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Happy birthday to the most special person I've ever met ❤ Love you ❤
Unsicher biss ich mir auf die Unterlippe und warf einen verräterischen Blick in Richtung des Ven.
Langsam hob und senkte sich seine Brust, auch wenn er nicht wirklich danach aussah, als würde er sonderlich friedlich schlafen.
Tiefe Furchen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und er wälzte sich gefühlt im Sekundentakt hin und her.
Na aber wenigstens konnte er überhaupt schlafen... Ganz anders als ich.
Alec war geschlagene drei, vielleicht vier Stunden nach mir ins Motel zurückgekehrt, war mir nicht gefolgt, als ich mich nach diesen endgültigen Worten auf den Weg aus dem Wald gemacht hatte.
Vielleicht, dachte ich, hatte er gehofft, ich würde bereits schlafen, wenn er wiederkam.
Naja... also immerhin hatte ich es versucht. Auch wenn es mir einfach nicht hatte gelingen wollen.
Ich hatte kein Auge zugetan, musste immer und immer wieder an den morgigen Tag denken. An die Erinnerung, die man mir nehmen würde. An das, was wir erfahren würden.
Denn ich wusste es einfach. Ab morgen würde sich alles verändern. Das große Finale der Geschichte, die ich gerade dabei war, zu schreiben. Ende unklar...
Und das machte mir eine scheiß Angst.
Leise seufzend strich ich mir eine Strähne hinter mein Ohr und verzog dann fast gequält das Gesicht, während ich weiterhin unsicher vor der kleinen, mintfarbenen Kommode stand, die irgendwie noch in dieses Zimmer gequetscht worden war.
Wieder spürte ich diese unglaubliche Unruhe, die von ihm ausging. Fast... fast Angst...
Ich warf dem Ven einen Blick zu und schluckte schwer. Er murmelte etwas, beinahe keuchte er auf, und hatte die Arme weit von sich gestreckt.
Seine Decke lag lange auf dem Boden und der Saum seines T-Shirts war etwas hinauf gerutscht, sodass man ein Stück seiner hellen Haut sehen konnte.
Wovon er wohl träumte? Also etwas Gutes konnte es definitiv nicht sein...
Ich seufzte leise und rieb mir die Schläfe, während ich mich bemühte, den verzweifelten Ausdruck auf dem Gesicht des träumenden Alecs zu vergessen.
In letzter Zeit hatte er immer öfter Albträume, war mir aufgefallen. Seit wir hier in Huntersville waren, war es noch schlimmer geworden.
Manchmal weckte er mich mitten in der Nacht, ich konnte den kalten Schweiß auf seiner Stirn glänzen sehen und minutenlang konnte ich ihn einfach nur wirres Zeug vor sich hermurmeln hören.
Mehr als einmal war ich einfach kurz davor, aufzustehen, mich zu ihm zu setzen und beruhigend auf ihn einzureden, ihn vielleicht sogar zu wecken.
Aber irgendetwas hatte mich immer davon abgehalten. Vielleicht die Tatsache, dass ich immer im Halbschlaf gewesen war und so auch nicht wirklich zurechnungsfähig.
Seufzend wandt ich meinen Blick wieder zu der Kommode. Sollte ich das wirklich tun?
Ich wusste, dass Alec dort seine Zeichnung versteckte. Und ich war neugierig. Und ich konnte nicht schlafen. Und der Gedanke, nicht zu wissen, an was er mehrere Tage so konzentriert gearbeitet hatte, machte mich wirklich kirre.
Aber es war falsch. Das wusste ich. Ein ziemlich drastischer Eingriff in seine Privatsphäre vermutlich.
Und das war auch der Grund, warum ich seit gefühlten Jahren unschlüssig da stand und die Strickjacke fröstelnd noch etwas enger um mich schlang.
Irgendwie stank es nämlich ziemlich in diesem dummen Zimmer, schon als wir das erste Mal hinein getreten waren. Und das war auch der Grund, warum das Fenster seit Tagen auf dauerkipp stand, weshalb es also arschkalt hier war.
Mein Blick glitt zu der Uhr an der Wand. Kurz nach vier. Toll...
Sollte man nicht eigentlich meinen, für den kommenden Tag müsste ich ausgeschlafen sein? Pff, denkste...
Okay Aruna, entweder legst du dich jetzt wieder hin, oder du entscheidest dich, absolut in Alecs Privatsphäre einzugreifen. Wenigstens ein bisschen solltest du nämlich schlafen.
Und weil ich seit neustem eben ein absolutes Arschloch war, umgriff meine Hand den Knauf der Kommode, zögerte kurz und zog dann vorsichtig.
Ein dumpfes Geräusch ertönte, als wäre die Kommode selbst über meine Handlung empört.
Ich hielt die Luft an, warf einen hastigen Blick über die Schulter. Doch Alec hatte die Lider immer noch fest aufeinandergepresst.
Zitterten seine Lippen? Ich verzog das Gesicht. Es war ein absolut beschissenes Gefühl, den Ven so zu sehen.
Für einen Moment schloss ich die Augen, atmete dann tief durch. Denk an deinen Schlaf...
Nervös und zugegeben etwas zittrig wandt ich mich der nun geöffneten Kommode zu und erblickte den Zeichenblock, den Alec gekauft hatte.
Ich biss mir erneut auf meine Lippe und eigentlich grenzte es an ein Wunder, dass sie noch nicht blutig war von dem ganzen Herumgebeiße.
Dann griff ich mit klammen Fingern in die Schublade hinein und hob den Block hinaus, dessen Cover irgendwelche verlaufenen Aquarellfarben abbildete.
Angestrengt versuchte ich das schlechte Gewissen in den Hintergrund zu rücken und schlug den Block dann auf.
Überrascht hob ich die Brauen.
Nichts.
Ein absolut weißes Blatt.
Was? Aber ich war mir ganz sicher, dass er es hier hinein getan hatte.
Ich spürte bereits, wie sich die Enttäuschung in mir breit machte, doch da fiel mein Blick erneut in die dunklen Tiefe der Schublade.
Und da schimmerte es auf. Helles Papier, wenn auch ein wenig abgenutzter als das, das sich noch in dem Block befand.
Zwar war auch auf dem nichts zu erkennen, doch ich war schlau genug, um zu schlussfolgern, dass es falsch herum lag.
Wieder warf ich einen Blick auf den unruhigen Ven, dann seufzte ich. Jetzt oder nie.
Zittrig hob ich das Papier heraus, zögerte einen Moment nervös und drehte es dann herum.
Ich erstarrte. Meine Augen weiteten sich, ich hörte einfach auf zu atmen und beinahe hätte ich die Zeichnung einfach fallen gelassen.
Mein Mund öffnete sich, als würde ich etwas sagen wollen, doch vor Entsetzen brachte ich kein Wort heraus.
Denn ich erinnerte mich mehr als gut an den Moment, der dort abgebildet war.
Ich schluckte schwer, blinzelte heftig und rang um meinen Atem.
Das dieser verdammte Ven das Talent eines beschissenen Picassos hatte, war dabei ehrlich gesagt auch nicht gerade hilfreich.
Es war, als hätte jemand ein Foto von diesem Moment gemacht.
Alec lehnte an der Wand. Wie damals. Aus irgendeinem Grund fing ich an zu zittern. Das schwarze Haar, die Praes, die kleine Narbe an seinem Kinn. Alles wirkte so unglaublich echt.
Und ich stand ganz dicht bei ihm, fast gegen ihn gelehnt, meine Hände auf seiner Brust.
Mein Haar stand wirr zu allen Seiten ab. Ich hatte die Augen geschlossen. Genau wie er, während er mein Gesicht ganz behutsam in seinen Händen hielt, ein paar meiner Locken zwischen meinen Wangen und seinen Händen einklemmte.
Und schließlich waren da unsere Lippen, die sich berührten.
Ich musste schwer schlucken, während die Zeichnung in meinen Händen zitterte, ein schwerer Kloß bildete sich in meinem Hals und ich konnte meinen Blick einfach nicht von all diesen Details abwenden, von dem Glanz meines eigenen Haares, dem Schwung meiner Nase, wie er einfach alles genau getroffen hatte.
Alec hatte den Kuss gezeichnet.
Ich musste heftig blinzeln und dann fiel mein Blick auf die ordentliche Schrift des Ven, viel ordentlicher als meine eigene, was ihn genau wiederspiegelte.
Generell war er wohl in so ziemlich allem ordentlicher als ich.
Dann stockte ich, als ich verstand, was er neben das Bild geschrieben hatte. Ich konnte geradezu spüren, wie mir jegliche Farbe aus dem Gesicht wich und dieses eine, kleine Keuchen konnte ich einfach nicht verhindern.
Vergiss nicht, was sie dir bedeutet.
Auch wenn dir die Erinnerung genommen wird, vergiss nicht, wie du fühlst. Erinner dich, dass es wirklich passiert ist.
Ich musste schwer schlucken, blinzelte heftig und konnte meinen Blick einfach nicht abwenden.
Langsam fingen meine Augen an zu brennen und ich wusste nicht, was in diesem Moment mit mir geschah, denn einerseits fühlte ich mich furchtbar erbärmlich für alles, was ich genau jetzt versaute.
Und zum anderen fing mein Herz an zu flattern wie ein dummer, kleiner Vogel.
Vergiss nicht, was sie dir bedeutet.
Ich musste schwer schlucken. Wieder und wieder las ich diese Worte, wieder und wieder konnte ich einfach nicht glauben, was dort stand, geschrieben in seiner geschwungenen Schrift.
Vergiss nicht, was sie dir bedeutet.
Atmete ich überhaupt noch?
Vergiss nicht, was sie dir bedeutet.
Bekam ich grad eine Herzattacke?
Vergiss nicht, was sie dir bedeutet.
Oh scheiße, dieser Junge machte mich vollkommen fertig...
»Nein!«
Erschrocken wirbelte ich herum und riss ertappt meine Augen auf, wollte bereits zu einer gestammelte Erklärung ansetzen, doch als ich sah, wie Alec mit fest geschlossenen Augen seinen Kopf immer wieder hin und her warf, schwer atmete, aufkeuchte und dann erneut irgendetwas fast verzweifeltes murmelte, wurde mir klar, dass sein Ruf nicht mir gegolten hatte.
Und erst jetzt schien ich richtig zu realisieren, wie viel Angst in seiner Stimme mitgeschwungen hatte.
»Nein!«
Auch bei seinem zweiten Ruf zuckte ich zusammen, er schlug nach irgendetwas Unsichtbaren, ich sah ihn mit großen Augen an, wusste absolut nicht, was ich tun sollte.
Plötzlich keuchte er leise auf, hauchte etwas. Und dann fing er an zu schreien. Voller Verzweiflung.
»Aruna!«
Wieder und wieder.
»Aruna!«
Ich zuckte so sehr zusammen, dass ich beinahe gegen die Kommode gestolpert wäre, mein Herz machte einen Aussetzer und dann handelte ich einfach ohne wirklich darüber nachzudenken, während er verzweifelter und verzweifelter meinen Namen rief.
Die Zeichnung war lange vergessen.
»Hey!«, keuchte ich mit zitternder Stimme, mein Herz setzte für einen Moment voller Schock aus, während er weiter vollkommen verzweifelt um sich schlug.
Und im nächsten Moment war ich bei ihm, ließ mich einfach auf das Bett fallen und wich seinen um sich schlagenden Händen aus.
»Hey!«, versuchte ich ihn zu wecken.
»Alec!«
Ich bekam seine linke Hand zu fassen, er keuchte auf, murmelte vollkommen im Wahn undeutliches Zeug.
Wieder wich ich seiner anderen Hand aus, doch verknotete meine Finger entschlossen mit seinen, wobei sie erstaunlich warm waren.
Dann griff ich nach der anderen Hand, packte sie und hielt sie eben so fest, wie die andere.
»Alec!«, rief ich fast drängend nach ihm, während er weiterhin meinen Namen murmelte, langsam allerdings ruhiger zu werden schien.
»Nein«, keuchte er, ich konnte mein Zittern einfach nicht unterdrücken, machte mir ehrliche Sorgen und murmelte irgendwelche unverständlichen Worte, die ihn wohl beruhigen sollten, während ich sein dunkles Haar mit bebenden Fingern von seiner glühenden Stirn strich, seine Hände für einen Moment nur noch mit einer meiner eigenen festhielt, dann allerdings meine andere Hand hastig wieder hinzu nahm.
»Sch Sch«, versuchte ich ihn zu beruhigen, während sein Atem immer noch hektisch ging, trotz meines festen Griffes wälzte er den Kopf unruhig hin und her.
»Alles ist gut. Ich bin da. Alles ist gut.«
Wieder und wieder murmelte ich diese Worte, versuchte den Ven zu beruhigen, wobei er immer noch vollkommen in seinem Traum gefangen zu sein schien, verzweifelt irgendetwas vor sich her murmelte.
Und doch bildete ich mir ein, dass er sich von Sekunde zu Sekunde mehr an meine Hände klammerte.
»Alec«, versuchte ich ihn zu wecken.
»Es ist nur ein Traum, okay? Nur ein Traum...«
Und dann ging plötzlich ein heftiger Ruck durch seinen Körper, er keuchte auf, murmelte meinen Namen und schoss dann immer noch ganz wirr in die Höhe, doch noch ehe er überhaupt irgendetwas tun konnte, schlang ich beruhigend meine Arme um seinen bebenden Körper und drückte ihn fest an mich.
Scheiße hatte der mir eine Angst gemacht...
»Nur ein Traum«, hauchte ich und lehnte meine Wange behutsam gegen seinen Kopf, fuhr beruhigend mit meiner linken Hand über seinen zitternden Rücken, während er immer noch nicht wirklich zu verstehen schien, was hier los war.
Immer noch zitterte er, murmelte etwas vor sich her, als wäre er noch nicht ganz wach. Sein Haar kitzelte meine Wange, während mir zumindest für diesen einen beschissenen Moment so scheiß egal war, was ich tun durfte und was nicht.
In diese Moment war es mir so unendlich egal, ob das hier nun richtig oder falsch war. Ich wusste nur, dass ich ihn jetzt bestimmt nicht alleine lassen konnte.
»Sch«, murmelte ich beruhigend und schloss fast erschöpft meine Augen.
»Alles ist gut. Nur ein Traum Alec... nur ein Traum...«
Immer noch am ganzen Körper zitternd ließ er sich einfach von mir beruhigen, schien weiterhin nicht ganz wach zu sein.
Er war unglaublich warm, ganz anders als ich.
Und dann keuchte er plötzlich auf, als würde ihm etwas bewusst werden.
»Aruna«, murmelte er leise, ich nickte einfach, ließ ihn nicht los und fuhr mit meiner einen Hand behutsam durch sein wirres Haar.
»Alles ist gut«, versicherte ich ihm.
»Es war bloß ein Traum Alec... Nur ein Traum.«
Und selbst, als ich spürte, wie er sich zitternd an dem Stoff an meinem Rücken festhielt, ließ ich ihn nicht los.
Egal was ich mir geschworen hatte. In diesem Moment war es unwichtig. In diesem Moment brauchte er mich. Denn ich konnte seine panische Angst immer noch nur allzu deutlich spüren.
Es schien, als könne er gar nicht mehr aufhören zu zittern, während er den Kopf bebend in meiner Halsbeuge vergrub und weiter und weiter wirres Zeug flüsterte, vermutlich immer noch in seinem Traum gefangen.
Es musste ihn bis auf die Knochen erschüttert haben. Und es tat mir im Herzen weh, ihn so aufgelöst zu sehen.
»Alles ist gut«, versicherte ich ihm immer und immer wieder, murmelte beruhigend auf ihn ein, damit er sich endlich beruhigte und fuhr leise summend durch sein wirres Haar.
Ein Lied, das meine Mutter mir immer vorgesungen hatte, wenn ich früher von diesen schlimmen Albträumen heimgesucht worden war.
Ein leichter Schauer lief mir den Rücken hinab, während ich Alecs warmen Atem auf meiner Haut spüren konnte, doch trotzdem wich ich nicht zurück, trotzdem machte ich einfach unbeirrt weiter, redete beruhigend auf ihn ein und hielt meine Augen erschöpft geschlossen.
Scheiße hatte der mir Angst gemacht...
»Nur ein Traum«, versicherte ich wieder, wusste nicht, wie lange wir bereits hier saßen.
Langsam schien sein Atem ruhiger zu gehen und trotzdem konnte ich noch spüren, wie schnell sein Herz schlug, wie seine Hände schwer auf meinem Rücken lasteten.
Und da ging plötzlich ein erneutes Beben durch seinen Körper, ließ mich selber erschaudern.
»Aruna«, hauchte er leise gegen meinen Hals, ich nickte einfach.
»Ich bin da, keine Angst.«
Doch er hatte Angst. Ich konnte es spüren. Und in diesem Moment wollte ich nicht mehr, als ihm einfach all diese schreckliche Last, die der Traum offensichtlich auf ihn geladen hatte, abzunehmen.
Wieder fuhr ich durch sein Haar, war erstaunt, wie weich es sich anfühlte, zwirbelte eine dunkle Strähne um meinen Finger, doch da schüttelte er plötzlich keuchend den Kopf.
»Nein... n-nein... Du warst tot... du warst tot Aruna... er hat dich getötet... Er hat dich getötet Aruna... tot...«
Es brach mir das Herz, wie verzweifelt er klang, wie unglaublich aufgelöst. Noch nie in meinem ganzen Leben hatte ich ihn so aufgelöst gesehen, so unendlich fertig.
Und dann tat ich etwas, was ich später vermutlich mehr als bereuen würde, doch in diesem Moment schien mein Kopf nicht mehr klar denken zu können. In diesem Moment war es mir egal.
Seufzend hob ich meinen Kopf und haucht ihm dann einen behutsamen Kuss auf das wirre Haar.
Ich spürte, wie er unter dieser einzigen, klitzekleinen Geste erschauderte, doch achtete gar nicht drauf.
»Es war nur ein Traum Alec... Nur ein Traum, nichts weiter. Mir geht es gut. Siehst du? Ich bin da.«
Und langsam, unglaublich langsam, schien er sich, Schritt für Schritt, zu beruhigen, lauschte irgendwann einfach nur noch meinen beruhigenden Worten und hörte auf zu zittern, auch wenn er mein T-Shirt immer noch nicht losließ und sein Herz weiterhin viel zu schnell schlug.
Und ich ließ ihn nicht los. Nicht nach einer Minute. Nicht nach zehn. Egal, wie falsch es vielleicht war, was ich hier tat, doch diesen aufgelösten Jungen, diesen Alec voller Angst einfach alleine zu lassen, kam gar nicht in Frage.
Er hatte also von meinem Tod geträumt? Ein Schauer überkam mich. Deshalb hatte er so verzweifelt nach mir gerufen.
Seufzend vergrub ich meine Nase in seinem Haar und ließ mich für eine lange Weile einfach von den Kiefern benebeln.
Gott, dieser Junge machte mich wirklich fertig...
Mittlerweile war es mit Sicherheit fünf.
»Alec?«
Und für einen Moment dachte ich, er wäre einfach eingeschlafen, weil er komplett ohne Reaktion liegen blieb.
Doch dann ertönte plötzlich seine leise, erschöpfte Stimme.
»Ja?«
Seufzend öffnete ich meine Augen, wagte es allerdings immer noch nicht, ihn einfach loszulassen.
»Du solltest versuchen, noch etwas zu schlafen. Ich habe das Gefühl, dass das morgen alles andere als leicht wird.«
Er grummelte etwas unverständliches, während sich sein schraubstockgriff um mein armes T-Shirt langsam weiter und weiter löste.
»Nur wenn du bleibst«, murmelte er so leise, dass ich es beinahe nicht gehört hätte, doch als mir bewusst wurde, was er da gesagt hatte, konnte ich ein kleines Schmunzeln nicht verhindern.
Ich hatte heute definitiv meine Ist-mir-doch-scheiß-egal Nacht.
»Das ist Nötigung, weißt du das?«, schmunzelte ich gegen sein Haar, während mein Herz langsam leichter und leichter zu schlagen schien.
Ich spürte, wie der Ven sich langsam wieder vollkommen entspannte und seinen Kopf nun vollkommen gegen meinen Hals fallen ließ.
»Vielleicht«, murmelte er leise und dieses Mal wehrte ich mich nicht einmal gegen das Hüpfen meines Herzens, auch wenn ich wusste, dass das am Morgen wieder ganz anders aussehen würde.
Aber sag ich ja, Scheiß egal Nacht...
»Ich muss aber auch schlafen«, erwiderte ich ebenso leise und war irgendwie vollkommen eingenommen von dieser neuen Seite des Jungen.
Die Seite, die Angst hatte, die Hilfe und Trost brauchte.
So wie ich ihn kannte, würde er sich nach Sonnenaufgang unglaublich für all das hier schämen, doch jetzt schien auch er seine scheiß Egal Nacht zu haben.
»Dann tu das doch«, murmelte er und ich konnte die Müdigkeit quasi aus seiner Stimme heraus hören.
Ich merkte gar nicht, wie ich auch weiterhin nicht in meiner Tätigkeit, durch sein wirres Haar zu fahren, inne gehalten hatte. Aber im Endeffekt wusste ich nicht einmal, ob ich überhaupt aufgehört hätte, hätte ich es bemerkt.
»Tut mir leid, dieses Angebot ablehnen zu müssen, aber ehrlich gesagt ist deine Zurechnungsfähigkeit im Moment doch mehr als nur anzuzweifeln.«
Ich spürte, wie er leise lachte, was einen kleinen Schauer meinen Rücken hinab laufen ließ. Und fast automatisch hoben sich auch meine eigenen Mundwinkel.
Gott, wie schaffte er es nur, mich mit so einer bescheuerten kleinen Geste zum lächeln zu bringen? Langsam verlor ich wohl endgültig den Verstand.
»Ich glaube«, murmelte Alec dann plötzlich, »im Moment sind wir beide nicht wirklich zurechnungsfähig.«
Ich verdrehte die Augen, doch löste mich dann allmählich von ihm. Wenn wir nämlich weiter so verharren würden, würde sich meine scheiß egal Nacht ganz sicher in einen scheiß egal Tag, in eine Woche, einen Monat und was weiß ich noch verwandeln.
Ich sah Alec seine Erschöpfung nur allzu deutlich an, während er sich langsam gegen die Wand seines Bettes lehnte und mich müde, fast traurig lächelnd anblinzelte.
Für einen Moment schwiegen wir beide, ich wusste nicht, was ich hätte sagen sollen, doch da hob Alec plötzlich die Hand und rieb sich über die müden Augen.
»Danke.«
Beinahe hätte ich es nicht gehört. Ein einfaches Wort, nicht mehr als ein Hauchen. Doch trotzdem ließ es mein dummes Herz tanzen.
Seufzend schüttelte ich den Kopf.
»Ich habe dich zu viele Nächte wach gehalten, da ist das hier nur fair, schätze ich.«
Bei der Erinnerung an die Träume lief es mir eiskalt den Rücken hinab. Auch wenn sie seit dieser einen Nacht, in der ich die Tür hatte öffnen können, verschwunden waren, erinnerte ich mich noch ganz genau an den Schmerz.
Alec schnaubte leise, dann erhob ich mich langsam. Würde ich jetzt nicht gehen, so war ich mir ziemlich sicher, würden wir beide garantiert nicht mehr viel Schlaf bekommen.
»Ich habs ernst gemeint«, tadelte ich Alec mehr oder minder ernst, wobei ich meine dummen Mundwinkel nicht dazu bewegen konnte, sich zu senken.
»Morgen wird ganz sicher nicht entspannend.«
Stumm nickte Alec und schien langsam zu beginnen, seine eigenen Gedanken zu ordnen. Also wenn er vollends verstehen würde, was hier geschehen war, ja dann prost Mahlzeit.
Auch wenn ich wusste, dass ich mich wieder für das, was ich getan hatte, entscheiden würde. Jedes einzelne Mal. Weil ich eben bescheuert war.
Es schien, als würde Alec mir heute nicht mehr antworten, also drehte ich mich um, doch da erhaschte ich plötzlich eine Bewegung aus dem Augenwinkel und im nächsten Moment schlossen sich warme Finger um meine Hand.
Überrascht sah ich auf Alec hinab, der vorgeschnellt war, um mich am gehen zu hindern. Fast sah er... besorgt aus.
Er runzelte die Stirn und zog die Brauen zusammen.
»Und was, wenn dieser Traum wieder kommt?«
Er sah ehrlich besorgt aus.
Ich seufzte und schloss für einen Moment meine Augen, diskutierte mit mir selbst und versuchte meinem beschissenen Herzen zu erklären, dass ich ganz sicher nicht einfach hier stehen bleiben konnte, um seine Hand zu halten.
Dann öffnete ich meine Augen wieder und lächelte ihn entschlossen an, auch wenn ich meine Hand langsam aus seiner löste.
»Dann bin ich hier. Versprochen.«
Soo hey :) Also, das ist jetzt das erste Kapitel für heute und über den Tag verstreut werden dann die nächsten kommen :) Ich bin zwar nicht ganz fertig geworden, aber ihr werdet definitiv genug zum lesen haben (wenn ich es überhaupt schaffe, das alles heute hochzuladen xD) Und das allerletzte Kapitel sollte ja sowieso einen Tag später kommen, also habe ich quasi nur ein Kapitel nicht geschafft :) Naja, egal, viel spaß beim lesen :)
LG
Alou
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