Teil 3 - Undone by the Blood

Djuras Herz hatte gegen seine Rippen gehämmert, als er allein losgezogen war.

Es war dumm gewesen, aber er hatte sich weder gegen die Gewissheit noch das Gefühl gewehrt, dass er sich verliebt hatte. Rückblickend war er immer noch froh darum.

Shidaq war tiefer nach Alt-Yharnam gegangen, im Bestreben die Kirche des Guten Kelchs zu besuchen, um nach ihrer geretteten Familie zu sehen. Djura hatte ihn bereits nach so kurzer Trennung furchtbar vermisst und der Umstand, dass sein Partner ihm zum Abschied ins Ohr geflüstert hatte, dass er sich freute ihn bald wiederzusehen und ihm danach einen Abschiedskuss gegeben hatte, nachdem er sich heute immer noch sehnte, hatte es nicht besser gemacht. Trotzdem hatte er gehen müssen, denn er war zum Eingang von Alt-Yharnam gerufen worden. Nach und nach waren die Jäger verschwunden, dafür hatten immer mehr Feuer und zerstörte Gebäude ihren Platz eingenommen. Bei seinem Weg allein durch die verlassene Stadt hatte er sich abfällig nach den gekreuzigten, brennenden Bestien, auf den Scheiterhaufen umgesehen. Nach den Monstern, die sich im Rauch versteckt hatten und ihn angefallen hatten, wenn er zu nahegekommen war. Erfüllt mit der Befriedigung der Läuterung hatte er sie zur Strecke gebracht, Blut und Aschblut-Gift hatte seine Kleidung benetzt. Eine weitere Rotte hatte scheinbar tot auf einer Fläche abseits seines Weges gelegen und nur, weil ihm das Gefühl gefehlt hatte, hatte er einen seiner Molotow-Cocktails hervorgezogen. Mit widerlichen Schreien waren sie verbrannt, diejenigen die hatten fliehen können, hatte er mit seiner Donnerbüchse zur Strecke gebracht.

Mit Shidaq wäre die Jagd schneller vorbeigewesen, aber damals hatte er es noch genossen allein zu jagen. Damals. Als er noch dumm gewesen war.

Die schwarze Halle in der die Lampe der Jäger gestanden hatte, war eigentlich riesig und trotzdem war sie vollkommen ausgefüllt und das ganz allein von der Präsenz dreier Anwesender.

Yurie, die Jägerin des Chors hatte ehrwürdig in dem dreckigen, alten Gewölbe gestanden und ihr heiliges Strahlen allein hatte ausgereicht damit Djura auf die Knie gegangen war. Neben ihr hatte eine weitere Frau mit weißer Kleidung und hellen Haaren gestanden und sie hatte unglücklich ausgesehen.

„Djura. Jäger der Pulverfässer." Yuries dröhnende Stimme hatte ihn erzittern lassen.

„Ja."

„Ich bin mir sicher Ihr seid der Richtige für die wichtige Aufgabe, die ich Euch nun übertragen werde." Sie hatte ihm bedeutet aufzustehen und steif hatte er sich erhoben. Er war ein Jäger gewesen, er hatte gewusst, wenn etwas Schreckliches passieren würde und ihre Stimme war mehr als das gewesen. „Alt-Yharnam ist verloren. Die anderen Jäger wurden alle von der Kirche abgezogen. Ich betraue Euch nun damit die Reste dieses Ortes niederzubrennen. Verschließt die Tore, wenn Ihr fertig seid und zurückkehrt."

Djura hatte sich verwirrt über seine Lippen, gesprungen von der Hitze, geleckt. „Wie bitte? Ihr wollt Alt-Yharnam niederbrennen?"

Niederbrennen lassen. Sie hatte es nicht niederbrennen wollen. Sie hatte es niederbrennen lassen wollen.

Er hatte nicht mit Sicherheit sagen können ob sie ihn wütend niedergestarrt hatte, aber ihre Feindseligkeit, die hatte er spüren können.

„Guter Jäger", hatte sich die andere Frau das erste Mal zu Wort gemeldet. „Die Bestienplage ist außer Kontrolle geraten. Für das Aschblut gibt es keine Heilung. Wir müssen die Stadt Yharnam und ihre Bewohner schützen."

„Die Bestien schaffen es bis nach oben in die Stadt?"

Die beiden Frauen hatten geschwiegen.

„Djura. Ihr seid ein Pulverfass-Jäger. Ein Jäger muss jagen und Ihr und Euresgleichen brennt doch für die Jagd. Geht also und brennt diesen Ort nieder! Lasst Euch von Eurem neuen Anhängsel helfen." Yurie hatte gelächelt und er hatte sich ertappt gefühlt. Alle Stellen die Shidaq je berührt hatte, waren in Flammen aufgegangen so wie es auch Alt-Yharnams Schicksal zu sein schien.

Ihre weißen Roben, rein und unbefleckt von Blut oder Gift oder Asche, hatten gerauscht, als sie sich umgedreht hatten und durch den Gang zurück nach Yharnam stolziert waren.



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Alt-Yharnam hatte also leer sein sollen? Er hatte es sich nicht vorstellen können, dass wirklich alle Bewohner tot sein sollten. Nur noch Bestien. Nur noch Feuer. Ein Paradies für Jäger. Aber trotzdem hatte sich irgendetwas daran falsch angefühlt. Um ihn herum hatten die Feuer gewütet und seine Aufgabe wäre es gewesen sie noch weiter anzufachen bis Alt-Yharnam nur noch eine hässliche Brandnarbe wäre, die jedoch an einer so gut gelegenen Stelle versteckt lag, dass man nie von ihr gestört werden würde.

Djura hatte nicht gewusst was ihn an diesem Gedanken abgestoßen hatte, aber dann hatte er sich daran erinnert, dass Shidaq auf ihn gewartet hatte und sein Herz hatte schneller geschlagen. Mit ihm zusammen hätte er diesen Ort in wenigen Stunden in Asche verwandelt, danach hätten sie ihn versiegelt und wären nach Yharnam zurückgekehrt.

Sie hätten noch den Rest der Nacht gehabt, um gemeinsam zu jagen und selbst wenn die Sonne aufgegangen wäre, hätte er ihn neben sich haben können.

Also war er durch die Reste von Alt-Yharnam gelaufen, hatte jede Bestie erlegt, die sich ihm in den Weg gestellt hatte und hatte nach Shidaq gesucht.

Vor der Kirche des Guten Kelchs war er wie angewurzelt stehen geblieben. Brennende Kreuze hatten den ganzen Platz vor dem Gebäude eingenommen, wie ein bizarrer, rauchender Wald, nur der Weg direkt zur Tür war frei gewesen. Erneut hatte Djura ein furchtbares Gefühl eingeholt und wachsam war er vorangeschritten. Die gewaltigen Pforten der Kirche waren aus ihren Angeln gesprengt worden und Kälte und Schwärze hatten ihn dort drin erwartet.

Seine Schritte hatten in der verlassenen Kirche widergehallt. Säulen aus groben Steinen hatten das schmucklose Gebäude getragen. Hier drin hatte es nichts mehr gegeben. Nichts, außer den beißenden Gestank von Blut, Krankheit und Tod. Diesen Ort, hatte er damals noch gedacht, sollten sie als erstes niederbrennen. Ein verlorenes Schluchzen hatte ihn alarmiert aufhorchen lassen.

In den Schatten der Wände, geschützt durch eine der gewaltigen Säulen hatte ein zusammengesunkener, weinender Mann gesessen. Djuras Herz wäre damals beinahe stehengeblieben als er bemerkte, dass es Shidaq gewesen war.

Sofort war er zu ihm gerannt, immer bedacht nach Angreifern Ausschau zu halten, aber nichts hatte gewagt sich ihm in den Weg zu stellen.

„Shidaq? Shidaq was ist mit dir? Was ist geschehen?" Eine Pfütze aus Blut hatte unter seinen Füßen geschmatzt, als er nähergekommen war. Ein paar tote Biester hatten um ihn herum gelegen, daneben ein Bündel in weißer Tracht. Es war der Kirchenjäger, den sie einmal gesehen hatten.

Er war tot. Warum war er tot?

Alarmiert hatte Djura sich noch einmal umgesehen und war dann auf die Knie gegangen. Voller Verzweiflung hatte der junge Jäger seine blutbefleckten, behandschuhten Hände in seinen Haaren vergraben gehabt, seine Schultern hatten gezittert vor Tränen. „Shidaq?", hatte er wiederholt und ihn behutsam berührt.

Heftig war sein Gefährte zusammengezuckt, seine Augen waren blutunterlaufen gewesen, als er zu ihm aufgeblickt hatte. Tränen hatten Furchen in sein mit Asche und Ruß beschmiertes Gesicht gegraben.

„Wer?" Seine Stimme hatte Djura erschrocken, gebrochen und verwirrt. Shidaq hatte geblinzelt, aber seine Augen hatten nicht wieder begonnen zu funkeln. „Ich kenne dich. Ja. Ich erinnere mich an deinen Namen. Ich glaube ... Djura." Er hatte gelächelt. Es hatte verzweifelt ausgesehen. „Djura." Er hatte seine Hand gehoben und die Wange des grauen Jägers berührt. Seine Haut hatte gebrannt, er hatte es selbst durch die Handschuhe gespürt. Djura hatte nach seinen Fingern gegriffen und ihn gehalten.

„Shidaq, was ist mit dir?"

Eine Ewigkeit lang hatte er ihn nur angestarrt, hatte seine Stirn gerunzelt. „Wer? Von wem ... redest du? Wer ist ..." Er war verstummt und hatte zu Boden geblickt. Seine Hand in Djuras Fingern war schlaff geworden.

„Shidaq! Shidaq, sieh mich an! Was ist passiert?" Mit aller Macht hatte Djura die Angst, die in ihm aufgestiegen war niedergekämpft. Er hatte gewusst, dass er nicht panisch hatte werden dürfen, aber als er seinen Gefährten berührt und geschüttelt hatte, hatte er die brennende Hitze seiner Haut gespürt. Und er hatte es gesehen. Er hatte in seinen Augen gesehen, was er nicht hatte wahrhaben wollen. „Sag es mir!"

„Wer ist ... Djura!" Fiebrig hatte sein Gesicht zu glühen begonnen und mit scheinbar unbändiger Freude hatte er sich zu ihm beugen wollen. Perplex hatte er dann bemerkt, dass der Aschenjäger noch immer seine Hand gehalten hatte. „Djura. Djura, es ist – es ist alles so furchtbar! Es ist – sie haben – sie haben sie alle! Oh Djura!"

„Was?" Er hatte nicht gewusst, wie er es hatte einordnen sollen, dass Shidaq seinen eigenen Namen vergessen, aber sich immer noch an den seinen hatte erinnern können.

„Die Bestien, Djura! Die Bestien. Die Menschen. Sie sind alle – Djura, sie haben sie alle getötet!"

„Ja", hatte er sanft gesagt. „Deswegen haben wir sie gejagt."

„Nein! Nein! Nein!" Mit aller Macht hatte Shidaq versucht sich von ihm loszumachen und Djura hatte ihn sofort freigegeben. Zitternd hatte der Werkstatt-Jäger sich wieder zusammengekauert, seine Hände hatten seine Haare zerwühlt. „Nein. Oh nein! Die Bestien! Sie sind alle – Menschen. Sie sind alle nur Menschen. Djura. Oh, Djura. Die Krankheit. Oh, die Krankheit! Sie hat sie alle gefressen und gefressen haben sie danach uns und wir haben sie gejagt. Und das Blut. Djura! Das Blut! Die Jagd! Die Jäger! Sie haben sie alle getötet! Sie haben sie alle getötet! Sie waren doch Menschen! Sie waren nur Menschen. Sie waren keine Bestien! Oh, Djura! Das ganze Blut!"

Ungläubig hatte er Shidaq angestarrt. Er hatte ihm sagen wollen, dass er sich irrte, dass er wahnsinnig geworden war, aber – das war klar gewesen. Djura hatte sein ganzes Leben lang schon Bestien gejagt. Die Kirche des Heilenden Blutes hatte sein Leben gerettet, so wie auch das vieler anderer, und dann hatte sie ihm einen Sinn gegeben.

Jagen.

Er hatte Bestien gejagt. Er hatte Bestien geläutert. Er hatte die Kirche nie in Frage gestellt gehabt. Und nun ...

„Menschen? Bestien sind..." Nun war es an Djura gewesen zu verstummen. Voll Grauen hatte er sich in der Kirche umgeblickt gehabt. Tote Körper hatten in den Schatten gelegen. Fell hatte von annähernd menschlichen Gliedmaßen gehangen und Decken, die Decken, die die schwarzen Jäger verteilt gehabt hatten, hatten die Körper von deformierten Monstern gewärmt. Zu allerletzt hatte er auf den weißgekleideten Leichnam neben ihm geblickt. Er hatte wohl nicht mehr geträumt. „Hast du ihn getötet? Shidaq?"

Sein Gefährte hatte gezittert. „Er war eine Bestie. Eine wahre – Bestie." Er hatte durstig gewirkt, als er sich über seine Lippen geleckt hat. „Deswegen habe ich ihn getötet. Er hatte es verdient."

Eiskalte Schauer hatten Djuras Rückgrat hinabgejagt und sofort hatte er nach Shidaqs Händen gegriffen. „Es wird alles wieder gut! Ich ... ich bringe dich zurück! Wir suchen jemanden, der dir helfen kann!" Noch als er das gesagt hatte, war ihm klar geworden wie dumm er war. Die anderen Jäger hätten Shidaq nicht geholfen. Es hatte keine Hilfe gegeben.

Ihr seid da, um die Geschwüre zu entfernen. Wir sind dafür da, um zu verhindern, dass die Geschwüre entstehen!

Und das wäre er für sie gewesen. Ein Geschwür. Nicht mehr. Nicht weniger.

Für Shidaq und seinen Wahnsinn hatte es nur eine einzige Heilung gegeben – Eileen die Krähe und die Klingen der Gnade.

Als ihm das klar geworden war, als er wirklich diesen Gedanken zugelassen hatte in all seiner Hässlichkeit und Grausamkeit, da hatte auch Djura, ein gestandener Jäger, zu zittern begonnen.

„Es – es gibt Heilung. Sicher. Es gibt Heilung für dich! Beruhigungsmittel! Irgendetwas!"

Er hatte sogar ein paar Flaschen dabeigehabt, aber Beruhigungsmittel wurden hergestellt aus dickem, zähem Blut.

Zögernd hatte Djura auf die Ampullen in seiner Hand geblickt und Shidaq hatte leise zu kichern begonnen. „Sein Blut hat köstlich geschmeckt." Mit zusammengebissenen Zähnen hatte der graue Jäger seine Augen zugekniffen und mit aller Kraft versucht seiner Gefühle Herr zu werden. Es hatte alles nichts geholfen. „Ich würde gerne noch mehr haben..."

„Shidaq", hatte er gewimmert, leise und verzweifelt und doch ohrenbetäubend laut in der Kirche. „Shidaq, bitte. Ich flehe dich an. Komm wieder zu dir! Erinnere dich wer du warst! Erinnere dich wieder daran, wer du bist! Bitte!" Djura hatte bis zu diesem Zeitpunkt nie geweint und auch danach hatte er nie wieder eine Träne vergossen, doch damals hatte er sich schluchzend an Shidaqs Körper, brennend vor Bluthunger, gedrückt und immer wieder gefleht, dass er zu ihm zurückkehren mochte.

Doch er war verständnislos sitzen geblieben. Das, was von Shidaq übrig war, hatte seine Hand gehoben und hatte die Tränen von Djuras Wange gewischt. Wie eine Katze hatte er seine Finger abgeleckt und fassungslos hatte der Aschenjäger ihm dabei zugesehen.

„Shidaq."

„Ich brauche mehr Blut."

„Bitte."

„Die Jagd. Die Jagd."

„Oh. Du dummer Junge."



Im Wahnsinn träumte man nicht. Ohne Traum gab es keine Wiederkehr.

Wäre Djura stark gewesen, wäre er gnädig gewesen, dann hätte er Shidaq getötet oder er wäre nach oben gestiegen und hätte Eileen gesucht und die Jägerin der Jäger damit beauftragt. Aber er hatte es nicht tun können. Nichts davon.

Immer wieder hatte er sich eingeredet, dass er Shidaq nicht würde töten können, weil seine Waffe nicht aus dem Metall des Himmels geschmiedet worden war und sein geliebter Gefährte damit nicht die angemessene Bestattung bekommen würde. Aber natürlich war der eigentliche Grund ein ganz anderer gewesen.

Er hatte Shidaq mitgenommen zu dem alten Glockenturm, auf dem sie sich das erste Mal geküsst hatten. Seinem Gesichtsausdruck nach schien er sich vage an etwas zu erinnern, doch auch das wurde bald abgelöst vom Blutrausch.

Allein und verlassen war Djura durch das brennende Alt-Yharnam gezogen. Im Schatten und Rauch hatten sich Bestien versteckt und zum ersten Mal hatte er das Gefühl gehabt, dass sie ihn fürchteten, dass sie keine seelenlosen Monster waren. Dass sie Angst hatten, dass er sie töten würde sie und ihre Freunde, ihre Familien. Der Gedanke daran, dass er sie einst mit Feuer gejagt hatte, hatte ihn erschaudern lassen. Es gab kaum einen Tod der Schrecklicher war, als zu verbrennen. Er hatte nie einen Menschen verbrannt gehabt. Er hatte das immer nur mit Monstern getan, hatte die Absolution der Kirche dafür gehabt – und nun.

Er hatte all die Jahre Menschen ermordet. So viele. So grausam.

Seine Schuhe hatten gegen einen Absatz gestoßen und verwirrt hatte er aufgesehen. Das Tor. Das Tor nach Alt-Yharnam.

Er hatte sich an seine Aufgabe erinnert. Die Stadt niederbrennen. Die Bestien restlos ausmerzen. Die Tore versiegeln.

Mit einem neuen, garstigen Feuer in der Brust hatte er zu den Pforten aufgeblickt. Yharnam hatte ihn betrogen. Die Jäger hatten ihn betrogen. Die Kirche hatte ihn betrogen. Er würde niemals zurückkehren. Niemals.

Das alte Holz hatte unter seinen Händen geknarrt, als er es zugeschoben hatte. Ein Schloss hatte es nicht gegeben. Djura hatte auf der Innenseite eine Nachricht hinterlassen.

Die Stadt ist längst verlassen. Jäger sind nicht erwünscht.



Auf den letzten, kläglichen Resten der schwarzen Scheiterhaufen tanzten Rauch und sterbendes Feuer umeinander. Am roten Horizont verendete die Sonne und tauchte die Silhouetten der archaischen Bauwerke in blutrotes Licht. Erker und Türme streckten ihre Klauen dem Himmel entgegen, als wollten sie sich befreien von den eisernen Gittern vor ihren Fenstern, als wollten sie entkommen von den Leichen, die an ihren Dächern gehängt wurden.

Der Alte Jäger Djura stand auch heute auf seinem verlassenen Turm in diesem verlassenen Ort und überblickte die verlassenen Reste von Alt-Yharnam.

Das neue Feuer, das sich in jener Nacht in ihm gezündet hatte, war leider nicht rein gewesen. Es qualmte und rußte und ermüdete ihn, trotzdem hatte er ungebrochen auf seinem Glockenturm Stellung bezogen. Die von ihm dort vor Ewigkeiten installierte Waffe stand neben ihm.

Direkt unter seinem Turm wandelte der schwarze Jäger, den er einst als Shidaq gekannt hatte, der aber auf nichts mehr hörte. Über die Jahre war Djura immer wieder zu ihm hinabgestiegen und hatte versucht mit ihm zu sprechen. Er hatte von der Jagd gemurmelt. Vom Blut. In jeder Nacht wurde es schlimmer. Immer wieder hatte Djura mit sich gehadert, ob er ihn erlösen sollte, aber immer wieder hatte er es nicht geschafft. Er schämte sich dafür.

Knurren oder Schluchzen hallte durch die verlassenen Straßen und Djura sah zum Himmel. Ein neuer Abend kam und er spürte in seinen Knochen, dass es eine Nacht der Jagd werden würde. Es war ein alter Instinkt. Seit jener Nacht hatte er sich von all seinen Jägerschwüren losgesagt. Genau wie Shidaq träumte er nun nicht mehr, aber der Wahnsinn hatte ihn nicht befallen. Wahrscheinlich weil er eine Aufgabe hatte. Wahrscheinlich weil die Jäger es waren, die wahnsinnig waren.

Damals hatte er ebenfalls hier oben gestanden und hatte dabei zugesehen wie am roten Himmel langsam die Sonne aufgegangen war, aber es hatte seit dieser Nacht keinen Tag mehr für Djura gegeben.


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