Kapitel 62
Wir haben 16:57 Uhr und stehen vor einer kleinen Miethalle, die für Ramazans Geburtstag gemietet wurde. Da ich nicht mit leeren Händen kommen wollte und zudem sehr schlecht im Kaufen von Geschenken bin, habe ich eine Packung Lidl-Caprisonne gekauft. Jeder mag diese Trinkpäckchen. Eigentlich wollte ich die originale Caprisonne holen, aber da waren mir zu wenige drinnen. Ramazan kommt und öffnet grinsend die Tür. Er nimmt mir sein Geschenk aus der Hand und läuft wieder rein, danach schließt er die Tür und lässt uns drei einfach vor der Tür stehen. Wir schauen uns alle belustigt an, denn wir wissen, dass er gleich wieder kommt. Hoffentlich, denn nach zwei Minuten kommt er immer noch nicht. "So jetzt könnt ihr rein. Es war noch nicht 17:00 Uhr", grinst er und umarmt mich. "Alles gute, du Esel", gratuliere ich und wuschle ihm durch seine Haare. Saliha und Viyan gratulieren ihn ebenfalls und laufen dann mit Ramazan und mir in die kleine Halle, wo Malik und Can miteinander reden. Cans Blick landet sofort auf mir. Er schaut mich sehr lange an, vor allem meine Beine. Ich glaube, das liegt daran, dass ich eine weiße high-waisted Hose anhabe, die meiner Figur sehr schmeichelt. Dazu habe ich ein schwarzes, schulterfreies, dreiviertel Oberteil an, das mir knapp über die Hüfte geht. Gewagt, aber das interessiert mich nicht. Mit einem Lächeln schmeiße ich meine geglätteten Haare nach hinten und umarme Malik zur Begrüßung. Can schaue ich nur arrogant an und widme mich dem Geburtstagskind. "Wann kommen die anderen? Mir würde es nichts ausmachen, falls keiner kommt", summe ich zuckersüß und wippe mit beiden Füßen. "Die kommen gleich", sagt Ramazan grinsend und isst einen Chip. "Ich hoffe, ihr könnt die typischen südländischen Volkstänze. Und ihr beiden werdet strippen! Eure Unterhöschen habe ich dabei", sagt Ramazan und schaut zu Can und Malik. Can beim strippen, hach! "Ich strippe nicht", wendet Can ein, der von uns allen einen bösen Blick abbekommt. "Wie kannst du dem Geburtstagskind einen Wunsch abschlagen?", sage ich gespielt beleidigt und nehme Ramazan in den Arm, was Can wohl etwas ausmacht, den seine Mundwinkel zucken genervt. "Komm, lass es uns einfach tun", meint Malik und schaut Can an. "Ja, komm schon!", sagt Viyan. "Can!", sage ich und klatsche im passenden Rhythmus in die Hände, dabei wiederhole ich immer Cans Namen, bis alle anderen mitmachen und Can sich ergibt und mit Malik strippen wird. "Wo ist der String?", sagt Can seufzend, was mich glücklich macht. "Can wird für mich strippen!", kreischt Ramazan wie ein Mädchen und springt mit mir auf und ab. Nicht gerade passend, wenn man einen trägerlosen BH trägt, aber ich hoffe, dass keiner auf Kim und Khloe geguckt hat. Als weitere Gäste eintreten, ziehe ich Malik und Can etwas weiter weg von Ramazan und erkläre ihnen, was sie machen sollen. "Wenn ich den Kuchen hole und er die Kerzen auspustet, kommt Musik. Ich werde mich mit der lautesten Box verbinden und dann mache ich Pony an. Ihr kommt oberkörperfrei rein und tanzt etwas für ihn", erkläre ich und schaue beide ernst an. Ramazan soll Spaß haben. "Und was ist mit den Unterhosen?", fragt Malik. "Die zieht ihr euch gleich über. Oder wenn ihr wollt könnt ihr eure Hose erst ausziehen und dann die Höschen anziehen. Das ist euch überlassen", sage ich grinsend. Ich gehe wieder zu Saliha und Viyan, denen ich Bescheid gegeben habe, ihre Handys bereitzuhalten für das folgende Spektakel. Viele Menschen sind gekommen. Zum Glück nicht nur Jungs, sondern auch Mädchen. Die einen sehen eher - wie soll ich sagen? - nuttig aus und die anderen normal. Im Gegensatz zu Viyan und Saliha habe ich mich mit keiner der Mädchen unterhalten, was mir auch recht ist.
"Ramazan, setz dich", sage ich lächelnd und drücke ihn auf den Stuhl, den ich in der Mitte platziert habe. Um uns hat sich ein Kreis gebildet. Ich zünde die Kerzen an und fange an mit den anderen an Happy Birthday für Ramazan zu singen. Als er dann die Kerzen ausbläst, gebe ich Viyan ein Zeichen, damit sie von Ginuwine - Pony anmacht. Mit einem perfekten Timing kommen die beiden Jungs, mit den Höschen über ihre Hose gezogen und oberkörperfrei, raus. Was ein Körper! Natürlich haben beide einen sehr guten Oberkörper, aber irgendwie ist Cans Oberkörper anziehender. Gott! Diese Rückenmuskulatur! Ich mustere seinen Rücken und erkenne erst jetzt die Narbe, die bestimmt mehr als fünfzehn Zentimeter beträgt. Ist die vom Autounfall? Sofort fangen alle an amüsiert zu schreien. Einige Pfeifer waren bis jetzt auch zu hören. Schnell lege ich den Kuchen auf den Tresen und schaue zu Viyan und Saliha, die mit ihren Handys die Show aufnehmen. Ich schnappe mir schnell mein Handy aus Viyans Hand und tue es in meine Hosentasche. Danach fange ich an mich unauffällig zu bewegen und schaue ganz genau zu den drei Jungs. Ramazan macht mit einem erotischen Blick kreisende Bewegungen mit seiner Zunge, während sich Can und Malik vor ihm reckeln. Ich schreie motiviert, was den Jungs ein Schmunzeln ins Gesicht zaubert. Malik stellt sich hinter Ramazan und fährt über seinen Oberkörper und versucht sich zu beherrschen. Im Hintergrund hört man ganz laut das Lied und das Gegröle der Gäste. Can schaut mich kurz an, bevor er passend zu Refrain anfängt richtig loszulegen. Er drückt Ramazan zu Boden und setzt sich auf ihn, um ihn dann einen Lapdance zu geben. Und wenn ich Lapdance meine, dann meine ich einen richtigen, perfekten Lapdance. Aus Reflex schreie ich hysterisch auf und inspiziere seine Bewegungen. Er hat nicht gelogen. Er bewegt sich wirklich besser, als Channing. Ich glaube, ich schmelze dahin, genau sowie Ramazan, der die ganze Zeit Luftküsschen verschickt. Hat er sich gestern alle Magic Mike Filme reingezogen oder wieso ist er so gut darin? Stell dir vor, du wärst unter ihm. Okay, genug! Nach dem Refrain, zieht Can ihn wieder hoch und drückt ihn dominant auf den Stuhl. Er gibt Malik ein Zeichen, den Kuchen zu holen. Ich habe ein Stück vorgeschnitten, extra für Ramazan. Genau dieses Stück nimm Can und schiebt es in Ramazans Mund. Es sieht so aus, als ob Ramazan Can einen Blowjob gibt. Ich glaube, dass ist auch so beabsichtigt. Mein Mund steht offen. Das ist... wow. Wieder wird gepfiffen und herum gegrölt. Malik schaut mich grinsend an und kommt auf mich zu. "Dein Blick ist legendär", informiert er mich grinsend. Ich kann nicht anders, als auf seinen Körper zu gucken. Das ist die Natur der Frau. Er sieht gut aus und hat einen schönen Körper, da muss man hinschauen. Aber schnell schaue ich woanders hin, in der Hoffnung, Malik hätte meinen Blick nicht bemerkt, doch durch sein Lachen und ein Tätscheln an meinem Kopf weiß ich, dass er es gemerkt hat. Zum Glück geht er zurück und nimmt den ganzen Kuchen. Das Lied ist fast zu Ende, als Malik mit schwingenden Hüften auf Ramazan zugeht, sich grinsend zu ihm runterbeugt und ihm den Kuchen ins Gesicht klatscht. Wieder grölen alle - inklusive mir - herum. Wir lachen und klatschen in die Hände. Ramazan nimmt es natürlich mit Humor und fährt sich mit einer Hand über das Gesicht, um sie dann abzulecken. "Der schmeckt voll gut! Wer will?", fragt er. Auch, wenn der Kuchen etwas die Form von Ramazans Gesicht angenommen hat, scheut sich keiner ein Stück zu essen, wieso denn auch? Kuchen ist Kuchen.
Ich gehe grinsend auf meine Freundinnen zu, die mich mit großen Augen und mit einem ebenso großen Grinsen ansehen. "Das war so geil!", sagt Saliha. "Warte ab, Shana. Irgendwann wirst du unter Can liegen", grinst Viyan, die immer noch ihren Kuchen im Mund hat. Ich zeige ihr meinen Mittelfinger und fange dann an, mit den beiden über die Gäste zu reden. Viele Jungs sind da, also haben wir genügend Gesprächsstoff. "Der mit dem blauen Oberteil", flüstere ich und zeige unauffällig auf den hellbraun haarigen Jungen. "Joa, den kann man sich klären", brummt Viyan, wie ein älterer Mann und schmunzelt. "Shana, was ist mit den dunkelbraunen Haaren? Der beobachtet dich die ganze Zeit", sagt Saliha und grinst schelmisch. Amüsiert verdrehe ich die Augen und knabbere an meiner Salzstange. "Wann müsst ihr los?", frage ich. "Mein Bruder holt uns um acht ab", antwortet Saliha. Sie hat fünf ältere Brüder, da ist sowas normal. Und Viyans Mutter ist etwas überfürsorglich, also fahren die beiden gemeinsam. Ich kann - vor allem, da es so spät dunkel wird - länger bleiben. Ramazan meinte auch, dass mich jemand fährt, also gibt es kein Problem. Die Feier verläuft recht amüsant. Es wird gelacht, getanzt und Witze gerissen. Seit 19:30 Uhr tanzen wir Volkstänze. Auch, wenn ich sie nicht wirklich beherrsche mache ich mit, da man sie nach einer Zeit im Kopf hat. Außer Puste setze ich mich hin und bemerke, wie Saliha und Viyan ihre Jacken anziehen. "Ist es schon acht?", frage ich, was sie mir mit einem Nicken bestätigen. Wie schnell die Zeit vergeht. Nach der Verabschiedung hole ich mir was zu trinken. Es ist zwar Alkohol da, aber auch Softdrinks, von denen ich mir eine Cola genehmige. "Hey", sage eine Stimme neben mir. Mit gerunzelter Stirn schaue ich zu dem Jungen, der dunkelbraune Haare hat. Meint Saliha etwa ihn? Er sieht nicht schlecht aus, aber er ist nicht wirklich mein Typ. Ich nicke einmal mit dem Kopf, da ich plötzlich nicht mehr fähig bin zu reden. "Sind deine Freunde weg?", fragt er. "Offensichtlich", gebe ich knapp zurück. "Kann es sein, dass Can dein Freund ist?", fragt mich der unbekannte Junge. Sofort schnellt mein Kopf zu ihm. "Wie kommst du darauf?", frage ich leicht entsetzt, was ihn kurz lachen lässt. "Na ja, er schaut die ganze Zeit zu uns. Ich glaube er würde mich am liebsten umbringen", lacht der Junge nervös und deutet mit seinem Kopf in die Richtung, in der Can uns beobachtet. Sein Blick liegt auf mir. Vom weiten sieht man, dass sein Kiefer sich immer wieder verkrampft, er aber locker aussehen will. "Er ist nicht mein Freund", versichere ich dem Jungen vor mir. Er greift direkt nach meinem Handgelenk und zieht mich in den Flur. Er hat wohl ernsthaft Hoffnungen, dass ich mich von ihm um den Finger wickeln lasse. Armer Trottel. "Was wird das?", frage ich leicht genervt, als wir an Can vorbei huschen. "Lass uns doch etwas reden. In Ruhe." "Ich stehe nicht auf Smalltalk", informiere ich ihn desinteressiert. Er verhält sich etwas unsicher, da ich es ihm nicht leicht mache. Anscheinend ist er sowas nicht gewohnt. "Na ja, ich wollte dir eine Frage stellen." "Was denn?" Wehe er fragt nach meiner Nummer! "Kriege ich deine Numm-,"
"Nein." Eigentlich sollte diese Antwort aus meinem Mund kommen, doch sie kommt von einer Stimme hinter mir. "Und sie muss jetzt nach Hause", fügt Can mit ernster Miene hinzu und legt eine Hand auf meine Hüfte, was mir eine Gänsehaut verpasst. Was zum?! Ich will seine Hand wegschieben, doch stattdessen krallt Can seine Hand in meine Hüfte. "Wer sagt, dass ich nach Hause muss?", frage ich in einem zickigen Ton. Was erlaubt er sich, hier einzumischen? "Außerdem steht sie nicht auf dich, Demir. Versuch es erst gar nicht", ermahnt Can ihn drohend und zieht mich hinter sich her. "Wieso? Sie ist doch nicht deine Freundin", entgegnet Demir vorwurfsvoll. Dieser Demir nervt. "Hast du ihm nicht gesagt, dass wir zusammen sind? Sei froh, dass ich dich so sehr liebe und dir verzeihe. Jetzt komm", rattert er mit einem Killerblick runter und zieht mich hinter sich her. Was ein Schauspieler! "Lass mich los!", zische ich und will mein Handgelenk aus seiner Hand befreien, was nichts bringt. "Wieso muss ich nach Hause?" Er antwortet nicht. Dieser Typ regt mich immer mehr auf. "Lass mich wenigstens von Ramazan und Malik Abschied nehmen!", rufe ich, als wir die Halle verlassen. "Nein, wirst du nicht!", brüllt er zurück. Was tickt er jetzt schon wieder so aus? "Was brüllst du so?", brülle ich. "Du hast doch angefangen zu brüllen!", rechtfertigt er sich. "Na und? Musst du mir nach machen?!", brülle ich immer noch. Er seufzt und fährt sich mit beiden Händen über das Gesicht. Ich nehme diese Chance und will wegrennen, doch Cans Reflexe sind ein bisschen zu gut. "Lass los!" Ich versuche meine Arme zu befreien, doch Can bewegt sich kein Stück. Am Ende greift er nach meinen Kniekehlen, woraufhin ich aus Reflex meine Arme um seinen Nacken lege. Wo will er hin?
"Hoffentlich stirbst du."
"Hoffentlich kriegst du keine Luft."
"Hoffentlich kriegst du einen Muskelkater."
"Hoffentlich reißt dir ein Muskel."
"Hoffentlich reißt dir eine Sehne."
"Hoffentlich verlierst du deine Kraft."
"Hoffentlich verlierst du plötzlich ein Organ", schmeiße ich ihm an den Kopf und werde als Antwort immer hoch geschmissen. "Hör auf damit!", kreische ich, doch statt auf mich zu hören macht er weiter. An einem schwarzen Auto kommen wir an, wo mich Can endlich absetzt. "Steig ein", befiehlt er, doch hinhören tue ich nicht. "Du hast keinen Führerschein." "Doch, ich habe einen", beteuert Can. "Du bist keine Achtzehn, du darfst nicht ohne die Begleitung eines Erwachsenen fahren", sage ich und lehne mich gegen das Auto an. Er seufzt genervt und zündet sich eine Zigarette an. "Rauchen schadet der Lunge und ist ebenfalls ab achtzehn", tadele ich ihn. "Shana!", ermahnt er mich, woraufhin ich die Augen verdrehe. "Wieso muss ich weg?", will ich wissen. "Zu viele Jungs." "Oh mein Gott, nicht dein Ernst!" "Doch und wenn du mit dieser Hose noch länger da gewesen wärst, dann wäre man schon auf dich gesprungen", informiert Can mich in einem lässigen Ton und zeigt auf meine Beine. "Arschloch", murmele ich und sehe ihm zu, wie er den Rauch auspustet. Er sieht schon gut aus dabei. Er schmeißt den Zigarettenstummel weg und kommt auf mich zu. Vor meiner Nase bleibt er stehen und bückt sich zu mir runter. Seine Arme stellt er links und rechts neben meinem Kopf ab. Oh Gott. "Du solltest mir lieber dankbar sein", raunt er mir zu. Auch, wenn er gerade frisch geraucht hat, ist der Geruch irgendwie angenehm. Mit zusammengezogenen Augenbrauen starre ich in seine gelben Augen. Gott, wie attraktiv! Er kommt mir näher, weswegen ich den Kopf zurückziehe. "Steig ins Auto", befiehlt er in einem ruhigen Ton und läuft zur Fahrerseite. Was zur Hölle war das? Still setze ich mich in das Auto und schnalle mich an. Deswegen sehe ich ihn nie im Bus! Aber wieso war er dann die Zeit, als ich bei ihm war im Bus? Und wo hat er dann sein Auto geparkt? Wegen diesem Esel konnte ich keine Pizza essen! Ich hab Hunger!
Nach gefühlten zehn Minuten durchbreche ich die Stille im Auto. "Können wir nicht kurz zurück, auf die Pizzen warten und dann gehen?", frage ich. "Hast du Hunger?" Nein! Wie kommst du darauf? "Ja?" Es ist mehr eine Frage als eine Antwort, die ich ihm gebe. Wir sind kurz davor an McDonalds vorbei zufahren, da fährt Can in den McDrive Bereich. "Nein, nein! Ich hab keinen Hunger! Fahr zurück!", zische ich dezent hysterisch, doch statt auf mich zu hören, fährt Can stur weiter. "Can!" Wieder reagiert er nicht. "Can, wir sind gleich da, ich kann auch zu Hause essen, bitte!" Gott, ist er stur. "Ich tue, was du willst, nur fahr mich nach Hause!" Ich will nicht, dass er mir ständig Essen kauft, das kann ich auch selber! "Wie gerne würde ich dieses Angebot annehmen, doch ich weiß, dass du dich mir widersetzen wirst. Und außerdem werde ich es trotzdem tun." Can grinst und fährt weiter, als wir dran sind. "Was möchtest du haben?", fragt er mich, doch ich antworte nicht. Er seufzt und dreht sich wieder zum Mikrophon. "Zwei Big Mac Menüs. Mayo und Cola, das war's." Ich schaue geschockt zu ihm und schlage gegen seinen Oberarm. "Hör auf mich zu streicheln", neckt er mich. "Willst du etwa sagen, ich bin schwach?" Er lacht leise und schaut mich an, während er weiterfährt. "Schau nach vorne!", befehle ich harsch. Sofort legt er die Vollbremsung ein. Zum Glück ist keiner hinter uns. "Was sollte das?", zische ich. Ich wäre fast gegen das Armaturenbrett geknallt. Wieder antwortet dieser Junge nicht und nimmt stattdessen das Essen entgegen, nachdem er bezahlt hat. Mit einem großen Lächeln reicht er mir meinen Big Mac und fährt weiter. "Iss", befiehlt er mir, doch ich höre nicht auf ihn. "Wie du willst", säuselt er und fährt irgendwo hin, bis er das Auto ausschaltet. "Was wird das?", frage ich argwöhnisch. "Solange du nichts gegessen hast, bleiben wir hier", sagt er und holt seinen Big Mac raus. Stures Kind. Wieso sieht er beim Essen so gut aus? Er schaut zu mir auf, während er immer noch auf seinem Bürger kaut. Hat er mich gehört? "Iss deinen Burger." Glück gehabt. "Shana, wenn du nicht gleich in deinen Burger beißt, dann stopfe ich ihn dir in den Mund." Ich glaube, ich sollte seine Drohungen nicht mehr als Leer ansehen und fange an Pommes auf den Big Mac zutun. Ich spüre, wie er mir dabei zuschaut. "Schau nicht so!", murre ich und lege das Burgerbrötchen wieder drauf. Wieso schaut er nicht weg? Er sieht mich seelenruhig an, während er kaut und das sieht verdammt niedlich aus! Er soll damit aufhören! Ich drehe ihm den Rücken zu und fange an zu essen. Na ja, ich versuche es, währe da nicht Can, der mir in die Seiten piksen würde. "Hör auf!", quietsche ich und zucke bei jeder Berührung zusammen. Leider hört er nicht auf, also packe ich seine Hand und halte sie fest, bis ich zu Ende gegessen habe. "Wie romanisch", kommentiert Can sarkastisch und kriegt einen Killerblick von mir. "Einer muss es ja sein", kommt es in einem eingebildeten Ton von mir. "Du kennst mich nicht." Sicher? "Du heißt Can, bist hässlich, selbstüberzeugt, aggressiv und dumm", zähle ich grinsend auf und trinke meine Cola. "Und keines falls romantisch", füge ich hinzu. "Wir können ja gerne testen, wie romantisch ich bin." Can grinst pervers und legt eine Hand auf meinen Oberschenkel. "Ekelhaft", zische ich und schlage seine Hand weg, was ihn zum Lachen bringt. "Fahr jetzt", sage ich und spiele mit meiner Zunge am Strohhalm herum. Als er immer noch nicht fährt schaue ich genervt zu ihm. Er schaut mich etwas verdutzt an. Seine Augen hängen an meinem Mund. "Was?" Er erwacht aus seiner Starre. "Nichts, nichts. Ist in guter Strohhalm", nuschelt er und schmunzelt am Ende. Oh nein. "Du Perversling!", rufe ich empört, nachdem ich realisiert habe, was ich getan habe. "Mal eine Frage: Wie tief kriegst du den Strohhalm rein?" Danach fängt er an zu lachen. "Halt's Maul!", zische ich. Das sind die längsten zehn Minuten meines Lebens!
Wir kommen endlich in meiner Straße. "Danke für das Essen", murmele ich beschämt und entgurte mich. "Immer wieder gern", sagt er schmunzelnd. "Shana?", fragt er, als ich die Tür öffne. "Ja?" "Willst du den Strohhalm mitnehmen? Oder beide?" Can grinst schelmisch und fängt danach an zu lachen. Augenverdrehend schlage ich die Tür zu und laufe nach oben.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top