10
»Und wie sollen wir uns sicher sein, dass sie uns bei der nächsten Gelegenheit nicht gleich wieder hintergehen werden? Gut, vielleicht hat Aruna dem Jungen das Leben gerettet, aber ist das wirklich eine Garantie?«
Ich seufzte schwer, während ich den Pfeil ein paar Meter von uns anstarrte, zugegeben nicht ganz bei der Sache war. Er hatte Alec und mich nur um einen Bruchteil verfehlt.
Mittlerweile war es bereits dunkel geworden und auch die Lichtung hatte sich beträchtlich geleert.
Nach dem ganzen Chaos hatten wir beschlossen, dass es besser wäre, ein wenig mehr Ordnung in das ganze zu bringen. Und so saßen wir jetzt also mit dem engsten Kreis der Ven und dem engsten Kreis der Lykanthropen auf Baumstämmen um ein Feuer herum und verhandelten um den Frieden zwischen den beiden Seiten.
Ein bizarres Bild, ehrlich, aber da weder die Ven sonderlich viel Lust hatten, uns in ihr Haus einzuladen, noch andersherum, war das wohl die beste und komfortabelste Variante.
»Ja und zu Alecs tollem Plan uns zu hintergehen gehörte bestimmt, Aruna aus der Gefangenschaft zu holen«, grummelte Eza Zack an, den Anführer unserer Gärtner.
Zack bedachte sie mit einem bösen Blick, während Alec, der mir gegenüber auf der anderen Seite des Feuers saß, meine Freundin mit aufmerksamen Blick musterte, als müsste er sie einschätzen.
Es war als hätte ich ein Déjà-vu und bei dem Gedanken daran musste ich leicht Lächeln. Es war genau wie damals im Zeltlager, wo ich mich geweigert hatte, ihn oder Mik oder irgendwen auch nur ansatzweise mit auf mein Bild zu bringen und ihm stattdessen irgendwelche Grimassen durch das Feuer zugeworfen hatte.
»Gefangenschaft, die durch Ven ausgelöst wurde Ezaly«, zischte er und man konnte deutlich sehen, dass ihm das hier ganz und gar nicht gefiel.
Nachdem ich ihnen allen gemeinsam mit Alec erzählt hatte, was passiert war, hatte ich eigentlich nur noch geschwiegen.
Erstens, weil ich unglaublich müde war und mich seit Wochen ungemütlicher Motelbetten nach meinem eigenen, um einiges komfortableren Bett sehnte, das eine unglaubliche Erleichterung für meinen Rücken sein würde, da war ich mir sicher.
Und zweitens, weil ich nur an einen gewissen Jungen mit Schokoladenaugen denken konnte. Am liebsten würde ich jetzt einfach aufspringen, zu unserem Dorf rennen und meinen Ben endlich zurück holen.
Aber aus verständlichen Gründen ging das nicht.
Jetzt allerdings rang ich mich dazu durch, auch mal etwas zu sagen, weil ich dieses ganze diskutieren ehrlich satt hatte.
»Ja, Gefangenschaft durch Ven. Und rate Mal, wer einen gewissen Ven umgebracht hat, der hauptsächlich für die Gefangenschaft verantwortlich war.«
Zack warf mir einen bösen Blick zu, doch wurde zugleich von den warnenden Blicken meiner Eltern, die links von mir saßen, niedergestarrt.
Der gleiche Fehler wie mit Bane würde ihnen sicher nicht noch einmal unterlaufen, auch wenn ich sehr wohl in der Lage war, auf mich selbst aufzupassen.
»Schön«, zischte Zack schließlich, während so ziemlich jeder hier mittlerweile einfach nur noch müde und erschöpft aussah.
Immerhin saßen wir bereits seit Stunden hier und die Baumstämme waren alles andere als gemütlich.
»Aber das ist ein einziger Ven. Was ist mit all den restlichen?«
Vielleicht sollte ich ihm einfach einen Stein an den Kopf donnern. Dann hielt er wenigstens die Klappe.
Auch wenn ich das Misstrauen natürlich irgendwo nachvollziehen konnte, zumindest wenn ich versuchte, mich in seine Situation hinein zu versetzen. Natürlich war mir klar gewesen, dass das alles hier ziemlich viel Überwindung kosten würde.
»Er ist der Duc«, murmelte ich müde und wunderte mich, warum meine Eltern während der Diskussion so ruhig gewesen waren.
Als Alphas war es immerhin eigentlich ihre Aufgabe, das hier zu führen.
Und dann, noch ehe ich weiter reden konnte, ertönte plötzlich Alecs Stimme, der sich während der Diskussion zwischen den Lykanthropen untereinander größtenteils zurückgehalten hatte.
»Mein Clan ist mir zur Loyalität verpflichtet«, sagte er vollkommen ruhig und zu keinem Moment feindseelig, ganz anders als Zack.
Ich runzelte die Stirn, während ich ihn durch das Feuer heraus betrachtete. Anders als ich sah er überhaupt nicht todmüde aus, auch wenn auch er eigentlich vor Erschöpfung hätte umkippen müssen.
Doch er saß da, gerade und aufrecht, keine Spur von Augenringen, während ich das komplette Gegenteil war...
Zack schnaubte und schüttelte den Kopf.
»Ja, Loaylität die sie jederzeit brechen dürfen, um dich umzubringen und selber Duc zu werden. Ich meine, was bist du schon?! Ein kleiner Junge, nicht mehr.«
Und wenn Alec Zacks Aussage wütend machte, dann zeigte er es nicht, sah ihn einfach ganz ruhig an, während ich die Zähne fest aufeinander presste, um ihn nicht gleich vollkommen wütend anzuschreien, während Lila und die anderen ihn niederstarrten.
»Ich lasse mich aber nicht umbringen«, zischte Alec und ging auf alles andere gar nicht ein, weil er bei Zack auf taube Ohren stoßen würde und das war ihm mehr als bewusst.
Ich bemerkte, wie sich Eza neben mir etwas mehr aufrichtete und als ich ihr einen kurzen Blick zuwarf, stockte ich.
Überrascht stellte ich fest, dass sie da saß und Alec mit einem breiten, warmen Ezagrinsen angrinste.
»Ich mag ihn«, stellte sie leise fest, während sie sich leicht zu mir beugte.
Überrascht hob ich meine Brauen und als sie meine wohl etwas zu großen Augen sah, runzelte sie verwirrt die Stirn.
»Was? Du etwa nicht? Ich find ihn cool.«
Beinahe hätte ich mich an meiner eigenen Spucke verschluckt, während ich sie immer noch anblinzelte.
Oh wenn sie wüsste...
Dann zuckte ich einfach mit meinen Schultern, weil ich nicht wusste, wie ich sonst reagieren sollte, auch wenn sich in meinem Inneren langsam eine wohlige Wärme ausbreitete.
Naja zumindest eine hatte Alec schon einmal voll und ganz auf seine Seite gezogen.
Zack wollte bereits wieder empört seinen Mund öffnen, doch da hob mein Vater plötzlich seine Hand und sofort hielt der Lykanthrop inne.
Nun war die volle Aufmerksamkeit auf den Mann neben mir gerichtet, eine nervöse Stimmung lag in der Luft, mein eigenes Herz begann schneller zu schlagen.
Denn ich wusste: Jetzt würde das finale Statement der Lykanthropen folgen.
Für einen Moment betrachtete mein Vater den Mann mit dem dunklen Haar, dem ganz und gar nicht gefiel, was hier lief.
»Bist du jetzt fertig damit, unsere Verhandlungspartner zu beleidigen?«, fragte er ruhig und doch lag diese gewisse Schärfe in seinen Augen, die Zack anfunkelte.
Zufrieden wollte ich die Arme vor der Brust verschränken, ließ es dann aber doch lieber sein und wagte einen nächsten, kurzen Blick auf Alec, der nun meinen Vater betrachtete, als müsste er ihn genau wie Eza einschätzen.
Zacks Schultern sanken hinab und er blickte geschlagen auf den Boden.
Na endlich... jetzt hielt der auch mal seine Klappe.
Zufrieden nickte mein Vater, dann glitt sein Blick zu Alec, der den Alpha durch die Flammen ruhig beobachtete.
»Vertrauen ist eine Sache, die nicht von jetzt auf gleich kommt. Vertrauen muss man sich über die Zeit verdienen. Und Vertrauen ist einer der wichtigsten Bausteine des Friedens«, begann er und ich runzelte besorgt die Stirn, während Alec immer noch vollkommen ruhig da saß.
»Die meisten Mitglieder meines Rudels vertrauen dir nicht, doch wer kann es ihnen verübeln? Immerhin trauen die meisten deiner Ven ebenfalls weder Aruna, noch ihrem Rudel.«
Nein. Diese Richtung gefiel mir ganz und gar nicht.
Langsam wurde ich unruhig, rutschte nervös auf meinem Platz hin und her.
»Doch auch mein Rudel ist ihren Alphas zur Loyalität verpflichtet. Aruna vertraut dir. Und ich vertraue meiner Tochter. Also Alecsander, vertraust du ihr?«
Und das war das erste Mal, dass Alec und ich uns während diesen Verhandlungen wirklich ansahen.
Auf einmal wurde es totenstill auf der Lichtung, alle starrten mit angehaltenen Atem zu uns, während Alec und ich uns einfach nur ansahen, mein Herz begann augenblicklich schneller zu schlagen.
Alecs Augen huschten über mein Gesicht, ich hielt den Atem an, ballte meine Hände angespannt zu Fäusten.
Und dann, noch quälend langen Sekunden nickte Alec und ich atmete erleichtert aus, auch wenn mir natürlich klar gewesen war, dass er kaum mit dem Kopf geschüttelt hätte.
Kurz musterte mein Vater mich. Und dann hob er sachte, ganz leicht, kaum zu sehen, die Mundwinkel.
»Gut. Dann soll es so sein.«
Ich musste heftig anfangen zu blinzeln, als meine Mutter ihrem Mann einen kleinen Dolch reichte.
Er hatte doch nicht etwa vor...?
»Bist du bereit mit deinem Blut darauf zu schwören? Vor dem Angesicht der Götter? Bist du bereit, auf unseren Frieden zu schwören?«
Doch. Hatte er. Er hatte vor, den Götterschwur zu leisten.
Einen Schwur, der nur mit dem Tod aufgelöst werden konnte.
Tod. Das war der springende Punkt. Denn wenn man ihn brach war die Strafe dafür nicht mehr und nicht weniger als der Tod.
Mit angehaltenem Atem starrte ich Alec an, betete, dass er nicken würde. Denn für einen Moment saß er einfach nur vollkommen ausdruckslos da, zeigte keine Gefühlsregung, keine Reaktion.
Alle starrten ihn an. Niemand wagte es, sich auch nur zu bewegen. Denn wenn dieser Schwur abgelegt werden sollte, war unser Frieden Gesetz.
Und dann, nach einem quälenden Augenblick der Stille, nickte er.
»Ich bin bereit, darauf zu schwören.«
Halleluja. Dieses Treffen machte mich eindeutig fertig. Aber das war zu erwarten gewesen.
Fast erleichtert lehnte ich mich etwas zurück, doch als mein Vater mir den Dolch plötzlich hinhielt, stockte ich.
Verwirrt blickte ich zu ihm auf, verstand nicht so recht, was das hier sollte.
»Ich möchte, dass du den Schwur ablegst.«
Mit großen Augen blinzelte ich meinen Vater an, während verwirrtes Getuschel aufkam und ich Alecs Blick mehr als nur brennend auf mir spüren konnte.
Ich? Aber das ging nicht. Ich war immerhin keine Alpha.
»Aber ich bin doch nicht... ich...«, stammelte ich verwirrt, doch mein Vater schüttelte nur seinen Kopf.
»Du bist meine Tochter. Die Tochter eines Alphas. Also fließt auch das Blut eines Alphas durch deine Adern. Du solltest den Schwur ablegen, denn du bist die einzige, die ehrliches Vertrauen in ihn hinein bringen kann. Es ist das einzig Richtige.«
Ich blinzelte ihn heftig an, wollte schon widersprechen, weil mir dieser Schwur eigentlich nicht zustand und es ganz sicher Gegner dieser Entscheidung gab, doch da lehnte sich meine Mutter plötzlich etwas vor und blickte mich aus sanften Augen an.
»Es ist wichtig, dass dieser Frieden mit Wahrheit und Aufrichtigkeit beginnt. Dein Vater und ich sind Alecsander unglaublich dankbar, doch trotzdem wären wir nicht in der Lage diese vollkommene Wahrheit aufzubringen. Es ist wichtig, dass du es tust.«
Ich schluckte schwer, während mir all ihre Blicke nur allzu bewusst waren.
Und was wenn ich einen Fehler machte? Ich hatte diesen Schwur in meinem Leben nur ganz selten miterlebt, auch wenn er uns Jungwölfen in der Schule quasi eingeprügelt wurde, weil er einer der Hauptsäulen war um ein Rudel gut leiten zu können.
Und trotzdem machte es mir eine heidenangst.
Mein Blick glitt über die Umstehenden, die so viel von mir erwarteten. Aber was, wenn ich diese Erwartungen nicht erfüllen konnte?
Und dann fiel mein Blick auf Alec.
Ach verdammte Scheiße!
Denn sein Blick zeigte eindeutig, was ich tun sollte. Er wollte, dass ich es war, die schwor, nicht mein Vater. Weil er auch nur mir vertraute.
Das war doch alles scheiße! Und trotzdem konnte ich nicht nein sagen... Das wusste ich... Immerhin würde es dann so wirken, als wäre mein Vertrauen Alec gegenüber nicht aufrichtig.
Und das war es. Voll und ganz. Wie könnte es nach all diesen Wochen auch nicht sein?
Also schloss ich für einen Moment meine Augen, atmete tief durch. Und dann nickte ich.
»Gut«, erwiderte ich leise und es war, als würden alle demonstrativ ausatmen.
Ich öffnete meine Augen wieder und umfasste den kalten Griff des Dolches dann mit zittrigen Fingern.
Ach du scheiße... ach du scheiße...
Innerlich rastete ich gerade vollkommen aus, während ich alles gab, um wenigstens äußerlich ruhig zu wirken.
Scheiße... scheiße... scheiße...
Also wenn ich hier gleich vor sie alle hinkotzen würde, dann wäre das bestimmt ein super Start... Scheiße war mir schlecht...
Mit zittrigen Knien stand ich auf und sah, wie Alec es mir gleichtat. Anders als ich wirkte er allerdings nicht so, als würde er gleich umkippen, geschweige denn allen Anwesenden seinen Mageninhalt präsentieren.
Ich biss mir heftig auf die Lippe, während ich ans Feuer trat und mein Herz fing immer schneller und schneller an zu schlagen.
Ach du scheiße... Ach du scheiße...
Und da blieb Alec genau vor mir stehen, sah unergründlich und vollkommen neutral auf mich hinab.
Und plötzlich wurden meine Knie ganz weich...
Oh scheiße... das schaffte ich nicht...
Nicht, wenn dieser scheiß Idiot mich so ansah.
Meine Lippen öffneten sich zittrig, alle starrten uns an und während ich kein Wort heraus brachte, schien Alec die Ruhe selbst.
Scheiße! Wie schaffte der das bitte?!
Okay Aruna, tief durchatmen, reiß dich zusammen...
Ein letztes Mal holte ich tief Luft und hielt Alec dann den Knauf des Messers hin, den er kurz betrachtete, dann stumm entgegennahm.
Ganz offensichtlich war auch den Ven dieser Schwur eingeprügelt worden, worüber ich früher gar nicht nachgedacht hatte.
Aber immerhin hatte die Mondgöttin Lykanthropen sowie auch Ven erschaffen.
Abwartend sah der Ven vor mir mich an und mir fiel wieder ein, dass ich mich langsam auch mal bewegen sollte.
Ich biss mir so fest ich konnte auf meine Wange und streckte ihm dann meine Hand hin. Das war der scheiß Part an dem ganzen.
Für einen Moment noch hielt Alec inne, als widerstrebte auch ihm dieser Part, dann hob er den Dolch an.
Ich sah ihm fest in die Augen, wenn ich hinab sehen würde, wäre es nur noch schlimmer. Also konzentrierte ich mich einfach auf dieses vertraute Gesicht.
Und dann spürte ich, wie er das Messer durch die empfindliche Haut meiner Handfläche zog.
Ich bemühte mich mit aller Kraft nicht aufzuzischen, konnte das Zucken in meinem Gesicht allerdings nicht verhindern, während sich das dunkle Blut in meiner Handinnenfläche sammelte.
Für einen Moment war es fast so, als würde sich ein entschuldigender Ausdruck in Alecs Gesicht legen, doch er verschwand so schnell wieder, dass ich mich fragte, ob ich mir das nur eingebildet hatte.
Er räusperte sich. Dann ertönte seine feste, entschlossene Stimme.
»Blut zu Feuer. Feuer zu Blut. Der Rauch soll unser Zeuge sein, den Schwur weiter tragen, jeder soll ihn hören, jeder soll ihn sehen, jeder soll ihn spüren.«
Ich fühlte mich, als würde ich mitten in einem Opferbringungsritual einer Sekte stecken. Halleluja...
Dann tadelte ich mich allerdings, mich zu konzentrieren. Immerhin bestimmte mein Handeln in diesem Moment unsere gesamte Zukunft.
Auffordernd sah mich Alec an, ein letztes Mal atmete ich tief durch, nickte, und kippte meine Hand dann ein wenig zur Seite.
Wie hypnotisiert beobachtete ich, wie die dunklen Tropfen in die lodernden Flammen fielen und wiederholte dann Alecs Worte, diesmal jedoch viel leiser als er.
»Blut zu Feuer. Feuer zu Blut«, murmelte ich und starrte für einen Moment noch in die Flammen.
Diese Wirkung hatte Feuer immer schon auf mich gehabt, so wie es loderte und verschiedene Figuren in sich tanzen ließ. Es faszinierte mich.
»Aruna, Tochter des Alpha, lege nun deinen Schwur ab, vor der Göttin die uns schützt, vor der Göttin die dein Zeuge sein soll.«
Ich atmete tief durch. Dann sah ich wieder auf, blickte Alec fest in die Augen, so wie es von mir verlangt wurde und konnte nicht verhindern, dass mein Herz automatisch schneller schlug.
Die Flammen ließen lodernde Schatten über sein Gesicht tanzen und ließen ihn so plötzlich beinahe mysteriös wirken.
Reiß dich zusammen Aruna!
»Alecsander Venatores, ich schwöre dir sowie der Göttin, deinen Clan ebenso wie mein Rudel mit Herz und Verstand und Seele zu beschützen, schwöre den Frieden zu wahren und ihn mit meinem eigenen Leben zu schützten, sowie die deinen, denen ich nie etwas böses trachten möchte. Die Anwesenden sollen meine Zeugen sein. Du sollst mein Zeuge sein. Die Göttin soll mein Zeuge sein. Das Feuer soll mein Zeuge sein. Ich schwöre, mein Versprechen nie zu brechen, nicht im Angesicht des Todes, nicht im Angesicht des Lebens. Ich Schwöre es mit meinem Blut, sowie es in die Flammen tropft, die meine Botschaft verbreiten, ich schwöre es mit meinem Herzen, das nun klopft voller Ehrlichkeit, ich schwöre es mit meinem Leben, das ich an diesen Schwur binde, hier und jetzt. Wirst du mir das gleiche schwören, im Angesicht der deinen und der meinen, im Angesicht des Mondes und der Göttin, die uns schützt?«
Ein unheimliches Kribbeln machte sich in meinem Körper breit, während alle Umstehenden plötzlich wie vergessen waren.
Da war nur der Junge vor mir und das Versprechen, das ich ihm in diesem Moment gab. Und da nickte Alec.
»Ich werde schwören, so wie du geschworen hast.«
Vollkommen ruhig streckte er mir nun den Dolch entgegen, den ich mit zittriger Hand entgegen nahm, meine andere Hand weiterhin über das Feuer hielt, weit genug weg, damit ich mich nicht verbrennen konnte.
Vollkommen gefasst sah Alec mich an, während ich den Dolch hob, was an sich ja schon ein vollkommener Ausdruck des Vertrauens war, wenn man bedachte, dass ich als Lykanthrop ihm ihn eigentlich längst ins Herz gerammt haben müsste.
Es war, als hätte ich im Moment mehr Angst vor dem Schnitt, als Alec, der vollkommen ruhig wirkte. Ich allerdings fürchtete vor Nervosität abzurutschen.
Tief durchatmen, Aruna, tief durchatmen...
Ein letzter tiefer Atemzug. Ich sah Alec fest in die Augen. Dann zog ich den Dolch durch seine Haut.
Keine Regung in seinem Gesicht. Nicht einmal, als er die Hand zur Faust ballte, damit sein Blut nicht jetzt schon auf den Boden tropfte.
Abwartend blickte er mich an. Wieder atmete ich tief durch.
»Blut zu Feuer. Feuer zu Blut. Der Rauch soll unser Zeuge sein, den Schwur weiter tragen, jeder soll ihn hören, jeder soll ihn sehen, jeder soll ihn spüren.«
Alec führte seine Hand ganz dicht neben meine, gerade so, dass sie sich nicht berührten und sah für den Moment einfach nur zu, wie auch sein dunkles Blut in den Flammen verschwand.
Dann wiederholte er meine Worte. Lauter als ich zuvor und trotzdem merkwürdig gedämpft.
»Blut zu Feuer. Feuer zu Blut.«
Für einen Moment schwiegen wir, beide mit ausgestreckten Armen, beide mit Blick auf das Feuer. Dann räusperte ich mich.
»Alecsander, Duc der Ven, lege nun deinen Schwur ab, vor der Göttin die uns schützt, vor der Göttin die dein Zeuge sein soll.«
Langsam hob Alec wieder seinen Blick und als ich ihn ansah, konnte ich sehen, wie das Feuer von der Seite in seinen Pupillen tanzte.
Und für einen Moment, für einen klitzekleinen Moment zuckten seine Mundwinkel hinauf, während er mich betrachtete, auch wenn ich mir ziemlich sicher war, dass ich die einzige war, die es sehen konnte.
Mein Herz machte einen kleinen, dummen Sprung, dann begann er mit gedämpfter Stimme zu sprechen.
»Aruna Davis, ich schwöre dir sowie der Göttin dein Rudel ebenso wie meinen Clan mit Herz und Verstand und Seele zu beschützen, schwöre den Frieden zu wahren und ihn mit meinen eigenen Leben zu schützten, so wie die deinen, denen ich nie etwas Böses trachten möchte. Die Anwesenden sollen meine Zeugen sein. Du sollst mein Zeuge sein. Die Göttin soll mein Zeuge sein. Das Feuer soll mein Zeuge sein. Ich schwöre, mein Versprechen nie zu brechen, nicht im Angesicht des Todes, nicht im Angesicht des Lebens. Ich Schwöre es mit meinem Blut, sowie es in die Flammen tropft, die meine Botschaft verbreiten, ich schwöre es mit meinem Herzen, das nun klopft voller Ehrlichkeit, ich schwöre es mit meinem Leben, das ich an diesen Schwur binde, hier und jetzt.«
Eine Gänsehaut überkam mich, während wir beide gleichzeitig unsere Hände zu Fäusten ballten und sie wieder an uns heran zogen, wobei ich so aufgeregt und nervös war, dass ich das Brennen meiner Handinnenfläche kaum spürte.
»Du hast es geschworen«, sprach Alec gedämpft.
»Du hast es geschworen«, erwiderte ich.
»Und Wahrheit, nichts als Wahrheit darf im Angesicht der Göttin gesprochen werden. Aufrichtig ist unser Schwur und aufrichtig wird er bleiben«, beendeten wir unisono und während wir vor dem prasselnden Feuer standen, nahmen die Schneeflocken, die um uns herum tanzten langsam zu.
Eine Gänsehaut überkam mich, wieder, während Alec und ich uns einfach nur ansahen, vielleicht ein wenig länger als wir sollten.
Die Schatten tanzten über sein Gesicht, ließen es mal sanft, mal scharfkantig wirken und für einen Moment verlor ich mich einfach in dem tiefen Grau seiner Augen, als würde mich sein Sturm geradezu gefangen nehmen.
Und mein Herz klopfte kräftig gegen meine Brust, während es in meiner Magengrube kribbelte.
Gott, wer hätte gedacht, dass ausgerechnet ich mir jemals solche Gefühle gegenüber eines Ven eingestehen würde...
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top