1] Blue.
[03.09.2018 | Dieses Kapitel wurde ebenfalls nach der Schulzeit erstellt]
«Vielleicht habe ich erst jetzt verstanden, was der wahre Preis des unbezahlbaren ist.»
Kleine und dennoch immer stärker werdende Flüsse bahnten sich ihren Weg vom Dach über die Scheiben zum Boden. Was mit dem Weg eines einzigen Tropfens wohl angefangen hat, ist mittlerweile ein kontinuierlich stärkerwerdender Fluss an Regenwasser geworden. Das auffallend-grelle Grün des Flixbuses wurde so immer mehr unter der Wasserflut verdeckt. Man könnte fast schon denken, dass die Sinnflut nahen würde.
Doch das ströhmende Wetter konnte an meiner Laune nichts ändern. Viele sahen Regen als eine Last an, ich sah es als eine reinigende Wohltat der Natur. Zudem war heute der Abreisetag für die Klassenfahrt. Zugegeben, als ich ankam, war ich bereits ein wenig spät dran, obwohl uns unser Lehrer ursprünglich extra darauf hingewiesen hat, wie wichtig es sei, pünkltich zu sein.
Erst als ich die letzen Meter vor dem Bus bereits in Angriff genommen hatte, entdeckte ich, welche beiden Gestalten halb hilflos versuchten, ihre Koffer hinten in den Kofferraum reinzuhiefen. Sarah und Darya, zwei eher ruhige Mädchen aus unserer Klasse.
"Hey!" liess ich raus und versuchte, dabei möglichst selbstsicher zu wirken.
- "Weshalb geht dieses Scheissding nicht rein", fluchte Sahra laut raus. "Wegen diesem Mist gehen mir die Fingernägel kaputt"
Darya wiederum versuchte pragmatisch das Problem zu lösen, hatte aufgrund ihrer Grösse jedoch nicht die besten Karten.
Nachdem ich die beiden kurz amüsiert begutachtete, packte ich den ersten Koffer und liess ihn in einem grossen Bogen in den Gepäckraum des Fahrzeugs fliegen.
Sarah schaute kurz reaktionslos rüber und machte sich dann auch schon gleich auf den Weg in Richtung Eingang. Auch wenn Darya weiterhin versuchte, ihren Koffer reinzubekommen, merkte man bereits, dass ihr langsam die Lösungsansätze ausgingen. Kommentarlos packte ich auch ihr Gepäck und verfrachtete es im Bug des Busses, mit der anderen Hand auch noch mein Gepäck reinwerfend.
Ein kurzes, dankendes Lächeln guckte mich an während meine Hände gleichzeitig die Ladenlucke verschlossen.
'Nach dir' deutete ich an.
Im Bus angekommen wurde ich zuerst noch vom Klassenlehrer befragt, ob ich der letzte sei und ob alle Koffer bereits verladen seien. Etwas emotionslos nickte ich und begab mich auf den Weg, einen Platz zu suchen. Mit jedem Schritt wurde der weiche Teppichboden des Busses weiter von der abfallenden Nässe befeuchtet.
Während die Augen stets nach einem freien Platz suchten, hörte man bereits, wie die ganze Klasse euphorisch der kommenden Klassenfahrt entgegensehnte. Währendessen fand in der hintersten Reihe noch zwei freie Doppelplätze vor. Ich entschied mich für die rechte Seite und erhöhte das Schritttempo.
Doch gerade als ich den Rucksack abwerfen wollte merkte ich, dass Darya bereits auf einem der Plätze sass und ich sie aufgrund ihrer gebückten Haltung übersehen hatte.
Zugegeben, eigentlich hätte ich mich nie getraut, mich neben ihr hinzusetzen. Dafür war sie über meiner Liga. Doch jetzt plötzlich doch noch auf die andere Seite zu wechseln hätte die ganze Situation nur noch peinlicher gemacht.
Also liess ich mich - so stilvoll wie es nur ging - neben ihr auf den Sitz fallen und lächelte sie begrüssend an. Diese wiederum kramte bereits ihre Kopfhöhrer aus dem Rucksack und bereitete sich für die Reise vor. Gleichzeitig begann mit einem übersteuerten Rauschen auch schon die Ansage des Buschaffeurs: "Herzlich Willkommen bei eurer Abschluss-Klassenfahrt. Bitte schnallt euch alle an und macht es euch gemütlich. Ich wünsche der ganzen 3-E viel Vergüngen!"
Als ich mit meiner Hand bereits in die Hosentasche rutschen wollte, um die Earpots rauszuholen, bot mir mein Gegenüber bereits wortlos einen ihrer Höhrer an. Mit einem kleinen Lächeln bedankend drückte ich mir den Stöpsel in die Ohren und war gespannt auf ihren Musikgeschmack. Ihr "Attack on Titan"-T-Shirt war zumindest schon einmal ein gutes Zeichen. Beim Gedanken daran, dass Sie diese Serie feiert, konnte ich mir kaum ein huschendes Grinsen verkneifen.
[to be continued]
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