30. Fortschritt
Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als ich Manuel und seiner Mutter beim reden zuhörte. Der Millionär hatte die Tür offen gelassen, nachdem er aufgestanden war und so hatte ich alles mitbekommen was sie gesagt hatten, wusste nun nur nicht, wie genau ich damit umgehen sollte. Ich verfluchte beide dafür nicht gesagt zu haben, was sie mir nachher schenken würden und ich dachte lange darüber nach, vor allem da ich zumindest einen Preis wusste. Nur Manuel war mir wieder einmal ein Rätsel, wegen dem ich nun ganz aufgeregt und nervös war, schließlich konnte ich Überraschungen gar nicht gerne leiden. Mein Freund hatte seiner Mutter ganz offen mitgeteilt, dass er meine Handlungen niedlich fand und scheinbar mochte seine Mutter mich tatsächlich auch, so sehr wie sie sich um mich zu sorgen schien. Durch unseren Besuch hier konnte ich mehr als nur gut nachvollziehen, wieso der Grünäugige so liebevoll mit ihm fremden Menschen umging und ihnen half, so gut er konnte, er war genau so aufgezogen worden und gab diese Werte nun an seine eigenen Kinder weiter, zumindest hoffte ich das sehr. Die Welt brauchte viel mehr von solchen Menschen, welche nicht davor zurückschreckten sich gegen den Strom zu richten und so jemand anderem aus der Klemme zu helfen, dann wäre die Welt auch ein viel besserer Ort zum leben.
Ruhig blieb ich liegen und öffnete erst dann meine Augen, als ich spürte, wie sich vor mir etwas zu regen begann. Mein Herz schlug höher als ich merkte, dass es tatsächlich der kleine Milo war, welcher sich in meine Richtung gedreht hatte und nun ganz unbewusst mit mir kuschelte, sich an meine Brust schmiegte und weiterschlief. So vorsichtig wie nur irgendwie möglich legte ich ihm einen Arm um, begann damit dem Schwarzhaarigen sanft durch sein Haar zu fahren und lächelte, denn das hier war das erste Mal, dass der Junge mir nahe kam. Bisher mied er mich offensichtlich, er sah mich die ganze Fahrt über nicht an und auch bei Manuel Zuhause ging er mir aus dem Weg, was ich auch zum Teil nachvollziehen konnte. Als kleines Kind war er noch sehr besitzergreifend, was seinen Vater anging, er wollte diesen nicht teilen und sah mich als seinen Rivalen, auch wenn er das eigentlich nicht musste. Ich ließ ihm doch seine Zeit mit Manuel, er konnte jederzeit zu ihm gehen, auch wenn ich gerade bei dem Millionär war und ich würde es dem Braunäugigen auch nicht übel nehmen, wenn er mich darum bat die beiden allein zu lassen, da wäre ich niemals böse drum. Milo musste erst einmal lernen, dass ich ihm nichts wegnehmen würde und dass er sich ihm Schlaf an mich schmiegte, nach meiner Nähe suchte, war für mich ein Indiz dafür, dass er mich so langsam in seiner Gegenwart akzeptierte. Wahrscheinlich hielt er mich im Moment für seinen Vater, da die beiden jeden Morgen noch einmal für ein paar Minuten kuschelten, doch fühlte es sich wundervoll an den siebenjährigen bei mir haben zu dürfen.
Ganz entspannt lag Milo bei mir und auch, wenn ich vielleicht aufstehen sollte, schließlich musste es schon längst nach um neun Uhr sein, wagte ich es nicht einmal mich zu bewegen und schloss einfach meine Augen. Diesen winzigen, kleinen Moment der Ruhe und des Friedens würde ich nun genießen, so lange ich konnte und auch, als ich plötzlich eine sanfte Hand spürte, welche nun mir durch das Haar fuhr, störte mich nicht. Automatisch schlich sich ein kleines, sanftes Lächeln auf meine Lippen und ich hob die Decke ein Stück weit an, um dem Mann hinter mir zu signalisieren, dass er sich gerne zu uns legen durfte, wenn ihm danach war. Schnaubend tat er was ich wollte, Manuel kuschelte sich von hinten ganz nahe an mich und hauchte mir einen Kuss auf die Wange, welcher mich direkt sicher fühlen ließ. Ich staunte über die Schleichkunst des Älteren, denn obwohl ich genau hingehört hatte, hatte ich nicht wahrgenommen, dass der Größere in dieses Zimmer gelaufen war oder sich überhaupt bewegt hatte. „Guten Morgen, Patrick! Ich habe gedacht, du wärst noch am schlafen...", raunte mir der Brünette ins Ohr, was mich lächeln ließ. Ich hatte genau mitbekommen, wie er aufgewacht war und direkt einen Kuss auf meinen Nacken drückte, als wäre es unser morgentliches Ritual geworden. Jeden Morgen küsste er mich zumindest einmal auf die Wange, ganz sanft und er wartete auch darauf, dass ich von allein wach wurde, anstatt mich zu wecken, das hatte er auch heute getan. Mit jedem neuen Tag schien sein Verhalten gegenüber mir liebevoller zu werden, ich hatte nicht einmal mehr einen Grund dafür ihn anzuschreien und irgendwie fehlte mir das, jedoch genoss ich es auch mich einmal nicht bei jemandem für mein Verhalten rechtfertigen zu müssen, so wie es bei meinem Vater wäre.
„Nein, ich habe nur drauf gewartet, dass du mich wecken kommst! Ich hätte auch schon vor einer halben Stunde aufstehen können, aber dann wurde ich hier ja wie du siehst als Kissen missbraucht...", erklärte ich, meine Augen blieben dabei geschlossen und als sich vorsichtig die rechte Hand des Älteren auf die meine legte, welche noch immer durch das Haar des siebenjährigen vor mir fuhr, um bewegungslos zu verweilen, da war ich erleichtert. Manuel war mir nicht böse dafür, dass ich seinen Sohn so nahe an mich zog und ihm ein wenig Liebe spendete, so wie er es an meiner Stelle sonst getan hätte. Er machte sogar mit, ließ mich sein Kind umschließen und fand es gut wie ich den Jungen tun ließ, denn meine Pflicht war es nicht. „Du bist ja aber auch verdammt bequem, da kann man Milo keinen Vorwurf machen!", verteidigte Manuel seinen Sohn und nun öffnete ich doch die Augen, um den Kopf ein wenig zur Seite zu drehen, damit meine rot werdenden Wangen kaschiert werden konnten. So etwas hatte mir noch nie jemand gesagt. Ich war doch nicht bequem, eher konnte ich mir vorstellen ein gewisses Gefühl von Sicherheit auszustrahlen, wie auch immer ich das tat, aber bequem war ich nicht. „Bin ich nicht, Manu. Milo hält mich nur für dich, deswegen kuschelt er mit mir...er mag mich doch nicht, schon vergessen?", fragt ich den Älteren mit betrübtem Blick und sofort bekam ich einen Kuss auf die Wange gedrückt, ganz sanft. Mir wurde warm bei dieser Berührung, ich genoss es zu wissen, dass ich nun einen beruhigenden und liebevollen Satz gesagt bekommen würde, so wie es der Millionär immer tat, wenn ich deprimiert war. Er schien es sich tatsächlich zur Aufgabe gemacht zu haben für mich da zu sein, wenn ich wieder Mal ein wenig deprimiert war und diese Aufgabe erledigte er wirklich ausgezeichnet.
„Bist du wohl! Ich kuschele super gerne mit dir und Milo findet dich gerade auch sehr toll, guck doch Mal wie er guckt! Das hier ist eine gute Gelegenheit für dich ihm zu zeigen, dass du ihn magst und gar nicht so übel bist, wie er denkt. Mach einfach gleich die Augen zu, wenn Milo aufwacht, ja? Ich rede mit ihm und dann darfst du dich endlich auch einmal mit ihm unterhalten, versprochen. Gib ihn bitte nur nicht auf...", sprach mein Freund und so sanft wie er nun seine Stirn an meinen Hinterkopf anschmiegte, dabei offenbar hoffte ein wenig Ruhe auszustrahlen, da fragte ich mich, wie niedlich eine einzige Person eigentlich sein konnte. Ich würde den Jungen doch niemals einfach so aufgeben, wie auch, so müde wie er sich an mich kuschelte und unbewusst den Mund ein Stück weit offen hatte, könnte ich doch niemals die Entscheidung treffen nicht mehr zu versuchen mich mit ihm anzufreunden, er war einfach zu süß. Bisher hatte ich noch nicht wirklich ein Wort mit ihm wechseln können, aber ich wusste, dass der Junge ein kluges Kerlchen war und eine Menge an Nähe brauchte, was mir schon reichte um sagen zu können, dass er ein guter Mensch war. „In Ordnung, Manu. Wenn er dann aber auch noch Angst vor mir bekommt, dann hast du dir eine Schelle verdient!", gab ich nach und ganz automatisch wurde ich näher an den Millionär gezogen, bekam ein bisschen mehr Nähe. Ich war schon gespannt darauf, was der Grünäugige seinem Sohn sagen würde und wie dieser darauf reagierte, dass er sich an mich kuschelte und nicht an seinen Vater, so wie er es gewohnt war, denn etwas nettes würde er ganz sicher nicht tun. Wahrscheinlich würde er versuchen wollen von mir wegzukommen, einfach wortlos wegkrabbeln und ich würde es einfach zulassen, schließlich musste ich schlafen spielen.
Still lagen wir also da, warteten darauf, dass Milo seine Augen öffnete und ich neigte dem Kleinen sogar meinen Kopf ein wenig zu, wodurch meine Lippen beinahe seinen Kopf berührten. Tatsächlich dauerte es gar nicht lange, bis sich der Schwarzhaarige vor mir zu bewegen begann. Ganz vorsichtig drückte sich meiner Brust eine winzige Hand entgegen, unbewusst wurde ich ein wenig stärker umschlungen und der Mann hinter mir schnaubte belustigt, fand es scheinbar süß wie unbeholfen sein Sohn nach Wärme suchte. Ich konnte das Gesicht des Braunäugigen leider nicht sehen, doch allein, dass sein Kopf ein kleines bisschen nach oben guckte, sodass er mich genauer angucken konnte, ließ mein Herz eine Oktave höher schlagen. Kein Wort kam Manuel über die Lippen, er wartete gemütlich ab, bis sein Kind sich zu Wort meldete und handelte. Er wartete ab was geschah, plante und machte erst dann etwas, wenn es nötig wurde, was ich bewunderte. Bei mir musste immer alles ganz schnell gehen, ich hasste es zu warten und konnte es ebenso wenig leiden nichts zu tun, deswegen hatte ich mich auch kurzerhand entschieden zu Archie zu gehen, weil ich nicht mehr auf eine Veränderung warten konnte. In meinem Fall war es dieses Mal das beste gewesen, was ich hätte machen können, der selben Meinung war auch Manuels Mutter und doch war auch Manuels Vorgehensweise nicht falsch. Erst einmal zu gucken was sein gegenüber tat war das beste was man tun konnte, so war man sofort in der Lage richtig zu reagieren und ich würde mir das ein wenig abgucken, denn vielleicht ließ sich mein Vater so eher auf ein Gespräch mit mir ein, in welchem er mir erklärte, warum er mich nicht so lieben konnte wie Manuel.
Erst dachte ich, dass Milo sich ganz langsam von mir entfernen wollte, doch damit lag ich absolut falsch. Ganz sanft, kaum spürbar, legte sich auf einmal eine kleine Hand auf meine Wange und fuhr diese hinab, erschrak mich. Mit einer Berührung dort hatte ich am aller wenigsten gerechnet, ich hätte verstanden, wenn er mich nun von sich gestoßen oder angefangen hätte zu weinen, aber allein schon, weil der Kleine nun Mal ein Kind war und deswegen alles erst einmal austestete, tat ich nichts weiter, als ihn ein wenig mehr zu mir zu ziehen. Erschrocken zog der siebenjährige seine Hand zurück, dachte wohl, dass ich aufwachen würde und doch bewegte ich mich nun nicht weiter, ließ ihn tun. Es war wichtig, dass der Kleine sich an meine Nähe gewöhnte und wenn er das so tat, dann würde ich ihn nicht davon abhalten. Ich würde ihn alles tun lassen was er wollte, nur um zu zeigen, dass er mich nicht zu hassen brauchte und auch, wenn er einfach nur ein bisschen Zeit brauchte, um mich an seiner Seite zu akzeptieren, fände ich es schön, wenn er sich so schnell wie möglich an mich gewöhnen könnte. Zärtlich wurde ich nun angetippt, weswegen ich nun doch blinzelnd die Augen öffnete und verwundert in die großen, glänzenden braunen Augen meines gegenüber, welche nicht einmal halb so ängstlich schienen wie ich es erwartet hatte.
„Patrick?", erklang die hohe, sanfte Stimme des Schwarzhaarigen und ich begann vorsichtig zu lächeln, um dem Kleinen das Gefühl zu geben, dass ich für ihn da war. Manuels Hand lag noch immer auf der meinen, der Jüngere wusste also, dass wir nicht allein waren und wahrscheinlich gab ihm genau das die Kraft mich anzusprechen, was vollkommen legitim war. Seine Worte richteten sich an mich, nicht an seinen Vater und egal was nun kam, ich würde ihm nun so gut wie möglich versuchen zu helfen. „Mein Papa hat gesagt, dass du mich immer mit zum Schlittschuhlaufen begleiten könntest...können wir, wenn wir zuhause sind Schlittschuhfahren gehen?", fragte mich der Braunäugige mit bittendem Blick und ich musste mich anstrengen um zu verstehen, was Manuel wohl gemacht hatte, als ich gestern geschlafen hatte. Er versuchte ein wenig nachzuhelfen und nutzte die Tatsache, dass er nicht so oft mit seinem Sohn das machen konnte, was er wollte, um mir einen Grund zu geben mit ihm Zeit zu verbringen. Ich war nicht so der größte Fan davon Schlittschuhlaufen zu gehen, das eine Mal mit Manuel hatte mir fürs erste gereicht, aber der Millionär hatte absolut recht mit dem Gedanken, dass das der richtige Ort war um Milo von mir zu überzeugen. Je mehr Zeit wir miteinander verbrachten, desto größer würde sein Vertrauen in mich werden und eventuell unterhielt er sich auch mit mir, oder fragte mich bei irgendetwas nach meiner Hilfe, das würde mich so glücklich machen. Manuel war ein einziges Genie, ich würde mich wohl bei ihm bedanken müssen.
„Können wir machen, aber ich möchte, dass du mir versprichst mich nicht mehr zu ignorieren, ja? Das macht mich nämlich traurig...", meinte ich und als ich sah, wie die Augen des Kleinen zu glitzern begannen, da wusste ich, dass unsere Beziehung zueinander sich ein wenig bessern würde. Überglücklich kuschelte sich der siebenjährige an mich, lächelte mich das erste Mal an und ich verliebte mich direkt in diesen Blick, es war genau wie bei Malu. Beide waren sie einfach unglaublich niedlich, besonders Malu war so lebensfroh und freute sich darüber mit jedem Zeit verbringen zu dürfen, egal ob mit Michael, Maurice oder sogar mir. Milo war eher wählerisch, ihn sah ich bisher nur mit seinem Vater wirklich etwas tun und wer wusste schon was die Zukunft einem brachte, vielleicht würde ich den Jungen ja dazu bekommen mit mir Fußball zu spielen oder Manuel erlaubte mir eine Spielkonsole zu kaufen, denn gegeneinander zu spielen war viel lustiger, als immer nur allein da zu sitzen. Ich wollte nicht, dass der siebenjährige mich lieb hatte, so wie seinen Vater oder seine Schwester. Stattdessen wäre ich einfach gerne ein Freund und würde den Schwarzhaarigen dabei unterstützen ein selbstständiger, junger Erwachsener zu werden, so gut ich konnte. Das gemeinsame Schlittschuhlaufen gehen würde der erste Schritt in die richtige Richtung sein, vielleicht fanden sich sogar schon gemeinsame Interessen oder der Braunäugige tat etwas, was ich schnell lernen konnte, dann könnten wir uns mit etwas beschäftigen, was er gerne tat und uns näher kennenlernen.
„Versprochen!"
~2420 Worte, geschrieben am 24.04.2021, hochgeladen am 03.06.2021
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top