6] blue

«Und mit jedem Herzschlag waren sie eine schöne Erinnerung reicher»

* * *

Mittlerweile war es draussen stockdunkel. Während unser Bus mit monotonem Brummen seinen Weg fand, kreuzten uns unregelmässig die paarweise erscheinenden Lichter des Gegenverkehrs. Noch immer kuschelte sich Darya an mich und so tat ich es mit ihr. Sie war ebensfalls die Vermittlerin der Wärme, die ich spürte. Dabei ging es nicht nur um die körperliche, sondern vor allem auch um die innere Wärme. Ich fühlte, wie sich in mir kleine Scherben langsam wieder einander annäherten, zusammenwuchsen und aufgingen. Seltsam. Wohin diese Reise wohl gehen mag? Mit dem Abschweifen der Gedanken fielen auch die Augen langsam zu und wir beide fanden unseren Schlaf.

- - -

Ein dumpfes Geräusch liess mich nach höchsten zwanzig Minuten schon wieder aus dem Schlaf fallen. Was war das wohl? Darya schlief noch fest, stehts um mich geklammert und atmete ruhig. Gleichzeitig liessen sich dennoch an wenigen Stellen plötzlich aufleuchtende Handyscreens erkennen. Es schien, als ob nicht nur ich von dem Geräusch geweckt worden wäre.

krzzz.. - schon wieder, diesmal sogar ein wenig eindringlicher. Aus der Monotonie des Motors wurde ein etwas unruhigereres und stetig langsamer werdendes surren. krzzzz.

Nochmals blickte ich runter und noch immer Schlief das Mädchen in meinen Armen. Dabei fiel mir auf, dass das Regnen bereits aufgehört hatte, wahrscheinlich sogar schon vor einiger Zeit. Denn die Schreiben schienen recht trocken zu sein und auch vom Fahrgeräusch schien es so, als ob der Belag bereits ein wenig trocken war.

krrzzz... - Pow! - Plötzlich knallte es etwas lauter und wir verloren in einer Notbremse extrem schnell an Geschwindigkeit. Reflexartig umfasste ich Darya und drehte mich schützend vor ihr ab. Ein Aufschrei ging durch den Bus und wir standen. Shit, was sollte das nun sein?

Nachdem nun alle, insbesondere auch meine Sitzgenossin, wach waren und der erste Schock sich legen konnte, kündigte sich mit einem Kratzen in den Lautsprechern plötzlich der Chauffeur an:

«Meine Liebe Klasse 3-E, leider nehme wir an, dass es kleines Problem mit dem Motor gibt. Es scheint, als hätte sich niemand verletzt. Bitte bleibt alle ruhig, wir sind aktuell auf dem Pannenstreifen. Es gibt keinen Grund zur Panik. Bleibt bitte auf euren Plätzen sitzen während wir uns das Problem schnell anschauen werden.»

Mit einem ebenso unangenehmen Kratzen beendete er die Durchsage wieder und stieg aus dem Auto. Ob der Lehrer wohl auch mitging? Oder wer meinte er denn mit wir? So oder so, die Klasse schien langsam wieder aufzutauen und ein murmeln ging durch die Gänge. Überall schoss das kalte Leuchten von Smartphonedisplays auf, Hände und Füsse streckten sich durch die Flure.

Nur neben mir war kein Handy zu sehen. Ganz im Gegenteil; nachdem sich Darya kurz aufgerichtet hatte, guckte sie mich nur kurz müde an und kuschelte sich wieder zu mir. Vielleicht seltsam, dieses Mädchen. Aber in jedem Falle das gute Seltsam. So nutzte ich die Gelegenheit und streichelte sanft mit der Hand über ihren Rücken, während meine eigenen Augen sich auch schon wieder von der schönen Realität verabschiedeten.

- Zum 4. Advent -

Teil 6/7

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top