Kapitel 29
Tanjiro strahlte mich wie immer mit seinem sonnigen Lächeln an, als wir uns vor der Schule trafen. Ich hatte ihn schon eine Weile nicht mehr gesehen, also freute ich mich tatsächlich, ihn wiederzusehen – auch wenn ich das niemals laut zugeben würde.
„Muichiro!", rief er begeistert und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter. „Wie geht's dir? Nezuko hat mir erzählt, dass du neulich ziemlich Stress hattest."
Ich verdrehte leicht die Augen. „Ja, kann man so sagen. Mein Leben ist in letzter Zeit echt chaotisch."
Tanjiro lachte. „Das klingt nach dir. Aber hey, wenigstens hast du Genya an deiner Seite, oder?"
Sofort wurde ich rot. „Muss das jetzt sein?", murrte ich und schaute demonstrativ zur Seite.
„Ach komm schon, ich find's total süß, dass ihr beide zusammen seid!", meinte er grinsend. „Ich hätte echt nicht gedacht, dass Genya mal jemanden so sehr mögen könnte. Er war früher in der Schule immer so mürrisch."
„Ja, das ist er immer noch", seufzte ich. „Aber er ist liebenswert mürrisch."
Tanjiro lachte wieder. „Das hast du echt süß gesagt. Aber erzähl mal, wie läuft's bei euch?"
Ich kratzte mich verlegen am Kopf. „Na ja...", begann ich langsam, „gestern Abend hatten wir einen Videoanruf, und Genya hat mich so sehr geneckt, dass ich beinahe gestorben bin vor Peinlichkeit."
Tanjiro sah mich neugierig an. „Oh? Jetzt bin ich aber gespannt. Was hat er gesagt?"
Ich winkte schnell ab. „Vergiss es, das ist nicht jugendfrei."
Tanjiro hob überrascht eine Augenbraue, dann fing er an zu lachen. „Oh Mann, Genya ist wirklich direkt, oder?"
Ich seufzte. „Viel zu direkt. Aber egal, was gibt's bei dir Neues?"
Tanjiro lächelte und verschränkte die Arme. „Ich arbeite gerade in der Bäckerei meines Meisters und lerne, wie man richtig gutes Brot und Gebäck macht. Kanao ist total begeistert davon. Sie sagt, dass ich schon richtig gut backen kann."
„Bäcker also?", fragte ich interessiert. „Hätte ich bei dir nicht erwartet."
Er grinste. „Ja, das sagen viele. Aber ich liebe es, Menschen mit Essen glücklich zu machen. Und wenn ich irgendwann eine eigene Bäckerei habe, bekommt ihr natürlich alles umsonst!"
Ich schmunzelte. „Dann beeil dich mal mit der Eröffnung. Ich will gratis Süßgebäck."
„Wird gemacht!", lachte er. „Und, wann sehe ich Genya mal wieder? Ich wette, er erzählt mir nicht mal die Hälfte von dem, was bei euch abgeht."
Ich verdrehte die Augen. „Wahrscheinlich, weil du dann genau solche Fragen stellen würdest."
Tanjiro lachte. „Vielleicht. Aber hey, wenn ihr mal zusammen vorbeikommt, backe ich euch was richtig Leckeres."
Ich dachte kurz nach und nickte dann. „Klingt gut. Aber wehe, du setzt mir irgendwas mit Rosinen vor."
Tanjiro grinste. „Keine Sorge. Ich werde mich an deine Wünsche halten. Also, abgemacht?"
Ich seufzte theatralisch. „Schon gut, schon gut. Aber du schuldest mir dann was richtig Gutes."
„Verlass dich drauf!", sagte er strahlend.
Mit einem letzten Winken ging er in Richtung seiner Bäckerei, während ich mich auf den Weg ins Klassenzimmer machte. Wenn Tanjiro eines konnte, dann war es, gute Laune verbreiten.
Gerade als ich mein Klassenzimmer betrat, sprang mir jemand von hinten an die Schultern und rief: „BUH!"
Ich zuckte nicht einmal zusammen – dafür kannte ich meinen besten Freund zu gut. Stattdessen drehte ich mich mit einem breiten Grinsen um. „Senjuro, wenn du mich erschrecken willst, musst du dir was Besseres einfallen lassen."
Er lachte fröhlich und ließ von mir ab. „Mann, Muichiro, du bist echt schwer zu überraschen!"
„Tja, liegt vielleicht daran, dass ich mit einem Sadisten als Adoptivvater zusammenlebe", meinte ich trocken und setzte mich auf meinen Platz. „Der hat mir jegliche Schreckreaktionen aberzogen."
Senjuro kicherte. „Apropos Sadist... Hast du mitbekommen, dass Iguro-sensei heute einen Überraschungstest angekündigt hat?"
Ich erstarrte. „...Was?"
Senjuro nickte mit gespieltem Mitgefühl. „Ja. Englisch. Dürfte für dich ja kein Problem sein, aber trotzdem. Hätte ich dir eigentlich direkt sagen sollen, sorry."
Ich seufzte und ließ meinen Kopf auf die Tischplatte sinken. „Iguro-sensei ist ein Monster."
„Tja, er ist dein Adoptivvater. Du musst mit ihm leben", meinte Senjuro grinsend.
„Ich hätte das merken sollen", murmelte ich. „Er hat gestern Abend nicht einmal an einem Test gearbeitet."
„Wirklich?", fragte Senjuro überrascht.
Ich nickte. „Ja, er war die ganze Zeit damit beschäftigt, Sumire in Schach zu halten. Sie wollte unbedingt an mir hängen, und er ist fast durchgedreht. Ich glaube, sie hat das irgendwie gerochen und ihn extra herausgefordert."
Senjuro lachte. „Sumire ist echt clever für ihr Alter. Und du bist halt ihr Lieblingsspielzeug."
Ich verdrehte die Augen. „Das macht es nicht besser. Sie hat geschrien, sobald ich sie auch nur kurz ignoriert habe. Obanai sah aus, als würde er gleich explodieren."
„Und Mitsuri?", fragte Senjuro neugierig.
„Oh, sie fand das alles total süß und hat Sumire sogar noch angefeuert", seufzte ich. „Ich sag's dir, Senjuro, wenn ich noch einmal 'Schau mal, Sumire liebt ihren großen Bruder so sehr!' höre, renne ich weg."
Senjuro grinste. „Du würdest es eh nicht übers Herz bringen. Du magst sie zu sehr."
Ich knurrte gespielt. „Pssst! Senjuro, so was sagt man nicht laut!"
Er lachte wieder und klopfte mir auf die Schulter. „Tja, Muichiro, du bist einfach ein Familienmensch. Und ein echt netter Kerl, auch wenn du es nicht zugeben willst."
Ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück und seufzte erneut. „Sag das nicht zu laut, sonst ruiniert es meinen Ruf."
„Keine Sorge", grinste Senjuro. „Ich behalte es für mich. Aber hey, zurück zu unserem eigentlichen Problem – dem Überraschungstest."
Ich schnaubte. „Na ja, was soll's. Englisch ist nicht schwer."
„Für dich nicht!", jammerte Senjuro. „Aber für mich! Ich kann mir die unregelmäßigen Verben einfach nicht merken!"
„Dann hättest du halt in den Ferien lernen sollen, anstatt ständig mit mir zu schreiben", sagte ich grinsend.
Senjuro tat so, als hätte ich ihn schwer beleidigt. „Muichiro, ich bin enttäuscht! Willst du etwa sagen, dass meine Nachrichten nicht wichtig waren?"
„Nein, aber deine Englischkenntnisse anscheinend auch nicht."
Er stöhnte auf und ließ sich theatralisch auf seinen Tisch sinken. „Ich bin verloren."
Ich lachte nur. „Du schaffst das schon, Senjuro. Du hast immerhin die Power eines Rengoku."
Er sah mich mit ernster Miene an. „Das stimmt. Aber mein Bruder sagt immer, dass Power allein nicht reicht. Man braucht auch einen klugen Kopf."
„Dann hast du ein Problem."
„Muichiro!"
Ich konnte mir das Lachen nicht verkneifen, als Senjuro sich beleidigt die Arme vor der Brust verschränkte.
„Na gut, ich helfe dir in der Pause beim Lernen, okay?", gab ich schließlich nach.
Er strahlte sofort. „Danke! Ich schulde dir was!"
„Ja, mindestens einen Schokoriegel."
„Deal!"
Gerade in diesem Moment betrat Iguro-sensei den Raum – und das bedeutete, dass der Überraschungstest jetzt Realität wurde.
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