114


»NEIN!«

Ich schrie.

Ich hörte mich selber schreien und war dann doch merkwürdig taub.

Taub für alles und jeden, während ich sah, wie Alec hinab sank. Während ich sah, wie der große, mutige, so unendlich unbesiegbare Alecsander Venatores einfach leblos in sich zusammen sackte.

Nein. Nein.

Nicht er. Nicht Alec.

Ich keuchte auf, meine Knie gaben nach, ich bekam keine Luft mehr und in dem Moment, in dem ich sah, wie sein Körper ohne Halt hinab stürzte, so unendlich kraftlos, gab einfach alles in mir auf.

Meine Augen waren weit aufgerissen, das grässliche Gackern des Vampires erfüllte jede einzelne Faser meines Körpers, ließ mich schreien, ließ mich weinen, ließ mich flehen, mein Herz hörte auf, hörte einfach auf, alles hörte auf, die Welt, ich, ich starb, starb und starb und starb und konnte nicht aufhören zu schreien, so voller Grauen.

Und als ich sah, wie sich ein dunkler Fleck auf Alecs Brust ausbreitete, schien einfach alles zu explodieren, ich sackte zusammen, krümmte mich, zog mich verzweifelt nach vorne, wollte zu ihm, musste zu ihm, musste ihm doch helfen, konnte es einfach nicht begreifen, wimmerte seinen Namen, weiter und weiter, während der Vampir kreischte und sich ein solcher Schmerz in mir ausbreitete, wie ich ihn niemals gekannt hatte.

Wimmernd ächzte ich auf, die Tränen vernebelten meine Sicht, vollkommen in Trance wollte ich zu seinem reglosen Körper robben, flehte und flehte weiter, »Alec... bitte... bitte nicht«, doch er regte sich einfach nicht und zum ersten Mal in meinem Leben spürte ich, was Schmerz wirklich bedeutete.

Mein Körper stand in Flammen, ich heulte auf, voller Qual, alles in mir wurde zertrümmert, alles in mir brach und brach und brach und wollte nicht mehr aufhören, ich konnte sein Gesicht sehen, so blass, so unendlich blass, seine Konturen und dann diese unendlich dunklen Spuren seines Blutes.

Und mein Herz wurde entzwei gerissen, ich keuchte auf, riss meinen Kopf in die Höhe, schrie unter den Schmerzen, die sich genau in diesem Moment in meinem Herzen breit machten, in jeder einzelnen Faser meines Körpers, ein heftiges Stechen, das mich blind machte und dann war da dieses grausame Gackern des Vampires, während dieses eine, ganz bestimmte Stück mit voller Wucht und so unendlich schmerzvoll aus meinem Herzen gerissen wurde, dass mir schwindelig wurde, so unendlich schlecht.

Verzweifelt streckte ich meine Hand nach Alec aus, wimmerte seinen Namen, doch schaffte es einfach nicht mehr, brach zusammen, schrie verzweifelt auf und die Worte des Vampires quälten mich, quälten mich weiter und weiter und weiter.

»NA BUBU?! NAA?! WIE FÜHLT ES SICH AN DIE PERSON ZU VERLIEREN, DIE MAN AM MEISTEN GELIEBT HAT?! WIE FÜHLT ES SICH AN, DEINE PERSÖNLICHE AIMA ZU VERLIEREN?! WIE?!«

Und er gackerte und er lachte, während ich schrie und schrie und weinte und wimmerte und flehte, meine Hände verzweifelt nach Alecs leblosem Körper ausstreckte, der zusammengekrümmt da lag, das Oberteil mittlerweile vollkommen mit Blut getränkt.

Und ich roch es. Ich roch Tod.

Und ich fühlte es. Ich fühlte Tod.

Ich starb. Genau in diesem Moment starb ich, ertrank ich, verbrannte ich, erstickte ich, wimmerte, rief verzweifelt nach ihm, während ich mich weiter und weiter ziehen wollte, doch meine Glieder waren einfach vollkommen schwer geworden, ich konnte mich nicht rühren und in mir brüllte es und in mir tobte es.

NEIN! NEIN! NEIN!

NICHT ER! NICHT ALEC!

»BITTE!«

Ein Schrei so voller Schmerz erfüllte die Halle, ich heulte auf und war mir sicher, dass es jeder gehört haben musste, die Hybriden standen vollkommen erstarrt da, zuckten mit ihren Ohren, wussten nicht, was sie tun sollten, doch ich bekam es nicht einmal mehr mit, starb und schrie und weinte und wimmerte und flehte.

Ich bekam einfach keine Luft, schaffte es einfach nicht, als wäre der Sinn für meinen Atem in eben jenem Moment gegangen, alles schien zu verschwimmen, als wäre der Grund für mein Augenlicht genau jetzt verschwunden, alles drehte sich, drehte sich weiter und weiter, ich sah nichts mehr, die Bestie in mir wimmerte auf und ich spürte diesen unendlichen Schmerz.

Einen Schmerz, so pur und rein und todbringen, wie er nur sein konnte, wenn die Person starb, auf die man sich geprägt hatte.

»NEIN! BITTE ALEC!«

Ich wimmerte und weinte uns schrie, zog mich noch ein Stück vor, musste zu ihm, musste doch zu ihm.

»Wieso....?!«, keuchte ich, meine Stimme ein einziger Klang des Schmerzes, ich war der Schmerz, der pure Schmerz.

Unglück.

»Wieso, Alec...?«, wimmerte ich und alles verschwamm.

Nur er nicht.

Nur dieser Junge, dieser unglaubliche Junge nicht, der mich so viel mehr fühlen ließ, mich so viel mehr sehen ließ, mir so unendlich viel gezeigt hatte.

Der Junge mit dem wirren schwarzem Haar, das ihm immerzu im Gesicht hing, mit diesen unglaublich grauen Augen und den zuckenden Mundwinkeln, wenn ich etwas dummes tat.

Der Junge, der sich jeden Moment für die, die er liebte opfern würde.

»Bitte«, wimmerte ich, der Vampir hörte nicht auf, hörte einfach nicht auf, quälte mich, saugte jedes Stück Glück aus mir und ich verschwand einfach, sah nur noch diesen verdrehten Körper vor mir, Alecs Kopf, wie er von mir abgewandt da lag und ich wollte meine Augen schließen, wollte es so sehr, so unendlich sehr, während ich flach auf meinem Bauch lag, doch ich konnte es einfach nicht, dieses Bild brannte sich in mich, in jede einzelne Faser, mein Körper wollte mich quälen und ich atmete nicht mehr und ich konnte es einfach nicht begreifen, mein Herz schrie auf, schrie weiter und weiter, ich schrie, ich wimmerte, ich flehte, konnte nicht aufhören, konnte einfach nicht.

»NEIN! Alec... Alec... bitte... bitte...«

Und sein Blut tropfte auf den Boden, zerschellte auf ihm und schlängelte sich dann wie das schrecklichste Wesen dem ich jemals begegnet war über den Boden, kam auf mich zu, strahlend rot, so grausam, so unendlich grausam, es verspottete mich, nur mich, während ich mich nicht regen konnte, es einfach nicht schaffte und es war grausam so unendlich grausam.

Alles drehte sich, mein Herz... mein Herz...

Nein! Nein! NEIN!

Alec!

Ich starb! Ich starb!

Nein! Tu mir das nicht an! Bleib bei mir!

Und ich schrie und ich wimmerte und ich weinte, jede einzelne Faser meines Körpers schrie nach dem Ven und die ganze Welt verspottete mich, mich die zusammengekauerte Gestalt auf dem Boden, die unterging, einfach unterging.

Das Unglück.

Er atmete nicht... er atmete nicht!

NEIN! NEIN!

»Alec...«, ich wimmerte gepeingt auf, schrie mich selbst an, endlich zu ihm zu gehen, streckte meine Hand aus, doch erreichte ihn einfach nicht, es erschien so unendlich unmöglich.

Ich flehte, flehte wie ich es nie getan hatte, betete, betete zum ersten Mal in meinem verdammten Leben wirklich zu der verdammten Mondgöttin, flehte sie an, flehte sie an, mich aus diesem schrecklichen, schrecklichen, so unendlich grausamen Traum zu wecken und er lag vor mir, lag einfach da, seine Brust ruhte vollkommen stumm, nahm mir jeglichen Atem, jegliche Sinne, die ich jemals besessen hatte.

Und ich schrie, rief weiter und weiter verzweifelt seinen Namen, meine Stimme ging unter in dieser unendlichen Trauer, die Tränen verbrannten meine Haut, verätzten sie, folterten sie.

Und ich spürte ihn nicht mehr. Ich spürte diesen Jungen einfach nicht mehr, diesen unglaublichen Menschen. Als wäre er mit seiner ganzen Existenz mit voller Wucht von mir gerissen worden, als wären die Bänder, die sich langsam miteinander verwoben hatten mit schrecklicher Brutalität durchgetrennt worden.

Und ich konnte nicht wegsehen, konnte einfach nicht, nein, nein... nein, bitte... Alec... bitte Alec.

Alec... du verdammter Ven... tu mir das nicht an... ich brauch dich doch... ich brauche dich... lass mich nicht alleine Al... ich brauche dich... ich brauche dich... rette mich... rette mich... ich ertrinke!

BITTE! BITTE!

Ich brauche dich... ich brauche dich... ich brauche dich...

Mein Mund öffnete sich voller Verzweiflung, die Schluchzer schüttelten mich, ich hatte keine Kraft mehr, hatte einfach keine Kraft mehr, die Schwärze griff nach mir, mit all ihren grausamen, tiefschwarzen Fängen und ich schrie ihr entgegen, kreischte ihr entgegen, brüllte ihr entgegen.

»NIMM MICH MIT! TÖTE MICH! TÖTE MICH! TÖTE MICH!«

Und ich schrie, weiter und weiter, weiter, immer weiter... töte mich... töte mich...

Ich kriege keine Luft... ich sterbe... ich ertrinke...

NEIN! ICH WILL STERBEN! LASS MICH STERBEN!

Und dann geschah es plötzlich.

Ich bekam es kaum mit, auch wenn es an meinen Gliedern riss, mich hin und her zerrte, an mir zog, mich umtanzte wie eine grässliche Bestie, mich hin und her warf, an meinem Haar riss.

Ein heftiger Wind der um mich herum wirbelte, als hätte er seine nächste Beute gefunden, doch ich spürte es nicht, spürte es einfach nicht, war unendlich taub, so taub...

Nein... nein... nicht er... bitte...nicht er...

Ich wimmerte seinen Namen, der Wind tanzte weiter und weiter um uns, schien von nirgendwoher gekommen zu sein, die Schreie des Vampires schienen zu verstummen, doch es machte keinen Unterschied, machte einfach keinen Unterschied, solange ich ihn vor mir sah, solange ich diesen Jungen vor mir sah, der mir gezeigt hatte, was es bedeutete, mit jeder einzelnen Faser seines Körpers zu leben.

Der Junge, dessen Brust nun stumm ruhte.

Nein... nein... nein...

Und dann war es plötzlich da, ließ mich gepeinigt aufwimmern, so voller Schmerz und mein Kopf hob sich, obwohl er dazu bestimmt sein musste, nun für immer zu ruhen.

Alec... tot... nein... nicht er... tot... mein Alec... nein...

Ich keuchte auf, als sich das goldene Licht vor mir auftat, als es um meinen Körper glitt und eine solche unheimliche Wärme absonderte, dass es einen erschaudern ließ.

Doch es war mir egal, so unendlich egal, ich konnte nicht mehr als diesen unendlichen Schmerz in mir spüren, diesen unendlichen Schmerz in meinem Herzen, diesen heftigen Ruck, mit dem Alecs ganze Anwesenheit von mir gezogen wurde.

Nein... nein... nein...

Das goldene Licht türmte sich auf, weiter und weiter, es war mir so unendlich egal, ich konnte nur ihn sehen, konnte nur diesen Jungen sehen, diesen einen Jungen... nein... nein... bitte...

Und dann ertönte plötzlich diese Stimme, so unendlich bekannt.

»Aruna!«

Ich riss meinen Kopf in die Höhe, sah für den Bruchteil einer Sekunde in das Gesicht dieses Mädchens, das ich so gut kannte, auch wenn sie seit mehr als einem Jahrzehnt tot war.

Voller entsetzen öffnete sich mein Mund, als ich ihre goldene Gestalt vor mir stehen sah, gewebt aus purem Licht, sie blendete mich geradezu, ihr Gesicht schien so unendlich gefasst, ich konnte es nicht glauben, konnte es einfach nicht glauben, ihre unheimliche Wärme hüllte mich ein und trotzdem erfror ich, ich erfror einfach, ohne es verhindern zu können, flehte bebend weiter, zitterte, keuchte, bekam keine Luft.

»Alec... bitte... bitte Aleyna... Alec...«

Ich flehte weiter und weiter, doch sie sah ihn nicht einmal an, sah die leblose Gestalt ihres Bruders für keine Sekunde an, sah auf mich hinab mit diesen glühenden Augen und dann, ohne Vorwarnung, hob sie plötzlich ihre linke Hand, sah mich vollkommen ruhig an, das lange Haar wurde von dem Wind nach hinten geweht, ebenso wie das Kleid welches sie trug.

Ich starrte sie vollkommen erstarrt an, mein Herz schrie weiter, immer weiter, alles drehte sich, ich schnappte verzweifelt nach Luft, doch da drückten sich plötzlich zwei ihrer Finger gegen meine Stirn.

Ich wusste nicht, was in diesem Moment geschah. Doch es passierte einfach.

Eine Mauer brach in mir zusammen. Die Blockade.

Und ich wurde taub.

Mein gesamter Körper wurde taub. Ich vergaß einfach alles, spannte mich vollkommen an. Und dann bewegten sich Aleynas Lippen, während mein Atem urplötzlich wieder vollkommen normal ging, während sich etwas in mir ausbreitete, was ich niemals gekannt hatte.

Wie Teer, der sich durch meine Adern wandt, pechschwarz, voller Grausamkeit.

Und für den Moment verschwand das zusammengekrümmte, wimmernde Etwas in mir, verdrängt in die letzte Ecke, während irgendetwas durch Aleynas Berührung in meinem inneren aufglühte, in meinen Augen, und mich fast automatisch hochzog.

Ich vergaß mich. Vergaß mich vollkommen. Wurde zu einem anderen Wesen. Kein Monster. Dieses Mal war ich eine Bestie.

Und ich wollte sie zerreißen, sie zerfetzen, sie töten.

Sie alle.

Irgendwo wusste ich, was geschehen war.

Und dich Rache rann vollkommen kalt durch mich, während ich zu einem Mädchen aus Stein wurde.

Aleyna ließ mich einfach nicht mehr fühlen, als kalte, grausame Wut.

Rache.

Und da senkte sie plötzlich ihren Kopf, drückte ihre Finger noch heftiger gegen meine Stirn, schien jede einzelne Gefühlsregung aus mir zu saugen, die mich zuvor noch erschüttert hatte und es schien so unglaublich, doch es geschah einfach.

Als würde Aleyna in eben jenen Moment die Kontrolle über mich übernehmen, mich zu ihrer Marionette machen.

Und da hoben sich plötzlich ihre Mundwinkel.

Langsam. Grausam.

Und ich spiegelte ihre Haltung. Und ich sah die Kälte in ihr aufglimmen. Und ich sah die Kälte in mir aufglimmen.

»Töte ihn«, hauchte sie so unendlich kalt, dass es mich vermutlich hätte erschaudern lassen, wäre ich in diesem Moment gänzlich ich selbst gewesen.

Doch das war ich nicht. Aleyna kontrollierte mich und das Monster in mir schob sich vor, gewann die Oberhand und schnitt dem wimmernden Teil in mir mit einem Mal die Kehle durch.

Der Druck gegen meine Stirn schien ins unermässliche zu steigen, schickte kalten Hass zu mir und dann ertönte plötzlich eine andere Stimme, eine weitere, die meine Sicht vollends rot werden ließ, die Bestie in mir vollends befreite.

Eine Stimme, die ich besser kannte, als alles andere.

»Räche mich, meine tapfere Nervensäge.«

Und das Tier in mir kreischte auf, ich preschte in die Höhe und sprang ohne zu zögern in die Luft, Aleynas glühendes Licht schrie auf, schoss glühend um mich und die Wut wurde zu meinem Führer.

Mein Körper war aus Stein, ich ließ die Hände von mir krachen, eine unheimliche Kraft wie ich sie nie gekannt hatte durchströmte mich, eine unendliche Wärme, ein Gefühl wie ich es niemals gefühlt hatte und dann tauchte das Bild einer Wölfin vor mir auf.

Doch es war nicht ich. Es war nicht meine Wölfin.

Eine riesige, grausame Gestalt mit einem Fell aus der flüssigen Nacht gewoben, so tiefschwarz und dunkel, Augen wie glühend rote Sonnen und so unendlich groß, viel größer noch als die Hybriden.

Ein Körper umtanzt von der puren Grausamkeit. Ich war die pure Grausamkeit.

Und in diesem Moment riss meine Kleidung mit einem erschöpften Keuchen außeinander, ich brüllte auf, heulte so donnernd, dass es die gesamte Erde zu erschüttern schien, ein beißender Schmerz durchzuckte mein Körper, unheimliche Kälte schoss durch mich hindurch, doch es war nicht grausam, nicht schlimm, schien so unendlich wohltuend, Knochen barsten, ich hörte erstickte Heuler, meine Wirbelseule zerbarst und in diesem Moment erfüllte ein solch mächtiges Heulen die Halle, wie ich es niemals gehört hatte, das goldene Licht umtanzte meinen gigantischen Körper, schien mich anzufeuern, weiter und weiter zu machen, schrie mir zu, brüllte mich an, tiefschwarzes, messerscharfes Fell drang aus jeder einzelnen Faser meines Körpers, ließ mich voller Vorfreude aufheulen, meine Augen fingen an zu glühen und auf einmal schien alles so unendlich scharf, ich konnte die Angst der Hybriden geradezu auf meiner Haut spüren und dann donnerte ich mit voller Kraft auf den Boden, meine gigantischen Pfoten rammten sich in ihn, ließen alles erzittern.

Und als ich dann ein weiteres, vollkommen wildes, donnerndes Knurren hören ließ, duckten sich die Hybriden winselnd weg.

Ich entblößte meine Messerscharfen Zähne, spürte die pure Kraft, wie sie durch meinen Körper zuckte, richtete meine Nackenhaare auf und stellte mich schützend über den leblosen Körper des Ven, als wäre in mir immer noch diese eine, klitzekleine Hoffnung, ihn beschützen zu können.

Als wäre in mir immer noch die Hoffnung, er würde gleich einfach diese unglaublichen Augen öffnen.

Vollkommene Kälte erfüllte meinen Körper, während ich die Ohren anlegte, meine Zähne fletschte, die pure Macht waberte in Wogen von meinem Körper, das Gold schlängelte sich um meine Glieder, feuerte mich mit grausamer Genugtuung an und dann fiel mein Blick auf ihn.

Doch dieses Mal war er es, der einen qualvollen Stich verspürte, in dem Moment, in dem seine Augen auf das glühende Feuer in meinen trafen.

Meine Ohren legten sich an, ich knurrte donnernd.

Und da zuckte er zusammen. Der Vampir zuckte zusammen. Wegen mir. Der Urvampir.

Und ich wusste, dass das, was er nun erblickte, niemals zuvor passiert war, konnte es mit jeder einzelnen Faser meines Körpers spüren, konnte es aus dem Entsetzen in seinem Gesicht lesen, das er nur für den Bruchteil einer Sekunde zeigte, während ich weiter und weiter bedrohlich grollend knurrte.

Die Hybriden zogen sich winselnd weiter und weiter zurück und sollten sie es wagen, ihm oder mir auch nur nahe zu kommen, würde ich sie töten.

Jeden einzelnen. So qualvoll, wie sie es sich niemals ausmalen konnten. Denn er gehörte mir. Dieser Vampir gehörte mir.

Ich würde ihn zerfleischen, würde ihn zerfetzen, ihn töten.

So wie er es verdient hatte. Qualvoll. Langsam.

Und ich würd es genießen.

Grollend schnappte ich in die Luft, mein Körper erzitterte vor purer Macht, das Licht umgarnte mich und die reine Kälte schien durch meine Adern zu fließen, so grausam, so unendlich grausam.

Er würde büßen. Und ich konnte die Stimme dieses einen Jungen spüren, als wäre er irgendwo immer noch bei mir, konnte geradezu spüren, wie er sanft meine Stirn entlang strich und mir ermutigende Worte in mein Ohr hauchte.

Er hatte ihn getötet.

Und in diesem Moment brannte es in mir durch, mit diesem Gedanken explodierte ich.

Ein heftiges Knurren war zu hören, hallte donnernd in dem Saal wieder, die Hybriden heulten gepeinigt auf und dann preschte ich los, fixierte den Vampir mit meinem Blick, das Gold trieb mich an, der Mann presste die Lippen aufeinander, ich knurrte vollkommen wild, doch auf einmal schien diese grausame Arroganz in seinen Körper zurück zu kehren, der Schock über den dunklen Schattenwolf vor ihm vollkommen vergessen.

Ich achtete nicht darauf, sah, wie er die Hände hob, preschte weiter, jederzeit bereit, einem weiteren Pfeil auszuweichen, die Wut trieb mich an, ich wollte ihn zerreißen, zerfetzen, töten, meine Sprünge wurden länger, immer und immer kraftvoller, mein donnerndes Knurren war der Antrieb, ich sah, wie er die Hände zu Fäusten ballte, konnte auch die pure Macht spüren, die seinen eigenen Körper umgarnte, machte mich auf einen heftigen Zusammenstoß bereit, machte mich bereit, meine Pranken tief in diesen verabscheuenswerten Körper zu bohren, machte mich bereit, sein Blut zu schmecken, sein Fleisch entzwei zu reißen, ihn zu Boden zu stoßen, niederzustrecken.

Der Altar kam immer näher, vollkommen angespannt blieb er stehen, sah mich so unendlich kalt und ausdruckslos an, die pure Elektriziät ließ den Saal zischend entflammen, die Hybriden hörten nicht auf zu winseln, ich sah Gabes Körper, die Wut machte mich blinder, blinder, immer blinder, all die Ereignisse schossen mir in den Kopf, all das, was er mir angetan hatte, die pure Wut leitete mich und in diesem Moment war ich komplett taub, denn hätte ich wirklich realisiert, was das alles hier bedeutete, wäre ich einfach in die Knie gesunken und nie wieder aufgestanden.

Doch der Hass leitete mich, ließ mich an nichts anderes denken, nahm den gesamten Körper dieser riesigen Gestalt ein und breitete sich in mir aus wie das Gift einer tödlichen Schlange.

Ich heulte rasend auf, riss meinen Kopf in die Höhe, sein Körper bestand aus purer Angespanntheit, er blinzelte mich so unendlich hassvoll an, das Monster rannte weiter und weiter, der Wind heulte in meinen Ohren, ich heulte und knurrte und schnappte in die Luft und dann erreichte ich es.

Der Altar tauchte genau vor mir auf, ich drückte mich kraftvoll ab, knurrte so laut, dass alles erzitterte und für den Bruchteil einer Sekunde war ich vollkommen schwerelos, während die Halle um mich komplett verschwamm.

Ich durschnitt die Luft wie ein tödlicher Pfeil, riss meine Schnauze vollkommen wild geworden auf und krachte im nächsten Moment wieder hinab, das pure Adrenalin in mir.

Doch ich traf nicht auf einen harten Körper, wie ich es eigentlich hätte müssen. Mit voller Wucht krachte ich auf den kalten Steinboden nieder, knurrte wie wild auf, doch konnte meinen Sturz nicht mehr dämpfen und wurde mit meinem Rücken mit voller Wucht gegen die steinerne Wand geschleudert, jaulte gepeinigt auf und konnte in letzter Sekunde noch meine linke Pfote in die Höhe reißen, damit sie Gabe nicht erwischte.

Das Licht um mich herum loderte wütend auf, die Hybriden wichen winselnd zurück, als es sich immer weiter und weiter aufbaute, ich spürte den Schmerz, der durch meinen Rücken jagte kaum, war blind vor brodelnder Wut und sprang im nächsten Augenblick wieder auf, wirbelte herum und erblickte den Vampir, gerade im richtigen Moment, denn da ließ er erneut einen dieser grässlichen Spitzen aus purer Schwärze auf mich herab donnern, während er sich an den Fuß der Treppe teleportiert hatte.

Wütend knurrend wich ich ihm aus, spürte die zischende Hitze für den Bruchteil einer Sekunde an meiner Flanke, doch achtete gar nicht darauf, riss meinen Kopf herum, meine lodernden Augen erfassten das Gesicht des Vampires, vollkommen wutverzerrt, während er auf einer der Treppenstufen stand und seine Zähne bedrohlich aufblitzen ließ, die Hände von sich streckte und glühende Schwärze um sie rasen ließ.

»Du willst es also auf diesem Weg?!«, kreischte er vollkommen wahnsinnig, seine Augen loderten verrückt und er merkte nicht einmal, wie das goldene Licht langsam eine Kuppel um unsere beiden Körper bildete, die ihn einsperrte und die Hybriden weiter und weiter zurück drängte, als würde es eine Kampfarena schaffen wollen.

Mein gesamter Körper schien angespannt, zitterte vor Wut und dieser unendlichen Kraft, die mich überkam.

Kraft gewonnen aus Hass.

Ich knurrte ihn donnernd an, die Halle schien zu vibrieren, der Boden zitterte, mein nachtschwarzes Fell stellte sich auf, ich schnappte wütend in die Luft, alles um uns herum schien zu erzittern und zu erglimmen, pure Elektrizität zischte in der Luft, ausgehend von dem goldenen Licht, das nun über uns schwebte wie undurchdringliche Nebelschwaden, ausgehend von der tiefschwarzen Nacht, die sich um seine Finger wickelte.

»Dann wirst du nun ebenso qualvoll sterben wie dein geliebter kleiner Ven!«

Er gackerte, kreischte auf und in diesem Moment brannte alles in mir durch.

Und die Empore sollte zu unserem Schlachtfeld werden.

Ich knurrte rasend vor Wut auf, preschte los, ein wenig des goldenen Lichtes war übrig geblieben, raste um mich wie ein Pfeil, feuerte mich an, schrie mich an, das Gesicht des Vampires war voller Wahnsinn verzogen er gackerte und gackerte, blieb einfach auf der Stufe stehen, war zu geblendet um zu sehen, dass die Stufe hinter ihm von meinem glimmenden Zorn von ihm abgeschnitten wurde, er war viel zu arrogant, viel zu selbstsicher, die glühende Wut trieb mich an, weiter weiter, immer weiter, meine Pfoten donnerten über den Boden, mein wildes Knurren erfüllte den Raum, in dem ich nun mit dem Urvampir gefangen war, er gackerte, weiter und weiter, die Nacht waberte um ihn, er verhöhnte mich und dann sprang ich erneut ab.

Für den Bruchteil einer Sekunde sah ich, wie der Vampir siegessicher die Hände nach hinten streckte, so wie er es zuvor getan hatte, um an einem anderen Ort aufzutauchen.

Doch er war blind. Er hatte es nicht gesehen. Meine flammende Wut hinter ihm war ihm einfach entgangen.

Und so krachte ich im nächsten Moment mit voller Wucht gegen ihn, ein kalter Schmerz durchfuhr mich, er schrie wie wild auf, doch ich schleuderte uns zu Boden, weg von der Treppe, ließ meine Zähne auf ihn hinabdonnern, spürte seinen eisigen Körper unter mir, wie er sich wandt, sah nichts mehr, etwas Scharfes traf mich an meiner Flanke und es fühlte sich an, als wäre sie geradewegs durchtrennt worden, ich heulte auf, wurde für einen Moment unachtsam, während ich meine Krallen in die Brust des verdammten Monsters bohrte, das am Ende des Tages doch nur ein Wesen war, dem man das verdammte Herz heraus reißen konnte.

Doch für den Bruchteil einer Sekunde passte ich nicht auf, mit einem heftigen donnern krachte etwas gegen meine Brust, ich heulte auf, wurde mit voller Wucht nach hinten geschleudert, schlug auf den Boden, wieder war da dieser Schmerz, der mein Rückrad durchzuckte, durch meinen Kopf jagte wie eine grausame Bestie, doch ich spürte es nicht einmal wirklich, schien es kaum zu bemerken, sprang im gleichen Moment wieder wild knurrend auf, die Wut machte mich vollkommen taub und da sah ich den Vampir, wie er schwer atmend und mit einem wilden Gesichtsausdruck in der Mitte der Kuppel stand, genau neben dem Altar, die gefährlichen Reißzähne hervorblitzen ließ und mich wie wild anfauchte, demonstrativ nach mir schnappte.

»Du willst also spielen, kleines Kätzchen?!«, zischte er, während sich alles in mir aufstellte.

Ich knurrte ihn wütend an, trat einen bedrohlichen Schritt nach vorne, schlich um ihn herum wie ein wütendes Raubtier. Und genau das war ich in diesem Moment. Ein wütendes Raubtier. Und er war meine Beute.

Der Hass zischte durch jeden einzelnen Zentimeter meines Körpers und bei der Erwähnung dieses einen Wortes knurrte ich noch lauter, noch donnernder als zuvor, wütend so unendlich wütend.

Kätzchen.

So hatte mich Alec einmal genannt, wenn auch um mich zu verhöhnen.

Alec.

Und ich hätte unendliche Trauer verspüren müssen, innerlich schrie ich bereits auf, doch das goldene Licht zwang mich einfach diesen unendlichen Schmerz, der mich töten wollte, in rasende Wut, in rasenden Hass umzuwandeln.

Hass, der dieses Wesen töten sollte, das mir alles genommen hatte. Das Wesen, das irgendwo immer noch menschlich war. Schwachstellen hatte. Schwach war.

Und dieser Gedanke ließ mich nach ihm schnappen, er wich aus, wirbelte herum, ließ einen ohrenbetäubenden Schrei hören und dann ertönte ein Donnern, wie ich es nie gehört hatte, ein Schreien so unendlich laut und durchdringend, dass es den ganzen Raum erbeben ließ, ich duckte mich weg, krallte meine Klauen in den steinernen Boden und es geschah alles viel zu schnell, als das ich es hätte verhindern können.

Kreischend riss er seine Hand in die Höhe, während von der anderen Blut tropfte, das von der klaffenden Wunde an meiner Flanke kam, die er mit seiner bloßen Hand verursachte hatte.

»DANN SPIELEN WIR!«, kreischte dieses unendlich schreckliche Monster, ich heulte auf und im nächsten Moment krachte die gleißende Nacht aus der geöffneten Hand dieser Bestie, donnerte mit solch einer unendlichen Geschwindigkeit in die Höhe, dass meine Beine beinahe nachgegeben hätten und dann traf es genau auf die Mitte der Kuppel, die seine Kräfte, sich teleportieren zu können, aus irgendeinem Grund verhinderte.

Ein schreckliches Heulen verließ meine Kehle, als ein solch durchdringender Knall ertönte, dass es mir die Ohren verbrannte, der Vampir gackerte wild, drehte sich um seine eigene Achse, ich duckte mich und da schien es über uns zu explodieren.

Wie eine ansteckende Krankheit vermischte sich die wabernde Nacht mit meinem Licht, schlängelte sich durch jede einzelne Pore des Nebels, wirbelte ihn auf, durcheinander, die Lichter fochten wie wild miteinander, warfen sich hin und her, auf und ab und der Vampir gackerte und gackerte und gackerte, während ich für den Bruchteil einer Sekunde nichts tun konnte, meine empfindlichen Ohren explodierten.

Der Vampir wirbelte zu mir herum, sah mich mit vor Wahnsinn lodernden Augen an und nun umgarnte ihn das dunkle Licht vollkommen, tanzte um ihn, feuerte ihn an, so wie das Gold mich, das einst Aleyna gewesen war.

Ich stellte meine Nackenhaare auf, fletschte meine Zähne, während er mit diesem unendlich arroganten Blick vor mir stand, sein Grauen durchdringender, immer durchdringender um sich tanzen ließ.

»Du glaubst wirklich, du wärst mächtiger als ich?!«, kreischte er, ich schnappte in die Luft, stemmte meine Pfoten gegen den Boden, machte mich jede Sekunde dafür bereit, abzuspringen, wartete auf seine Reaktion, auf jeden einzelnen Angriff, meine Ohren zuckten, noch nie war ich so unendlich angespannt gewesen.

Der Vampir betrachtete mich mit vor Wahnsinn verzerrtem Gesicht, leckte sich wieder und wieder über die Lippen, ich wurde so unendlich unruhig, doch äußerlich blieb ich vollkommen ruhig, vollkommen gefasst, durfte keine einzige Schwäche zeigen, während die glühenden Lichter weiter und weiter miteinander fochten.

Ich musste warten, bis er angriff, musste lernen, wie er kämpfte, durfte einfach nicht wieder losstürmen, nicht unüberlegt handeln, das Gold schien mich geradezu zurück zu halten, ich musste mich mit meinem wilden Knurren zufrieden geben und da ertönte wieder dieses grässliche Gackern, das ich niemals wieder vergessen würde.

»Aber weißt du was du dummes Mädchen!?«, höhnte der Vampir, mein Blut tropfte weiter, immer weiter von seiner Hand, ich begann bedrohlich knurrend um seine Gestalt zu schleichen, kreiste ihn knurrend ein und war nicht in der Lage, mehr zu sehen als ihn, nicht einmal den Altar nahm ich richtig wahr, neben dem er nun stand.

Und dann ertönte plötzlich wieder seine leise, zischende Stimme, schlimmer als jemals zuvor, so voller Hass und Verachtung, so unendlich leise.

»Du bist schwach, Aruna Ray Davis.«

Und dann, ohne Vorwarnung, ließ er die linke Hand plötzlich nach vorne donnern, ich heulte wütend auf, doch zu spät, es war, als würde sich ein gigantischer, tiefschwarzer, wabernder Schatten aus der aufgewühlten Kuppel lösen, ohne Vorwarnung türmte er sich hinter dem gackernden Vampir auf, die sich windenden, dunklen Schwaden rotierten und rotierten und rotierten, immer weiter und weiter, bauten sich auf und nahmen mich für einen Moment vollkommen gefangen, bis sie sich zu einer gigantischen, gesichtslosen Person zusammenschlossen, die hinter dem Vampir aufragte wie ein Bodyguard.

Der Vampir gackerte weiter und weiter, vollkommen verrückt, siegessicher, so unendlich siegessicher, während sich alles in mir aufstellte, ich ungehalten aufknurrte und einfach losstürmen wollte, hin und her tänzelte, meine Zähne in diesem grässlichen Hals versenken wollte, der gigantische Schatten ließ mein Herz schneller rasen, immer schneller und schneller, ich wusste nicht, wenn ich anknurren sollte, legte den Kopf an und dann war da plötzlich ein gellender Schrei.

Es geschah im Bruchteil einer Sekunde, ein grässliches Brüllen ertönte und dann krachte der Schatten plötzlich genau auf mich zu, wie der grausame Nebel, der mich immer und immer wieder in meinen Träumen gefoltert hatte, stürzte todbringend auf mich hinab und vielleicht hätte ich Angst empfinden müssen, Angst wegen dieser gigantischen Größe, Angst, weil ich den Vampir nicht mehr sehen konnte, doch so war es nicht.

Denn wenn man gegen den Tod nichts mehr unternehmen würde, keinen Sinn mehr im Leben sah, so war man ohne Furcht.

Donnernd knurrte ich auf, fletschte meine Zähne und stieß mich dann mit voller Kraft vom Boden ab, jederzeit bereit, meine Zähne einfach irgendwie in den dunklen Nebel zu schlagen, vollkommen egal, was danach passieren würde, all meine Sinne waren bis aufs äußerste gespannt, ich segelte durch die Luft, scharf wie ein Pfeil, doch da geschah es.

Ich sah es bloß für den Bruchteil einer Sekunde aus meinem Augenwinkel, golden glänzte es auf und eine Sekunde bevor ich das Schwarz hätte berühren können, schoss es plötzlich vor mich, schirmte mich ab, eine Gestalt aus glühendem Gold, ebenso gesichtslos, ebenso mächtig, ebenso gigantisch und auf einmal wusste ich, was ich tun musste, als würde es mir eine körperlose Stimme zuraunen.

Eine bekannte Stimme. Die Stimme eines toten Mädchens.

Die riesige Gestalt, die sich ohne zu zögern vor mich gestürzt hatte, ließ ihre Arme nach vorne donnern, stieß den Schatten zurück, meine Pfoten krachten kaum einen Hauch hinter dem Gold zu Boden, doch dafür war nun keine Zeit, ich hatte keine Zeit zu ruhen.

Und es war, als könnte ich die Präsenz des Vampires ganz genau hinter dem dunklen, dichten Nebel spüren.

Deshalb drückte ich mich erneut ab, mit voller Kraft, stemmte meinen Körper hinauf, und das Gold war mein Antrieb.

Heulend schoss ich durch es hindurch, es trug mich weiter und als ich den schwarzen Nebel des Monsters des Vampires durchbrach, bildete es eine schützende Hülle um mich, flimmerte hell auf und schenkte mir so unendlich viel Kraft, so viel Wut und Macht und Entschlossenheit, wie ich es niemals gekannt hatte.

Eine unendliche Kälte überkam mich, ein Schleier legte sich um meine Glieder, um mein ganzes Dasein, um alles, was ich tat. Ein Schleier der grausamen Wut, die nichts und niemand stoppen könnte.

Und der Vampir würde sterben.

Ein tiefer Atemzug, Luft durchflutete meine Lungen, mein Kopf war leer, leer bis auf einen einzigen Gedanken.

Töten.

Und dann durchbrach ich laut knurrend den Nebel auf der anderen Seite, sah noch, wie der Vampir, der zuvor noch so siegessicher gefeixt hatte, beinahe erschrocken zurück zuckte und dann prallte mein Körper mit voller Wucht gegen seinen, er schrie auf, meine Krallen bohrten sich in seine Schultern und ich riss uns vollkommen wild zu Boden, krachte mit meinem Kopf gegen seinen, er fauchte, ich spürte, wie sich seine Nägel in meine Brust rammten, ich heulte auf, hob rasend meine Pranke, überall dieser Gestank des schrecklichen Wesens, er tanzte um mich, die Gestalten hinter uns lieferten sich einen blutigen Kampf, als würden sie ihre Herren wiederspiegeln, es zischte und rauschte, es war als würden Blitze aus purer Wut die Halle erfüllen, wir rollten uns über den Boden und dann ließ ich meine Pranke hinab donnern, während ich ihn unter mir gefangen hielt, so unendlich menschlich, für einen Moment so unglaublich schwach.

Ich spürte den Luftzug meiner eigenen Pranke, spürte den kalten Wind, er riss den Kopf zur Seite, doch zu spät.

Meine Krallen striffen seine Wange und in diesem Moment schien die Zeit für einen Moment stehen zu bleiben.

Ich wusste nicht einmal, warum ich die Luft anhielt. Und es war der Geruch, der mir zuerst in die Nase stach.

Metallen. Doch gleichzeitig schärfer, gleichzeitig saurer, gleichzeitig ätzender. Es schien meine Nase von innen heraus zu verbrennen.

Und dann sah ich es, meine Augen vor Wut immer noch zusammen gepresst.

Eine tiefschwarze Flüssigkeit, so dunkel wie der Tod, stach mir in die Augen und ich war beinahe verhext von ihr, sah mit offenem Mund zu, wie sich drei akkurate, lange Schnitte auf seiner blassen Wange dunkel wie die Nacht färbten, während er ebenso schockiert wirkte, wie ich, für eine Sekunde vollkommen vergaß, sich zu wehren, einfach liegen blieb.

Und dann ertönte plötzlich wieder diese bekannte Stimme in meinem Kopf, ließ mich zusammen zucken, während die glühenden Gestalten miteinander rangen, sich todbringend neben uns auftürmten, um uns herum wirbelten und überall ihren Nebel hinterließen.

Du musst ihn jetzt töten! Seine gesamte magische Kraft ist auf den Schatten konzentriert! Die Magie ist nun nicht mehr seine Waffe! Es war nicht seine Absicht, noch nie hat es eine Rote so weit geschafft, ihm war nicht klar, was passieren würde, würde er den Schatten hervor holt! Er kann dem Zweikampf nicht mehr ausweichen! Du bist ihm überlegen Aruna! Überlegen!

Und das war der Moment, in dem wir beide wieder auftauten, dieses eine Wort hallte wieder und wieder in meinen Ohren, ich keuchte auf und genau in diesem Moment realisierte der Vampir, was geschehen war, reagierte einen Wimpernschlag früher als ich.

»NEIN!«, kreischte er vollkommen aufgebracht, ließ seine klauenartige Hände hinauf donnern, traf mich mit voller Wucht am Kinn und schleuderte mich nach hinten auf den Rücken, stürzte sich dann auf mich.

»DAS KANN NICHT SEIN! ICH KANN NICHT BLUTEN! ICH BIN EIN VAMPIR! NEIN! NEIN NEIN!«

Er fauchte auf, ich wollte nach ihm treten, sein Körper schien sich weiter und weiter zu verändern, seine Adern traten pulsierend hervor und da verfiel er vollkommen dem Wahnsinn.

Und der finale Kampf war gekommen. Es hieß er oder ich. Und ich würde alles dafür geben, dass ich es nicht sein würde.

Fauchend wich ich seinen Fangzähnen aus, er bohrte seine mutierten Klauen in mein empfindliches Fleisch, die Schatten tanzten, warfen sich hin und her, weiter und weiter, das Adrenalin pumpte durch meine Adern weiter und weiter, scheußliche Schmerzen gingen von seinen Klauen aus, doch die Wut ließ mich alles vergessen.

Und da war nur noch er. Ein Vampir, der bluten konnte. Kaum mehr ein Urvorfahre, ohne seine Magie.

Ich drückte ihn mit voller Kraft von mir runter, er krachte auf den Boden, riss mit seinen Nägeln allerdings noch eine klaffende Wunde in meine Schulter, ich heulte auf, sprang hinauf, wirbelte herum, doch er richtete sich zu schnell wieder auf, voller Wut fauchte er mich an, denn ihm wurde vollends klar, das ihm nun nicht mehr geblieben war, als seine übernatürliche Stärke, die todbringenden Zähne, während die Schatten weiter und weiter um uns tanzten, miteinander verschmolzen, fast einem Wirbelsturm glichen, die Kuppel vollkommen einnahmen, den Raum des Vampires und mir immer kleiner und kleiner machten, bis wir in dem rasenden Auge des Wirbelsturmes aus purem Hass standen.

Es rauschte in meinen Ohren, ich konnte mein Herz donnern hören, das Adrenalin schoss durch meinen Körper hindurch, während der Vampir und ich uns schweratmend gegenüber standen, uns umkreisten, ich fauchte, schnappte nach ihm, er sprang nach hinten, stieß sich vor den glühenden Lichtern ab, sprang dann in die Höhe, ich heulte auf, wirbelte herum, wollte noch nach ihm schnappen, doch zu spät, er krachte mit voller Wucht auf meinem Rücken, verbiss sich in meinem Nacken, vollkommen wild, zum Tier geworden, ich jaulte auf, warf mich auf den Rücken, es knackte, der Vampir fauchte, sein lähmendes Gift floss durch mich hindurch, ließ mich zucken, doch es war, als wäre mein Körper in der Lage, es nach dem Bruchteil einer Sekunde zu verarbeiten, es war keine Zeit, einfach keine Zeit.

Ich sprang wieder auf, warf meinen bebenden Körper hinter den Altar, als der Vampir sich wieder voller Wut auf mich stürzen wollte, seine Hände zu gefährlichen, messerscharfen Waffen geworden, und er brüllte, brüllte immer weiter, hörte nicht auf, vollkommen wahnsinnig.

»DU WIRST STERBEN! DU WIRST STERBEN! ICH TÖTE DICH! ICH BRING DICH UM!«

Wieder sprang er in die Luft, doch diesmal war ich vorbereitet, stieß mich vom Altar ab und krachte dann durch die Luft, heulte laut auf, fletschte die Zähne voller wütender Erregung, konnte sein Blut riechen, es beflügelte mich, weiter und weiter, um uns tobte es und dann trafen wir in der Luft aufeinander, seine Krallen bohrten sich in meine Brust, ich winselte auf, bekam gleichzeitig seinen Arm zu packen, biss so kräftig zu wie ich konnte, während sich seine Krallen in mein Herz bohren wollten, es knackte so unendlich laut, Knochen barsten, er schrie wie am Spieß, dann donnerten wir auf dem Boden, ich ruckte meinen Kopf hin und her, fest verkeilt in seinem Arm, seine Krallen bohrten sich tiefer in meine Haut, unglaubliche Qualen durchzuckten meinen Körper, doch ich durfte einfach nicht aufgeben, um und krachte es, donnerte es, als würde ein Gewitter toben und immer wieder hielt mein Licht den Schatten auf, gnadenlos auf mich hinab zu stürzen.

Nie hätte ich gedacht, den Vampiren in solch einem Zweikampf besiegen zu müssen, es erschien so unendlich irreal und dann donnerte etwas plötzlich mit voller Wucht gegen meinen Kopf, winselnd ging ich zu Boden, ließ von dem Arm ab und für den Bruchteil einer Sekunde tanzten schwarze Punkte vor meinen Augen.

Komm schon! Komm schon Aruna! Denk daran, was er dir angetan hat!

Mit einem heftigen Ruck zog er die Klauen aus meiner Brust, ich drückte meine Pfoten mit voller Wucht gegen seinen Rumpf, spürte, wie Knochen nachgaben, doch trotzdem stürzte er vollkommen wild auf mich hinab, weißer Schaum vor seinem Mund, seine Augen so wahnsinnig wie nie und dann gruben sich seine Fänge mit einem heftigen Ruck in meinen Hals, ich heulte auf, wollte ihn von mir drücken, sie gruben sich tiefer und tiefer, ich warf den Kopf nach hinten, er krallte seine Hände in das Fell an meinem Kopf, zog ihn brutal zurück.

Nein! Nein! Eine Schwachstelle! Ich brauchte eine Schwachstelle! Er musste eine Schwachstelle haben!

Gepeinigt heulte ich auf, als er die giftigen Zähne tiefer und tiefer in mein empfindliches Fleisch bohrte, wandt mich wie wild unter ihm, versuchte vollkommen verzweifelt, ihn irgendwie von mir zu stoßen, während er immer wieder mit dem Kopf hin und her ruckte, unaushaltbare Schmerzen durch meinen Körper krachen ließ, mir wurde schwindelig, es tat so weh, es tat so unendlich weh...

Nein... Schwachstelle... Nein...

Meine Augen drohten zuzufallen... nein...

Und da seufzte er unter dem Geschmack meines Blutes plötzlich fast erleichtert auf.

Und ich verstand. Da verstand ich, was seine Schwachstelle war. Da verstand ich, wie es mir möglich wäre, ihn zu besiegen.

Und bei diesem Gedanken durchzuckte mich ein einziger, letzter Schub voller Energie, der mich aus dieser Situation befreien sollte.

Ich knurrte wild auf, schaffte es endlich, meine Beine in seinen Bauch zu stemmen und drückte ihn dann mit voller Wucht von mir, sodass er nach hinten krachte und noch bevor er die Chance hatte, sich wieder auf mich zu stürzen, sprang ich auf, machte einen Hechtsprung nach hinten und entfernte mich so weit wie möglich von ihm, wirbelte dann herum und blickte in seine wild lodernden Augen, die durch mein Blut wieder vollkommen wahnsinnig wirkten, vollkommen außer Kontrolle.

Und die Kontrolle zu verlieren war tödlich.

Er wollte mein Blut?! Er sollte es bekommen!

Schweratmend standen wir uns gegenüber, um uns herum knisterte es, donnerte es, die Lichter fochten miteinander, weiter, immer weiter und jedes einzelne Mal, wenn der Schatten die Kontrolle gewann spürte ich dieses fürchterliche Stechen in meiner Brust.

Doch dafür war nun keine Zeit.

Meine lodernden Augen ließen keine einzige Sekunde von dem Vampir ab, während ich langsam, quälend langsam den Kopf senkte, meine blutgetränkten Zähne aufblitzen ließ, der Vampir schüttelte keuchend den Kopf, seine Brust hob und senkte sich heftig und sein Arm stand in einer komischen Pose ab, während dunkles Blut seine Hüfte hinab lief.

Durch den harten Sturz konnte ich meine linke Vorderpfote kaum belasten, eine klaffende Wunde besudelte meine Brust, tränkte mein pechschwarzes Fell, rann ebenfalls von meinem geschundenen Hals hinab, aus meiner Schulter, während mein Körper durch das Gift gemischt mit dem Adrenalin weiter bebte und bebte.

»Was tust du da?!«, zischte er wild, hatte kaum mehr die Kontrolle über sich, meine Beine zitterten, schwarze Punkte wollten vor meinen Augen tanzen und es schien mir immer schwerer und schwerer zu fallen, überhaupt zu atmen.

Und als der Vampir realisierte, was ich vor hatte, war es lange zu spät.

Meine Zähne bohrten sich tief in mein linkes Bein hinein, ein grässlicher Schmerz durchzuckte mich, doch ich durfte nicht aufhören, nicht jetzt, um den Vampir vollkommen um den Verstand zu bringen brauchte es mehr Blut.

Und da kniff ich die Augen zusammen, gab mir einen heftigen Ruck, während es um und herum weiter tobte und tobte und dann riss ich meinen Kopf mit voller Wucht in die Höhe, riss meine eigene Haut entzwei, schmeckte mein eigenes Blut und heulte voller Qualen auf, ein heftiger Schmerz durchzuckte mich, beinahe hätten meine Beine nachgegeben, die Wunde war zu tief, viel zu tief, meine Sicht verschwamm, doch sie war nötig, dunkles Blut rann in Strömen mein Bein hinunter, mir wurde unendlich schlecht, für einen Moment war ich viel zu benommen, doch dann hörte ich dieses eine, bestialische Geräusch, dass ich niemals vergessen würde.

Ich riss meine Augen auf, ruckte mit meinem Kopf in die Höhe, konnte mir keine Gedanken darüber machen, wie dumm das, was ich getan hatte, war.

Und da erblickte ich die vollkommen außer Kontrolle geratene Fratze des Vampires, verzerrt und so unendlich durstig, ein dunkler Schleier legte sich über seine Augen, seine Adern schienen kurz davor zu explodieren und seine blutbesudelten Zähne blitzten hervor, die Eckzähne tropften von meinem Blut, ließen es sein Kinn hinab rinnen, doch dafür war nun keine Zeit.

Denn in diesem Moment preschte der Vampir mit einem grässlichen Schrei los, ich brüllte mich an, mich wenigstens einen Moment noch zu konzentrieren, brüllte mich an, dass ich ihn wen schon mit in den Tod reißen musste, doch für einen Moment war mir noch so unglaublich schwindelig, dass ich zu spät reagierte, auch wenn ich es nun geschafft hatte, ihn die Kontrolle verlieren zu lassen, auch wenn ich es nun geschafft hatte, ihn auf nichts anderes als mein Blut achten zu lassen.

Mit voller Wucht rammte er seinen Körper gegen mich, ich wurde nach hinten geschleudert, mein Kopf krachte für den Bruchteil einer Sekunde in die wirbelnden Lichter und noch nie hatte ich solch einen unendlichen Schmerz gespürt, mein Schädel schien zu bersten, schien verätzt zu werden, jeder einzelne Zentimeter meines Gesichtes schien einzeln gehäutet zu werden und ich heulte so unendlich voller Qualen auf, wie ich es nie getan hatte, es krachte in Wogen durch meinen Körper, quälte mich, weiter und weiter, machte mich blind, machte mich taub, machte mich stumm und gerade, als ich glaubte, mein Bewusstsein zu verlieren glomm es plötzlich golden neben mir auf, ein Ruf voller Verzweiflung hallte durch meinen Kopf und gerade, als ich glaubte, ohnmächtig zu werden, wurde ich plötzlich nach vorne geschubst, hinaus aus dem wirbelden Nebel.

Ich riss meine Augen auf, sah den Vampir im einen Moment über mir hocken, vollkommen wild und wirr, der Wahnsinn tanzte in seinen Augen, vollkommen verrückt sah er auf mich hinab, gackerte und gackerte und dann geschah es.

Seine Hand ruckte hinauf, ich sah die messerscharfen Nägel aufblitzen, sah diese unendlich grausame Klaue, diese tödliche Waffe. Und dann krachte sie hinab.

Ich keuchte auf, riss meine Augen voller entsetzen auf, heulte, schrie und schrie, doch seine Hand bohrte sich einfach vollkommen unbarmherzig in meine Magengrube, wie unendlih grausame Dolche, bohrte sich tiefer und tiefer und erstach mich.

Die schwarzen Punkte tanzten aufdringlich vor meinem Gesicht, vollkommen erschöpft sank mein Kopf hinab, ich wimmerte, er lachte, verrückter, immer verrückter, während er über mir thronte, während es sich anfühlte, als würde er jedes einzelne meiner Organe einzelnd hinaus reißen.

Und da ertönte sie plötzlich. Wieder. Als versuchte sie mit aller Macht, mich zu retten, mich vor ihrem Schicksal zu bewahren. Dem Schicksal ihres Bruders, das ich immer noch nicht realisiert hatte.

Aruna! Los! Los! Mach dir seinen Kontrollverlust zu Nutze! Du kannst jetzt nicht aufgeben! Sein Hals! Er ist vollkommen ungeschützt! Sein Kopf! Stoß ihn von dir!

Und in diesem Moment glomm erneut dieses eine, kleine goldene Licht neben meinem Kopf auf, der langsam drohte, zur Seite zu kippen.

Eine unendliche Wärme ging von ihm aus, es zischte, schien mich anzufeuern, schien mir meine letzte, allerletzte Hilfe zu geben, meine allerletzte Kraft, während der Vampir die Hand tief in meine Magengrube bohrte.

Er war viel zu sehr in seinem Wahn, in seinem Blutrausch, um zu bemerken, wie ich auf einmal ein letztes Mal in der Lage war, tief durchzuatmen, wie ich ein letztes Mal in der Lage war, den Schmerz vollends auszublenden, auch wenn mich seine Brutalität längst hätte umbringen müssen.

Meine Augen öffneten sich klar. Und für einen Moment zog alles in Zeitlupe an mir vorbei.

Ich hörte meinen eigenen, lauten Atem, sah, wie das Blut so unendlich langsam von seinem Kinn tropfte, durch die Luft segelte und auf meinem eigenen Fell zersprang.

Und dann verkrampfte sich mein gesamter Körper, als die Energie mit einem Zucken durch ihn schoss, ein letzter tiefer Atemzug, dann ließ ich meinen Kopf mit voller Wucht hinauf krachen, war mir sicher, dass mir diese Handlung ohne Aleyna unmöglich gewesen wäre.

Es kam vollkommen unerwartet für den Vampir, vielleicht hatte er sogar gedacht, ich wäre bereits gestorben, doch mein Kopf krachte haltlos gegen seinen, ein unendlich schmerzvoller Stich durchzuckte meinen geschundenen Schädel, mir wurde schlecht, doch das einzige, was zählte war, dass der Vampir von mir hinunter krachte, endlich von mir abließ.

Los! Los! Tu es! Bring es jetzt zu Ende! Jetzt ist der Zeitpunkt!

Das goldene Licht raste um mich, zischend richtete ich mich auf, vergaß für einen Moment einfach vollkommen all diese Verletzungen, für die Sekunde verschwanden sie einfach.

Der Vampir war vollkommen benommen und noch bevor er reagieren konnte, fixierte ich ihn mit meinem gesamten Gewicht auf dem Boden, bohrte meine Pranken tief in seine Schultern, atmete schwer, so unendlich schwer, mein Blut tropfte auf dieses grässliche Monster hinab, es fauchte auf, kam langsam zu sich, wandt sich, doch hatte absolut keine Chance, denn ich hielt es fest eisern, immer eiserner.

Und dann wurde mir plötzlich schrecklich bewusst, dass er nicht einmal versuchte, sich zu befreien, er streckte seinen Kopf gierig nach dem hinabtropfendem Blut aus, versuchte nicht einmal, mich von sich zu schubsen, als würde er nicht bemerken, dass ich überhaupt auf ihm saß, dass seine Beine langsam unter meinem Gewicht nachgaben, seine Knochen.

Er war vollkommen in seinem Blutwahn gefangen, konnte nichts mehr sehen als Blut. Mein Blut.

Erbärmlich. So unendlich erbärmlich. Und ich würde diesem erbärmlichen Leben nun ein Ende setzen.

Ich knurrte mit solch einer unendlichen Genugtuung auf, fletschte meine Zähne, grub meine Pfoten tiefer und tiefer in seine widerliche Haut, seine Kehle entblößte sich mir so unendlich ungeschützt und dann tat ich es einfach.

Ich ließ meinen Kopf hinab donnern, lechzte nach seinem Blut, lechzte danach, dieses erbärmliche Leben endlich zu beenden, spürte seine Haut bereits, wie sie unter meinen Zähnen nachgab, spürte das Blut, dieses unendliche Hochgefühl, wenn ich ihm die Kehle heraus riss, mein Wolf heulte innerlich auf, ich hörte Aleyna schreien, weiter, immer weiter.

Beende es! Beende es! Los! Los!

Nur noch ein Stück, gleich würden sich meine Zähne in seinem Fleisch vergraben, dem allen endlich ein Ende setzen, mein Herz donnerte gegen meine geschundene Brust, Adrenalinschübe ließen meinen Körper erzittern, ich wusste nicht einmal, ob ich überhaupt noch wusste, wie man atmete, gleich war es so weit, gleich würde ich es beenden und dann...

Ich röchelte entsetzt auf, wollte meinen Kopf wieder in die Höhe reißen, doch zu spät.

Seine unendlich grausamen Krallen schlossen sich um meinen Hals, ich ächzte auf, er drückte zu, seine Klauen bohrten sich tief in meinen Hals, ließen ihn schmerzhaft aufbrennen, gierig reckte er das Kinn nach dem herabtropfenden Blut aus.

Verzweifelt heulte ich auf, versuchte meinen Kopf nach hinten zu reißen, doch er hielt mich eisern fest, ich wandt mich heulend, drückte meinen Hals dann als letzte Option durch, zurück gab es keinen Weg, ich musste an seine Kehle gelangen, die schwarze Punkte tanzten und tanzten, der Vampir kreischte und kreischte, leckte sich über die blutverschmierten Lippen, meine Krallen bohrten sich tiefer und tiefer in seine Schultern, er zuckte nicht einmal, bewegte sich nicht, wandt sich nicht, drückte nur fester und fester zu, kalter Schmerz durchzuckte mich, Aleyna schrie und schrie, los, los, das glühende Feuer um uns tanzte und tanzte.

Ich japste auf, stemmte mich mit voller Wucht gegen den Griff, das pure Adrenalin pumpte durch meine Adern, die kalte Wut, mein Kopf bewegte sich ein Stück nach vorne, während der Vampir gackerte und gackerte, seinen Kopf beinahe provozierend in den Nacken warf und sich das Blut von den Lippen leckte.

Und dann fing er an zu kreischen, während ich ächzte, mir war so unendlich schwindelig, langsam wurde meine Sicht schwarz, ich röchelte.

»MEHR! MEHR! MEHR!«

Weiter! Weiter! Ich musst es schaffen!

Der Sturm um uns türmte sich auf, weiter und weiter und weiter, peitschte über unseren Köpfen zusammen, die Finger bohrten sich weiter und weiter in meinen Hals, schlossen sich um meine Kehle, ich bekam keine Luft mehr, doch ich musste weiter machen!

Weiter! Los!

Meine Augen drohten sich zu verdrehen, ein qualvolles Feuer entflammte in meinem Hals, mein Herz raste und raste und raste, langsam konnte ich meinen eigenen Griff nicht mehr halten, der Griff des Vampires wurde stärker und stärker und dann riss er plötzlich den Kopf wieder in die Höhe, ich konnte ihn kaum mehr erkennen, alles drohte schwarz zu werden.

Und dann ertönte seine Stimme.

Leise. Zischend. So unglaublich hasserfüllt. Seine Stimme, die alles änderte.

»Du wirst sterben, süße Aruna, wie dein kleiner Freund, den du doch so sehr liebst. Spürst du es denn nicht? Er ist tot. Sein Herz schlägt nicht mehr, er atmet nicht mehr. Und du kannst nichts mehr tun, kannst ihn nicht mehr lebendig machen.«

Alec war tot.

Alecsander Venatores war tot. Der Junge mit den stahlgrauen Augen und dem wirrem, dunklen Haar, der einzige Junge, der es jemals geschafft hatte, mein Herz höher schlagen zu lassen.

Und ich spürte es. Und ich wusste es, hatte es in der ersten Sekunde gespürt, hatte gespürt, wie das Stück des Jungen, das er in mir hinterlassen hatte, brutal herausgerissen worden war.

Doch erst jetzt schien die Realisation gänzlich zu kommen.

Mein Herz setzte aus. Ich setzte aus. Die Welt setzte aus.

Und dann heulte ich so unendlich schmerzvoll auf, so voller Qual, voller Trauer, voller Verzweiflung, ein verzweifelter Hilferruf an den Jungen, der alles für mich bedeutete.

An den Jungen, der gegangen war.

Und das goldene Licht schrie mich an.

Bring es zu Ende! Bring es zu Ende!

Und der Vampir schrie mich an.

»Tot! Tot! Tot, du dummes Mädchen!«

Mit einem Mal drückte er fester zu, doch ich spürte es kaum. Denn in diesem Moment vergaß ich einfach alles.

Er hatte das getan!

Er hatte ihn getötet!

ER!

NEIN!

ER!

ICH WÜRDE IHN UMBRINGEN!

Die Wut krachte auf mich nieder, dieser unendliche Hass, ein letztes Mal, ein allerletztes Mal krachte die Bestie in mir hervor, machte mich vollkommen blind, ich sah nur noch ihn, sah nur noch sein schreckliches, verzerrtes Gesicht.

TÖTE IHN! TÖTE IHN!

Und sein Todesurteil hatte er selbst gesprochen.

Und da entriss ich ihm mit voller Wucht meinen Hals, sah für den Bruchteil einer Sekunde das Entsetzen in seinen Augen, sah, dass er verstand, was er da getan hatte, sah für einen Wimpernschlag ehrliche Angst.

TÖTE IHN! TÖTE IHN!

JA! JA! ER WÜRDE STERBEN! JETZT!

Mein Kopf donnerte hinab, ungehalten, so voller Wut, nicht einmal seine Hände konnten mich aufhalten, nicht einmal die schrecklichen Wunden, die er mir zugefügt hatte.

Und dann biss ich zu.

Ein heftiges Zucken ging durch meinen Körper, als das tiefschwarze Blut meinen Mund flutete, der Vampir ächzte ein letztes, ein allerletztes Mal in seinem verdammten Leben auf, mein Herz schrie und wimmerte und weinte und flehte, flehte so unendlich schmerzerfüllt, nachdem mich die Wut bis zu diesem Zeitpunkt alles hatte vergessen lassen, es schrie und schrie und wollte nie wieder aufhören.

In einem letzten verzweifelten Versuch wollte der Vampir seine Klauen in mich schlagen, in mein Fleisch, doch er hatte einen Fehler begangen, einen solch unglaublichen Fehler, während es um uns weiter tobte und tobte und tobte.

Und dann ruckte mein Kopf in die Höhe, mit einem Mal riss ich ihm die verdammte Kehle heraus, für eine Sekunde spürte ich, wie das Blut mein Kinn herab ließ, sah die entsetzt geweiteten Augen des Vampires, sah, wie seine Haut durchsichtig zu werden schien, sah jede einzelne Ader, sah seinen entsetzt geöffneten Mund, der niemals daran geglaubt hätte, das ihm jemals etwas passieren könnte, ihm, dem großen Urvampir.

Dann war es zu Ende. Vorbei. Und für den Bruchteil einer Sekunde war es so unendlich still, einzig allein mein schwerer Atem war zu hören.

Und dann explodierte alles.

Ein heftiger Knall donnerte über uns zusammen, ich hörte, wie die Hybriden winselten und dann war da dieses gleißende Licht, mein Körper gab einfach nach, um mich war nur noch brennende Helligkeit, vollkommen entkräftet sackte ich in mich zusammen, irgendwo wusste ich, dass es vorbei war und dann doch nicht und dann waren da plötzlich diese unglaublichen Schmerzen, die mich niederzurichten drohten.

Es verbrannte mich, häutete mich, ertränkte mich, zerfetzte mich, noch nie hatte ich solch einen glühenden Schmerz gefühlt, doch am schlimmsten war dieser unendliche Schmerz, der in meinem Herzen aufglimmte.

Nein... nein... es war nicht passiert.... nein...

Und dann wurde alles schwarz.

Alle Geräusche Verschwanden.

All der Schmerz. All das Blut. All diese schrecklichen Gerüche.

Nur eines blieb. Der unendliche Schmerz, der in meinem Herzen aufkeimte, sich brüllend hin und her warf, mich vollkommen einnahm, quälte, immer weiter quälte.

Nein... nein... nein...

Ich atmete nicht mehr.

Und ich betete. Betete, dass ich nun sterben würde.

Sterben.

Sterben, wie Alecsander Venatores gestorben war.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top