20

Mit verzerrtem Gesicht rieb ich mir den Nacken. Nach einer weiteren, quälend langen Stunde war ich endlich entlassen worden und fühlte mich wie gerädert.

Heather hatte ihre Drohung am Ende zur Wahrheit gemacht und so bewirkt, dass ich mit meinem Erbsenhirn beinahe vom Schemel gefallen wäre, hätte Lily mich nicht geistesgegenwärtig an den Schultern gepackt und sich so selbst an einer der Nadeln gestochen.

„Noch sowas und ich geh einfach nackt zu der Zeremonie", grummelte ich verrärgert, als ich jemanden neben mir leise lachen hörte.

„Das will ich aber sehen."

Meine Mutter kam in eben jenem Moment aus Richtung des Alphahauses den Weg entlanggeschlendert. Ich funkelte sie gespielt böse an.

„Du hast mich einfach alleine bei dieser Hexe zurückgelassen!"

Tadelnd hob sie eine Braue.

„Was ist mit Respekt vor den Älteren?", fragte sie, doch wirklich ernst wirkte sie durch ihr Mundwinkelzucken nicht. Ich verdrehte die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust.

„Warum genau sollte ich jetzt hierher kommen?"

Lumina schüttelte lächelnd den Kopf, deutete mir dann stumm, ihr zu folgen. Wir bogen in den Wald ein, liefen eine Weile stumm nebeneinander her.

Meine Mutter schlug einen merkwürdigen Weg ein. Die Bäume schienen immer dichter zu stehen, das Licht der Sonne drang nur noch spärlich durch sie hindurch. In dieser Gegend war ich noch nicht oft gewesen, immerhin lagen die Rocks, mein absoluter Lieblingsplatz, genau in der entgegengesetzten Richtung.

Dann blieb meine Mutter plötzlich stehen und deutete auf etwas, was vor ihr lag. Ich spähte an ihr vorbei, so in Gedanken versunken, dass ich es zuvor nicht einmal gesehen hatte.

Eine robuste Felswand, erstaunlich glatt, doch gerade so, dass sie nicht unnatürlich wirkte. Wir standen vor dutzenden hinabhängenden Ranken und ich musste meine Augen zusammenkneifen, um zu erkennen, dass hinter ihnen ein Durchgang lag.

Wie bei Disneys Rapunzel, dachte ich. Meine Mutter deutete mir, weiterzugehen. Sie schob die Ranken bei Seite und wir traten in einen kleinen Durchgang, vielleicht drei Schritte, um ihn zu durchqueren.

Eine Gänsehaut überkam mich. Und was ich dann sah, war schier überwältigend. Es war, als würden wir in einem riesigen Krater stehen. Die Felswände um uns herum ragten weit in den Himmel hinauf, bildeten einen perfekten Kreis und die Schneeflocken, die weiterhin hinab rieselten, verliehen dem allen etwas noch viel Magischeres.

Mit offenem Mund drehte ich mich um mich selbst. Die gesamten Felswände waren gefüllt mit Malerreien, die mit Sicherheit Jahrtausende zurückgingen.

Es war wunderschön. Wölfe und Menschen, der Mond. Jahreszeiten. Wie eine Spirale schlängelten sich die Malereien herauf, ein buntes Meer aus Erinnerungen, bis sie schließlich an der Wand der wir nun genau gegenüber standen, endeten.

Eine riesige, freie Fläche, auf der dutzende, Mondhelle und Nachtschwarze Handabdrücke ihren Platz gefunden hatten. Doch es war der See, auf den mein Blick nun traf, der mein Herz aussetzen ließ.

Er war nicht groß und glasklar. Seine Oberfläche brach das Sonnenlicht und meine Finger fingen an zu kribbeln, als würde das Wasser selbst mich rufen. Genau wie die Felsen hatte er eine perfekte, runde Form. Er hypnotisierte mich.

An seinem Ende, genau vor der Wand mit den Handabdrücken, war eine kleine Plattform, auf die man sich stellen konnte, davor ein Stein, der beinahe wie ein Rednerpult aus dem Wasser ragte, breit genug, damit mindestens drei Leute nebeneinander darauf hätten Platz finden können. Als wäre es einfach so aus dem Boden gewachsen, glänzend. Wie Bernstein, dachte ich.

„Beeindruckend, nicht wahr?"

Ohne ein Wort herausbringen zu können nickte ich, sprachlos, dass ich nie gewusst hatte, dass dieser Ort hier existierte.

„Man nennt es das Origo. Den Anfang."

Fasziniert trat ich näher an eine der Felswände heran und strich behutsam über das Abbild einer wunderschönen, schneeweißen Wölfin. Meine Fingerspitzen fingen an, zu kribbeln.

„Meine Großmutter hat mir einmal erzählt, dass es genau an diesem Ort vor vielen tausend Jahren geschehen sein soll. Genau hier soll die Mondgöttin den ersten Lykanthropen geschaffen haben."

Ich blinzelte heftig, schüttelte dann den Kopf und löste meine Hand von der Felswand, auch wenn das Kribbeln wohlige Schauer über meinen Rücken hatte jagen lassen. Ich drehte mich wieder zu meiner Mutter, die mich lächelnd betrachtete.

„Warum erzählt niemand etwas hiervon? Das ist unglaublich!"

Lumina schüttelte in der liebevollen Geduld einer Mutter ihren Kopf.

„Dieser Ort ist die heiligste Stätte der Wölfe, die du dir vorstellen kannst Aruna. Sie ruht und soll ruhen dürfen, bis sie gebraucht wird."

Ich nickte, auch wenn ich nicht wirklich etwas damit anfangen konnte. Sowas nicht einmal mit einem Wort zu erwähnen schien mir schier unmöglich. Lumina deutete mit mir an den Rand des Sees zu treten. Sie hob ihre Hand über das klare Wasser.

„Es heißt, aus diesem Wasser hätte Luna die Gestalt des Wolfes geformt."

Ein unheimliches Gefühl überkam mich. Vertrautheit. Als würde es plötzlich in meinem Kopf Klick machen. Als würde mir mit einem Mal klar werden, dass das der Ort war, an den ich hingehörte.

„Wasser?", fragte ich fast atemlos, meine Mutter nickte, blickte verträumt auf die Abdrücke der dutzenden Hände. Für einen Moment schwieg sie. Dann atmete sie tief durch.

„Die Zeremonie wird morgen hier stattfinden, denn so wie der erste Lykanthrop damals geformt wird, wird dann auch ein neuer Alpha geformt."

Ich konnte nicht verhindern diese unterschwellige Angst zu verspüren, bei dem Gedanken, dass es morgen wirklich so weit sein würde. Meine Mutter deutete einladend auf die große Fläche vor dem See.

„Das Rudel wird sich hier versammeln."

Ich schluckte schwer und betete innerlich, nichts zu vermasseln. Ein Fehltritt und mein gesamtes Rudel würde Zeuge davon werden, ganz zu schweigen von Luna, die das alles hier vermutlich noch kritisch beäugte...

Meine Mutter deutete auf den Durchgang, durch den wir ins innere des Origo gekommen waren.

„Das Rudel wird sich versammelt haben, während du die Stätte betrittst. Lilith wird dich vom Dorf hierher begleiten."

Ich runzelte die Stirn.

„Lilith?"

Mum nickte.

„Es erschien uns passend, wo sie doch seit deiner Geburt ohne mit der Wimper zu zucken auf dich aufgepasst hat. Also wird sie dich auch auf diesem letzten Weg begleiten, bevor du auf eigenen Beinen stehst."

Ich nickte. Mum deutete auf den Platz neben uns.

„Hier werden dein Vater und ich stehen. Wir müssen dir erst die Erlaubnis geben, unseren Platz einzunehmen, dann kannst du weitergehen."

„Erlaubnis?"

Ich runzelte die Stirn.

„Ja. Du wirst es morgen sehen."

Dann drehte sie sich wieder um und deutete auf das pultähnliche Steinteil.

„Dort wird Sibean stehen. Er leitet die Zeremonie."

Ich nickte vestehend, fragte mich allerdings gleichzeitig, wie er, ohne sich vollkommen zum Affen zu machen, dort hinauf kommen würde. Also ich würde ganz sicher Hals über Kopf ins Wasser stürzen. Aber ich war auch Aruna...

„Nachdem wir dir unsere Erlaubnis gegeben haben, trittst du ins Wasser."

Ich hob fragend die Brauen.

Ins Wasser?"

„Es gibt dir die Kraft, die eine Alpha braucht, immerhin gab es Luna damals auch schon die Kraft, den ersten Lykanthropen zu erschaffen."

Ich neigte den Kopf, schlang allerdings jetzt schon meine Arme um mich, bei dem Gedanken, Hüfttief im Wasser stehen zu müssen.

„Du trittst genau vor Sibean", erklärte Mum weiter, legte dann den Kopf schief.

„Und hier kommt der Part, den wir ein wenig abändern mussten. Normalerweise stünden nun zwei Wölfe vor Sibean, die einen Schwur ablegen würden, die Stärke des anderen zu sein, nie von der Seite ihres Gleichgewichts zu weichen, damit sie würdig sind, das Rudel zu führen."

„Aber ich habe kein Gleichgewicht", brachte ich das Problem nüchtern auf den Punkt.

Lumina nickte.

„Deshalb haben wir mit Sibean gesprochen. Im Grunde ist ein Zwilling dein engster Verbündeter, jemand, der im Kampf immer an deiner Seite steht, dich niemals im Stich lassen würde."

Meine Gedanken schwiffen zu Ylva und Fenris. Nein, selbst in den Tod waren sie gemeinsam gegangen... Alleine waren die beiden unvorstellbar.

„Wir haben lange überlegt, doch denken, dass es auch so funktionieren wird. Du wirst dir jemanden der Anwesenden aussuche müssen. Das Vertrauen muss unerschütterlich sein, genau wie die Gewissheit, niemals alleine gelassen zu werden. So kann die Person an deiner Seite stehen und zu deiner Stütze werden."

Ich runzelte die Stirn, konnte mir nicht vorstellen, wie ich einfach so jemanden der umstehenden auswählen konnte.

„Sibean wird eure Hände verbinden. Und dann ist es an dir, dem Weg der Luna zu folgen, anders als die erwählte Person. Sie ist sogesehen ein Platzhalter, damit die Zeremonie funktionieren kann."

Beinahe hätte ich geschnaubt. Ein Platzhalter... Was, dem Weg der Luna folgen, genau bedeutete wollte ich nicht einmal fragen, mir schwirrte auch so der Kopf.

„Am Ende wirst auch du dein Zeichen auf der Tafel setzen. Nach der Zeremonie ist es dann Zeit, Gamma und Beta auszuwählen."

Nachdem, was auf dem Schulhof passiert war, hatte ich mir Gedanken darüber gemacht.

Cole würde mein Beta werden. Das lag nicht daran, dass ich Eza mochte,weniger zutraute oder irgend so einen Schwachsinn. Es gab eine ganz einfache Erklärung dafür: Die Gamma würde ebenfalls die Leitung der Garde übernehmen und Eza, die, wie ich, bei den Novizen gewesen war, würde in diesem Job sicherlich aufblühen. Außerdem hatte ich vor, Cole zum Leiter der Jäger zu machen, was er als Gamma nicht könnte.

Und ich hatte beschlossen, Eza Lilith zur Seite zu stellen, damit diese nicht völlig allein in ihrer neuen Aufgabe war.

Ich atmete tief aus und rieb mir ein paar Strähnen aus dem Gesicht. Nun stand ich allerdings vor einem neuen Problem. Wen sollte ich erwählen?

◊♠◊♠◊♠◊

„Aruna!" Erfreut stieß Lila die Tür auf, damit ich eintreten konnte. Die Sonne war bereits untergegangen und ich hatte eigentlich vorgehabt, früh schlafen zu gehen, doch der Gedanke an den morgigen Tag hatte mich einfach nicht losgelassen und so war ich einfach unruhig im Raum auf und ab getigert, bis ich beschlossen hatte, zu den Ven zu gehen.

Genauer zu einem ganz bestimmten Ven, aber das musste ja keiner wissen...

„Na, aufgeregt?", fragte Lila grinsend, während wir in Richtung Wohnzimmer liefen. Ich schnaubte und rieb mir die Schläfe.

„Lass mich damit bloß in Ruhe", grummelte ich.

Mittlerweile waren wir im Wohnzimmer angekommen und drei überraschte Augenpaare richteten sich auf uns.

Missy lag rittlings auf der Couch ihre Füße in dicke Wollsocken gepackt, gebettet in Jacobs Schoß, der gemeinsam mit Xav bis eben eigentlich irgendein Videospiel gespielt hatte. Es war merkwürdig, die Ven so zu sehen. Als wären sie ganz normale Teenager, keine Sorge der Welt auf ihren Schultern.

Etwas verlegen hob ich meine Hand zum Gruß und sah mich möglichst unauffällig nach bekannten, stahlgrauen Augen um. Statusbericht: Keine weit und breit zu sehen.

„Dich hätte ich hier nicht erwartet. Ich dachte die Wölfe sperren dich bis zur Zeremonie weg oder so."

Überrascht sah ich in Richtung Küche, aus der Callahan in eben diesem Moment getreten kam, ein Glas Wasser in seiner Hand. In mir kam immer noch ein komisches Gefühl auf, einfach so mit Callahan, Jacob oder Xav zu reden. Irgendetwas in mir hatte ihnen das damals immer noch nicht verziehen.

Nur Lila und Missy hatten es irgendwie geschafft, mein Vertrauen zu gewinnen.

„Ehm ja... ich wollte deshalb noch einmal mit Alec sprechen."

Der kurze Blick, den Lila und Missy daraufhin austauschten, gefiel mir ganz und gar nicht. Dann grinste Lila mich breit an und deutete in Richtung Treppe.

„Er ist oben. Aber bewegt eure Ärsche nach der Besprechung gefälligst nach unten! Missy und ich haben auch ein Anrecht auf dich!"

Belustigt hob ich eine Braue, während Xav irgendwie verstört dreinblickte und Missy eifrig nickte. Jacob stierte auf seinen Controller hinab. Er mied es seit jeher, mich genau anzusehen, aus seinem schlechten Gewissen heraus, hatte Alec erklärt.

Innerlich seufzte ich und schrieb mir selbst eine Erinnerung, dass ich ihm wirklich versuchen sollte, eine zweite Chance zu geben.

„Ich werd's mir merken", grinste ich schließlich, auch um mich von dem Gedanken an Jacob abzulenken und trat schließlich die Treppe hinauf.

Das Haus der Ven kannte ich mittlerweile fast so gut, wie mein eigenes, bedachte man all die Stunden, die ich auf der Suche nach Hybriden gemeinsam mit Alec und Mik hier zugebracht hatte.

Vorsichtig klopfte ich an Alecs Zimmertür und kam mir auf einmal dämlich vor, einfach so hier aufzukreuzen, wusste selbst nicht so recht warum.

Ich bekam keine Antwort, also drückte ich die Tür einfach vorsichtig auf. Überrascht hob ich die Brauen, als ich Alec an seinem Schreibtisch sitzen sah, den Kopf allerdings hatte er auf den Armen abgelegt.

Seine Brust hob und senkte sich langsam und ruhig. Ich konnte mir ein kleines Schmunzeln nicht verkneifen und schloss vorsichtig die Tür hinter mir.

Der Idiot hatte eine Couch und ein Bett und fand, das Holz seines Schreibtisches wäre der gemütlichste Ort für seinen Dickschädel? Kopfschüttelnd wollte ich auf ihn zutreten, um ihn vor furchtbaren Nackenschmerzen zu bewahren, als ich plötzlich stolperte, weil ich so abgelenkt gewesen war, dass ich die Kisten mit den ganzen Akten nicht einmal bemerkt hatte.

Ich japste laut auf, versuchte mit meinen Händen noch irgendwie Halt zu finden und krachte dann mit einem heftigen Donnern auf den Boden, wobei ich mir den Kopf hart an einer der Kisten anschlug.

Nur gedämpft hörte ich, das Geräusch eines umfallenden Stuhles, während ich mir fluchend den Kopf rieb und als sich meine Sicht langsam wieder klärte, erblickte ich das erschrockene Gesicht Alecs.

Er war von seinem Stuhl aufgesprungen, der nun neben ihm auf dem Boden lag und sah mich entsetzt an.

„Was zur Hölle?", keuchte er verwirrt, während ich mich langsam wieder aufrichtete und mich auf einen Punkt oberhalb Alecs Ohres konzentrierte, damit sich nicht mehr alles drehte. Dann schien Alec die Situation langsam zu verstehen.

Er ließ die Schultern sinken und ein schelmisches Grinsen trat in sein Gesicht. Dann reichte er mir seine Hand, die ich grummelnd entgegennahm.

„Also manchmal zweifel ich wirklich an deiner geistigen Zurechnungsfähigkeit Nervensäge", grinste er, woraufhin ich ihm schnaubend gegen die Schulter boxte.

„Wolltest du mich umbringen du Idiot, oder warum hast du diese Fallen aufgestellt?"

Kopfschüttelnd stieß Alec mich Richtung Couch, ließ sich dann neben mich fallen.

„Also normale Menschen wären einfach drumherum gelaufen du Genie."

Einladend deutete er auf den breiten Weg neben den Kisten, doch ich ignorierte die Aussage einfach. Seufzend machte ich mich auf seiner Couch breit und überlegte kurz, ob ich ihn vielleicht von dem weichen Untergrund schubsen sollte, damit ich meine Beine ausstrecken konnte, ließ es dann jedoch bleiben und begnügte mich mit angwinkelten Beinen, während ich meinen Kopf auf der Armlehne bettete.

„Drück mir die Daumen, dass sich morgen bei der Zeremonie mein Seepferdchen bezahlt macht und ich nicht ertrinke", seufzte ich schließlich und konnte Alecs Stirnrunzeln geradezu spüren.

Dann drehte er sich und beugte sich weit über mich. Wie ein dummer Trottel betatschte er meinen Kopf.

„Hast du ne Gehirnerschütterung oder so?"

Schnaubend stieß ich seine Hand weg und richtete mich dann wieder auf, wodurch auch er gezwungen war, wieder gerade zu sitzen. Ich verschränkte meine Arme vor der Brust, setzte mich im Schneidersitz auf den Zweisitzer und atmete wieder schwer aus.

„Ernsthaft Alec, ich weiß nicht, wie ich das überleben soll... Und dann schauen auch noch alle zu."

Er lehnte sich entspannt zurück, streckte die Beine aus, wobei er einen Karton wegkickte und verschränkte die Hände hinterm Kopf.

„Das wird ein herrlicher Anblick sein, ich sollte wirklich darüber nachdenken, eine Kamera oder so mitzunehmen."

Schnaubend stieß ich ihm in die Seite.

„Halt lieber deine dämliche Klappe und lenk mich ab!"

Doch hätte ich gewusst, was Alec dabei im Kopf schwebte, wäre ich wohl lieber zu Hause geblieben.

◊♠◊♠◊♠◊

Eingequetscht zwischen Lila und Alec saß ich nun auf einer der Couchen im Wohnzimmer und würde es am liebsten Missy gleichtun, die sich seit etwa einer Viertelstunde in Jacobs Pullover versteckte.

Ich hasste Horrorfilme.

Aber dieser Ven-Haushalt war der Meinung, es wäre die beste Ablenkung vor großen Ereignissen. Eigentlich banal, oder? Ein Wolf der Angst vor Geistern hatte, wobei er wohlbemerkt selber mit einem geredet hatte.

Aber Aleyna hatte ja auch verdammt noch mal nicht versucht, mir einen Kronleuchter durch den Schädel zu jagen! Heilige Scheiße!

Ich zuckte heftig zusammen, als die Protagonistin im Film durch den morschen Fußboden brach, während Xav sich über Missy lustig machte und Lila gespannt dem Geschehen folgte.

Halleluja, wenn das so weiter ging, würde ich die Zeremonie morgen gar nicht mehr erleben, weil ich an nem scheiß Herzinfarkt sterben würde! Ich konnte mir einfach nicht helfen, denn als das entstellte Gesicht des Geister-Mädchens plötzlich die gesamte Breite des Bildschirmes ausfüllte, erschrak ich so sehr, dass ein kleiner, spitzer Schrei meine Kehle verließ, der mal so absolut untypisch für mich war.

Ohne darüber nachzudenken krallte ich mir das nächstbeste, was ich finden konnte, was sich schließlich als Alecs Arm herausstellte.

Die anderen achteten gar nicht auf uns, denn nun waren all ihre Blicke – ausgenommen Missy – auf den Bildschirm gerichtet. Wie der beste Freund der Protagonistin einmal quer durch in zwei Teile geteilt wurde fanden sie wohl unglaublich spannend. Ich wollte die Augen zusammenkneifen.

Feixend sah Alec zu mir herab, beugte sich ganz dicht an mein Ohr.

„Ich wusste gar nicht, dass du so ein Schisser bist, Rote."

„Halt den- Ach du heilige Mutter Maria!"

Die zwei Hälften des besten Freundes hingen nun von der Decke. Ich krallte mich noch mehr an Alecs Arm.

Der Duc schüttelte grinsend den Kopf, doch es war, als würde er noch ein Stück näher an mich heran rücken und unbemerkt der anderen, verflocht er, versteckt zwischen unseren Beinen, unsere Hände miteinander.

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