17 : Verwesung
Ich wurde von wiederkehrendem Druck auf meiner Brust geweckt. Ich blinzelte müde und versuchte, Celeritas von meiner Brust zu verscheuchen, doch er hüpfte immer weiter. "Celeritas was..." Ich rieb mir die Augen, doch bereute die Bewegung sofort. Meine Schulter schmerzte höllisch. Ich keuchte erstickend auf. Langsam setzte ich mich aufrecht hin und betastete mit meiner rechten Hand meine linke Schulter. Ich sprang auf, als ich merkte, wie durchnässt die Stelle war. Ich hastete ins Bad und auch ohne Licht erkannte ich im Spiegel die rote und gelbliche Substanz, die aus der Wunde an meiner Schulter floss. Celeritas flog vor meiner Schulter umher und entfernte mit seinen Klauen den Ärmel meines Nachthemdes. Erschrocken stieß ich einen leisen Schrei aus. Das was ich dort sah, war das, wovor ich McGonagall bewahren wollte, als sie sich an Celeritas' Klauen schnitt, doch wie konnte das sein? Wie? Wie konnte das passieren und vor allem so schnell. Ich biss mir schmerzerfüllt auf die Unterlippe und wollte mit meiner rechten Hand das Blut etwas zur Seite wischen, doch der brennende Schmerz ließ dies nicht zu. "Drachengift... Aber wie..?", keuchte ich vor Schmerzen schon fast ohnmächtig. Celeritas drückte seinen Kopf gegen meinen Rücken, um mich zu zwingen in den Krankenflügel zu gehen. "Ich bekomme das hin...", sagte ich doch Celeritas schüttelte hastig den Kopf.
Der Mond stand hoch am Himmel, als ich durch das Schloss taumelte. Ich spürte, wie es sich langsam ausbreitete und immer mehr von meinem Arm in Besitz nahm, lange würde ich dem nicht mehr standhalten. Ich lehnte mich an eine Wand für eine kurze Pause, als ich zusammensank. Ich sah nur noch, wie Celeritas schnell davonflog, bevor ich das Bewusstsein verlor...
"Du hast Angst.", ich konnte die Stimme hören, welche mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ. Sie war wieder da. Wieder saß sie auf ihrem Thron aus schwarzem Glas und sah zu mir herab. Ich war nicht fähig, mich zu bewegen, was in mir Panik aufsteigen ließ, nun mehr denn je. "An deiner Stelle würde ich mich in Acht vor dieser Anastasia nehmen. Ich brauche dich noch...", ihre kalten Augen blickten mich scharf an, bevor sie die Hand hob und schnippste. Ein brennender Schmerz zog sich meinen Rücken entlang und brannte sich tief unter meine Haut. Ich krümmte mich und schrie, doch meine Schreie waren lautlos. Es wurde immer und immer schlimmer und sie, sie sah in Gedanken versunken zu...
Ich schlug ruckartig die Augen auf. Sofort übermanten mich wieder die Schmerzen meines linken Armes und ich keuchte leise. Es war dunkel, doch ich befand mich nicht mehr in dem Gang, in dem ich zusammengebrochen war. Ich lag in einem Bett, mein Arm war verarztet worden und Celeritas schlief auf einem Stuhl nicht weit von mir. Das musste der Krankenflügel sein. Als ich mich weiter umsehen wollte, hörte ich wie eine Tür geöffnet wurde.
"... Poppy. Poppy, jetzt sag mir endlich was los ist!" Es war McGonagall. Es dauerte nicht lang, da wurden die Schritte lauter und bald konnte ich die beiden auch sehen. Madam Pomfrey zog McGonagall an einer Hand hinter sich her und ließ ihre Hand erst los, als sie vor meinem Bett stand. Sie trug noch immer die selbe Kleidung wie vorhin, als ich und Professor Snape das Büro des Schulleiters verlassen hatten, was mir sagte, dass sie seit dem noch nicht geschlafen hatte. Jedoch waren ihre Haare leicht zerzaust und noch etwas fiel mir traurigerweise auf, als sie näher kam und sich auf der Kante des Bettes nieder ließ. Rote Schatten auf ihren Wangen und, wenn auch nur leicht, gerötete Augen. Sie hatte geweint...
"Du liebe Güte! Was ist denn mit dir passiert - Poppy ihr Arm...", sie wandte sich blitzschnell wieder Madam Pomfrey zu, welche jetzt auch näher kam. Ich fühlte mich elend. Von den Schmerzen in meinem linken Arm ganz zu schweigen. Mein Kopf pochte und mir war unnatürlich warm, obwohl ich einen leichten, kühlen Windzug spüren konnte. "Das weiß ich auch nicht so genau. - Haben sie Schmerzen, Miss Sullivan?", antwortete Madam Pomfrey knapp. Ich nickte leicht und schaffte es nur mit viel Mühe. Sie machte auf dem Absatz kehrt und rauschte davon. McGonagall strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. "Wie ist das passiert, Irene?", fragte sie. "Ein Pfeil traf mich... gestern Abend, als ich auf das Schiff...der Durmstrangs...sah... Da...ein Licht. Es... nur... Kratzer...", gegen Ende brach meine Stimme ab und ich sah Hilfe suchend zu dem Einzigen, der es mit angesehen hatte. "Er... es ihnen erklären...", gab ich heißer von mir.
Kalter Schweiß bildete sich auf meiner Stirn und ich begann lauter und schwerer zu atmen. McGonagall legte mir ihre Hand auf die Stirn, obgleich sie normalerweise angenehm warm war, war sie nun sehr kalt. "Oh Gott! Poppy!", rief sie und zog ihre Hand zurück. Durch meine schon leicht getrübte Sicht erkannte ich, dass sie wiederkam, mit zwei Tränken, die sie McGonagall gab, bevor sie meine Temperatur fühlte. "Ach, du liebes bisschen!", rief sie und eilte wieder fort. "Sieh zu, dass sie die ersten beiden Tränke aus trinkt!", rief sie noch McGonagall zu. "Das ist gegen die Schmerzen in deinem Arm, hörst du?", sagte sie sanft und ich nickte zur Bestätigung. Der erste Trank war unerwartet sauer und schmeckte ganz und gar nicht so, als ob er etwas gegen meine Schmerzen tun könnte. "Widerlich...", keuchte ich. "Es hilft, vertrau mir.", sagte sie und setzte mir die zweite Phiole an die Lippen. Dieser Trank wiederum war süß wie Zuckerwasser, richtig ekelerregend.
Ich atmete flach und kämpfte gegen die Ohnmacht, als Madam Pomfrey mir noch einen Trank gab und mir kühle Umschläge auf die Stirn legte. "Ich verstehe das nicht...", hörte ich McGonagall sagen, welche seit geraumer Zeit meine Hand fest hielt. "Drachengift. Es wirkt auf eine ganz eigene Art und Weise. Kommt es direkt auf die Haut passiert nichts weiter, gelangt es aber in eine Wunde fängt der Körper von da aus an zu verwesen. Allerdings habe ich noch nie gesehen, dass es so schnell von statten geht, die Wunde war erst ein paar Stunden alt und hätte ihr Drache mich nicht geholt, hätte sie heute Morgen ein ernstes Problem gehabt.", erklärte Madam Pomfrey leise und wechselte den Umschlag, "Ich habe Severus um eine Salbe gebeten, um den Prozess zu stoppen, so lange kann ich ihren Arm nur verbinden und sauber halten." "Aber das Fieber. Sie hat mindestens 42°C, das hat bestimmt nichts mit dem Drachengift zu tun." "Nein und wo das herkommen soll, weiß ich auch nicht." Ich bekam zwar alles mit, aber konnte es nicht aufnehmen oder verarbeiten. Mein Kopf war leer. Ich wollte schlafen, doch irgendetwas zwang mich, wach zu bleiben. In mir brannte alles, mein Kopf schmerzte. Ich hörte, wie die Tür auf ging. Mich überkam Panik und ich drückte die Hand von McGonagall etwas stärker. "Keine Angst, es ist nur Professor Snape.", sagte diese darauf mir zu gewandt und entfernte eine nasse Strähne von meiner Stirn. "Madam Pomfrey wird dir gleich etwas geben, damit du einschläft. Es wäre sonst zu schmerzhaft für dich." Beruhigend strich sie mit ihren Daumen über meine Handrücken. Den Beruhigungstrank kannte ich schon gut, deshalb war sein leicht bitterer, im Abgang süßer Geschmack, keine Überraschung mehr für mich. Ich spürte, wie meine Augen schwerer wurden. "Schlafen sie etwas, Miss Sullivan, wir kümmern uns um den Rest.", sagte Snape noch, bevor ich in einen traumlosen Schlaf hinüber glitt.
Ich öffnete langsam die Augen. Es war bereits heller geworden. Vermutlich ging gerade die Sonne auf. Ich drehte meinen Kopf leicht nach links. Mein Arm war immer noch verbunden, doch er schmerzte nicht mehr all zu sehr und auf einem Stuhl saß, gegen all meinen Erwartungen, Snape und blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Das Licht der Morgensonne ließ seine schwarzen Augen glitzern und seine Haut noch blasser wirken als es sonst der Fall war. Wie lange saß er wohl schon hier? "Professor?", sagte ich leise. Sofort war ich mir seiner Aufmerksamkeit bewusst. "Guten Morgen, Miss Sullivan.", sagte er leise, weshalb seine Stimme auch mit einem dunklen Brummen zu vergleichen war. "Sitzen sie schon lange hier?" "Nein, noch nicht all zu lang, aber was Professor McGonagall angeht...", er ließ seinen Blick zum Fußende meines Bettes wandern. Ich setzte mich vorsichtig auf und bemerkte eine silbern getigerte Tabby-Katze, die sich am Fußende meines Bettes zusammengerollt hatte und schlief. Ich musste Schmunzeln. "Sie war die ganze Nacht hier, sagt Madam Pomfrey. Ihr Fieber ist während der Nacht noch einmal schlimmer geworden. Sie sagte mir, dass sie sich gut um Sie gekümmert habe und erst eine Stunde vor meinem Aufkreuzen eingeschlafen sei." Lächlend betrachtete ich die schlafende Katze, deren Brust sich regelmäßig und ruhig hob und senkte. Ich legte eine Hand an meine Stirn. Noch immer hatte ich leichtes Kopfweh, aber im Vergleich zu gestern war es mehr als akzeptabel.
Snape schwieg und auch ich hatte nichts, was ich sagen wollte. Erst als Snape sich nach vorn beugte und seine Hand in Richtung McGonagall ausstreckte, reagierte ich und griff mit meiner verbundenen Hand nach seiner. Er sah mich verblüfft an. "Sie muss aufstehen, der Unterricht beginnt bald.", erklärte er sein Handeln, doch ich schüttelte nur den Kopf. "Nein, nein. Wecken Sie sie bloß nicht. Sie hat sich, nach all dem, was sie für mich getan hat, eine Pause verdient, meinen Sie nicht auch?", er lehnte sich, die Arme verschränkt, zurück. "Ich glaube nicht, dass es ihr gefallen wird, den Unterricht ausfallen zu lassen.", er hob eine Augenbraue. "Das weiß ich, Professor, aber ohne Schlaf macht sie auch nur unnötige Fehler. Sein sie bitte so gut und sagen Professor Dumbledore bescheid? Es geht auf meine Kappe, wenn es ihm missfällt, soll er zu mir kommen, ich erkläre es ihm.", sagte ich leise, aber verständlich. Er seufzte einmal. Gerade war er für mich uneinschätzbar, dennoch musste er doch verstehen, was ich meinte. Er schaute mich mit seinem üblichen Ausdruck an, doch erkannte ich eine kleine Falte auf seiner Stirn, die ihn nachdenklich wirken ließ. "Sie braucht es, glauben Sie mir. Wer weiß, wann sie das letzte Mal richtig geschlafen hat.", mir kam sofort wieder ins Gedächtnis, dass sie gestern Abend, bevor Madam Pomfrey sie geholt hatte, geweint hatte. Ich hoffte inständig, dass es nichts mit dem Streit zwischen ihr und Dumbledore zu tun hatte, dann würde ich mich noch schuldiger fühlen, als ich es jetzt schon tat. Eine so starke Frau, wie sie es ist, könnte ich nicht weinen sehen.
"Gut.", sagte Snape schließlich, "Aber das war das letzte Mal, dass sie mir sagen, was ich tun soll.", fügte er noch hinten an und stand auf. Er lief zu einer Tür, klopfte zweimal und öffnete sie dann einen Spalt breit, sagte etwas und rauschte dann, wehenden Umhanges, zum Ausgang. Madam Pomfrey kam nur wenige Sekunden später aus ihrem Zimmer und zu mir. Als auch sie die tief schlafende McGonagall entdeckte, lächelte sie sanft, bevor sie sich mir zu wandte. "Guten Morgen, Miss Sullivan. Wie geht es Ihnen?", sie fühlte meine Temperatur. "Gut soweit, leichte Kopfschmerzen und auch der Arm tut noch etwas weh, aber sonst ist alles in Ordnung.", gab ich ihr Rückmeldung und sie nickte. "Ihr Arm wird ein paar Tage brauchen, bis er gänzlich verheilt ist, solange werden sie alle zwei Tage Professor Snape aufsuchen müssen, er stellt die Heilsalbe her und wechselt auch die Verbände.", sie fühlte nach meinem Puls, wartete kurz und ließ mein Handgelenk sinken. Mir blieben ihre Worte, alle zwei Tage zu Snape zu müssen allerdings fast im Hals stecken. "Wie lange muss ich hier bleiben?", fragte ich leise, damit McGonagall nicht wach wurde. "Nur heute. Ich denke morgen können sie wieder am Unterricht teil nehmen, aber sagen sie mir bescheid, wenn es schlimmer werden sollte.", sie musterte mich strengt und drehte sich dann zum Gehen. "Madam Pomfrey?" sie drehte sich wieder um. "Können sie, wenn Professor McGonagall aufgewacht ist, bitte einmal ihre Hand untersuchen?" Skeptisch sah sie mich an. "Weshalb das?" "Mein Drache hat sie neulich aus Versehen gekratzt, zwar habe ich die Wunde gleich verheilt, aber ich möchte auf Nummer sicher gehen." Madam Pomfrey nickte langsam und kicherte kurz etwas das sie - laut den Jones Zwillingen - nie tat. "Stimmt etwas nicht?", fragte ich nach und sie lächelte mir zu. "Sie machen sich genau so viele Sorgen um sie, wie Minerva um sie, Miss Sullivan.", sagte sie und ging wieder zu ihren Raum. Verwundert sah ich auf die schlafende Katze. Warum machte sie sich Sorgen um mich? Aber ja, ein was stimmte, ich machte mir Sorgen um sie.
Es vergingen zehn Minuten, in denen ich einfach da saß und mich in dem leeren Krankenflügel umsah, als die Tür des Krankensaals aufging und Dumbledore in der Tür stand. Er überflog den Raum mit seinen blauen Augen und kam dann auf mich zu. Er blickte auf den von der Schulter abwärts verbundenen Arm und die leeren Phiolen auf dem Nachttisch, danach sah er auf die schlafende Tabby-Katze. Seine sonst so freundlich wirkende Miene wirkte aufgesetzt und er selbst sah uralt aus.
"Ich habe von Professor Snape erfahren, was passiert ist. Aber wie ich sehe, geht es ihnen schon wieder besser.", er lächelte und nahm auf dem Stuhl neben dem Bett Platz. "Das habe ich auch Professor McGonagall zu verdanken, Professor.", sagte ich und sah ihn mit leichter Skepsis an. Er sah zu McGonagall als hätte er bis jetzt von ihr keine Notiz genommen. "Sie braucht den Schlaf. Sie wirkte auf mich mehr als fertig als sie heute morgen auf mich aufpasste.", erklärte ich und Dumbledore nickte verstehend, "Ja, natürlich kann ich das verstehen. Sie arbeitet viel zu viel und wirkt immer ausgelaugter. Mal ganz unter uns, sie kann auch sehr leicht reizbar sein, wenn sie zu wenig Schlaf bekommt. Es waren anstrengende Tage für sie. Richten sie ihr bitte aus, dass ich sie heute in keinem Klassenzimmer unterrichten sehen will.", sagte er freundlich, während er noch immer auf McGonagall herabsah. "Das werde ich.", versicherte ich ruhig und blickte zu ihm auf. "Ich werde den Schülern Bescheid geben. Ich glaube ein gewisses Zwillingspaar wird sich darüber sehr freuen.", sagte er belustigt und stand auf. Dumbledore machte sich wieder Richtung Ausgang. "Ich wünsche dir gute Besserung.", sagte er und schloss die Tür hinter sich.
Das Grummeln von Celeritas, welcher gerade aufwachte, riss meinen nachdenklichen Blick von der Tür. "Shhh", zischte ich und er verstummte. Lautlos flog er in meine Arme und schnupperte an dem Verband, welcher leicht nach Minze roch. Ich schwang vorsichtig die Beine aus dem Bett und lief zu einem der großen Fenster des Krankenflügels. Mein weißes Nachthemd, welches nun keine Ärmel mehr besaß, hatte ein paar Blutflecken, so wie der Verband. Ich legte meine mit Bänden umschlungenen Finger auf Celeritas Schuppenkleid und sah aus dem Fenster. Der blaue Himmel strahlte und das Licht der Sonne wurde von dem eiskalten Wasser des Sees reflektiert und blendete leicht. "Hast du gesehen, wer es war?", fragte ich Celeritas, während er sich um meinen Hals legte. Er hob kurz den Kopf. "War klar...", sagte ich, nachdem er mir den Namen >Anastasia< nannte. Hinter mir raschelte es leise und ich wandte mich meinem Bett zu. Die getigerte Katze gähnte und streckte sich, bevor sie verschlafen die Augen aufschlug. Ich setzte mich neben sie. "Guten Morgen, Professor.", sagte ich mit einem leichten Lächeln. Die Augen der Katze wurden größer, als sie merkte, wie hoch die Sonne bereits am Himmel stand. "Keine Panik, sie haben heute frei.", nun sah sie verwirrt aus, lief zum Rand des Bettes und nach einmal Blinzeln saß die große Hexe neben mir, welche eigentlich Verwandlung unterrichtete. Verschlafen hielt sie sich eine Hand vor den Mund, bevor sie mich eindringlich musterte. "Geht es ihnen besser, Irene?", fragte sie und ich antwortete mit einem Nicken. "Warum haben sie mich nicht geweckt?", sagte sie leicht verwirrt. "Sie haben sich die ganze Nacht um mich gekümmert, Professor. Sie hatten sich eine Pause verdient.", ich erwähnte aus gutem Grund nicht, dass sie sehr erschöpft ausgesehen hatte und auch jetzt noch funkelte in ihren Augen etwas, das mich traurig stimmte und sie ebenfalls traurig erscheinen ließ. "Professor Dumbledore meinte, sie hätten den Tag frei.", ergänzte ich, als sie nichts sagte. Für kurze Zeit verblasste ihr Lächeln und wurde traurig. Sie sah plötzlich so aus, als ob ihr zum weinen zu mute wäre, doch nach wenigen Sekunden fing sie sich wieder und setzte ihr Pokerface auf. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Sie war sonst nie so. Sie war immer so stark und selbstsicher. Sie verlor nie die Kontrolle und wurde nur lauter, wenn es wirklich nötig war, doch gerade wirkte sie so zerbrechlich wie ich wirklich war.
McGonagall nahm meine Hand. "Es hat sich heute früh noch bis in ihre Finger verbreitet. Es hat lange gedauert bis wir die Verwesung unter Kontrolle hatten.", sie sah auf, "Haben sie wirklich keine Ahnung, wer es gewesen ist?" Ich schluckte schwer und überlegte, ob ich es ihr sagen sollte. Ich hatte keine Beweise und nachdem das Duell genehmigt wurde, würde es wohl so aussehen, als ob ich es ihr anhängen wollte. Celeritas nahm mir die Entscheidung ab. Er gab immer wieder den selben Laut von sich, kletterte von meinem Hals auf meinen Schoß und drehte dort Runden, als würde er seinen eigenen Schwanz jagen. McGonagall sah erst ihn dann mich an, ihre blauen Augen zu Schlitzen verengt. "Anastasia?", wiederholte sie das, was Celeritas immer und immer wieder sagte. Nun nickte Celeritas heftig. McGonagall gab einen empörten Laut von sich und schüttelte verständnislos den Kopf. "Professor, ich hab keinerlei Beweise und nachdem das Duell..." "Machen Sie sich keine Gedanken, Miss Sullivan. Ich werde mit Dumbledore reden.", ich sah sie besorgt an. "Professor, ich möchte nicht, dass sie sich mit ihm streiten.", sagte ich, doch noch bevor sie antworten konnte, kam Madam Pomfrey aus ihrem Zimmer. "Minerva, du bist wach.", sagte sie und kam auf uns zu. Ich erkannte sofort, dass die beiden sich schon ewig kennen mussten und sich anscheinend sehr gut verstanden. Ich verwies mit einem Blick noch einmal kurz auf die Hand meiner Verwandlungslehrerin und Madam Pomfrey untersuchte sie. Es war nichts. Zum Glück.
Gegen Nachmittag verließ McGonagall den Saal, um sich frisch zu machen. Kaum hatte sie den Raum verlassen, stieß Madam Pomfrey einen bedächtigen Seufzer aus. "Dieses Turnier macht sie total fertig, aber wen wundert es? Sowas zu veranstalten, da kommen Menschen um!", sie stemmte beide Hände in die Hüfte, "Unverantwortlich! Wie konnte Dumbledore nur so eine Entscheidung treffen?!", empörte sie sich und ich stimmte ihr zu. "Ich bin mir sicher, dass da noch etwas anderes ist, das sie fertig macht...", dachte ich, während Madam Pomfrey noch immer auf die Tür starrte. "Aber da ist noch etwas anderes. Sie wirkt so traurig.", sagte Madam Pomfrey wesentlich ruhiger, bevor sie sich mir zu wandte. "Ruhen sie sich aus Miss Sullivan." Ich setzte mich zurück an mein Kissen und starrte an die Decke.
Der Tag war recht langweilig, da ich das Bett nicht verlassen durfte. Ich ließ mir von Celeritas Pergament und Feder bringen und machte noch die Hausaufgaben für Verwandlung, mit dem Wissen, das ich über Animagi hatte, was nicht wenig war. Als ich dann man Abend den Krankenflügel verlassen durfte, machte ich noch einmal Halt an McGonagalls Büro. Nach zweimaligem Klopfen ertönte ihre Stimme, die mich herein bat.
Das Feuer brannte im Kamin, es roch nach Tee und der Stapel an Pergamenten und Büchern und ihrem Schreibtisch war kleiner geworden. Sie lächelte mir entgegen und bot mir den Stuhl vor ihrem Schreibtisch an. Ich setzte mich. "Sie durften den Krankenflügel verlassen, wie schön.", begann sie und ihre Augen flackerten kurz zu meinem Arm. "Ja, der Arm tut nicht allzu weh und auch wenn sich das Schreiben schwierig gestaltet, bin ich guter Dinge.", sagte ich und hob den linken Arm. "Kann ich etwas für sie tun?", fragte sie und blickte über ihre Lesebrille. "Ich wollte nur Danke sagen. Danke, dass sie die ganze Nacht auf mich aufgepasst haben.", ich hob meine Mundwinkel zu einem Lächeln. "Das war doch selbstverständlich.", sagte sie und ich schüttelte leicht den Kopf. "Professor, wenn ich in meinem Leben eine Sache gelernt habe, dann das Hilfe nicht selbstverständlich ist.", ich erhob mich und machte einen leichten Knix,"Danke, Professor McGonagall."
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