17

»Also?«

Ich zuckte zusammen, als er näher kam.

»War das etwa dein kleiner Wolfliebhaber?«

Er machte einen weiteren Schritt, sah mich voller Kälte an.

Ich musste schwer schlucken - was dachte er bitte?! - ehe ich meine Stimme wieder fand. Hastig schüttelte ich den Kopf.

»Nein!«, krächzte ich eilig, während ich verzweifelt nach einer Lüge suchte.

»Ach nein?«, fragte Alec scharf, verengte die Augen zu Schlitzen und kam noch einen Schritt auf mich zu.

Zugegeben etwas panisch drückte ich mich an die bekritzelte Wand und schüttelte heftig den Kopf. Auf meine Stimme wollte ich in diesem Moment lieber nicht vertrauen.

Wie war das hier noch mal passiert?

»Das sah aber ganz anders aus«, knurrte Alec und plötzlich stand er nicht mal mehr einen Meter von mir weg.

Konnte der nicht einfach stehen bleiben?!

Das Bild eines funkelnden Silberdolches schoss mir in den Kopf, doch ich hatte keinerlei Chance, ihm auszuweichen.

Naja, abgesehen davon, wenn ich mich in die gammlige Kabine neben mir einsperren wollte. Und ich war mir sicher, dass ihm das nicht gefallen würde, ich war ebenfalls nicht gerade scharf drauf.

So hatte er mich also in die Enge getrieben. Super.

Ich bemühte mich, nicht vollkommen auszuticken, als er noch einen Schritt auf mich zumachte.

Verdammt, seine beschissene Größe trug auch nicht wirklich zu meiner Beruhigung bei!

»Nein«, meinte ich, bemüht meine Stimme nicht zittern zu lassen.

»Ist er nicht!«

Alecs Gesicht regte sich kein bisschen, die Kälte bereitete mir Gänsehaut.

»Wer ist er dann?«, fragte er gefährlich leise.

Was er wohl machen würde, wenn ich so tun würde, als würde ich ohnmächtig werden?

Mein Blick verdüsterte sich.

Mich auf den Boden klatschen lassen und mich vermutlich zur goldenen Krönung zu seinem Clan schleppen. Das war also keine Option.

Ablenkung!

Ablenkung, schoss es mir durch den Kopf. Es so lange herauszögern, bis mir irgendetwas zu meiner Rettung einfallen würde. Dass das vermutlich nicht mehr passieren würde, verdrängte ich in dem Moment.

Immerhin musste ich mich hier auch noch darauf konzentrieren nicht wie ein verängstigter Hase zu zittern!

»Weißt du eigentlich, dass man das stalken nennt, was du machst?«, fragte ich mutiger, als ich war und verschränkte meine Arme vor der Brust, als Spiegelung seiner Haltung.

Das war allerdings nicht meine beste Idee, denn so schien er noch näher. Hatte er noch einen Schritt nach vorne gemacht?!

Unsere Arme berührten sich so fast und ich war wieder unendlich erleichtert über seine dämliche Lederjacke.

Ich war mir sicher, dass sich mein Herz dem hektischen vibrieren meines Amuletts anpasste.

Alec hob eine seiner Augenbrauen – dieser Gesichtsausdruck kam mir unheimlich bekannt vor – und schnaubte.

»Ich hab dir gesagt, dass ich dich im Auge behalten würde.«

Am liebsten hätte ich mich unter seinem Blick hin und her gewunden. Tat ich natürlich nicht.

»Und du hast mich offensichtlich angelogen«, zischte er mit so viel Hass in der Stimme, dass ich erschauderte.

»Nein! Hab ich nicht!«

Die Wörter sprudelten schneller aus mir heraus, als ich steuern konnte.

Ja toll, und wie willst du ihm das bitte jetzt erklären!?

Alec schnaubte verächtlich.

»Ach nein Emma? Willst du mir etwa sagen, er ist ein Mensch?! Und lüg mich verdammt noch mal nicht an, ich hab den Idioten aus dem verdammten Wald kommen sehen, mitten im Nirgendwo!«

Am Ende schrie er beinahe und ich brauchte alle Mühe, um unter seinen Worten nicht zusammenzusacken.

Verdammt! Also hatte er Fenris schon länger verfolgt...

So ein Idiot! Wieso konnte er nicht einfach beim Dorf bleiben?! Ich wusste, dass das Schwierigkeiten geben würde!

Alec hatte alles gesehen. Inklusive meines nicht geraden eleganten Versuches, vor Fenris zu flüchten. Er musste mich für einen kompletten Trottel halten. Nicht, dass das wichtig wäre.

Ich atmete tief durch, schallt mich, jetzt keine Panik zu bekommen. Nebenbei wurmte es mich ganz schön, dass er mich immernoch Emma nannte.

Wie war das? Ein bisschen Wahrheit, um die Lüge glaubhaft zu machen? Und das brach mir fast das Genick.

Gespielt ergeben senkte ich meine Schultern.

»Okay«, seufzte ich und schaute zu Boden.

Ich spürte seinen brennenden Blick auf mir.

Konnte der bitte, bitte aufhören so zu starren?! Das machte mich so was von nervös, ernsthaft!

»Also doch dein Gefährte?!«, knurrte Alec wütend.

Ich schüttelte hastig den Kopf.

Und bei meinen nächsten Worten war es, als würde ein scharfes Messer durch mein Herz rasen. Es fühlte sich an, wie Verrat.

»Er ist mein Bruder«, hauchte ich.

Wahrheit.

Meine Hände begannen zu zittern und ungefähr die Hälfte meines Körpers schrie mich voller Entsetzen an, was ich da bitte gerade getan hatte. Die andere flüsterte mir leise Zustimmung zu.

Alec blieb stumm.

Ich wagte es, unauffällig zu ihm hoch zu schielen. Er wirkte beinahe... überrascht.

Doch so schnell sich seine Emotionen gezeigt hatten, so schnell verschwanden sie auch wieder.

Und da war wieder dieser Hass.

Ich war mir sicher, dass er noch näher kam. Jetzt berührten sich unsere Arme. Naja, meine Haut berührte das Leder seiner Jacke.

»Also hast du gelogen. Du lebst nicht alleine«, zischte er gefährlich.

Ich hatte das Bedürfnis, auf der Stelle zusammenbrechen.

Beruhig dich! Spiel deine Rolle!

Anstatt meiner Panik versuchte ich mein Gesicht traurig wirken zu lassen.

»Nein. Er lebt nicht hier, sondern in dem Rudel meiner Familie. Da, wo ich abgehauen bin«, erklärte ich mit gesenktem Blick.

Rein theoretisch könnte ich auch einen gezielten Tritt in seine empfindlichen Regionen setzen. Den Moment nutzen und abhauen.

Aber ich sollte ihn wohl lieber nicht wütend machen.

Naja, war er nicht eigentlich schon wütend?

Trotzdem entschied ich mich, meiner Lüge weiter zu folgen. Wann hatte ich eigentlich gelernt, so viel zu lügen? Nichts, auf das ich stolz sein sollte...

»Und wenn er dort lebt, was macht er dann hier?«, zischte Alec misstrauisch.

Ich holte tief Luft, was bei seiner Nähe nicht gerade einfach war, während die Wärme des Amuletts langsam ziemlich unerträglich wurde.

»Er wollte, dass ich zu ihnen zurückkomme. Ich habe abgelehnt.«

Naja, das wiederum war irgendwie Lüge und Wahrheit in einem.

Alec schien nicht gerade überzeugt, was in mir das Bedürfnis weckte, mich zu übergeben. Was er dann wohl tun würde?

»Ach ja?! Und was hat er dir gegeben? Und leugne es nicht, ich habe es gesehen.«

»Ein Geschenk.«

Und nun wirkte Alec wirklich überrascht. Verwirrt.

Langsam neigte sich meine Lüge dem Ende zu, meine Finger kribbelten merkwürdig.

»Ein Geschenk?«, wiederholte Alec, »wieso schenkt er dir etwas?«

Irgendwie war das eine dumme Frage. Immerhin war er mein Bruder, er brauchte keinen Grund, um mir etwas zu schenken. Ich hütete mich allerdings davor, das Alec preiszugeben.

Der Dramatik wegen – wann war ich noch mal zu so einer Dramaqueen geworden? – hob ich langsam meinen Kopf.

Es kostete mich alle Mühe, ihm fest in die Augen – in denen übrigens wieder dieser altbekannte Sturm tobte – zu blicken, doch irgendwie gelang es mir.

Ich starrte ihn an, er starrte mich an.

Normalerweise sahen die Leute mir nicht lange in die Augen, ihnen war es unangenehm, wegen der Blindheit. Alec schien das vollkommen egal zu sein. Unerbittlich starrte er zurück.

»Weil heute mein Geburtstag ist«, erklärte ich dann, erleichtert wie fest und überzeugend – naja immerhin war das ja auch die Wahrheit – meine Stimme klang.

Jetzt fehlte nur noch diese dramatische Musik.

Damdamdaam

Nun schien Alec wirklich überrascht und so schlecht er neue Gefühlsregungen nun einmal verbergen konnte, so schnell verschwand auch die Kälte.

Zumindest für den Moment.

Und dann plötzlich, bevor er auch nur daran denken konnte, seine Gefühlsregung zu verbergen, hörte ich es plötzlich.

Einen Wimpernschlag früher als er.

Schritte.

Und sie näherten sich.

Ich erstarrte.

Und dann wurde ich mit einem heftigen Ruck in die kleine Kabine geschubst. Noch ehe ich irgendetwas tun konnte - mich lautstark beschweren konnte -  knallte er die Tür hinter uns zu, packte mich an der Hüfte und hob mich mühelos auf den Toilettendeckel, als würde ich nichts wiegen.

Seine Hände strahlten warm durch den dünnen Stoff des Kleides durch und beinahe hatte seine Berührung geschmerzt.

Er besaß auf jeden Fall eine schnellere Reaktionsfähigkeit als ich, denn ich wollte mich schon leise beschweren, als er mir warnend den Arm gegen den Mund drückte – mir so zu meinem Pech noch näher kam – und mich warnend ansah.

Gut, ich musste wohl zugeben, dass er dieses mal richtig und ziemlich geistesgegenwärtig gehandelt hatte, denn im nächsten Moment öffnete sich die Tür und ich hörte, wie mindestens zwei Personen eintraten.

Ich duckte mich etwas, damit sie meinen Kopf nicht über den Kabinen emporragen sehen konnten und ich musste Alec lassen, dass es schlau gewesen war, mich auf die Toilette zu setzen.

Nicht auszudenken, was sie denken würden, wenn sie zwei Fußpaare in der Toilette stehen sahen.

Trotzdem sah ich Alec finster an, als ich seinen Arm mit spitzen Fingern von meinem Mund nahm.

Er funkelte ich wütend an, tat allerdings nichts.

Währendessen spielte mein Amulett verrückt, immerhin war in diesen vermaledeiten Kabinen nicht gerade viel Platz und bei seiner unglaublichen Nähe hatte ich wirklich das Bedürfnis im Boden zu versinken.

Aber es wäre jetzt vermutlich wirklich nicht die schlauste Idee sich zu beschweren. Das sah anscheinend auch Alec so, denn er sah mich warnend an.

Und dann lauschten wir beide angespannt.

Ich hörte ein leises Geräusch und dann... kicherte im nächsten Moment jemand.

Seit wann kicherten Typen denn so?

Ich kapierte es im gleichen Moment wie Alec. Seine Miene wurde noch düsterer, meine Augen weiteten sich.

Das war kein Typ.

Naja einer von den beiden mit Sicherheit, aber die andere Person bestimmt nicht.

Und laut der Geräuschkulisse, die sich uns bot waren sie gerade ziemlich miteinander beschäftigt.

Irgh!

Jetzt mal ehrlich?! Auf der Toilette? Wirklich?!

Das sah anscheinend auch Alec so und während ich spürte, wie meine Wangen merklich rot wurden starrte er angeekelt gegen die Wand hinter mir.

Ich schluckte schwer, mir wurde auf einmal ziemlich heiß.

Was wollte man schon mehr? Gemeinsam mit einem Ven in der Jungentoilette in einer verdammt engen und ekelhaften Kabine eingesperrt zu sein, während man auf der Toilette hockend einem Pärchen beim rummachen zuhörte.

Das war doch großartig!

Ich hörte es rascheln und dann traf Alecs Blick plötzlich mich.

Ich war mir sicher, dass mein Gesicht mittlerweile die Farbe meines Haares angenommen hatte.

Alec starrte mich so finster an, als könnte ich höchstpersönlich etwas für diese Situation, als plötzlich etwas neben uns gegen die Toilettenwand knallte.

Gleichzeitig zuckten wir zusammen und starrten ungläubig an besagte Wand.

Ich hörte es wieder kichern und dann wurde ein BH in hohem Bogen weg geschleudert.

So unangenehm die Situation auch war, ich konnte dieses verräterische Glucksen nicht verhindern.

Aber mal ehrlich, wie sollte ich das auch? Alec, mit dem roten Push-up-bh auf dem Kopf und einer so finsteren und angeekelten Miene, dass es einem fast Leid tun konnte, war immerhin ein Anblick, den man nicht alle Tage sah.

Wütend drückte er seinen Arm wieder auf meinen Mund, während er mit spitzen Fingern und angeekelter Miene das Ding von seinem Kopf fischte.

Das Paar, das mittlerweile in die Kabine neben uns geschlüpft war, schien nichts mitzubekommen.

Sie machten fröhlich weiter.

Mein Lachen erstarb und ich starrte genau so angeekelt wie Alec an die Wand neben uns. Jetz mal ehrlich, das war einfach nur widerlich. Egal wie wenig Alec und ich uns leiden konnten, in diesem Moment standen wir wohl auf der gleichen Seite. Irgendwie.

Und dann ging die Tür zum Jungenklo plötzlich ein zweites Mal scheppernd auf. Ich zuckte heftig zusammen, sodass ich Alec anstieß, der erschrocken gegen die Kabinenwand taumelte.

Warum zum Teufel war das verdammte Klo denn heute so beliebt?!

Alec und ich hielten beide die Luft an, das Paar neben uns stockte.

»Alec?«, rief dann plötzlich jemand.

Ich erstarrte. Alec auch.

Mik.

Und dann war da eine zweite Stimme, vermutlich einer der anderen Ven.

»Bist du hier?«

Alec und ich starrten uns an, er hatte anscheinend so wenig Ahnung, was er tun sollte, wie ich.

Dann sahen seine Freunde wohl die Klamotten auf dem Boden rum liegen. Für einen Moment waren sie still.

»Alter, ist das dein ernst?«, fragte Mik ungläubig, für ihn stand anscheinend fest, dass Alec hier war. Ob er als Ami das wohl spüren konnte?

Warnend sah der Ven mich an, es war so, als würde er den Druck gegen meinen Mund noch etwas verstärken.

»Was macht ihr Pfeifen hier?«, fragte er dann und ich konnte nicht verhindern, dass ich zusammenzuckte.

Was zur Hölle tat er da?!

Ehe ich das erfahren konnte, hörte ich das Mädchen neben uns erschrocken aufkeuchen.

Dann öffnete sich ihre Toilettentür scheppernd – offensichtlich hatte sie sich ihr Oberteil wieder übergeworfen, ihr BH lag nämlich immer noch zu Alecs Füßen.

»So ein Spanner!«, kreischte sie dann aufgebracht und hätte Alec mich nicht so finster angeguckt, wäre ich versucht gewesen zu lachen.

Mik und der andere sahen das offenbar ziemlich ähnlich und anders als ich, hielten sie sich nicht zurück.

Das Mädchen rauschte fluchend aus der Toilette, der Junge folgte ihr - so laut wie die beiden Ven lachten offenbar flehend - und dann waren sie weg.

Ich korrigiere. Es gab etwas schlimmeres, als mit einem Ven in einer Kabine eingesperrt zu sein, während außerhalb irgendwelche Leute rummachten.

Mit einem Ven in der Kabine eingesperrt zu sein, während draußen zwei weitere Ven gackerten wie verrückte Hühner.

Das sah mein Amulett anscheinendd auch so und plötzlich war mir gar nicht mehr zu lachen zu Mute.

Alec musste wohl die Panik in meinem Gesicht gesehen haben. Warnend sah er mich an und schüttelte den Kopf.

Mit einem Kopfnicken deutete er mir, mich noch kleiner zu machen. Ich wusste nicht warum, aber beinahe augenblicklich tat ich, was er befiel.

Es war komisch, oder? Im einen Moment waren wir Feinde und dann arbeiteten wir - zumindest irgendwie - zusammen, als wäre es nie anders gewesen.

Zufrieden nickte Alec, dann legte er den Finger an die Lippen.

Ja genau, als würde ich auf die Idee kommen, auf einmal hysterisch loszuschreien...

Mit einem letzten warnenden Blick auf mich, schloss er die Tür auf und schlüpfte so schnell aus der Kabine, dass weder ich hinaus sehen konnte, noch irgendjemand hinein.

Mein Herz begann plötzlich wieder zu rasen – wann hatte sich das bitte beruhigt? – und ich hörte Mik irgendetwas lachen, was ich bei dem Gewieher des anderen allerdings nicht wirklich verstand.

Ich presste mir die Hände auf den Mund und versuchte meinen Atem irgendwie zu normalisieren, während mein Herz heftig gegen meine Brust schlug.

»Hast du denen etwa zugehört?«, lachte Mik völlig außer Atem und ich konnte mir Alecs finsteren Blick geradezu bildlich vorstellen. Beinahe hatte ich das Bedürfnis, bei Miks Bemerkung zu kichern. Aber auch nur beinahe.

Ich hörte ein leises Klatschen – hatte Alec seinem Ami etwa eine Kopfnuss gegeben?! – und der andere lachte nur noch lauter.

»Natürlich nicht du Idiot! Ich war auf Toilette!«, fauchte er und ich war versucht mir gegen die Stirn zu schlagen.

Ja ne ist klar, die hälfte der ersten Stunde oder wie?!

Apropos, Alec sollte sich lieber beeilen, die beiden hier raus zu lotsen, ich hatte nämlich auch noch Unterricht, falls er das vergessen hatte.

»Die ganze Zeit?«, lachte der andere Ven ungläubig, sprach somit aus, was ich dachte.

»Können wir jetzt vielleicht wieder zum Unterricht gehen?«, seufzte Alec genervt, ging gar nicht auf das Gesagte ein.

»Findet ihr nicht auch, dass es hier irgendwie komisch riecht?«, fragte Mik einfach nachdenklich, ging ebenfalls nicht auf Alec ein, und dann näherten sich plötzlich Schritte meiner Kabine.

Nein! Verdammt!

Ich schwör dir Alec, wenn du jetzt nichts unternimmst, bring ich dich um! Oder ich würde umgebracht werden. Wie auch immer.

Mik würde mich vielleicht nicht als Lykanthrop erkennen, aber ich würde ihm echt ungern erklären, was zur Hölle ich hier tat.

»Das ist eine Toilette Mik, was erwartest du?«, fragte Alec genervt.

Ich war überrascht, wie überzeugend er klang.

Mik zögerte, blieb kurz vor meiner Kabine stehen, ich hielt den Atem an, mein Herz hämmerte, mein Puls raste. Wie an dem Tag, an dem ich Alec das erste mal gesehen hatte. Naja, vielleicht nicht ganz so doll...

Ich hörte, wie Alec und der andere Ven sich auf den Weg zur Tür machten.

»Komm jetzt!«, rief Alec genervt.

Wie konnte er sich bitte so gelassen anhören?!

Mein Herz stockte. Was würde Mik tun?

Und dann, zu meiner unendlichen Erleichterung, schien Mik auf dem Absatz kehrt zu machen.

Die Tür fiel in ihre Angeln. Ich war alleine.

Erleichtert atmete ich aus, blieb allerdings mindestens noch zwei Minuten wie erstarrt sitzen.

Und erst, als ich mich zittrig aus der Kabine schob, ging mir auf, was Mik gesagt hatte. Ich roch komisch?! Ach du heilige...

Nicht, dass Alec nicht sowieso schon ein ziemlich schlechtes Bild von mir hatte, jetzt stank ich auch noch! Ja großartig...

Nein, so hatte ich mir meinen 17 Geburtstag bestimmt nicht vorgestellt...

Anscheinend hatte das Pärchen ihre Sachen beim rausstürmen mitgenommen, denn außer dem roten BH des Mädchens konnte ich nichts mehr auf dem Boden entdecken.

Seufzend blickte ich in den Spiegel und meine Laune hob sich nicht wirklich, als ich mein wirklich zerzaustes Haar sah.

Hatte mich Alec auch so gegen die Wand drücken müssen, dieser Idiot...

Zu meinem Glück waren nur noch meine Wangen leicht errötet, auch wenn ich immernoch das Gefühl hatte, innerlich zu brennen.

Ich glaube, mir waren noch nie so viele Peinlichkeiten an einem Tag passiert, wie heute.

Und da fiel mir wieder ein, dass ich Unterricht hatte. Naja, zumindest zehn Minuten von der ersten Stunde, laut meiner Uhr.

Nein. Definitiv nicht mein bester Tag...

Immer noch etwas zittrig auf den Beinen stieß ich die Tür auf, erleichtert, dass keine weitere Überraschung auf dem Flur wartete.

Aber eine Sache hatte dieses ganze Spektakel mit dem Pärchen und Mik ja gebracht...

So hatte Alec immerhin nicht weiter fragen können und zu meiner Erleichterung schien er immer noch nicht gewillt, mich zu verraten. Warum auch immer...

Ich glaube, er wusste es selber nicht genau.

Schweren Herzens schleppte ich mich zu meinem Klassenraum. Mir schwante Übles, als ich anklopfte. Naja, war ja auch kein Wunder, immerhin kam ich schon wieder zu spät.

»Ja?«, ertönte Mr Callahans Stimme.

Na Prima...

Ich öffnete die Tür, alle Blicke richteten sich auf mich.

Als der bohrende Blick des Lehrers mich traf und mein Amulett wieder begann, zu zittern, schrumpfte ich noch etwas mehr in mich zusammen. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, die erste Stunde komplett zu schwänzen.

»Miss Davis, wie schön, dass sie uns auch noch mit ihrer Anwesenheit beehren!«

Ich schluckte und bemühte mich, ihn möglichst entschuldigend anzusehen.

Bevor ich allerdings etwas sagen konnte, redete er einfach weiter, fixierte mich mit seinem bohrenden Blick.

»Wenn sie schon so viel Zeit zu haben scheinen, macht es ihnen doch sicherlich nichts aus, heute Nachmittag noch länger zu bleiben.«

Meine Augen weiteten sich.

Verdammt.

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