36. Zuspruch
Meine Gedanken rasten, während ich nervös auf und ab ging. Ich konnte nicht glauben, dass Patrick sich gearde an mich gewöhnt hatte, er begann mir zu vertrauen und mit mir zu scherzen, und nun sollte er mich wieder verlassen, weil sein Vater, welcher ihn sowieso niemals wirklich geliebt hatte, ihn wieder in sein altes Leben hineinzwingen wollte? Das konnte ich nicht zulassen, der siebzehnjährige hatte etwas besseres verdient als das und ich war bereit für ihn da zu sein, aber das würde nicht funktionieren. Ich kannte mich darin nicht so aus, aber sicher würde das hier für mich ein bitteres Nachspiel haben, weil ich einem minderjährigen geholfen hatte abzuhauen und sich zu verstecken. Damit hatte ich kein Problem, ich wusste schließlich, dass es das beste für den Brünetten wäre bei mir zu bleiben und dass er sich bei mir am wohlsten fühlte, aber sein Vater würde alles daran setzen ihn wieder zurückzubekommen und wahrscheinlich würde er das auch schaffen. Mein neuer Schützling würde gehen müssen, sobald wir in zwei Tagen wieder zuhause ankommen würden und das wollte ich nicht, genauso wenig wie der Braunäugige selbst. Tränen waren auch ihm in die Augen gestiegen als ich ihm gebeichtet hatte was mich beunruhigte, was mir augenblicklich leid tat. Für ihn war das alles am schlimmsten, mein tapferer kleiner Kerl.
Schniefend strich sich Patrick seine Tränen aus dem Gesicht, was mich vorsichtig zu ihm gucken ließ. Es war ernüchternd zu sehen wie weh ihm die Tatsache tat, dass er womöglich wieder zu seinem Vater ziehen musste und ich wollte das nicht sehen, er sollte doch glücklich sein. Mit aufrichtigem Blick sah ich den Kleineren an, während ich mich vor ihn hockte und seine Hände in die meine nahm, hoffentlich ein wenig Sicherheit spenden konnte. „Es wird alles gut, Patrick, ich verspreche es dir! Mir wird etwas einfallen, ganz sicher und dann musst du nie wieder zu diesem Mann zurückgehen...", sagte ich mit bemüht ruhiger Stimme, aber beruhigt war der Jüngere keineswegs. Mit einem Mal stand der Franzose auf, was ich ihm gleich tat und er schüttelte seinen Kopf. Seine schlimmste Angst würde wahr werden, er hatte sich so gefreut endlich ein warmes Zuhause bei mir gefunden zu haben und nun wurde er diesem einfach so wieder entrissen, das hatte er nicht verdient. Ich durfte es nicht so weit kommen lassen und wollte das auch nicht, ich musste meinen Mitbewohner beschützen, koste es was es wolle.
„Manuel, nichts wird wieder gut werden! Mein Vater wird mich mitnehmen und ich denke nicht, dass er mich noch einmal gehen lassen wird, das wars. Ich will nicht wieder gehen müssen, jetzt wo ich mich so an dieses Leben und euch gewöhnt habe...", meinte der Jüngere mit tränenden Augen, was mein Herz höher schlagen ließ. Er sagte gerade heraus, dass er nicht wieder gehen wollte und ich legte dem Kleineren sanft meine Arme um den Körper, um ihm ein wenig Schutz zu bieten, so gut wie ich konnte. Liebevoll hauchte ich meinem Schützling einen Kuss auf die Stirn. „Ich werde alles dafür tun, dass du hier bei mir bleiben kannst, okay? Und auch, wenn du wirklich mit deinem Vater mitgehen musst, dann verspreche ich dir, dass du immer zu mir zurück kommen kannst, Patrick. Du bist bald achtzehn Jahre alt und volljährig, dann kannst allein du entscheiden wo du bist, mit wem du etwas machst und wo du wohnst, es ist wirklich nicht mehr lange und dann kann dein Vater dich auch nicht mehr länger festhalten...ich will dich nämlich auch nicht wieder gehen lassen, jetzt wo ich dich so lieb gewonnen habe! Bitte weine einfach nicht mehr, ja? Es wird alles wieder gut, ich kümmere mich um alles, vertrau mir. Lächel wieder, okay? Wir bekommen das wieder hin!"
Ein leises Schniefen war zu vernehmen, ehe der junge Franzose nickte und mich mit einem kleinen Lächeln ansah. Liebevoll drückte ich den Braunäugigen an mich heran und genoss es zu sehen, dass er sich große Mühe dabei gab auf mich zu hören, so etwas wäre vor einigen Tagen noch nicht möglich gewesen. Voller Zuneigung sah ich meinen Schützling nun an und lächelte ebenso sanft, das freute mich sehr. Patrick vertraute meinem Urteilsvermögen und ließ mich ihn halten wie ich wollte, wahrscheinlich würde er nun alles akzeptieren was ich tat. „Okay, ich vertraue dir...können wir uns vielleicht noch einmal hinlegen? Muss auch nicht lange sein, ich würde nur gerne bei dir sein, wenn das in Ordnung ist...", bat mich mein Schützling und wie sollte ich zu so etwas nein sagen, das ging einfach nicht. Der Kleine suchte bei mir nach Sicherheit und Liebe, das würde ich ihm beides immer geben, so lange ich noch konnte. Besonders in dieser Situation, der Jüngere könnte unter Umständen erst einmal zu seinem Vater zurück müssen, da brauchte der Brünette eine Menge Liebe und Beistand, wer wäre ich, würde ich ihm diesen verwehren? Natürlich war das alles für ihn am schlimmsten, er hatte endlich einen Ort gefunden wo er sich wohl fühlte und Sicherheit verspürte, das könnte ihm alles auf einmal genommen werden, wenn ich nicht halten konnte was ich versprach. Unter allen Umständen würde ich es schaffen, dass der Braunäugige bei mir bleiben konnte, das war sicher.
Zusammen legten wir uns also auf die Couch und ich ließ den Franzosen vor mir Platz nehmen, sodass ich ihm sanft einen Arm um den Körper legte, sodass der Kleine sich wohlfühlte. Zärtlich küsste ich meinen Schützling auf die Stirn, was ihn lächel ließ. Manchmal brauchte man eben ein wenig mehr Aufmerksamkeit als normal und da Patrick seit seine Mutter gestorben war komplett auf sich allein gestellt war, holte er sich nun seine gewünschte Zuneigung von mir. Ich würde wohl niemals verstehen können wie man einen so liebenswerten und süßen Jungen einfach sich selbst überlassen konnte, ihn nach dem Tod seiner Mutter nicht unterstützt hatte und nun auch noch dafür sorgte, dass ihm sein einziger Freund genommen wurde, nämlich ich. Es war deprimierend, dass ich seinen Vater nicht persönlich kannte, denn so konnte ich nicht einschätzen was ich ihm sagen konnte und was nicht, aber das würde ich mit Sicherheit noch herausfinden. Irgendwie musste ich nun eine Lösung finden wie Patrick bei mir bleiben konnte, auch wenn das wirklich schwer war. Abhauen in ein anderes Land konnten wir nicht, wir konnten schließlich nicht ewig weglaufen und uns verstecken, also blieb eigentlich nur eine einzige Möglichkeit, wir mussten uns stellen. Stellten wir uns, gingen wir einfach in zwei Tagen nach hause, dann würde Patricks Vater den siebzehnjährigen einfach mitnehmen und gehen, was für mich bedeutete, es gab nur eine einzige Möglichkeit ihn noch zu retten, ich musste unseren Erzfeind ablenken.
Eine ganze Weile lang lagen wir still da. Ich stich dem Franzosen liebevoll durch sein Haar und sorgte dafür, dass ihm nicht kalt wurde, bis er ruhig atmete und eingeschlafen war. Das würde mir wohl am meisten fehlen, das kuscheln und der liebevolle Umgang mit dem Kleineren am Morgen, wenn wir aufwachten, denn das hatte ich wirklich sehr gerne. Durch den Braunhaarigen hatte ich endlich jemanden gefunden der meine ganze Zuneigung und Liebe brauchte, den ich immer umarmen durfte, wenn es mir schlecht ging und der mir versuchte ein guter Freund zu sein, egal wie unsicher er sich auch war. Es brauchte nur ein wenig Zeit, dann schenkte der Jüngere einem sein ganzes Vertrauen und öffnete sich einem so wie jeder andere auch, aber diese Zeit nahm sich leider nicht immer jeder, deswegen hatte der Kleine wahrscheinlich auch nicht so viele Freunde. Je besser ich ihn kennenlernte, desto besser konnte ich auch einschätzen wie er drauf war und der Braunäugige war eigentlich ein sehr ruhiger, unkomplizierter Zeitgenosse, zumindest schien es im Moment so. Bei seinem Vater wurde er offenbar dazu genötigt sich jedem gegenüber offen zu verhalten und Stärke zu zeigen, auch wenn er es eigentlich nicht wollte. Es hatte nur ein wenig gedauert bis der Kleine sich mir so gezeigt hatte wie er wirklich war, bis ich seine sanftmütige und verletzliche Seite kennengelernt hatte, diese zeigte er wahrscheinlich auch nur denjenigen, bei denen er sich sicher war nicht dafür verurteilt zu werden und ich freute mich dazu zu gehören.
Nur leise hörte ich wie sich jemand mit schlurfenden Schritten auf uns zu bewegte, was mich lauschen ließ. Interessiert öffnete ich meine Augen und drehte meinen Kopf ein Stückchen, sodass ich Maurice schüchtern im Türrahmen stehen sehen konnte. Vorsichtig blickte er zu mir und war sich offenbar nicht sicher ob er näher kommen durfte oder nicht, was mich lächeln ließ. „Komm her, Maurice! Setz dich zu uns...", bot ich dem Blonden an, weswegen er sich nun leise in Bewegung setzte und sich vorsichtig neben uns niederließ, sodass er uns nicht so genau ansah. Ihm war es unangenehm uns so zu sehen, er wollte uns eigentlich unsere Privatsphäre geben und hatte wahrscheinlich auch gehofft, dass wir beide schliefen, aber man konnte ja nicht alles bekommen was man wollte. Unter Umständen hatte der Grünäugige nur ein wenig Ruhe gewollt und war deswegen hergekommen, das würde ich ihm nun gönnen, schließlich hatte er im Moment frei und war nur mit hier, weil meine Mutter ihn sehr gerne hatte. Außerdem mochte er es an Weihnachten nicht allein zu sein, deswegen nahm ich ihn jedes Jahr hier hin mit. „Alles gut bei dir?"
Vorsichtig begann der Riese mir durch das Haar zu streichen, das tat der Jüngere schon immer sehr gerne, wenn er sich sicher genug fühlte. „Ja, Sir! Ich wollte nur gucken wie es Patrick geht, das ist alles...Michael hat mir gesagt, dass sein Vater da war...", flüsterte mein Koch so leise wie nur irgendwie möglich, was mich seufzen ließ. Natürlich tauschten sich die beiden miteinander aus, der Italiener wollte unbedingt von jedem gemocht werden und gab sich genau deswegen Mühe niemandem auf den Schlips zu treten, da war es fast schon selbstverständlich für ihn alles zu tun, um es jedem recht zu machen. Besonders Patrick hatte Maurice schon von Anfang an in sein Herz geschlossen, der Blonde kümmerte sich voller Liebe um den siebzehnjährigen und zeigte ihm wohl am liebsten wie er kochte, das würde ihm definitiv fehlen, sobald mein Schützling wieder bei seinem Vater war. Vielleicht zeigte es Maurice nicht so wirklich, aber ihm war es wichtig jemandem ein Vorbild zu sein und er wollte all die Liebe ausstrahlen, welche er niemals bekommen hatte, deswegen bemühte ich mich darum ihm stets alles zu geben was er wollte, egal was es war. „Ich habe ihm gesagt, dass ich mich irgendwie darum kümmern werde, dass er nicht weg muss! Ich weiß nur noch nicht so recht wie ich das schaffen soll...", gestand ich dem Koch leise, was ihn verstehend nicken ließ.
„Immer wenn mein kleiner Bruder als Kind wütend auf mich war, weil ich ihn nicht mit zu seinem Freund gehen lassen habe, da habe ich versucht ihm zu erklären wieso ich das nicht wollte und meistens hat genau das auch funktioniert! Also, die Sache mit Patricks Vater ist um einiges Schlimmer und er kennt Sie auch nicht, aber vielleicht ist genau das Ihr Vorteil, wenn Sie diesen perfekt für sich nutzen! Ich würde sagen, reden Sie mit Sir Mayer und sagen Sie ihm, dass Patrick es gut bei uns hat und dass er sich hier wohlfühlt...", schlug der Blonde vor und ich hörte genau zu, denn dass mein Mitarbeiter einen Bruder hatte wusste ich noch nicht. Das hier war eine neue Information über Maurice, er fühlte sich dazu im Stande über seine Familie zu reden oder nahm es gar nicht wahr, sondern war nur darauf fokussiert eine Lösung für unser Problem zu finden, was mich sanft lächeln ließ. Vorsichtig begann der Riese mit meinen langen Haaren zu spielen, er zog sich wie Patrick es immer tat drei Strähnen hinaus und flocht sie, was er noch nie getan hatte. „Ich soll also mit Patricks Vater reden, in Ordnung...aber was ist, wenn er ihn trotzdem mitnimmt?", fragte ich den Grünäugigen vorsichtig, aber der Jüngere war wohl komplett in Gedanken versunken. Ihn beschäftigte es schwer was mit seinem kleinen Schützling passieren würde, er sorgte sich um Patricks Wohlergehen und wollte ihn nicht gehen lassen, aber auch er musste der Tatsache ins Auge blicken, dass es allein in den Händen von Patricks Vater lag wo er seine nächste Zeit verbrachte. „Ich werde ihn abholen kommen, sobald Patrick achtzehn geworden ist und ihm ein paar Baguettes mit Marmelade machen!"
Erschrocken zuckte ich ein wenig zurück, als auf einmal die Hand Patricks an mir vorbei schoss und sich auf das Bein des Kochs legte, welcher nun ebenso ängstlich zuckte. Blinzelnd öffnete der Franzose seine Augen und guckte Maurice lächelnd an, fröhlich und zufrieden mit der Welt. „Du holst mich dann ab, wirklich? Auch, wenn ich wieder in Frankreich bin?", fragte der Braunäugige und ich hätte nicht erwartet, dass der Jüngere wach war und uns belauschte, er schien doch eigentlich zu schlafen. Voller Verwunderung und Vorsicht sah mein Koch Patrick an, er hörte auf mir durch die Haare zu streichen, überlegte still was er nun sagen sollte. Es freute meinen Schützling mehr als alles anderen zu merken, dass man ihn mochte und so sehr schätzte, dass man für ihn bis nach Frankreich reisen würde, nur damit er in Sicherheit war, denn das war für ihn nicht selbstverständlich. Bisher war da nur sein Vater, der offenbar alles dafür tat ihn nun wiederzubekommen und es war schwer zu glauben, aber vielleicht mochte der alte Mann seinen Sohn ja sehr viel mehr als dieser dachte. Mir fiel es schwer daran zu glauben, dass Patricks Vater den siebzehnjährigen liebte, aber war das tatsächlich der Fall konnte ich mit Sicherheit auf ihn einreden und ihn davon überzeugen meinen Schützling bei mir zu lassen. Es gefiel dem Franzosen bei mir zu sein, hier hatte er das Gefühl geliebt zu werden und wenn sein Vater das nicht verstand, dann war es für ihn zu spät. „Ja, natürlich! Aber dazu wird es nicht kommen, Patrick, das verspreche ich dir! Ich lasse dich gar nicht erst wieder gehen, wenn wir zuhause angekommen sind...dein Vater wird dich mir nicht so einfach wegnehmen können!", sprach Maurice und ich bewunderte den Koch für sein riesiges Herz, fragte mich wirklich wieso er sich keine Partnerin suchte, denn mit seinem Aussehen und seinem liebevollen Verhalten könnte er jemanden wirklich glücklich machen. Es schien den Blonden nicht einmal zu belasten allein zu sein, es war als würde er allein damit klarkommen hin und wieder mit Michael zu kuscheln, von mir in den Arm genommen zu werden und meine beiden Kinder zu hüten, das verstand ich nicht, aber es war in Ordnung. Nicht jeder musste sich an jemanden binden um glücklich zu sein und Maurice wusste, dass ich dazu bereit war seinen Partner oder seine Partnerin mit zu uns ziehen zu lassen, wenn diese das wollte, das war selbstverständlich. Ich würde alles tun um den Grünäugigen glücklich zu machen.
„Du kannst mich aber nicht ewig verstecken, Mau...", meinte mein Freund vorsichtig, da er den Koch nicht verletzen wollte und dieser senkte wissend seinen Blick, das war ihm natürlich auch klar. Wenn der Blonde sich erst einmal an jemanden gewöhnt hatte fiel es ihm redlich schwer sich von dieser Person zu trennen, ihn plagte schon jetzt das schlechte Gewissen, weil er genau wusste dass der siebzehnjährige zu uns gehörte und doch musste er die Situation so akzeptieren wie sie war. Auch mir lag die Situation schwer auf der Seele, ich wollte Patrick nicht gehen lassen und damit die einzige Person verlieren die sich ohne zu zögern auf mich einließ, die sich um mich sorgte, wenn ich krank war und welche mir eine Schulter zum ausweinen gab. Patrick war das beste was mir jemals hätte passieren können, ihm machte es nichts aus, dass ich mich zu Männern hingezogen fühlte und wenn ich es nicht besser wüsste, dann nutzte er diesen Fakt sogar dafür aus um mit mir kuscheln zu können, er war ein einziger Traum. Bedauerlich war nur, dass ich viel zu alt für ihn war, somit war ich nicht der richtige für ihn, auch wenn ich es mir noch so sehr wünschte. Das einzige was ich konnte war ihm ein guter Freund zu sein und ihn auf seinem Weg zu unterstützen, egal was er einmal machen würde. Auch, wenn er nicht wollte, dass ich viel für ihn kaufte und ihn verwöhnte, würde ich mich nicht davon abhalten lassen ihm zumindest ein bisschen etwas dazuzugeben und ihm zumindest zu seinem Geburtstag und zu Weihnachten ein Geschenk zu machen.
„Ich weiß, aber ich kann auch nicht einfach nichts tun und noch jemanden verlieren den ich gerne habe! Auch, wenn es nichts bringen wird, kann ich zumindest versuchen dich zu verstecken. Es ist doch besser es zumindest zu versuchen, oder nicht? Manu wird dich schließlich auch nicht so einfach gehen lassen und Michael sicher auch nicht! Du gehörst doch zur Familie, Patrick!"
~2800 Worte, geschrieben am 13.11.2021
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