Kapitel 74

Dienstag, 29. August

Dass heute Dienstag ist und heute die Schule beginnt, ist etwas ungünstig, da die Ferien zu schnell vergangen sind. Das waren nie im leben sechs Wochen, vielleicht zweieinhalb Stunden - okay, wir wollen es nicht übertreiben. Maximal sieben Tage. Ich muss mich dieses Jahr viel mehr anstrengen, denn dieses Jahr geht das Abitur so richtig los. Es gibt keine Noten mehr, sondern Punkte und ich brauch ganz viele Punkte! Was mir den Tag etwas versüßt, ist die Tatsache, dass Michael Jackson heute Geburtstag hat und ich heute möglicherweise jeden die Ohren voll singen werde. Außerdem ist es immer noch warm, dank der Erderwärmung, sodass es mich noch besser fühlen lässt. Ah, mir fällt wieder etwas ein! Heute kommt die neue Schülerin. Mal sehen, wie sie aussehen wird und vor allem wie sie ist. Sie wird entscheiden, ob Can oder ich gewinnen werde. Can. Ich kann es immer noch nicht glauben. Was er da gesagt hat, verschlägt mir immer noch die Sprache, aber es kann gut möglich sein, dass er trotzdem nur gelogen hat, da er sehr gut in solchen Dingen ist. Trotzdem war es ein sehr... wie soll ich sagen? Ein sehr interessantes und informierendes Gespräch gewesen. Zudem habe ich eine gute Tat getan, da ich ihm seinen Geburtstag versüßt habe. Ranja oder generell meinen Freundinnen habe ich bis jetzt davon nichts erzählt. Einfach, da sie sich falsche Gedanken haben und schon eine Hochzeit planen würden. Als Ranja mich gefragt hat, was passiert sei, habe ich einfach gesagt, dass ich ein anderes Mal darüber sprechen möchte. Darauf ansprechen tue ich ihn selbstverständlich nicht. Es wäre auch total absurd, wegen sowas jemanden anzusprechen. Ich warte einfach, bis er den nächsten Schritt macht und verhalte mich dann so, wie er es auch tut. Gerechtigkeit muss ja schließlich sein. Mit einem Grinsen komme ich an meinem Kreis an und sehe keinen Grinsen, was mich mehr zum Grinsen bringt. "Wieso bist du so fröhlich?", fragt Viyan entsetzt. Ich bin selten eine Person, die sich nicht auf die Schule freut. Vielleicht, weil alles mit den Freunden in der Schule lustiger ist. Ich weiß es nicht, aber, wenn ich mal keine Lust habe, dann sollte man nicht mit mir reden. "Unser Sonnenschein bringt gute Laune hier rein", sagt Ramazan und umarmt mich, gefolgt von Malik. "Ich glaube, ich sollte anfangen zu singen." Gerade will ich das wahrscheinlich beste Cover zu Man In The Mirror singen, da werde ich von Saliha und Viyan aufgehalten, die mir den Mund zu halten. Sie sind halt neidisch. Da kann man nichts machen. Saliha und Viyan sehen nicht wirklich prickelnd aus, vor allem Viyan. Sie sieht so aus, als ob man sie zwei Wochen lang draußen rumstehen gelassen hat. Ich setze mich auf die Metallbank und zupfe am Loch meiner Hose rum, kann mich aber nicht mehr auf die Franzen konzentrieren, da ein mir bekannter Duft in die Nase steigt. Ich werde einfach so tun, als ob er nicht da wäre - und ich ignoriere mein Herz. Er tritt vor mich, um Ramazan und Malik mit deren Handschlag zu begrüßen, Viyan und Saliha begrüßt er mit einem einfachen Hallo. Ich achte solange auf meine Air Jordan 6 Infrared und kann meinen Augen nicht trauen, als ich Cans Schuhe sehe. Air Jordan 6 Low Chrome! Woher? Das sind echt schöne Schuhe, die ich selber haben will, doch da der verehrte Herr Can sie hat, kann das lange dauern. Vielleicht im Studium. Da werde ich ihn eh nicht mehr sehen. Seine Füße drehen sich in meine Richtung, was mir signalisiert, dass er etwas von mir möchte, also hebe ich mit neutralen Blick den Kopf und sehe, wie Can mir seine große Hand reicht. Langsam und verwirrt nehme ich sie entgegen und realisiere erst jetzt, dass er mir seine Hand gereicht hat, um mich so zu Begrüßen - wie nett. "Heute ist es soweit." Er lächelt mit einem Hauch von Souveränität. Er hat die Wette nicht vergessen. Wieso sollte er auch? Ich nicke nur anerkennend und ziehe kurz meine rechte Augenbraue hoch, bevor ich meine Hand aus seiner entgleiten lasse. Kurz danach laufen wir zum Deutschraum, wo möglicherweise das neue Mädchen sein wird. Warte! Ist sie das? Ein Mädchen, welches einen etwas schüchternen Eindruck vermittelt, steht alleine an der Wand. Das kann nur sie sein. Ich kann von hier aus sehen, dass sie sich schmink, zwar nicht heftig, aber sie tut es. Die Kleidung ist schlicht gehalten, wie eigentlich alles an ihr. Mal sehen, was sich so ergibt. "Da ist ja mein Opfer." Ich kann Cans hämisches Grinsen schon förmlich spüren, als er sich neben mich stellt. "Willst du es jetzt schon angehen?" Er nickt mir grinsend zu, gibt seinen Jungs ein Zeichen und lauft auf sie zu. Das kann ja mal was werden. "Wird er sie sich jetzt ernsthaft klären?", fragt Viyan, was ich ihr bestätige. "Er darf nicht gewinnen." Er kommt bei ihr an und lächelt ihr charmant zu - Arschloch. Sie lächelt schüchtern zurück. Wieso lächelt sie zurück?! Anscheinend stellt er sich vor, denn es kommt mir so vor, als ob seine Arschloch-Lippen ein Can formen würden. Sie hätte es irgendwann sowieso erfahren, also wozu das Vorstellen? Wenn sie jetzt auf ihn reinfällt, dann ist sie einfach zu dumm! Dumm und naiv! Ja, sie ist dumm, denn ich kann erkennen, dass sie ebenfalls ihren Namen nennt. Irgendetwas mit A oder E. Wären hier nicht so viele scheiß Oberstufenschüler, dann wäre das ganze viel einfacher. "Was passiert da gerade?", fragt Malik. "Dein ach so charmanter Freund hat sich dem Mädchen vorgestellt", teile ich ihm leicht genervt mit und verschränke meine Arme vor meiner Brust. "Wieso kommen jetzt beide auf uns zu?!", zische ich. Ich kann mich nicht auf Knopfdruck mit fremden Leuten anfreunden. Das geht einfach nicht. Allein bei meinen Freundinnen habe ich minimal ein Jahr gebraucht und jetzt kommt Can mit diesem Mädchen an und will sie uns vorstellen? Wer sind wir? Seine Eltern? "Shana, ganz ruhig bleiben", versucht mich Saliha schmunzelnd zu beruhigen. Süffisant lächelt Can mich an und zwinkert, während ich meine Augen verdrehe und mich an die Wand lehne. Das Mädchen und Can werden nicht von mir beachtet, sondern Ramazans tollen Haare. "Leute, das ist Elif." Habe ich doch gesagt: entweder A oder E. Sie begrüßt alle und bekommt von jedem, außer mir natürlich eine Begrüßung zurück. "Ramazan benutzt du ein neues Shampoo?" Ramazan schaut mich an und fährt sich grinsend durch seine hellbraunen Haare. "Ja, von Herbal Essences. Da wo Nicole Scherzinger nackt ist und wegen ihren weichen und tollen Haaren stöhnt." Er stöhnt kurz und fährt sich dann dramatisch durch seine Haare, weswegen wir anfangen zu lachen. Auch diese Elif lacht. Kann die mal aufhören zu lachen? Es steht auf jeden Fall fest, dass ich sie jetzt schon nicht abhaben kann. "Das sind Viyan, Saliha, Ramazan, Malik und zu guter Letzt die temperamentvolle Shana." Ich schmecke die Provokation raus und würde ihn jetzt am liebsten töten. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass sie entgegenkommend nickt. Nicht einmal eine Minute später fangen Viyan und Saliha eine Konversation mit ihr an. "Was ist los?", flüstert Ramazan. "Nichts", antworte ich und spitze dann meine Lippen. "Ach komm. Gerade wolltest du noch die ganze Welt umarmen und jetzt bist du kälter als eine Gefriertruhe." Ich schaue ihn leicht belustigt an. "Eine Gefriertruhe? Dein Ernst? Etwas Besseres fällt dir nicht ein?" Er schüttelt arrogant den Kopf. "Ich und der Rest der Welt sind der Meinung, dass meine Vergleiche zu gut für diese Welt sind. Ich bin halt zu schlau!" "Sophisticated also?" Ich schaue ihn spitzbübisch an. "Bleib mir bloß mit deinen Fachwörtern fern! Langsam fühle ich mich wie in Harry Potter mit diesen ganzen Wörtern", meckert er und dreht mir beleidigt den Rücken zu.

Nach der entspannenden Deutschstunde laufe ich zum Pädagogik Raum. Ich habe die Sozialwissenschaften abgewählt, weil mich diese Scheiße einfach null interessiert hat. Mit mir sind noch Malik und Saliha im Kurs. "Shana, Elif ist voll die Süße." Ich verdrehe meine Augen wieder. "Wirklich?" Ich versuche interessiert zu klingen, doch es hört sich so an, als ob ich an einer Zynismus-Bulimie leide. "Du magst sie gar nicht oder?", flüstert Malik und stupst mich mit seinem Kopf an. "Nicht mal ein bisschen." Wie das Schicksal es so wollte ist auch diese Elif da. Gott! Kann sie nicht wo anders hin? Ich stöhne genervt auf und lehne mich direkt an die Wand. Saliha schaut mich unschuldig an. Sie ist einer dieser netten Personen, die mit jedem sofort reden kann. Ich bin das komplette Gegenteil. "Geh", erlaube ich ihr und sehe zu wie sie zu Elif läuft. "Was hast du bloß gegen Elif?", fragt Malik lächelnd. Ich zucke genervt mit den Schultern. "Ihr Aura stört mich einfach." "Dich will ich nicht als Feindin haben", neckt er mich und entlockt mir somit ein Schmunzeln. "Das möchte niemand." Früher war ich so, dass ich die Person es richtig spüren gelassen habe, wenn ich sie gehasst habe - egal mit welchen Mitteln. Ob das heute immer noch so ist bezweifele ich nicht, wie man bei Elif unschwer erkennen kann. Als wir den Raum betreten, kann ich nicht aufhören zu lächeln, denn Herr Krasniqi ist mein Pädagogiklehrer. Ich schaue nach hinten zu Saliha und sehe, wie sie und Elif sich zusammen setzen. Oh nein, das hat sie nicht wirklich gemacht! "Oh mein Gott!", rufe ich entsetzt und geschockt durch den Kurs. Wie kann Saliha mich hintergehen? "Shana, ist alles in Ordnung?", fragt Herr Krasniqi mich, zu dem ich mich drehe. "Ich wünschte es wäre so." Ich versuche nicht zu zynisch zu wirken, doch es gelingt mir nicht. Zum Glück reagiert aber Saliha drauf und erntet einen giftigen Blick von mir, woraufhin sie mit ihren braunen Kulleraugen und einem unschuldigen Lächeln zu Boden schaut. "Komm, setz dich zu mir." Malik zieht mich am Handgelenk zum Tisch, wo wir uns niederlassen und unserem hübschen Lehrer zuhören. "Jetzt nimmt sie mir auch noch meine Freunde weg! Wehe du ersetzt mich auch!" Malik zeigt mir sein ehrliches Lächeln. "Dich würde ich niemals ersetzten", flüstert er theatralisch und zwinkert mir zu. Pädagogik sieht bis jetzt sehr einfach aus, da wir einfach nur über Erziehung und Kinder reden, also habe ich bis jetzt gute Chancen 14 oder vielleicht sogar 15 Punkte zu erreichen. Ich laufe gerade mit Malik raus, da kommt Saliha, die ich mit einem kaltem Blick abweise, vor allem, da Elif auch dabei ist. "Shana, sei nicht so. Sie wäre sonst allein. Du hast doch Malik", flüstert sie. "Ach und wenn ich jetzt Streit mit Malik hätte?" Ich kann es nicht ab, wenn meine zu freundlichen und sozialen Freunde sich mit Menschen anfreunden, die ich auf Anhieb nicht leiden kann. Und wenn ich eine Person nicht mag, dann ist es sehr oft so, dass sie schlecht ist. Das war bei sehr vielen Freunden meiner Freundinnen so. Es ist also ein Beschützerinstinkt. "Saliha? Kommst du mit mir auf die Toilette?" Saliha lächelt mich wieder entschuldigend an und geht dann mit ihr. Kann sie nicht alleine auf Toilette?! Stirbt sie sonst?! Wir setzen uns draußen auf die Bank hin und warten auf den Rest. Anfangs hatte ich total gute Laune, doch dann kam Can mit Elif und alles ist jetzt für den Arsch. Das darf aber nicht so sein. Er darf meine Laune nicht suggerieren! Schwester, wir zeigen ihm, wie wir das regeln!, motiviert mich meine innere Stimme, als wäre ich Rocky und meine innere Stimme Mickey. Sofort verwandelt sich meine gelangweilte Haltung zu meiner, mit einem Hauch von Arroganz verzierten, selbstbewussten und überlegenden Haltung - so wie ich es am liebsten habe. Ich sehe Can und Ramazan vom weiten, also ziehe ich Malik zu mir und drücke ihn neben mich auf die Bank. "Was hast du vor?" Anscheinend mache ich es sehr offensichtlich, denn ein Schmunzeln kann Malik sich nicht verkneifen. "Spiel einfach mit", flüstere ich grinsend und lehne mich an seine Schulter an. "Rieche ich da etwa Romantik?" Ramazan grinst pervers und wackelt mit seinen Augenbrauen. "Setz dich", erwidere ich ruhig und zeige auf den Platz, der neben mir noch unbesetzt ist. Natürlich setzt er sich zu mir und hilft mir somit weiter. Ich kann mir ein siegessicheres Grinsen nicht verkneifen, denn Can schaut überall hin, außer zu uns. "Du bist ein Teufel", flüstert Ramazan, weswegen ich kichern muss und was noch mehr ins Bild passt. Herrlich, dass Can sofort zu uns geguckt hat, als ich gekichert habe. Ich schaue mir Ramazans Haare an und fahre dann durch diese. Egal wie billig diese Situation aussieht, ich genieße es. Außerdem muss man nur den Hintergrund kennen, um zu verstehen und nachzuvollziehen. "Malik, du hast echt schöne Augen. Kaum zu glauben, dass ich dich einmal nicht gemocht habe." Mein freundliches Lächeln lässt ihn ebenfalls lächeln, sodass ich noch mehr lächeln muss. Hach, Lachen ist etwas Schönes! "Oh mein Gott! Geschichte ist so geil!", kommt es freudig von Viyan, als sie uns erreicht hat. "Ach wirklich? Was hast du denn so gemacht dort?", fragt Can, was so ziemlich jeden hier überrascht, denn er interessiert sich genau so wenig für Geschichte, wie ich. Sofort fängt Viyan an zu erzählen. Warte mal! Versuch er jetzt ernsthaft, mich mit meiner Freundin eifersüchtig zu machen? Oh nein, nicht mit mir! Leider Gottes kommen Saliha und Elif zu uns. Natürlich gilt Cans Blick sofort zu ihr und er lächelt verstohlen. "Malik, du musst mir unbedingt wieder Nachhilfe in Mathe geben", sage ich laut genug, sodass Can kurz sein Gespräch mit Elif stoppt. "Wie wäre es, sich bei einer Nachhilfe anzumelden?" Natürlich höre ich seinen gedämpften Zorn raus, doch das interessiert mich gerade null. "Malik, kann ich mich bei dir anmelden?" Ich lächle unschuldig, während er und Ramazan leise anfangen zu lachen. 1:0 für mich, Can.

Gerade jetzt fällt mir wieder ein, was Can an seinem Geburtstag gesagt hat. Zudem überkommt mich ein komisches Gefühl, da er zugegeben hat, dass er mich küssen wollte und ich ihm diesen Wunsch immer noch nicht erfüllt habe. Das heißt, dass er es immer noch will? Aber wie wir jetzt sehen können, war es doch nur gespielt. Zum Glück bin ich nicht darauf reingefallen. Das wäre auch viel zu naiv von mir gewesen. "Zu schade, dass Aleyna heute nicht da ist." Ja, ich finde es wirklich schade, da ich einfach ihren Gesichtsausdruck sehen wollte, wenn sie Can und Elif sieht. "Aber sonst geht es dir gut?", fragt Saliha entsetzt, der ich nur den Rücken zu drehe. "Shana", setzt sie an, doch ich kneife meine Augen zusammen, als ich mich zu ihr drehe und sie damit zum Schweigen bringe. "Komm, Ramazan. Wir müssen zu Biologie", sage ich etwas patzig, ziehe meinen besten Freund hoch und umarme ihn den ganzen Weg hoch bis zum Raum. "Da hat mich jemand ja echt vermisst", schmunzelt Ramazan. "Ich konnte gar nicht mehr ohne dich", gebe ich theatralisch zurück und lasse ihn immer noch nicht los. "Anscheinend hast du dich endlich von Can losgebunden", höre ich die ekelhafte Stimme von Aleyna. Ich drehe mich mit einem missbilligenden Blick zu ihr und lache höhnisch auf. "Du bist zu sehr hängen geblieben. Außerdem, was suchst du denn hier?", gebe ich patzig von mir. "Ich bin in Bio-LK", antwortet sie angeberisch. "WAS?", rufen Ramazan und ich gleichzeitig. Das kann nicht wahr sein. Diese Schabracke ist im LK? Das kann nur schlimm werden. "Wie kann man etwas so Dummes wie dich aufnehmen?" Ich lächele arrogant und sehe hinter Aleyna Can und diese Nerv tötende Elif auftauchen. "Bitte lass sie nicht im Bio-LK sein", bete ich zu Gott, doch leider erfüllt er mir diesen Wunsch nicht. "Was suchst du hier, Aleyna?", stöhnt Can genervt auf. Jetzt bemerkt Aleyna Cans Begleitung und zieht entgeistert ihre angemalten Augenbrauen hoch. "Unterricht!", zischt sie und geht zu irgendwelchen Schülern, die ebenfalls im Kurs sind. Ich löse mich von Ramazans Oberkörper und umklammere stattdessen seinen Arm, was Can nicht so gefallen scheint. Die Tür zum Biologie Raum wird geöffnet, sodass wir alle hineintreten können und gespannt unserem neuen Thema zuhören können. Wie im letzten Jahr sitzt Ramazan wieder neben mir in der ersten Reihe. Da Can und Elif nach hinten gehen, gehe ich mal davon aus, dass sie sich zusammensetzen. Ekelhaft. Aleyna setzt sich zu irgendeinem Jungen, der mir nicht wirklich bekannt vorkommt. Ich höre, wie sie entsetzt die Luft einatmet. "Ich hoffe, dass ihr euch alle gut erholen konntet", begrüßt Frau Schnitzler uns und fängt sofort mit unserem Thema an, welches die Neurobiologie ist. "Zu aller erst: Was sind Nerven?" Sofort melde ich mich und komme dementsprechend ran. Wie gut, dass ich mich damit befasst habe "Eine Art Struktur, die der Erregungsleitung dient." Sie nickt lächelnd, da sie weiß, dass ich Medizin studieren will und mich deswegen auch stets bemühe."Sehr gut. Weiß den auch jemand aus was ein Nerv besteht?" Ich und Ramazan melden uns, doch leider wird Can drangenommen. Wieso weiß er das? Nur weil er Medizin studieren will, muss er sich nicht in seiner Freizeit damit befassen. Das machen nur Ramazan und ich! "Ein Nerv besteht aus einer Vielzahl gebündelter Nervenfasern und dem sie umgebenden Bindegewebe." Ich verdrehe die Augen, da seine Stimme mich nervt. "Interessant. Anscheinend haben sich einige Informiert, sehr gut!", lobt sie uns. "Kennt einer von euch auch einige Bausteine eines Nerven?" Ramazan wird rangenommen und zählt Dendriten, Axonen, die Schwannsche Zelle, Ranvierscher Schnürring und die synaptischen Endköpfchen auf. Ich bin stolz auf ihn. "Hervorragend!", lobt sie Ramazan, der stolz grinst. Sie zeigt mit ihrer Hand auf eine Person, da sie anscheinend den Namen nicht kennt. "Ein Neuron kann bis zu 10000 Synapsen haben", informiert uns Elif, obwohl niemand gefragt hat. "Oh Gott, wenn juckt's?", flüstere ich genervt und stütze mit meiner Hand meinen Kopf ab. Nach einigen Informationen, die Frau Schnitzler an die Tafel geschrieben hat, bearbeiten wir die Aufgaben und erheben uns dann eine Minute vor dem Klingeln, um zu Chemie zu laufen. Saliha und Viyan haben Chemie abgewählt. Saliha hat schon seit der Realschule Chemie gehasst, während ich es geliebt habe. Wir reden über den Antrieb und die Steuerung chemischer Reaktionen, was mir sehr einfach fällt. Dieser Mann erklärt es einfach auch zu gut. Und was ebenfalls gut ist, ist dass Elif nicht hier ist. Und am besten ist es, dass heute die Stunden im Flug vergehen.

Schnell verlasse ich das Gebäude und will zum Bus rauschen. Auf Viyan und Saliha warte ich nicht, da sie die letzten frei hatten. Ich laufe durch das Tor, werde aber dann von einem festen Griff aufgehalten. Genervt drehe ich mich zu der Person und schaue in zwei vor Provokation leuchtenden Augen. "Was?", keife ich dezent. "Was ist los?", schmollt Can leicht. "Ich will meinen Bus kriegen." Ich schaue apathisch an ihm vorbei und schaue, ob Ramazan oder Malik irgendwo zu finden sind, damit ich mich nicht mehr mit diesem Riesen herumschlagen muss. "Du schmollst." Er tippt kurz auf meine Unterlippe und fängt kokett an zu lächeln. "Nein, tue ich nicht." Ich seufze und will weiter laufen, doch unser Freund möchte das wohl nicht. "Doch. Ich sehe das doch." "Kann ich jetzt gehen?" Er schnalzt einmal mit der Zunge und verschränkt seine muskulösen Arme vor seiner muskulösen Brust. Habe ich schon einmal erwähnt, dass er muskulös ist? Er will etwas ansetzen, doch dann kommt das Mädchen, das mir die weiteren zwei Jahre die Nerven strapazieren wird. "Ciao", verabschiedet sie sich von Can mit einer Umarmung. Sie umarmt ihn?! Wie lange kennen die sich? Zwei Stunden? Ich meine Can und ich haben viel intimeres erlebt und umarmen uns nicht, also wieso sollten sie es? "Ciao, Shana", murmelt sie etwas eingeschüchtert. "Ciao", verabschiede ich mich stumpf von ihr und mache ihr Platz, damit sie durchlaufen kann. "Also ich muss mir langsam überlegen, was ich als Bestrafung nehmen soll. Soll ich es wie in einem bestimmten Film machen? Mit Peitschen?" Er grinst schelmisch und fährt sich mit seiner Zunge über seine Unterlippe, was ziemlich... nett aussieht. "Du willst mich auspeitschen?" Ich schaue ihn ungläubig an. Can Grey, man muss sich daran gewöhnen. "Ja, wieso nicht? Es würde mir gefallen", raunt er und kommt näher. "Wir werden ja sehen, wer wen auspeitschen wird. Ich werde dich fesseln und mehr als nur peitschen." Eigentlich habe ich nicht wirklich eine Idee, aber ich habe ja noch Zeit. "Soll das eine Affäre werden?" Sein rechter Mundwinkel zieht sich in die Höhe, während mir gerade bewusst wird, was ich da gerade gesagt habe. "Genug, ich muss los." Ich habe schon längst den Bus verpasst, doch das werde ich ihm nicht sagen, da er es sonst als Genugtuung sieht. "Ist da jemand eifersüchtig?" Sein Grinsen geht mir langsam auf die Nerven. "Ich? Eifersüchtig? Ich will ja nichts sagen, aber deine Blicke heute auf Ramazan, Malik und mir haben mir gezeigt, dass du eher eifersüchtig warst oder es vielleicht immer noch bist." Ich schaue ihn mysteriös an. Er zuckt kurz mit seinem Kiefer und schaut an mir vorbei. Ich lache, da ich ihn ertappt habe. "War da jemand eifersüchtig?" Ich stelle mich auf meine Zehenspitzen, um ihn in die Wangen zu kneifen, denn er legt den Kopf in den Nacken. "Süß." "Ich bin nicht eifersüchtig", streitet er ab und massiert sich seine Wangen, da ich etwas zu feste hinein gekniffen habe. "Du warst es. Wo sind die beiden überhaupt? Ich will mit ihnen zur Haltestelle laufen." "Die beiden sind zur Shisha-Bar gelaufen, du brauchst nicht auf sie zu warten." Etwas Zorn ist zu hören, was mich zum Schmunzeln bringt. "Na ja, ich gehe dann mal zur Haltestelle." Ich will laufen, damit ich endlich lachen kann, doch Can zieht mich zum Parkplatz. "Wird das eine Entführung?" "Du hast deinen Bus verpasst. Stell dich nicht dumm an." "Ich glaube nicht, dass das Aleyna oder Elif gefallen wird." Beide Namen betone ich mit Abscheu. "Die können mich mal." Oh, das gefällt mir! "Deine Schuhe sind scheiße." Warte! Das hat er nicht gesagt! "Was? Spinnst du?" Er schüttelt arrogant den Kopf und schließt die Tür auf. "Du bist doch nur neidisch, weil meine Schuhe tausendmal wertvoller sind, als deine", sage ich und lasse mich auf den Beifahrersitz fallen. Er sieht mich süffisant an und startet dann den Wagen. Als er sich anschnallt, tue ich es auch sofort, da ich ihn nicht beunruhigen will. "Can?" "Was willst du?" Eingeschnappt schaue ich ihn an. "Sei mal nicht so gemein! Wie lautet die Adresse deines Vaters?" "Nein, Shana." Ich muss wieder dahin, denn dieses Essen ist einfach der pure Himmel! "Komm schon! Ich verhelfe deinem Vater ein Milliardär zu werden", argumentiere ich. "Dann stirbst du mir davon", murmelt er, was mich lächeln lässt. "Sorgt sich da etwa der Bad-Boy um mich? Wie süß." Er seufzt und fährt sich durch seine Haare. "Willst du jetzt dort hin oder was?", fragt er mich, worauf ich euphorisch mit einem Ja antworte. "Gut, dann sag deiner Mutter Bescheid, dass du zu deiner Freundin gehst", meint er und fährt auf die Ausfahrt zu. "Warte! Nein! Fahr zurück!" Er trommelt auf dem Lenkrad rum. "Wieso?" "Weil ich zuerst mein Geld holen muss?" Er atmet nur aus und fährt weiter. "Can! Ich meine das ernst. Ich kann es nicht mehr sehen, dass du mir immer ausgibst. Ich fühle mich total unwohl." "Brauchst du nicht. Anderen hätte es gefallen, also fühl dich doch besonders." Oh Gott, jetzt vergleicht er mich mit seinen Weibern. "Can, mir gefällt es aber nicht." Er ignoriert mich gekonnt, was mich aufregt, doch dann kommt mir etwas in den Sinn. "Ich habe meine Medikamente nicht." Ich lächele siegessicher, während seine Hände das Lenkrad fester umklammern.

Er holt sein Handy aus seiner hinteren Hosentasche und gibt es mir. "Was soll ich damit?" "Gib 5652 ein und ruf meinen Vater an." "Nein, fahr mich nach Hause." "Shana, wenn du ihn jetzt nicht anrufst, dann werde ich dich so fett vor ihm blamieren. Ich werde dich als meine Freundin vorstellen und alles machen was dazu gehört. Wirklich alles und wenn ich dich sogar ausziehen muss und jetzt ruf meinen Vater an!", zischt er. Ich bin etwas geschockt und etwas verdutzt von dem, was er da gerade gesagt hat. "D-das traust du dich nicht", murmele ich und bin sehr angetan von seiner Dominanz. "Ach wirklich? Soll ich es dir zeigen?" Er legt seine große, rechte Hand - die die Hälfte meines Oberschenkels einnimmt - auf meinen linken Schenkel und fährt weiter nach Oben. Oh Gott! Zu meinem Pech ist die Hose an den Oberschenkel durchlöchert, sodass ich wegen den Löchern, die Cans Hand berührt, eine Gänsehaut kriege. Schnell schlage ich seine Hand weg, wähle die Nummer seines Vaters und stelle auf Laut. Nach nicht einmal zweimal Tuten nimmt der Vater ab.

"Ja?"

"Baba? Haben wir noch die Antiallergika?", fragt Can, worauf sein Vater anfangt zu lachen.

"Nimmst du wieder deine reizende Freundin mit? Ich will sie besser kennenlernen und deine Mutter wird sich freuen." Mir wird ganz warm, zudem fühle ich mich sehr geehrt, dass seine Eltern mich so sehr mögen. Can lacht kurz und schüttelt dann belustigt seinen Kopf.

"Ja, wir sind gerade auf den Weg."

"Sehr schön! Ich reserviere dann schon mal einen Tisch und bevor ich es vergesse! Lass sie nicht bezahlen."

"Doch! Ich wer-,", setze ich an, werde aber von Cans großer Hand auf meinem Mund unterbrochen.

"Dile min! Wir haben das doch so oft besprochen! Der Mann bezahlt für seine Liebste", sagt er mit einer sanften Stimme, die ich viel zu selten höre und viel öfters hören will.

"Kera min! Wenn du nicht sofort mit diesem Schauspiel aufhörst, dann wirst du sehen, was deine Liebste macht!", sage ich in einem niedlichen Ton, nachdem ich seine Hand entfernt habe, und was seinen Vater und ihn lachen lässt.

"Ich lege dann mal auf, bis später", verabschiedet der Vater sich von uns und wir uns von ihm, bevor ich auflege.

"Musstest du jetzt wirklich so tun, als ob wir zusammen sind? Jetzt stehe ich schlecht da." Can schnalzt mit seiner Zunge, was er ebenfalls öfters machen sollte, da es wirklich attrakt-, es sieht nett aus! "Meine Eltern lieben dich. Sei froh darüber, mein Herz." Ich schaue ihn schräg von der Seite an und sehe wie er lächelt. "Diese Komplimente stehen dir nicht, Can." "Findest du? Also alle Weiber, die etwas mit mir zu tun hatten, habe-," "Ich bin aber immer noch nicht einer deiner Weiber. Sag das doch zu Elif." Ich verschränke meine Arme vor der Brust und seufze genervt. "Hast recht. So kriege ich sie leichter rum." "So kriege ich sie leichter rum", äffe ich ihm nach. Can zieht an meiner linken Haarsträhne. Irgendetwas übt Druck auf meiner Brust aus. Ein Handy um genauer zu sein, Cans Handy, hehe. Mal sehen, was unser Playboy so versteckt. Ich gehe auf seine Bildergalerie und sehe verschiedene Bilder. Bilder von Mädchen, von irgendwelchen Gegenständen, ist das ein Fuß? Na ja, zudem haben wir noch Screenshots, Selifes und oho! Wir haben Oberkörperbilder im Angebot. Hat er keine Nacktbilder von Mädchen? Das hätte ich ihm ebenfalls zugetraut. Es sind zwar Bilder von Mädchen dabei, die etwas knapper angezogen sind, aber nicht komplett nackt. "Du findest dort keine Nacktbilder, aber wenn du willst, kann ich dir ein Bild von einem kleinen, nackten Ramazan zeigen", bietet er mir an. Mich überrascht es, dass er mir sein Handy nicht wegnimmt und mich angiftet. "Wo denn?", frage ich neugierig. Ich bin nicht eins dieser peniblen Mädchen, die bei allem direkt angeekelt sind. Vor allem, wenn die Sachen pornographisch sind. Es gibt einige, die beim Wort Sex sofort aufheulen und weiß Gott was tun. Es ist etwas total Normales. So ist man entstanden und so wird man sich fortpflanzen. "Ich würde dir ja gerne meine WhatsApp-Verläufe zeigen, aber da sind einige Sachen, die du noch nicht sehen darfst." Jetzt hat er meine Neugierde geweckt. Was versteckt er? "Was heißt noch nicht?", hake ich nach. "Erst ab achtzehn. Pornographische Inhalte, verstehst du?" Er grinst. "Aber einen kleinen, nackten Jungen bietest du mir an?" Okay, es ist Ramazan. Das sagt alles. Wir kommen am Kölner Parkplatz an und steigen hastig - okay, eigentlich steige ich hastig - aus. "Ganz ruhig. Das Restaurant rennt nicht weg." Wenn es ums Essen geht, dann renne ich. Ich höre nicht auf ihn und laufe auf das Paradies zu. Vor dem Eingang warte ich auf Can, da ich mich schäme alleine reinzugehen. Gemeinsam laufen wir rein und kommen Cans Vater entgegen. "Da seid ihr ja!" Er zieht mich in eine herzliche Umarmung und dann Can. Wow, das war schön. "Ich habe euch den Tisch gegeben, den ihr zu Letzt auch hattet. Ist das in Ordnung?", fragt er warm lächelnd. "Selbst wenn ich auf den Boden essen müsste, wäre es perfekt", sage ich und lächele schüchtern. "So ein Kompliment habe ich ja schon lange nicht mehr gehört, dankeschön." Er lächelt sanft, führt uns zu unserem Tisch und gibt mir dann ein Antiallergikum. Danach läuft er in die Küche, während Can die Karte liest. "Willst du nicht schauen, was du willst?" "Gleich." Ich bin gerade so fokussiert auf das schwarze Klavier. Ich will selber Klavier spielen können, kann aber nur alle meine Entchen und das Intro aus Lebe und denke nicht an Morgen. "Soll ich etwas für dich spielen?", fragt Can lächelnd. "Du kannst Klavier spielen?" Ich schaue ihn ungläubig an. "Was kriege ich, wenn ich es kann?" "Nichts." Er schaut mich mit einem anlehnenden Blick an. Ich bin jetzt echt neugierig! Was er wohl spielen kann? Wenn er überhaupt spielen kann. "Du isst einmal wieder bei uns zu Hause und dafür spiele ich auf dem Klavier." "Hast du mich so sehr vermisst?" "So sehr, wie noch nie zuvor." Er schaut mich mit seinen Löwenaugen eindringlich an, sodass ich leicht schlucken muss. Das fühlt sich intensiv an. "Okay. Ich muss Derya und deine Mutter sowieso wieder besuchen." "Sehr gut." Er ruft einen Kellner, der unsere Bestellung aufnimmt. Diesmal soll es ein Steak sein mit Beilagen, die ich nicht mitbekommen habe, da ich wieder auf das Klavier starre. Der Kellner von gerade legt ein Glas Wasser vor mich hin. Er hat braunes Haar und ein niedliches Gesicht. "Für die Tablette", informiert er mich lächelnd und geht wieder. "Dein Vater hat echt nette Mitarbeiter." Er verdreht seine Augen und zeigt auf das Glas Wasser. "Nimm die Tablette ein." Gesagt, getan. Ich muss den Kopf in den Nacken legen, da ich die Tablette nicht runterkriege. "Bist du so schlecht im runterschlucken?" Das Ambigue in seiner Stimme ist nicht zu überhören. "Perversling."

Das Essen kommt recht schnell. So schnell wie das Wasser in meinem Mund. "Wieso kann dein Vater so gut kochen?", flüstere ich schon fast mit Tränen in den Augen. Es ist ein Steak, welches wundervoll duftet. Man kann die Gewürze raus riechen, sowie das frische Gemüse. Rote und gelbe Paprika mit Weißkraut und Schafkäse. Ich glaube, ich weine gleich. Ich schneide nervös das Steak und nehme einen Bissen. Ich muss mir ein Stöhnen verkneifen. Würde eine Freundin vor mir sitzen, hätte ich schon geschrien, aber da es leider ein hormongesteuerter Junge ist, lasse ich es lieber. Es fühlt sich so an, als ob... als ob, ach keine Ahnung! Auf jeden Fall göttlich! Ich muss Promo für das Restaurant machen, also mache ich ein Foto und stelle es auf Snapchat. "Wenn ich im Sterben liege, dann möchte ich von hier mein Krankenhausessen kriegen." Ich bin voller als voll, aber habe es geschafft das ganze Steak zu essen. Es ist nur ein kleines bisschen Salat übrig geblieben, aber das ist keine-, okay, es ist doch eine Tragödie. "Willst du noch Nachtisch?", fragt Can schmunzelnd. "Ich kann nicht mehr!" SCHOKOKUCHEN! Der göttliche Kuchen kommt mir wieder in den Sinn, den ich wieder essen muss! "Can?", frage ich schüchtern. "Ja?" Ich lächle schüchtern. "Teilst du dir mit mir ein Stück vom göttlichen Schokokuchen?" Ich klinge so unschuldig, wie es nur geht. Can kann gar nicht Nein sagen. Er lächelt, wodurch seine weißen Zähne zum Vorschein kommen. "Gerne." Nach nicht einmal fünf Minuten kommt schon das Stück, was ab heute als mein Credo anerkannt wird. Ich degustiere ein Stück und seufze glücklich. Ich bin total voll, aber ein paar Stücke müssen rein. "Okay, ich platze gleich wirklich!", ächze ich. "Dann ist es Zeit." Can erhebt sich, läuft souverän zum Klavier und knackt seine Fingergelenke. Ich stopfe mir mein wirklich aller letztes Stückchen Schokokuchen in den Mund, was mir sofort wieder aus dem Mund fällt, da Can anfängt zu spielen. Und das mehr als gut!

Ich schaue ihn geschockt an, während die anderen lächelnd zu Can blicken. Er spielt River flows in you. Ein total schönes Lied. Ich werde glatt eifersüchtig bei seinem Talent. Er schaut so konzentriert und gleichzeitig so entspannt aus, wenn er spielt. Ein Junge, der schlau ist, muskulös, gut aussehend und Klavier spielen kann ist ein echtes Naturwunder! Cans Vater steht an der Wand und schaut stolz zu seinem Sohn. Ich bin ebenfalls stolz auf ihn - auch, wenn es keinen Grund dazu gibt. Ich bin total fasziniert und stolz. Er steht charmant lächelnd auf und kriegt von jedem - inklusive mir - Applaus. Verdienten Applaus! Ich schaue ihn bewundernd an, während er mir zuzwinkert und sich setzt. "Seit wann besitzt du so ein Talent?", konsultiere ich ihn direkt. "Seitdem ich acht bin." Er streicht mit seinem Finger über die Schokoladenglasur und leckt sie sich von seinem Finger, was einen echt schönen Film abgibt. "Wollen wir gehen?" Immer noch in Trance nicke ich und stehe auf. Mein Herz zieht sich zusammen, als Can - wie beim letzten Mal - einen Fünfzigeuroschein auf den Tisch legt. Mir ist aufgefallen, dass dieser Junge immer Geld dabei hat und das nicht wenig. "Verkaufst du Drogen?" Er schaut mich geschockt an und fängt darauf an zu Lachen und das sehr stark. Er hat eine schöne Lache. "Ach, Shana! Von Vergewaltigung zu Drogen. Du wirst immer kreativer." Er atmet tief durch. "Ich gehe arbeiten." Klingt plausibel. "Schläfst du manchmal auch mit den Mitarbeiterinnen?", frage ich, als ich im Auto sitze und mich anschnalle. "Shana, zu denen fühle ich mich nicht hingezogen." Man weiß ja nie. Im Auto ist es ruhig. Es ist eine angenehme Stille, die ich genieße. Als im Radio Dirty Diana anfängt zu laufen, richte ich mich auf und mache mich bereit mit zu singen. Mir egal, ob Can hier ist oder nicht. Mein Idol geht vor. Ich bewege mich etwas zu krass, aber, wenn ich Spaß habe, dann kann es nur amüsant werden für jeden. Also hat jeder etwas davon. Die Fahrt endet viel zu schnell, aber genossen habe ich davon jede Sekunde. "Dankeschön für heute", sage ich schüchtern und entscheide mich dafür ihn zu umarmen. Wenn Elif das kann, dann kann ich das auch! Und zwar besser! Can hält mich fest an sich und fährt mir über den Rücken, was mir eine Gänsehaut verleiht. Ich löse mich von ihm und schaue ihm in die Augen. Verdammt, er hat mich wieder in seinen Bann gezogen! Ich muss aufhören, ich muss aufhören! Das ist nicht gut. Er ist ein Player. "Ich gehe dann mal. Sag mir Bescheid, wann ich zu euch kommen soll", sage ich heiser und lächele kurz bevor ich aus dem Auto steige.

Oh Gott, was passiert dieses Jahr bloß?

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Wer mag Elif? HAHAHAHA
20.000 😏

- Helo

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