7. Milo

Gebannt starrte ich auf den Bildschirm meines Computers. Meine Augen lasen sich schon seit sicher drei Stunden die unterschiedlichsten Artikel im Internet durch, ich speicherte so viele Informationen in meinem Kopf ab, dass mir mein Kopf wehtat, doch ich konnte nicht aufhören. Ich wusste genau was Archie meinte, als er mir sagte, ich solle das Internet im Auge behalten, wenn ich etwas über meinen Gast erfahren wollte. Zig Artikel waren zu finden, über den halbnackten Jungen auf der Bühne und den schockierenden Mann, der fast eine halbe Millionen Euro für ihn ausgegeben hatte, als wäre er Kunst. Niemand kannte den Mann, ich hatte also bis zum jetzigen Moment großes Glück, dass keiner herausgefunden hatte wer ich war, doch das änderte nichts an der Tatsache, dass Archie stattdessen von den Medien überhäuft wurde mit Fragen was das zu bedeuten hatte. Dieser ganze Abend hatte eine riesige Welle an Fragen und Gerüchten ausgelöst, welchen sich mein langjähriger Freund scheinbar schon ohne mein Wissen bei einem kurzen Interview gestellt hatte, gleich am Morgen, als ich noch schlief. Es war Patricks Wunsch so verkauft zu werden, da er selbst einmal zeigen wollte, was es hieß für die Kunst zu leben und dem Druck ausgesetzt zu sein immer etwas Neues, Faszinierendes zu erschaffen, was mich ein wenig verwirrt hatte. Immer mehr und mehr Fragen stellte ich mir zu Patrick, denn schließlich machte man allein wegen ihm so einen großen Aufstand. Schnell fand ich heraus warum das so war.

Patrick war der Sohn eines bekannten und reichen Kunstkritikers, Künstlers und somit auch Unternehmers, vor welchem der Brünette am gestrigen Abend weggelaufen sein soll. Niemand wusste genau wieso Patrick weggelaufen war, nicht einmal sein Vater selbst wusste es und doch war mir sofort klar, der Junge war nicht einfach so abgehauen, er musste einen guten Grund dafür haben. Niemand der ein so gutes Leben führte wie er verließ freiwillig den Mann, welcher dafür verantwortlich war, dass es ihm so gut ging und sofort begann ich zu recherchieren, versuchte Auffälligkeiten zu entdecken. Ich fand die Social Media Accounts meines Gasts, sah mir all seine Bilder so genau wie möglich an, um zu sehen, ob sich vielleicht irgendwo ein blauer Fleck oder ähnliches zu entdecken ließ, etwas was auf physische Gewalt hindeutete, die auf ihn ausgewirkt wurde, doch entweder versteckte er sie gut oder es gab sie nicht. In mir tat sich der leise Wunsch auf den Braunäugigen besser kennenzulernen, herauszufinden was ihn so gemein und ängstlich hatte werden lassen wie er nun war, aber zuvor musste ich ihm ein wenig mehr Zeit geben und aufpassen, dass ich ihm nicht zu nahe kam. Je mehr ich den Jüngeren wütend machte, desto unwahrscheinlicher würde es werden eine Chance darauf zu bekommen ihm näher zu kommen und trotz dessen, dass er im Moment noch sehr aggressiv gegenüber mir war, schließlich war ich in seinen Augen jemand, der ihn einsperrte und zwang zu bleiben, obwohl er eindeutig nicht hier sein wollte, so wusste ich, dass er irgendwann zumindest ein bisschen Vertrauen zu mir aufbauen würde, es würde mir schon reichen. Die Vergangenheit des Kleineren konnte ich mir nur aus dem erschließen was ich im Internet über ihn und seinen Vater fand, eventuell aus seinem Verhalten, doch klar würde ich erst etwas wissen, wenn er mich an sich heran ließ. 

Gerade als ich dabei war mir einige Strandbilder anzusehen, auf denen mein Gast ein leicht zu erkennendes Sixpack aufwies, welches zugegebenermaßen wirklich gut aussah, da öffnete sich leise die Tür zu meinem Zimmer und sofort wechselte ich den Tab zu einem anderen Artikel als ich erkannte, wer sich gerade zu mir gesellte. Ein kleiner, schwarzhaariger Junge stand im Eingang, sah mich mit schüchternen, großen braunen Augen an und hielt ein kleines Plüschtier im Arm, welches mich sofort liebevoll Lächeln ließ. Ich verbrachte sehr viel Zeit allein in meinem Zimmer, kam nicht oft raus und arbeitete oft länger als ich es sollte, deswegen war es schon zur Normalität geworden, dass mich hin und wieder Mal jemand von den Gedanken der Arbeit abbrachte. Täte das niemand, würde ich gar nicht auf die Zeit achten und demnach auch keine Pause machen und so war ich jedem hier dankbar, der mich kurz besuchte. „Was machst du, Papa?", fragte mich der siebenjährige mit seinen niedlichen Knopfaugen, was mich sofort schmunzeln ließ. Der Kleine war schon immer ein sehr wissbegieriger und aufmerksamer Junge gewesen, welcher gerne bei mir war und mir beim arbeiten zusah, nebenbei einfach auf meinem Schoß saß und leise ein Spiel auf seinem Game Boy spielte, welchen ich ihm zu seinem fünften Geburtstag geschenkt hatte. Schon seit er noch ein Kleinkind war verbrachte er gerne Zeit bei mir im Zimmer, spielte mit mir zusammen oder las mir seit kurzem nebenbei etwas vor, wobei ich ihm natürlich immer zuhörte oder ihm auch selbst etwas vorlas, da ich genau wusste, dass er das liebte. 

„Ich habe gerade ein wenig gearbeitet! Willst du was spielen?", fragte ich den Kleinen, während er auf mich zukam und sich von mir auf meinen Schoß heben ließ, von wo aus er mich lächelnd musterte. Interessiert versuchte er herauszufinden was genau ich gemacht hatte, doch von meinen Nachforschungen zu Patrick würde er erst einmal nichts sehen, da ich nicht dumm war und zwei verschiedene Browser benutzte. Ich hatte meinen Sohn von ganzem Herzen lieb, kümmerte mich um ihn so gut es ging, verbrachte auch gerne Zeit mit ihm, doch das hier musste er nicht unbedingt erfahren. „Nein, ich wollte fragen, ob ich vielleicht rausgehen darf und ob du mitkommen kannst! Wir haben schon lange keinen Schneemann mehr gebaut...", entgegnete mir der Braunäugige, was mich kurz überlegen ließ. Oft kümmerte sich Michael um meinen Sohn, wenn ich wieder einmal zu viel zu tun hatte und keine Zeit hatte rauszugehen, doch im Moment lief alles wie von allein, ich hatte erst in drei Tagen das nächste Mal mit einem meiner Geschäftspartner einen Termin, bis dahin musste ich nichts wichtiges mehr tun. Doch rausgehen in den Schnee tat ich noch nie gerne, zumindest nicht mehr, seit ich im Winter vor einigen Jahren einen mir sehr wichtigen Menschen verloren hatte. Ich hatte keine Angst davor rauszugehen, doch gerne tat ich es auch nicht, sondern eigentlich nur, wenn ich es wirklich musste. Es war eigentlich klar, dass ich für meinen Sohn eine Ausnahme machen würde, denn schließlich war er das einzige was mir noch blieb, er war meine Familie und diese würde ich glücklich machen, egal was es mich kostete. Ich schwor es mir selbst, dass zumindest dieser Junge ein glückliches Leben führen konnte und ich würde mich an meinen Schwur halten, das tat ich immer. 

„Wenn wir deine Schwester mitnehmen, dann können wir uns auch einen Schlitten aus der Garage holen und ich ziehe euch vielleicht sogar! Ich bin ja nicht mehr der jüngste...", bestätigte ich schlussendlich und sofort umschloss mich mein Sohn dankbar, drückte sein geliebtes Kuscheltier zwischen uns beide, was mich glücklich machte. Der Schwarzhaarige war trotz seiner niedlichen und vorsichtigen Art mit anderen umzugehen nicht wirklich beliebt bei anderen Kindern, was wahrscheinlich einfach daran lag, dass er sich nicht so gerne bewegte und lieber las, als zu spielen. Schon in seiner Kindergarten Zeit war es so, dass er sich lieber allein in eine Ecke verkrümelt hatte und sich mit Buchstaben oder Zahlen beschäftigt hatte, gemalt oder in seltenen Fällen sogar mit einem Erzieher ein Gesellschaftsspiel gespielt, doch an anderen Kindern hatte er so gut wie kein Interesse. Es war eine schwere Entscheidung für mich damals, ob ich ihn trotz seinem fehlenden Interesse an anderen Kindern in die Grundschule schickte oder ihn von Zuhause unterrichten ließ und nachdem ich lange überlegt hatte, mich sogar mit meiner Mutter darüber unterhalten hatte, kam ich zu dem Entschluss, dass es erst einmal besser wäre meinen Sohn von Zuhause unterrichten zu lassen, da er schließlich keine negativen Erfahrungen machen sollte. Ich wusste, dass Kinder den Kontakt zu anderen Kindern brauchten und deshalb würde ich meinen Kleinen irgendwann zwingen zumindest irgendwas mit anderen Kindern zu unternehmen, denn wenn er jetzt nicht lernte auf jemanden zuzugehen, dann würde er das niemals tun und das wollte ich nicht. Im nächsten Jahr würde ich ihn in die zweite Klasse schicken, ob er wollte oder nicht, das war mir egal. Ein Jahr Schonfrist hatte er von mir bekommen, in dem er sich ganz auf das konzentrieren konnte was er wollte, doch danach würde ich das nicht mehr durchgehen lassen, da konnte er mich noch so traurig oder flehend ansehen wie er wollte. 

„Komm Papa! Ich hole den Schlitten und du Malu, ja? Michael hat sie vorhin im Wohnzimmer gefüttert, aber dann war da so ein Mann und er hat Malu dann etwas vorgelesen, weil Michael Maurice beim kochen geholfen hat. Wer ist dieser Mann, Papa?", fragte mich Milo mit wissbegierigem Blick, während er wieder von meinem Schoß rutschte und mir dabei zusah, wie ich meinen PC herunterfuhr. Natürlich war mir sofort klar von wem der Jüngere da sprach und das regte mich innerlich auf, denn obwohl ich Patrick einen Job zugewiesen hatte, versuchte er sich scheinbar davor zu drücken, indem er mit meinem Butler die Tätigkeiten tauschte und meiner Tochter etwas vorlas, statt zu kochen. Ich gab ihm nicht zum Spaß die Aufgabe das Kochen zu erlernen, er sollte eine Routine entwickeln und die Chance haben zumindest zu Maurice ein wenig Vertrauen aufzubauen, wenn er sich schon nicht mir anvertraute, doch selbst hier versuchte er alles um mir dazwischen zu funken, ob gewollt oder ungewollt war jedoch fraglich. Bevor ich mit meinen Kindern rausging, würde ich erst einmal mit dem Brünetten darüber sprechen, dass das so nicht ging und vor allem, dass er sich von meinen Kindern fernhalten sollte, denn ich wusste nun genau wer mir da gegenüber stand, doch sie wussten es nicht. Patrick war nicht gefährlich, kein bisschen, doch wenn er hier herauskam und wusste wo ich wohnte, dann würde er auch nicht zögern mich zu verraten, was ich nicht zulassen durfte. Ich musste es irgendwie schaffen dem Braunäugigen zu zeigen, dass ich nicht so übel war wie er dachte, damit er es nicht in Erwägung zog mir etwas anzuhängen, doch wie ich das anstellen würde stand noch in den Sternen. 

„Sein Name ist Patrick und er ist diese Woche unser Gast! Onkel Archie hat mich darum gebeten auf ihn aufzupassen, also bleibt er bis Freitag hier. Und dann fahren wir an Weihnachten zu Oma! Hast du ihr schon ein Geschenk gemacht?", stellte ich dem Kleinen eine Gegenfrage und sofort weiteten sich seine Augen vor Schock, was mir zeigte, dass der Schwarzhaarige wohl noch nicht daran gedacht hatte, dass er seiner Oma auch etwas zu Weihnachten machen sollte, wenn er schon bei ihr war. Es war in unserer Familie Tradition, dass man sich gegenseitig etwas schenkte und besonders meine Mutter achtete vehement darauf, dass jeder diese Tradition einhielt und nicht leer ausging, denn das konnte sie zu Weihnachten gar nicht leiden. Für sie war es das Fest der Liebe und Freude, die Zeit im Jahr, wo sie uns alle einmal wieder sah und aus erster Hand erfuhr was wir so trieben, wie es in unserem Leben lief und das ließ sie sich nicht nehmen. Jedes Jahr aufs Neue flehte sie uns alle fast schon an sie besuchen zu kommen, denn fünf erwachsene Kinder, die alle ihr eigenes Leben und ihre eigene Familie hatten waren schließlich nicht einfach zur gleichen Zeit am gleichen Ort zu versammeln, das funktionierte einfach nicht immer, auch wenn meine Mutter es wollte. Ich war seit ich ausgezogen war jedes einzelne Jahr bei ihr gewesen, ich hatte ja sonst keine Familie zu besuchen und so würde es auch dieses Jahr sein. Außerdem hatten meine zwei Kinder es verdient Zeit mit ihrer Oma zu verbringen, die sie mit ihrer ganzen Liebe und Zuneigung überhäufte, so wie sie es mit all ihren Enkelkindern tat. 

„Nein, habe ich noch nicht, Papa, aber das mache ich noch!", versprach mir mein Sohn mit einem aufrichtigen Lächeln auf den Lippen, bevor er aus dem Raum hinausrannte und sich anziehen ging. Belustigt schnaubte ich einmal und seufzte leise, während ich aufstand und mein Handy nahm, für den Fall der Fälle. Wir würden zwar mein Grundstück nicht verlassen, schließlich war dieses riesig und bot genug Platz um sich so richtig auszutoben, doch wenn einem meiner Kleinen etwas passierte, dann wollte ich zumindest schnell Hilfe einfordern können. Noch während ich jedoch hinunter ging in mein Wohnzimmer, dachte ich darüber nach wie ich Patrick nun erklären sollte, dass er kochen sollte und nicht zu viel Zeit mit meinen Kindern verbrachte, denn je mehr die zwei sich an ihn gewöhnten, desto schwerer würde es ihnen fallen damit zu leben, dass er ging. Ich wollte meine Kinder nicht traurig sehen und da zumindest Malu sehr schnell traurig wurde, wenn wir beispielsweise von meiner Mutter wieder nach Hause fuhren, würde ich sie entweder diese Woche irgendwie von dem Brünetten fernhalten, indem ich mich selbst um sie kümmerte, oder ich befahl Michael sie keinen Moment mehr aus den Augen zu lassen, sie nicht mehr an Patrick abzugeben. Er kümmerte sich schließlich sicher nur um mein Mädchen, um nicht kochen zu müssen und nicht, weil er Kinder so gerne mochte. Der Siebzehnjährige war beinahe selbst noch ein Kind, er hatte keine Geschwister soweit ich es herausfinden konnte und demnach auch kaum Erfahrungen mit Kindern, was mich eigentlich nicht störte, denn jeder musste erst lernen was er zuvor nicht konnte, doch wollte ich diesem Jungen meine Kinder einfach nicht anvertrauen. 

Und dann, als ich leise die Tür zu meinem Wohnzimmer öffnete, sah ich etwas, was mich doch irgendwie erstaunte. Für gewöhnlich las Michael meiner Tochter mittags immer etwas vor, bis sie eingeschlafen war und dann brachte er sie in ihr Zimmer, wo sie ihre Ruhe hatte, doch Patrick war da scheinbar ganz anders. Der Brünette saß auf einem Sessel neben der Couch und hatte ein kleines Buch auf seinem Schoß liegen, welches noch immer aufgeklappt war. Gleichzeitig hielt er meine Tochter ganz sanft an sich gedrückt, er hatte ihr eine Decke um den Körper gelegt, damit ihr nicht kalt wurde und obwohl ich das nicht wollte, mein Herz klopfte wie wild bei diesem Anblick. Ich wusste, dass mein Gast nicht viel geschlafen hatte in dieser Nacht, ich hatte ihn immer wieder leise schluchzen hören und hätte ihn auch gerne getröstet, doch wollte ich ihn auch nicht noch weiter nervös machen, also blieb ich einfach ruhig. Nun jedoch saß der Braunäugige da, den Kopf hatte er in die Richtung meiner Tochter gedreht und er schlief, wirkte so ruhig wie den ganzen restlichen Tag über nicht. Wüsste ich nicht wer das war, hätte ich nicht gedacht, dass dieser Junge auch mal laut werden konnte, denn in diesem kleinen Moment wirkte er wie ein Engel, als würde er keiner Fliege etwas zu leide tun. Malu lehnte sich einfach ruhig an den Brünetten, hatte ihre kleine Hand auf seiner Brust liegen und schmiegte müde ihren Kopf in die Halsbeuge Patricks, genoss scheinbar dessen Schutz mehr als alles andere. So ruhig hatte ich mein Mädchen schon lange nicht mehr schlafen sehen, Michael meinte immer, dass sie meist keine Lust auf ihren Mittagsschlaf hatte und sich oft weigerte ihm zuzuhören, doch bei Patrick hatte ich kein weinen gehört, nichts auffälliges, was mich etwas verwunderte. Irgendwas schien dieser Junge an sich zu haben, dass meine Tochter sich in seiner Nähe wohlfühlte, doch was es war, konnte ich nicht sagen. 

Ein paar Sekunden sah ich mir diesen niedlichen Anblick noch an, ehe ich mich vor den Sessel stellte und leise den Namen meines Gastes sagte, ihn versuchte so sanft wie möglich zu wecken. Unzufrieden begann der Kleinere sich zu bewegen, drehte seinen Kopf von mir weg und zog mein Kind näher an sich heran, was mich schmunzeln ließ. Ich konnte nicht leugnen, dass die beiden zusammen niedlich aussahen, auch wenn ich es wollte. „Lass mich...", murmelte der Jüngere leise und unverständlich, was mich kichern ließ. Wie süß dieser Junge war, wenn er verschlafen war und noch nicht so recht wusste was um ihn herum geschah, ich wünschte mir in diesem Moment wirklich, dass er immer so wäre und mich nicht mehr so abwies, doch das würde noch ein bisschen Zeit brauchen, was ich auch verstand, welche ich ihm auch geben würde. Ich wusste nichts genaueres über ihn oder seinen Vater, nur das, was er über sich selbst im Internet und bei verschiedensten Zeitungen preisgab, doch viel war das nicht. Im Internet gab man nur das von sich preis was man wollte, wovon andere erfuhren und der Brünette hatte stets alles aus von den Medien ferngehalten, somit blieb mir seine Vergangenheit weitestgehend noch verborgen. „Erst wenn du aufwachst, Patrick!", lächelte ich, was den Jungen tatsächlich seine Augen öffnen ließ und weswegen er sich orientierungslos umsah. Blinzelnd versuchte er seinen Blick zu schärfen, bis er wahrnahm wer da vor ihm stand und die Augen aufriss, auf einmal alles andere als ruhig war. Schlagartig sah er sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, merkte jedoch schnell, dass da noch jemand auf ihm lag, wegen dem er nicht aufstehen konnte und sofort änderte er seine Taktik, sah mich nun warnend an, was mir signalisierte, ich war ihm zu nahe. Sofort trat ich ein wenig zurück, gab dem Kleineren Freiraum. 

„Darf ich mich neben euch setzen?", fragte ich den Braunäugigen sanft, da ich genau wahrnahm, wie er sich verspannte und sich kein bisschen mehr wohlfühlte. Er musste mich wirklich abgrundtief hassen dafür, dass ich ihn diese Woche über hier behielt und vielleicht war genau das der Punkt an dem ich beginnen musste etwas zu ändern, wenn ich sehen wollte, dass er sich in meiner Gegenwart entspannte. Archie sagte, ich solle ihm auf keinen Fall sagen, dass er einfach einmal mit dem klarkommen musste, was er selbst getan hatte, denn anders lernte der Braunäugige auch nicht aus seinen Fehlern, doch ob ich auf ihn hörte war eine andere Sache. So wie es jetzt war konnte es nicht bleiben, Patrick würde keine Ruhe mehr finden so lange er hier war, da er dachte, ich hielt ihn hier gefangen und zwang ihn zu Dingen, die er ganz und gar nicht wollte, also musste ich etwas ändern, bevor er etwas vollkommen unüberlegtes tat. Ich würde ihn nicht aufhalten, wenn er auf meinem Grundstück wegrannte, schließlich kam er hier nur mit einem Schlüssel hinaus und da wir etliche Kilometer von der Zivilisation abgeschottet waren, würde er schon irgendwann von sich aus zurück in die Villa kommen, denn erfrieren würde er nicht wollen. 

Vorsichtig nickte mein Gast, blieb jedoch noch immer aufmerksam und beobachtete mich, während ich mich auf die Couch setzte. „Pass auf, Patrick, ich habe ein wenig nachgedacht. Du hasst mich schon und eigentlich kann ich dir das auch nicht verübeln, aber das will ich nicht! Ich erkläre dir jetzt einfach einmal kurz, was du hier überhaupt machst und wieso du nicht schon jetzt gehen kannst, sondern noch bis zum Ende der Woche warten musst..."

~3140 Worte, geschrieben am 14.02.2021, hochgeladen am 28.02.2021

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