimentik von ihr geerbt, hatte aber auch eine außerordentliche Begabung für Okklumentik. Diese Fähigkeit baute ich immer weiter aus, es sollte ihr nicht gelingen in meinen Kopf einzudringen.

"Warum Hogwarts?", fragte ich schließlich. Eine unangenehme Stille breitete sich zwischen uns aus. Das Feuer tanzte im Kamin und verbreitete eine angenehme Wärme im Raum. Der Blick meiner Mutter wirkte besorgt und gleichzeitig kalt und herzlos. Ihre grauen Augen waren wie eingefroren. "Ich wollte dich die letzten Jahre, die du in der Schule verbringen würdest, in meiner Nähe haben.", ihre Worte klangen unglaubwürdig. Sie wollte mich in ihrer Nähe haben? Hatte sie mich doch immer von sich gestoßen, wenn ich Hilfe brauchte. "Bitte, Mutter, sag mir die Wahrheit.", ich setzte mich auf und versuchte so höflich wie möglich zu klingen. Wenn Vater mitbekam, dass ich gerade Mutter in Frage gestellt hatte, würde ich das bereuen. Sie sah streng zu mir rüber, stand dann auf und drehte sich zum Fenster. In diesem Moment merkte ich, wie nervös sie war. Meine Mutter, Lilia Sullivan, war nervös? Ihre schlanke, hochgewachsene Gestalt mit den langen Haaren wirkte gespenstisch. "Du wirst noch früh genug sehen, warum du dort zur Schule gehen sollst.", fauchte sie streng, doch ich dachte nicht daran, locker zu lassen. Sie konnte mich nicht von Durmstrang weghohlen und mir keinen Grund nennen. "Warum willst du es mir nicht sagen?", fragte ich gerade, als mein Vater mit einem lauten "Guten Morgen" den Raum betrat und meine Mutter sich lächelnd von dem Fenster abwandte, um ihm zu begrüßen. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und drückte ihr einen Kuss auf die Stirn. "Ich habe mir Sorgen gemacht.", sagte sie leise. "Du weißt doch, dass ich immer auf mich Acht gebe, Liebling.", er schloss meine Mutter in eine sanfte Umarmung, bevor er zu mir kam. Ich senkte erneut meinen Kopf, meine Muskeln begannen zu krampfen. "Guten Morgen, Irene", sagte er kalt und abweisend. Er nahm mir den Verweis wahrscheinlich immer noch sehr übel. "Guten Morgen, Sir.", ich getraute mich nicht das Wort > Vater < zu benutzen. "Worüber haben du und deine Mutter gesprochen?", fragte er streng. "Hogwarts.", antwortete ich knapp, jedoch ließ mich ein leichtes Knurren meine Aussage ändern. "Wir sprachen über Hogwarts, Sir.", zufrieden drehte es sich weg. "Ach ja, meine Tochter wird ja ab nächste Woche Hogwarts besuchen.", er ließ sich ein Glas Scotch bringen und setzte sich vor den Kamin. "Komm, Irene, setze dich zu mir.", plötzlich wirkte er viel besser gelaunt und ganz und gar nicht bedrohlich.

Ich erhob mich und lief zu meinem Vater herüber. Sein Blick musterte mich, bevor er mir mit einer Geste die Erlaubnis gab, mich zu setzten. Ich setzte mich auf einen der teuren Sessel und schlug ein Bein über das andere. "Also, Irene, ich werde dir nun etwas über Hogwarts erzählen. Hogwarts ist in vier Häuser aufgeteilt, welche das sind, ist unwichtig. Du musst nur das Haus Slytherin kennen. Du wirst in das Haus Slytherin kommen, wie ich und deine Mutter.", er sprach noch eine ganze Weile von Slytherin, zog über den Schulleiter Albus Dumbledore her. Sagte, wie schwach und blödsinnig er doch war. Ich war mir sicher, dass er nichts von all dem war, mein Vater konnte ihn nur nicht leiden, weil er ein Halbblut war. Der Vortag langweilte mich, da ich ihn nicht zum ersten Mal hörte. "Du wirst mich doch sicherlich nicht enttäuschen, oder?", fragte er, nachdem er fertig war. "Nein, ich werde dich nicht enttäuschen, Vater.", erwiderte ich. Der Rest der Woche war ruhig. Vater war erneut vom Ministerium um einen Gefallen gebeten worden und war deshalb verreist. Ich verbrachte die Woche mit Lernen, da es in Hogwarts einige Fächer gab, von denen ich noch nichts wusste. Gemeinsam mit Mutter war ich in der Winkelgasse gewesen, um meine Schulbücher zu kaufen. Ich hatte noch ein paar Mal versucht, sie wieder auf das Thema Schulwechsel anzusprechen, aber sie blockte stets ab. Schließlich war der Tag da, an dem Vater wieder kam. Morgen würde ich meine Reise nach Hogwarts beginnen.

Ich hörte wie die Haustür aufgestoßen wurde und mein Vater, völlig durchnässt vom Regen das Haus betrat. Ich schlich zu meiner Tür. Die Stimmen meiner Mutter und meines Vaters waren unverkennbar. Sie sprachen gerade laut genug, dass ich sie verstehen konnte. "Wie war sie, während meiner Abwesenheit?", erklang die Stimme meines Vaters. "Sie war ruhig. Hat kaum gesprochen.", meine Mutter log. Ich hatte sie öfter genervt und das hatte sie ziemlich sauer werden lassen. "Wirklich? Liebes du weißt, ich merke, wenn du lügst.", meine Mutter seufzte. "Sie hat dich wieder auf den Schulwechsel angesprochen, oder?", fragte Vater, nun sehr viel strenger. Ein leises "Ja" war von meiner Mutter aus zu hören. Ich schloss meine Tür wieder und ging auf meinen Balkon. Der kalte Regen prasselte auf meine warme Haut. Selbst die Wolken weinten, als ob sie wissen würden, was gleich passieren würde. Ich lief zum steinernen Geländer, beugte mich vor und legte meine Arme auf's Geländer. In die Dunkelheit starrend, hörte ich, wie die Tür meines Zimmers aufging und jemand es betrat. Wenige Sekunden später wurde die Balkontür geöffnet und nun stand die Person hinter mir. Ich atmete noch einmal tief ein, bevor ich auf den kalten, nassen Boden geworfen wurde. Ich wollte mich hochdrücken, versuchte aufzustehen, doch wurde sofort geschlagen, so dass ich erneut zu Boden fiel. Ich lag auf dem Rücken, mein Vater über mich gebeugt, eine Hand an meinem Hals, die andere schlug immer wieder zu. Ich wand mich unter ihm, versuchte zu entkommen, doch davon wurden seine Schläge nur noch härter. Mir wurde schwindelig von dem Sauerstoffmangel. Ich schnappte verzweifelt nach Luft, sein Griff war so fest, dass ich befürchten musste, nie wieder aufzuwachen, sollte ich das Bewusstsein verlieren. Seine Hand wurde lockerer. Ich schnappte nach Luft. Den Schmerz, der durch die Schläge entstand, spürte ich nicht mehr. Aus Reflex hielt ich meine Arme vor mein Gesicht. Es hinderte ihn nicht daran, weiter zu schlagen. In einem Moment, in dem er inne hielt, stieß ich ihm von mir und lief zur Tür. Ich erreichte sie jedoch nicht. Er zog mich zurück, warf mich erneut zu Boden und richtete seinen Zauberstab auf mich. "Wage es dir noch einmal deiner Mutter oder mir zu widersprechen oder uns zu enttäuschen und ich werde meinen Zauberstab einsetzen.", danach ließ er von mir ab und verließ mein Zimmer.

Ich blieb noch eine Weile am Boden liegen und ließ den Regen auf meinen geschundenen Körper fallen. Als das Adrenalin wich, merkte ich erst, wie stark die Schmerzen tatsächlich waren. Ich benötigte vier Versuche, um mich überhaupt aufstützen zu können. Ich versuchte den Schmerz wegzuatmen. Es gelang zwar nur mäßig, half aber genug, um mich zu meinem Zimmer zu bringen, wo ich unter meinem Bett einen Koffer mit starken Schmerzmitteln hatte. Das Rezept war auf meine Schmerzen angepasst. Ich hatte sie alle selbst hergestellt. Als das Mittel endlich zu wirken begann, beschloss ich meine Koffer fertig zu packen, da ich dafür morgen keine Zeit mehr hatte. Ich schmiss meine Kleidung ungeachtet in den Koffer, auch meine Winterbekleidung, da ich nicht vorhatte, zu Weihnachten nach Hause zu kommen. Womöglich waren meine Eltern eh wieder nicht da. Ich packte außerdem eine Tasche mit Schlaf-und Schmerzmitteln in meinen Koffer, da ich diese auf alle Fälle brauchen würde. Als ich in meinem Schrank nach meinen Jacken suchte, fiel mir wieder etwas ein. Mein Schrank besaß ein geheimes Fach, in welchem ich etwas sehr wichtiges aufbewahrte. Ich legte meine Jacken in meinen Koffer und öffnete das Fach an der Rückwand des Schrankes. Es war ziemlich groß. Ein Lächeln schlich sich bei dem Anblick von Leinwand, Stativ, Pinsel und Farbe auf mein Gesicht. Eine Leidenschaft, die mir verwehrt wurde. Das Malen und Zeichnen. Vater hatte alle Werke verbrennen lassen und das, was sich hier befand, war mein größter Schatz. Ich nahm die Sachen und legte sie mit in den Koffer. In Hogwarts waren sie auf alle Fälle sicherer als hier. Ein Gefühl der Euphorie erfüllte mich, als ich meine Pinsel und Farben einpackte. Wer weiß, vielleicht würde ich ja seit nun fast sechs Jahren wieder mit Malen beginnen. Natürlich packte ich auch meine Ballettschuhe ein. Ballett war wohl das Einzige, was mir meine Eltern aufgezwungen hatten, dass mir Spaß gemacht hatte. Immer so leicht und schwerelos über das Parkett zu schweben, sich frei zu fühlen, hatte mich glücklich gemacht, doch nun war auch das vorbei. Ballett, Klavier, Französisch, Deutsch, Violine - nur ein paar Dinge, die ich erlernen musste. Das Tanzen war natürlich auch Pflicht gewesen, sowie Training, wie sich eine Lady zu benehmen habe.

Ich schwelgte gerade in Erinnerungen, als ich ein nur allzu bekanntes Geräusch vernahm. Mein Blick wanderte erschrocken zu meinem Fenster. Zwei riesige rote Augen blickten mich an. "Was machst du denn hier?!", merkte ich erschrocken und rannte hinaus auf den Balkon. Ein wohl gut 18 Meter hoher Drache saß auf meinem Balkon. Er gab ein Geräusch von sich und ich hatte zutun, um ihn zu beruhigen. Ich liebte Drachen über alles, so anmutig und stark. Nichts auf der Welt schien sie brechen zu können. Ganz anders als ich. Ich zerbrach sofort, wenn man mich schlug. Diese Wesen faszinierten mich schon seit ich ein kleines Kind war. "Ich freue mich auch, dich zu sehen, aber du weißt was passiert, wenn Vater dich bemerkt.", er verstand sofort und wurde ruhig. Ich eilte in mein Zimmer und holte meinen Zauberstab. Für solche Fälle hatte ich einen äußerst wirksamen Zauber. "Parva Draco.", flüsterte ich und er wurde immer kleiner, bis er höchstens doppelt so groß war wie meine Hand. Ich nahm ihn hoch und mit in mein Zimmer. Er gab schon fast niedlich wirkende Geräusche von sich. Er war mein größtes Geheimnis nur ich und meine Mutter wussten von ihm und seinen zwei Geschwistern. "Ja, ja ich weiß, aber ich kann dich nicht mit nach Hogwarts nehmen.", ein enttäuscht klingendes Geräusch verließ sein kleines Maul. Ich kraulte ihm unter'm Kinn und ließ ihn auf meine Schulter. Seine kleinen Klauen krallten sich in meine Schulter. Er kletterte so, dass er sich an meinem Schulterblatt festhalten konnte und nur noch sein kleiner, zierlicher Kopf über meine Schulter schaute. Celeritas war zwölf Jahre alt und ein Teufelsblütler. Teufelsblütler hatten schwarze Schuppen und rote Augen. Die Männchen wurden bis zu 25 Meter groß, 40 Meter lang und hatten eine Flügelspannweite von bis zu 27 Metern. Die Unterseite der Flügel hatte eine leuchtend rote Farbe, wie seine Augen. Teufelsblütlern wurden nachgesagt, aufgrund ihrer Augen und oftmals feindlichen Verhaltensweisen, das Blut des Teufels zu beherbergen. Daher der Name.

Er schmiegte sich liebevoll an mich, während ich weiter meine Sachen einpackte. Er wollte mich überreden, aber ich konnte ihn nicht mitnehmen. Drachen und dann auch noch so ein gefährlicher waren in Hogwarts garantiert nicht erlaubt. Celeritas war anhänglicher als seine Geschwister. Liebevoller und neugieriger. Ich wusste, das sie nicht wirklich Geschwister waren, aber da sie alle drei am selben Tag schlüpften, betrachtete ich sie gerne als solche.

"Irene?", ich erschrak, als ich die Stimme meiner Mutter vernahm. Für einen Augenblick dachte ich, es wäre erneut mein Vater gewesen. Jetzt wo Celeritas hier war, wäre das verheerend gewesen. Sie betrat vorsichtig mein Zimmer. Als Celeritas sie erblickte, flog er aufgeregt zu ihr, um sie zu begrüßen. Er benahm sich wie ein Kleinkind, dabei war er schon längst erwachsen. Meine Mutter schien sich über die Begrüßung zu freuen. "Ist alles in Ordnung?", fragte ich, den Schmerz unterdrückend. "Ja, ich wollte nur nach dir sehen.", sie setzte Celeritas auf mein Bett. Er kletterte über meinen Arm jedoch ganz schnell zurück an seinen Platz auf meiner Schulter. Er gab ein besorgtes Knurren von sich. "Ja, mir geht es gut." antwortete ich ihm. Meine Mutter kicherte und half mit beim Einräumen. "Ich fand es schon immer erstaunlich, dass du diese Wesen verstehen konntest. Dass sie dir gehorchen ist unglaublich.", unterbrach sie die Stille zwischen uns. Ich antwortete nicht und versuchte stattdessen meinen Koffer zu schließen. Selbst Celeritas hüpfte auf dem Koffer auf und ab, nur leider brachte das nicht viel. Letzten Endes setzte ich mich auf den Koffer und Mutter machte ihn zu. Ich wog zwar nicht viel, aber es reichte. Vergnügt brummte mein kleiner Drache. "Zum letzten Mal. Ich kann dich nicht mitnehmen.", sagte ich, woraufhin er beleidigt den Kopf wegdrehte. "Jetzt sei nicht sauer. Ich kann doch auch nichts dafür.", eingeschnappt kroch er unter mein Kissen. "Irene?", die Stimme meiner Mutter klang weich und sanft, als sie mit mir sprach. Ich löste meinen Blick von meinem Drachen. Ihre stahlgrauen Augen funkelten herzerwärmend. "Dieses Jahr wirst du zu deinem Geburtstag nicht hier sein und da dachte ich, dass ich dir dein Geschenk lieber jetzt schon gebe.", verwundert sah ich sie an. Sie gab mir mein Geschenk jetzt schon? Sie überreichte mir einen Umschlag. Er war mit grüner Tinte beschriftet und trug das rote Siegel von Hogwarts. Überrascht sah ich nach was drin war. Es war ein Brief. Ich las ihn. Am liebsten wäre ich meiner Mutter um den Hals gefallen.

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