Kapitel 22
Montag, 27. Januar
"Ich habe mir die Klausur schlimmer vorgestellt", sage ich zu Ramazan, der mich nur zustimmt, während wir zum Chemieraum laufen - leider mit Can im Schlepptau. Wir haben gerade unsere Biologie Klausur geschrieben. Soweit ich weiß ist unser nächstes Thema die Diffusion, Osmose und so weiter. Hoffentlich ist es auch so gut, wie das erste Thema. "Tut dir Cihan noch was an? Will er noch was von dir?", fragt Ramazan mich besorgt, als wir vor dem Chemieraum stehen. Ich finde es total süß, dass sich Ramazan fast ein halbes Jahr immer noch um mich sorgt. Ich schüttele den Kopf. "Nein, bis jetzt nicht." Dabei lächele ich. "Gut, sag mir Bescheid, falls was passiert. Tut mir leid, dass wir erst später dazwischengekommen sind." Ich schaue ihn nach seiner Aussage geschockt an. Das meint er doch nicht Ernst. "Ramazan, hör auf so etwas zu sagen! Wärt ihr nicht da, wäre weiß Gott was passiert. Ich bin euch so dankbar. Ich war auf dem Weg, mich bei euch zu bedanken, als das passiert ist", rattere ich runter. Wieso sagt er sowas? "Ich schulde euch was", füge ich etwas beschämt hinzu, als auch Malik dazu kommt. "Nein, brauchst du nicht", sagt Malik lächelnd. "Also ich wüsste da was", meint Ramazan schmunzelnd. Was hat er vor? Ich schaue ihn abwartend und misstrauisch an. "Ramazan, ich habe Brüder. Nimm Rücksicht!", füge ich schnell hinzu. Er und Malik lachen. Can beachte ich nicht. Auch ihm schulde ich was, ihm am meisten. Ich drehe mich kurz um, schaue, ob Viyan und die anderen da sind. Aber weder sie, noch der hübsche Lehrer sind da. "Umarme mich immer zur Begrüßung und als Abschied." Was? Ich schaue ihn etwas geschockt und beschämt an.
"Wieso?", frage ich leise und schaue auf den Boden. "Weil ich will, dass du dich mir öffnest", erklärt Ramazan sanft. Er ist so süß! Es ist mir aber echt unangenehm, dass er sowas sagt, vor allem noch vor seinen Freunden, aber ich schulde es ihm. Außerdem habe ich ihn schon mal umarmt. So schlimm wird das wohl nicht sein. "Okay", willige ich beschämt ein. Er lacht auf. "Schäm dich nicht und umarme mich lieber!", sagt er, öffnet seine Arme, schüttelt dabei seine Schultern und wackelt mit den Augenbrauen. Ich will einen Schritt auf ihn zu gehen, traue mich aber nicht und winde mich hin und her, dabei brumme ich leise. "Shanaaaa, komm." Noch bewegt er sich und lächelt. Jetzt geh endlich! Ich nehme mir meinen Mut zusammen und laufe in seine Arme. Sofort schließt er seine Arme um mich. Ein Lächeln kann ich mir nicht unterdrücken, da ich mich aber immer noch schäme vergrabe ich mein Gesicht in seiner Brust. In seiner trainierten Brust, die sehr gut riecht. Ich löse mich wieder von ihm, mit einem roten und gesenkten Kopf. "Wo bleibt Herr Krasniqi? Ich geh lieber zu meinen Freundinnen", rattere ich stotternd runter. Hinter mir höre ich von Malik und Ramazan lachen. Aus dem Augenwinkel - als ich Ramazan umarmt habe - habe ich gesehen, wie Cans Hand zur Faust geballt war und seine Venen dort rausgeguckt haben. Okay, Can, was stimmt nicht mit dir? Ich laufe zu meinen Freunden, die mich alle wieder pervers Grinsend angucken. "Ich schulde es ihm, also", verteidige ich mich schnell, weswegen sie kichern. "Sicher?", hakt Viyan schmunzelnd nach. "Sehr sogar. Ramazan ist ein guter Kollege", sage ich fest überzeugt. "Viyan, sie ist an Can vergeben, schon vergessen?", mischt sich nun Saliha ein. Ich stöhne nur genervt auf. Dieser arrogante Riese ist nichts für mich. "Ja, das machst du, wenn ihr alleine seid", fügt Cathleen noch spitzbübisch hinzu, weswegen wir alle lachen.
Chemie wird immer schwieriger, aber trotzdem komme ich mit. Es ist viel Theorie und sehr wenig Praxis - leider. Ich dachte immer, dass Chemie nur aus Experimenten besteht und dass man dazu Protokolle schreiben muss, aber nein! Die Oberstufe ist ja nicht die Realschule. Trotzdem bemüht sich Herr Sexy alles angenehm zu gestalten. Ob er wohl Single ist? "Wir kriegen bald unsere Zeugnisse, hoffentlich ist meins gut!", betet Cathleen. Hoffentlich ist mein Zeugnis gut. "Wird schon!", muntere ich alle auf, mich mit eingeschlossen. Wir warten vor der Halle, bis Herr Markus kommt. Währenddessen haben sich alle drei meiner Freundinnen auf die Stufe gesetzt. Na ja, eher eingequetscht. Dabei meckern sie sich gegenseitig an, bis Ramazan und Malik zu uns kommen. "Shanaaa", trällert Ramazan mit seinen wackelnden Augenbrauen. "Ramazaaaan", singe ich und wackele ebenfalls mit den Augenbrauen. "Wo ist meine Umarmung?" Dabei lacht er. Ich schaue ihn verwirrt an. "Du hast sie doch bekommen?", erinnere ich ihn. "Ja, aber jetzt haben wir uns wieder getroffen, also." Ich gebe mich geschlagen, gehe langsam auf ihn zu, aber wieder zurück. Das ist schwieriger als gedacht. "Ramazan, ich kann das nicht", sage ich entmutigt. Er schaut etwas enttäuscht. "Okay, du musst es ja nicht", murmelt er betrübt und kratzt sich am Nacken. Gott, wie süß! Komm schon, Shana, du schuldest es ihm. Ich nehme mir also meinen Mut wieder einmal zusammen, atme einmal tief durch und laufe auf ihn zu. Etwas überrumpelt, erwidert er meine Umarmung und drückt etwas fest zu. Als ich mich wieder lösen will, hält er mich immer noch fest. Wie süß. "Ramazan, lässt du mich jetzt wieder los?", frage ich lachend. Er brummt. "Noch eine Minute." Ich lache auf, während Saliha und Viyan mich schmunzelnd angucken und Cathleen ein in die Länge gezogenes Aww von sich gibt. Sie können es einfach nicht lassen.
"Ramazan, ich glaube die Minute ist um", mischt sich nun Malik ein, woraufhin sich Ramazan von mir löst. Er lächelt mich sehr stolz an. Seine Augen strahlen. Auch ich lächele. Er ist ein sehr sympathischer Junge mit einer tollen Ausstrahlung. Leider werden wir von Can unterbrochen. Na toll, er schon wieder! "Ich glaube, ihr habt euch genug angeschmachtet." Sein Ernst? Ich ziehe die Augenbraue in die Höhe. "Desperat, weil keiner dich anschmachtet?" Dabei bemühe ich mich nicht mal arrogant zu klingen. Ein Naturtalent bin ich. "Keines Wegs, meine Liebe", gibt Can im selben Ton wieder. "Dann lass deine Aussagen bei dir!", fahre ich ihn harsch an und schaue in sein Gesicht. Nette Gesichtskonturen besitzt dieses Arschloch. "Ganz ruhig, jeder bekommt etwas von mir. Babyboo, komm zu Daddy", summt Ramazan und schmeißt sich auf Can, woraufhin alle anfangen zu lachen. Can versucht sich aus Ramazans Griff zu befreien, schafft es aber nicht. Er schmiegt sich an Can an, der ihn nur verstört anguckt, weswegen wir noch mehr lachen. "Junge, lass los!", fordert Can. "Mhh, noch fünf Minuten", murmelt Ramazan, der danach ein Bein um Cans Hüfte legt und seine eigene Hüfte hin und her bewegt. "Junge, ich schwöre ich schlage dich gleich!", sagt Can und versucht dabei nicht zu lachen. Wir hingegen kriegen uns gar nicht mehr ein. "Schatz, sei nicht schüchtern. Shana ist schon so. Zeig mir deine wilde Seite." Den letzten Teil schnurrt er und lässt den Kopf kreisen. Ach, dieser Junge ist herrlich. Leider wird die Show von einem belustigten Herrn Markus, der die Tür aufschließen will, unterbrochen.
Während des Umziehens reden wir über die Jungs. "Ich sag doch, dass Ramazan sympathisch ist. Seid ehrlich, ihr mögt ihn auch", stelle ich schmunzelnd fest. "Ja, er ist sehr korrekt.", stimmt Viyan mir zu. "Malik ist der Ruhigste, bis jetzt", stellt Cathleen fest, woraufhin Saliha nur stumm zustimmt. In der Halle angekommen, sollen wir uns in einen Kreis setzten. Ich bemerke Aleynas Blicke auf mir. Die habe ich vollkommen vergessen. Sie gibt es ja auch noch. Sie anschauen tue ich aber nicht. Warum auch? Nur weil sie sich entschuldigt hat, heißt es nicht, dass wir die besten Freunde sind oder werden. Ich habe letztens von einem Mädchen erfahren, dass Aleyna wohl etwas Schlimmes über mich weiß. Sie hat sich mit ihr gestritten und verbreitet jetzt Aleynas Aktionen. Mir war das egal, weil ich weiß, dass ich nichts getan habe. "Also, meine Lieben. Diejenigen, die eine Klausur in Sport schreiben, treffen sich nächste Woche im Raum J06. Wir werden heute bestimmte Übungen machen und diese notieren. Sie werden zur Leistung gezählt. Die meisten werden mit jemanden gemacht, der euch etwas überlegender ist. So kann man sich besser auf seine eigene Kraft konzentrieren, da man mit einer stärkeren Kraft konfrontiert wird. Die Partner werden von mir ausgesucht. Es werden jeweils ein Junge und ein Mädchen sein." Die meisten Schüler, mich mit eingeschlossen, stöhnen auf. Wie unangenehm. Herr Markus lacht. "Keine Sorge! Es werden keine unangenehmen Stellungen dabei sein. Außerdem wird es auch Theorie geben", erzählt Herr Markus schmunzelnd. Er ist ein so süßer Lehrer. So niedlich und wie ein Kumpel. "Und ich bitte euch, euren Partner zu akzeptieren, denn ich werde nichts umändern. Gibt es freiwillige Pärchen?" Can meldet sich. Bestimmt nimmt er Aleyna, die sicherlich hier mit ihm die 69-Stellung voll und ganz praktizieren würde. "Bitte, Can."
"Ich will Shana." Sofort schnellen alle, mir bekannten Köpfe, zu mir. Scheiße! Ich schließe die Augen und hoffe, dass es nur ein Witz ist. Mir wird warm. "Ich erhebe Einspruch", gebe ich flehend von mir und hebe demonstrierend meinen Arm, doch Herr Markus verneint es nur lachend. Oh Can, wenn ich dir nicht in die Eier trete! Er schaut mich schmunzelnd an. Ich hingegen schaue nur kalt. Er soll nichts denken. "Holt euch doch schon mal eine Matte", meint Herr Markus. "Ja. Komm, Shana", sagt Can in einem provozierenden Ton. Lass dich nicht darauf ein, rede ich mir selber ein. Ich stehe auf, gefolgt von Can, um diese scheiß Matte zu holen. "Ist das dein Ernst?", fahre ich ihn an. "Was denn?", fragt er gespielt ahnungslos. "Warum wählst du mich für diese Übungen?" Er lacht kurz auf. "Weil ich es so will", entgegnet er kalt. Wow, das war komisch. Wie schnell sich seine Stimmungen ändern. "Ach, du denkst, dir wird alles passend gelegt?", frage ich herablassend und verschränke meine Arme vor meiner Brust. "Ich denke es nicht, ich weiß es." Dabei schaut er mich intensiv an. "Hoff nicht!", kontere ich zuckersüß und will zurück laufen, bis ich zurückgezogen werden von Can. "Fass mich nicht an!", blaffe ich barsch. "Du trägst diese Matte mit mir!", antwortet er in derselben Tonlage. "Pah! Du bist doch der Mann, also?" "Shana, reiz mich nicht und trag mit!" "Nein. Ich mache das, was ich will!" Ich mache es ihm schwer, sowie er es bei mir schwer machen will. Es ist nur fair. Er lässt die Matte los und kommt auf mich zu, sieht mich sehr eindringlich an und bleibt ungefähr dreißig Zentimeter vor mir stehen. "Du wirst diese Matte mit mir tragen", fordert er in einer monotonen Tonlage. "Nein", kommt es kurz und kalt von mir. Seine Haltung spannt sich an. Durch sein weißes T-Shirt kann man leicht seine Haut sehen, da sich das T-Shirt durch seine angespannte Haltung etwas dehnt. Hehe, ich sehe seine Nippel, wie süß! Ich schaue ihn an und muss mein Schmunzeln unterdrücken, weswegen er mich verwirrt anguckt. Hoffentlich hat er es nicht gemerkt! Wäre peinlich, wenn er gemerkt hätte, dass ich auf seine Nippel gestarrt habe oder wenn er meine Gedanken lesen könnte. Ich achte sehr auf Nippel, seine sind zum Beispiel eigentlich ganz schön. Genug von Cans Nippeln! Gott, an was du denkst! Bleib ernst!
"Wenn du diese Matte nicht trägst, dann-," "Dann was? Kriege ich eine Backpfeife?", unterbreche ich seine Drohung und deute auf meine Wange, halte sie förmlich vor seinem Gesicht. Er spannt sich noch mehr an. "Dann-," Doch er wird wieder Unterbrochen. Diesmal von den anderen, die sich ebenfalls eine Matte nehmen wollen. Ich nutze es aus und laufe ohne die Matte und Can in die Halle. Es ist sehr spaßig, jemanden die Stirn zu bieten, der sowas eigentlich nicht gewöhnt ist. Vor allem, wenn es Can ist.
Du kannst lange warten, um mich klein zukriegen, mein Lieber.
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