46
Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich Alec an, wusste nicht, ob ich mir das Zittern seiner Hände bloß einbildete, oder ob es wirklich da war.
Er hob seine rechte Hand, legte dann seinen Zeigefinger über die Lippen.
Ach...
Also ich für meinen Teil hatte ehrlich gesagt nicht vorgehabt, hysterisch anzufangen zu kreischen, danke der Nachfrage...
Wieder spürte ich das Rasen meines Herzens und dann war da noch ein anderes unregelmäßiges Donnern.
Alec.
Ich schien nicht wirklich in der Lage, auch nur irgendetwas zu tun, denn während die Schritte immer nähe kamen blieb ich wie gelähmt auf dem klammen Duschvorhang liegen, nebenbei bemerkt immer noch komplett nass und schweratmend von meinem kleinen Kampf.
Mein Auge brannte immer noch.
Und dann waren da diese Stimmen.
Beinahe unwillkürlich zuckte ich zusammen, betete, dass Alec doch endlich etwas tun würde, denn ich war mir in dem Moment nicht einmal sicher, ob ich meine Arme überhaupt bewegen konnte.
»Ein Mädchen?«
Missys Stimme klang überrascht.
Ich hielt die Luft an, Alec zog sich geräuschlos die Wand hoch und ich betete einfach, dass er einen Plan hatte.
Den hatte ich nämlich nun wirklich nicht...
»Ja.«
Bei dem dunklen Klang in der Stimme des Mannes, hatte ich das unwillkürliche Bedürfnis, mich unter dem Monster-Ding-Duschvorhang zu verstecken.
Da würden sie mich auch bestimmt nicht finden...
»Die Spuren verlaufen sich vor eurem Haus.«
Und dann blieben sie plötzlich genau vor der Badezimmertür stehen.
Ich hielt die Luft an, als es plötzlich rechts neben mir raschelte.
Mein Blick schnellte zur Seite und ich war wirklich versucht, aufzuschnauben, besann mich dann allerdings der zwei Ven vor der Tür.
Er fand also, jetzt wäre der richtige Zeitpunkt für Eitelkeit, um sich ein Oberteil anzuziehen.
Ja super...
Offensichtlich hatte ich Alec ziemlich ungläubig angeguckt, denn er schüttelte einfach wieder ganz stumm den Kopf und legte einen Finger auf seine Lippen, sah mich dann auffordernd an, während er eine äußerst merkwürdige Handbewegung mit seiner rechten Hand machte, als würde er im frühen Mittelalter leben und irgendeine feine Dame reichtlich merkwürdig zum tanzen auffordern.
Aha?
Ungefähr so musste ich ihn wohl offensichtlich auch angesehen haben, denn als er bemerkte, dass ich absolut keinen Schimmer hatte, was zum Teufel er von mir wollte, verfinsterte sich seine Miene.
Und da war er also wieder, der schlecht gelaunte Alec...
Doch noch ehe er irgendetwas erklären konnte, unterbrachen uns wieder die Stimmen, aus irgendeinem Grund hatte ich sie komplett vergessen.
Ich zuckte zusammen.
»...nur eine Routinemaßnahme, wir schauen nur kurz in die Räume rein, aber ihr Geruch ist auch verschwunden, sie wird vermutlich woanders hingegangen sein.«
Scheiße.
Mit großen Augen sahen Alec und ich uns an, während Lila sich über irgendetwas beschwerte.
Und dann setzte sich der Vic plötzlich ruckartig in Bewegung.
Erschrocken wollte ich zurückweichen, als er auf mich zusteuerte, doch wie immer behielt er in solchen Situationen den klareren Kopf.
Unbarmherzig packte er mich unter den Achseln und zog mich unsanft hoch, ich beschwerte mich stumm und sah ihn böse an, wollte mich von ihm losmachen - er sollte gefälligst seine kleinen Grabschehändchen von mir nehmen! - doch er hielt mich unerbittlich fest, sah mich noch finsterer an und versuchte mir wild gestikulierend irgendetwas klar zu machen.
Der spinnte doch!
Und da hielt Alec plötzlich inne, sah mich beinahe ungläubig an.
Was ist denn jetzt schon wieder mit dem los?!
Oh Gott, er machte mich wirklich verrückt!
Schnippisch wollte ich mich von ihm losmachen, doch da klopfte es plötzlich.
Ich erstarrte.
Mein Herz machte einen Aussetzer und ich wusste nicht, ob ich es mir einbildete, oder ob Alec mich tatsächlich etwas hinter sich zog.
»Hallo?«
Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass wir beide einfach komplett stumm gegen die Badezimmertür gestarrt hatten.
Panisch sah ich Alec an, seine vermaledeiten Hände umfassten immer noch meine Arme und ich wartete nur darauf, dass sein Gift durch den nassen Stoff sickern würde.
Wenn ich hier gleich anfangen würde, zu schreien, war das definitiv seine Schuld!
Das versuchte ich ihm auch irgendwie klarzumachen, während ich finster an meinen Armen zog, er sah mich warnend an, ließ mich langsam los und tat währendessen gerade so, als würde ich, jetzt, wo er mich losgelassen hatte, etwas furchtbar dummes tun.
Schließlich räusperte sich Alec, sah mich ein letztes Mal an und antwortete schließlich.
»Besetzt.«
Wow.
Ich wollte mir am liebsten gegen die Stirn schlagen. Oder ihm. Oder uns beiden.
Das war wirklich die beste Antwort, die ich seit Wochen gehört hatte und die uns in diesem Moment definitiv weiterhelfen würde...
Er sah mich finster an und sein Blick sagte eindeutig: Halt die Klappe und machs besser.
»Vic?«
Jetzt wirklich?
Also ernsthaft?!
Sie nannten ihn tatsächlich Vic?
In anderen Situationen hätte ich vermutlich eine höhnische Bemerkung abgelassen, aber in Anbetracht der Umstände ließ ich das wohl lieber bleiben...
Stattdessen machte ich einen weiteren Schritt nach hinten, da Alec definitiv zu nahe stand, was mir erneut einen bösen Blick seinerseits einbrachte und war nur heilfroh, dass ich währenddessen nicht gegen irgendetwas stieß und somit wohmöglich noch das ganze Haus einstürzen ließ.
Naja, so wäre diese Situation aber zumindest wenigstens gelöst...
Alecs Hände ballten sich zu Fäusten.
»Samuel«, erwiderte er schließlich und ich war mir ziemlich sicher, dass ich ihn noch nie so sprechen gehört hatte.
Es war merkwürdig - ehrlich, absolut und total merkwürdig - doch seine Stimme ließ mir kalte Schauer den Rücken hinablaufen.
Selbst ich hatte das Bedürfnis, den Kopf einzuziehen, so kalt, so... berechnend klang sie.
War das die Stimme eines Vic? Sprach er so mit seinem Clan?
Naja, abgesehen von Callahan und den Schülern, ganz zu schweigen von seiner aufdringlichen ihn-unbedingt-verkuppeln-wollenden Cousine Lila Callahan.
Ich hatte nämlich herausgefunden, dass Lila Callahans Neffin war und, dass Alec einmal ebenfalls Callahan mit Nachnamen geheißen hatte, durch sein Vic Dasein diesen Namen allerdinngs verloren hatte.
»Ehm...«
Samuels beinahe verunsicherte Stimme ließ mich wieder aufhorchen.
Er hatte doch nun wirklich nicht vor, hier herein zu kommen, oder?
»Wir... also... eine Routinemaßnahme, Sir.«
Sir?
Sir?!
Ich bemerkte nicht einmal, wie mein Mund aufklappte, während ich Alec vollkommen ungläubig ansah.
Er warf mir einen giftigen Blick zu, wie die Zicke, die er nun einmal war.
Und aus irgendeinem merkwürdigen, merkwürdigen Grund, den ich mal wieder absolut nicht verstand, sah er mich im nächsten Moment noch finsterer an.
»Ich bin beschäftigt Samuel. Was für eine Maßnahme?«
So sehr dieser verdammte Idiot mir manchmal auf die Nerven ging, er war ein guter Schauspieler, das musste ich ihm lassen.
Naja, abgesehen von seinem Gesichtsausdruck...
Den konnte man lesen, wie ein offenes Buch. Ob er das wohl wusste?
Unwichtige Gedanken!
»Ehm, ein Mädchen... also es müsste hier irgendwo sein.«
Dieser Samuel war auch nicht gerade die hellste Kerze auf der Torte, oder?
Ich trat noch einen Schritt zurück, lehnte mich dann vorsichtig gegen die Wand, denn, ob er jetzt sondelich schlau war oder nicht, er war immer noch ein Ven.
Ein Ven, der mich suchte, so nebenbei...
»Und du meinst nicht, ich würde bemerken, wenn sich ein Mädchen in dem Zimmer befindet, in dem ich gerade aufhalte?«, erwiderte Alec schließlich, seine Stimme förderte beinahe unwillkürlich Schauer auf meiner Haut hervor, dann warf er mir erneut einen kurzen Blick zu, schien irgendetwas zu überlegen, ich zuckte mit den Schultern, er schnaubte, schüttelte den Kopf und drehte sich dann wieder der Tür zu.
»Ja, also.. ehm, ja...«, stotterte Samuel und ganz offensichtlich ging er Alec genau so auf die Nerven, wie mir.
Wieder blickte Alec über seine Schulter, die schwarzen Haare hingen immer noch nass hinab, während meine Sachen trieften.
Und als sein Blick dann auf das Fenster hinter mir fiel, beschlich mich ein ungutes Gefühl.
Misstrauisch sah ich ihn an. Was hatte er vor?!
»Es ist nur so, die Vorschriften und...«
Konnte dieser verdammte Ven nicht einfach einmal die Klappe halten? Das hielt ja keiner aus...
Alec spannte sich aus irgendeinem Grund für einen Moment an, als würde ihm irgendein Gedanke kommen, doch schließlich seufzte er und verdrehte die Augen.
»Von mir aus. Wenn ich mich dann kurz nach anziehen dürfte.«
Was?!
Was tat er denn da?! Wenn er es vergessen hatte, ich stand immer noch hier. Genau hinter ihm!
»Natürlich«, hörte ich Samuel noch kleinlaut sagen, als Alec dann plötzlich herumwirbelte und auf mich zuhastete.
Erschrocken wich ich ihm aus, sah ihn vollkommen ungläubig an, während er den Griff des geschlossenen Fensters packte, ihn hinunterzog, es schließlich aufdrückte, während ich immer noch vollkommen verwirrt daneben stand und ihn am liebsten anfahren wollte, was zur Hölle er da tat, doch angesichts des Vens da draußen traute ich mich nicht einmal, meine Lippen zu bewegen.
Alec sah mich eindringlich an und deutete dann mit seiner Hand nach draußen.
»Geh, ich komme gleich nach«, raunte er so leise, dass ich mir ziemlich sicher war, dass ich es nicht gehört hätte, hätte ich nicht genau neben ihm gestanden.
Was?!
War der jetzt vollkommen übergeschnappt?!
Ich würde doch ganz Sicher nicht aus diesem verdammten Fenster springen! Er musste sich irgendwo den Kopf angeschlagen haben. Ernsthaft.
Alec sah mich noch finsterer an, deutete immer drängender nach draußen.
»Aruna!«, zischte er gereizt, ich hielt die Luft an, denn, da seine Stimme mich durchfuhr wie ein messerscharfer Dolch, war ich mir ziemlich sicher, dass Samuel es gehört haben musste.
Doch es geschah nichts.
Hatte er gerade wirklich seine Vic-Stimme an mir ausgelassen?! Vergiss es, nicht mit mir!
»Ich springe doch nicht aus dem Fenster! Bist du verrückt?!«, zischte ich ebenso leise und finster zurück, wie er und ich war mir ziemlich sicher, dass er für einen kurzen Moment wirklich darüber nachdachte, mich einfach aus dem Fenster zu schubsen.
»Vic?«
Die unsichere Stimme des Ven ließ uns beide wieder hochfahren.
»Moment!«, knurrte Alec gereizter als er sollte und als er mich dann wieder ansah, wollte ich wirklich einen Schritt zurückmachen, damit er nicht auf dumme Idenn kam, er allerdings schien das nicht wirklich toll zu finden.
Seine Hand schnellte nach vorne, er packte meinen Arm.
»Komm jetzt!«, knurrte er, währennd ich mich wütend wieder lösen wollte.
»Spring doch selber!«, blaffte ich ihn wütend an, völlig entnervt schnaubte er.
»Ach ja und du plauderst dann schön mit Samuel, richtig?!«
Beleidigt wollte ich die Arme vor der Brust verschränken, was angesichts seines Griffes um meinen Arm allerdings nicht wirklich ging, es sei den ich wollte Nase an Nase bei ihm stehen, was definitiv nicht der Fall war.
Da mir übrigens keine Antwort auf seine Frage einfiel, blieb ich einfach still. Irgendwo wusste ich ja, dass er Recht hatte, aber das würde ich natürlich niemals zugeben. Zumindest nicht vor ihm.
»Siehst du!«, zischte er vielleicht etwas zu laut, ich sah verwirrt zu ihm auf.
»Hä?«
»Was?«
Ob es ihm wohl etwas ausmachen würde, wenn ich ihn einfach aus dem Fenster schubsen würde?
»Du nervst, weißt du das«, knurrte ich also stattdessen, er blickte noch finsterer drein.
»Wer ist denn bei mir aufgetaucht?«
Und erst da schien mir wieder richtig einzufallen, warum ich eigentlich hier war.
Meine Augen weiteten sich.
»Wir müssen uns beeilen«, hauchte ich, nun schaute er mich verwirrt an.
Doch das kümmerte mich nicht, ich war mir nicht einmal mehr sicher, ob ich es in diesem Moment wirklich mitbekam.
Mein Kopf schoss in die Höhe, bei meinen stummen Gedanken hatte ich ihn wohl hinabgeneigt.
»Wir müssen uns beeilen Alec!«
Alec zuckte zusammen, drückte fester zu, so dass es beinahe wehtat, ich zischte auf, erschrocken ließ er wieder etwas locker.
»Was war das?«
Samuel.
Alec sah mich warnend an, meine Augen weiteten sich.
Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie laut ich gesprochen hatte.
»Sei still«, zischte Alec, sah dann zur Tür.
»Mein Handy mein Gott, entspann dich...«
Ich hatte nicht einmal gewusst, dass Alec so etwas wie ein Handy überhaupt besaß... Samuel blieb still.
»Also«, brummte Alec, als er sich wieder mir zuwand.
Er ruckte mit dem Kopf zum Fenster.
»Wenn wir uns beeilen müssen, dann springst du da jetzt runter.«
Und ich wusste, dass er Recht hatte. Meine Schultern sanken hinab. Das konnte ja wohl nicht wahr sein...
Ich glaubte nicht, dass ich das wirklich tat...
Ich musste vollkommen verrückt sein...
Langsam machte ich einen Schritt nach vorne und spähte vorsichtig hinab.
Oh Gott.
Das konnte er sowas von vergessen! Da würde ich mich dann doch lieber unter dem Duschvorhang verstecken.
»Ich mach das nicht«, stellte ich entschlossen klar und drehte mich mit verschränkten Armen wieder um, mittlerweile hatte er meinen Arm übrigens losgelassen, da er wohl der Meinung war, ich würde nun tun, was er von mir verlangte.
Völlig entnervt ließ er die Arme sinken und schloss eine Sekunde länger, als es nötig gewesen wäre, die Augen, als würde ich ihn furchtbar anstrengen.
»Meine Fresse Davis...«, stöhnte er ziemlich am Ende, ich starrte ihm stur entgegen.
Wären wir beide doch nur nicht so dickköpfig...
»Das ist zu hoch«, entgegnete ich einfach trotzig, während ich mich fragte, ob Samuel sich wohl langsam wunderte, wie lange Alec zum anziehen brauchte.
Alec sah währenddessen übrigens so aus, als würde er mich am liebsten würgen.
»Du bist auch hochgekommen. Jetzt.Geh.Endlich.«
Aber ich war nun einmal stur...
»Ja, da hast du mir aber auch hochgeholfen!«
»Ich kann dir gerne wieder runterhelfen!«
Böse funkelte ich ihn an und hielt mich demonstrativ am Rahmen des Fensters fest, damit er ja nicht auf dumme Ideen kam...
»Du bist das anstrengenste, nervigste und dickköpfigste Mädchen, dass ich jemals kennengelernt habe, weißt du das eigentlich?!«
Vollkommen am Ende, rieb er sich die Schläfe.
Beleidigt hob ich meine Brauen.
»Und du bist...«
Doch was er war würden wir niemals erfahren - ich war mir nebenbei ziemlich sicher, dass es etwas furchtbar erwachsenes gewesen wäre - denn da klopfte es plötzlich erneut.
»Vic?«
Mein Herz machte einen kleinen Aussetzer, Alec wurde immer unruhiger.
»Moment!«, knurrte er, dann wurde an dem Griff der Tür gezogen.
»Er macht nicht auf«, hörte ich Samuel zu irgendjemandem sagen und da bekam ich wirklich Panik.
»Geh jetzt!«, zischte Alec, schubste mich noch einen Schritt auf das Fenster zu.
Ich schloss meine Augen und doch wusste ich, dass ich keine andere Wahl hatte.
Zittrig hielt ich mich am Rahmen fest, hob dann ganz langsam mein rechtes Bein.
»Ich hasse dich«, murmelte ich leise vor mich hin, was ihn allerdings nicht einmal zu kümmern schien.
Ich hasste ihn wirklich...
Langsam schwang ich mein Bein über den Sims, vergewisserte mich noch einmal, dass da unten auch wirklich keiner stand, Alecs ungeduldiger Blick bohrte sich zwischen meine Schulterblätter, das Blut gefror in meinen Adern.
»Ich werde mir alle Knochen brechen«, hauchte ich vollkommen ungläubig, kam einfach nicht damit klar, dass ich diesen Mist hier wirklich tat.
Dass er mich dazu brachte, so ein Selbstmordkommando zu beginnen...
»Geht das auch schneller?«
Arsch.
Ich warf ihm einen giftigen Blick über meine Schulter zu, er stand völlig ungerührt da.
Vielleicht war er ja schon öfter aus seinem Fenster gesprungen, aber ich war nun einmal kein kompletter Psychopath und benutzte die Tür, um aus meinem Haus zu kommen!
»Tut mir leid, ich springe nicht so oft aus dem zweiten Stock«, fauchte ich wirklich, wirklich gereizt.
Das war sonst vielleicht nicht meine Art, aber die Aussicht gleich vollkommen ohne Halt zu fallen, stimmte mich eben nicht gerade rosig...
Und dann donnerte es plötzlich wieder heftig gegen die Tür.
Ich zuckte so sehr zusammen, dass ich mich hastig an den dunklen Rahmen klammern musste, um nicht zu fallen, der Wind in Kombination mit meinen klitschnassen Sachen bereitete mir eine Gänsehaut.
Alec sah mich drängend an.
Ich war sowas von bescheuert...
»Wenn ich sterbe, ist das deine Schuld!«, zischte ich noch, kniff meine Augen dann ganz fest zusammen, denn ich wollte ehrlich nicht wissen, wie weit es nach unten ging.
Und dabei hatte ich normalerweise nie Probleme mit der Höhe gehabt.
Sag ich ja, Alec brachte einfach alles durcheinander...
Und als es dann ein drittes Mal heftig gegen die Tür donnerte, ließ ich los.
Mein Herz setzte aus, ich unterdrückte einen Schrei, der Wind ließ mich erzittern und dann krachte ich wie ein schlafer Sack Mehl und alles andere als elegant auf den Boden und hier wurde wieder mal deutlich, dass ich definitiv nicht mit Katzen verwandt war.
Keuchend landete ich rittlings auf dem Boden, meine Knie knickten ein, freudig kletterte der Schmutz auf meine nassen Sachen, mein Gesicht landete geradewegs im Gras.
Au.
Verdammt Au!
Wehleidig rollte ich mich auf den Rücken und hielt meinen Ellebogen, der gegen irgendetwas Hartes gestoßen war, meine Haare verteilten sich überall auf dem Boden, auch auf ihnen verteilte sich mit freudiger Begeisterung der Dreck, meine Sachen klebten nass an mir.
Und dann streckte dieser Idiot von Ven auch noch beinahe prüfend seinen Kopf aus dem Fenster, als würde er sich versichern wollen, dass ich noch lebte.
Als er mich vollkommen ausgebreitet auf dem Boden sah, hob er eine Braue und ich hatte das unglaubliche Bedürfnis, im jegliche Schimpfwörter, die mir bekannt waren, an den Kopf zu schleudern.
Allerdings ging mein Atem immer noch unheimlich schwer, ganz zu schweigen von meinem rasenden Herzen, dass ich es einfach bei einem vernichtenden Blick beließ.
Und dann verschwand sein Kopf wieder, auch wenn mir nicht unbemerkt blieb, dass er die sturmgrauen Augen verdrehte.
Ich hasste diesen Jungen.
Gott war ich froh, wenn das hier alles vorbei war, dann musste ich ihn nie wieder ertragen...
Vielleicht würde ich dann ja doch auswandern...
Apropos! Hastig richtete ich mich auf, ignorierte mein hektisches Herz und drückte mich direkt unter das Fenster an die Hauswand, damit sie mich nicht gleich wie einen gestrandeten Wal auf dem Boden liegen sehen würden.
Na hoffentlich war Alec schlau genug, sie das Fenster nicht öffnen zu lassen.
Die Sekunden schienen wie Minuten zu vergehen, mein Herz war wohl wirklich nicht gewillt die Klappe zu halten, ich zitterte am ganzen Körper, der Wind machte es nicht gerade besser, ganz zu schweigen von meinen nassen Klamotten und ich verfluchte Alec einmal mehr für diese bescheuerte Aktion.
Er hätte mir sein dämliches Shampoo ja auch einfach so geben können...
Apropos, dieser fürchterliche Gestank verschwand einfach nicht. Dämliche Kiefern und ich hatte beinahe das Gefühl, als würde er genau vor mir stehen, als würden uns bloß wenige Zentimerter trennen...
Und als ich mir ziemlich sicher war, dass sie mein Herz nun hören mussten, näherten sich plötzlich Schritte.
Ich fuhr hoch und im nächsten Moment bekam ich eine Jacke an den Kopf geknallt, erschrocken fing ich sie auf und sah Alec ungläubig an.
Er zuckte mit den Schultern.
»Ist eh nicht meine.«
Misstrauisch betrachtete ich das dunkelbraune etwas.
»Wem gehört die?«
Wieder zuckte er einfach mit den Schultern und ich überlegte einen Moment tatsächlich, ob ich ihm das blöde Ding wiedergeben sollte.
Andrerseits war es verdammt kalt und... ach was solls.
Hastig schlüpfte ich in die eindeutig zu große Jacke und zweifelte langsam daran, ob sie nicht vielleicht doch ihm gehörte.
Denn ob es nun die Jacke war, die nach Kiefern roch, oder ich, konnte ich absolut nicht mehr unterscheiden.
Unsicher sah ich zum Badezimmerfenster auf.
»Sind sie weg?«
Alec seufzte und schüttelte den Kopf.
»Nein. Du kannst von Glück reden, dass Lila und Missy aus irgendeinem Grund durch ihre Beschreibung noch keine Verbindung zu dir gezogen haben... Ich habe gesagt, dass ich draußen gucken gehe.«
Ich seufzte und lehnte mich gegen die Wand. Warum musste das auch alles so verdammt komplizert sein?!
»Also?«
Verwirrt sah ich Alec an, er verschränkte die Arme vor der Brust und hob eine seiner Brauen.
»Warum bist du hier?«
Oh.
Nein.
Stimmt.
Und da begann mein Herz wieder schneller zu schlagen, mittlerweile war ich mir ziemlich sicher, dass das absolut nicht mehr gesund war.
Der schwarzhaarige Ven sah mich auffordernd an und es schien beinahe so, als würde der Wind sein Haar langsam trocknen, während meins immer noch nass an meinem Rücken klebten.
Ich seufzte.
Okay, wie konnte ich ihm das wohl am besten sagen, ohne, dass er mir gleich den Kopf abreißen würde?
Und da schien Alec plötzlich misstrauisch zu werden.
Er machte einen Schritt nach vorne, ich wollte einen Schritt zurücktun, doch zu meinem Pech war da ja diese bescheuerte Wand.
Die Intensität, mit der er mich musterte, machte mir Angst und ich wusste absolut nicht, woher jetzt diese verdammte Gänsehaut kam.
Alec ballte die Hände zu Fäusten und dann war da plötzlich dieser Ausdruck in seinem Gesicht, den er einmal wieder nicht vergbergen konnte.
War das etwa... Sorge?
»Was ist los?«
Seine Stimme war nicht laut, um genau zu sein war sie sogar beinahe leiser als normal und doch hatte ich das Gefühl, er würde ich anschreien.
Meine Lippen schienen in diesem Moment merkwürdig schwer, ich hatte absolut keine Ahnung, was ich sagen geschweigeden tun sollte.
Was würde er machen, wenn ich es ihm einfach so sagen würde? Ich meine, ich für meinen Teil zumindest hing an meinem Leben und...
»Aruna!«
Ich zuckte zusammen, er sah mich drängend an, seine Augen blitzten misstrauisch auf.
»Warum bist du hier?«
Und ich wusste, jetzt würde es keinen Ausweg mehr geben. Zumindest nicht, wenn Alec mein Gegenüber war. Es würde ja doch nichts bringen und was hatte ich eigentlich erwartet?! Immerhin war ich gekommen, um ihm diese Nachricht zu überbringen.
Mein Kopf sank hinab. Okay, fangen wir mit kleinen Schritten an...
»Sie wollen, dass ich Alpha werde.«
Wow Aruna, super kleine Schritte...
»Was?«
Alec sah mich ungläubig an und trat doch keinen Schritt zurück. Warum genau musste er noch mal immer so nah kommen?!
»Aber ich dachte das geht ni-...«
Und dann stockte er.
Vollkommen verwirrt schüttelte er den Kopf und während er ein ungläubiges Schnauben von sich gab, weigerte ich mich immer noch, ihn anzusehen, erwachsen wie ich nun einmal war.
»Und deshalb hatte ich gerade den stressigsten Moment meines Lebens?! Weil du Werwolfprobleme hast?!«
Giftig schoss mein Kopf hoch, ich funkelte ihn wütend an.
»Du bist das größte Arschloch, das ich jemals kennengelernt hab, weißt du das eigentlich?!«
Wie konnte ein einziger Mensch so verdammt undankbar sein?!
»Ich meine, ich riskier hier gerade wirklich Kopf und Kragen, um dich zu warnen, hintergehe mein Rudel nebenbei komplett, aber für den werten Herr ist das natürlich mal wieder nicht gut genug!«
Völlig entnervt raufte ich meine roten Haare und es schien beinahe so, als wäre es Alec, der meine Worte als erstes von uns beiden begriff.
Und erneut: Ich war nicht auf der Höhe meiner Selbst...
»Was hast du gesagt?«
Verwirrt sah ich ihn an, während ihm seine Gesichtszüge weiter und weiter entglitten.
»Hä?«
Es wirkte beinahe so, als würde Alec mich am liebsten schütteln. Er machte einen weiteren Schritt auf mich zu, ich war kurz davor, einfach meinen Arm auszustrecken, damit er nicht näher kommen konnte.
»Du hast gesagt, dass du mich warnen willst. Wovor?«
Oh.
Mein Mund öffnete sich, ohne, dass ein Wort rauskam, schloss sich dann wieder, während Alec immer unruhiger zu werden schien und aus irgendeinem Grund machte auch mich sein Verhalten nervös, unruhig trat ich von einem Bein auf das anderen.
»Aruna!«
Ich zuckte zusammen.
»Was ist los?! Und wehe ich muss dir jetzt jedes einzelne Wort aus der Nase ziehen, dazu habe ich jetzt wirklich keinen Nerv!«
Ich seufzte schwer. Und es würde ja doch nichts bringen...
Ich traute mich nicht, ihn anzusehen und war mir ziemlich sicher, dass ich der schrecklichste Feigling war, den die Welt jemals gesehen hatte.
»Sie... sie wollen kommen... die Garde, heute Nacht, sie wollen... die Schüler, dich...«
Und auch wenn er es mir angedroht hatte, ich bekam einfach kein einziges Wort mehr heraus.
Alec erstarrte, wurde blasser und blasser und dann packte er plötzlich meine Schultern, ich riss erschrocken meinen Kopf hoch und sah ihn mit großen Augen an, noch nie hatte ich ihn so panisch gesehen.
»Was Aruna?! Was wollen sie?!«
Und da schüttelte er mich tatsächlich, als würde ich so schneller antworten.
Und ich war mir ziemlich sicher, dass er die Antwort kannte.
»Hör auf«, hauchte ich und schüttelte den Kopf.
»Hör auf Alec.«
Er ließ meine Schultern nicht los und ich war ehrlich froh, dass der Stoff der Jacke mich schützte.
Trotzdem hörte er auf, mich wie ein stummes Objekt hin und her zu schütteln, als würde ich so mehr sagen.
Er schüttelte den Kopf, wurde blasser und blasser und in diesem Moment erkannte ich den Kampf in seinen Augen.
Er wusste es und wollte sich doch einreden, dass es nicht so war.
»Was wollen sie?«, hauchte er schließlich erneut, alles an ihm schien langsam zu erschlaffen.
Ich seufzte und doch kannte ich Alec mittlerweile doch irgendwie so gut, dass ich wusste, dass er ohne eine wirkliche Antwort nicht locker lassen würde. Ein komischer Gedanke...
Und ich wusste nicht, ob mir jemals Worte so schwer gefallen waren wie meine Nachfolgenden.
»Du, weißt, was sie wollen. Das, was sich Lykanthrop und Ven eigentlich immer gewünscht haben.«
Und das war wohl der Moment, in dem Alec vollkommen ausrastete.
»Nein.« Eigentlich war es kaum mehr als ein Keuchen und doch schien es mir durch Mark und Bein zu gehen.
Und als Alec dann plötzlich mit voller Wucht gegen die Hauswand direkt neben meinem Kopf schlug, zuckte ich so heftig zusammen, dass meine Beine für einen Moment einknickten, ich mich hastig an die Mauer klammerte.
Oh nein. Das würde kein gutes Ende nehmen.
»Nein!«
Alec war in diesem Moment nicht wirklich er selbst und ich hatte absolut keine Ahnung, was ich tun sollte.
»Al-«, wollte ich vorsichtig ansetzen, doch er unterbrach mich einfach, lief wie ein Verrückter hin und her, raufte sich das tiefschwarze Haar, sein Gesicht spiegelte das pure Entsetzen.
»Nein!«
Und dann hielt er plötzlich mit einem Mal inne, sein Verhalten machte meine eigenen Gefühle ganz wirr und aufgewühlt und als er mich dann plötzlich mit diesem Blick, mit diesem tief getroffenen Blick ansah, wusste ich nicht, warum die Luft einfach nicht mehr durch meine Lungen dringen konnte.
Alec trat einen Schritt auf mich zu.
»Sag mir«, keuchte er, seine Stimme stockte, ganz offensichtlich war er für einen Moment nicht in der Lage, irgendetwas zu sagen.
Und gerade, als ich etwas erwidern wollte - zumindest irgendetwas - sprach er einfach weiter.
»Sag mir, dass du nicht mitkommst. Sag mir, dass sie dich nicht zwingen...«
Und jetzt wusste ich, worauf er hinaus wollte.
Es traf mich selbst wie tiefes, kaltes Eis, irgendwie irgendwo mitten ins Herz.
Ich senkte meinen Blick.
Denn ich würde mitkommen.
»Bitte.«
Noch nie in meinem Leben hatte ich einen Ven flehen gehört, bis vor wenigen Monaten war ich mir sogar ziemlich sicher gewesen, dass sie überhaupt keine Gefühle besaßen, doch jetzt tat ich es.
Ich hörte einen Ven flehen - einen Vic.
Ich brauchte gar nicht erst zu antworten, denn Alec wusste, was ich sagen würde.
Denn mal ehrlich, wann hatten wir beide denn irgendwann jemals Glück?
Es war ein merkwürdiger Moment irgendwie.
Bis jetzt hatte ich den schwarzhaarigen Jungen vor mir nur einmal so aufgelöst gesehen. Und das war, als sein Ami gewaltsam umgekommen ist.
Einen Moment, den ich nie wieder vergessen würde...
Und dann, plötzlich, einfach so, ohne eine Erklärung zu geben, packte Alec meinen Arm und rauschte einfach los.
Mein Herz machte einen erschrockenen Sprung, er blickte entschlossen nach vorne, während er unerbittlich auf den Wald zusteuerte, ich wollte mich gegen seinen Griff stemmen, doch er ließ mir keine Möglichkeit auf Flucht.
»Was hast du vor?!«
Ich durchbohrte seinen Hinterkopf mit scharfen Blicken, doch er gab mir einfach keine Antwort, während ich unbeholfen hinter ihm herstolperte.
Okay, jetzt machte er mir Angst.
»Alec?«
Er festigte seinen Griff, wir durchbrachen den Wald, ich erzitterte bei der plötzlichen Kälte, die mich durch den Schatten empfing, kein Wort verließ seine Lippen.
Okay. Jetzt wurde ich sauer.
Ich hasste es, wenn er das tat!
»Hey!«
Keine Reaktion.
»Hör auf damit!«
Er hörte nicht auf. Sein Griff wurde fester.
»Alec!« Nichts.
Er umklammerte meinen Arm, als wäre er das letzte, was ihn vorm Untergehen hinderte, während ich beinahe gegen einen Baum krachte, weil dieser verdammte Idiot der Meinung war, wie ein Berserker durch den Wald zu jagen und mich dabei vollkommen stumm hinter sich her zu schleudern.
»Au!«, fluchte ich, als er noch fester drückte, »du tust mir weh!«
Und da hielt Alec plötzlich ruckartig inne, ich allerdings war noch so sehr im Hetzgang gefangen, dass ich gegen ihn knallte, er taumelte zurück, ich hielt mich im letzten Moment und sprang dann beinahe hysterisch einen Schritt zurück, als wäre er giftig.
War er ja auch.
Vollkommen genervt schnaubte ich, sah ihn wütend an und stemmte meine Hände in die Hüfte, wie es Lumina immer tat.
»Was soll der Scheiß?!«, fuhr ich ihn an.
Er sollte jetzt gefälligst nicht schon wieder den Kopf verlieren! Das würde uns ganz sicher nicht helfen!
Sein Atem ging schnell und in diesem Moment erinnerte er mich beinahe an ein gehetztes Tier.
Oh bitte Alec, tu mir das nicht an...
Und da schloss der Ven plötzlich die Augen, atmete ein paar Mal tief durch, als würde er tatsächlich versuchen, sich zu beruhigen, ich blieb stumm, hätte auch nicht wirklich gewusst, was in diesem Moment die besten Worte gewesen wären.
Und dann öffnete er plötzlich mit einem Ruck die Augen. Auch wenn in ihnen immer noch dieser unglaubliche Sturm tobte, so bemühte er sich doch krampfhaft, ruhig zu atmen.
»Wir gehen an den Ort, an dem...«, er stockte, schluckte schwer.
Was zur Hölle war mit ihm los?!
Und dann sah er mir plötzlich vollkommen ernst in die Augen.
»Den Ort an dem... Ylva und Fenris, deine Geschwister und... und Mik gefunden wurden.«
Ich erstarrte.
Meine Kehle schien vollkommen trocken. Und da schienen wir auf einmal die Rollen zu tauschen.
Mein Herz setzte einen Moment aus, ein kalter, ein grausamer Schauer erfasste meinen Körper. Und dann schüttelte ich den Kopf.
Ich schüttelte so wild und heftig den Kopf, dass er mich für eine Wahnsinnige halten musste.
Niemals. Niemals!
»Vergiss es!«, meine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen und trotzdem meinte ich jedes Wort, wie ich es sagte.
An diesen Ort würde ich nie, niemals gehen, das hatte ich mir geschworen!
Ich hatte es mir geschworen...
Und dann wirbelte ich einfach herum, wollte überall hin nur weg von hier, weg von dem Weg zu ihrem Leid, ich wollte das nicht!
Niemals!
Doch Alec schnellte vor, bekam meine - oder seine? - Jacke zu fassen und ließ mich herumschnellen.
Ich taumelte nach vorne, er hielt mich, ich schüttelte weiter wie wild mit dem Kopf, wollte einen Schritt nach hinten machen, er ließ mich nicht gehen.
Und in diesem Moment verlor ich den Kopf, während Alec seinen wiederfand...
»Aruna!«
Ich schüttelte mit dem Kopf. Nein!
»Aruna!«
Nein, nein, nein, nein, nein!
Niemals!
»Hör mir zu!«
Der Tonfall seiner Stimme erschreckte mich so sehr, dass ich für einen Moment erstarrte und so sehr ich mich auch gegen diesen Gedanken sträuben wollte, in diesem Moment kam ich mir vor, wie ein dummes kleines Kind, dass von ihrer Mutter getadelt wurde.
Alec blickte eindringlich zu mir hinab, umklammerte den Kragen meiner Jacke mit seinen Händen und es war beinahe so, als würde er mich so aufrechter stehen lassen.
»Jetzt solltest du nicht den Kopf verlieren!«
Und ich war in diesem Moment wohl viel zu wirr, als das ich hätte bemerken können, was mit diesem Satz nicht stimmte.
Ich sagte nichts, starrte ihn einfach weiter mit großen Augen an.
Er seufzte schwer, schloss für einen Moment die Augen, schien sich beinahe irgendwie zu sammeln. Dann öffnete er sie wieder.
»Glaub mir, das ist der letzte Ort, an dem ich sein möchte.«
Verwirrt schüttelte ich den Kopf, sträubte mich immer noch wie wild und vehement gegen diesen Gedanken.
»Warum tust dus dann?«
Meine Stimme war nicht mehr als ein Hauchen. Denn ich verstand es nicht. Ich verstand es ehrlich und aufrichtig und wirklich nicht.
Sein Kopf sank etwas hinab, beinahe berührten seine Haare meine Stirn. Er musste verrückt sein...
»Du hast doch gesagt, dass du Alpha werden sollst?«
Was hatte das denn jetzt damit zu tun?
Verwirrt zog ich die Stirn kraus und doch beruhigte sich mein hektisch hin und her springendes Herz nicht.
Er sah mich auffordernd an und ich war mir ziemlich sicher, dass wir ein wirklich, wirklich merkwürdiges Bild abgaben.
»Ja, aber...«
Ich sprach nicht weiter, wüsste auch gar nicht, was ich sagen sollte.
Beinahe zufrieden nickte Alec, als würde das alles erklären. Mein Kopf allerdings wurde immer wirrer...
»Also«, murmelte er schließlich, ich verstand nichts mehr und trotzdem machte mir sein eindringlicher Blick Angst. Irgendwie.
Alec seufzte.
»Wenn wir...«, er stockte, schien sich dann allerdings selber anzufahren, sich gefälligst zusammenzureißen.
Er festigte den Griff um meinen Kragen, atmete dann tief durch.
»Wenn wir nur irgendwelche Hinweise auf Hybriden finden würden... Du könntest sie überzeugen, nicht zu gehen, könntest sie überzeugen, dass es Hybriden waren...«
Und in diesem Moment brachte ich es nicht übers Herz, ihm die Sache mit Hass zu erklären, dass er Leute unrational handeln ließ, selbst wenn eine andere Lösung so viel offensichtlicher schien.
Denn in diesem Moment war Alec wohl der hoffnungsvollste Mensch, der in diesem Universum atmete.
Ich ließ meinen Kopf sinken, Alec spannte sich kurz an, schien über irgendetwas nachzudenken und schüttelte dann ganz leicht, beinahe unbewusst den Kopf.
Ich hatte schon lange aufgehört, nach einer Antwort zu suchen, was das zu bedeuten hatte...
»Also?«, fragte der Ven schließlich, für einen Moment vergaß ich wohl irgendwie, wie man atmete.
Und ich wusste nicht, was mich dazu bewegte, ihm diesen Gefallen zu tun. Eigentlich widersprach es jeglicher Logik - meiner Logik - machte absolut keinen Sinn und stellte sich gegen alles, was ich zuvor noch so vehement gedacht hatte.
Doch vielleicht war es ja sogar seine Hoffnung, die mich antrieb. Konnte die Hoffnung eines anderen einem selber Hoffnung schenken? Funktionierte nicht so irgendwie das Prinzip der Hoffnung?
Ach das war doch alles viel zu verwirrend und unlogisch und... Und trotzdem nickte ich.
»Okay.«
Ich war eben ein Mensch ohne Logik.
Zumindest seit er aufgetaucht war.
Beinahe erleichtert atmete er aus und trotzdem wurde das unwohle Gefühl mit jedem Schritt größer und größer, den ich auf jene schicksalshafte Stelle hinmachte.
Ich wollte es nicht, wirklich nicht...
Und trotzdem tat ich es.
Alec und ich schwiegen. Wir wechselten kein einziges Wort mehr miteinander und es war wieder einer jener Momente, in denen wir lieber nicht redeten.
In denen wir zusammen waren und doch irgendwie alleine. Das war ein Weg - ein Marsch - den wir beide alleine durchstehen mussten.
Es war beinahe so, als spürte mein Körper, dass in der Nähe etwas Schreckliches passiert war, etwas, das ich niemals mehr vergessen sollte.
Mir wurde schlecht, meine Hände wurden schwitzig, es war als würde mir das Blut in den Adern gefrieren, dieses unwohle Gefühl schien langsam alles zu übernehmen.
Ich wollte das nicht...
Ich wusste nicht, was ich erwartet hatte.
Vielleicht, das grausamste Bild, dass ich jemals gesehen hatte, ein Meer voller Blut, verdörrten Boden, umgekrachte Bäume, ein See voller Tränen, andere Luft, die einen kaum atmen ließ, Sumpf, in dem man versinken konnte - in dem ich versinken wollte.
Und doch war es nur eine Lichtung. Eine einfache Lichtung, blühende Wiese, die Sonne schien hell hinab, ließ das Gras im richtigen Winkel beinahe golden erstrahlen.
Und doch schien es wohl der schrecklichste Ort, an dem ich jemals gewesen war.
Nicht, weil er schrecklich aussah, weil der grausame Geruch von Blut in der Luft hing, weil er das pure Bild der Zerstörung zu sein schien.
Einfach, weil sie dieses Gefühl war. Die Lichtung meine ich.
Das Wissen, was hier geschehen war.
Es war dumm herzukommen...
Meine Knie begannen zu zittern, ich wollte mich am liebsten irgendwo festhalten, denn in diesem Moment drohte ich unterzugehen.
Hier waren sie... hier waren sie... hier waren Yve und Fen und... und Mik...
Und in diesem Moment war ich mir wirklich sicher, dass es nicht nur meine eigene Trauer war, die mich erfasste. Es war ein anderes Gefühl von Trauer und ich wusste nicht, woher es kam.
Schließlich räusperte sich Alec, auch er hatte bestimmt drei Minuten vollkommen ausdruckslos auf die Lichtung gestarrt, doch jetzt schien er sich wohl irgendwie zusammenzureißen.
»Los«, murmelte er, hielt kurz inne und auch wenn er versuchte, es zu verbergen, so merkte ich doch sehr wohl, dass er sich für einen Moment fangen musste.
Ich weiß, dass das für dich auch nicht leicht ist, du verdammter, stolzer, stolzer Idiot...
Er warf mir einen merkwürdigen Seitenblick zu, seine Hände ballten sich zu Fäusten, dann redete er weiter.
»Sieh nach, ob du irgendetwas findest...«, meinte er einfach und schritt an das andere Ende der Lichtung, hatte es offensichtlich ziemlich eilig, von mir weg zu kommen.
Ob ich wohl jemals aus ihm schlau werden würde? Vermutlich nicht...
Seufzend trat ich einen Schritt auf die Lichtung, alles in mir sträubte sich, widerwillig stellten sich die kleinen Härchen auf meinen Armen auf.
Wenn ich das überleben würde...
Und je weiter ich auf die Lichtung trat, je mehr mir ihre... normalität - ihr grausam normaler Anblick bewusst wurde - desto schlechter wurde mir und desto mehr hegte ich das Verlangen einfach wie eine Verrückte kreischend abzuhauen, mich unter meinem Bett zu verstecken und nie, nie wieder hervorzukommen.
Aber das tat ich natürlich nicht...
Denn vielleicht hatte Alec ja doch irgendwo Recht, das versuchte mir zumindest eine hoffnungsvolle, kleine, naive Stimme einzureden. Vielleicht konnte ich mein Rudel überzeugen.
Aber Hass... hör auf!
Denk nicht so, nicht jetzt!
Also ging ich zittrig in die Knie, langsam legten sich meine Hände auf das warme Gras, meine Haaren fingen an, sich wieder um mein Gesicht zu kräuseln, ich schloss die Augen, das unwohle Gefühl wurde immer stärker, ich wurde unruhig, mein Herz schlug beinahe unsicher, ich horchte auf, verstand nicht, was in diesem Moment mit mir los war.
Und doch hätte ich es wissen müssen.
Ich hätte es wissen müssen. Ich hätte so viel verhindern können. So unglaublich viel... und ich bereute es. Ich bereute es so unglaublich, so schmerzlich, so tief.
Denn wir waren so dumm gewesen.
Auf einmal war da dieser Geruch.
Blut.
Ich riss meine Augen auf, mein Herz machte einen entsetzten Aussetzer, ich hatte nicht einmal mehr die Gelegenheit, ihn zu warnen.
Zu schreien. Irgendetwas zu tun.
Es war einfach... zu spät.
Alecs Kopf schoss alarmiert in die Höhe, mein Mund öffnete sich entsetzt, und doch konnte ich nichts tun.
Einfach nichts tun.
Es sprang ab.
»Alec!«
Es war ein entsetzer, ein zutiefs panischer Schrei, ich wollte aufspringen, wollte rennen, laufen schreien, doch es traf ihn.
Die Gestalt des wirren Geschöpfes - des Hybriden - traf den Jungen einfach mitten im Rücken, Alec ging keuchend zu Boden, das struppige Fell des Monsters schien verkrustet von Blut, es jaulte beinahe erfreut auf, seine roten Augen flammten wahnsinnig, Alec schrie auf, als es zubiss.
»NEIN!«
Es ging schneller, als ich es je erklären könnte.
Ich sprang auf, schaffte es nicht, einen klaren Gedanken zu fassen, rannte los, das Biest war vollkommen wahnsinnig, die Angst packte mich, alles drehte sich, nicht er, meine Finger kribelten, Alec wollte sich wehren, das Biest drückte ihn einfach zu Boden jaulte und kleffte erfreut auf, ich spürte meine Mischlingsgestalt, in diesem Moment konnte ich mich nicht einmal in meinen Wolf verwandeln denn da war diese unglaubliche Angst.
Diese alleseinnehmende Angst, die mich nicht klar denken ließ.
Alec! Nein! Es biss zu. Nein!
Alec schrie und schrie, nie wieder würde ich diese Schreie vergessen, diese unglaubliche Qual in ihnen. Nie wieder
Und dann krachte ich gegen das Biest.
Beschütz ihn!
Immer und immer wieder schrie mir irgendjemand diesen Satz zu, ich donnerte das Wesen mit voller Wucht von dem schwarzhaarigen Jungen, Blut.
Der Geruch von Blut.
Nein.
Doch in diesem Moment konnte ich einfach nicht mehr denken. T
öte es! Töte es! Er hat ihnen das angetan!
Ungehalten knurrte ich auf, wir krachten auf den Boden, sein wuchtiger Körper presste jegliche Luft aus meiner Kehle, ich steuerte nicht einmal, was ich da tat.
Beschütz ihn!
Ich biss zu, verharkte mich in seiner Schulter, es jaulte auf, schleuderte mich von sich, ich krachte mit voller Wucht gegen einen Baum, irgendetwas knackte, ich jaulte auf, sank auf den Boden, es kam auf mich zugehechtet, seine roten Augen vollkommen wahnsinnig, beinahe erfreut aufgerissen.
Denn es war auf Jagd.
In diesem Moment wurde es mir mit einem mal klar.
Es jagte.
Und wir waren seine Beute.
Nein! Er würde mir nichts tun!
Ich würde ihn töten!
Alles um mich verschwamm, ich konnte nur noch diesen scheußlichen Hybriden sehen, die Kehle voller messerscharfer Zähne und dann sprang ich ab.
Ich traf ihn in der Luft, ein schreckliches Geräusch auf der stummen Lichtung.
Meine Hände, die sich in meiner Mischlingsgestalt zu Klauen verform hatten, rissen seine Brust auf, das Adrenalin durchströmte meine Venen, er heulte auf, wir krachten zu Boden und trotzdem hörte der Hybrid nicht auf.
Mein Bein knickte weg, es riss mich zu Boden, ich wehrte mich knurrend und jaulend und heulend, das tiefschwarze Blut aus seiner Brust tropfte wie Tinte auf meine Haut, bereitete mir beinahe Schmerzen, es schnappte nach mir, ich holte hastig Luft, stemmte ihn mit meinen Beinen von mir, schleuderte es weg und doch bohrten sich seine Messerscharfen Krallen im letzten Moment in mein Bein.
Ich schrie auf, ein Laut zwischen Jaulen und Keuchen und dann war da plötzlich dieses unregelmäßige Pochen eines schwachen Herzens.
Ich musste ihn beschützen! Nicht er! Wenigstens ihn!
Und allein dieser Gedanke trieb mich an, ich spürte diesen unglaublichen Schmerz nicht einmal wirklich, wie im Wahn machte ich einfach weiter, sprang auf, meine Beine, zitterten, fuhr auf den Hybriden hinab, erwischte seine Schulter, er holte mit den Hinterbeinen aus, riss die empfindliche Haut an meinen Rippen auf, ich wimmerte.
Und trotzdem machte ich weiter. Ich machte weiter und weiter und weiter.
Denn ich würde nicht aufgeben.
Nicht jetzt! Nicht jetzt und nicht hier und nicht so, das Adrenalin flutete einfach alles, die Angst rückte irgendwo nach ganz hinten.
Denn ich wollte ihn tot sehen.
Er hatte mir das angetan.
Das Wesen kreischte, es lachte, es keuchte, der Wolfskörper schien so unglaublich deformiert, als wäre er auseinandergepflückt und nicht richtig zusammengesetzt worden, ich stieß es nach hinten, der Kopf des Hybriden donnerte gegen einen Baum, seine Augen verdrehten sich nach hinten, es taumelte vor, ich bis zu, das dunkle Blut benetzte meine Kehle, ich würgte und dann wurde ich plötzlich mit einem heftigen Ruck zu Boden gerissen.
Ich keuchte auf, alle Luft wurde aus meinen Lungen gepresst, ich wollte zappeln, mich wehren, ihn treten, beißen, doch er ließ sein gesamtes Gewicht auf mich hinabdonnern.
Und dann verdrehten sich seine Augen plötzlich nach vorne.
Noch nie hatte ich gesehen, wie gefasst einer ihrer Blicke gewesen war.
Und das war wohl der Moment, in dem mein Herz wirklich aufgehört hatte, zu schlagen.
Ich bekam keine Luft mehr, der furchtbar deformierte Mund des Monsters verformte sich zu einem grausamen, höhnischen Lächeln, ich knurrte ihn an, er grinste nur noch weiter, höhnte weiter, beugte sich ganz tief zu mir hinab, ich wand den Kopf zur Seite, immer darauf bedacht, dass mein rechtes Auge ihn ansehen konnte, sein fauliger, kalter Atem streifte mein Ohr, ich würgte, mir wurde schlecht, meine Augen wollten sich nach hinten verdrehen, als wäre allein sein Atem wie Gift für mich sein.
Und dann sprach er die Worte, die mich erstarren ließen, die mich zu einem Mädchen aus Eis werden ließen, die ich niemals vergessen würde.
»Er stiiiiirbt kleines Blümchen.«
Er gackerte, er jaulte, er höhnte, er schrie.
»Er stiiiiiiiirbt, er stiiiiiiiiiirbt, Häschen, Häschen Hopp, Hopp Hoooopp.«
Und dann biss er zu.
Er erwischte meine Schulter, ich schrie auf, meine Beine schossen hoch und dann schleuderte ich ihn von mir weg.
Nein! Nein! Er log! Er würde nicht sterben!
Nicht er! Nicht Alec!
Und diese Worte, diese Worte des schrecklichen Monsters ließen mich einfach alles vergessen.
In diesem Moment vergaß ich, wer ich war, vergaß, dass ich Aruna die Rote war.
In diesem Moment wollte ich ihn töten. Und ich würde ihn töten.
Völlig ungehalten, völlig wild stürzte ich mich auf ihn und dann war da plötzlich wieder diese unglaubliche, unglaubliche Kraft.
Die Kraft, die ich das erste Mal gespürt hatte, als ich Menschen, die ich liebte vor Bane schütze.
Ich krachte auf ihn nieder wie ein allesvernichtender Kugelhagel, meine Krallen bohrten sich in seine Brust, das Tier kreischte auf, ich kreischte auf.
Denn in diesem Moment war ich nichts anderes.
Ein Tier. Ein Tier wie er. Ein Tier, das seine Beute gefunden hatte.
Und was danach passierte, bekam ich kaum mit.
Meine Pranken bohrten sich tiefer in seine Brust, es zappelte und zappelte, traf mich am Bauch, ich blieb einfach stehen, meine Kraft drückte ihn zu Boden, die Macht, die ich austrahlte entzog ihm jeglichen Atem, ich drückte weiter zu, ließ mich komplett auf seinen, sich windenden, Körper hinabfallen.
Und in diesem Moment zeigte ich das Monster, das ich laut den Ven war. In diesem Moment war ich das Monster.
Meine Schnauze verzog sich zu einem grausamen Lächeln.
Er würde sterben. Oh ja. Er würde sterben. Und es würde wehtun. Dafür würde ich sorgen.
Für Ylva.
Ich schlug meine Pranken wieder in seine Brust, es schrie auf, das Blut verteilte sich wie ein tiefschwarzer See auf dem Boden, seine Augen rotierten wahnsinngi hin und her.
»Stirbt... Er stirbt...«
Halt die Klappe! Halt endlich die Klappe!
Für Fenris.
Es knackte, das Wesen erschlaffte unter mir und trotzdem atmete er noch.
Er war gelähmt. Er schrie. Und er sollte schreien.
Und dann, schließlich und endgültig tat ich den letzten Schritt.
Ich hatte es schon einmal getan. Und ich würde es wieder tun.
Für Mik.
Ich biss zu, sein Blut brannte auf meiner Zunge, ich riss meinen Kopf hoch, das klaffende Loch in seiner Kehle schien aus tiefedunkler, glänzender Tinte zu bestehen.
Ich keuchte auf, sackte neben dem Hybriden zusammen, der grausige Schlund stand zu einem letzten, wahnsinnigen Schrei auf und langsam verschwanden meine Kräfte.
Als wären sie nur gekommen, um mich zu beschützen.
Ich spürte, wie sich mein Körper langsam zurückverwandelte, überall dieses Blut und dann hingen meine Sachen zerissen an meinem Körper hinab.
Blut... überall Blut.
Keuchend drehte ich mich zur Seite, rollte mich von dem schrecklichen Wesen weg, wollte es nie, nie, nie wieder sehen, nie wieder hören oder riechen, spüren...
Und dann erstarrte ich.
In diesem Moment hörte ich auf zu atmen. Mein Körper schien komplett... aufzuhören.
Und noch nie, niemals in meinem Leben hatte ich so etwas gespürt. Diesen unendlichen, diesen schrecklichen Schmerz.
»Nein.«
Zittrig wollte ich mich aufrichten, doch klappte einfach wieder zusammen, spürte etwas Warmes meine Wange hinabrinnen.
Alec.
Oh mein Gott Alec.
Er lag da. Vollkommen regungslos.
Nein.
Seine Augen waren geschlossen, das Haar klebte ihm schlaff im Gesicht.
Und diese Wunde. Diese unglaubliche, schreckliche Wunde an seinem Rücken, die mir entgegenschrie, mich verhöhnte, mich nie wieder loslassen wollte, in diesem Moment spürte ich zum ersten Mal, was Grauen, was ehrliche Angst wirklich bedeuetete.
Denn er stand nicht auf. Er stand nicht auf, wie es Alec sonst immer und immer und immer wieder tat.
Wie er es doch tun musste...
Er musste doch...
Alec musste doch... er war doch...
Seine Brust ruhte stumm.
Nein! Nein!
Ich taumelte nach vorne, sackte wieder zusammen, wollte weiter gehen, wollte ihm helfen - musste ihm doch helfen - doch in diesem Moment schien ich einfach alles verlernt zu haben, mein Mund öffnete sich zu einem erstickten Laut, ich wollte schreien, weinen, toben, die warmen Tränen vernebelten meine Sicht, ließen seine blasse Gestalt vor mir verschwimmen, sein linker Arm streckte sich in meine Richtung, als wolle er mich im letzten Moment halten und doch schien er nicht an dem Fleck, an dem er sein sollte.
Nein! Nein! Bitte! Nicht er! Bitte!
Er drufte nicht tot sein!
Hey. Entschuldigt, dass gestern und vorgestern nichts kam, aber ich musste echt unglaublich viel lernen. Aber dafür heute ein sehr langes Kapitel :) Aber seid gewarnt, nächste Woche werd ich vermutlich noch ein mal aussetzen, da ich da wieder drei Arbeiten schreibe.
LG
Alou
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