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Mit einem lauten, metallischen Knallen ließ Yoongi die schwere Tür der Zelle, des Pinkhaarigen, zufallen. Es ließ sich schwer sagen, ob dies wegen seinem inneren Chaos passierte oder aber nur aus Gleichgültigkeit und Demonstration seiner Macht, gegenüber des Gefangenen.
Nach Hoseoks Besuch hatte Seokjin zwar noch weiter den Gang geputzt, doch waren er heute auch nur mit diesem fertig geworden, was erstens, so überhaupt nicht in den Zeitplan des Königs passte und zweitens, hatte der Ältere den Schwarzhaarigen die ganze Zeit vollgejammert. Selbst nachdem dieser ihn geknebelt hatte, versuchte er es weiter und wenn es darum ging, was Yoongi hasste, dann waren 'vollgejammert zu werden' und 'nicht nach Plan vorankommen' ziemlich weit oben auf der Liste.
"Eure Hoheit, warum ist es ihnen denn so egal, was mit meinem Bruder ist. Bei dem Prinzen wäre es ihnen doch auch nicht egal!" - immerhin behielt der Pinkhaarige, trotz seines Nervens, immer die angemessene Formalität.
"Jungkook ist weder mein Bruder noch ein Prinz." - mit einem letzten kalten Blick verließ der Schwarzhaarige zügig die Katakomben. Er wollte nicht mehr Zeit, als nötig, dort verbringen, da es sich ja nicht um eines seiner Spiele handelte.
Sobald Yoongi aus dem immer dunklen und kalten Katakomben-Gewölbe in den immer lichtdurchfluteten Eingangsbereich trat wurde er augenblicklich, von der tief stehenden Sonne, geblendet, welche gerade noch so ihre letzten Strahlen, des Tages, zeigte. Er hatte tatsächlich den ganzen Tag in dem Gang gesessen und den Älteren beaufsichtigt. Zu dem Bedauern des Königs konnte er leider keine andere Person dafür beauftragen. Es reichte, dass der Pinkhaarige die Gänge kannte. Da musste er nicht auch noch eine Wache involvieren, welche die Informationen letztendlich gegen ihn verwenden würde. So praktisch die Gänge auch waren, waren sie ebenfalls eine Schwachstelle, für die Königsfamilie. Sollte jemals ein Feind über die Gänge bescheid wissen war so gut wie jeder, im Schloss, bereits tot. Sobald man in den Geheimgang, welcher in der Bibliothek lag, gelangte, konnte man von dort aus das ganze Schloss mit gegnerischen Wachen überfluten und einnehmen. Meath war bei andern Königreichen bekannt für ihre todbringenden Strategien. Yoongis Königreich hatte schon immer auf Wissen und Hinterlist aufgebaut und dies war auch der Grund, weshalb sie noch nie freiwillig, von anderen, angegriffen wurden. Bei 'Nachbarn' fürchtete man die Stärke der Armee, doch um Meath machte jeder einen Bogen.
Schon in weit zurückreichende Schriftrollen war, in jedem Königreich, die Rede von den Siegen dieses Königreiches. In keiner einzigen Schrift geht hervor, dass Meath jemals was verlor. Dementsprechend Stolz war der König auf die Gänge. Er fühlte sich, selbst wenn es eine Schwäche werden könnten, mit ihnen stärker als je zuvor.
"Mein König, soll ich Seokjin noch etwas herunter bringen?" - Namjoon riss den Jüngeren aus seinen Gedanken, verbeugte sich neben ihm und wartete auf eine Antwort. Insgeheim hoffte er, dass es ihm, wie die anderen Tage zuvor auch, gestattet wurde.
"Nein." - der Schwarzhaarige wollte den Pinkhaarigen für nichts belohnen, was er nicht verdiente. Den geschockten Blick des Silberhaarigen nicht beachtend ließ er den Älteren einfach stehen und durchquerte den Eingangsbereich, um zu dem Speisesaal zu gelangen. Damals fand er es noch unpraktisch, dass man durch mehrere Flügeltüren in den Saal kam, doch nun, wo er seine Eltern los war, fand er es entspannter denn je.
"Haben wir genug Figuren."
"Es fehlen noch zwei, eure Majestät." - schnell lief der Diener dem König hinterher. - "Heute haben wir einen Vergewaltiger getötet und eingefroren." - der Silberhaarige machte den Eindruck, als ob er stolz darauf wäre und von Yoongi nun ein Lob erwartete, welches er niemals erhalten würde. Dem Schwarzhaarigen war es egal. Alter, Tat, Charakter und Geschlecht, alles egal. Hauptsache er hatte Figuren.
Mit einer Verbeugung der Wachen wurde die Flügeltür, welche an jedem Eingang identisch aussah, geöffnet. Der Saal war, wie üblich, leer bis auf dem Prinzen und dessen Diener. Was dem Älteren jedoch sofort ins Auge stach, war die geänderte Sitzordnung. Der König selbst änderte niemals seinen Sitzplatz, doch Hoseok hatte sich, anstatt, wie üblich, so nah wie möglich an seinem Bruder zu sitzen, so weit weg, wie es nur ging, hingesetzt. Um diese Tat nochmal zu unterstreichen hatte der Rosahaarige ebenfalls schon lange mit dem essen begonnen.
Yoongi wusste, er hatte den Jüngsten mit seiner Art verletz, doch würde er sie auf keinen Fall ändern. Mit einem intensiven, aber dennoch kalten Blick fokussierte der Schwarzhaarige den Prinzen, welcher sich zu ihm drehte, nachdem er die Blicke spürte.
"Finde ihn, Yoongi."
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