96

»Du lügst!«

Ich schrie. In diesem Moment schrie ich. Ich schrie. Und es schien, als könnte ich niemals mehr etwas anderes tun.

»LÜGNERIN!«

Nein. Nein! NEIN! Das konnte nicht wahr sein! Er war nicht tot! Nicht er! Nicht Alec! Nicht Alecsander, der verdammte, der gottverdammte Ven, der uns alle überleben würde! Nicht er!

»LÜGNERIN! LÜGNERIN! NEIN!«

Ich schrie. Weiter und weiter und weiter und weiter und wusste nicht, ob ich jemals wieder aufhören konnte.

Mein Mund öffnete sich voller Entsetzen, ich bekam keine Luft, bekam einfach keine Luft, ein unheimlicher Schmerz durchzuckte meine Brust, es tat weh, so unendlich weh, es war, als wolle es sich hastig schlagend aus Ketten entwinden, die sich immer weiter und weiter und weiter zusammenzogen.

»NEIN!«, keuchte ich und bäumte mich auf und wollte die Fesseln lösen, knurrte und heulte auf, wollte Poppy erreichen, diese schreckliche, schreckliche Frau, die keinen Meter vor mir stand und mich mit diesem scheußlichen Grinsen ansah.

»Du LÜGNERIN!«, kreischte ich weiter und weiter, mir wurde schwindelig, so unendlich schwindelig, meine Augen brannten, ich sah nichts mehr, meine Sicht schien vollkommen verschwommen, während mir ihr grausames Lachen in den Ohren klang.

Nein! Nein! Nein! Er war nicht tot! Er war Alec! Er konnte nicht tot sein! Seine grauen Augen konnten ihren Sturm nicht verloren haben! Sein Herz konnte nicht aufgehört haben, zu schlagen!

Es war mir egal, so unendlich egal, was er mir an den Kopf geworfen hatte, es war mir so egal, denn ich kannte diesen mundwinkelzuckenden Alec, der manchmal lachte, der seine Familie mehr liebte, als sich, der seine Freunde jederzeit mit seinem Leben beschützen würde, der die Ordnung liebte und penibel genau auf Manieren achtete.

Und ich schrie. Weiter und weiter.

Nicht Alec! Nicht Alec!

Ich keuchte auf, wimmerte, knurrte, heulte und bäumte mich weiter und weiter, während ich spürte, wie sich ein unheimliches Kribbeln in meinen Händen ausbreitete, wie diese alles einnehmende Wärme in meinem inneren aufglomm.

Ich sollte sie nie wieder sehen? Nie wieder diese Augen, nie wieder dieses Lachen, nie wieder den genervten Ausdruck und dann doch amüsierten, wenn ich etwas Dummes, so unendlich Dummes tat.

Nein. Nein! Nein!

Das war nicht wahr! Poppy log! Poppy war eine Lügnerin! Das wusste ich!

Verzweifelt wollte ich den Kopf hin und her winden, hörte, wie sie lachten, hörte ihre grausamen Stimmen und bäumte mich weiter und weiter und weiter.

Lügner! Lügner!

Im Endeffekt wusste ich nicht mehr, was ich schrie, sah nichts mehr, fühlte nichts mehr außer Angst, so unendlich viel Angst.

Poppy log! Sie wollte mir bloß Angst machen! Wäre Alec tot... Wäre er tot... Ich hätte... ich hätte es doch gespürt.

Ich hätte es doch gewusst. Ich musste es spüren! Wie könnte es denn nicht so sein?! Ich hätte doch wissen müssen, wenn er... wenn er...

Und ich schaffte es nicht einmal mehr diesen Gedanken zu Ende zu denken, das Blut rauschte in meinen Ohren, ich schnappte nach Atem, schneller und schneller und schneller, bäumte und wandt mich, sah nichts mehr, alles schien verschwommen, ich spürte, wie die heißen Tränen meine Wangen verbrannten, die Haut wegätzten.

Und mein Herz. Es ging unter. In diesem Moment ging es unter. Weiter und weiter und weiter. Die schweren, eiskalten Ketten legten sich umbarmherzig um es, zogen es in die tiefe Dunkelheit hinab, die ich einst Trauer genannt hatte.

Jetzt war es Leere.

Sie zogen es hinab und ließen mich in völliger Leere zurück. Ich war leer. So vollkommen leer.

Sie log... sie musste lügen... sie musste doch... SIE MUSSTE LÜGEN!

Ich schrie auf. In einem letzten, verzweifelten Moment schrie ich auf und das war der Zeitpunkt, in dem die Fessel um meine Arme als erstes rissen.

Ich spürte diese Wärme, das unheimliche Kribbeln, knurrte in einem letzten, verzweifelten Versuch auf, riss meine Hände nach vorne, ein widerliches Geräusch ertönte, die Wärme machte mich schwindelig, ich spürte, wie sich die Knochen in meinem Rücken verschoben und plötzlich erfüllte mich bloß ein Gedanke, ein einziger Gedanke.

Rache.

Ich wollte Rache.

Ich knurrte auf, ein donnerndes Knurren, das den ganzen Raum zu erfüllen schien, so laut, wie ich es selbst nicht von mir kannte und dann riss ich meine Augen auf, die ich vorher voller Pein zusammengekniffen hatte.

Ich sah nichts. Nicht wirklich. Nur rot.

Und die Schemen dieser zwei Personen vor mir, die genau in diesem Moment erstarrten, aufhörten mit ihrem Gegacker.

Mein dröhnendes Knurren riss nicht ab, ich spürte die Krallen, wie sie schmerzhaft durch meine Fingerkuppen brachen, spürte, wie sich die Reißzähne durch mein Zahnfleisch bohrten, die Fesseln um meinen Körper schienen immer mehr zu spannen, während meine Hände sich schon lange losgerissen hatten und nun an dem beschissenen Teil an meinem Kopf zogen, wobei mir vollkommen egal war, wie viel Haar ich dabei ausriss.

Tot. Ich wollte sie tot sehen! Beide! Ich wollte sie umbringen, sie abschlachten, wollte dass sie schrien und winselten, wollte die Qual in den letzten Augenblicken ihres Lebens sehen!

»Jetzt beeil dich doch verdammt Ash!«

Ich hörte Poppys Stimme kaum, die Wut schien mich vollkommen blind zu machen, ich fühlte nichts als unbändigen Hass, die Fesseln spannten weiter und weiter, ich schlug nach Asher, als er einfach einen Schritt nach vorne mache, sah kaum etwas, hörte sie irgendetwas rufen, knurrte und sah, wie Poppy sich langsam beugte und dann, plötzlich, ohne, dass ich es verhinderin konnte, bohrte sich etwas Spitzes in meinen Hals.

Ich keuchte auf und so schnell die Verwandlung gekommen war, so schnell verschwand sie auch wieder.

Ich ächzte, meine Hände fielen schlaff hinab, meine Augen schlossen sich und für einen Moment war da nichts, als ein unendlich lautes Piepen in meinen Ohren, während ich in den Fesseln vollkommen erschlaffte.

Was hatte er mir gegeben?

»Na endlich«, hörte ich jemanden seufzen, während sich alles in mir zu drehen schien, ein dichter Nebel breitete sich in meinem Kopf aus, für einen Moment vergaß ich vollkommen, was überhaupt geschehen war und dann wurde mir übel.

So unendlich übel, dass ich das naheliegendste tat.

Mein Magen schien sich einmal komplett umzudrehen und dann würgte ich.

Ich hörte, wie jemand entsetzt aufschrie und im nächsten Moment spürte ich den kalten Luftzug. In dem Augenblick schaffte ich es nicht einmal, Schmerzen zu empfinden, als seine Faust mein Gesicht mit voller Wucht traf, als es knackte, als ich Blut spürte, dessen metallischer Geschmack sich widerlich mit meinem Mageninhalt vermischte.

Gott war ich erbärmlich.

Aber mir war schlecht... so unglaublich schlecht...

Was war nochmal passiert?

»Sie hat mich angekotzt!«, rief Asher voller Entsetzen, während meine Wange brannte und ich angestrengt versuchte, meine kreisenden Gedanken zu greifen.

Ich war hier unten... Bei Poppy und Asher... Etwas war passiert... Und ich wusste, dass es etwas war, was mir meine Luft für immer nehmen sollte... Aber was?

»Jetzt stell dich nicht so an! Nimm ihre Träne, bevor es zu spät ist!«

Poppy klang voller Wut, so unendlich genervt, wie ich sie nicht kannte. Poppy, die Lügnerin...

Im nächsten Moment spürte ich, wie jemand etwas Kaltes unsanft gegen meine Wange presste. Ich konnte mich nicht einmal bewegen.

War es Glas?

Es bohrte sich unangenehm in meine Haut, blieb unerträglich lange und ich konnte nichts tun. Überhaupt nichts. Als hätte ich jegliche Macht über meinen Körper verloren.

»Sag mal lebt die überhaupt noch?«, hörte ich Poppys kalte Stimme, im nächsten Moment spürte ich einen Windhauch, als würde sie einen Schritt auf mich zu tun.

Doch das war es nicht, was mein Herz in diesem Moment wieder schmerzhaft aufwimmern ließ. Denn dieser eine Name drängte sich in den Vordergrund, während Asher das kalte Glas von meiner Wange nahm, wohl seine Träne bekommen hatte.

Alec... leben... Alec... Nein.

Alec... Sie hatte ihn... nein... Aber sie war eine Lügnerin! Eine verdammte... eine verdammte Lügnerin... Hör auf Aruna! Hör auf... Alec lebt noch... Alec lebt... er muss leben.

Ich spürte, wie sich zwei kalte Finger unsanft an meinen Hals drückten, wohl in dem Versuch, meinen Puls zu finden, der aber in diesem Moment einfach nicht zu existieren schien.

Ich war vollkommen regungslos. Atmete nicht mehr. Als hätte mein Körper irgendeinen Schutzmechanismus eingestellt, während ich langsam, quälend langsam bei dem Gedanken an diesen einen Ven, diesen schwarzhaarigen Ven, unterging.

»Hast du sie jetzt umgebracht?!«, keuchte Poppy beinahe entsetzt.

Und ich hing da, vollkommen regungslos, konnte nichts tun, konnte nichts tun, als an meinen Gedanken zu ersticken. Er musste leben... bestimmt lebte er... er konnte einfach nicht tot sein.

»Es war eine Betäubung!«, erwiderte Asher überzeugt und im nächsten Moment spürte ich zwei weitere Finger, die sich unangenehm gegen meinen Hals drückten.

Eine Sekunde. Zwei. Drei. Vier. Nichts.

Sie sagten absolut gar nichts. Und langsam fragte ich mich, ob ich nicht vielleicht doch tot war. Ob es bloß mein Geist war, voller Trauer, der hier war und ihnen zuhörte, während mein Körper lange aufgegeben hatte.

Als hätte er seine Stärke aus dem Gedanken genommen, heute Nacht mit Alec zu fliehen. Ein Gedanke, der nun fast unmöglich zu sein schien.

Aber nein... er war nicht tot... Ganz bestimmt war er nicht tot...

»Komm Poppy, beeilen wir uns. Vielleicht funktioniert es ja auch so. Es soll nicht vollkommen umsonst gewesen sein, dass du dich mit Liz angelegt hast, nur damit sie das dumme Ding im Flur nicht entdeckt.«

Also war ich tot? Irgendwie fühlte ich mich tot. Vielleicht war ich es.

Ich spürte nichts mehr. Weder meinen Körper, noch die warme Luft um mich herum, roch nichts mehr, nicht das Blut, als hätte mir dieser letzte Schlag den Rest gegeben. Als hätte mein Körper einfach aufgegeben.

Es war, als wäre nur noch der Teil in mir, der denken konnte, der sie hörte, der voller Wut und Angst und Trauer war.

Aber hätte ich es nicht merken müssen? Hätte ich es nicht spüren müssen? Wenn ich starb meine ich, hätte ich es nicht bemerkt?

Es war doch banal... So unendlich banal...

Wäre ich tot, wüsste ich es doch. Ich würde doch nicht darüber nachdenken, ob es so wäre. Ich wüsste es.

Das einzige, was ich in dem Moment mit Sicherheit sagen konnte, war, dass die beiden mich für tot hielten.

»Aber es hieß der Bann würde nur mit einer Lebendigen funktionieren!«, hörte ich Poppy fauchen und für einen Moment war ich tatsächlich verletzt darüber, dass es sie nicht einmal interessierte.

Kein Stück. Als wäre ich irgendein wertloses Stück Dreck.

Doch dann fiel mir wieder ein, was für eine unendliche Heuchlerin, was für eine Lügnerin sie war, dass nichts, was sie jemals getan hatte, ehrlich gemeint war.

Und deshalb verblasste das Gefühl wieder. Wie alles in diesem Moment zu verblassen schien und mich irgendwie verwirrt zurück ließ.

In dem Moment machte nichts mehr wirklich Sinn.

»Sie hat gelebt. Vor wenigen Sekunden. Das muss reichen.«

Ich hörte Schritte, hörte, wie Poppy aufschnaubte und sich dann wieder zu mir wandt, konnte ihren bohrenden Blick auf mir spüren, während sich Asher offensichtlich an dem Kessel zu schaffen machte. Zumindest laut der Geräusche.

Für einen Moment starrte Poppy mich an, dann spürte ich einen Windhauch und im nächsten Moment, wie sie mir ein paar Strähnen des dunkelroten Haares aus dem Gesicht strich.

Sie nahm eine Locke zwischen ihre Finger und zwirbelte sie herum.

»Schade eigentlich«, seufzte sie, so leise, dass es Asher bestimmt nicht hören konnte.

»Wirklich schade. So ein hübsches, junges Mädchen.«

Was redete sie denn da? Schade? Aber sie war es doch, die mich hier unten festgekettet hatte, die Asher dazu anstachelte, mich zu verletzen. Heuchlerin.

»Dein Leben hätte sicherlich noch viel zu bieten gehabt.«

Sie ließ mein Haar nicht los, während ihre Stimme nicht mehr als einem Hauchen glich.

»Aber du bist nun einmal eine Rote Aruna. Jemand wie du sollte keine Lebensberechtigung haben. Weißt du, kurz habe ich sogar gezweifelt. Du schienst ehrlich so, als hättest du besonders etwas für die kleine Ily übrig. Aber ich musste dir nur in dein Gesicht sehen. Du sahst ihr so ähnlich. Und Rote bleibt Rote, egal wie unschuldig. Eine Rasse, die ausgerottet werden muss. Ich hoffe, das wirst du irgendwann verstehen.«

Ich spürte, wie ihre kalten Fingerkuppen die Konturen meiner Wangen entlang strichen und unter normalen Umständen wäre ich wohl erzittert, doch nun konnte ich überhaupt nichts mehr fühlen.

Ich wusste nicht, was ich denken sollte. Alles schien wie betäubt. Da war Trauer und Angst und Panik und dieser unglaubliche Schmerz, dieser unglaubliche Verlust, der mit der Nichtakzeptanz Alecs Tod kämpfte, die mir immer und immer wieder versicherte, dass er gar nicht tot sein konnte, genau so wenig, wie ich es war.

Und dann war da der Hass. Der Hass, der sich gegen Poppy richtete, gegen alles, was sie tat.

Irgendetwas in mir sagte, dass ich eigentlich Mitleid mit ihr haben müsste, Mitleid, weil sie so unglaublich verblendet war, Mitleid, weil sie es nicht besser wusste.

Aber ich schaffte es nicht. Zum ersten Mal schaffte ich es nicht, Mitleid für eine Person aufzubringen.

Ich hatte es selbst geschafft, für Alecs Vater Mitleid aufzubringen, doch jetzt? Nein. Nichts.

Vielleicht war ich abgestumpft. Vielleicht war ich grausam geworden. Doch ich brachte kein Stück Mitleid für diese Frau auf.

»Außerdem«, fuhr sie dann plötzlich fort, »musst du mich auch verstehen Aruna. Die Liebe einer Mutter. Ich konnte nicht zulassen, dass meine Engel auch nur in die Nähe einer Roten kommen. Nicht nachdem, was mit der kleinen Dai passiert ist. Du warst eine Gefahr, verstehst du? Und Gefahren wie du müssen nun einmal ausgerottet werden, egal ob sie nun die schönsten Augen auf dieser Welt haben oder nicht. Egal, ob sie der festen Überzeugung sind, das Richtige zu tun, oder nicht.«

Sie strich weiter über meine Wange, Asher murmelte etwas, ich rührte mich nicht, meine Gefühle stumpften langsam ab, ich wurde müder und müder und müder.

»Und es gibt da noch etwas«, hauchte Poppy dann plötzlich, löste ihre Hand von mir und legte sie vermutlich auf ihren eigenen Bauch.

»Die Ärzte haben es mir vor drei Monaten gesagt.«

Und plötzlich zitterte ihre Stimme. Plötzlich klang sie voller Angst und Schmerz, dass ich den Atem angehalten hätte, wäre er überhaupt noch da. Wie konnte ich leben, ohne zu atmen?

»Und deshalb brauche ich dich, verstehst du? Asher und ich brauchen dich und deine Kraft für unser kleines Mädchen.«

Was redete sie denn da? Wovon sprach sie? Meine Kraft? Ihr Mädchen?

Und erst da schien ganz langsam zu mir durchzusickern, dass sie irgendetwas von einem Bann gesagt hatte.

Ich verstand nicht, was hier überhaupt los war, allerdings schien mein gesamter Körper auch so müde, dass er sich kaum Gedanken darüber machen konnte.

Als würde langsam alles verblassen, bis nur noch die unterschwellige Angst da war, der unterschwellige Verlust.

Und es gab Sekunden, in denen ich nicht einmal mehr wusste, warum ich so fühlte. In denen mir dieser eine Name einfach entglitt.

»Die kleine Lilith...«

Ich hörte das Zittern in Poppys Stimme, hörte ihre Angst, ihre Trauer.

Und es war mir egal. Zumindest um Poppys Willen egal.

»Die Ärzte meinten, es wäre ein fast einmaliges Phänomen, bis jetzt sollte es bloß vier Mal vorgekommen sein.«

Ihre Stimme brach. Und mir war es egal.

»Aber, während ihr Bruder als Dunkler in mir heranwächst... Die kleine Lily ist ein normaler Lykanthrop, verstehst du Aruna? Keine Helle. Ganz normal.«

Das ging? Vielleicht hatte jemand meine Gefühle ausgestellt. Aber ich war müde. Und das einzige, was mein erschöpfter Körper zu Stande brachte war ein klägliches, nüchternes: Das ging?

Selbst, als ich das Zittern hörte. Selbst als ich wusste, das Poppy weinte.

Denn als ich geweint hatte, hatte sie auch nur gelacht. Denn als ich Angst gehabt hatte, hatte sie auch nur gelacht.

»Es ist schrecklich, weißt du das Aruna? Zu wissen, dass dein eines Kind zu schwach sein wird... Zu wissen, dass ihr Bruder sie durch seine Stärke noch vor der Geburt töten würde, weil sie einfach zu klein wäre, um mitzuhalten.«

Vielleicht war das die erste, klitzekleine Regung meines schwachen, betäubten Herzen.

Vielleicht. Vielleicht der erste Funken Mitleid. Mitleid für Lilith. Nicht für Poppy.

Sie war ein kleines Mädchen, ein Baby, ganz gleich, wer ihre Eltern waren. Und niemand, der unschuldig war, hatte den Tod verdient. Niemand. Nicht einmal Poppys Tochter. Kein Baby.

Ich war nicht grausam.

»Du wirst es nie wissen Aruna, aber diese Liebe einer Mutter, sie übersteigt alles, weißt du? Du würdest sofort alles geben, einfach, damit diese kleinen Geschöpfe leben können. Und ich würde alles geben, damit Lily leben kann, verstehst du das?«

Ja. Ich verstand es. Ich verstand, dass eine Mutter alles für ihre Kinder aufgeben würde. Ich verstand es, hatte es verstanden, hatte nur in Luminas Augen sehen müssen, um diese Bestätigung zu bekommen.

Doch ich verstand nicht, dass sie zur Mörderin wurde. Vielleicht verstand ich es nicht, weil ich selber keine Mutter war. Vielleicht deshalb.

»Ich hoffe, irgendwann wirst du das verstehen Aruna. Wir haben alles getan, Ash und ich, einfach, damit unsere Tochter leben kann. Es schien aussichtslos, bis wir dieses Buch fanden. Ein Bann, mit dem man die Kräfte einer Person auf ein kleines Baby übertragen kann, das eigentlich zu schwach wäre, um zu leben. Und ich musste sofort an Roya denken. Noch nie hatte ich eine stärkere Wölfin gesehen. Nicht einmal die Alphas, die ich bis jetzt kennen gelernt hatte, waren so stark wie sie. Und als du dann kamst, als ich dich zum ersten Mal sah, da wusste ich, dass alles gut werden würde. Ich wusste, dass meine kleine Lilith leben würde. Ich musste bloß dein Vertrauen gewinnen, während Asher alles vorbereitete. Es war ein komplizierter Trank und ein noch komplizierteres Verfahren, aber das alles war es wert. Und dann, als ich bemerkte, dass du heute fliehen wolltest, musste es schnell gehen.«

Ihre Stimme stockte. Und ich wusste nicht, was ich fühlen sollte, wie ich es in der heutigen Nacht so oft nicht wusste.

Mein Leben gegen das eines kleinen Mädchens. War es da überhaupt fair, mich zu wehren? War mein Leben mehr wert als ihres? War es verwerflich, dass ich nicht sterben wollte? Musste ich mich schlecht fühlen?

Denn es tat mir leid, es tat mir unendlich leid für Lilith, immerzu hatte ich das Gesicht der kleinen Lupa vor Augen, die es bei ihrer Geburt selbst etwas schwerer gehabt hatte...

Aber ich wollte leben.

Ich wollte nicht sterben. Nicht jetzt. Nicht mit siebzehn Jahren, wo ich noch so viel vor mir hatte.

Und ich fühlte mich schlecht, unendlich schlecht deshalb, konnte mir trotzdem nicht helfen.

»Natürlich hättest du sterben müssen. Das wäre unausweichlich gewesen. Ein Leben für das eines anderen«, murmelte Poppy beinahe nachdenklich.

Und es berührte mich nicht einmal. Es berührte mich nicht, wie sie sprach. Langsam entglitt mir wohl auch der fühlende Teil.

»Aber ich hätte dich sogar begraben, weißt du Aruna? Natürlich nicht hier. Aber im Wald. Bei der Sprössel, ein hübscher kleiner Fluss.«

Schön. Aber ich wollte nicht begraben werden.

Vielleicht war ich schrecklich. Ich wusste es nicht. Aber ich wollte nicht sterben.

»Natürlich hätte es nie jemand erfahren. Will hätte ich gesagt, du wärst abgehauen, wie Roya es getan hatte, genau wie der kleinen Ily.«

Ich schaffte es nicht. Ich schaffte es einfach nicht, Mitleid für sie zu empfinden.

Vielleicht wegen dem Zeug, was Asher mir gegeben hat, das so stark war, dass sie dachten, ich wäre tot, das mein Körper, genau wie meine Gefühle, merkwürdig abstumpfen ließ.

»Aber weißt du was?«, ertönte dann plötzlich erneut Poppys Stimme.

»Dann ist es mir wieder eingefallen. Heute. Ich sollte kein Mitleid mit dir haben, weißt du? Ich sollte dich nicht als junges, naives Mädchen sehen, das einem fast leidtun könnte. Es ist die natürliche Auslese Aruna. Du bist eine Rote, genau wie Roya. Ihr beide hattet kein Anrecht auf das Leben, weißt du? Deshalb gab ich Roya damals dieses Mittel. Es hat sie verrückt gemacht, über Nacht. Die anderen sollten sehen, was sie für ein Monster in sich verbarg. Ich brachte es nur hervor, verstehst du? Es war niemals geplant, dass sie diese ganzen Leute umbrachte. Aber es zeigte wenigstens, wer sie war.«

Sie hatte das getan.

Der einzige Gedanke, der meinen Kopf durchzuckte.

Sie hatte das getan.

Poppy war verrückt. Poppy musste verrückt sein. Vollkommen verrückt. Wie konnte sie...?

Sie war es, die ihre Eltern, ihre Cousins und Cousinen, ihre Tante und ihren Onkel, die kleine Dai und beinahe auch Isla umgebracht hatte.

Sie war es gewesen.

Sie war das Monster.

Und ich wollte es ihr sagen, ich wollte es ihr an den Kopf werfen, wollte ihr zeigen, was sie war.

Aber ich konnte nicht.

Ich hing einfach weiter vollkommen erschlafft in den Fesseln, auch wenn mein Inneres langsam wieder tosend aufbrauste.

Sie war ein Monster! Ein verdammtes Monster! Nicht ich!

Sie!

»Poppina.« Ashers Stimme klang vollkommen ernst und ich spürte, wie Poppy sich umdrehte, während ich versuchte, wenigstens meinen kleinen Finger zu bewegen.

Nichts. Absolut nichts.

Nein! Nein!

Ich musste hier endlich raus! Ich würde meine Kräfte nicht auf dieses Kind übertragen, so sehr ich mir wünschte, dass sie die Chance bekommen würde, zu leben.

Aber ich wollte auch leben! Vielleicht war ich ein Egoist, aber ich musste hier weg! Ich musste endlich weg.

Zu Alec. Zu den Zellen. Egal, was mich erwarten würde. Ich brauchte Gewissheit.

»Hier«, flüsterte Asher dann und schien ihr irgendetwas zu überreichen.

»Es wird vermutlich schmerzhaft, aber ihr braucht beide das Brandmal, damit die Verbindung aufgestellt werden kann.«

Vermutlich nickte Poppy.

»Ich weiß«, antwortete sie, während ich immer unruhiger wurde.

Zumindest im Inneren.

Äußerlich blieb ich vollkommen schlaff.

Was für ein Mal? Ich wollte kein Mal! Nicht noch eins! Nein! Das konnten sie doch nicht machen!

»Fang bei ihr an«, wies Asher seine Frau an und ich wollte mich winden und wehren und schreien und doch tat ich nichts.

Absolut gar nichts.

Ich konnte nicht.

Nein! Bitte! Bitte nicht!

Doch es brachte nichts.

Ich spürte, wie Poppy noch etwas näher kam.

»Auf den Bauch«, wies Asher sie weiter an, ich wollte den Kopf schütteln, schneller und schneller und schneller, doch selbst ohne die Kopffesseln hätte ich es nicht gekonnt.

Schlug mein Herz? Schlug es überhaupt? Ich wusste es nicht.

Ich spürte, wie Poppy den Saum meines T-Shirts hinauf schob, wie ihre kalten Finger über meine Haut strichen und vielleicht wäre ich erzittert, wäre mein Körper auch nur noch zu irgendetwas im Stande.

Es war, als wären nur die Berührungen, die unmittelbar auf meinen Körper erfolgten, greifbar, alles andere schien in weiter Ferne zu rücken, beispielsweise die unendliche Hitze des Raumes.

Poppy hielt inne und dann spürte ich, wie sie quälend langsam über die Verbrennung strich, die sich von meiner Hüfte bis hinauf zu meinem Bauchnabel schlängelte.

Ich erinnerte mich noch ganz genau, wann ich diese Narbe bekommen hatte.

Meine erste Begegnung mit einem Hybriden. Der tote Busfahrer. Der Unfall. Alec hatte mich gerettet.

»Viele Narben für solch ein junges Mädchen«, kommentierte Poppy, mir wurde schlecht, dann spürte ich, wie Asher näher trat.

»Narben, die sie verdient hat Poppy, vergiss das nicht.«

Poppy musste nicken, denn sie nahm ihre Hand beinahe ruckartig von meinem Körper, während ich mich einfach so unendlich hilflos fühlte, dass ich schreien wollte.

Es war das schrecklichste Gefühl, das man sich jemals vorstellen konnte. Wach zu sein, da zu sein und doch nichts machen zu können, Leuten, die einen verletzen wollen, schutzlos ausgeliefert zu sein.

»Hier«, murmelte Asher und musste auf irgendetwas gedeutet haben.

In einem Moment spürte ich Hitze.

Und was danach passierte, konnte ich nicht einmal mehr genau sagen. Alles ging so schnell. So unglaublich schnell.

Es kam ruckartig, fast unerwartet.

Ein Hieb in meine Magengrube, dann dieses unglaubliche Brennen, als würde man eine glühende Eisenstange in mich hinein bohren.

Und dann schrie ich.

Zumindest glaubte ich, dass ich schrie. Ich wusste es nicht. Wusste nicht, ob ich wirklich schrie, oder ob es sich alles bloß in meinem Kopf abspielte.

Aber dieses Schmerz, dieser unglaubliche Schmerz schien einfach so unerträglich, sie verbrannten mir meine Haut und dann explodierte alles.

Es knallte so laut, dass nichts, als ein unerträgliches Piepen in meinen Ohren zurück blieb, ich wurde nach vorne geschleudert, die Fesseln rissen, ich hörte jemanden schreien, krachte ächzend auf den Boden, stieß mir den Kopf irgendwo so brutal an, das für einen Moment alles verschwand.

Für einen Moment wurde ich ohnmächtig. Und das war der Moment, in dem ich endgültig verstand, dass ich lebte.

Als ich das nächste Mal aufwachte, war es still. Vollkommen still. Nichts, als das Piepen war zu hören.

Und es tat weh.

Ich spürte etwas Schweres auf meinem Körper. Es bohrte sich in meine Haut hinein. Ich spürte meine Beine nicht mehr. Meinen linken Arm.

Und es brauchte zu lange, viel zu lange, bis ich begriff, dass ich unter den Trümmern der Wand begraben worden war, an die man mich zuvor noch gefesselt hatte.

Was war geschehen?

Mein Herz pochte unregelmäßig, die Angst kroch mir meine Glieder hinauf, ich konnte nicht atmen, mein Herz donnerte unregelmäßig gegen meine Brust, erst schneller und schneller und schneller und dann wurde es langsamer.

Langsam. Zu langsam.

Ich bekam keine Luft, der Schmerz schien mich zu betäuben, die Schwere, etwas Spitzes bohrte sich in meine Brust.

Und ich war einsam. Ich war allein. Es fühlte sich an, als würde sich das spitze Ding langsam immer weiter in meine Brust bohren, ich schaffte es einfach nicht, meine Augen zu öffnen, schaffte es nicht, zu atmen, spürte immer weniger von meinem eigenen Körper.

Und ich fragte mich, in diese Moment fragte ich mich wirklich, ob ich alleine sterben würde.

Nach all dem.

Vielleicht. Vielleicht sollte ich mich mit dem Gedanken anfreunden.

Und es war, als würde das Gewicht langsam immer leichter werden. Als würde sich mein Körper tatsächlich langsam damit abfinden.

Erst, als ich spürte, wie das spitze Ding von meiner Brust genommen wurde, spürte ich, dass etwas nicht stimmte.

Was war...?

Und dann ging plötzlich ein heftiger Ruck durch meinen Körper, mein Kopf fiel zur Seite, es krachte, die Trümmer donnerte wenige Meter von mir zu Boden.

Und ich konnte wieder atmen. Seit dem Serum, dass Asher mir verpasst hatte, konnte ich wieder vernünftig atmen, als hätte der Sturz ihn mir erneut geschenkt, den Atem meine ich.

Ich wollte meine Augen öffnen, doch mein rasselnder Atem änderte nichts daran, dass ich meine Beine nicht mehr spüren konnte, meinen Arm, dass der Schmerz meinen Körper weiter umtanzte, wie eine unheilverkündende Bestie.

Es war, als würde die Stimme aus ganz weiter Ferne zu mir wehen, als entspränge sie bloß einem Traum.

»Liz Edeen. Steh.«

Liz? Liz. Der Name sagte mir etwas...

Mein Kopf schien so verwirrt, so benebelt in diesem Moment. Ich kam nicht mit. Ich kam absolut nicht mit.

Und dann spürte ich plötzlich, wie sich eine zarte Hand auf meine Stirn legte.

So warm und doch ließ sie mich erzittern, so wohlig, so sanft, die Präsenz dieser Person, dass ich in ihr versinken wollte.

Ich wollte, dass die Wärme nie wieder verschwand, wollte, dass sie für immer anhielt, denn es war, als würde sie mir langsam meinen Schmerz nehmen.

Behutsam strich die Hand meine Wange entlang.

»Mein armes Kind«, hauchte die Stimme beinahe traurig, während ich unter ihren sanften Berührungen erzitterte.

Eine Frau? Wer war sie? So bekannt... So bekannt...

Ich wollte, dass sie nie, nie wieder ging, wollte, dass sie für immer bei mir blieb. Und es war nur dieses eine Wort, das mir in eben jenem Moment einfiel, nicht mehr.

Liebe.

Unendliche, aufrichtige Liebe.

»Was haben sie nur mit dir gemacht, mein armes Mädchen? Mein armes, kleines Mädchen.«

Ich spürte den Hauch einer Bewegung und dann, wie sich weiche Lippen behutsam auf meine Stirn legte.

Und da konnte ich atmen. Da atmete ich wieder.

Das gesamte Gefühl schien in meinen Körper zurück zu kehren, der Schmerz schien aus mir hinaus gezogen zu werden, die Angst, mein Herz schlug kräftiger und kräftiger und kräftiger, ich spürte meine Beine wieder, meinen Arm.

Und dann tauchte ich auf.

Keuchend fuhr ich hoch, schnappte hektisch nach Luft und riss schließlich meine Augen auf, während mein Herz raste.

Ich musste erst ein paar Mal heftig blinzeln, bevor ich überhaupt verstand, was hier los war.

Keuchend griff ich mir an die Brust und starrte das Loch an, wo vorher einst die Wand gestanden hatte, an die ich gefesselt worden war.

Jetzt tat sich bloß klaffende Dunkelheit vor mir auf, die in einen breiten Kellerkorridor führte.

Was zum...?

Ich hockte zwischen großen Trümmern, es roch nach pulsierender Elektrizität, Blut, und ich konnte Poppy und Asher absolut nirgendwo erkennen. Waren sie etwa...? Oh Gott.

Und sie war verschwunden. Die Frau, mit dieser unheimlichen Ausstrahlung voller Liebe, die mein Herz berührte, die ich nie wieder missen wollte.

Sie war nicht da. Hatte ich mir das alles etwa nur eingebildet?

»Wir sollten uns beeilen.« Erschrocken riss ich meinen Kopf zur Seite und erblickte Lio, wie er mit vollkommen ernsten Blick auf den Trümmern stand, die Hand auf Falkenauges Hüfte, deren Augen sich vollkommen nach hinten verdreht hatten.

»Was ist passier?«, keuchte ich ungläubig, warf einen Blick zu der schwarzhaarigen Frau, die sonst immerzu vollkommen konzentriert und kalt wirkte.

Mächtig.

Jetzt stand sie neben Lio. Vollkommen neutral. Stumm.

»Was tust du mit ihr?«

Verwirrt und immer noch etwas benebelt schüttelte ich den Kopf, doch Lio unterbrach meinen drohenden Schwall an Fragen, der sonst womöglich meine Kehle verlassen hätte, indem er die Hand hob.

»Sie musste eingreifen, damit ihr es endlich hier raus schafft, wir brauchten Liz, damit sie dich notfalls unter den Trümmern hervor bergen kann, weil Sie ihre ganze Kraft darauf verschwenden musste, die Wand dem Erdboden gleich zu machen und ich bin hier, um dich zu Alec zu bringen. Wir müssen uns beeilen, der Ven wartet auf dich.«

Alec.

Alec.

Er lebte.

In dem Moment konnte ich mir nicht einmal mehr Gedanken darüber machen, wer Sie war.

Denn obwohl es so wichtig schien, war da bloß dieser eine Gedanke, der in meinem Kopf vorherrschte.

Alec lebte.

Oh Gott.

Oh mein Gott.

Alec lebte!

»Er lebt!«, keuchte ich, sprang auf, mein Herz vollführte dumme Tänze, mein Puls raste, meine Mundwinkel konnten sich einfach nicht helfen, zuckten nach oben und obwohl jetzt alles gut werden zu schien, hatte ich wirklich, wirklich das Bedürfnis, zu heulen.

Er lebte! Alec lebte! Der verdammte Ven lebte! Ich schaffte es einfach nicht mehr, diese alles übertrumpfenden Gefühle zurück zu halten.

Der verdammte Idiot lebte!

»Natürlich lebt er«, schnaubte Lio und ließ Falkenauge keine Sekunde los.

»Ich weiß nicht, was Poppy dir erzählt hat, aber Alec geht es gut. Sie brauchten deine Tränen nehme ich an? Träne aus wirklicher Trauer?«

Fragend sah er mich an, ich zuckte einfach mit den Schultern, während mein Herz schneller und schneller und schneller schlug.

Vermutlich. Aber verdammt war mir das egal! Wir mussten zu Alec!

Ich musste zu Alec.

Wir mussten endlich von diesem vermaledeiten Ort hier verschwinden.

Lio nickte, warf den Trümmern einen letzten Blick zu und löste seine Hand dann von Falkenauge.

Augenblicklich brach diese zusammen und kippte ohnmächtig auf die spitzen Trümmer.

»Keine Sorge, die wacht wieder auf«, erklärte Lio auf meinen entsetzten Blick und lief dann einfach los.

»Und jetzt komm! Es wird Zeit, dass du deinen Arsch nach North Carolina bewegst!«

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