"Ähm, mein Mann?" Dass ein Junge mich mal sowas fragt ist irgendwie komisch, sonst haben mich meine Freundinnen immer so etwas gefragt. "Ja, dein armer Mann, der mit deinem Temperament auskommen muss", witzelt Ramazan. Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll und das bemerkt mein Gegenüber auch. "Machen wir es doch einfach so: Was findest du bei Männern attraktiv?" Er wackelt mit den Augenbrauen. "Markantes Gesicht, Hände, Schlüsselbeine, Nippel und bitte keine Oberkörperbehaarung", sage ich angeekelt. Ramazan schaut mich verblüfft an. "Wieso keine Behaarung?" "Das ist ekelig oder soll deine Frau Brusthaare haben?", frage ich ihn, woraufhin er anfängt zu schmunzeln. "Also mir würde es gefallen. Ich stehe auf sowas, Haarfetisch und so. Das macht mich ganz heiß", antwortet Ramazan und zieht das Heiß in die Länge. Ich lache leise und verdrehe die Augen. "Ich würde es sehr bevorzugen, wenn er eine schöne Augenfarbe hätte. Sie haben etwas Faszinierendes an sich." "Sowie Malik und Can?", lächelt er. "J-ja, aber du hast auch eine schöne Augenfarbe", murmele ich und schaue ihm tief in die Augen, bis sich sein Lächeln zu einem perversen Blick verwandelt. "Du findest meine Augen schön?", grunzt er verlegen, doch sein verstörender Blick huscht nicht von seinem Gesicht, was eine verstörende Kombination ergibt. "Ja, braun-grün. Und man sieht, wie sehr dein grün heraussticht. Da werde ich ganz neidisch", erzähle ich ihm. "Na ja, jedenfalls sollte er dunkelhaarig sein. Am liebsten schwarzhaarig. Muskulös darf er ebenfalls sein, welche Frau will das nicht? Und er sollte nicht diesen schmierigen Yolo-Style haben", gebe ich angewidert von mir. "
Und vom Charakter her? Oder achtest du nur auf das Aussehen, Shana?" Ramazan fragt mich das in einem zweideutigen und gespielt empörten Ton. "Humorvoll. Ähm... dominant und intelligent." Ramazan schaut etwas überrascht. "Also soll er dich peitschen?" Ich schaue ihn indigniert an. Oh Gott, Ramazan. "Nein", hauche ich und verkneife mir ein Lachen. "Er sollte possessiv sein. Wissen, was er will." Danach fange ich an zu lachen. "Wieso lachst du?", murmelt er geniert. "Hast du etwa Fifty Shades of Grey geguckt?", necke ich ihn. "Ja und Christian ist ein attraktiver Mann", trotzt er fest überzeugt und verschränkt seine Arme vor der Brust. Ich schaue ihn entzückt und überrascht an. "Bin deiner Meinung." Im Nu verändert sich sein ernster Blick zu einem obszönen Blick, welchen ich nachmache. Sofort fangen wir an über den Film zu reden und das mehr als fünfzehn Minuten. "Aber zurück zu deinen perfekten Männer-Vorstellungen." Ich reflektiere kurz und räuspere mich danach. "Wie gesagt: Intelligenz. Das ist sehr wichtig. Wenn dein Lebenspartner keinen korrekten Satz hinkriegt, wirkt er unattraktiv, für mich zumindest. Und... joa, das war es glaub ich." Ramazan legt den Kopf schief. "Loyal?" Ich verdrehe die Augen. "Wäre er nicht loyal, wäre er nicht mein Mann. Wenn man jemanden liebt, dann tut man doch alles für die eine Person oder täusche ich mich da?" Nun nickt er. "Stimmt." Kurz herrscht Stille, bis Ramazan leise, aber etwas gestört lacht. "Das trifft alles auf Can zu." Mein Lächeln verschwindet und plötzlich wird mir warm. "Was?!", zische ich empört.
Er hingegen schaut mich nur schmunzelnd an. "Ja, du hast richtig gehört. Das trifft alles auf Can zu. Na ja, auch auf Malik und mich, aber, ich bin sexier, als die beiden." Er hält schockiert die Luft an. "Du liebst mich? Also war das im Krankenhaus nicht gelogen? Wir sind zusammen? Komm her, wir heiraten jetzt!", singt er, steht auf und umarmt mich. Ich kichere. Das trifft alles auf Can zu. Zum Glück, spricht er nicht weiter darüber. "Ich habe mitbekommen, dass du auf Nippel achtest?", kommt es konsterniert fragend von Ramazan, nachdem er sich wieder hingesetzt hat. Das ist ja nicht besser. "Ähm, ja. Ich weiß nicht warum, aber... keine Ahnung. Ich finde sie süß. Ich achte ja auch auf Hände. Wenn ein Mann jetzt schöne Hände hat und leicht die Venen zu sehen sind, finde ich das auch attraktiv", kompensiere ich. "Aber das sind Nippel! Warte stehst du auch auf meine?" Die zweite Frage stellt er obszön, während er tief und pervers lacht und sich dabei über seine Brustwarzen fährt. Dieser Junge ist echt nicht normal, aber genau das mag ich an Ramazan. "Komm, lass uns noch etwas spazieren gehen", schlägt Ramazan vor. Ich runzele leicht besorgt die Stirn. "Wir gehen dorthin, wo wenige sind." Er versteht, dass ich Angst habe, mit einem Jungen gesehen zu werden und so Gerüchte entstehen. "Obwohl, es interessiert mich nicht, was andere sagen. Sollen die Mütter sagen, was sie wollen. Ihre Töchter sind nicht besser!", fauche ich, weswegen Ramazan abwehrend die Hände hebt. "Wie Sie wollen, Meister."
Während des Spazierganges lachen wir viel. Mit Ramazan kann man nur Spaß haben. In ihm habe ich einen guten Freund gewonnen. "Komm, lass uns etwas essen. Auf meinen Nacken, natürlich", schlägt Ramazan wieder vor und klatscht sich auf seinen Nacken. "Nein, nein", lehne ich ab. "Doch, jetzt komm!" Er zieht mich Richtung Dönerbude. Ich esse Döner wie ein Tier. Ich tue immer alles auf den Döner. Da tropft sehr oft der Inhalt hinab oder bleibt im Gesicht hängen. "Niemals! Ich werde das nicht zulassen!", halte ich Ramazan theatralisch von seinem Vorhaben ab und ziehe oder versuche Ramazan vom Laden wegzuziehen. "Doch. Was ist daran so schlimm?" "Ich esse wie ein Tier, das ist so schlimm." Er zuckt mit den Schultern und zieht mich immer näher zur Bude. "Ich auch, daran ist nichts schlimm." Okay, ich habe nur noch eine Waffe. "Ich kann nicht, meine Allergien." Wenn das nichts mehr bringt, dann kann ich nur noch wegrennen. "Oh, stimmt. Das sind so viele, dass ich nicht mitkomme. Tut mir leid." Hat doch noch geklappt. Gut gemacht, Schwester. Eigentlich achte ich nicht darauf, was ich esse, aber wenn es zu solchen Situationen kommt, kann ich meine Allergien als Ausrede benutzen. Ich schüttele nur den Kopf, was zur Beschwichtigung dient. Stattdessen laufen wir noch etwas herum. "Weißt du, Shana, ich mag dich wirklich. Und vor allem bist du wie ein Kumpel, also du kannst wie ein Junge sein, das mag ich. Also ich weiß, dass du keinen Penis hast, obwohl ich glaube schon, aber das klären wir wann anders. Ich weiß, dass man mit dir herumalbern und perverse Witze machen kann. Andere Mädchen würden direkt angeekelt weglaufen, aber du nicht.
Ich schätze dich sehr. Du bist meine beste Freundin, ob du es willst oder nicht." Ramazan kratzt sich aufgeregt am Nacken. Oh wie süß! Ich muss unwillkürlich Lächeln. Ich kann gar nicht mehr aufhören zu lächeln, es tut schon weh. "Du bist mein erster bester Freund." Er lächelt mich ehrlich und glücklich an. Wie süß dieser Junge doch sein kann. "Das muss ich den Jungs erzählen. Die werden voll neidisch sein", singt Ramazan angeberisch und nasal und holt sein Handy raus, um ein Foto zu machen. Ich bin nicht wirklich fotogen. Entweder mache ich Grimassen oder ich bin gar nicht auf dem Foto drauf. In diesem Fall mache ich eine Grimasse mit Ramazan. "Ähm, das hört sich jetzt bestimmt komisch an, aber kriege ich deine Nummer, also du weißt schon, falls ich dir etwas erzählen muss und das lange dauert und so", meint er etwas verlegen und kratzt sich am Nacken. Ich lächele ihn an und gebe ihm meine Nummer. "Jetzt kann ich dir immer meine Nacktbilder schicken und wenn ich mir eine neue Hose gekauft habe, frage ich dich, ob sie meinen Arsch auch wirklich betont, damit Can wegen mir hart wird und mich von hinten nimmt." Ramazan wackelt mit den Augenbrauen. Dieser Junge hat so kranke Ideen. Ich muss lachen. "Auf jeden Fall. Dann gebe ich dir auch Tipps, wie du deinen Hintern noch besser betonen kannst, um Can bestmöglicher anzulocken." Ramazan will etwas sagen, doch das Klingeln meines Handys kommt zuvor. Mama! "Du darfst nicht reden! Es ist meine Mutter!", rufe ich hysterisch und nehme den Anruf an.
"Ja?", antworte ich in den Hörer.
"Wo bist du? Wieso hast du meine Anrufe nicht angenommen!", meckert sie besorgt.
"Ich war in der Bibliothek und musste für Chemie lernen. Da habe ich mein Handy ausgemacht. Ich bin noch etwas mit meiner Freundin spazieren und komme später nach Hause", sage ich.
"Okay, komm nicht zu spät."
"Ja, ciao." Mit diesen zwei Worten lege ich auf und schaue zu Ramazan.
"Ich bin also eine Freundin?" "Ja, das bist du", gebe ich schmunzelnd von mir. Ich bin echt froh, dass wir jetzt so gute Freunde sind. Beste Freunde. Man kann diesem Jungen gar nicht böse sein und obendrauf sieht er noch gut aus und ist gebildet. "Ramazan, lass deine Haare nicht mehr lockig." Zwar stehen ihm seine Locken, aber da jeder Junge auf einmal Locken hat, ist das ziemlich ausgelutscht. "Ich hab' mir auch schon Gedanken gemacht, sie geglättet zu tragen. Zwar ein bisschen schwul, aber besser, als die ganzen Mitläufer." Damit spricht er mir aus der Seele. Aber das mit dem schwul nicht. Schwul hat in unserer Generation eine pauschalisierte Bedeutung. "Wie ist Malik so drauf? Also ist er immer so ruhig, auch außerhalb der Schule?" Dieser Junge sieht so typisch Bad-Boy-mäßig aus, ist aber so ruhig und nett. Er will Englisch und Literatur studieren. Das ist ja völlig diametral, wenn man es mit seinem Äußerem vergleicht. "Ja, er ist auch außerhalb der Schule so, zwar denkt er auch zweideutig und klärt sich sehr viele Mädchen, aber dennoch ist er ein ganz Lieber. Dann gibt es noch den aggressiven Can. Der, der immer, wirklich immer eine Neue hat und zu guter Letzt komme ich, Sexy-Ramazan. Ich bringe am meisten Stimmung und gute Laune mit von den anderen zwei Idioten." Ramazan zeigt stolz auf sich. "Wann hat das alles mit den kurzen Beziehungen angefangen?" Es dauert einige Sekunden, bis Ramazan antwortet. "Ab der neunten Klasse ungefähr oder war es doch die zehnte? Auf jeden Fall irgendwo da. Aber einen richtigen Grund gab es nicht. Erstmal war es nur eine, aber dann wurden es immer mehr. Es macht echt Spaß." Ich schaue ihn streng an.
"Schon verstanden", murmelt er und fährt sich durch seine braunen Locken. "Was wohl auf uns wartet?", nuschele ich, während wir uns auf einer Bank niederlassen. "Was meinst du?" "In der Zukunft. Liebe, Erfolg, Niederlage", sage ich lapidar. "Denkst du immer hypothetisch?", fragt Ramazan mich. "Manchmal", ist das Einzige, was ich sage und schaue auf den See im Stadtgarten. Wir schauen beide Stumm auf das Wasser, bis ich mich müde an Ramazans Schulter lehne. "Du bist müde, stimmst?", stellt Ramazan fest. "Ja, die Schule macht einen kaputt", sage ich gähnend. "Komm, ich bringe dich nach Hause." Somit erheben wir uns und reden solange, bis wir irgendwann an meiner Haustür ankommen. "Bis morgen dann", verabschiedet sich Ramazan von mir und umarmt mich, was ich müde erwidere. Niemals hätte ich von mir erwartet, dass ich so eine gute Bindung zu einem Jungen aufbauen könnte. Aber früher habe ich auch das Lesen gehasst und jetzt lese ich so oft, wie es nur geht. Am Ende heirate ich jemanden, den ich eigentlich gehasst habe oder bei dem ich niemals gedacht hätte, dass wir heiraten. So finde ich es aber eigentlich schön. Jemanden anfangs gehasst und irgendwie gemocht zu haben. Irgendeine bestimmte Verbindung bringt irgendwann mal jeden zusammen. Das Schicksal entscheidet. Ich komme in der Dreizimmerwohnung an und schmeiße mich auf mein Bett. Am Ende heirate ich einen Player, wie meine Mutter. Als sie mir das erzählt hat, habe ich fast einen Herzstillstand bekommen. Mein Vater ist total autoritär. Weder Alkohol noch Rauchen ist erlaubt bei ihm, und er war der Mädchenschwarm seiner Schule. Okay, ob ich einen Player heirate wäre oder ist unwahrscheinlich, da ich mich gar nicht auf einen einlassen würde, also streiche ich diesen Gedanken lieber wieder.
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Im nächsten Kapitel springen zur Klassenfahrt.
Shana & Ramazan, vereint.
Wer freut sich? Wer hat was dagegen?
-Helo
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