45
Ich taumelte nach hinten. Meine Knie zitterten und ohne, dass ich es wirklich bemerkte schüttelte ich beinahe panisch den Kopf.
»Nein.«
Es war dumm. Es war so unglaublich dumm, so auf das Gesagte zu reagieren. Doch in diesem Moment konnte ich einfach nicht mehr klar denken.
Lilith sah vollkommen verwirrt auf, mein Vater wollte nach mir greifen, ich wich zurück.
»Aruna?«
Die Stimme meiner Mutter zitterte.
Nein. Nein!
Wie konnten sie denn so etwas von mir verlangen?! Ich wollte kein Alpha sein! Ich wollte kein Rudel führen!
Ich wollte ihn nicht töten!
»Ich...«, stammelte ich, spürte ihre misstrauischen Blicke auf mir.
Halt deine verdammte Klappe! Willst du ihnen vielleicht direkt ins Gesicht schreien, dass du mit einem Ven... ja was?
Was war ich mit einem Ven? Ich wusste ja nicht einmal, was das da zwischen mir und Alec war. Waren wir überhaupt befreundet, oder einfach gezwungenermaßen zusammen?
Alec. Ich musste zu Alec.
Mein Herz setzte aus.
Ich musste zu ihm! Ich musste ihn warnen!
»Ich... nachdenken!«, presste ich hervor, war mir sehr wohl bewusst, wie dumm ich gerade handelte, wie riskant mein Verhalten war und doch schien ich nicht vernünftig denken zu können.
Denn allein dieser Gedanke von seinem Körper, schlaf und leblos, die stahlgrauen Augen starr in den Himmel gerichtet, nie wieder dieser merkwürdige Glanz in ihnen... tot.
Und dann wirbelte ich herum. Ich vergaß vollkommen, warum ich eigentlich hier war.
Es war offiziell. Ich war wohl der schlechteste Mensch zwischen Himmel und Erde...
Ich rannte los, ein Gardist wollte mich aufhalten, ich war ernsthaft kurz davor, meinen Ellbogen in sein Gesicht krachen zu lassen - er sollte mich gefälligst durchlassen! - doch da ertönte die Stimme meines Vaters.
»Lass sie gehen.«
Und sobald er diese Worte gesprochen hatte, trat der vermaledeite Gardist zur Seite, ich achtete gar nicht auf sie, konnte mich nicht einmal wundern, warum mein Vater mich ziehen ließ, mein Kopf schien vollkommen wirr und ich hatte nur diesen einen Gedanken.
Er durfte nicht sterben.
Ich wusste nicht wieso - Alec und ich konnten uns ja nicht einmal sonderlich gut leiden - doch allein der Gedanke, dass er...
Er erfüllte mein Herz mit Grauen.
Mit ehrlichem, aufrichtigem, allesdurchdringendem Grauen.
Ich donnerte gegen die Tür, ließ sie aufknallen, mein Herz hatte heute definitiv zu oft zu schnell geschlagen und da waren wieder diese altbekannten Schauer.
Mir war schlecht.
Warum musste denn alles immer so verdammt kompliziert sein?! Warum musste mein Leben so kompliziert sein?!
Wäre Alec doch nur nicht aufgetaucht...
Verdammt dieser bescheuerte Junge brachte einfach alles durcheinander! Warum war er nicht einfach da geblieben, wo er hergekommen war?!
Er und seine ganzen komischen Freunde, Missy und Lila, Callahan...
Das würde alles so viel einfacher machen...
Eza zuckte erschrocken zurück, als ich mit einem Mal aus dem Saal gedonnert kam, sie wollte etwas sagen, doch ich konnte sehen, wie Cole den Kopf schüttelte.
»Lass sie lieber alleine.«
Danke Cole.
In diesem Moment war ich so unheimlich froh, dass er immer wusste, wann man mich lieber alleine lassen sollte...
Das würde zur goldenen Krönung ja noch fehlen...
Sie fanden mein Geheimnis - Alecs Geheimnis - heraus.
Oh Halleluja, wie sollte ich diesen ganzen Mist jetzt bitte gradebiegen?!
Ich würde Alec umbringen... ernsthaft...
Warum musste der auch so verdammt leichtsinnig sein und sich von meinem Rudel umbringen lassen?! Zumindest fast.
Okay, ich war eindeutig nicht auf dem höhsten Stand meiner Gedanken.
Wie von selbst trugen mich meine Beine, der Wald sauste an mir vorbei - wieder.
Wieder rannte ich. Wieder hatte ich panik.
Wieder hatte ich Angst um jemanden.
Doch diesmal war es andersrum. Ich hatte Angst um einen Ven.
Gott, irgendetwas stimmte definitiv nicht mit mir.
Hastig überflogen meine Augen den Waldboden an der Stelle, an der Eza Cole und ich aus der Straße hineingebrochen waren, ich wurde immer nervöser, meine Hände ballten sich zu Fäusten - ballten sich, öffneten sich, ballten sich, öffneten sich - meine Geduld war so vollkommen am Ende, dass ich mir verzweifelt durch das rote Haar raufte, ich drehte mich in jegliche Richtungen, damit mein rechtes Auge alles erfassen konnte und dann sah ich es endlich.
Mein Herz machte einen erleichterten Aussetzer, der Rubin glänzte auf dem dunklen Waldboden auf.
Die Kette war zwar gerissen - Hey, ich hatte Panik gehabt, okay?! - doch der Anhänger war nach wie vor da.
Hastig hob ich ihn auf und stopfte ihn in die Tasche meiner Strickjacke.
Das wär's jetzt noch zur (noch goldenerer - war das überhaupt ein Wort?!) Krönung gewesen wenn ich vollkommen wirr ohne meinen Schutz bei den Ven aufgetaucht wäre.
Zugetraut hätte ich es mir...
Zittrig trat ich aus dem Wald, sah mich verstohlen um, als erwartete ich jeden Moment Ven, die auf mich zugestürmt kamen.
Aber da war niemand, auch wenn ich mir vollkommen paranoid bohrende Blicke von allen Seiten einbildete.
Also hastete ich eilig die Landstraße entlang, erinnerte mich, wie ich das erste Mal mit Alec hier entlanggekommen war.
Wir hatten uns gestritten.
Was sonst?
Ich bog in die kleine Seitenstraße ein, erblickte sein Haus, mein Herz setzte für einen Moment aus.
Oh Gott.
Was würde er tun? Na hoffentlich brachte er nicht am Ende mich noch um...
Und erst jetzt bemerkte ich, wie dumm es war, was ich hier tat.
Der Krieg zwischen Lykanthropen und Ven klopfte quasi an meine Tür und mein erster Impuls war es also, zu dem Vic dieses vermaledeiten Clans zu rennen...
Ich musste vollkommen verrückt sein.
Je näher ich dem Haus kam, je leiser trat ich auf, je schneller schlug mein Herz.
Die Schule musste seit einer halben Stunde aus sein.
Er musste da sein.
Es mochte vielleicht albern klingen, aber in diesem Moment hatte ich echt keine Nerven, zu klingeln. Ich war mir nicht sicher, ob ich nicht vielleicht endgültig austicken würde, wenn ich diese vielsagenden Blicke zwischen Missy und Lila auch nur erahnen würde, ganz zu schweigen von ihren Kommentaren.
Also tat ich das, was ich nun einmal Dummes geneigt war zu tun, wenn ich unter Stress stand.
Es war, als hätte ich ein Déjà-vu.
Ich hatte das schon einmal getan.
Ben.
Damals am Anfang des Schuljahres. Als ich erfahren hatte, dass ich niemals zur Garde gehen durfte.
Und jetzt sollte ich Alpha werden.
Es war merkwürdig, vollkommen banal, wie sich meine kompletten Ansichten innerhalb weniger Monate um hundertachzig Grad wenden konnten.
Früher war es mein größter Traum gewesen, ein Gardist zu sein.
Jetzt wollte ich mich lieber eine Klippe hinabstürzen, als ihnen beizutreten, wenn das bedeuten würde, dass ich... dass ich... gewisse Leute töten müsste.
Und ich wusste nicht einmal, wann der genaue Zeitpunkt gewesen war, an dem sich ungefähr meine gesamten Ansichten, mein gesamtes Bild von den Ven geändert hatte.
Ich wusste nur, dass er mit seinem ersten Auftreten so ungefähr alles verändert hatte.
Genau darauf bedacht, ja nicht auf irgendeinen dämlichen Ast zu treten, wie es mir mehr als ähnlich gesehen hätte, schlich ich die linke Hauswand entlang.
Eins. Zwei. Drei. Vier.
Ich zählte mit, nur zur Vorsicht - aber nein, ganz sicher, das war sein Zimmer.
Wenn ich einen Geruch wiedererkannt hätte, dann wäre es seiner gewesen.
Warte was?
Konzentrier dich!
Okay.
Verstohlen sah ich mich um, hob dann hastig ein paar kleine Kiesel vom Boden auf.
Und während ich mich bei Ben noch cool gefühlt hatte, endlich dieses Stein-gegen-Fenster-werf-Filmding ausprobieren zu können, fühlte ich mich jetzt einfach nur dämlich.
Als würde er nicht sowieso schon denken, dass ich verrückt war...
Aber wenn ich die Wahl hatte, mir Lilas und Missys Sprüche anhören zu müssen oder ihm noch mehr Bestätigung zu geben, dass ich geisteskrank war, würde ich definitiv, definitiv Zweiteres nehmen.
Ich glaubte da war ich aber auch so ziemlich alleine...
Langsam hob ich den rechten Arm, kniff das linke Auge beinahe aus Reflex zusammen (nicht, dass ich auf diesem Auge sonderlich viel sehen könnte...) und warf dann.
Klonk.
Drei Meter verfehlt. Um genau zu sein hatte ich sogar das Badezimmerfenster getroffen.
Oh Wow Aruna, nicht schlecht, echt nicht schlecht...
Ich wollte gerade den nächsten Stein anheben, als mich plötzlich ein Geräusch erstarren ließ.
Eine Klinke, die rumgedrückt wurde.
Und dann hielt ich erschrocken die Luft an, meine Augen weiteten sich.
Vollkommen verwirrt streckte Alec seinen Kopf aus dem Fenster des Badezimmers, das Rabenschwarze Haar klebte ihm nass im Gesicht, glänzende Wassertropfen perlten von seinem Kinn ab.
Und so ganz nebenbei bemerkt, hatte er nichts an.
Zumindest der Teil von ihm, den ich sehen konnte.
Seine Augen weiteten sich, als er mich unterhalb seines Zimmerfensters stehen sah. »Verdammte Scheiße Davis, was soll denn das?!«, fluchte er, vor Schreck wäre er beinahe über seine eigenen Füße gefallen, er taumelte etwas zurück und wären wir in einer anderen Situation gewesen, hätte ich vermutlich gelacht.
Aber das waren wir nicht.
Also konnte ich nichts anderes tun, als vollkommen erstarrt auf seinen nackten Oberkörper zu starren, auf dem sich unzählige Praes dunkel Abzeichneten.
Ich wusste, dass er Praes besaß, um genau zu sein hatte ich ihn bereits ein anderes Mal ohne Oberteil gesehen, aber... waren da etwa mehr zugekommen?
Bitte mach, dass es nicht so ist...
Dass ich rüberkam wie ein verdammter Spanner, bemerkte ich in diesem Moment wohl zu spät.
»Was zur Hölle tust du da?!«
Ich zuckte so heftig zusammen, dass dieses Mal ich meinerseits beinahe über meine eigenen Füße gestolpert wäre, während Alec fast schon empört die Arme vor der nackten Brust verschränkte und ich wirklich, wirklich das Bedürfnis verspürte, mir die Hände vor die Augen zu schlagen.
Zum Glück war ich schon siebzehn...
»Ich... ich«, stammelte ich wirklich intelligent und das war wieder einer dieser Moment, in denen ich es hasste, ich zu sein.
Alec hob eine Augenbraue, Wassertropfen liefen über seine Haut, ließen seine Praes irgendwie merkwürdig schimmern.
Ganz offensichtlich hatte er vor wenigen Sekunden noch geduscht.
Oh Halleluja...
Ich war mir ziemlich sicher, dass mein Kopf ebenso rot glühte, wie mein Haar, während ich für den Moment wohl vollkommen vergaß, warum ich hier war.
»Beobachtest du mich etwa?!«
»Spinnst du?!«
Ungläubig sah ich ihn an, während meine Kehle vollkommen ausgetrocknet schien, Alec schnaubte.
»Ich bin nicht derjenige, der Steine an dein Badezimmerfenster wirft!«, zischte er schließlich, während ich mich fragte, ob es auffallen würde, wenn ich meinen Kopf mit voller Wucht gegen die Hauswand donnern würde...
Vermutlich ja.
Aber in diesem Moment fiel mir wieder ein, warum ich eigentlich hier war.
Und da begann mein Herz plötzlich wieder hastig zu schlagen.
Nervös verknotete ich meine Finger ineinander und ich wusste nicht, ob es bloß verwirrte Einbildung meines wirren Ichs war, doch es schien beinahe so, als würde Alec mit einem Mal plötzlich ebenso unruhig werden.
Nicht darüber nachdenken...
»Wir müssen reden.«
Und Alec wusste, dass ich nicht herkommen würde, wenn es nicht wirklich wichtig wäre.
Also nickte er stumm. In diesem Moment war ich so furchtbar erleichtert, dass er nicht weiter nachfragte.
Ich wollte weiter reden, etwas sagen, doch da ließ mich ein Geräusch erstarren.
Schritte.
»Ich glaube sie ist hier lang gekommen.«
»Und du bist dir sicher, dass sie aus dem Wald kam?«
»Ja, vollkommen alleine.«
Ven.
Oh mein Gott.
Und die bohrenden Blicke waren keine Einbildung gewesen.
Ich erstarrte - was in diesem Moment wohl wirklich die beschissenste Idee war, die ich jemals gehabt hatte.
Und doch war ich wie gelähmt.
Alecs Augen weiteten sich und für einen Moment war ich mir nicht sicher, ob er nicht darüber nachdachte, einfach aus dem Fenster zu springen, um mich vielleicht sogar noch sehr geistesgegenwärtig hinter sich zu verstecken.
Und doch handelte er schneller als ich, während sich die Schritte dem Haus näherten.
»Komm her!«
»Was?!«
Ungläubig starrte ich die Hand an, die er weit aus dem Fenster streckte, als versuche er irgendwie an mich heranzukommen.
»Gib mir dein Handgelenk!«
Das konnte er nicht ernst meinen. Wollte er mich etwa das verdammte Fenster hochziehen? Das war der zweite Stock, falls er das noch nicht bemerkt hatte!
Oh nein Freundchen, nicht mit...
»Aruna!«
Ich zuckte zusammen, er sah mich eindringlich an und erst bei diesem beinahe... panischen Gesichtsausdruck, schaltete ich wirklich.
Oh mein Gott. Ven.
Und sie hatten mich gesehen.
Ich handelte ohne es wirklich zu wollen. Ich würde das sowas von bereuen...
Hastig streckte ich meine Hand nach ihm aus - er wollte mich tatsächlich in den zweiten Stock ziehen. Wir waren sowas von bescheurt.
»Wehe du fällst!«, zischte ich, während er sich weit aus dem Fenster lehnte, er sah mich mit finsterem Blick an und ich wusste selber, dass das definitiv nicht die Zeit für dumme Kommentare war.
»Beeil dich!«, zischte Alec, die Schritte kamen näher, ich stellte mich auf Zehenspitzen, er erreichte mein Handgelenk nicht ganz, mein Herz wurde langsam immer panischer.
»Ich kann sie riechen.«
Eine dunkle, tiefe Stimme.
Und das war der Zeitpunkt, in dem ich vollkommen in meine Panik verfiel.
Mit großen, angstvollen Augen starrte ich zu Alec hoch, er lehnte sich drängend weiter hinab.
Und dann sprang ich.
In letzter Sekunde bekam er mein Handgelenk zu fassen, ich war unheimlich froh, dass ich diese Strickjacke angezogen hatte, denn sonst wäre es mit Sicherheit schmerzhaft geworden und wäre ich kein Lykanthrop gewesen, hätte ich nicht diese Kraft in den Beinen gehabt, wäre ich mit Sicherheit geliefert gewesen, denn so wäre er niemals an mich herangekommen.
Andrerseits wäre ich gar nicht erst in diese Situation gekommen, wäre ich ein Inbec, also...
Alec strauchelte kurz, stemmte sich dann allerdings mit voller Kraft gegen den Boden, keuchte auf, ich hing in der Luft wie ein dummer, schlaffer Sack Mehl und fühlte mich so albern wie lange nicht mehr.
Nebenbei auch noch vollkommen nutzlos.
Oh bitte, bitte lass ihn etwas anhaben.
Oh ja, das war definitiv ein wichtiger Gedanke in dieser Situation...
Für einen kurzen Moment verzog Alec merkwürdig das Gesicht und zog mich dann plötzlich mit einem heftigen Ruck hoch - Ven sei Dank - als würde ich nichts wiegen, ich stieß mir irgendwo meinen Kopf an, keuchte erschrocken auf und durch diese unheimliche Wucht krachte ich dann im nächsten Moment mit voller Karacho gegen ihn, er gab ein ersticktes Geräusch von sich, ich riss uns krachend zu Boden und bei meinem äußerst panischem Versuch, schleunigst von ihm runterzukommen, rammte ich mein Knie so heftig in seine Magengrube, dass er ein ersticktes Geräusch von sich gab und sich zusammenkrümmte.
Ich rollte mich hastig von ihm herunter, war unglaublich erleichtert, dass ich ihn nicht wirklich berührt hatte, da ich irgendwie wohl doch noch so geistesgegenwärtig gewesen war, meinen Kopf hochzureißen.
Naja, aber weiter im Geschehen.
Bei meinem panischen Fluchtversuch stieß ich mir allerdings mit voller Wucht den Kopf an der Toilette an, während Alec schwer atmend - und leise fluchend nebenbei - neben mir liegen blieb, mir wurde schlecht und dann klopfte es plötzlich an der Tür.
»Alec?«
Lila.
Der schwarzhaarige Ven und ich sahen uns mit geweiteten Augen an doch aus irgendeinem Grund handelte er mal wieder schneller als ich.
Er sprang auf, ich dankte den Göttern, dass er eine Hose anhatte, knallte das Fenster mit einem Mal zu und packte dann plötzlich mich unter den Achseln, während ich mal wieder äußerst hilfreich versuchte, mich nicht zu übergeben, alles drehte sich.
Für einen Moment schaffte ich es nicht zu schalten - als wäre ich sonst besonders schnell...
»W-«, keuchte ich, als er mich plötzlich in die noch nasse Dusche schubste, doch er ruckte ernergisch mit dem Kopf beugte sich vor, ich wich erschrocken zurück, er griff über mich hinweg und dann ging plötzlich das Wasser an.
Ich wollte erschrocken aus der Dusche flüchten, keuchte auf, während meine Haare in Sekundenschnelle nass an meinem Kopf klebten, das Rauschen des Wassers übertönte meine lautstarken Flüche, doch wieder schüttelte er nur ernergisch mit dem Kopf.
Was sollte denn der scheiß?!
Ich starrte ihn bitterböse an, während ich wie ein begossener Pudel unter der Dusche stand, er sich allerdings hütete, dem Wasser auch nur näher zu kommen.
So ein... Arsch!
»Hier«, zischte er und nahm irgendeine dunkelgrüne Tube von der Duschablage.
Ehe ich reagieren konnte, drückte er das Scheißzeug über meinem Kopf aus.
Empört schleuderte ich die Tube aus seiner Hand, während da plötzlich wieder dieser intensive Geruch nach Kiefern war.
»Was soll der Scheiß?!«, fluchte ich, wollte das Zeug wegwischen, doch er schüttelte erneut ernergisch den Kopf.
»Alec? Wer spricht da?!«
Oh verdammt.
Lila war immer noch da.
»Niemand, alles in Ordnung«, rief der schwarzhaarige Ven und sah dann mich warnend an.
»Reib dir das in die Haare. Die Ven können dich sonst riechen!«, zischte er und sah mich warnend an, während mir das äußerst intensiv riechend Shampoo plötzlich in die Augen lief.
Und es brannte. Es brannte verdammt.
»Au!«, fluchte ich, rieb hastig über meine Augen, machte es so vermutlich nur noch schlimmer und war mir sicher, dass ich äußerst albern in dieser vermaledeiten Dusche herumhüpfte, während das Shampoo in meinen Augen brannte.
Alec wich erschrocken zurück, als ich beinahe gegen ihn taumelte, sah mich vollkommen ungläubig an, während ich mal wieder unglaublich eindrucksvoll zeigte, dass ich ein Vollidiot war.
Während sein Kiefergeruch also so ziemlich alles einnahm, taumelte ich nach hinten, verfing mich irgendwie in dem dunklen Duschvorhang und krachte dann mitsamt Duschstange zu Boden, meine gesamte Luft wurde mir aus den Lungen gepresst, alles um mich herum wurde dunkel.
»Verdammte Scheiße!«, fluchte Alec, während ich unter dem Duschvorhang begraben wurde, mich nebenbei übrigens am Wasser verschluckte und lautstark anfing zu husten, die dunkle Stange bohrte sich in meinen Rücken, ich konnte nichts mehr sehen und für den Moment schien Alec so überrascht, dass er einfach nichts tat.
»Was ist da drin los?«
Missy.
Oh Halleluja...
Hoffentlich konnten sie mich nicht riechen. Denn so dumm er es übermittelt hatte, Alecs Idee war gar nicht Mal so schlecht gewesen.
»Ich glaube, er kämpft mit dem Duschvorhang«, murmelte Lila schnaubend, während das Blut in meinen Kopf schoss und Alec anfing, irgendwo in meiner Beinnähe herumzuziehen, um mich irgendwie aus dem Gewirr herauszubekommen und ich in der zwischenzeitig verzweifelt versuchte, meinen linken Arm aus dem verknoteten Stoff zu bekommen.
Und dann klingelte es plötzlich.
Alec und ich erstarrten. Mein Herz machte einen Aussetzer.
Die Ven. Ganz sicher.
Ich hörte, wie sich Schritte entfernten, lauschte angestrengt.
Missy und Lila mussten nach unten gegangen sein.
Oh verdammt.
»Hilf mir mal!«, zischte ich also schließlich und strampelte wie ein Idiot mit meinen Beinen herum.
»Hör auf... Au!«
Erschrocken hielt ich inne, während Alec fluchend nach hinten taumelte und sich ganz offensichtlich sein Kinn rieb, gegen das ich mit voller Wucht getreten hatte.
»Kannst du vielleicht einmal aufhören, dich wie ein absoluter Trottel zu verhalten?!«, zischte er aufgebracht und zog dann mit einem heftigen Ruck an dem Duschvorhang.
Ich rollte auf meinen Rücken und da konnte ich endlich wieder etwas sehen, obgleich meine Arme immernoch gefangen waren oder nicht.
Auch wenn es nur Alecs finstere Miene war.
»Du hättest mich nicht so überraschen dürfen!«, zischte ich zurück und schob mir angeekelt die Klitschnassen und vollgesauten Haare aus dem Gesicht.
Ich würde ganz sicher noch Tage nach ihm richen...
In dem Moment wusste ich übrigens auch nicht so Recht, ob ich in der Lage sein würde, vernünftig zu stehen, also blieb ich einfach schweratmend und klitschnass auf dem abgerissenen Duschvorhang liegen, mit dem ich vor wenigen Sekunden noch gekämpft hatte.
Seufzend ließ sich Alec die Wand hinuntergleiten, bis er neben mir hockte.
Er rieb sich beinahe erschöpft das Gesicht, strich sich leise vor sich her murmelnd das nasse Haar aus dem Gesicht.
»Du bringst mich irgendwann noch mal um, weißt du das?«, murmelte er, als wäre ich irgendein anstrengendes, kleines Kind, ich wollte gerade etwas erwidern - dass ihn vermutlich nicht gerade davon überzeugen würde, dass ich kein anstrengendes, kleines Kind war - doch da erstarrten wir beide.
Meine Augen weiteten sich, er spannte sich komplett an, die Muskeln an seinen Armen zuckten, er sah erstarrt auf mich hinab, ich hielt die Luft an, als würde ich so einfach verschwinden.
Denn in diesem Moment hörten wir, wie sich schwere Schritte die Treppe hochhievten.
Schritte, die ganz sicher nicht zu Missy oder Lila gehörten.
Die Ven.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top