Kapitel 26
Als wir nach Hause kamen, ging Mitsuri sofort in die Küche, um Pfannkuchen zu machen. Ich setzte mich an den Tisch, immer noch ein wenig benommen von dem, was passiert war. Es fühlte sich surreal an, als würde ich noch immer nicht ganz verstehen, was vor sich gegangen war. Meine Hände zitterten ein wenig, also nahm ich mein Handy heraus, um mich ein wenig abzulenken.
Ich hatte unzählige Nachrichten von Senjuro erhalten. In etwa 900 Texten war alles vertreten – von Besorgnis über Wut bis hin zu Fragen wie „Bist du okay?" und „Wo bist du?" Ich konnte mir genau vorstellen, wie er das Handy fest umklammert hatte, während er auf eine Antwort wartete. Mein Herz zog sich zusammen, als ich sah, dass die meisten dieser Nachrichten von Obanai initiiert worden sein mussten. Er hatte wahrscheinlich Senjuro sofort kontaktiert, nachdem er mich gefunden hatte.
Ich tippte auf den Bildschirm und begann, ihm zu antworten.
„Senjuro, es tut mir leid, dass ich dich so in Unruhe versetzt habe. Ich bin bei Obanai und Mitsuri. Es ist alles in Ordnung."
Kurz darauf kam eine neue Nachricht von ihm: „Gott sei Dank... du machst mir solche Sorgen! Ich hab dich überall gesucht, und dann... Obanai hat mir gesagt, dass alles okay ist, aber ich konnte es einfach nicht glauben, bis ich von dir hörte. Was ist passiert? Wer hat dir das angetan?"
Ich seufzte leise und schrieb zurück: „Es war ein Mann, Muzan Kibutsuji. Er hat mich entführt, weil er ein Problem mit der Schule und dem Vorsitzenden hatte. Aber es ist vorbei, und ich bin jetzt sicher."
In diesem Moment kam Mitsuri mit einem Teller voller Pfannkuchen und stellte ihn vorsichtig auf den Tisch. Sie setzte sich neben mich und sah mich besorgt an. „Muichiro, du hast uns wirklich Sorgen gemacht. Aber wir sind jetzt alle zusammen, und das Wichtigste ist, dass du sicher bist."
Ich nickte und legte das Handy beiseite, als ich die Pfannkuchen sah. Der Duft war so einladend, dass ich fast vergaß, wie schlecht es mir gerade ging. „Danke, Mitsuri", sagte ich leise.
„Kein Problem", sagte sie mit einem strahlenden Lächeln und begann, mir ein Stück von dem fluffigen Pfannkuchen auf den Teller zu legen. „Essen ist der beste Weg, sich zu beruhigen, oder?"
„Vielleicht...", antwortete ich, während ich die Gabel aufnahm und vorsichtig einen Bissen nahm. Der Geschmack war so gut, dass ich für einen Moment die ganze Anspannung und Angst vergaß.
„Du solltest uns immer sagen, wo du bist, okay?", sagte Mitsuri, ihre Stimme war sanft, aber bestimmt.
„Ja... tut mir leid, dass ich das nicht gemacht habe. Es war einfach so viel auf einmal", antwortete ich und spürte, wie sich ein Kloß in meinem Hals bildete.
Ich wollte es nicht wirklich zeigen, aber die ganze Sache hatte mich wirklich erschüttert. Der Gedanke, dass jemand mich einfach so entführen konnte, machte mir Angst. Aber bei Obanai und Mitsuri fühlte ich mich sicher. Ich wusste, dass ich mich auf sie verlassen konnte.
In dem Moment vibrierte mein Handy wieder. Senjuro hatte mir geschrieben: „Ich bin froh, dass du okay bist, Muichiro. Aber... falls du jemals wieder in Schwierigkeiten bist, ruf mich sofort an, okay?"
Ich atmete tief durch und tippte dann zurück: „Ich werde es tun. Danke, Senjuro. Du bist ein guter Freund."
Mitsuri beobachtete mich und nickte. „Senjuro ist wirklich ein guter Freund. Du kannst dich auf ihn verlassen, genau wie auf uns."
„Ich weiß", antwortete ich, während ich mein Handy wieder in die Tasche steckte. „Ich hab das Gefühl, dass ich in der besten Familie bin."
Obanai, der bisher still in der Ecke gestanden hatte, grinste schief und trat näher. „Wenn du das sagst, dann verstehe ich das als Kompliment", murmelte er.
„Natürlich, Obanai", sagte ich mit einem kleinen Lächeln. „Ich schätze alles, was ihr für mich getan habt."
„Pff, es ist selbstverständlich, dass wir uns umeinander kümmern", sagte er, seine Stimme klang wieder ein wenig grimmig, aber ich konnte den Hauch von Stolz in seiner Haltung sehen.
Ich nahm einen weiteren Bissen von dem Pfannkuchen, und der vertraute Geschmack ließ mich ein wenig entspannen. „Ich werde nie vergessen, was ihr für mich getan habt."
Mitsuri legte ihre Hand auf meine Schulter. „Wir sind immer für dich da, Muichiro."
Obanai nickte zustimmend, aber es war wieder dieses schüchterne, fast unmerkliche Lächeln auf seinen Lippen zu sehen. „Genau. Also, keine Sorge mehr."
Ich atmete tief durch und schaute in ihre Gesichter. In diesem Moment fühlte ich mich wirklich zu Hause – an einem sicheren Ort, wo ich immer wieder zurückkehren konnte.
„Mitsuri, bitte! Nur noch einen!", flehte ich, während ich den leeren Teller ansah. Der süße Duft der restlichen Pfannkuchen schwebte noch immer in der Luft, und mein Magen grummelte leise.
Mitsuri verschränkte die Arme und sah mich mit einem strengen, aber liebevollen Blick an. „Muichiro, das waren schon vier Pfannkuchen! Du brauchst auch Platz für anderes Essen. Außerdem, wenn du so weitermachst, bekommst du Bauchschmerzen."
„Aber sie sind so lecker!", protestierte ich und warf einen hoffnungsvollen Blick zu Obanai, der in der Ecke stand und das Geschehen mit hochgezogenen Augenbrauen beobachtete.
„Lass ihn doch, Mitsuri. Wenn er noch Hunger hat, warum nicht?", sagte Obanai schließlich, ein leicht amüsiertes Grinsen auf seinem Gesicht. „Der Junge hat einen anstrengenden Tag hinter sich."
Mitsuri schüttelte entschieden den Kopf. „Nein, Iguro-san! Ich bin für seine Ernährung verantwortlich, und zu viele Süßigkeiten sind nicht gut für ihn. Er hat schon genug gegessen."
Ich seufzte theatralisch und ließ meinen Kopf auf den Tisch sinken. „Das ist unfair..."
Mitsuri lachte leise und streichelte mir über den Kopf. „Du bekommst morgen wieder welche. Versprochen."
„Aber was ist, wenn ich morgen keine Lust mehr auf Pfannkuchen habe?", murmelte ich, meine Stimme gedämpft vom Tisch.
„Dann mache ich dir etwas anderes. Aber für heute ist Schluss", sagte Mitsuri und begann, die Teller vom Tisch zu räumen.
Obanai trat näher und klopfte mir auf die Schulter. „Hör auf, wie ein Kind zu jammern. Du hast es doch überlebt."
Ich richtete mich auf und funkelte ihn an. „Das sagt der, der gestern drei Stück Kuchen gegessen hat."
„Das ist etwas anderes", erwiderte Obanai trocken und setzte sich auf einen der Stühle. „Ich bin erwachsen."
„Erwachsen?", fragte Mitsuri und warf ihm einen vielsagenden Blick zu. „Willst du wirklich darüber diskutieren, wie erwachsen du bist, Iguro-san?"
Obanai wich ihrem Blick aus und räusperte sich. „Ähm... nein, nicht wirklich."
Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen und lehnte mich zurück. „Danke, Mitsuri. Ich glaube, ich habe genug gegessen."
„Das freut mich", sagte sie mit einem sanften Lächeln, bevor sie die Küche verließ, um die Teller zu spülen.
Obanai blieb sitzen und sah mich an. „Also, wie fühlst du dich jetzt? Wirklich alles in Ordnung?"
Ich nickte. „Ja, danke. Es war nur... viel. Aber jetzt, wo ich hier bin, fühle ich mich besser."
„Gut. Aber lass dir eines gesagt sein, Muichiro: Wenn dir nochmal jemand so etwas antut, wird er es bereuen. Verstanden?"
„Verstanden", sagte ich mit einem kleinen Lächeln. „Danke, Obanai."
Er brummte nur etwas, das wie ein „Kein Problem" klang, und lehnte sich zurück, die Arme verschränkt. „Und hör auf, Mitsuri immer so herumzukommandieren. Sie meint es nur gut."
„Ich weiß", sagte ich leise. „Aber ihre Pfannkuchen sind wirklich unglaublich."
Obanai grinste. „Das sind sie." Dann stand er auf. „Also, was hast du jetzt vor?"
„Ich glaube, ich gehe schlafen. Heute war genug für mich."
„Gute Idee. Erhol dich", sagte er, bevor er die Küche verließ.
Ich blieb noch einen Moment sitzen, schaute mich um und spürte, wie eine Welle der Dankbarkeit mich durchflutete. Trotz allem, was passiert war, hatte ich ein Zuhause, Menschen, die sich um mich kümmerten, und ein Gefühl von Sicherheit, das ich so lange vermisst hatte.
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