115
Stille. Vollkommene Leere. Dunkelheit.
Mein Körper fühlte sich so unendlich wund an, während ich schwerelos war und dann irgendwie doch nicht.
Es war beinahe so, als würde die Dunkelheit um mich herum mich langsam erdrücken, als würde sie dichter und dichter werden, jedes einzelne meiner Gefühle eindämmen, immer tauber und tauber machen, bis ich nicht mehr wusste, was geschehen war, warum ich mich so unendlich schwer fühlte.
Und ich fragte mich: War ich tot? Fühlte sich so der Tod an? So unendlich schwer und erdrückend und tiefschwarz?
Irgendwie frustriert versuchte ich, meinen Körper zu erreichen, ihm Befehle zuzusenden, doch er reagierte nicht auf mich und da war dieses schrecklich schwere Gefühl in mir, in meinem gesamten Dasein, das mir jeglichen Atem zu rauben schien.
Doch woher kam es? Ich hatte es vergessen...
Hatte es einfach vergessen in dieser zähen, nachtschwarzen Flüssigkeit, durch die ich in eben jenem Moment glitt.
Als wolle sie mich einzementieren und nie wieder gehen lassen.
Ich wollte meinen Mund öffnen, wollte nach irgendjemandem rufen, nach Hilfe, musste unbedingt wissen, was geschehen war und spürte zur gleichen Zeit diesen einnehmenden, stechenden Schmerz in meinem Herzen, als fehlte ihm ein Stück, das mich aufkeuchen ließ.
Ich wusste nicht, wie viel Zeit verging. Ich wusste nicht, wie lange ich durch diese dunkle Masse schwebte, wusste nicht, wie lange mich dieses dumpfe Gefühl des Schmerzes einnahm, wusste nicht, ob ich mein Herz nun schlagen spürte oder nicht.
Und langsam wurde ich müde, so unendlich müde...
Das alles hier war ermüdend, so unendlich ermüdend...
Ich wollte meine Augen schließen und wusste gleichzeitig nicht, ob sie nicht vielleicht schon geschlossen waren. Ich fühlte mich erbärmlich und müde, so unendlich müde...
Ich wollte schlafen, einfach nur schlafen. Vielleicht für immer.
Mir war einfach entfallen, für was es sich lohnen würde, wieder aufzuwachen, die Augen wieder aufzuschlagen.
So trieb ich, weiter und weiter, das erdrückende Gefühl mein stetiger Begleiter.
Und ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis es plötzlich ertönte, bis es plötzlich da war.
Ich blinzelte und das war das erste Zeichen, dass ich langsam die Kontrolle über meinen Körper zurück gewann, wenn auch nur solch ein kleines. Verwirrt wandt ich meinen Kopf um - das nächste Zeichen der neu aufkommenden Kontrolle.
Es war ein leises, fast wohltuendes Surren, wie der Flügelschlag eines mechanischen kleinen Vögelchens und irgendwie verschaffte mir dieses Geräusch beinahe augenblicklich eine wohlige Gänsehaut.
Was war das? Ich erschauderte.
Mein Kopf schnellte hin und her, auf der Suche nach der Herkunft dieses wohligen Geräusches, das immer näher und näher kommen zu schien.
Beinahe war es warm. Konnten Geräusche überhaupt eine Temperatur haben? Jetzt in diesem Moment konnten sie das wohl.
Und dann tauchte es auf. Vertraut irgendwie.
Ein goldenes Licht.
Ich blinzelte, sah, wie es sich aus der Ferne langsam zu mir kämpfte, schlingerte, sich seinen Weg dann allerdings unbeirrt weiterbahnte.
Es war, als würde ich für einen Moment stehen bleiben, aufhören , durch diese tiefschwarze Flüssigkeit zu schweben und ich wartete, wartete irgendwie angespannt und gleichzeitig erleichtert, dass wenigstens etwas diese Dunkelheit durchschnitt, dass wenigstens etwas da war, dass ich nicht mehr alleine war.
Ich runzelte die Stirn. Wenigstens etwas? Nein. Es war nicht einfach nur etwas. Es war schön.
Schön warm und wohltuend, vertraut und sicher.
Langsam kam es näher und näher, schwirrte hin und her, ich wartete geduldig, wartete, dass etwas geschah. Vielleicht holte es mich ja ab? Vielleicht wollte es mich endlich aus dieser ätzenden Dunkelheit heraus holen?
Ich wartete, wartete und wartete, wenn auch immer aufgeregter, mein kleiner Finger zuckte nervös, langsam kam die Kontrolle gänzlich zurück, mein Herz donnerte immer aufgeregter gegen meine Brust und ich wusste nicht einmal wieso.
Und dann kam das Licht bei mir an.
Überrascht keuchte ich auf und taumelte ein Stück nach hinten, als es sich ohne zu zögern um meine Glieder legte, mich umgarnte und die Dunkelheit langsam abhalten zu schien, zu vertreiben, als wolle es unbedingt verhindern, dass sie an mich herankam.
Wie ein goldenes kleines Kätzchen schmiegte es sich schnurrend an meinen Körper und ließ meine Mundwinkel langsam hinauf zucken, als würde es jegliche Verletzungen, die irgendwie an mir hängen zu schienen, heilen.
Zufrieden seufzend ließ ich mich einfach in diese wohltuende Wärme hinein fallen, ließ sie mit mir tanzen, ließ einfach zu, dass sie sich surrend um mich schmiegte.
Warum auch nicht? Immerhin war es ein schönes Gefühl. Ein Gefühl, endlich angekommen zu sein.
Und da schlossen sich meine Augen langsam, ich seufzte zufrieden auf, wollte mich einfach von diesem Licht tragen lassen, als würde ich in dem gemütlichstem Bett auf Erden liegen.
Doch es schien mich nicht lassen zu wollen. Und auf einmal ging ein heftiger Ruck durch meinen Körper, ich keuchte auf, riss die Augen auf, als ich plötzlich diese unendliche Energie spürte, die durch all meine Glieder zu rasen schien.
Erschrocken schnellte mein Kopf in die Höhe, auf einmal fühlte ich mich absolut komisch.
Und da spürte ich es. Diese Präsenz. Diese Präsenz, die ich niemals vergessen würde. So unendlich mächtig, so majestätisch, körperlos und doch erfüllte sich gleichzeitig alles, alles in mir, alles um mich herum, das Licht, das mich umgarnte und vor der Schwärze abschirmte.
Ich riss meinen Kopf in die Höhe, wusste absolut nicht, was mit mir geschah, mit meinem Körper, ein Schauer nach dem nächsten packte mich, mein Herz drohte aus meiner Brust zu springen, ich erzitterte.
Und ich erinnerte mich an diese Präsenz. Mit jeder einzelnen Faser meines Körpers erinnerte ich mich.
Ich hatte sie bis jetzt ein einziges Mal gespürt. Und zu diesem Zeitpunkt hatte mir diese Frau, die ich nicht kannte und die gleichzeitig doch so vertraut war, mir so unendlich viel bedeutete, obwohl ich nicht sagen konnte, woher all diese Gefühle der Vertrautheit kamen, woher dieses Gefühl der Heimat kam, das Leben gerettet.
Zum ersten Mal war sie da gewesen, als sie mich gemeinsam mit Falkenauge und Lio befreit hatte.
Und da sprach sie plötzlich, sprach so voller Liebe und Sanftheit, voller Vertrautheit und Geborgenheit, voller Sicherheit, dass ich betete, nie wieder etwas anderes hören zu müssen.
»Du hast es geschafft, mein kleiner Engel, hast es endlich geschafft. Du glaubst nicht, wie unendlich stolz ich auf dich bin. Du glaubst nicht, wie sehr ich dich wieder bei mir haben möchte, mein kleines Mädchen.«
Ihre Stimme war wie eine warme Sommerbrise, ließ mich erschaudern und gleichzeitig schüttelte ich verständnislos mit meinem Kopf. Wovon sprach sie da?
Und dann, plötzlich, ohne Vorwarnung, spürte ich es.
Wie ein Windhauch. Unsichtbar. Und trotzdem war es da, auch wenn ich es nicht sehen konnte.
Eine Hand, die sich warm auf meine Wange legte, über sie strich und sie kribbeln ließ, dann eine Stirn, die sich gegen meine eigene legte, eine sanfte Berührung an meinem Kinn, die mich erschaudern ließ.
Dann diese seidige Stimme, so unendlich Warm, die mich erzittern ließ.
»Aber es geht nicht. Noch. Ich hoffe du verstehst das. Aber deine Aufgabe auf der Erde ist noch nicht erledigt...«
Und das war das letzte, was ich von ihr hören sollte, der letzte Augenblick in dieser Schwärze, der letzte Augenblick, in dem mich das Gold umgarnte, der letzte Augenblick, in dem ich diese sanfte, liebevolle Berührung spüren sollte.
Denn dann verschwand es einfach alles.
Keuchend riss ich meine Augen auf, atmete schwer, spürte pochenden Schmerz, der meinen gesamten Körper durchzuckte und war für einen Moment vollkommen orientierungslos, vor allem dieses Ziehen an meiner Magengrube machte mich vollkommen wirr.
Schwer atmend starrte ich gegen eine hohe Lagerhallendecke, wusste absolut nicht, was geschehen war, starrte für den Bruchteil einer Sekunde einfach den wirbelnden Staub über mir an, wie er in dem faden Licht der Lampen tanzte.
Und dann musste ich husten, als sich etwas scharfes den Weg in meine Nase bahnte.
Ich schnaubte, verzog das Gesicht und sah dann keuchend auf den Boden, immernoch komplett flach auf dem Rücken liegend, immer noch die Gliedmaßen weit von mir gestreckt.
Und da sah ich es.
Blut.
Blut, dass sich weit unter meinem Körper verteilt hatte.
Ich keuchte entsetzt, meine Augen rissen voller Grauen auf.
Und Asche.
Ich lag inmitten einer Flut von Asche, die meine Haut brennen ließ.
Und da kam langsam, quälend langsam die Erinnerung zurück. Die Lagerhalle... wie sie sich in einen unendlich grausamen Korridor verwandelt hatte, in einen düsteren Saal...
Panisch riss ich meinen Kopf zur Seite, erblickte voller Entsetzen Gabes reglosen Körper, wie er genau neben dem Eingang der Lagerhalle lag, neben ihm etwas, was aussah wie eine Schneekugel.
Meine Schneekugel.
Und da wusste ich es wieder. Alles.
Ich keuchte voller Entsetzen auf, mein Herz machte einen Aussetzer, all diese Bilder, all diese Bilder... nein... nein!
Alec... wie er zu Boden gegangen war... der Vampir... ich hatte gegen ihn gekämpft... all diese Wunden, die sich nun einfach wieder geschlossen zu haben schienen.
Und da sprang ich auf.
Alec.
Ich wirbelte herum, mir wurde schwindelig, alles drehte sich, mir wurde so unendlich schlecht, als ich mein eigenes Blut spürte, wie es an mir klebte, das Blut des Vampiren, die Asche...
Nein... nein.. nein...
Mein Herz machte einen Aussetzer, Schauer des Grauen packten mich, des Entsetzen, beinahe wäre ich über meine eigenen Füße gestolpert.
Nein... nein... er war nicht tot... nicht er... gleich würde er auf mich zugehastet kommen, mich in seine Arme schließen und sagen, dass jetzt alles gut war.
Er war immerhin Alec! Er konnte nicht sterben... er war Alec...
Meine Beine zitterten, drohten nachzugeben, während ich mich voller Panik in dieser gigantischen Halle umsah, die mit dem Tod des Vampires wieder erschienen war, so wie die Hybriden verschwunden waren.
Es war dunkel, dunkel, wie das, was sich um mein Herz legen wollte.
Und dann sah ich ihn. Ich keuchte auf, wimmerte voller Grauen.
Da lag er. Seine große Gestalt. Leblos. Er atmete nicht. Ich konnte es nicht sehen. Und überall dieses Blut, das sich in meine Nase wandt, mich quälte und quälte.
Ich hörte einen Aufschrei voller Ensetzen, einen Aufschrei so voller Schmerz, wusste, dass er von mir kam und gleichzeitig hörte ich es doch nicht.
Meine Beine wollten nachgeben und gleichzeitig nichts anderes tun, als rennen, nur rennen, immer weiter, während ich diese leblose Gestalt anstarrte, das Blut, welches alles besudelte, diesen wunderschönen Jungen besudelte.
Und dann rannte ich einfach los, taumelte nach vorne, meine Füße donnerten über den Boden, ohne, dass ich es steuerte, ich war wie in Trance, konnte nur noch ihn sehen, nichts anderes, bekam keine Luft, wimmerte auf, wimmerte voller Verzweiflung seinen Namen.
»Alec...«
Nein... nein... das war nicht wahr... er war nur ohnmächtig... ich würde ihn wieder in Ordnung bringen... er war ok... er war ok... bitte...
Ich stolperte, konnte mich kaum mehr auf den Beinen halten, schluchzte ungehalten auf, die brennenden Tränen bahnten sich einen Weg über meine Wange, während ich sah, wie er einfach da lag, inmitten der Halle, inmitten des ganzen Blutes...
»Nein...«
Ich keuchte auf, meine Beine gaben nach, ich sackte neben ihm zu Boden, roch dieses Blut, dieses ganze Blut, mir wurde schlecht, so unendlich schlecht.
Nein... nein...
Ich fuhr zittrig durch dieses wirre Haar, bettete seinen Kopf auf meinen Beinen und wimmerte auf, als er so unendlich kraftlos hinab sackte.
Wie im Wahn fuhr ich immer und immer wieder über diese blasse Wange, starrte ihn mit bebenden Lippen an, dieses unendlich vertraute Gesicht mit der kleinen Narbe an der Augenbraue, mit der graden Nase und der schmaleren Oberlippe.
Nein... bitte...
Seine Augen waren fest geschlossen, die dunklen Wimpern legten sich so unglaublich endgültig über seine blasse Haut und diese wunderschönen Lippen waren ein Stück geöffnet, als hätten sie ein letztes Mal verzweifelt versucht, zu atmen.
»Nein... bitte Alec... bitte... komm schon... du wirst wieder ok... du wirst ok... bitte...«
Sein Blut kletterte auf meine Haut wie eine grausame Bestie, ich konnte die klaffende Wunde an seiner Brust sehen, wollte es nicht, wollte es einfach nicht, wollte nicht sehen, wie kraftlos sein Körper schien.
»Bitte«, hauchte ich, krümmte mich, fuhr wieder und wieder über seine eisig kalte Wange, während er da lag, einfach da lag, ohne sich zu regen.
Bitte... nein... bitte... mein Herz... mein Herz...
Ich wimmerte auf, heiße Tränen tropften auf diese unendlich perfekte Haut des Jungen, zersprangen auf diesem wunderschönen Gesicht.
Ein Gesicht, das nie wieder atmen würde, lachen. Leben.
Ich schaffte es nicht, schaffte es einfach nicht, krümmte mich zusammen und legte meine Stirn zittrig gegen seine, krümmte mich vollkommen zusammen, hielt ihn fest, weiter und weiter, konnte ihn doch nicht einfach alleine lassen, wieder und wieder fuhren meine Hände durch dieses tiefschwarze Haar, meine Lippen drückten sich gegen es, ich flehte betete und schaffte es nicht, schaffte es einfach nicht, dieser unendliche Schmerz in meinem Herzen, es zog mich hinab, weiter und weiter.
Ich presste meine Lider fest aufeinander, konnte diesen Anblick einfach nicht ertragen, konnte es nicht mehr sehen, konnte diesen Jungen nicht mehr sehen...
Er war tot... nein... ich spürte es... nein... ich sah es... nein...
»Bitte...«, flehte ich wimmernd, so verletzt, so unglaublich verletzt.
»Bitte Alec... mach deine Augen auf... ich brauch dich doch... bitte Alec... ich brauche dich... ich tue alles... ich gebe zu, wie viel du mir bedeutest... bitte... du musst nur aufwachen... bitte... mach deine Augen auf...«
Ein heftiger Schluchzer ließ meine Stimme bersten wie dünnes Eis während ich schluchzte, weiter und weiter, es einfach nicht mehr schaffte, nicht mehr schaffen wollte, immer weiter hinab sank und nicht mehr atmen konnte, meine Wange wie ihm Wahn gegen seine Haut drückte, mich an ihn klammerte, als hätte ich Angst, er würde einfach verschwinden.
Nein... nicht er... bitte... bitte...
»Ich pass auf dich auf«, wimmerte ich vollkommen außer mir.
»Ich pass auf dich auf, keine Angst Al... Sie werden dir nichts tun... ich pass auf dich auf Al, hörst du? Ich lass nicht zu, dass sie dir etwas tun...«
Und meine Stimme war so schwach, so schmerzerfüllt, ich war wirr, vollkommen im Wahn, verstand es nicht, verstand es einfach nicht, sank immer weiter hinab.
Und ich würde liegen bleiben. Für immer. Ich würde ihn nicht alleine lassen. Niemals...
Ich würde nicht zulassen, dass er sich alleine vielleicht fürchtete...
Wimmernd strich ich ihm über die kalte Wange, schluchzte auf, mein Herz... mein Herz... es schlug nicht mehr...
Dunkelheit hatte es eingehüllt, Dunkelheit die nur diese eine Person von ihm nehmen könnte...
»Alec...«
Meine Stimme brach. Brach, wie alles in mir.
»Bitte...«
Ich verstummte. Meine Lippen wurden schwer, so unendlich schwer. Und ich konnte nicht mehr tun, nicht mehr, als stumm um diese eine Person zu weinen, die mir all diese wunderbaren Sachen gezeigt hatte, die mich zum Lachen brachte, mein Herz höher schlagen ließ.
Ich sah es vor mir, sein Gesicht, wie er mich angrinste, wie er die Augen verdrehte, wie er böse auf mich hinab stierte, wie er die Brauen hob, wie seine Mundwinkel zuckten, sah wie er lachte, all das zog an mir vorbei, all diese unglaublichen Erinnerungen an ihn, die mich niederstreckten, weiter und weiter.
Ich konnte nicht mehr... ich konnte nicht mehr atmen... ich konnte gar nichts mehr.
Ich war gar nichts mehr. Nichts mehr, ohne ihn. Ohne diesen Jungen.
Und ich kauerte da, weinte stumm.
Sekunden. Minuten. Vielleicht Stunden.
Denn er war tot... er war einfach gegangen... Alec... mein Alec...
»Du hast es doch versprochen... du hast gesagt, dass du nichts dummes tun würdest... wieso hast du das getan...?«
Ich wimmerte voller Qual auf, hasste mich, hasste mich so sehr. Es war meine Schuld... nur meine... wegen mir war er tot...
Ich keuchte, wimmerte, konnte es einfach nicht glauben, drückte meine Lippen wie im Wahn gegen seine Stirn, als würde ihn das lebendig machen.
Doch er blieb liegen... blieb einfach liegen...
Alec... mein Alec... er regte sich einfach nicht und ich weinte und weinte, weiter und weiter, ertrank, ertrank mit jedem einzlenen Atemzug, erstickte, konnte es nicht beschreiben, diese unendlichen Schmerzen, die durch meinen Körper zuckten und mich vollkommen an den Rand trieben.
Sie würden mein Ende sein... das wusste ich... und ich wollte es... wollte einfach nicht mehr leben... konnte so nicht leben...
Ich wimmerte auf, hauchte seinen Namen, flehte leise und dann spürte ich es plötzlich.
Eine warme, filigrane Hand, die sich auf meine Schulter legte.
Ich keuchte auf, riss meinen Kopf wimmernd in die Höhe, die Tränen ließen alles verschwimmen und dann erblickte ich sie, die goldene Gestalt, die fast ausdruckslos auf ihren Bruder hinab sah, dessen Kopf immer noch auf meinem Schoß ruhte, leblos, trotzdem leblos.
»Aleyna«, wimmerte ich voller Schmerz, legte meine Hand zitternd auf Alecs Wange und sah zu der großen Ven hinauf, die vollkommen erstarrt wirkte.
Und wenn sie zuvor noch ausdruckslos ausgesehen hatte... Jetzt konnte ich sehen, wie ihre Lippen zitterten.
»Aleyna... er ist... Alec...«
Meine Stimme brach, ich keuchte auf und das war der erste Moment, in dem die goldene Gestalt ihren Blick auf mich richtete.
Und da konnte ich es sehen. Da sah ich ihre glänzenden Augen, die goldenen Kristalle, die ihre Wangen hinab liefen.
Aleyna weinte. Aleyna weinte um ihren Bruder. Aleyna weinte um Alec.
Ich wimmerte auf, schüttelte ungläubig den Kopf und sah sie flehend an.
»Bitte... du musst doch irgendetwas tun... bitte...«
Für den Bruchteil einer Sekunde schloss sie ihre Augen, das sonst so wunderschöne Gesicht vollkommen verzerrt.
Nein... nein... bitte...
Und dann, plötzlich, kniete sie sich neben mich nieder, das goldene Kleid breitete sich auf dem Boden aus, doch schien vollkommen unberührt von all dem Blut zu bleiben.
Ich sah sie flehend an, strich wieder und wieder über Alecs Wangen, konnte einfach nicht damit aufhören und da streckte Aleyna plötzlich ihre Hände aus, umfasste meine eigenen und zog sie mit sanfter Bestimmtheit von Alecs Haut.
Wimmernd sah ich sie an, doch sie schüttelte einfach nur stumm weinend den Kopf.
Nein... das war nicht wahr... das konnte nicht wahr sein...
»Du musst doch etwas tun«, keuchte ich so unendlich verzweifelt, sah sie flehend an, wollte meine Hände wieder an mich ziehen, doch sie ließ mich nicht.
Und dann sah sie für einen Moment wieder auf die tote Gestalt ihres Bruders hinab. Ihre Lippen bebten. Ihre Augen waren glasig. Und ich spürte es. Die Trauer, diese unendliche, ehrliche, tiefe Trauer.
»Bitte«, flehte ich, konnte es einfach nicht glauben, wollte es nicht glauben, wollte nicht glauben, dass dieser Junge nicht mehr da sein sollte.
Doch Aleyna redete nicht mit mir. Sagte kein einziges Wort. In keiner Sekunde.
Und ich war mir sicher, dass das der letzte kleine Stoß war, der letzte kleine Stoß, der meinen Atem aussetzen ließ, mich nach Luft schnappen ließ, doch sie wollte einfach nicht, wollte meine Lungen einfach nicht fluten.
Aleyna blinzelte, sah mich ein letztes Mal mit diesem unglaublich traurigen Blick an, musterte jeden einzelnen Zentimeter meines Gesichtes, als hätte sie Angst, sie könnte es jemals vergessen.
Ich fühlte ihre Trauer, spürte sie wie siedend heißes Feuer auf meiner Haut, fühlte, wie sie mich einwickelte und mich langsam weiter, immer weiter niederrichtete.
Und dann lehnte sie sich plötzlich langsam nach vorne, meine Hände immer noch in ihren gefangen.
Mit bebenden Lippen beobachtete ich sie, sah, wie sie zittrig die Augen schloss, sah, wie sie ihre Lippen hauchzart gegen die Stirn ihres Bruders legte, sah, wie eine ihrer goldenen Tränen auf seiner Haut zerschellte.
Und für den Bruchteil einer Sekunde hinterließ sie einen goldenen Schimmer auf ihr, der sich ausbreitete, für einen Wimpernschlag seinen gesamten Körper benetzte und fast augenblicklich wieder verschwand, sodass ich nicht einmal wusste, ob ich es mir bloß eingebildet hatte.
Keuchend sah ich Aleyna an, schüttelte verständnislos den Kopf, als sie sich langsam erhob, meine Hände aus ihren gleiten ließ.
Nein... sie konnte mich doch jetzt nicht einfach alleine lassen... sie konnte Alec doch nicht alleine lassen... sie musste uns doch helfen...
»Bitte«, flehte ich kopfschüttelnd, während sie sich aufrichtete, mich fast müde anlächelte und hauchzart über meine wirren Locken strich.
Dann schritt sie ein Stück nach hinten, ich schüttelte vollkommen im Wahn meinen Kopf, streckte meine Hände nach ihr aus.
Sie konnte uns nicht alleine lassen... nein... so durfte es nicht zu Ende gehen... so konnnte es einfach nicht zu Ende gehen... nein...
Und da zeichnete sich plötzlich ein schwaches, trauriges Lächeln auf Aleynas Lippen ab, ein kleiner Stich durchfuhr mein Herz und genau in diesem Moment verstand ich, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.
Beinahe endgültig hob Aleyna ihre linke Hand, fast als wolle sie sich verabschieden und da öffneten sich zum ersten Mal ihre Lippen, ließen mich noch mehr zittern, noch mehr beben, als ich es sowieso schon tat.
»Leb wohl Aruna«, hauchte sie leise, so unendlich leise.
Ich schüttelte den Kopf, wimmerte auf, schluchzte, streckte meine Hände nach ihr aus wie ein kleines Kind.
»Nein... bitte... bitte geh nicht...«
Und ich sah es, sah den Schmerz in ihrem Gesicht, sah die Trauer, sah alles. Sie senkte den Blick, für den Bruchteil einer Sekunde war es totenstill, einzig und alleine meine pure Verzweiflung war zu hören.
Dann seufzte sie schwer. Und wieder dieses Lächeln. Wieder dieses unendlich traurige Lächeln.
»Die Rote Göttin hat mir ein zweites Leben geschenkt. Ein zweites Leben, in dem es mir möglich war, dich zu treffen. Und ich danke ihr dafür, danke ihr so sehr, dass sie es mir erlaubt hat, dich kennenzulernen.«
Ich wimmerte auf, schüttelte verständnislos mit dem Kopf, zitterte, konnte nicht glauben, was hier gerade passierte, konnte es einfach nicht glauben, konnte es nicht, all das hier, all das hier, was mein Herz so unendlich schwer machte.
»Glaub mir, ich werde dich vermissen Aruna... mehr als alles andere... Es gibt nur einen Wunsch, der größer ist, als der, dich sehen zu können. Der Wunsch, das du glücklich bist. Und ich weiß, dass du das ohne meinen Bruder niemals sein könntest.«
Vollkommen verwirrt schüttelte ich den Kopf, verstand es nicht, verstand einfach nicht, wovon sie redete.
Ihr Bruder...Alec... Alec war tot... Oh Gott... Oh mein Gott... nein... nein... er war tot... Alec...
Wimmernd schüttelte ich den Kopf, sah sie an, flehte, betete.
Und da senkte sie ihren Blick, schloss für den Bruchteil einer Sekunde ihre Augen und atmete tief durch. Dann öffnete sie sie wieder. Und sie glänzten voller Trauer.
»Mein Leben für seines, schätze ich. Ein Tausch. Leb wohl Aruna...«
Und noch ehe ich etwas sagen konnte, noch ehe ich fragen konnte, wovon sie da sprach, war sie einfach verschwunden, diese Ven, die mir so viel bedeutete, mit einem Wimpernschlag, einfach weg.
Ich keuchte auf, schüttelte wimmernd den Kopf und verstand einfach nicht, was sie da gesagt hatte, konnte nicht glauben, dass sie mich einfach verlassen hatte, verlassen, während mein Herz doch unterging, verblutete, genau in diesem Moment einfach starb.
Ich schluchzte verzweifelt auf, starrte auf die Stelle, auf der das goldene Mädchen kurz zuvor noch gestanden hatte.
Und dann geschah es. Es war dieser eine Moment, in dem ich voller Einsamkeit gefüllt war, weil auch sie verschwunden war.
Dieser eine Moment. Dieser Moment, der mein Herz wieder zum Leben erweckte, mit voller Wucht losdonnern ließ, all die Ketten zerspringen ließ.
Ein tiefer Atemzug.
Mein Herz sprang in die Höhe.
Ich hörte ein Keuchen.
Und da krachte mein Blick auf Alec.
Ich keuchte auf, schrie fast, mein Herz explodierte, meine Hände schnellten vor, legten sich fast panisch um seine Wangen.
Er atmete! Er hatte geatmet!
Voller Überwältigung öffnete sich mein Mund, ich sah auf seine Brust herab.
Keine Wunde! Nichts! Sie war einfach geschlossen!
Und es war, als würde er aus dem tiefsten, dunkelsten See auftauchen, seine Brust hob sich rasselnd, mein Körper schien zu fliegen, flog einfach, weiter und weiter, war schwerelos, ich brachte kein einziges Wort heraus, riss meine Augen auf, sah, wie er rasselnd Luft holte, wollte seinen Namen wimmern doch schaffte es einfach nicht.
Mir wurde schwindelig, alles drehte sich, alles schien Funken zu sprühen, das Leben gelangte in mich zurück.
In ihn.
Und dann schlug er keuchend, schwer atmend, die Augen auf, ich wimmerte voller Glück, sah dieses grau, dieses unendliche Grau wie ich es nie gesehen hatte mit all diesen verschiedenen Tönen und Sprenkeln, wie er mich benommen anblinzelte, verwirrt, fast müde, fühlte fast, wie das Blut in seinen Adern aus der todbringenden Starre erwachte und dann hörte ich es.
Einen leisen, fast schüchternen Herzschlag.
Und da war es um mich geschehen.
Mein gesamter Körper schien zu explodieren, mein Herz sprang aus meiner Brust hinaus, während er mich ansah, mit diesem unverwechselbarem Blick anblinzelte, der mich vollkommen um den Verstand brachte.
Ich keuchte auf, das pure Glück erfasste mich und für den Moment vergaß ich einfach alles. Alles, außer ihn.
»Alec!«, japste ich und als ich hörte, wie sein Herz immer kräftiger Schlug, war alles vorbei.
Ich ließ einen Laut hören, halb lachend, halb weinend, hielt seinen Kopf fest in meinen Händen gefangen und ließ meinen Kopf dann zu dem überraschten Ven hinab schnellen, der wohl vollkommen überfordert war.
Doch das war mir so egal! So unendlich egal! Alec lebte!
Alecsander lebte!
Und da tat ich es einfach, dachte nicht über all die Aber was wenns nach.
Bebend vor Erleichterung presste ich meine Lippen gegen seine, voller Verzweiflung, konnte es einfach nicht fassen, musste sie einfach spüren, musste sicher gehen, dass er auch wirklich da war, schloss meine Augen und zog meine Brauen voller Verzweiflung zusammen, spürte diese weichen Lippen, roch diesen bekannten Geruch, hörte diesen bekannten Herzschlag, der auf einmal in die Höhe sprang.
Und für einen Moment spannte sich der Ven vollkommen an, war wohl ziemlich überfordert, während mein Herz schlug und schlug und raste und ich nichts dagegen tun konnte, nichts dagegen tun wollte.
Und dann seufzte er plötzlich in diesen unglaublich verzweifelten Kuss hinein, fast erleichtert, hob zittrig seine Hände und verschränkte sie in meinem Nacken, zog mich noch enger an sich und erwiderte den Kuss, so glücklich, unendlich glücklich, während wir beide meine salzigen Tränen schmecken konnten.
Ich zitterte, mein gesamter Körper zitterte, sein Kopf hob sich leicht vom Boden ab, Schauer des unglaublichen Glücks überkamen mich, durchdrangen mich in Schüben und noch nie hatte ich mich so unendlich erleichtert gefühlt, wie in diesem Moment, in dem er den Druck auf meine Lippen leicht verstärkte, sich an mir festhielt und sich nie wieder lösen zu wollen schien.
Doch das wollte ich auch nicht. Niemals...
Er lebte... Alec lebte... Alec lebte...
Es waren seine Lippen, die ich auf meinen spürte, sein unglaublicher Geruch, er war es, der dieses vollkommen unbeschreibliche Gefühl in mir hochtrieb, während sich seine weichen Lippen gegen meine bewegten.
Oh Gott... Oh mein Gott... er lebte...
Er lebte... Er küsste mich... Ich küsste ihn... Er war da...
Oh mein Gott. Er war da.
Schweratmend löste ich mich von ihm, hörte, wie unsere Herzen im Einklang donnerten und donnerten und donnerten, er ließ seinen Kopf keuchend auf den Boden zurück fallen, ließ mich allerdings nicht los, während ich nicht daran dachte, mein Gesicht auch nur einen Stück weiter zu entfernen.
Nach Luft ringend blinzelte ich ihn an, dieses wunderschöne Gesicht, konnte einfach nicht aufhören zu weinen, während er mich von unten musterte, seine Lippen öffneten sich einen Spalt breit und dann plötzlich, ohne Vorwarnung zuckten seine Mundwinkel nach oben, während ich weiter und weiter um Fassung rang, mein Herz einfach nicht aufhören konnte zu rasen, immer und immer weiter rannte.
Ein fast benebeltes Glänzen war in seine Augen getreten, wie ich es noch nie gesehen hatte, fast verzaubert.
Und dann ertönte plötzlich seine leise, raue Stimme, noch ein wenig benommen und trotzdem raubte sie mir auch noch den letzten Rest Atem.
Einfach diesen Klang zu hören verursachte diese unglaubliche Gänsehaut vor Glück.
»Sei froh, dass deine Lippen unversehrt geblieben sind«, raunte er feixend und blitzte mich schelmisch an.
Und das war der Moment, in dem ich einfach alles aufgab, in dem all die Anspannung von mir abfiel, einfach alles.
Er erinnerte sich noch an den ersten Kuss!
Halb lachend, halb weinend keuchte ich auf, wimmerte irgendwie merkwürdig und vergrub meinen Kopf dann tief halb in seiner Halsbeuge, halb in seiner Brust, atmete seinen unendlich bekannten Geruch tief ein, das ganze Blut schien vollkommen vergessen...
Denn er lebte... Alec lebte...
»Idiot«, seufzte ich so voller Erleichterung, schloss meine Augen und schmiegte mich einfach an ihn, weinte stumm und lauschte dieser unendlich schönen Melodie seines schlagenden Herzens.
Es schlug... es schlug wirklich...
Zittrig hob Alec seine Hand und strich mir behutsam über das wirre Haar, murmelte etwas, was ich nicht verstand und ließ mich einfach weinen, stumm weinen...
»Du warst tot«, hauchte ich so unendlich verletzt, krallte meine Hände in sein T-Shirt, doch er schüttelte einfach nur mit dem Kopf und hob seine andere Hand, um sie vorsichtig um meine zu schließen, sie von der Verkrampfung zu lösen.
»Aber jetzt bin ich da«, hauchte er, strich weiter und weiter beruhigend über mein Haar, ich klammerte mich an seine Hand, wollte sie nie wieder los lassen, wollte ihn nie wieder los lassen und weinte stumm weiter, konnte mein Glück einfach nicht fassen.
»Und wofür war der Kuss jetzt?«, ertönte irgendwann Alecs feixende Stimme, obwohl der verdammte, stolze Idiot genau wusste, wofür.
Ich seufzte auf, schüttelte den Kopf und weinte und lachte gleichzeitig.
»Du bist das größte Arschloch, das ich jemals kennengelernt habe«, schluchzte ich und als ich das vibrieren seiner Brust spüren konnte, als er leise lachte, konnte ich nicht anders, als eine Gänsehaut zu bekommen.
Doch Alec war nun einmal scheiße... Und so ließ er nicht locker.
»Und? Wofür, Emma?«
Ich schnaubte auf, verdrehte dann meine Augen und war gleichzeitig doch so froh, dass es ihm so gut ging, dass er sofort wieder anfangen konnte, mich zu ärgern.
Ich seufzte, öffnete meine Augen und blinzelte ihn dann so voller Erleichterung, so voller Glück an.
Er hob die Brauen, doch wurde merkwürdig ruhig, als ich ihm so unendlich eindringlich in die Augen sah, als ich meine Wimpern hinab senkte, um ihn fest ansehen zu können, als sich mein Mund leicht öffnete.
Und ich meinte, jedes einzelne, nachfolgende, gehauchte Wort, genau wie ich es sagte.
»Ich liebe dich Alecsander.«
Und es stimmte.
Ich liebte alles an ihm.
Sein feixendes Grinsen, seine dummen Sprüche, seinen Hang, mich zu ärgern, diese unendlich grauen Augen, jede einzelne Narbe, sein Lachen, seine Stimme, seinen Geruch.
Ich liebte diesen Menschen. Liebte ihn so sehr, wie ich nie jemanden geliebt hatte, liebte ihn mit all diesen Macken und Narben, liebte ihn mitsamt seiner Geschichte.
Und ich liebte es, wie er mich in diesem Moment ansah. Ich liebte das Gefühl, welches mich deshalb überkam, der Schauer, der meinen Rücken hinab lief, das kribbelnde Gefühl in meiner Magengrube.
Seine Mundwinkel zuckten herauf, bis er mich breit angrinste und ich konnte einfach nichts tun, als zurückzugrinsen, seine Augen fingen an zu strahlen, strahlten, wie ich es noch nie gesehen hatten, strahlten so voller Glück und ich konnte hören, wie sein Herz kleine Sprünge vollführte, während er seine Brauen hob, mich anstrahlte, wie ich es selten gesehen hatte, als hätte er sein ganzes Leben nur auf diese Worte gewartet.
Und ich spürte, wie er den Druck auf meine Hand erhöhte, vielleicht, ohne es selbst zu bemerken.
»Mehr wollte ich nicht hören«, hauchte er und als ich fast abwartend meine Brauen hob, grinste er nur noch breiter, strahlten seine Augen nur noch mehr.
Und wie könnte ich denn anders, wie könnte ich in diesem Moment nicht strahlen wie er selbst, auch wenn ich ihn weiterhin auffordernd ansah.
»Ich liebe dich, du Nervensäge«, grinste er und in diesem Moment machte mein Herz Luftsprünge, explodierte, veranstaltete sein ganz persönliches Feuerwerk, genau wie meine Magengrube, in der diese altbekannten Schmetterlinge ausbrachen, hunderte, tausende.
Ich hatte keine Ahnung, wer von uns beiden in diesem Moment breiter grinste, vermutlich tat sich da nicht viel und es war ein absolut überwältigendes Gefühl, diese Worte zu hören.
Ich liebe dich.
Er liebte mich. Alec liebte mich.
Und es war, als würde ich es zu diesem Zeitpunkt zum ersten Mal wirklich realisieren.
»Ich liebe dich«, wiederholte ich seine Worte fast ungläubig, als müsste ich testen, wie sie sich auf meiner Zunge anfühlten, schüttelte irgendwie verzaubert den Kopf und konnte all das hier nicht glauben, konnte nicht glauben, wie ich vorher noch so voller Schmerz gewesen war und mich nun wie das glücklichste Mädchen auf diesem Planeten fühlte.
Alec lachte leise, schüttelte den Kopf und ließ seinen Kopf dann plötzlich, ohne Vorwarnung, nach oben schnellen und drückte mir einen hauchzarten Kuss auf den Mundwinkel, ließ mich überrascht zurück zucken.
»Das erwähntest du bereits«, feixte er, woraufhin ich schnaubte und ihm die Zunge rausstreckte, was ihn nur noch mehr zum strahlen brachte.
Wir waren wirklich die größten Idioten in diesem Universum.
»Na und«, erwiderte ich trotzig und konnte einfach nicht aufhören, zu strahlen, konnte einfach nicht aufhören, ihn zu mustern, jeden einzelnen Zentimeter seines Gesichtes.
So fühlte es sich also an, ehrlich und aufrichtig in jemanden verliebt zu sein. So fühlte es sich an, wenn man all diese Gefühle endlich nicht mehr zurück halten musste.
»Und jetzt?«, hauchte ich und lehnte meine Stirn fast erschöpft gegen seine, schloss für den Moment meine Augen.
Ich spürte, wie Alec mir sanft eine Strähne hinter mein Ohr strich und erzitterte unter dieser einfachen, liebevollen Geste, spürte, wie er den Kopf leicht zur Seite neigte und die Situation erfasste.
»Jetzt«, hauchte er und ich spürte seinen heißen Atem auf meinem Gesicht, der mich erschaudern ließ.
»Jetzt gehen wir nach Hause Aruna.«
Nach Hause.
Ein kleines, fast wimmerndes Geräusch verließ meine Lippen und ich spürte mein Herz, wie es schneller und schneller schlug, spürte die Tränen der Erleichterung, die sich langsam wieder in mir auftaten.
Nach Hause... wir würden wirklich nach Hause gehen...
Endlich... nach all diesen Monaten war es endlich vorbei...
Ich würde sie wieder sehen... Lupa und Phelan, Mum und Dad, Eza und Cole... und Ben... Ich würde meinen Benny endlich wieder aufwecken können...
Also nickte ich leise, zittrig, während der Druck seiner Hand sich nur noch verstärkte, als sähe er es als seine Pflicht an, mir Kraft zu geben.
»Nach Hause«, wiederholte ich mit bebenden Lippen und spürte, wie er mir ein paar Tränen von meiner Wange strich.
Wir würden nach Hause gehen...
Aruna, die Rote Wölfin. Und Alec. Alec der Ven.
Wir würden heimkehren. Zusammen. Endlich.
Nach Hause. Nach Hause, zurück nach Little Falls.
Und ich war glücklich. Zum ertsen Mal seit Monaten spürte ich ehrliches, aufrichtiges Glück.
Es war vorbei...
Einfach alles... diese ganze schreckliche Reise, diese ganze schreckliche Geschichte. Sie war vorbei, einfach zu Ende.
Und Alec bestätigte es mir, mit jedem einzelnen, sanften Kreis, den er mit seinem Daumen auf meine Wange zeichnete.
Jetzt hatte das alles ein Ende. Und wir würden heimkehren.
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