Epilog

Nachdenklich sah ich aus dem Fenster hinaus, betrachtete die sich im Wind leicht biegenden Bäume. Es waren einige Tage vergangen seitdem ich wieder bei Manuel war, er hatte sich schon wieder gut daran gewöhnt mindestens drei Mal am Tag etwas zu essen, auch wenn es nicht wirklich viel war, aber es machte mich stolz. Liebevoll kümmerte ich mich um den Größeren, ich redete ihm gut zu und ließ ihn bereitwillig mit mir kuscheln, auch wenn es mir zunehmend schwerer fiel. Ich wollte mich überwinden und mit dem Millionär reden, ihn fragen ob er nicht doch in Erwägung ziehen würde mit mir zusammenzusein, aber ich traute mich nicht. Viel zu sehr hatte ich Angst den Grünäugigen zu verängstigen oder zu verletzen, schließlich brauchte der Ältere immer noch meine Hilfe um wieder ganz gesund zu werden. Ihn störte es nicht, dass wir nicht zusammen waren, er schien nicht einmal darüber nachzudenken und das störte mich sehr. Ob Manuel noch zu sehr an Sascha hing um mit mir eine Beziehung führen zu können? Ohne den Gedanken an eine Beziehung behandelte mich der Größere liebevoll und sanft, aber wie es mit diesem Gedanken wäre, das wusste ich nicht. Mir würde es die Klarheit geben zu wissen, dass ich ihn küssen dürfte wann ich wollte und doch konnte ich den Brünetten nicht zwingen mein Partner zu werden.

Still stand ich weiter am Küchenfenster und sah aus diesem hinaus. Erst als ich in der Spiegelung des Fensters eine Silhouette erkennen konnte drehte ich mich mit aufmerksamen Blick um, sodass ich einen schüchternen Manuel erkennen konnte, welcher aufgeregt mit seinen Fingern spielte. Verwundert ging ich auf den Größeren zu und stellte mich vor ihn, wusste nicht was er hatte. „Können wir vielleicht reden?", fragte mich mein Freund vorsichtig, dabei sah er mich mit aufgebrachtem Blick an und ich nickte sofort, wusste nicht was nun kommen würde. Ich dachte, dass der Ältere gerade mit jemandem aus seiner Firma telefonierte, da er mir das so mitgeteilt hatte, aber wie es schien war er damit nun fertig und ihn beschäftigte etwas anderes. Offenbar war ihm dieses Gespräch nun sehr wichtig, so wie er mich scheu von oben ansah und ich hielt ihm lächelnd meine Hand hin, wollte ihm Zuneigung geben. „Komm mit ins Wohnzimmer...", forderte ich meinen Freund auf, während ich ihn mit mir zog und spürte wie der Größere sich mir näher drückte, nach meiner Zuneigung verlangte.

Beruhigend strich ich dem Älteren über dessen Handrücken, als wir uns nebeneinander auf der Couch niedergelassenen hatten. Unsicher sah Manuel auf seinen Schoß. „Ich möchte dir erklären warum ich dir nicht gesagt habe, dass ich dich liebe und warum ich ein Gespräch darüber gemieden habe, darf ich dir das erzählen?", fragte mich mein Nebenmann vorsichtig und ich machte große Augen, hätte niemals mit diesem Gesprächsansatz gerechnet und das erst recht nicht von ihm selbst aus. Mein Herz klopfte aufgeregt als ich merkte wie schüchtern der Langhaarige in meiner Gegenwart wurde, wie schwer es ihm fiel mir von seinen Gefühlen zu erzählen, das war süß. Er versuchte mir trotzdem mitzuteilen wie er dachte, wollte mir zeigen dass er sich für mich zusammenreißen konnte und ich beschloss nun nicht verärgert zu sein, ihm ruhig bis zum Ende zuzuhören. Liebevoll strich ich dem Größeren über seine Hand und drückte seinen Kopf sanft mit dem Zeigefinger meiner anderen Hand hoch, sodass er mich ansehen musste. Niemals sollte sich der Grünäugige vor mir schämen müssen oder sich verstecken, ich wollte seine Meinung akzeptieren so wie er die meine ebenso akzeptierte und das zeigte ich ihm auch, indem ich ihm ein sanftes Lächeln schenkte. „Ja, natürlich!"

Nickend sammelte Manuel neuen Mut. „Okay...also, als ich endlich Mal verstanden habe, dass ich dich liebe, da habe ich noch gedacht, dass du mich niemals auch lieben würdest und deswegen habe ich auch gesagt, dass dieser Kuss in der Eishalle ein Fehler war! Und als du dann nicht mehr mit mir sprechen wolltest hat Maurice mich angemeckert, weil ich dich mit meinen Worten so sehr verletzt habe und das tut mir immer noch sehr leid! Ich habe erst da verstanden, dass du mich liebst und wusste trotzdem nicht ob ich eine Beziehung mit dir gut finden würde. Du hast dich wegen mir nicht getraut mit mir über deine Gefühle zu sprechen und ich mache dich immer nur traurig, selbst wenn ich etwas gutes im Sinne habe und ich will dich nicht auch so schlecht behandeln wie dein Vater, das hast du nämlich nicht verdient! Versteh das nicht falsch, du bist der niedlichste und wundervollste Junge den ich jemals in meinem Leben kennengelernt habe, aber ich glaube, ich könnte dir niemals gerecht werden, verstehst du? Ich liebe dich wirklich sehr und ich wäre wirklich glücklich darüber mit dir zusammen sein zu dürfen, aber ich habe trotzdem Angst dich nicht so zu behandeln wie du es verdient hast! Es tut mir so leid, dass ich so bin, Paddy."

Mein Herz blieb einen Moment lang stehen, als ich diese Worte hörte. Manuel hatte also tatsächlich einfach nur Angst nicht gut genug für mich zu sein, mich zu enttäuschen und wollte mich deshalb nicht als seinen Partner haben. Er dachte, dass ich jemand noch viel besseren als ihn verdient hatte und verzichtete allein meinetwegen auf eine Beziehung zu mir, nur damit ich die Chance hatte jemand anderen zu finden. Schlussendlich entschuldigte er sich sogar dafür, dass er sich viel zu viele Gedanken machte und mich nicht einfach fragen konnte ob ich mit ihm zusammen sein wollte, dabei verstand ich seinen Standpunkt doch wirklich gut. Liebevoll drückte ich die Hand des Größeren und hoffte ihm so gut genug zu zeigen, dass ich ihm nichts übel nahm was er sagte. „Ach Manu...du hast mich zwar wirklich sehr mit deinen Worten verletzt, aber es würde mich noch sehr viel mehr verletzen, wenn du mich nicht als deinen Freund wollen würdest! Ich verstehe wieso du so denkst, okay? Aber ich glaube trotzdem fest daran, dass du der richtige für mich bist und das wird sich auch nicht ändern! Du hast mir als erster Mensch überhaupt auf diesem Planeten gezeigt, dass ich es wert bin geliebt zu werden und ich kann mir ein Leben ohne dich an meiner Seite einfach nicht mehr vorstellen...hast du eine Ahnung wie es war ohne dich bei meinem Vater zu sein? Ich habe bevor ich gegangen bin auch nicht den Mut gehabt dir zu sagen was ich fühle, aber jetzt weiß ich es genau und ich möchte auch nichts weiter als eine Chance bei dir!"

Unzufrieden sah mich Manuel an, fasste mich sicherer. „Kann ich dir wirklich genug zeigen wie wichtig du mir bist? Du bist doch noch so jung und ich könnte dir auf Anhieb mindestens drei weitere andere Jungen nennen, die dich bestimmt doppelt so gut behandeln würden wie ich es tun würde! Du hast noch so viel vor mit deinem Leben, du willst studieren und reisen und ich? Ich bin nicht Mal dazu in der Lage mich dazu zu überwinden mit dir zusammenzukommen...", wisperte der Millionär zum Ende hin und ich verkniff mir ein trauges seufzen, wollte den Grünäugigen auf keinen Fall verletzen. Manuel war neun Jahre älter als ich, er war sogar schon einmal verheiratet und wollte deshalb, dass ich mir jemanden in meinem Alter suchte, aber das wollte ich nicht. Es war wirklich schwer den Familienvater nicht in meine Arme zu ziehen, ihm zu zeigen wie wichtig er mir war und doch riss ich mich zusammen, überlegte was ich ihm sagen konnte, ohne ihn zu kränken. Je einfühlsamer ich nun war desto höher war die Chance mich am Ende mit Manuel zu versöhnen. „Könntest du es mir nicht zeigen, dann hätte ich mich gar nicht erst in dich verliebt! Ich will niemand anderen als dich, verstehst du? Es gibt niemanden auf der ganzen Welt der mich besser behandeln könnte als du und weißt du woher ich das weiß? Bevor Sascha entführt wurde hast du ihn so gut behandelt, das würdest du sicher auch bei mir so machen! Und selbst wenn es nur halb so viel wäre, es wäre mir dennoch genug um sagen zu können, dass ich mit dir zusammen sein möchte! Ich möchte doch einfach nur jemanden der mich so mag wie ich bin und genau das tust du doch, warum also möchtest du mich nicht? Ist es vielleicht, weil ich dich doch zu sehr an Sascha erinnere?"

Schockiert atmete der Brünette ein. Es war mein letztes Mittel um den Grünäugigen zum überlegen zu bringen und es funktionierte, denn es bildeten sich Tränen in seinen Augen. „Nein Patrick, du erinnerst mich nicht an Sascha! Und ich will dich doch haben, aber...ich weiß es auch nicht, bitte gib mir etwas mehr Zeit...", schluchzte der Größere überfordert und wusste, ich hatte ihn soweit, nun brauchte ich ihn nur noch trösten. Nickend zog ich den Millionär in meine Arme hinein und begann beruhigend durch sein weiches, seidiges Haar zu streichen. Der einzige Grund wieso Manuel sich nicht traute weiter zu gehen war, er hatte Angst vor dem nächsten Schritt und ich konnte ihm diese nur nehmen, indem ich ihm beistand. Ob es ihm wohl half wenn ich ihm erzählte wie ich mir unsere Beziehung vorstellte? Nannte ich klar formulierte Punkte, dann brauchte er sich nur noch an diese halten und ich wäre glücklich, das würde sicher gut funktioniere. Umsichtig wie ich war nahm ich mir eine Decke welche neben uns auf der Couch lag und breitete sie über uns aus, wollte dem Älteren das Gefühl von Liebe zukommen lassen. „Okay, ist in Ordnung. Würde es dir vielleicht helfen wenn ich dir sagen würde was ich mir von dir wünsche?"

Leicht nickte der Millionär. „Wenn ich mit dir zusammen wäre, dann würde ich eigentlich gar nichts anders machen wollen als jetzt! Du bist doch seit wir uns kennen der niedlichste Mann den ich kenne und du brauchst dich wirklich nicht anders verhalten, nur damit ich mich irgendwie besser fühle, okay? Ich bin hier glücklich und das einzige was mein Leben noch verbessern könnte ist mit dir zusammen zu sein! Also, ich kann dir leider nicht viel mehr bieten als meine Liebe, aber ich weiß dass ich dich gut behandeln kann und du hättest dann auch immer jemanden der dir einen Tee bringt, wenn du krank bist!", sprach ich sanft, während mein Freund erschöpft schluchzte und sich von mir streicheln ließ. Dass ich ihm auch dann einen Tee bringen würde, wenn wir nicht zusammen wären ließ ich gekonnt aus, ich würde mich immer um das Wohlbefinden des Größeren kümmern und ihn lieben, dafür brauchte ich nicht mit ihm zusammen zu sein. „Ich habe einen Butler, der bringt mir einen Tee, wenn ich ihm eine Nachricht schreibe...", murmelte der Mann in meinem Arm, was mich grinsen ließ.

„Würde sich dein Butler dann auch zu dir legen und dich lieb haben, auch wenn du ein schnodderndes Monster bist?", fragte ich den Grünäugigen mit hochgezogener Augenbraue und nun sah der Brünette mich mit schimmernden Augen an, ignorierte die Träne welche langsam seine Wange herunterkullerte. Nichts schien den Älteren mehr zu beschäftigen als der Gedanke an eine Beziehung mit mir und ich merkte auch wie er gegen sich selbst kämpfte, wirklich versuchte sich zu überwinden, aber noch daran scheiterte. „Wenn ich ihn darum bitte, bestimmt...", antwortete mein Freund und ich verdrehte leicht die Augen, hauchte jedoch einen liebevollen Kuss auf die Stirn des Größeren. „Du hättest hier aber auch jemanden direkt neben dir, der das ganze freiwillig machen würde und das sogar ohne gefragt werden zu müssen!", meinte ich mit liebem Lächeln auf den Lippen und der Millionär schniefte einmal leise, was mich froh stimmte. Unsicher wurde ich nun angesehen, dabei schmiegte Manuel vorsichtig seinen Kopf an den meinen und suchte Nähe, wollte Zuflucht haben.

„Heißt das, du bist zufrieden so wie es ist? Ehrlich?", fragte mich mein Freund vorsichtig, dabei wischte er sich seine Tränen von der Wange und ich nickte bestätigend, hoffte, dass er das meinte was ich zuvor gesagt hatte. Es war wirklich nicht viel was ich mir wünschte, ich wollte einfach nur wissen, dass ich der einzige Junge im Leben Manuels war der das Recht hatte ihn das seine nennen zu dürfen und wenn mir der Grünäugige dieses Wissen nicht geben konnte, dann war er wohl doch nicht der richtige für mich. Ich war wirklich ein guter Partner, zumindest soweit ich das beurteilen konnte. Wenn der Millionär traurig war, dann würde ich ihn trösten und war er glücklich, dann wollte ich der Grund dafür sein, ihn zum lachen bringen und ihm dabei nahe sein, das hatte er verdient. Seit Saschas Tot war der Brünette ganz allein, nie hatte er eine Schulter an der er sich ausweinen konnte und keiner hielt ihn davor zurück sich zu überarbeiten, da ließ er sich von jemand anderem als mir nichts sagen. Ich konnte den Langhaarigen glücklich machen, er musste mich nur lassen. „Ja, wirklich! Ich möchte einfach nur wissen, dass ich der einzige bin den du liebst und ich möchte dich küssen dürfen wenn mir danach ist, mehr brauche ich nicht. Du machst mich immerhin schon zum glücklichsten Jungen der Welt, nur weil ich bei dir sein darf, Manu...", bestätigte ich noch einmal, was den Älteren schüchtern zu mir schauen ließ.

Ein Moment verging, ehe Manuel vorsichtig und bedacht seine linke Hand auf die meine Wange legte, um mich schüchtern anzusehen. Groß wurden meine Augen als ich den Älteren ansah und ganz langsam nur meine Lippen mit den seinen verband, das war unser zweiter richtiger Kuss. Mein Herz sprang mir gleich aus der Brust, oder zumindest dachte ich das während ich überglücklich zu lächeln begann und meine Stirn an die Manuels lehnte, ihm das Gefühl gab das richtige zu tun. Es war wundervoll den Millionär endlich küssen zu dürfen, seine Lippen waren ganz rau und ich schmeckte das Salz seiner Tränen, doch störte mich das kein bisschen, ich genoss diesen Moment sehr. Glücklich sah ich zu dem Brünetten, während dieser mir in meine funkelnden Augen sah. „War das ein ja? Gibst du mir eine Chance?", fragte ich hoffnungsvoll und zögerlich nickte Manuel, senkte vorsichtig seinen Blick ein Stück weit. „Ich würde alles tun um dich glücklich zu machen, Paddy!"

Sachte strich ich meinem Freund eine seiner Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Weißt du was? Ich habe dir noch gar nicht gesagt wie sehr ich dich liebe!"

~2380 Worte, geschrieben am 24.12.2021

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