Kapitel 3
Es war 01:00 Uhr in der Früh. Wir saßen im Auto, und während Obanai das Lenkrad mit einer Intensität umklammerte, die mir beinahe Angst machte, hielt ich Sumire in meinen Armen. Und das war wohl der einzige Grund, warum Obanai es zuließ. Sagen wir mal so, er war extrem misstrauisch, wenn es darum ging, mir Sumire zu überlassen. Als ob ich in der Lage wäre, das kleine Mädchen durch den Rücksitz zu werfen, wenn ich mir das nächste Mal nach einer Leckerei die Hand ausstreckte. Aber gut, ich wusste, warum er so war. Wir hatten gerade erst das erste Kind der beiden mit einem Minimum an Nervenzusammenbrüchen in die Welt gesetzt, und ich hatte wahrscheinlich gerade das „Baby-Holding-Exam" ohne Ankündigung bestanden.
„Achte darauf, dass du sie richtig hältst," brummte Obanai, der mit seiner Geschwindigkeit von gefühlten 1 km/h auf der Straße vor uns her fuhr. „Falls du sie fallenzulässt..."
„Obanai, du hast sie mir doch gerade erst gegeben!" antwortete ich, wobei ich versuchte, mich halbwegs entspannt zu zeigen, während ich die Kleine vorsichtig auf meinen Arm legte, damit sie sich nicht mit meinen langen Haaren verhedderte – was jedoch nicht funktionierte. Oh, wie ich es gehasst habe, meine Haare in einem Moment der Ruhe zu fühlen, nur um dann festzustellen, dass sie in der kleinen Hand von Sumire festhingen.
„Ich weiß, dass du das nicht machst, aber du hast ... eine gewisse Fähigkeit, Dinge fallen zu lassen," fuhr Obanai fort, als er mit so niedriger Geschwindigkeit fuhr, dass ich fast auf die Idee kam, die Handbremse selbst zu betätigen. Normalerweise war er ein verrückter Autofahrer, der gerne auf das Gaspedal trat, als würde er einen Wettbewerb mit einem Formel-1-Fahrer austragen. Aber heute? Heute war er so vorsichtig wie ein Kätzchen, das über Eis läuft.
„Hör zu, ich bin nicht in einem Actionfilm," entgegnete ich, während ich verzweifelt versuchte, mich zu entspannen, obwohl Sumire jetzt an meinem Haar zog, als ob sie versuchte, ein Souvenir mitzunehmen. „Und... du fährst gerade wie ein Großvater im Ruhestand. Was ist los?"
„Es ist dunkel," antwortete Obanai knapp, als würde das als Erklärung ausreichen. „Und du weißt, wie wichtig es ist, dass ein Vater vorsichtig ist."
„Naja, du weißt, wie wichtig es ist, nicht wie ein 100-jähriger Mann zu fahren, oder?" sagte ich, während ich Sumire vorsichtig in meiner Armbeuge hielt, damit sie meine Haare nicht noch weiter als Trophäe benutzen konnte. Doch anscheinend hatte sie andere Pläne.
Sumire zog erneut an meinen Haaren, und ich stöhnte leise auf. „Autsch! Sumire, das ist nicht das, was du mit meinen Haaren machen solltest!"
Obanai sah mich an, als ob ich ihm gerade ein großes Geheimnis verraten hätte. „Darf ich dich daran erinnern, dass du in einem Auto mit einem Elternteil und einem Baby bist? Kannst du bitte etwas weniger ungeduldig sein?"
„Ich versuche es! Es ist nur... es ist spät, und meine Haare sind jetzt ein Spielzeug für ein Baby, das wahrscheinlich gerade die ersten Monate ihrer Existenz mit 'Grabbier-Sachen' verbringt", erwiderte ich und versuchte ein Lächeln zu unterdrücken, als ich auf die kleine Hand in meinem Haar starrte.
Obanai seufzte und sah dann nach vorne, ohne mir weiter auf die Nerven zu gehen. Ich konnte sogar eine kleine Geste von Erleichterung in seinem Blick erkennen – als ob er in der Stille sicherstellte, dass das Baby in meinen Armen nicht gleich in eine Spirale aus Chaos versank.
„Nächstes Mal... nimm ein kleines Kissen mit oder so, damit sie sich nicht an deinen Haaren festhält. Sieh dir das an – du hast jetzt nicht nur 'Blick auf die Straße', sondern auch 'Haare im Griff'", sagte Obanai grinsend, und ich konnte sehen, wie sich seine Kiefermuskeln entspannten.
Ich blickte zum Fenster hinaus und dachte darüber nach, wie gerne ich jetzt einfach schlafen würde. Mein Kopf war schwer, meine Augen klebten, aber das Fahrverhalten von Obanai – das war einfach zu verrückt. Ich spürte, wie sich die Müdigkeit langsam in mir ausbreitete, doch als ich fast den Kopf auf das Fenster senken wollte, hörte ich das leise Murmeln von Obanai.
„Bleib wach," sagte er mit einer unverständlichen Mischung aus Strenge und Sorge in der Stimme. „Was, wenn etwas passiert?"
„Obanai..." stöhnte ich müde. „Ich will einfach nur schlafen..."
„Nein!"
„Ich meine, wirklich... Was kann passieren, wenn du bei 1 km/h fährst?" antwortete ich mit einem Gähnen und schloss die Augen, während Sumire, die immer noch meine Haare in ihren winzigen Fäusten hielt, mir eine Art Strähne als Trost herüberzog.
„Nichts, wenn du wach bleibst," sagte er unbeeindruckt und sah weiterhin die Straße an. „Ich muss sicherstellen, dass du nicht einfach einschläfst und sie fallen lässt."
„Ich verspreche, nicht zu schlafen, solange du nicht die Geschwindigkeit erhöhst", flüsterte ich mit einem Grinsen, während ich versuchte, meine Augen zu öffnen, aber es war ein aussichtsloses Unterfangen. Meine Gedanken tanzten von Sumire zu Obanai, und dann wieder zu den Haaren, die das kleine Mädchen weiterhin wie ein unbeabsichtigtes Schmuckstück hielt.
Am Ende musste ich wohl oder übel eingestehen: Der einzig wahre Chaosbringer in diesem Auto war ich.
Wir fuhren immer noch mit gefühlten 1 km/h, als plötzlich das grelle Blaulicht der Polizei hinter uns aufleuchtete. Ich blinzelte und versuchte, mich zusammenzureißen, während mein Kopf immer schwerer wurde. „Ach, komm schon...", murmelte ich leise, während ich mich auf dem Sitz einrichtete, weil ich mir nicht sicher war, ob das gerade ein Albtraum oder Realität war.
„Was ist jetzt schon wieder?" fragte Obanai irritiert und sah in den Rückspiegel. Ich konnte förmlich hören, wie sein Nacken sich versteifte, als er das Auto langsam an den Straßenrand lenkte. Ich dachte, er würde gleich die Handbremse ziehen, als er mit minimaler Geschwindigkeit auf den Randstreifen rollte, und das Ganze wurde nur noch absurder. Hätte er die Polizei absichtlich herangelockt?
„Was willst du jetzt? Uns noch weiter stressen?" rief Obanai dem Polizisten entgegen, der sich aus dem Streifenwagen herausbeugte und mit einem Stirnrunzeln in seine Richtung blickte.
„Sie fahren mit absurd langsamer Geschwindigkeit, mein Freund. Das gefährdet den Verkehr!" Der Polizist klang, als hätte er selbst keinen Plan, warum er gerade jemanden anhielt, der gerade so schnell fuhr, dass selbst eine Schnecke überholen könnte.
„Ich... gefährde den Verkehr nicht!" Obanai fuhr sich durch die Haare, als ob er in diesem Moment innerlich aufgebracht war. „Ich fahre sicher! Ich habe ein Baby dabei!"
Ich rollte mit den Augen und versuchte noch immer, auf meinem Sitz halbwegs komfortabel zu werden. „Es ist doch noch nicht mal 2 Uhr, Obanai! Warum bist du jetzt so aufgebracht?" murmelte ich und versuchte, nicht einzuschlafen.
„Weil du nicht weißt, wie schwer es ist, ein Baby zu transportieren, wenn du keinen klaren Kopf hast!" fuhr er fort, sich scheinbar mit jedem Wort weiter in den Streit zu verstricken. „Und außerdem... WIE haben Sie uns überhaupt angehalten, wenn wir hier mit so wenig Geschwindigkeit unterwegs sind?"
Der Polizist schüttelte den Kopf, als wäre er von der ganzen Situation ebenso verwirrt wie wir, und versuchte, sich durch das ganze Chaos hindurch eine vernünftige Antwort zusammenzusetzen. Ich konnte hören, wie Obanai nun versuchte, den Verkehrspolizisten mit einer Überdosis an „ganz ruhig"-Phrasen zu beruhigen. Es war absurd. Und trotzdem war es so typisch für Obanai.
In diesem Moment, als der Streit sich immer weiter hochschaukelte, schlich sich plötzlich ein kleiner, unheilvoller Laut an meine Ohren – ein kleines Geräusch, das mir zu denken gab. Die Hand, die meine Haare wie ein Grabbeil umklammerte, zog plötzlich stärker, und ich wusste, was das bedeutete. Ich drehte mich blitzschnell, nur um Sumire, die nun mit festem Griff an meiner Mähne zog, an meiner Schulter zu sehen. Und dann hörte ich sie lachen.
Ich konnte es kaum fassen. Sie hatte einfach so viel Spaß dabei, an meinen Haaren zu ziehen. „Au... Sumire! Nicht so fest!" flüsterte ich, aber das kleine Mädchen schien sich köstlich darüber zu amüsieren. Sie schüttelte ihren Kopf, als ob sie sagte: „Das ist spaßig, und du kannst nichts dagegen tun." Ihr Lächeln war fast zu süß, um böse zu sein. Aber es war ein bisschen wie das, was man einem Hund beibringt, der seine Zähne an den Teppichflecken schärft. Nur in diesem Fall war es mein Haar.
„Mitsuri, wach auf!" brüllte ich fast. „Komm schon! Hilfe!"
Aber Mitsuri schlief friedlich auf dem Vordersitz und hatte offensichtlich keine Ahnung, was hier gerade abgeht. Ihre Reaktion war so ruhig, dass ich dachte, sie wäre von einem Dämon verflucht, der sie unempfindlich gegen das Chaos um sie herum gemacht hatte.
„Obanai! Ein wenig schneller!" rief ich dann, als ich beobachtete, wie der Streit zwischen ihm und dem Polizisten immer weiter eskalierte.
„Ich... ich versuche gerade, ruhig zu bleiben!", antwortete Obanai, der weiterhin mit dem Polizisten diskutierte, als ob er gerade einen internationalen Vertrag aushandeln würde.
„HILF MIR!" Ich hielt Sumire nun so fest, wie es ging, doch sie hatte eindeutig ihre eigenen Pläne. Sie zog an meinen Haaren, als wäre es das neueste Spielzeug, das sie gerade erst entdeckt hatte. Und ich konnte den Gedanken nicht abschütteln, dass sie mich gleich umbringen würde. Aber natürlich konnte ich nie wirklich böse auf sie sein, nicht, wenn sie so süß war und mich mit ihren kleinen Zähnchen angriff.
„Ich verstehe nicht, was du hier tust, aber ich werde dich jetzt nicht noch mehr anschnauzen, Kumpel!" Der Polizist verzog den Mund und trat dann langsam zurück, als er mit Obanai endlich ein kleines Ende des Gesprächs fand.
„Oh... und noch etwas!" rief der Polizist, als er die Streifenwagen-Tür zu warf, „Lassen Sie sich das beim nächsten Mal nicht wieder entgleiten, ja?"
„Weißt du was? Ich fahre jetzt schneller, und wenn du da noch einmal auftauchst..." Obanai murmelte und fuhr mit einem schwungvollen Ruck los. In dem Moment stieg ich fast vor Müdigkeit aus, aber Sumire entschied sich, meine Haare als persönliche Festung zu benutzen.
„Au, Sumire... kannst du bitte... bitte meine Haare in Ruhe lassen?" jammerte ich, als ich mich versuchte, zurückzulehnen. Doch die Kleine war noch immer im „Haare-ziehen-Modus", und ich fragte mich gerade ernsthaft, ob ich vielleicht eines Tages ohne Haare aufwachen würde, wenn das so weiterging.
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