7
Alles drehte sich. Ich keuchte schwer, während ich langsam aber sicher in die Realität zurück katapultiert wurde, alles schien verschwommen und meine Beine wollten nachgeben, doch irgendetwas hielt mich fest.
Mein Kopf dröhnte, mir war schwindelig und langsam machte sich die Angst in mir breit.
Angst, was mich erwarten würde.
Hatte ich zu viel verändert? Aber ich war mir fast sicher, dass Terry Alec mit einem einzigen Stoß ihres Dolches umgebracht hätte, wäre ich nicht dazwischen gegangen, also wie hätte ich einfach so still dastehen können?
Und im Endeffekt war es doch das gleiche Ergebnis, oder? Egal, wie grausam und kalt das klang.
Langsam festigte sich die Umgebung um mich herum, auch wenn mein Atem immer noch unglaublich schwer ging.
Die beißenden Kopfschmerzen ließen mich zusammen zucken und für einen Moment presste ich meine Lider fest aufeinander, als würde das irgendwie helfen.
Langsam nahm ich die Hände wahr, die sich um meine Ellbogen klammerten, damit ich nicht einfach zusammenklappte.
Und dann war da plötzlich seine Stimme, die mein Herz kurz merkwürdig erschreckt hüpfen ließ.
»Aruna?«
Er klang fast besorgt, während ich schwer schlucken musste, weil ich niemals ausdrücken könnte, wie sehr mir all das leid tat, was ihm passiert war.
Ich öffnete meine Augen nicht, während ich spürte, wie er mich musterte.
Ich konnte meine Augen einfach nicht öffnen. Noch nicht.
Weil ich wusste, diese Erinnerung würde alles verändern. Weil ich wusste, dass ein Teil von mir immer den kleinen, zerbrochenen Jungen sehen würde, wenn ich ihm in die Augen blickte.
Und das wollte ich nicht. Weil ich wusste, dass Alec es hassen würde, mehr als alles andere.
»Aruna?«
Wieder drang seine Stimme zu mir hindurch, während ich weiterhin völlig regungslos vor ihm stand, nicht einmal bemerkte, wie ich anfing zu zittern.
»Hey! Aruna!«
Langsam bekam er Angst, nahm mein Gesicht in seine Hände und tätschelte ziemlich unbeholfen meine Wange.
»Mach die Augen auf! Bitte!«
Die Panik packte ihn.
Und in diesem Moment fuhr ich mich selber an, gefälligst die Augen zu öffnen, weil es vollkommen albern war, es nicht zu tun.
Ich blinzelte und für einen Moment schien alles viel zu hell.
Und dann sah ich sie. Diese besorgten, grauen Augen, die sich langsam mit Erleichterung füllten, als sie bemerkten, dass ich wieder da war.
Und wie ich es gesagt hatte. Kaum erblickte ich sie, tauchten neben ihnen zwei weitere Augen auf. Groß und grau, traurig und gebrochen.
Mit zitternden Lippen schüttelte ich den Kopf und konnte immer noch nicht ganz fassen, was ich da gesehen hatte.
»Es tut mir so leid Alec«, hauchte ich, doch Alec schnaubte nur, während ich jetzt erst daran dachte, dass mein Handeln nichts verändert hatte.
Wir standen immer noch hier auf der Straße nach Little Falls, hatten uns kennengelernt und gemeinsam den Vampiren besiegt.
Und vielleicht, dachte ich, vielleicht war dies ja wie der Patronus-Moment in Harry Potter und der Gefangene von Askaban gewesen.
Vielleicht war es vorgesehen, dass ich Alec half, von Anfang an.
Kurz machte sich die Erleichterung in mir breit, doch als ich sah, wie Alec die Zähne aufeinander presste und von mir abließ, als hätte er sich verbrannt, stockte ich.
»Ich habe dir das nicht gezeigt, um Mitleid zu bekommen. Ich brauche kein Mitleid, mir ist schon so mehr als gut bewusst, was für eine Scheiße damals abgelaufen ist.«
Ich seufzte und nickte. Das war eine Reaktion, die man von Alec erwartet hätte. Und deshalb würde er ja auch hassen, was ein kleiner Teil in mir nun immer vor sich sehen würde, wenn ich ihn ansah.
»Ich habe es dir aus einem anderen Grund gezeigt«, murmelte der Ven schließlich und verschränkte die Arme vor der Brust, sah mich beinahe prüfend an, als versuchte er mich richtig einzuschätzen.
Und da wurde ich plötzlich unglaublich nervös.
Hatte er mich gehört? Hatte er gehört, wie ich in der Erinnerung redete?
Ich konnte geradezu spüren, wie all die Farbe aus meinem Gesicht wich.
Nervös trat ich vom einen Fuß auf den anderen, auch wenn ich mich selber tadelte, gefälligst nicht so unglaublich auffällig zu sein.
Doch Alec schien viel zu sehr mit dem Grund, weshalb er mir die Erinnerung eigentlich gezeigt hatte, beschäftigt zu sein, als dass er es wirklich wahrnahm.
Schließlich seufzte er, als würde er sich selber einen Ruck geben, das auszusprechen was er dachte und als er mich ansah, wirkte er beinahe schüchtern, als hätte er Angst, ich würde ihn für vollkommen verrückt halten.
»Damals...«, begann er vorsichtig und stierte für einen Moment auf seine Hände hinab, als müsste er seine Gedanken ordnen.
Dann seufzte er schwer, hob seinen Blick, sah mich geradewegs an und platzte dann einfach mit dem raus, was ihm auf dem Herzen lag.
»Damals im Wald, hast du sie da gesehen? Aleyna meine ich. Ich weiß, vielleicht ist es dumm, aber damals... Es hat sich einfach so angefühlt, als wäre sie bei mir gewesen.«
Ich musste schwer schlucken, während er mich beinahe hoffnungsvoll ansah.
Ich konnte geradezu spüren, wie auch das letzte bisschen Farbe aus meinem Gesicht wich. Denn auf einmal wurde mir schrecklich bewusst, welche Auswirkungen meine Handlungen gehabt hatten.
All die Jahre hatte Alec an eine Lüge geglaubt.
Und es war der Moment, in dem ich in diese hoffnungsvollen, grauen Augen sah, in dem ich beschloss, dass heute nicht der Tag war, an dem er aufhörte, an diese Lüge zu glauben.
Denn Lügen waren nicht immer etwas schlechtes. Manchmal retteten sie Leben. Und vielleicht hatte meine Lüge Alecs Leben gerettet. Vielleicht würde er es nicht verkraften, wenn er nun erfuhr, dass nicht seine tote Schwester ihm damals gesagt hatte, dass er das richtige getan hatte, sondern ich.
Also nickte ich langsam, während ich schwer schluckte.
»Ja«, hauchte ich schließlich und war mir ziemlich sicher, dass ich kein einziges Wort mehr heraus bekommen würde, weil meine Stimme sonst ganz bestimmt brechen würde.
Und bei dem Lächeln, dass sich daraufhin auf Alecs Gesicht ausbreitete, zeigte mir, dass es das richtige war, was ich getan hatte, auch wenn das leise, unterschwellige schlechte Gewissen an mir nagte.
»Sie hat mir damals mein Leben gerettet, weißt du?«, erwiderte Alec unnötigerweise, weil ich immerhin selbst dabei gewesen war, um nicht zu sagen, es selbst getan hatte.
Fast verträumt lächelte der Ven.
»In vielerlei Hinsicht. Auch wenn das einer der schrecklichsten Tage in meinem Leben war, hat mich der Gedanke, dass sie denkt, ich hätte das richtige getan, dass sie mich dafür nicht hasst, irgendwie langsam wieder etwas klarer sehen lassen. Wegen ihr habe ich akzeptiert, was aus unserem Vater geworden ist und gesehen, wer meine eigentliche Familie ist. Keine Ahnung, wie ich jetzt wäre, hätte sie das damals nicht gesagt.«
Ich musste schwer schlucken, zwang mich allerdings dennoch zu einem kleinen Lächeln, während Alec verträumt in den Himmel sah.
»Ich glaube es war vor allem der Gedanke, dass sie immer bei mir sein würde, der mich rettete.«
Irgendwie ließ diese Aussage mein Herz ein wenig leichter werden. Denn das war wohl das einzige, was keine Lüge war.
Immerhin stimmte es. Aleyna würde immer bei Alec sein, denn sie war seine Schwester.
Egal in welcher Form, egal, ob sie nun vielleicht auch ihr zweites Leben gegeben hatte. Sie würde da sein.
Denn die Toten waren erst wirklich tot, wenn man aufhörte an sie zu denken, sie vergaß. Und das würden wir niemals.
Weder Alec. Noch ich.
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»Bereit?«
Fragend sah Alec mich an, während das gedämpfte, aufgeregte Flüstern von Stimmen mich vollkommen verrückt machte und ich mich immer noch hinter einer der großen Tannen versteckte, damit ich nicht einmal in die Richtung, in der die Lichtung lag, sehen musste.
Zitternd schüttelte ich den Kopf, mein Herz pochte wie wild gegen meine Brust und mein Atem wollte mir weg bleiben, während ich mich noch ein bisschen fester gegen die Rinde drückte.
Alec seufzte, während er mit verschränkten Armen vor mir stand.
»Wovor hast du Angst? Immerhin wirst du deine Familie gleich wieder sehen. Denk doch nur mal an Lupa und Phelan, wie sie auf dich zugerannt kommen und sich in deine Arme schmeißen.«
Meine Lippen zitterten, während ich den Kopf schüttelte.
»Ich weiß es nicht«, keuchte ich dann.
Und das stimmte. Eigentlich müsste meine verdammte Freude überwiegen aber in diesem Moment stand ich kurz vorm hyperventilieren, obwohl Alec dazu viel mehr Recht gehabt hätte, als ich.
Wieder seufzte der Ven vor mir und legte leicht seinen Kopf schief.
»Was muss ich tun, um dich auf diese Lichtung zu bekommen? Eigentlich hatte ich nicht vorgehabt, den ganzen Abend hier zu stehen. Außerdem ist es schon relativ frisch, findest du nicht?«
Ich seufzte schwer und zuckte dann mit den Schultern. Das war doch sowas von dämlich.
»Aber wenn das Walross kommt redest du«, murmelte ich geschlagen und drückte mich dann von der Tanne ab, was denn Jungen vor mir zum schmunzeln brachte.
»Jederzeit«, versicherte er mir grinsend.
Mein Atem ging unkontrolliert und in meiner Brust schien sich wieder dieser verdammte Luftballon aufzublasen.
»Ich glaub ich kipp um«, murmelte ich, während Alec seine Hand auf meinen Rücken legte und mich unaufhaltsam auf die Lichtung zuschob, weil er mich viel zu gut kannte und wusste, dass ich mich sonst vermutlich keinen Zentimeter bewegen würde.
Wieder lachte er leise, was mir eine Gänsehaut bereitete, die er allerdings entweder nicht bemerkte oder freundlicherweise nicht erwähnte.
»Du schaffst das«, grinste er, doch als die Stimmen immer lauter wurden, glaubte ich wirklich, dass meine zitternden Knie gleich nachgeben würden.
»Wehe du fängst mich nicht auf«, murmelte ich mit geweiteten Augen, meine Finger zitterten so aufgeregt, dass ich sie vor meinem Körper verschränken musste und mir wurde schlecht.
Mein Herz hatte sich mittlerweile übrigens dazu entschieden, einen Presslufthammer zu imitieren.
Langsam schien mir die Wahrscheinlichkeit, dass ich noch vor der Lichtung aufgrund einer Herzattacke tot umkippen würde, gar nicht mal mehr so unwahrscheinlich.
Und dann sah ich sie. Die ersten Schatten, die durch die dichten Bäume blitzten.
Sofort nahm Alec seine Hand von meinem Rücken, beugte sich dennoch kurz ein Stück zu mir hinab.
»Versucht nicht ganz so panisch zu wirken. So akzeptieren dich die Ven viel eher. Sie schätzen Stärke.«
Und dann ging er einfach mit einem vollkommen ausdruckslosem Blick weiter, während ich nicht begreifen konnte, wie er nicht auch vollkommen ausrasten konnte.
Okay Aruna, reiß dich zusammen.
Ich atmete einmal tief durch und bemühte mich dann um die gleiche, neutrale Miene, die Alec aufgesetzt hatte, auch wenn meine Hände dennoch zitterten wie Esbenlaub.
Schließlich schloss ich hastig zu dem Ven auf, rastete innerlich vollkommen aus und dann war da plötzlich doch diese unglaubliche Freude, die mit der Angst rang und mein Herz schien sie beide sehr enthusiastisch anzufeuern.
Und da bemerkten uns die ersten. Für einen kurzen Moment glaubte ich, mein gesamter Mageninhalt würde sich jetzt vor mir ausleeren, doch ich riss mich zusammen.
Das Getuschel ging los. Ich sah Ven. Und ich sah Lykanthropen. Sie standen da, in zwei strikt abgetrennten Lagern, auch wenn ich ihnen zu Gute halten musste, dass immerhin die, die an der Grenze dieser Lager standen, sich getraut hatten, neben der verfeindeten Spezies stehen zu bleiben.
Ich blinzelte heftig, während ich alles darum gab, nicht zitternd zu Boden zu gleiten und als ich die ersten, bekannten Gesichter meines Rudels sah, musste ich heftig blinzeln, um die Tränen zurück zu halten.
Das Getuschel wurde lauter, ich warf einen verräterischen Blick zu Alec, doch der schien vollkommen ausdruckslos und dann traten wir aus dem Wald hinaus.
Meine Lippen zitterten, während sie alle uns anstarrten, manche der Ven durchbohrten mich mit misstrauischen Blicken, manche Lykanthropen taten das gleiche bei Alec.
Doch darauf konnte ich mich nun nicht konzentrieren. Schwer atmend suchte ich die Reihen der Lykanthropen nach meiner Familie, meinen Freunden ab, doch ich konnte sie genau so wenig entdecken, wie Lila und die anderen, während ich die Tasche, die ich immer noch bei mir trug, langsam neben mir zu Boden gleiten ließ.
Die beiden Lager starrten uns an als würden sie Tote sehen, die gerade auferstanden waren und in gewisser Hinsicht waren wir das wohl auch.
Meine Finger zitterten immer heftiger, während sich langsam Panik in mir breit machte, weil ich nur flüchtig bekannte Gesichter aus meinem Rudel sah, Leute, die man eben grüßte, aber nicht mehr.
Und wenn sich die Angst in Alec ebenfalls langsam breit machte, weil auch seine Familie nirgends zu sehen war, ließ er sich das nicht anmerken.
Ich war mir schon ziemlich sicher, gleich umzukippen, während die Blicke auf mich hinab prasselten wie kleine Nadeln, da verstummte das Getuschel plötzlich mit einem Mal, als hätte irgendjemand ein geheimes Zeichen gegeben.
Es war totenstill auf der Lichtung. Und dann spaltete sich die Menge plötzlich in der Mitte. Einer nach dem anderen traten sie bei Seite, ich hielt keuchend den Atem an.
Und dann gaben sie schließlich die Mitte der Lichtung frei.
Keuchend schlug ich mir die Hand vor den Mund und egal was Alec mir gesagt hatte, in diesem Moment konnte ich mich nicht mehr zusammen reißen.
Mein Herz schien zu explodieren, während ich ein ersticktes Geräusch von mir gab, in meiner Haltung zusammensank und heftig blinzelte, weil ich einfach nicht glauben konnte, was ich da sah.
Denn dort standen sie. Sie standen da. Wirklich und Wahrhaftig, direkt neben Lila und den anderen.
Mum und Dad. Lupa und Phelan. Eza, Cole, Lilith, Lily und Liam.
Sie starrten mich an, ich sah, wie Phelan bitterlich anfing zu weinen, genau wie meine Mum, sah, wie mein Vater Lumina fest an sich drückte, sah, wie Cole Ezas Hand fest umklammert hielt und mein Herz schien immer weiter zu tanzen, zu fliegen.
Ich blendete alles um mich herum aus, sah nur all diese Menschen, die ich so unglaublich liebte und dann stürmte ich ohne zu zögern los, mir war vollkommen egal, ob sie alle mir nun zusahen oder nicht.
Eza war die erste, die sich aus ihrer Starre löste, sich ohne zu zögern von Cole losriss und dann auf mich zugestürmt kam, ungläubig meinen Namen rief, ihre Stimme erstickt von Tränen, während alle Blicke uns folgten.
Und dann fielen wir uns in die Arme, sie drückte mich so fest an sich, dass mir der Atem weg blieb und durch die Wucht wurden wir beinahe zu Boden gerissen, während wir uns einmal um uns selber drehten um den Aufprall wieder auszubalancieren.
»Ich kann es nicht glauben... ich kann es nicht glauben... ich kann es nicht glauben...«
Wimmerte Eza immer und immer wieder, während ich meinen Kopf schluchzend in ihrem vertrauten Afro vergrub, sie an mich drückte und einfach nur weinte.
»Es tut mir leid... Es tut mir so leid...«, antwortete ich auf ihr Gestammel und so standen wir da, weinend und stotternd und das Glück schien flüssig geworden zu sein und durch meine Adern zu fließen.
»Ich dachte du wärst tot, wir alle dachten das... Oh Gott Aruna, ich liebe dich so sehr...«
Und das war wohl der Moment in dem alle Dämme in mir brachen. Ich nahm nichts mehr wirklich wahr, nur Eza, weinte und weinte und konnte es nicht fassen.
Ich wollte mich nie wieder von ihr lösen, ein letztes Mal stammelte meine beste Freundin irgendwelche unverständlichen Sachen und drückte mich dann schluchzend von sich, doch ihr gesamtes Gesicht strahlte.
»Da sind noch andere, die dich vermisst haben«, grinste sie schluchzend und trat dann einen Schritt zur Seite.
Es war, als hätte diese Bewegung alle anderen aus ihrer pulsierenden Starre katapultiert und während ich aus dem Augenwinkel sah, wie sich Lila schluchzend in Alecs Arme schmiss, stürmten meine kleinen Geschwister nach vorne, während sich auch alle anderen in Bewegung setzten.
Weinend kniete ich mich hin, breitete meine Arme aus und es fühlte sich an, als würde ich schweben, als würde das Glück mich schweben lassen.
Ich lachte, lachte so laut und ehrlich wie ich es vermutlich seit Monaten nicht mehr getan hatte und durch die Wucht, mit der die Zwillinge sich in meine Arme warfen, wurde ich diesmal wirklich zu Boden gerissen.
Schluchzend drückte ich sie an mich, während wir zu dritt am Boden lagen und hauchte ihnen beiden unablässig kleine Küsschen auf die Köpfe.
»Ich habe euch so sehr vermisst«, wimmerte ich, während Phelan sich einfach weinend an mich klammerte, Lupa mir allerdings ins Gesicht sah und weinte und ihre Stirn an meine lehnte.
»Lass mich nie wieder alleine , ja? Versprich es mir Aruna, bitte.«
Beinahe flehend sah sie mich an und ich nickte so heftig, dass es schmerzte.
»Niemals mehr, ich verspreche es mein kleiner Engel«, hauchte ich vollkommen überwältigt und drückte sie dann einfach an mich.
»Gott ihr seid so groß geworden«, hauchte ich gegen Phelans dunkles Haar und auch wenn ich nur ein paar Monate weg gewesen war, hatte ich das Gefühl, sie beide wären einen halben Kopf in die Höhe geschossen.
Dann hob ich meinen Blick und sah meine Eltern, wie sie neben Eza zu stehen kamen.
Keuchend richtete ich mich auf, während die Zwillinge mich gar nicht mehr loslassen wollten und das Glück schien mich immer höher und höher zu tragen.
Das Strahlen meines Vaters schien alles zu übertreffen, während meine Mutter beinahe drohte umzukippen, so sehr weinte sie.
Und während mein Vater die Hände nach mir ausstreckte, hielt Eza Lumina immer noch weinend fest.
Schluchzend nahm ich die Hände meines Vaters an, der mich und meine Geschwister ohne Probleme hochhob und dann fiel ich in die Arme meiner Eltern, schlang einen Arm um meinen Vater und einen Arm um meine schluchzende Mutter, während Lupa und Phelan zwischen uns gefangen genommen wurden.
Meine Familie.
Da war sie, meine Familie. Ich war wieder Zuhause.
Schluchzend vergrub ich meinen Kopf an den Schultern meiner Eltern, die mich beide fest an sich drückten, meine Mutter hörte gar nicht mehr auf, meinen Scheitel zu küssen und mein Vater murmelte unablässig, wie sehr er mich liebte.
»Es tut mir leid«, keuchte ich.
»Es tut mir so leid... Der ganze Kummer den ich euch bereitet habe... es tut mir so leid...«
Irgendwann wurde mein Stottern so unverständlich, dass ich es komplett aufgab, einfach weinte, mich in die sicheren Arme meiner Eltern fallen ließ und gleichermaßen sehr wohl spürte, wie die umstehenden uns anstarrten, Ven sowie Lykanthropen.
»Dir muss nichts leidtun«, hauchte mein Vater und lehnte seine Stirn gegen meine.
»Wenn es wahr ist, was die kleine Ven uns erzählt hat, bist du der Grund, warum alle hier auf dieser Lichtung überhaupt noch leben. Ich könnte nicht stolzer auf dich sein Liebling.«
Ich presste die Lider fest aufeinander und schluchzte laut auf, schmiegte meinen Kopf an seinen Hals, viel zu gerührt von seinen Worten.
»Ich liebe euch«, hauchte ich, hob dann meinen Kopf um meine schluchzende Mutter anzusehen, deren Gesicht vollkommen verzerrt wirkte und das ließ mich nur noch bitterlicher weinen.
»Ich liebe dich so sehr Mum«, keuchte ich mit zitternder Stimme und meine Mutter Strahlte so breit, wie ich es seit dem Tod meiner großen Geschwister nicht mehr gesehen hatte, auch wenn sie unaufhaltsam weiter schluchzte.
»Tief in meinem Inneren wusste ich, dass du zu uns zurückkehren würdest«, schluchzte sie und küsste meine Stirn, drückte mich dann allerdings leicht von sich weg.
»Und jetzt geh deine anderen Freunde begrüßen, Cole fällt sonst ganz sicher um, ich glaube er hat seit zwei Wochen nicht mehr geschlafen.«
Ich lachte laut auf, so unbeschwert wie lange nicht mehr, während sich meine Familie von mir löste, wobei mein Vater Phelan geradezu von mir losreißen musste.
Und dann drehte ich mich um, blickte in diese unglaublich bekannten, dunkelblauen Augen, sah das blonde Haar, das länger geworden war.
Und als er dann so unglaublich typisch eine Braue hob, war es um mich geschehen.
Ohne zu zögern warf ich mich mit einem erstickten Geräusch in seine Arme, er wirbelte mich laut lachend herum und ich lachte und schluchzte zugleich, während ich meine Arme um seinen Nacken schlang, damit ich nicht hinfiel, die Umstehenden wichen erschrocken meinen Beinen aus und Eza lachte ihr lautes, bekanntes Ezalachen, was mein Herz nur noch schneller schlagen ließ.
»Lass mich nicht fallen!«, rief ich keuchend und lachend und weinend und als Cole mich wieder absetzte, kippten wir beide einfach augenblicklich weg, weil sich alles drehte.
»Ihr Pfeifen!«, rief Eza laut lachend aus, während Cole und ich einfach auf dem Boden liegen blieben und uns umarmten, egal ob der leichte Schnee unsere Klamotten nun vollkommen durchnässte oder nicht.
Von meinem ersten Ausflug auf den Boden waren meine Klamotten sowieso schon klamm, was machte das also noch?
»War ja klar«, grinste Cole breit.
»Dich kriegt so schnell niemand tot.«
Ich konnte einfach nicht anders, als zu lachen, ich lachte wegen allem, voller Erleichterung, voller Glück.
»Enttäuscht?«, feixte ich schwer atmend und so sehr strahlend, dass ich mir sicher war, mein Mund würde gleich abfallen.
»Vergiss es!«, lachte Cole.
»Dich geb ich niemals mehr her!«
Und so lagen wir auf dem Boden und lachten und ließen den Schnee auf uns herab rieseln.
Ohne es wirklich zu steuern glitt mein Blick zu Alec rüber, der in diesem Moment Missy an sich drückte, die sich schluchzend an ihn schmiegte und irgendetwas stammelte.
Im gleichen Moment wurde er von Lila und den anderen umringt, von Callahan, der ihm unablässig auf die Schulter klopfte, es wohl nicht richtig fassen konnte.
Sein Vater war nirgends zu sehen, was mich mit einer merkwürdigen Erleichterung füllte.
Und genau in dem Moment trafen sich unsere Blicke.
Alec hob breit grinsend eine Braue, während er Cole und mich auf dem Boden liegen sah und bei dem ganzen Trubel schien niemand zu bemerken, wie wir uns ansahen.
Ich strahlte ihn an und auch er konnte sein Grinsen nicht zurück halten.
»Na? Dein neuer Lover?«, bildete er mit den Lippen und ich fing vor Erleichterung so sehr an zu lachen, dass mein Magen schmerzte.
»Immer«, erwiderte ich ebenso stumm und könnte wohl niemals ausdrücken, wie sehr ich diesen verdammten Jungen liebte.
Und zum Glück konnte niemand hier meine Gedanken lesen. Nur er.
Und kaum hatte ich das gedacht, fing er nur noch mehr an zu strahlen, unser Blickkontakt allerdings wurde unterbrochen, als Missy sich von Alec löste und Jacob ihn in eine Umarmung zog.
Unter Ezas lachen richteten Cole und ich uns wieder auf, ich keuchte nach Luft, wurde aber direkt wieder von Lilith in eine feste Umarmung gezogen, die ich ohne zu zögern erwiderte.
»Hi«, keuchte ich einfach, zu überwältigt um bessere Worte zu finden.
Ich konnte geradezu spüren, wie Lilith anfing zu grinsen, die die Kinder der Alphas immer schon so sehr geliebt hatte, als wären es ihre eigenen.
Und ich war da keine Ausnahme.
»Schön dich wieder bei uns zu haben«, murmelte sie strahlend und ich nickte einfach heftig, erblickte dann Lily und Liam hinter ihr, die mich breit angrinsten, wobei Lily ziemlich mit ihren Tränen zu kämpfen hatte.
Hastig drückte ich Lilith einen kleinen Kuss auf die Schulter, löste mich dann von ihr und trat breit grinsend auf den schlacksigen Jungen und das zierliche Mädchen zu.
»Na ihr beiden«, grinste ich und ließ mich dann noch im Reden in ihre Arme fallen, drückte sie so wie Mum und Dad eben an mich und bekam langsam die Gelegenheit, mich zu beruhigen.
Halleluja, wie sehr ich diese Menschen doch alle vermisst hatte.
»Wir dachten du kommst nie wieder zurück«, hauchte Lily leise und beinahe hatte ich vergessen, wie viel kleiner sie war, als ich selbst, während Liam mich um einiges überragte.
»Aber jetzt bin ich wieder da«, erwiderte ich sanft und strich über Lilys kurzes, braunes Haar.
»Und das bleibt auch so«, ertönte plötzlich eine Stimme hinter mir und ich löste mich grinsend von den beiden, um mich zu meinem besten Freund umzudrehen.
Dann stockte ich.
»Ich glaube wir müssen dir da etwas erzählen«, grinste Cole breit, während mein Blick auf seine Hand hinunter fiel, die sich fest mit Ezas verflochten hatte.
Meine Augen weiteten sich, während mein Mund aufklappte und ich ungläubig in das strahlende Gesicht meiner besten Freundin sah.
»Ist nicht wahr!«, quietschte ich wie so ein dummer, kleiner Teenager, was Eza zum lachen brachte.
»Ist nicht wahr!«, wiederholte ich wieder und hätten mich nicht so viele Leute beobachtet, hätte ich ganz sicher angefangen, aufgeregt auf und ab zu hüpfen.
Cole strahlte mindestens genau so sehr wie Eza und bei diesem Anblick der beiden fing ich dann doch an, aufgeregt auf und ab zu wippen.
»Ihr Penner!«, keuchte ich und warf mich dann wieder ohne zu zögern in ihre Arme.
»Selber Penner«, erwiderten meine besten Freunde unisono und wir waren alle einfach so aufgelöst, dass wir zu lachen anfingen und nicht mehr aufhörten, egal wie viele uns anstarrten.
Da waren diese zwei Gesichtsgrätschen doch tatsächlich zusammen gekommen, während ich weg gewesen war!
Und in diesem Moment war seit langem einfach mal wieder alles perfekt.
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