16 : Dumbledores Entscheidung

Den Rest des Tages hatte ich mit McGonagall und den Zwillingen in Hogsmeade verbracht. Meine Professorin hatte mir einen Laden für alle möglichen Zeichenutensilien gezeigt, in welchem ich wohl öfter vorbeischauen werde. Mit dem Training hatte ich sogleich am nächsten Tag angefangen, um mich auf den Drachen vorzubereiten, wenn Thomas denn Recht behielt. Heute würde ich auch wieder trainieren, aber erst nach Verwandlung.

Ich zog meinen Umhang enger und lief etwas schneller. Das Wetter hatte umgeschlagen, innerhalb weniger Tage war es sehr kalt und eisig geworden. Der Winter würde dieses Jahr wohl früher kommen und alles unter seiner weiße Decke verhüllen. Im Norden war es zwar wesentlich kälter, doch waren da die Schuluniformen drauf angepasst. Dicker Stoff und wärmender Pelz. Die Durmstrangs schienen auch keinerlei Probleme zu haben, anders als die Beauxbatons. Die schienen nämlich nicht einmal Winterumhänge zu haben.

Ich huschte in den Klassenraum für Verwandlung und setzte mich. McGonagall saß wie üblich bereits hinter ihrem Schreibtisch und korrigierte, höchstwahrscheinlich Tests und Hausaufgaben. Als Celeritas hereingeflogen kam, wunk sie ihn kurz zu sich. Brav flog er auf sie zu und landete auf dem Arm, welchen sie ihn angeboten hatte. Ich verstand nicht, was sie ihm sagte, aber nach wenigen Augenblicken war es mir klar. Er flog zu dem Kamin und entzündete ihn von neuen. Allerdings flog er danach nicht zu mir zurück, sondern legte sich genüsslich in die Flammen und rollte sich dort auch zusammen. Wie gerne wäre ich zu ihm gekommen. Was tat er dort überhaupt? Ja, schlafen. Das sah ich auch, aber er hatte vorher noch nie in einem offenen Feuer geschlafen, höchstens in der Glut des Feuers. Ich zwang mich von dem schwarzen Feuer wegzusehen und meinen Blick nach vorn zu richten. McGonagall wartete noch kurz, bis alle eingetreten waren und erhob sich dann. "Heute werden wir uns einer ganz speziellen und äußerst komplexen Form der Verwaltung widmen. Der Animagus-Verwandlung.", in der Klasse wurde Getuschel laut und McGonagall musste dreimal mit ihrem Zauberstab leicht auf die Kante ihres Schreibtisches schlagen, um um Ruhe zu bitten. Sie war die Art von Lehrer, der nicht Schreien musste oder wollte. Die Klasse wurde still und sie fuhr fort. "Ich werde euch nicht genau lehren, wie ihr ein Animagus werden könnt, aber ich werde mit euch eine wesentliche und wichtige Dinge besprechen." Heute waren also Animagi dran. McGonagall sprach über einige Standart Dinge, bei denen ich gut mitarbeiten konnte. 

"Wer 'at ihnen gelehrt sisch in einen Animagus zu verwandeln?", fragte eine Schülerin aus Beauxbatons mit mittellangen brauen Haaren eine Reihe hinter mir. McGonagall verwandelte sich zurück und gab als Antwort ohne Umschweife "Professor Dumbledore." an. Ein paar wenige schauten etwas ungläubig, der Rest war beeindruckt. "Er war zu meiner Zeit als Schülerin hier Verwandlungslehrer.", erklärte sie höflich und wandte sich dann wieder ihrer Tafel zu. "Die Animagus-Verwandlung kann man in jedem Alter vollführen, man sollte allerdings die ganze Sache nicht auf die leichte Schulter nehmen, es können katastrophale Dinge passieren, sollte etwas schief laufen.", ergänzte sie und blickte wieder in die Klasse. "Bis zu Mittwoch hätte ich gerne einen Aufsatz über Animagi. Allgemeines und was zu beachten ist.", streng blickte sie zu Anastasia ,welche ausgelassen mit ihrer Banknachbarin redete. "Und von ihnen beiden, Miss Smirnov und Miss Davis, verlange ich die doppelte Länge, also zwei Rollen Pergament." Sofort verstummten beide und grummelten vor sich hin. Ich genoss es stillschweigend. 

Am Ende der Stunde packten alle zusammen und verließen unter lautem Geplauder das Klassenzimmer. Ich selbst blieb noch, um Celeritas zu wecken, welcher noch immer in dem schwarzen Kaminfeuer lag und schlief. "Celeritas, aufwachen.", meinte ich gelassen. Er hob müde den Kopf und tapste dann aus dem Feuer. Ich nahm ihn auf dem Arm. Eine angenehme Wärme ging von ihm aus, dabei hatte bis vor wenigen Sekunden im Feuer geschlafen. "Miss Sullivan?", fragte McGonagall und zog meine Aufmerksamkeit auf sich, "Auf ein Wort, bevor sie gehen." Ich richtete mich auf und ging zu ihr. "Professor Dumbledore bittet mich ihnen mitzuteilen, dass sie heute Abend in seinem Büro erscheinen sollen. Es geht um das Duell.", ich verkrampfte mich. "Ich werde auch da sein.", merkte sie ruhig an und legte ihre Hand auf meinen Arm, wobei sie versehentlich an Celeritas Klaue kam. Erschrocken zog sie ihre Hand blitzschnell zurück. Sie sah mich voller Erstaunen an. Ihre Hand wurde an der Stelle, wo sie Celeritas berührt hatte rot. Sie hatte sich verbrannt? "Miss Sullivan, wie...?", stotterte sie, fing sich allerdings schnell wieder. "Ist alles in Ordnung, Professor?", fragte ich ehrlich besorgt und setzte Celeritas auf meiner Schulter ab. Augenblicklich nahm die Professorin meine Hände und musterte die Innenflächen. Kurz verharrten wir so. "Ihr Drache glüht förmlich... Wie ist es möglich das sie keine Verbrennungen haben?" So gerne ich es auch wollte, ich konnte ihr auf die Frage keine Antwort geben. Ich hatte eben so wenig wie sie damit gerechnet. Ich schüttelte ahnungslos den Kopf. Ich hörte, wie Celeritas aus dem Zimmer flog. Mein Blick schweifte zu der verbrannten Stelle ihrer Hand. Sie war gerötet und sah furchtbar schmerzhaft aus. Etwas Blut floss aus der gut vier Zentimeter langen Brandwunde und zeigte mir, dass sie sich bei dem reflexartigen Zurückziehen ihrer Hand geschnitten hatte. Ich zog meinen Zauberstab und griff nach ihrer Hand, ließ das dunkle Holz auf die verbrannte Haut nieder. Die Wunde verschloss sich und die Verbrennung ging zurück. "Sollte an der Stelle in den nächsten Tagen rote Flecken auftauchen, gehen sie bitte unverzüglich zu Madam Pomfrey.", sagte ich und ließ ihre Hand sinken. Ich lächelte kurz und wandte mich dann zum Gehen. "Ich werde heute Abend da sein.", sagte ich noch bevor ich den Raum verließ.

Draußen wartete Celeritas mit meinem Besen und schwarzen Handschuhen. Ich brauchte meinen Besen nicht um Quidditsch zu trainieren, sondern als eine Art Reckstange, welche man beim Turnen verwendete. Ich trainierte vor allem auf Kraft, da ich wusste, dass Zaubersprüche bei den meisten Drachen sinnlos waren. Das Trainieren in der Luft war effektiver, da man dort das Gleichgewicht halten musste, während man trainierte. "Gut, gehen wir.", sagte ich und schaute zu einem der großen Fenster. Es war zwar bewölkt aber nicht all zu windig und regnen tat es auch nicht, also gingen wir hinaus in einen der Innenhöfe. Es waren nur wenige draußen und die Beauxbatons beachteten mich gar nicht.

Ich nahm auf meinem Besen Platz und flog einige Meter in die Höhe. Stellte mich dann aufrecht und entspannt auf den Stiel und zog meinen Umhang aus, er würde nur stören. Celeritas nahm ihn mir ab und ich zog meine Hand Schuhe an. Meine Schuhe hatte ich bereits unten ausgezogen. Mit einer eleganten Bewegung ließ ich in der Luft ein Schwert erscheinen und mehrere Hindernisse, deren Aufgabe es war, mich von meinem Besen zu werfen. Entspannt atmete ich aus und wippte kurz auf und ab, bevor ich nach dem Schwert griff und die Hindernisse begannen auf mich zu zurasen. Sie waren wie 10 oder 15 Klatscher auf einmal. Ich tat lässig ein kleinen Schritt auf meinem Besen zurück und zerstörte nach der schnellen Drehung das erste Hindernis. Ich trat einen Schritt zur Seite. Die Kunst an dem Ganzen war es, den Besen nebenbei so zu steuern, dass man sich bewegen könnte als stünde man auf festem Boden. Ich konzentrierte mich auf meinen Besen und nebenbei musste ich jeden Schritt, den ich trat, genau durchdenken, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Einmal ließ ich mich mit Absicht fallen, hielt mich aber fest und schwang wieder nach oben. Es war wirklich kompliziert und anstrengend und erforderte volle Kontrolle über Geist, Körper und Magie.

Nach dem Training lief ich schnell in meinen Turm, um mich zu duschen. Wieder bemerkte ich eine leicht gelbliche Färbung des Wassers und musste feststellen, dass es die Farbe meiner Haare war, die sich auswusch. Als wäre es schon immer Farbe gewesen, verblasste das sowieso schon helle Blond meiner Haare immer mehr.

Ich kletterte aus der Dusche und lief sofort zum Spiegel. Nur noch wenig Farbe war zu erblicken. Meine Haare waren teils schon weiß wie Schnee, nur einzelne Strähnen wiesen noch eine leicht blonde Farbe auf. Nachdenklich trocknete und kämmte ich die langen Haare. Es war mir ein echtes Rätsel, weshalb sie sich weiß färbten. Ich schlüpfte in meine Uniform, welche keinen größeren Kontrast hätte bilden können. Bei einem letzten prüfenden Blick in den Spiegel fiel mir auf, dass meine Augen in letzten Zeit noch intensiver zu leuchten schienen. Ich schüttelte den Kopf. Sicher nur Einbildung.

"Ich gehe jetzt. Kommst du mit?", fragte ich meinen Drachen, als ich mich gerade in die Große Halle zum Abendessen begeben wollte. Celeritas hob müde den Kopf. Auf meinem Hocker vor der neuen Leinwand hatte er sich zusammengerollt und schlief. Ein leichtes Kopfschütteln seinerseits sagte mir, dass er keine Lust hatte aufzustehen.

In den Korridoren war es wie üblich zum Zerbersten voll, besonders in der Eingangshalle. Die Durmstrangs, angeführt von Karkaroff, in ihren roten Uniformen mit dem wärmenden Pelz hoben sich stark aus dem Meer von schwarzen Umhängen ab. Die Beauxbatons, angeführt von Madam Maxime, welche sowieso sehr stark auffiel, hatten die Ehre, dass ihnen alle Jungen sofort Platz machten. Ich konnte bei diesem Anblick nur den Kopf schütteln. Schwarz, rot und blau, etwas anderes sah man von der Treppe, auf der ich stand kaum.

"Ich weiß, was die erste Prüfung ist...", hörte ich die ölige Stimme von Karkaroff in unmittelbarer Nähe. Mein Blick flog unauffällig durch die Eingangshalle. Er stand zusammen mit Anastasia am unteren Ende der Treppe etwas Abseits von den anderen Schülern. "Du musst einem Drachen etwas stehlen und ihn gegebenenfalls töten, wenn er sich quer stellt." Thomas hatte recht gehabt. Wir müssen wirklich einen Drachen töten. "Wissen es die anderen?", hörte ich Anastasias Stimme, in welcher sich Interesse widerspiegelte. "Nein...", sagte Karkaroff, "Aber du solltest auf Irene acht geben. Sie scheint...", gerade als es um mich ging, wurde meine Konzentration gestört und zwar von einem Arm, der sich um mich legte. Ich fuhr zusammen. "Isst du heute mit bei uns am Tisch, Liebes?, fragte mich Thomas. Ich hatte offen gestanden keine Ausrede, warum ich es nicht tun sollte, darum nickte ich nur stumm und ließ mich dann von ihm in die Große Halle ziehen. Während des gesamten Essens ruhte sein Arm oder seine Hand irgendwie auf mir. Ich fand es widerlich, aber was sollte ich tun? Er war viel stärker als ich. "Warum werden deine wunderschönen Haare immer heller, Süße?", fragte er ruhig und riss mich damit aus meinen Gedanken. Ich hatte zu Collette gesehen, welche als Einzige ahnungslos war, um was es sich bei der ersten Prüfung handelte. "Ich weiß es nicht, Thomas.", antwortete ich mit einem perfekt gespielten Lächeln. Er sah mich skeptisch an. "Ist das so?" "Ja.", danach ließ er das Thema auf sich beruhen. "Willst du dir dann nachher vielleicht endlich einmal den Gemeinschaftsraum der Slytherin ansehen?", hörte ich seine Stimme nun noch näher an meinem Ohr. Eine Gänsehaut breitete sich meinen Rücken hinauf aus. "Vielleicht ein anderes Mal. Ich muss nachher noch zu Professor Dumbledore.", sagte ich leise. "Hm.", knurrte er und unterhielt sich dann weiter mit Chloé, welche uns gegenüber saß und sich in den letzten Wochen stark verändert hatte. Ihre Haare waren viel länger und sie trug auch Make up. Ich hätte sie ohne Thomas nicht erkannt.

Mein Blick schweifte wieder ab und blieb beim Lehrertisch hängen. Dumbledore hatte anscheinend gerade die noch immer leicht verbrannte Stelle an McGonagalls Hand bemerkt und schien sich zu erkundigen, woher sie die habe. Er nahm ihre Hand und betrachtete sie kurz, während McGonagall ihm anscheinend erklärte, dass es nicht so schlimm war. Scheint so, als ob sie wirklich gut befreundet wären. Snape, welcher neben Karkaroff saß, hätte strenger nicht schauen können. Es wirkte fast so, als ob er verzweifelt über etwas nachdachte.

Nach dem Essen verließ ich schnell die Halle und wollte mich gerade zum Büro von Dumbledore aufmachen, da hörte ich die vertrauten, klackenden Schritte nicht weit von mir. Ich drehte mich um. Und tatsächlich lief nicht weit von mir McGonagall in ihrer schwarzen Robe und sah sehr besorgt aus. Als sie mich erreicht hatte teilte sie mir mit, dass sie mich gleich zum Direktor begleitete und ich stimmte lächelnd zu.

Je näher wir den großen Wasserspeicher im 2. Korridor kamen, desto unwohler fühlte ich mich. Mein Magen begann sich zu verkrampfen und unglaubliche Schmerzen hervorzubringen. Ich schlang meine dünnen Arme um meinen Bauch und folgte einfach weiter still Professor McGonagall, welche etwas angespannt wirkte. Sie verlangsamte ihre Schritte als wir fast da waren. Ich spürte die Unsicherheit in der Luft, die nicht nur von ihr ausging. Das ganze Schloss schien anders. Es war fast, als würde es spüren, was uns bevor stand. Es war kalt und dunkel, die Fackeln an den Wänden gaben zwar Licht, doch konnte es mich nicht erreichen. Ich spürte, wie die innere Mauer aus Eis und Kälte eine schützende Barriere um meine Gefühle bildete, um sie vor jeglichen Angriffen zu bewahren.

"Sorbet Lemon.", hörte ich McGonagall sagen und realisierte erst jetzt, dass wir bereits vor dem Wasserspeier standen. Es war wie am ersten Tag, wo sie mich ebenfalls in dieses Büro geleitete. Jedoch war der Grund damals weit aus angenehmer gewesen. Vor der Holztür zu Dumbledores Büro blieben wir stehen. Ich starrte einfach nur stumm auf das Metall der Klinke und beobachtete im Augenwinkel, wie McGonagall mich kurz ansah ehe sie klopfte und wir eintraten.

Das Büro hatte sich minimal verändert. In der Mitte des Raumes stand ein Tisch, zwei Sessel und zwei Couchs, die im Kreis um den Tisch standen. Auf einem der roten, samtigen Sofas saß Anastasia. Sie hob minimal den Kopf und grinste mir selbstsicher zu. Auf den Sesseln saßen jeweils die Professoren Snape und Karkaroff, welche damit beschäftigt waren, die Blicke des jeweils anderen zu meiden. Dumbledore selbst lief vor seinem Schreibtisch auf und ab. Als er uns sah, blieb er stehen und lächelte so freundlich wie immer. Die Stimmung hier war seltsam bedrückt und angespannt, als würde sie gleich zerreißen. Ich folgte der großen Professorin zu dem anderen Sofa und ließ mich neben ihr nieder. Eine kurze Zeit lang war es übertragbar still, bis Dumbledore sich räusperte und zu sprechen begann.

"Sicherlich wisst ihr beide, weshalb wir hier sind.", er sprach direkt zu Anastasia und mir, "Es geht um den plötzlichen Angriff in den Kerkern und den Wunsch Professor Karkaroffs, dies in einem Duell zwischen euch zu entscheiden." Anastasia sah lächelnd nach vorn. Snape, der mir den Rücken zu Dumbledore saß, schaute Karkaroff scharf an und fixierte ihn mit dem Blick, vor dem jeder Schüler Angst hatte. "Ich bin zu einem Entschluss gelangt, obgleich es mir nicht leicht fiel.", begann Dumbledore erneut und lehnte sich an seinen Schreibtisch, "Ich werde das Duell erlauben, jedoch werde ich Miss Smirnov im Auge behalten", sagte er. Den letzten Satz sprach er so leise aus, dass ich ihn kaum verstand.

Ich starrte emotionslos Dumbledore an. Mein Blick war leer und kalt. Ich merkte, wie McGonagall neben mir sich verkrampfte und die Hände zu Fäusten ballte, auch Snape schien plötzlich erstarrt. Sein Blick huschte zu mir, zu dem wie wild grinsenden Karkaroff und wieder zurück zu mir. "Wenn das so ist...", meldete er sich zu Wort,"...würde ich mich ihnen als ihr Sekundant anbieten, Miss Sullivan.", ich blickte ihn verwundert an und nickte dann nur stumm. Anastasia schien davon ganz und gar nicht begeistert. Ihr Lächeln war verschwunden in dem Moment, wo Snape mir seine Hilfe angeboten hatte. Stattdessen schien sie sehr mit sich ringen zu müssen, nicht gleich aufzuspringen und mich tatsächlich noch umzubringen.

"Albus...", hörte ich McGonagall leise, aber deutlich entsetzt sagen. Sie stand auf, die Hände immer noch zu Fäusten geballt, doch sie hatte sich sehr gut unter Kontrolle. "Der Sekundant für Anastasia werde ich sein.", meldete sich Karkaroff nach einer etwas längeren Pause zu Wort. Beide erhoben sich, wobei Anastasia mir noch einen wutentbrannten Blick zukommen ließ. "Das Duell findet am 9. November statt.", verkündete Dumbledore und geleitete die beiden nach draußen. Ich saß immer noch reglos auf dem Sofa und starrte, kalten Blickes, Löcher in den Boden. Fawks landete auf meinem Knie und zwang mich meinen Blick zu lösen und ihn anzusehen. Bemitleidend drehte er den Kopf und schaute mich an. "Hallo Fawks.", sagte ich matt und strich dem großen Vogel sanft über die roten Federn, die schon fast ein Kopfschmuck waren.

"Das kannst du doch nicht ernst meinen.", sagte McGonagall einige Zeit in der sie Dumbledore einfach nur ungläubig angesehen hatte. Ihre Stimme bebte vor Entsetzen. "Doch, Minerva, ich meine es ernst.", Dumbledore klang gelassen und entspannt, dabei wäre jeder Schüler bei McGonagalls Stimme bereits unter der Tischplatte verschwunden. Sie schüttelte langsam den Kopf und verschränkte die Arme vor der Brust. "Wieso?", fragte sie und wandte sich von ihm ab und mir zu. Fawks flog zurück auf seine Stange neben Dumbledores Schreibtisch. "Ich habe schon länger beobachtet, dass es Meinungsverschiedenheiten zwischen den Mädchen gibt. Ich erhoffe mir, dass sie danach diese beiseite gelegt haben." eine solche Antwort war für Dumbledore mehr als untypisch. Es kam mir so unüberlegt vor. McGonagall tat so, als habe sie ihn überhört und setzte sich wieder neben mich.  "Bei allem Respekt, Albus, sie ist ein Kind. Man sollte sie nicht gegeneinander kämpfen lassen. Miss Smirnov ist nicht nur ein Jahr älter, sondern auch um einiges angriffslustiger und wir wissen, dass Karkaroff nicht fair spielen wird.", merkte McGonagall an und strich mir beruhigend über die Schulter. "Minerva, bitte...", setzte Dumbledore an, doch wurde von Snape, welcher bis jetzt ruhig geblieben war, unterbrochen, "Ich stimme ihr zu.", sagte er mit seiner tiefen Stimme, "Karkaroff spielt nie fair und ich habe mir sagen lassen, dass Miss Smirnov, obwohl sie einmal sitzen blieb, sehr gute Fähigkeiten im duellieren aufweist.", er lenkte seinen Blick nun zu mir, " Sollte er versuchen, während des Duells einzugreifen, werde ich mich darum kümmern." " Danke Professor.", sagte ich leise. Es war deutlich zu spüren, dass er mit Karkaroff noch eine Rechnung offen hatte und ihn nicht gewinnen lassen wollte. 

Dumbledore seufzte tief, doch noch bevor er wieder zu Wort kommen konnte, bat McGonagall Snape mich zu meinem Turm zu geleiten. Als wir auf dem Korridor waren, atmete ich schwer aus. "Das wird unangenehm.", sagte Snape und drehte sich noch einmal zu dem Wasserspeier um. "Wie meinen sie das Professor?", fragte ich und blickte zu ihm auf. "Sie wird das nicht akzeptieren. Ich glaube nicht, dass es für beide eine angenehme Nacht wird.", sagte er kalt. "Sie streiten doch nicht etwa oder?", Snape nickte leicht. Sein Gesichtsausdruck wie in Stein gehauen, blickte er mich an und schob mich dann den Korridor entlang. Ich war still. Sie stritten sich...Wegen mir. Wegen meines Fehlers. Ich senkte den Kopf. Das wollte ich nicht. An meinem Geburtstag würde ich gegen Anastasia kämpfen, dabei waren wir aufgrund des Turniers doch schon zum Kampf gegeneinander verpflichtet. Aber eines verstand ich wirklich nicht. Warum setzte sich McGonagall so für mich ein? Sie hatte keinen Grund dazu, sie kannte nicht die Umstände, unter denen ich groß wurde. Sie kannte nur das Mädchen, das hier zur Schule ging und trotzdem war sie immer für mich da und hörte mir zu. Manchmal vergaß ich für wenige Sekunden, dass sie meine Lehrerin war. Sie kümmerte sich so liebevoll um ihre Schüler. Es war ihr gleich, ob Hufflepuff, Ravenclaw ,Gryffindor oder Slytherin. Wer Hilfe brauchte, würde sie bei ihr finden, auch, wenn sie es auf ihre Art und Weise tat. Die Fackeln erleuchteten die Tür, die zu meinem Turm führte. "Gute Nacht, Professor.",sagte ich in Gedanken und verschwand hinter der dicken Tür.  

An diesem Abend malte ich noch sehr, sehr lange. Celeritas, der noch einen kleine Runde mit Fawks fliegen war, erzählte mir, dass McGonagall und Dumbledore immer noch wie wild diskutierten. Ich legte seufzend den Pinsel mit der roten Farbe beiseite und lief zu einem meiner großen Fenster. Im Schiff der Durmstrangs brannte noch Licht und es schwangte bedrohlich hin und her. Das dunkle Wasser des schwarzen Sees umspülte das alte Holz und ließ es knarren. Ich hatte nicht damit gerechnet, eine Person an Deck ausfindig zu machen, doch erkannte ich das kleine, schwache Licht einer Laterne, wie es an Deck auf und ab lief. Es war unmöglich auszumachen, um wen es sich handelte. "Wer ist das Celeritas?", fragte ich meinen Drachen und er konzentrierte sich auf das gelbe Licht auf dem Schiff.  Seine Augen waren bei weitem besser als meine, doch noch bevor er mir sagte, wer es war, hörte ich das Klirren von Glas. Kurz darauf ein kurzer stechender Schmerz und mit einem Ruck lag ich auf dem hellen Holzboden. Es war alles so schnell gegangen, dass ich einige Sekunden brauchte, um zu realisieren, was gerade geschehen war. Ich setzte mich auf und verzog schmerzhaft das Gesicht. Meine Schulter schmerzte höllisch und blutete. Ein Pfeil hatte mich getroffen. Ich zog ihn aus der Wunde. Mit einer Hand hielt ich die Wunde zu, doch das Blut sickerte hindurch und hatte mein weißes Hemd schon rot gefärbt. Ich stand auf und holte meinen Zauberstab. Mit einem einfachen Zauber entfernte ich das Blut und schloss die Wunde. Mit zwei Schritten war ich wieder bei dem zerbrochenen Fenster und schaute wieder nach draußen.
Das Licht war verschwunden...

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