Kapitel 33
Ich schlurfte also in die Schule, immer noch von den chaotischen Ereignissen der letzten Nacht in meinem Kopf beschäftigt. Es war fast so, als wäre der ganze Tag nach dieser wilden „Spaß"-Aktion in ihrem Zimmer irgendwie surreal. Ich versuchte, mich zu konzentrieren, aber die Vorstellung, wie Mitsuri und Obanai, diese zwei – na ja, irgendwie schon immer – sonderbaren Erwachsenen, in der Nacht mit ihren Eskapaden beschäftigt waren, ließ mich immer noch schmunzeln.
Als ich durch das Schultor trat, bemerkte ich sofort, dass heute irgendwie alles anders war. Oder, naja, das war es nicht wirklich, aber es fühlte sich anders an. Vielleicht lag es an dem, was am Abend zuvor passiert war, oder daran, dass ich versuchte, alles irgendwie zu verdrängen. Jedenfalls, als ich durch den Flur schlenderte, sah ich ihn – Shinazugawa-sensei – auf einer Bank sitzen und mit einem seltsamen Blick auf sein Handy starren.
Jetzt muss man wissen: Shinazugawa-sensei war nicht irgendein Lehrer. Er war Genyas älterer Bruder, der ebenfalls ziemlich muskulös war, genau wie Genya. Aber er war auch... nun ja, ein wenig seltsam. Und irgendwie konnte man nie so ganz einschätzen, wie er zu mir stand. Vielleicht war es das, was mir manchmal ein bisschen auf die Nerven ging – dieses ständige Gefühl, dass er mich irgendwie herausforderte, ohne es direkt zu sagen. Aber was mich an diesem Moment besonders überraschte, war, dass er mich tatsächlich ansprach.
„Muichiro", rief er, als ich an ihm vorbeiging, „komm her, du!"
Ich blieb abrupt stehen. „Huh?"
Shinazugawa-sensei schwang seine Beine von der Bank und grinste. „Komm, setz dich. Ich muss mit dir reden. Es geht um Flirts."
Ich riss die Augen auf. „Flirts? Was hast du damit zu tun?"
„Ach, nichts", antwortete er mit einem spöttischen Lächeln. „Ich wollte nur mal sehen, ob du mir ein paar Tipps geben kannst. Du weißt ja, wie es läuft. Ich bin ein wenig... ungeschickt bei solchen Dingen."
Ich starrte ihn an. „Moment mal, du bist... ungeschickt bei Flirts?", fragte ich, und es war ein bisschen schwer, das nicht zu glauben, weil dieser Typ wirklich immer so wie ein Schläger aussah, der niemals in seinem Leben romantische Dinge probiert hätte.
Shinazugawa-sensei setzte sich wieder hin und schüttelte den Kopf. „Na gut, wenn du's so sagen willst. Aber weißt du, was das Problem ist? Ich bin in Kanae-sensei verliebt. Und du kannst dir ja vorstellen, wie das für mich ist..."
Ich musste sofort lachen. „Warte mal, du bist in Kanae-sensei verliebt? Wie... wie hast du das hinbekommen?" Ich wusste, dass er sie mochte, aber das war wirklich eine neue Information, und mein Gehirn brauchte einen Moment, um diese neueste Enthüllung zu verarbeiten.
Shinazugawa-sensei seufzte tief. „Tja, weißt du, sie ist irgendwie... naja, sie ist immer so nett zu mir, aber ich bin ein Schläger, und Schläger haben keine Ahnung von romantischen Dingen. Ich kann sie nicht einfach anstarren, ohne zu wissen, was ich tun soll."
Ich versuchte, mich zusammenzureißen, aber es war einfach zu komisch. „Du, ein Schläger, der keine Ahnung von Flirts hat? Oh, das wird ein Problem!"
„Du bist echt nicht hilfreich, weißt du das?" sagte er und verdrehte die Augen. „Ich dachte, du hättest wenigstens ein paar Geheimnisse, die du mir verraten könntest."
„Genya ist dein Bruder, oder?" fragte ich plötzlich und erinnerte mich an all die Male, die ich Zeuge wurde, wie Genya versuchte, mit seinen eigenen Liebesproblemen umzugehen.
Shinazugawa-sensei starrte mich mit großen Augen an. „Was hat Genya damit zu tun?"
„Er hat doch auch so seine... Erklärungen zur Liebe, oder? Ich meine, wenn er mir schon solche Tipps gibt, könnte ich dir wenigstens ein paar davon weitergeben."
„Genya?" Shinazugawa-sensei schnaubte und schüttelte den Kopf. „Der Junge hat überhaupt keinen Plan von gar nichts. Immer nur... 'Ich mach das auf meine Art.' Nein, was du mir gibst, sind keine brauchbaren Tipps."
Ich konnte nicht anders, als zu lachen. „Du bist wirklich hoffnungslos, weißt du das?"
„Schau, du bist der Einzige, der in der Lage ist, hier mit mir zu sprechen", sagte Shinazugawa-sensei und tippte mit dem Finger auf die Bank. „Setz dich doch und hilf mir!"
„Was soll ich dir schon helfen?" fragte ich. „Du bist ein Schläger, der auf romantische Ratschläge angewiesen ist. Du wirst selbst herausfinden müssen, wie du Kanae-sensei verführst."
„Das ist der Punkt!" sagte er und winkte mit den Händen. „Ich habe keine Ahnung, wie das geht!"
Ich grinste und dachte nach. „Okay, gut. Erster Tipp: Sei du selbst, aber nicht so, wie du es immer machst. Versuche nicht, sie zu überwältigen. Sei einfach... nett und interessiert."
Shinazugawa-sensei sah mich ungläubig an. „Das... das war's?"
„Ja, das war's. Du musst das Ganze locker angehen. Keine Schläger-Mentalität. Einfach... du selbst, aber halt nicht wie der Schläger, den jeder kennt."
Shinazugawa-sensei starrte einen Moment auf mich, als ob er versuchte, das zu verstehen. Dann nickte er langsam. „Okay, okay, ich werde's mal probieren. Du bist der Experte."
„Ich bin der Experte?" fragte ich mit einem schiefen Grinsen. „Ich bin 16, aber hey, wenn du das für einen Experten hältst..."
Shinazugawa-sensei lachte und winkte ab. „Du hast recht. Aber für den Moment ist das alles, was ich brauche. Danke, Muichiro."
Ich schüttelte den Kopf, aber irgendwie war ich froh, dass er sich überhaupt an mich gewandt hatte. Der Gedanke, dass der raue Shinazugawa-sensei tatsächlich mit Beziehungsproblemen kämpfte, war zu komisch. Aber das Leben hatte eben seine eigenen seltsamen Wendungen.
„Komm schon", sagte ich und stand auf. „Jetzt musst du nur noch Kanae-sensei ansprechen. Vielleicht beim nächsten Lehrer-Meeting."
„Ja, danke", brummte er, aber man konnte sehen, dass er wenigstens ein bisschen hoffnungsvoll war.
„Viel Glück", sagte ich und verließ ihn, immer noch schmunzelnd. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sich der Tag noch ein paar weitere Überraschungen bereithielt.
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--> Band 5 folgt demnächst.
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