Kapitel 1
~Vorwort: Ich hab diese Geschichte in einem meiner vielen Ideen-Ordner gefunden. Sie ist beinahe fertig und ich fand sie zu schön, um sie zu löschen. Ich schrieb sie vor längerer Zeit und bis heute verstaubte sie auf der Datenbank. Ich möchte sie ein wenig überarbeiten und hier hochladen, was ich mit Romanideen eigentlich nie mache. Bis dato nutzte ich diese Plattform nur für Fanfiktions. Zudem kommt, dass ich normalerweise nur Dark-Fantasy/Myths schreibe und dies hier ist rein romantisch und dramatisch. Ich bin daher ein wenig unsicher und würde mich über Feedback freuen, so dass ich gegebenen Falls die nächsten Kapitel verbessern kann. Ich hoffe, euch gefällt die Story. Viel Spaß beim Lesen <3 (P.S. Für jemanden, der ageplay, also größeren Altersunterschied zwischen Partnern nicht mag, ist diese Story wahrscheinlich nichts)~
Ich weiß nicht, wie lange ich das wunderschöne Abendkleid aus blauem Samt angestarrt hatte. Es sah aus wie das Kleid einer griechischen Göttin. Seufzend packte ich es schließlich in meinen Schrank, und zwar in den Teil des Schrankes, wo ich so gut wie nie rein sah. Dort hingen all jene Sachen, für die es nie einen Anlass gab getragen zu werden. Für dieses wunderschöne Abendkleid würde es erst recht keinen Anlass geben. Meine Tante hatte es mir bei ihrem letzten Besuch geschenkt, in der Hoffnung, dass sich meine derzeitige Situation bald ändern würde. Doch das würde sie nicht. Seit Geburt an lebte ich mit Angstzuständen und Panikattacken, doch vor einigen Jahren wurde es so schlimm, dass ich völlig arbeitsunfähig wurde. Es fiel mir sogar schwer, einkaufen zu gehen. Meine Hoffnung, irgendwann mit Büchern mein Geld zu verdienen, schrumpfte mit jedem weiteren Tag. Egal was ich schrieb, niemand wollte es verlegen und um es selbst zu verlegen, fehlte mir das notwendige Kleingeld. Nun war wieder diese Zeit, wo meine Depressionen noch mehr über mich hereinbrachen als sonst. Wie immer fiel es mir schwer, etwas zu tun, doch ich raffte mich auf, suchte meine Acrylfarben und eine Leinwand, ging damit in die Garage, wo ich Planen ausbreitete, und band mir die Haare hoch. Zunächst malte ich die komplette Leinwand schwarz an. Getrocknet wurde sie mit einem Föhn. Danach nahm ich jede Menge roter Farbe und klatschte sie förmlich auf die Leinwand. Es entstand eine bildliche Darstellung meiner Angst. Die rote Farbe lief teilweise wie Blut hinunter. Am Ende war ich beinahe schon außer Atem. Ich hatte meine ganzen Gefühle auf diese Leinwand projiziert. Als Letztes überdeckte ich alles mit Klarlack und föhnte es, bis es trocken war. Mein Werk war vollendet und ich konnte meine Sachen wieder wegräumen. Als ich mit dem fertigen Bild ins Haus marschierte, um es bei mir im Zimmer aufzuhängen, bemerkte ich, dass wir Besuch hatte. Ein wirklich gutaussehender Mann im Anzug stand im Flur und lachte gerade über etwas, das mein Vater gesagt hatte. Plötzlich drehte er sich zu mir um und sah mir direkt in die Augen. Nun schämte ich mich etwas für mein Äußeres. Immerhin trug ich eine mit Farbe beschmierte Latzhose und hatte meine Haare zu einem Vogelnest hochgebunden. Er jedoch hatte seine schwarzen Haare, die vereinzelt von grauen Strähnen durchzogen waren, zurückgekämmt, wodurch seine hohen Wangenknochen und seine ozeanblauen Augen noch mehr zur Geltung kamen. Selbst sein Dreitagebart sah gepflegt aus. Auf den Seiten trug er die Haare kurz, was im Gegenzug zum Anzug sehr modern wirkte. Letzteres war im Vintagestil und statt Krawatte trug er ein Halstuch mit Brosche.Bei diesem Anblick konnte ich nur schlucken. Zu schüchtern, um etwas zu sagen, stand ich einfach nur da, wie bestellt und nicht abgeholt. Er hingegen lächelte mich mit dem charmantesten Lächeln, das ich je gesehen hatte, an und reichte mir die Hand. Zögernd nahm ich diese an.„Mark. Ein Freund deines Vaters. Du musst wohl Riley sein", sprach er mit einer Stimme, die so tief und dunkel wie ein Donnergrollen war. Meine Nackenhaare stellten sich auf und nur mit aller Mühe schaffte ich es, zu nicken. Sein Blick fiel auf das Bild in meiner Hand und er fragte, ob er es einmal sehen durfte. Also händigte ich es ihm einfach aus. Seine Augen öffneten sich etwas weiter.„Wow.", raunte er begeistert. „Ich kann förmlich spüren, was du dabei gefühlt haben musst."Das bezweifelte ich stark. Niemand konnte mich verstehen, geschweige denn nachempfinden, was ich durchmachte. Er fasste in seine Westentasche und zog eine schwarze Visitenkarte hervor, die er mir reichte. „Ich würde gerne mehr davon sehen", fügte er lächelnd hinzu. Ich nahm die Karte und warf einen Blick darauf. Mark Van FalkKunstsammler und KunstkritikerMeine Augen weiteten sich und ich sah ihn ungläubig an. Er jedoch lächelte nach wie vor charmant und gab mir das Bild zurück. „Wenn du Interesse hast, auf der Karte steht meine Nummer", meinte er, zwinkerte mir noch zu und verschwand dann mit meinem Vater im Wohnzimmer. Immer noch überwältigt und überfordert, stieg ich die Treppe hinauf in mein Zimmer. Ich stellte das Bild in eine Ecke und starrte die Karte völlig fassungslos an.Später am Abend im Gespräch mit meinem Vater wurde ich schließlich überredet mich zumindest einmal mit Mark zu unterhalten. Somit nahm ich mir vor ihn schon am nächsten Tag anzurufen.Keine drei Tage später traf ich mich mit Mark in einem Café. Ich erzählte ihm kurz und knapp von meiner Geschichte und meinem Leben, während ich meine Tasse Tee in den Händen hielt."Ich weiß, dass du höchstwahrscheinlich kein Mitleid haben willst und ich kann mir wahrscheinlich nicht annähernd vorstellen, was du durchmachst. Auch respektiere ich deinen Traum Autorin zu werden.", meinte er am Ende meiner Erzählung. "Ein Buch zu veröffentlichen, dabei kann ich dir nicht helfen. Aber wie ich das sehe, ist Kunst auch ein großes Talent von dir und dabei bin ich sehr wohl in der Lage zu helfen. Ich würde gerne mit deinen Bildern eine Ausstellung machen."Überrascht von seinem Angebot, sah ich ihn einen Moment einfach stumm an. "Ich weiß nicht so recht...", murmelte ich und senkte meinen Blick etwas. Diesmal trug ich zwar keine beschmierten Klamotten, doch mein Selbstwertgefühl war auch so nicht gerade groß."Ich nehme an, dass dir deine eigenen Bilder nicht gefallen?", entgegnete er, woraufhin ich leicht nickte. "Glaub mir bitte, wenn ich sage, dass du großes Talent hast. Und du kannst deinen Traum ja immer noch weiterverfolgen. Vielleicht sogar besser, wenn du mit deinen Bildern Geld verdienst. Du könntest deine Bücher dann selbst veröffentlichen und promoten."Ich kaute nervös auf meiner Unterlippe herum und fuhr mir mehrmals durch meine schwarzen, schulterlangen Haare. Zugegeben, Recht hatte er."Wie viele Bilder müsste ich malen?", fragte ich mir Mühe gebend, ihm in die Augen zu sehen."So viele wie du schaffst. Ich gebe dir das Datum bekannt und bis zwei Tage vor der Ausstellung malst du so viele wie du magst. Selbst wenn es nur fünf sind.", antwortete er und da war es wieder. Dieses charmante Lächeln, das mich schmelzen ließ."Gut. Ich denke, es wäre nicht so verkehrt.", willigte ich schließlich ein und lächelte leicht. Er schien sichtlich zufrieden und trank einen Schluck von seinem Kaffee. Aus der Nähe fielen mir vereinzelt graue Haare in seinem Bart auf, was ihn jedoch nur noch attraktiver machte. Ob er eine Frau hatte? Ehering trug er zumindest keinen (dafür aber dutzend andere Ringe), aber das hieß bekanntlich noch nichts. Verdammt, wieso dachte ich über so etwas nach?"Darf ich dich etwas persönliches fragen?", riss mich seine Stimme aus den Gedanken. Ich sah ihn kurz perplex an und nickte dann."Hattest du nie einen Freund, der dir gutgetan hat?", fragte er sanft."Dann wäre ich noch mit ihm zusammen, schätze ich.", antwortete ich prompt. Mein Blick wanderte von ihm weg und in meinen Tee. "Ich bin was so etwas anbelangt recht offen, also frag was du willst. Mein letzter Freund war 44 und hat versucht mich zu vergewaltigen. Er hat mir wieder ins Gedächtnis gerufen, dass man nicht automatisch reifer ist, wenn man älter ist."Ich konnte deutlich spüren, wie bestürzt mich Mark ansah. "Ich werde nicht näher drauf eingehen, da es ohnehin schon schlimm genug ist...", raunte er und legte eine Hand auf meine. Mir fiel auf, dass er auf der Seite einen Stern tätowiert hatte."Vielleicht habe ich einfach zu hohe Ansprüche an einen Mann...", murmelte ich geistesabwesend. Dabei starrte ich einfach nur auf unsere Hände."Was für Ansprüche hast du denn?", wollte er wissen und musterte mich etwas, in der Hoffnung meinen Blick einfangen zu können.Ein leichtes Lächeln umspielte meine Lippen, da mich das noch niemand gefragt hatte. "Ich will jemanden auf den ich mich voll und ganz verlassen kann. Der da ist, wenn ich ihn brauche. Der mit mir lacht, aber auch mit mir weint. Ein Mann, der mich so liebt, wie ich ihn und der es mir jedes Mal aufs Neue zeigt. Mir guten Morgen SMS schickt. Mir Frühstück macht und mich in der Nacht so festhält, als könnte mich jemand stehlen. Kleine Dinge eben. Natürlich soll es umgekehrt nicht anders sein."Schließlich sah ich auf und blickte ihm in die Augen. "Und ich möchte einmal wie eine Königin behandelt werden. Mit Blumen und Pralinen. Jemand der mir den Stuhl zurück schiebt und mir die Tür aufhält."Er lächelte leicht. "So etwas sollte eigentlich selbstverständlich sein. Es ist eine Schande, dass es nicht so ist.", raunte er. "Meine Mutter hat mich solche Dinge schon gelehrt, da war ich noch ein kleiner, nerviger Rotzbengel.", fügte er lachend hinzu. Auch ich musste leicht lachen. Mark sah mich mit einem so warmen Blick an, dass mein Herz weich wurde."Wenn du mit mir unterwegs bist, kannst du dich drauf verlassen, dass ich all diese Dinge tun werde, da es für mich gang und gäbe ist.", fügte er noch bei und nahm schließlich seine Hand von meiner. Ich spürte, wie meine Wangen leicht rot wurden und senkte verlegen den Blick."Dann kann deine Frau sich sehr glücklich schätzen", meinte ich und bemühte mich um ein Lächeln."Wenn ich eine hätte, sicherlich", entgegnete er leicht lachend und lehnte sich zurück. Ich sah ihn überrascht an."Wie kann jemand wie du keine Freundin haben?", fragte ich. Die Frage klang ausgesprochen dümmer als in meinem Kopf, doch er lachte nur."Weil ich ein reicher Gentleman bin?", erwiderte er amüsiert. "Tja, leider zieht genau das oft die falschen an. Aber ich habe mich immer auf meine Arbeit konzentriert und nie wirklich an eine Beziehung gedacht. Natürlich hatte ich welche, aber nie waren so tiefe Gefühle im Spiel, als dass mir die Trennung schmerzte."Ich nickte verständnisvoll und schämte mich, solch eine blödsinnige Frage gestellt zu haben. So etwas hätte ich mir ja denken müssen, aber irgendwie konnte ich in seiner Gegenwart nicht richtig denken. Im Prinzip war das etwas Gutes, da ich das ohnehin viel zu viel tat."Wenn du erlaubst, bringe ich dich nach Hause", hörte ich ihn sagen, während er die Rechnung bezahlte. Ich bedankte mich bei ihm und folgte ihm dann hinaus zu seinem Auto. Wenig überrascht stellte ich fest, dass es ein Maserati war.Wie versprochen hielt er mir die Beifahrertür auf und schloss sie, als ich drin war. Etwas nervös schnallte ich mich an und wartete auf ihn. Im Auto, so nah neben ihm, wurde ich nur noch zappeliger, als ich ohnehin bereits war. Hinzu kam, dass die Fahrt zu mir nach Hause fünfzehn Minuten dauerte. "Wie kommt es eigentlich, dass ich dich noch nie mit meinem Dad gesehen habe?"Er lächelte und sah mich kurz aus dem Augenwinkel aus an. "Ich lebte einige Zeit in Russland. Dort hatte ich einen Onkel, um den ich mich kümmerte bis er schließlich starb.""Das tut mir leid...", murmelte ich mitfühlend."Muss es nicht. Er ist immerhin 98 geworden und hatte ein schönes Leben", erwiderte Mark. "Zumindest bin ich seit ungefähr einem Monat wieder hier. Ich habe mir ein Haus am See bei euch in der Nähe gekauft. Einer der Gründe, warum ich deinen Vater als erstes besucht habe.""Woher kennt ihr euch?""Wir haben gemeinsam gedient. Er hat mir einmal das Leben gerettet.", erklärte er. Sein Gesichtsausdruck wurde fast schon nostalgisch. Ich hatte einen Grund mehr, auf meinen Dad stolz zu sein. Auch wenn er oft anstrengend sein konnte, da er Erziehung einfach anders gewohnt war, so blieb er doch ein guter Mensch. Unsere Fahrt führte über einen kleinen Hügel, von dem aus man bereits die Lichter der Stadt sehen konnte, auch wenn es noch nicht dunkel war.„Das ist das Einzige, das ich an Städten mag. Die Lichter in der Nacht. Außer Großstädte, die hasse ich so oder so.", kommentierte ich. Mark musste leicht lachen und sah ebenfalls kurz aus dem Fenster.„Ja, da stimme ich dir voll und ganz zu. Am Land ist es wesentlich schöner und auch ruhiger."Positiv überrascht von ihm musste ich mir ein Grinsen verkneifen. Warum musste er so verflucht attraktiv sein. Nicht nur, dass er eine tolle Ausstrahlung besaß und charmant war, auch sein Charakter zeigte sich von seiner besten Seite."Wir sind da." Marks Stimme riss mich aus den Gedanken. Perplex hob ich den Kopf und stellte fest, dass wir wirklich bereits bei mir waren. Auf einmal wollte ich nicht mehr aussteigen."Ich würde dich gerne am Samstag zum Essen einladen, wenn du es mir gestattest. Das Bella Rosé soll ziemlich gut sein.", sagte er.Ich sah ihn überrascht an. Innerlich konnte ich mein Glück nicht fassen. Das erste Mal in meinem Leben wollte mich jemand zum Essen ausführen und dann war es auch noch ein so attraktiver Mann. Noch dazu war das Bella Rosé ein fünf Sternerestaurant in der nächsten Stadt."Ich weiß, dass es für dich nicht leicht ist. Mach dir deswegen keinen Kopf. Wenn es zu viel für dich wird, dann gehen wir einfach wieder, okay?", fügte er noch sanft bei. "Ehm... Ja. Gerne.", antworte ich und lächelte ihn charmant an. Meine Knie zitterten, als ich wenig später meine Zimmertür hinter mir schloss. War das wirklich gerade alles passiert? Mein Blick fiel auf meinen Schrank. Nun hatte ich einen Anlass, mein Abendkleid anzuziehen. Glücklich und in Gedanken versunken kaute ich auf meinem Lippenpiercing herum. Ich wusste genau, was ich bis zum Wochenende machen würde und genau das tat ich auch. Jeden Tag malte ich zwei bis sogar drei Bilder. Selbst mein neuer Roman war fertig. Hoffnungsvoll schickte ich mein Manuskript erneut zu mehreren Verlagsgruppen. Das Malen lenkte mich hervorragend von negativen Gedanken ab.
Samstag kam schneller als erwartet und doch ließ der Tag lange auf sich warten. Mark schrieb mir gegen Mittag, dass er mich um sieben abholen würde. Es war eine Herausforderung, mich zu schminken, nachdem ich mich so gut wie nie anpinselte (außer beim Malen, versteht sich). Doch am Ende gelang es mir ganz gut. Künstlerhände waren definitiv praktisch. Schließlich zog ich das Abendkleid an. Als ich mich im Spiegel betrachtete, erkannte ich mich selbst nicht wieder. Meine Haare fielen in Locken über meine Schultern. Lange hatte ich überlegt, mein Lippen- und mein Augenbrauenpiercing zu entfernen, doch das war nun einmal ich. Letztendlich sah ich tatsächlich wie eine griechische Göttin aus. Mein Handy musste ich jedoch in meinen BH stecken, da ich keine passende Tasche besaß. Im Allgemeinen besaß ich keinerlei Taschen. Ich hasste diese Dinger. Aufgeregt schloss ich die Haustür hinter mir und ging die drei Stufen hinunter ins Licht. Mark stand in der Einfahrt an die Motorhaube seines Wagens gelehnt. Er trug einen schwarzen Anzug mit einem dunkelroten Krawattentuch. Statt Jackett trug er einen langen, edlen Mantel mit hohem Kragen. In dem Moment, in dem er mich sah, weiteten sich seine Augen."Du bist wirklich eine Schönheit, aber dieses Kleid steht dir hervorragend", hauchte er und hielt mir eine Hand hin. Unter roten Wangen reichte ich ihm diese und bekam einen Kuss auf meinen Handrücken. Ohne auf meine Verlegenheit zu achten, öffnete er mir die Tür und ließ mich einsteigen. Die Fahrt dauerte 40 Minuten. Dieses Mal sagte keiner ein Wort, doch das Schweigen war angenehm. Das Bella Rosé war aus einem hundert Jahre alten Gebäude erbaut worden und sah dementsprechend sehr rustikal aus. Sie waren landesweit bekannt für ihr Steak. Wir parkten vor dem Eingang, wo, nachdem Mark mir die Türe öffnete und mir aus dem Auto half, er einem Pagen seine Autoschlüssel zuwarf. Dieser hatte bestimmt Freude damit, den Maserati wegzufahren. Ich legte meine Hand in Marks Armbeuge. Kaum hatten wir einen Fuß in das Gebäude gesetzt, führte uns ein Ober zu unserem Tisch. Dieser lag in der oberen Loge. Insgesamt besaß das Bella Rosé eine große untere Etage und zwei Logen, oder auch Galerien genannt. Eine edle und sehr große Haupttreppe am Ende des Saales führte in die erste Loge hinauf. Die Treppe teilte sich ab der Hälfte nach links und rechts auf. Am Plateau stand ein weißer Flügel, auf dem ein Pianist im Frack ein langsames und ruhiges Lied spielte. „Riley?", hörte ich Mark rufen. Perplex nahm ich meine Aufmerksamkeit von dem Pianisten und wandte mich Mark zu, der bereits auf der rechten Treppe stand. Eifrig raffte ich mein Kleid und eilte hinterher. Die Tische standen zu meinem Glück weit auseinander. Unserer befand sich in der Nähe der Treppe. Somit hatte ich auch einen guten Ausblick auf den Pianisten. Er spielte wirklich gut. Mark schob mir den Stuhl zurecht. Es fiel mir schwer, mein Grinsen zu verbergen. Er war einfach der perfekte Gentleman. Dennoch war ich sehr nervös, als wir uns setzten. Mein Begleiter bestellte eine Flasche des besten Rotweines und für mich noch ein Glas Wasser. Meine Augen huschten währenddessen über die zahlreichen Speisen.„Bestell dir ruhig, was auch immer du willst", raunte Mark und lächelte mir zu.„Also Vorspeise, Hauptspeise und Nachspeise?", fragte ich mit funkelnden Augen, woraufhin er leicht lachte.„Das ist so üblich in einem Restaurant wie diesem. Aber du musst natürlich nicht, wenn du nicht..."„Wie könnte ich da nein sagen?", fiel ich ihm grinsend ins Wort und ließ meinen Blick wieder über die Speisekarte gleiten. Am Ende bestellte ich mir einen Salat, das beste und wahrscheinlich auch teuerste Steak sowie ein Mousse au Chocolate.Der Salat kam innerhalb von wenigen Minuten. „Was ist das?", fragte ich und deutete auf etwas Dunkles.„Das sind Trüffel. Probier' mal." Etwas zögerlich und auch skeptisch nahm ich so ein Ding auf die Gabel und führte es in meinen Mund. Zu meiner großen Überraschung schmeckte es so gut, dass Mark mir noch etwas von seinen abgab, als er merkte, wie sehr es mir schmeckte.„Ich habe bereits zehn Bilder fertig.", teilte ich ihm nach der Vorspeise mit.Mein Begleiter sah mich erstaunt an und nippte an seinem Rotwein, nachdem wir angestoßen hatten. „Bist du ein Tier oder ein Mensch? Ich hätte nicht gedacht, dass du so schnell bist. Andere Künstler malen Ewigkeiten an einem Einzigen."Ich wurde etwas rot bei seinen Komplimenten. „Ja, aber die haben meist mehr Talent. Ich weiß ja nicht einmal, ob die Bilder, die ich jetzt fertig habe, gut sind."„Hier geht es nicht um Talent. Findest du moderne Kunst benötigt viel Talent? Wohl kaum. Kunst ist ein mächtiges Wort, meine Liebe. Sie geht tiefer, als sich normale Menschen vorstellen könnten."Ein Schmunzeln huschte über mein Gesicht und ich hob das Glas, um erneut mit ihm anzustoßen. „Auf die Kunst und dieses großartige Geschäftsessen.", raunte er.Seine Worte verpassten mir geradewegs einen Stich ins Herz. Zu meinem Glück kam die Hauptspeise und lenkte von meiner Verunsicherung ab. Das Steak war so gut, dass ich glaubte, gleich einen halben Orgasmus zu bekommen. Mag zwar eigenartig klingen, aber jeder, der dieses Steak gekostet hätte, hätte ebenso gedacht. Das Mousse war nicht weniger gut. Danach war ich so randvoll, dass ich das Gefühl hatte zu platzen. Aber das war mir egal. Es hatte sich mehr als nur gelohnt. Zufrieden trank ich einen Schluck Wein und ließ das Aroma auf mich wirken.„Riley, ich weiß wir kennen uns erst seit kurzem.", fing Mark plötzlich an. „Aber ich möchte, dass du weißt, du kannst mit mir über alles reden. Ich werde dich nicht verurteilen."Meine Miene wurde schwerer und es fiel mir schwer, ihm in die Augen zu sehen. „Das haben viele vor dir gesagt und im Endeffekt waren es nicht mehr als leere Worte. Du würdest auch nur früher oder später die Nase voll von mir haben."„Versuch es doch. Überzeuge dich selbst. Denn egal was ich sage, du wirst meinen Worten nicht glauben.", entgegnete er und dabei hatte er Recht. Ich würde ihm nicht glauben, außer ich sah es mit eigenen Augen. Somit atmete ich tief durch und machte mich bereit, das erste Mal in meinem Leben jemanden von meiner dunkelsten Seite zu erzählen.„Ich weiß nicht, ob du es weißt, aber meine Mutter starb bei meiner Geburt. Mein Dad zog mich allein auf. Doch er sieht Erziehung noch etwas strenger. Ich musste stehts nach seinen Regeln handeln. Versteh mich nicht falsch, er ist ein guter Vater, aber leider hat er auch teilweise zu meinem derzeitigen Zustand beigetragen. Er wollte, dass ich einen guten Abschluss habe und Abitur mache. Der Druck, den er auf mich ausübte und dazu der Druck, den ich mir selbst aufhalste, ließen schließlich alles über mir einbrechen und die zuvor leichten Panikattacken wurden zu ständigen Angstzuständen, begleitet von Attacken, schweren Depressionen, Paranoia und Insomnie. Bislang konnte mir keine Therapie und kein Arzt helfen. Die Ärzte haben mich mit so vielen Medikamenten vollgepumpt, dass ich teils gar nicht mehr wusste wer, oder wo ich bin. Schließlich ließ ich das ganz. Meine Therapeuten verstanden nie, dass ich einfach nur die wahre Liebe finden wollte. Vielleicht haben sie Recht und es würde nur in einer Abhängigkeit enden. Aber vielleicht habe ich Recht und diese Leere in mir würde endlich verschwinden. Egal was letztlich der Wahrheit entspricht, alles was ich je wollte, war einen Menschen der mich so abgöttisch liebt, wie ich ihn. Wie in Addams Family, weißt du? Morticia und Gomez brauchen niemanden anderen. Sie verstehen sich ohne Worte und teilen die gleichen Interessen und Ansichten. Noch nie in meinem Leben hatte ich jemanden, der so war, wie ich und an den ich mich stützen konnte. Gott, verdammt. Ich will doch einfach nur normal leben können, wie jeder andere auch! Ich war einst stark, aber jetzt bin ich nur noch schwach und armselig..."Die Tränen brannten in meinen Augen. Verzweifelt versuchte ich, nicht zu blinzeln und sah nach oben. Ich hörte, wie Mark nach dem Ober schnippte und schließlich bezahlte. Wie in Trance stand ich auf und folgte ihm zur Treppe, wo er meine Hand nahm und auf seinen Unterarm legte. Ich hielt mich fast schon krampfhaft an ihm fest und verließ mit ihm das Restaurant. Schweigend gingen wir nebeneinanderher. Das Auto fuhr gerade vor und der Page reichte ihm den Schlüssel. Mark öffnete mir wieder die Tür und ließ mich einsteigen. Wenig später fuhr er los. Immer noch sagte keiner ein Wort. Nach einigen Minuten brach ich schließlich das Schweigen.„Tut mir leid, dass ich den Abend ruiniert habe.", murmelte ich bedrückt, während ich aus dem Fenster sah.„Du hast gar nichts ruiniert", widersprach er mit sanfter Stimme und legte kurz seine Hand auf meine. Es war zwar schon dunkel, doch ich erkannte, dass wir nicht mehr auf dem Weg zu mir nach Hause waren. Stattdessen fuhr er einen Hügel hinauf und blieb einfach im Dunkeln stehen. Mark stieg aus, umrundete das Auto und öffnete meine Tür. Zögernd ergriff ich seine ausgestreckte Hand und stieg ebenfalls in die kühle Nachtluft hinaus. Er sah mir meine Angst an und lächelte sanftmütig. „Mach dir keine Sorgen. Ich verspreche, dir nichts zu tun.", versicherte er.Ich lachte nur trocken auf. „Das sagen die meisten Psychopathen."Ohne noch mehr zu sagen, legte Mark seinen Mantel um meine Schultern und führte mich ein paar Meter weg vom Auto, bis die Stadt sich schließlich vor uns erstreckte. Der Anblick, der sich mir bot, war wunderschön. Die Lichter erstrahlten in allen möglichen Farben und gaben den Eindruck, als handelte es sich um ein Gemälde. Ein Gemälde, das mit größter Sorgfalt und viel Liebe gemalt worden war. Plötzlich zog mich Mark zu sich und schloss mich in seine Arme. Der Geruch seines Aftershaves stieg mir in die Nase. Er roch herb und irgendwie nach Regen. Mir wurde augenblicklich so warm, als wäre es Sommer in Bali. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mein Puls war gefühlt auf hundertachtzig. „Lass dir nichts einreden und dich vor allem nicht mit irgendwelchen Medikamenten vollpumpen, die zu 90% sowieso nichts bewirken, außer, dass es dir noch schlechter geht", raunte er über meinem Kopf. Obwohl ich 1,73 Meter groß war, überragte er mich deutlich mit seinen fast zwei Metern. „Ich weiß, ich kann mir wahrscheinlich nicht mal annähernd vorstellen was du durchmachen musstest. Ob man es glaubt oder nicht, hatte ich eine Zeit, in der ich auch unter Panikattacken litt. Sicherlich nicht so schlimm wie bei dir, aber ich weiß, dass damit nicht zu spaßen ist. Mein Dad war Alkoholiker und schlug meine Mutter und mich halb zu Tode. Eines Tages starb er selbst an seiner eigenen Sucht. Von da an wollte ich meiner Mutter ein besseres Leben schenken. Ich studierte Kunst und arbeitete Tag und Nacht bis ich da war, wo ich hinwollte. Also gib deine Träume niemals auf." Er löste sich etwas von mir und sah mir in die Augen. Trotz dieser wunderschönen Worte und seiner fürsorglichen Art wusste ich genau, dass er mich nur als eine Art Tochter sah. Mark nahm meine Hand und legte sie wieder in seine Armbeuge, um mit mir noch einen Blick auf die tausend Lichter zu werfen. Ich konnte einfach nicht anders und legte meinen Kopf gegen seine Schulter. Daraufhin legte er seine Hand auf meine und sagte: „Lehne dich ruhig so oft wie du willst an meine Schulter. Ich möchte dir zumindest einen Teil deiner Einsamkeit nehmen."Einen Teil. Ja, einen Teil wie es Freunde tun. Warum nur schmerzte mich diese Tatsache so sehr? Hatte ich mich in dieser kurzen Zeit wirklich so sehr in ihn verliebt? Warum war ich immer die Einzige, der das Alter egal war, wenn mir ein Mann gefiel? „Denkst du, es gibt da draußen irgendwo jemanden, der so ist wie ich? Der genauso wenig von Partys, Kiffen, Drogen und Alkohol hält wie ich? Der genauso denkt wie ich?"Seine Finger strichen leicht über meinen Handrücken. „Natürlich.", antwortete er. „Immerhin halte ich schonmal nichts von solchen Dingen."Ich hob meinen Kopf und sah ihn ungläubig an. „Das glaube ich dir nicht. Du musst doch mindestens einmal gekifft oder dergleichen haben? Oder zumindest früher gern auf Partys gewesen sein."„Wieso? Ist bei dir doch auch nicht der Fall, oder?", konterte er, womit er mich sprachlos machte, denn er hatte Recht. Warum sollte ich der einzige Mensch sein, der so dachte?„Ich habe mich für solche Dinge nie interessiert. Lieber kümmerte ich mich stehts darum erfolgreich zu sein und meine Träume und Ziele zu verwirklichen.", meinte er und sah mich lächelnd an. „Die Mehrheit mag zwar ignorant und dumm sein, aber das heißt nicht, dass alle so sind. Wenn sich jemand jedes Wochenende betrinken muss, um Spaß zu haben, sind sie vielleicht zum Bemitleiden, aber im Endeffekt ist es immer noch deren Entscheidung. Jeder ist für sein Leben verantwortlich und was er daraus macht."Mein Herz schlug wieder schneller, dabei bemerkte ich gar nicht, wie ich seinen Arm etwas fester umfasste. Warum lernte ich endlich den richtigen Mann kennen, der mich andererseits nicht als Frau sah?Zu Hause konnte ich nicht ans Ausruhen denken. Ich war unruhig, nervös und depressiv. Mein Weg führte mich schon bald in die Garage, wo ich eine Leinwand aufstellte und anfing, die Szenerie von heute Abend zu malen. Ich wollte dieses Lichtspiel irgendwie festhalten. Als ich fertig wurde, schlug die Standuhr nach eins. Erschöpft ging ich zu Bett. Mein Kopf legte wie immer noch eins obendrauf und ließ mich von Mark träumen. Träume, die definitiv im FSK18 Bereich lagen. Alle Gefühle glich ich stets einfach mit meiner Malerei aus, da ich nichts von Sex halten konnte (wie auch bei den Partnern, die ich gehabt hatte). Manchmal funktionierte es ganz gut, an anderen Tagen weniger und die Farbe vermischte sich mit meinen Tränen. Vier Tage nach unserem gemeinsamen Abend schrieb mir Mark das Datum der Ausstellung. Ich hatte noch gute vier Wochen. Zu meinem Erstaunen hatte er ziemlich schnell einen Termin bekommen. War er denn so bekannt? Würde mein Dad mich hassen, wenn er wüsste, dass ich mich in Mark verliebt hatte? Wenn die Ausstellung erfolgreich über die Bühne gehen würde, könnte ich zumindest besser meinen Zielen folgen. Endlich mehr von der Welt sehen. Wir lebten zwar in Schottland, ich hatte aber nie die Highlands gesehen. Oder andere schöne Dinge. Ich wollte um die Welt reisen und mir irgendwann ein Haus in den Highlands kaufen. Noch schöner wäre ein altes Schloss, heimgesucht von Geistern. So absurd das klang, so absurder war die Weltreise. Meine Panik- und Angstattacken waren wie Ketten, die mich zuschnürten und mir die Luft zum Atmen nahmen. Wie könnte jemand, der nicht einmal normal einkaufen gehen konnte schon eine Weltreise machen? Ich musste mich wohl damit abfinden, dass sich nie wirklich etwas ändern würde.
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