8. Vorschlag

„Archie hat mich darum gebeten dich hier zu behalten, bis sich die Medien ein wenig beruhigt haben und bis du wieder klar denken kannst, das hat er zumindest gestern gemeint, als du dir Klarmotten holen gegangen bist. Eigentlich soll ich dir das hier jetzt auch gar nicht sagen, weil Archie wollte, dass du deinen Fehler selbst ausbadest und mit den Konsequenzen lebst, aber ich sehe eigentlich keinen Grund dafür dir das jetzt nicht zu sagen. Ich weiß, dass ich diese ganze Sache hier schon falsch angefangen habe und dir das schon heute Morgen hätte sagen sollen, aber naja, manchmal bin ich einfach nicht so schnell und brauche ein wenig länger, um über etwas genau nachzudenken...jetzt da du weißt warum ich dich gerade nicht gehen lassen kann, möchte ich dir gerne ein kleines Angebot machen, was du vielleicht eher annimmst als das vorherige! Wie wäre es, wenn du bei mir bleibst, bis sich das alles geregelt hat und bis du wieder zurück nach Hause kannst? Du kannst tun was auch immer du willst, also du musst auch nicht mehr versuchen kochen zu lernen oder so, sondern du kannst hier quasi einfach bleiben und musst mir dafür nur versprechen zumindest zu versuchen mich nicht mehr so zu hassen wie gerade! Ich will dir wirklich nichts böses und würde dich auch gerne so kennenlernen wie du bist und nicht so, wie du dich gerade verhältst, weil du mir kein bisschen vertraust...Archie hat gesagt, du bist eigentlich wirklich nett und ich möchte das auch sehen! Vielleicht lässt du mich dir auch zeigen, dass ich wirklich nicht so schlimm bist wie du denkst? Das würde mich zumindest sehr freuen, Patrick!"

Mit einem liebevollen, sanften Lächeln sah mich der Besitzer dieser Villa an, schien sehr auf eine positive Antwort von mir zu hoffen, doch ich brauchte erst einmal einen Moment Zeit um zu verstehen, was der Brünette da alles von sich gegeben hatte. Es fiel mir schwer zu fassen was ich da hörte. Ich hatte den ganzen Tag über gedacht, dieser Mann würde mich hier bis in alle Ewigkeiten einsperren und dazu zwingen für ihn zu kochen, doch das hier schockierte mich nun doch sehr, es verwirrte mich wie sanft er war und dass er mich der Weile mit diesen niedlichen, schimmernden grünen Augen ansah, welche mich schier verrückt machten. Vorhin hatte ich Maurice ein wenig etwas von mir erzählt und hatte versucht ein paar Äpfel zu schälen, da das laut dem Riesen für den Anfang einfach sein sollte. Nachdem ich es jedoch nicht so geschafft hatte wie er es mir gezeigt hatte war ich wütend aus der Küche hinausgestürmt und direkt in dieses Wohnzimmer hier gelaufen, wo ich Michael gemeinsam mit Malu vorgefunden hatte. Die Kleine hatte sich lautstark gegen den Grauäugigen gewehrt, welcher versucht hatte sie irgendwie zum einschlafen zu bringen und erst ich hatte es irgendwie geschafft sie wieder zum Lächeln zu bewegen, indem ich ihr die Zunge rausgestreckt hatte und sanft lächelte. Michael war gar nicht begeistert darüber, dass das kleine Mädchen scheinbar lieber bei mir war als bei ihm und als ich ihm sagte, dass ich dem guten Hausherren mitteilen würde, dass der Butler sein Kind gerade fast angemeckert hatte, weil es nicht schlafen wollte, da überließ er mir tatsächlich das Mädchen und sagte, dass er mich finden und umbringen würde, wenn ihr etwas passierte, während ich auf sie achtgab. Während der Ältere also zu Maurice gegangen war, um ihm zu helfen, hatte ich mich mit meinem neuen Schützling auf den Sessel gesetzt und war erstaunt wie ruhig die Kleine bei mir wurde, mich schamlos als ihr Kuscheltier ausnutzte und auch nicht losließ, selbst als ich zurück in die Küche wollte. Es erstaunte mich nur etwas, dass sie Blond war und nicht Brünett, so wie es ihr Vater war, doch stören tat mich das nicht, auf keinen Fall. 

„Ich soll hier einfach so wohnen diese Woche über und dann darf ich gehen? Einfach so, ja? Das klingt nach einem guten Angebot tatsächlich, aber das kann nicht ernsthaft alles sein was du dafür von mir verlangst. Los, da gibt es doch noch irgendwas...", befahl ich meinem Gastgeber mit kalten Augen, was ihn seufzen ließ. Es tat ihm sichtlich weh, dass ich ihm nicht vertraute und doch würde er sich mein Vertrauen erst einmal verdienen müssen, wenn er den Nerv dazu hatte. In meinem Kopf war nun das Bild von ihm zu sehen, der kalt und emotionslos dreinblickende Mann von heute Morgen, welcher mich so unglaublich wütend gemacht hatte und um dieses Bild gegen eines zu tauschen, was mehr zu ihm passte, würde er sich ein wenig Mühe geben und mir zeigen müssen, dass ich mich in ihm irrte. Hätte er mich weiterhin so behandelt wie bei unserem ersten Aufeinandertreffen, bei dem er mich sanft umarmt hatte und mir sanft zugeflüstert hatte, dass alles gut werden würde, dann war ich mir sicher, dass ich mich ihm irgendwann einfach so hingegeben hätte und mich auf ihn eingelassen hätte, doch so hatte er mein Misstrauen nur noch verschlimmert, indem er mich dazu genötigt hatte das kochen zu erlernen. Ich wollte mir nichts von jemandem befehlen lassen, erst recht nicht von jemandem der mich nicht kannte und so war es ein wirklich gutes Angebot von dem Größeren mich ohne eine wirkliche Gegenleistung hier zu behalten, doch trauen würde ich dem ganzen nicht so leicht. Ja, ich meine es genau so wie ich es sage. Ich werde nichts weiteres von dir verlangen und werde dich nach dieser Zeit auch sofort gehen lassen! Überleg dir einfach bis zum Abendbrot, ob du mir eine Chance gibst und zumindest ein bisschen deinen Aufenthalt bei mir genießt, oder nicht. Und frag am besten Michael und Maurice was sie von mir halten, die beiden sind schon eine ganze Weile bei mir und kennen mich besser als die meisten anderen Menschen auf dieser Welt!"

Mit diesen Worten stand der Grünäugige wieder von der Couch auf, kam erneut auf mich zu, um seine Tochter auf den Arm zu nehmen und mir zu erklären, dass er nun mit ihr und seinem Sohn Milo ein wenig rausgehen würde. Irgendwie wollte ich das Mädchen auf meinem Arm gar nicht loslassen, doch schnell riss ich mich wieder zusammen und ließ den Mann vor mir tun, was er wollte, auch wenn ich den beiden sehnsüchtig nachsah. Ich war nie ein besonderer Kinderfreund gewesen, da ich selbst keine Geschwister hatte und auch nicht oft dazu kam mich mit kleineren Kindern zu beschäftigen, doch Malu war ein kleiner Engel, welcher sich bei mir sofort wohlgefühlt hatte und freiwillig bei mir blieb. Dieses Verhalten war für mich etwas vollkommen Neues und ich mochte es, doch würde ich das so wenig zeigen wie möglich, schließlich hatte ich nicht vor es dem Hausherren einfach zu machen mein Vertrauen zu gewinnen. Er schien gar nicht so übel zu sein wie ich gedacht hatte, nur ein wenig vorsichtiger und sanftmütiger zu sein, das schloss ich allein aus seinem geduldigen Verhalten mir gegenüber und aus seinem liebevollen Umgang mit seiner Tochter. Ganz sanft hatte er die kleine von mir gehoben und begonnen ihr zuzuflüstern was sie gleich tun würden, bevor er ihr einen Kuss auf die Stirn hauchte und ging, mich einfach allein in diesem Wohnzimmer ließ. Ihn interessierte es nicht einmal, dass wir uns nicht wirklich kannten oder dass ich ihn kein bisschen mochte, er vertraute mir einfach und ließ mich hier sitzen, ganz ohne jemand anderen der auf mich aufpasste und irgendwie mochte ich das Gefühl, dass mir zumindest eine Person auf diesem Planeten ein wenig Vertrauen schenkte, wenn auch nicht sehr viel. 

Einige Sekunden saß ich einfach nur so da und ließ das eben geschehene noch einmal durch meinen Kopf gehen, ehe ich aufstand und mit nachdenklichem Blick in Richtung Küche ging. Ich musste nun nicht mehr Maurice beim kochen helfen oder sonst etwas tun, wenn ich es nicht wollte, niemand zwang mich mehr dazu, doch nachdem ich es vorhin nicht einmal geschafft hatte einen Apfel richtig zu schneiden, würde ich es erst später wieder versuchen, wenn mich Maurice denn ließ. Erst einmal würde ich ihn ein wenig zu seinem Arbeitgeber ausfragen, denn dieser hatte schon Recht mit seiner Aussage. Wenn ich etwas über ihn wissen wollte, dann musste ich die Menschen fragen die ihn wirklich kannten und da ich nicht viele Möglichleiten hatte, würde ich mein Glück bei dem Koch versuchen. Er war von Anfang an nett zu mir gewesen und hatte mich sofort liebevoll umarmt, mir ein umwerfend gutes Frühstück zubereitet und hatte sich tatsächlich gefreut mich kennenzulernen, jedoch nicht meiner Vergangenheit wegen sondern weil ich ihm helfen konnte. Ich wurde noch nie so glücklich angesehen deswegen, wahrscheinlich auch deswegen, weil ich noch nicht allzu vielen Menschen auf dieser Welt geholfen hatte und es gefiel mir, dieses Gefühl von jemandem gebraucht zu werden und dafür ein wenig Zuneigung geschenkt zu bekommen. Mein Vater hatte es immer als selbstverständlich angesehen, dass ich mir stets Mühe gab das zu können was er von mir verlangte und würdigte meine Mühen nur ganz selten, da war der Koch ganz anders drauf. Der Blonde bedankte sich schon bei mir bevor ich überhaupt angefangen hatte ihm zu helfen und ich? Lief weg, weil ich es nicht hinbekam einen Apfel richtig zu schneiden und zu schälen. Ich war schwach, auch wenn ich eigentlich stark sein wollte. 

Vorsichtig sah ich am Türrahmen vorbei, wie ich es auch schon vor einigen Stunden gemacht hatte und sah etwas, was mein Herz ganz schwer werden ließ. Ohne zu schluchzen saß der Riese an seinem Tisch und schälte Kartoffeln, doch sah ich trotzdem die vielen Tränen seine Wangen hinablaufen, welche mich ebenso traurig machten wie ihn. Ich konnte es nicht leiden, wenn Menschen in meinem Umfeld weinten, mit sowas konnte ich einfach nicht umgehen, das war schon immer so. Es war schlimm das zu sehen und vor allem hatte ich niemanden schreien gehört, geschweige denn den Älteren sprechen hören und das besorgte mich sehr. Irgendwas machte den Blonden traurig und obwohl ich ihn nicht lange kannte, hatte ich das Bedürfnis mich darum zu kümmern, dass es ihm wieder gut ging, denn auch, wenn wir uns nicht wirklich kannten, so hatte ich das Bedürfnis ihm zu helfen. Als ich mich auf den schmächtigen Jungen zubewegte, sah er erschrocken auf und wischte sich sofort einmal über die Wangen, setzte ein Lächeln auf, doch das nützte ihm nichts. Ich hatte genau gesehen wie er geweint hatte, das konnte er nicht vor mir verstecken und deswegen musterte ich ihn einfach nur sanft, während ich mich vor ihn an den Tisch setzte, den Größeren aufmerksam ansah und versuchte so zu wirken als könnte er mit mir reden. Dieser Mann wirkte nicht wütend auf mich und wollte auch nicht offensichtlich mein Vertrauen gewinnen, er wollte einfach nur meine Hilfe beim kochen, dabei war es ihm sogar egal, dass er mir alles von neu beibringen musste. Ihn störte das nicht, er gab sich sogar große Mühe dabei mir alles so gut wie möglich zu erklären und hatte mich dazu ermutigt den Apfel zu schneiden, was jedoch auch nach seinen Erklärungen nicht gut funktioniert hatte. 

„Willst du mir erzählen was los ist?", fragte ich den Größeren vorsichtig, dabei sah ich ihn aufmerksam an und lächelte sanft, als er seinen Griff um das Messer in seiner Hand verstärkte. Wieder bildeten sich Tränen in den eigentlich hübschen grünen Augen des Blonden, doch dieses Mal versuchte er gar nicht erst diese vor mir zu verstecken, sondern zeigte mir seine Empfindungen offensichtlich. In mir drinnen sträubte ich mich gegen den Gedanken ihn zu umarmen, da ich Körperkontakt zu anderen einfach nicht mochte, dabei fühlte ich mich eben nicht wirklich wohl, doch wenn ich merken sollte, das es nicht anders ging, dann würde ich mich zum Wohle dieses Mannes überwinden und ihm ein wenig Liebe geben, schließlich war er auch nur ein einfacher Mensch. Ich war mein Leben lang ohne so etwas wie Zuneigung aufgewachsen, kannte es nicht anders und dafür hasste ich meinen Vater sehr, doch ändern konnte ich es nun nicht mehr, es war geschehen. Wäre meine Mutter niemals gestorben, da war ich der festen Überzeugung, dass ich ein aufgeschlossener und glücklicher Junge hätte sein können, welcher Spaß an seinem Leben hatte, doch nun war ich alles andere als das, allein wegen meines Vaters, welcher mich zu Dingen zwang, welche scheinbar gut für mich waren. Von allein wäre ich niemals auf die Idee gekommen mich auch nur ein wenig mit Kunst oder Literatur zu beschäftigen, dort lagen meine Interessen nie, würden sie wahrscheinlich auch nie und doch hatte ich ein umfangreiches Wissen über alles was auch nur im entferntesten mit Kunst etwas zu tun hatte. Er hatte aus mir gemacht was ich war, einen unzufriedenen, oft unfreundlichen und misstrauischen jungen Mann, welchem alles lieber war als bei seinem eigenen Vater zu bleiben. 

„Ich kann es nicht leiden allein zu sein...ich habe einfach Angst verlassen zu werden, deswegen weine ich häufig, wenn niemand da ist! Tut mir leid, das ist wirklich dumm, ich weiß...", erklärte mir Maurice, dabei versuchte er seinen Blick vor mir zu verstecken und doch nahm ich seine leicht geröteten Wangen wahr, welche ihn nur noch niedlicher wirken ließen als normal. Es war unglaublich wie süß ein einziger Mensch sein konnte, wie lieb und unschuldig er wirken konnte, ganz ohne es überhaupt zu wollen. Der Ältere bemühte sich nicht einmal darum soweit ich es beurteilen konnte, er gab sich nicht einmal Mühe, was ich wirklich interessant fand. Ich selbst würde Jahre lang üben können und hätte nicht dieses kleine bisschen Niedlichkeit von ihm, welches er einfach so besaß, doch das wollte ich auch gar nicht besitzen. So etwas brauchte ich gar nicht, schließlich hatte ich niemanden für den es sich lohnen würde sich süß zu verhalten und erst einmal würde ich auch keinen finden, schließlich war ich nun hier, durfte diesen Ort nicht verlassen. Ob ich das gut finden sollte oder nicht war mir nicht so ganz klar, denn ich musste zugeben, ob ich es wollte oder nicht, hier war es tausend Mal besser als bei meinem Vater. Wenn der Besitzer dieser Villa nicht gelogen hatte, dann würde ich mich hier über die Woche einfach entspannen können und hatte keinen wirklichen Pflichten nachzugehen, musste meinen Vater nicht mehr zu irgendwelchen Veranstaltungen begleiten, was mich irgendwie sehr erleichterte. Irgendwie war es sehr belastend, dass ich lieber bei einem mir völlig fremden Menschen meine Zeit verbrachte als bei meinem Vater, doch wer konnte mir das auch verübeln.

„Ach Maurice, das ist doch nicht dumm! Ist Michael denn nicht hier? Er wollte doch mit dir kochen, oder nicht?", fragte ich, doch sofort senkte sich der Blick des Riesen und er schüttelte den Kopf. Ohne mich noch einmal anzusehen begann er wieder damit Kartoffeln zu schälen, was mich traurig machte. Maurice hatte mit Sicherheit einen guten Grund dafür, dass er Angst hatte allein zu sein. Er konnte in seiner Vergangenheit schlimme Dinge gesehen haben, von anderen falsch behandelt worden sein und das war nun das Resultat seiner Jugend, er litt unter Angstzuständen, die ohne professionelle Hilfe nur schwer zu heilen waren, doch was er erlebt hatte war mir ein Rätsel. Ich kannte niemanden hier, somit war mir alles ein einziges Rätsel. „Michael ist mit Sir Manuel rausgegangen. Aber das ist schon in Ordnung, ich bin es ja gewöhnt...und du? Ich dachte, Manuel meinte, dass du mir nicht mehr helfen musst. Also, du kannst ruhig auf dein Zimmer gehen oder dich hier umsehen, ich halte dich nicht auf!", wollte mich der Blonde beschwichtigen, doch gehen würde ich nicht. Zwar reizte es mich schon diese Villa einmal ein wenig zu erkunden, denn wenn ich schon kein Handy hatte und somit eine menge freie Zeit hatte, wollte ich zumindest sehen was sich hier so alles versteckte, jedoch hatte das noch ein wenig Zeit, denn erst einmal würde ich mich um den Koch kümmern. Ich wollte ihn wieder lächeln sehen, so wie vorhin als er sich gefreut hatte mir etwas beibringen zu dürfen und auch, wenn ich dafür riskierte einen Finger zu verlieren, würde ich ihn nun fragen, ob er noch einmal dazu bereit wäre mir etwas beizubringen. Nun befahl mir niemand mehr ihm zu helfen, ich tat das allein von mir aus und weil ich sah, dass der Grünäugige jemanden brauchte, der bei ihm war, einen Menschen, der sich um ihn kümmerte. 

„Ich wollte dich fragen, ob du mich vielleicht noch einmal versuchen lässt dir zu helfen und mir ein wenig etwas über Manuel erzählen kannst! Er meinte, dass ich dich ein wenig etwas über ihn fragen könnte und naja, wenn ich schon mal hier bin, dann kann ich das auch tun...", sagte ich mit sanftem Blick, woraufhin die Augen des Riesen sich wieder auf mich richteten und mich lächeln ließen. Dieser Mann freute sich darüber mit mir seine Zeit verbringen zu dürfen, er stand nach meiner Frage sofort auf um ein zweites Messer aus einer der vielen Schubladen zu ziehen, welches ich gleich benutzen würde. Ich war für jeden immer nur der Junge um den man sich kümmern musste, welcher nichts allein tun konnte und bloß hübsch aussehen musste, sich gut zu benehmen hatte, doch das wollte ich nicht sein. So wie mich dieser Mann ansah, so freundlich und glücklich, allein meinetwegen, so wollte ich von jedem angesehen werden, doch im Moment war ich wahrscheinlich für jeden anderen hier eine Last, wie ich es immer war. Michael hasste mich schon seit ich ihm das erste Mal begegnet war, er würde es mit Sicherheit gut finden, wenn ich ihn und seinen Herren wieder allein ließ und Manuel selbst würde mich irgendwann auch nicht mehr ertragen, so gemein wie ich mich ihm gegenüber verhielt. Ich hatte eigentlich ein großes Glück, dass der Brünette mich bisher nicht angeschrien hatte und für mein Verhalten bestrafte, doch es ändern würde ich erst, wenn ich mir absolut sicher damit war, dass er nicht so schlimm war wie ich es von ihm dachte. Den Anfang hatte er schon gemacht, indem er mir ein wenig mehr Freiraum gab und mich zu nichts mehr zwang, doch erst die Zukunft würde zeigen, ob dieser Mann vertrauenswürdig war.

„Aber natürlich, nimm dir eine Kartoffel und dann zeige ich dir gleich wie das geht! Willst du etwas bestimmtes über Manuel wissen? Ich kann dir sicher bei weitem nicht alles erzählen, aber zumindest ein bisschen was...", fragte mich Maurice lächelnd, während er auch noch einen zweiten Topf suchte, in welchen ich meine geschälten Kartoffeln hineinlegen konnte und einen Eimer für die Schale. Er wollte mir wirklich Rede und Antwort stehen, mir helfen mich hier ein wenig einzufinden, was ich lobenswert fand. Ich hatte mit dieser Frage ohne es direkt mitzuteilen gesagt, dass ich mich für den Hausherren interessierte und auch für die Erfahrungen des Größeren, welche er scheinbar gerne mit mir teilen würde. Sicher hatte er nicht oft jemanden hier mit dem er erzählen konnte, abgesehen von Michael und deswegen würde ich ihm nun erst einmal ein wenig Gesellschaft leisten, schließlich hatte er genau so Zuneigung verdient wie ich und jeder andere Mensch auch. „Erzähl mir einfach irgendwas über ihn, was auch immer dir so in den Sinn kommt! Ich möchte einfach wissen was er generell so für ein Mensch ist und bei wem ich hier eigentlich gelandet bin. Du kennst ihn sicherlich gut und eigentlich würde ich auch Michael nach Manuel fragen, aber der ist eher nicht so begeistern von mir, also lasse ich das lieber!"

Nicht lange musste der Blonde überlegen, bevor er sich hinsetzte und mir zeigte wie ich am besten die Kartoffeln zu schälen hatte, während er ganz nebenbei von seinem Arbeitgeber erzählte. „Es ist gar nicht so einfach anzufangen, wenn es um Manuel geht, muss ich sagen...ich bin erst seit drei Jahren hier und du musst wissen, ohne Manuel wäre mein Leben ganz anders verlaufen und das nicht zum guten. Alles was ich habe verdanke ich ihm! Durch ihn konnte ich meinen Führerschein machen, habe ein Dach über dem Kopf und ich darf meinem Traumjob nachgehen, das könnte ich alles ohne ihn nicht tun! Manuel hat mich vor einiger Zeit hier aufgenommen, als er mich beim spazieren gehen zusammen mit Michael gefunden hat und ich könnte ihm niemals für irgendetwas dankbarer sein als dafür. Ich komme nicht aus besonders guten Verhältnissen und trotzdem hat Manuel mir eine Chance gegeben ein neues Leben zu beginnen...er macht das häufig, weißt du? Man merkt es ihm vielleicht nicht an, aber wenn man ihn ein wenig besser kennenlernt, dann sieht man ganz schnell was für ein freundlicher und herzensguter Mensch er eigentlich ist! Natürlich ist er oft sehr stur und ungeduldig, aber er ist trotzdem der beste Mensch auf diesem Planeten für mich! Du warst heute Morgen ja nicht allzu begeistert von ihm, aber bitte gib ihm eine Chance und unterhalte dich nachher ein bisschen mit ihm! Manuel ist wirklich alles andere als ein schlechter Kerl und er mag dich, sonst wärst du jetzt nicht hier."

~3480 Worte, geschrieben am 17.02.2021, hochgeladen am 01.03.2021

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