Kapitel 116
Nachdem wir uns die Sagrada Família, Park Güell, Casa Batlló, Casa Milà und die Kathedrale von Barcelona besichtigt haben und dann wieder im Hotel angekommen sind, lassen Viyan, Saliha und ich uns auf dem Ehebett nieder. "Ich muss duschen, ich sterbe!", stöhnt Viyan, die sich erschöpft ihre Sachen rausholt und dann ins Bad lauft, wo sie aufschreit. Saliha und ich schauen uns erschrocken an und rennen zu ihr. "Was ist los?", fragt Saliha, während ich schon weiß, warum sie geschrien hat. "Guckt euch dieses Badezimmer an! Es ist schöner, als mein Zuhause!" Da hat sie recht. Die Wände sind mit beigen Mamorfliesen bepflastert, genau wie die Wand der Badewanne. Das Waschbecken ist mit dunklem Granit bedeckt worden, über dem ein riesiger, mit mahagonibraunen Holz umrandeter Spiegel hängt, wo man in der Spiegelung die Glasdusche gegenüber des Spiegels sehen kann.
"Das ist Luxus! Ich schlafe einfach in diesem Badezimmer!", singt Viyan freudig und fasst das Marmor an. "So glatt, so schön.", murmelt sie und verscheucht uns dann aus dem Bad, um dann voraussichtlich zwei Stunden zu duschen. "Was habt ihr so gemacht, als ihr alleine wart?", fragt mich Saliha ambigue und sieht mich anzüglich an. "Nichts", gebe ich lachend von mir. "Sie lügt! Die haben herumgeleckt!", schreit Viyan aus dem Badezimmer und lacht wie eine Kranke, woraufhin ich meine Augen lachend verdrehe. "Also, Shana! Erzähl", schnurrt Saliha, als sie ihren Kopf abstützt. "Was soll ich denn erzählen? Ich war vor diesem Gebäude und habe nicht bemerkt, dass ihr weg seid, dann kam der und hat mich angemeckert." Ich krame aus meinem Koffer eine Tüte mit gesalzenen Sonnenblumenkerne. "Und dann?" "Redet mal lauter! Ich will mithören!", mischt sich Viyan ein, die schon angefangen hat zu duschen. "Dann hat er mich gezogen und dann haben wir uns, wegen Can dem Idioten verlaufen, weil er keine Ahnung mehr hatte, wo wir sind", rufe ich, damit auch Viyan mithören kann. Ich will weiter reden, doch es klopft an der Tür, weswegen ich mich erhebe und die Tür öffne, wo Can mit verschränkten Armen und prüfenden Blick vor mir steht. Er hat doch nichts mitbekommen oder? "Du solltest das nächste Mal leiser reden." Upsala, war wohl nichts. Ich spitze meine Lippen und zucke mit meinen Schultern, während Saliha leise vor sich hin lacht.
"Komm mit. Saliha du kannst auch mit." Can läuft vor, während ich mit einem fragenden Blick zu Saliha schaue, die mir nur ein Schulterzucken als Antwort gibt. Sie steht auf und hämmert an der Badezimmertür. "Wir gehen zu den Jungs! Komm dann nach!", ruft sie und läuft dann mit mir in das Zimmer von Can. Im selben Moment, wo wir die Tür schließen, öffnen sich die Türen neben uns. Links kommt Aleyna mit ihren Hündinnen raus und rechts Elif, Melissa und Cathleen. Alle beachte ich nicht mehr und laufe provokativ in Cans Zimmer. Dort angekommen, schließe ich die Tür, wo mir dann der süßliche Geruch von Shisha in die Nase steigt. "Ihr habt ernsthaft eine Shisha hier hin geschmuggelt?", frage ich belustigt und entsetzt zugleich. "Shisha ist ein Muss", kommt es grinsend von Ramazan, der die Wasserpfeife in der Hand hält und zur Terrasse damit läuft. Wir haben hier auch Terrassen? "Warum hat Can mich hergerufen?", frage ich die Jungs, die mit ihren Schultern zucken. "Weil dein Meister eine Massage braucht." Ich stöhne genervt auf und schaue flehend zu ihm. "Wieso?", frage ich jammernd. "Frag nicht, mach, Sklave." Er tritt aus dem Badezimmer heraus und schmeißt sich nur mit einer Short bekleidet aufs Bett. "Ich will aber nicht!", kommt es stur von mir. "Was du willst, will niemand wissen. Widersprich nicht und mach, Sklave." Immer, wenn er Sklave sagt, will ich ihn umbringen! Ich schaue zu Saliha, die noch hier sitzt und mich pervers grinsend ansieht und dann zu Malik, der schnell versteht. "Komm, Saliha." Er zieht sie grinsend auf die Terrasse und schließt dann die Tür.
Ich schaue angespannt zu Can, dessen Rücken vor mir liegt und schaue mir seine Rückenmuskulatur an. Er hat eine sehr lange Narbe. Wow, die schlimm war der Umfall? Sie wirkt so tief. Sie hat sogar Kuhlen und wirkt an einigen Stellen, wie zerfetzt. Die Narbe an sich glänzt in einem Rosaton. Das muss unheimlich wehgetan haben. Wie hat er all das verkraftet? Hat er viel geweint? Ich stelle mir einen kleinen Jungen mit schwarzen Haaren und gelben Augen vor, wie er um Hilfe fleht und Angst hat. Das ruft mir aus irgendeinem Grund die Tränen in die Augen. "Fängst du heute noch an oder bist du eingeschlafen?" Ich komme wieder zu mir, woraufhin ich Grimassen hinter seinem Rücken ziehe - wortwörtlich. Mir kommt eine Idee in den Sinn, weswegen ich schadenfroh lächele. "Du kriegst die beste Massage, die du je in seinem Leben bekommen hast!", verspreche ich, als mich ihm nähere. "Hoffe ich auch. Los setzt sich auf meinen Rücken." Ich schaue etwas beschämt, aber da ich für meinen Plan viel Kraft brauche, hüpfe ich auf ihn und höre, wie er unter mir brummt, während ich lache. "Wenn du willst, können wir ja die Position wechseln." Ich weiß, dass Can gerade dreckig grinst, weswegen ich meine Augen verdrehe. "Entspann dich", säusele ich und strecke mich.
Ich rutsche von seinem Steißbein auf seinen Hintern und weite überrascht meine Augen. Was ein knackiger Hintern! Aber ich darf mich nicht ablenken lassen, weswegen ich mich wieder auf meinen Plan konzentriere. Meine Hände lege ich links und rechts auf seinem kräftigen Nacken ab und drücke richtig zu, weswegen Can schmerzhaft zischt. "Fühlt sich gut an, nicht wahr?" Als Antwort kriege ich ein Knurren, was mich schmunzeln lässt. "Warte, das hier ist besser." Ich lege meine Hände an seinen Seiten ab und wiederhole das, was ich gerade praktiziert habe dort, weswegen Can sich hochstemmen will, ich ihn aber runterdrücke. "Ich bin noch nicht fertig!" Ich schräge meine Hände an und klopfe oder schlage - wie man's aufnimmt - auf Cans Rücken. "Das machen die immer in Serien", erzähle ich Can, der gleich seine Geduld verliert. "Shana!", knurrt Can, was mich lachen lässt. "Fühlt sich gut an, ich weiß. Aber du musst dich entspannen." Ich massiere rabiat seine muskulöse Schulter, was mir schon in den Händen wehtut, da sein Rücken gut gebaut ist. "Es reicht!" Er drückt sich hoch, weswegen ich schnell meine Arme um ihn wickele und fest zudrücke. "Lass mich los!" Er will mich runterwerfen, doch ich schlage mit einer Hand seine Hände weg, während mein anderer Arm und meine Beine Can umklammern. "Niemals!", schreie ich, als Can anfängt sich zu drehen. "Shana, mach es nicht schlimmer!" Ich drücke mich provozierend enger an ihn und lache, was ihn stört. "Die Massage war doch voll gut!", beschwere ich mich und muss mir ein weiteres Lachen verkneifen.
"Was macht ihr da?" Can dreht uns zur Tür, wo Viyan mit nassen Haaren steht und uns ungläubig mustert, bevor sich ein dreckiges Grinsen auf ihr Gesicht schleicht. Scheiße, das wollte ich nicht bewirken! Can läuft durch die Tür und hält mich an meinen Beinen fest. "Kriege ich ein Geschenk für meine sehr gute Leistung?", frage ich in einem unschuldigen Ton und schaue im Spiegel zu Can, der diabolisch lächelt. "Ja, das kriegst du." Seine Stimme verheißt nichts Gutes. Wir steigen aus und laufen zu dem Fit'n'Relax Bereich, wo ich schlucken muss. "Can? Was hast du vor?" Ich rutsche auf seinem Rücken herum, während sein Griff um meine Beine fester wird. Am Fitnessstudioraum und an der Sauna laufen wir vorbei, woraufhin Can sich seine Schuhe auszieht. Als er nach meinen Schuhen greifen will, zappele ich herum, woraufhin Can rückwärts gegen die Wand steuert und ich so zwischen seinem nackten Rücken und der Wand eingeklemmt bin. Schnell öffnet er mir meine Schlaufen, zieht mir meine Chucks aus und läuft dann auf den leeren Pool zu. "Can, bitte nicht!", kommt es hysterisch von mir, während ich versuche mich zu befreien. Ich würde eigentlich freiwillig hierhin kommen, aber da Can mich hierhin zwingt, will ich nur noch weg. "Nein, das ist deine Belohnung. Schau dir doch an, wie schön es hier ist." Er dreht sich sodass ich alles sehen kann. Es ist totalschön hier. Grauer Parkettboden und ebenfalls graue Granitwände. Lichter beleuchten die Treppen und die Wände und zudem fließt eine Art kleiner Wasserfall aus dem flachen Kopf, der an der Wand montiert ist.
"Genug gestarrt?", holt mich Can aus meiner Begutachtung raus und steuert auf die Treppen zu, weswegen ich wieder herumzappele. "Can, ich mache das, was du willst!", flehe ich ihn an und höre ihn lachen. "Das musst du sowieso." Er taucht mit seinen Beinen ins Wasser, doch Dank seiner Größe bin ich noch nicht nass, was sich aber schnell ändert, als Can sich etwas runterbeugt und ich dann spüre, wie nass meine Socken werden. "Can!" Es macht keinen Sinn mehr sich zu wehren, da meine Hose schon anfängt das Wasser aufzusaugen. "Luft einhalten", warnt er mich vor, was ich dann auch schnell mache, bevor er uns unter das Wasser taucht. Resigniert schnalze ich mit meiner Zunge und japse nach Luft, als mich Can von sich schubst und sich dann zu mir dreht. Mein weißes Oberteil ist durchnässt, wodurch man meinen BH sehen kann, der noch zum Glück weiß ist. Trotzdem tauche ich mich bis zu meinen Schultern unters Wasser und schaue wütend zu Can, der gefährlich langsam auf mich zu schwimmt, weswegen ich ihm leicht panisch ausweiche, was mir aber nichts bringt, da Can sehr schnell ist und ich eben nicht. Er greift mich an meinen Schultern, weswegen ich aufschreie und lacht mich aus. "Du musst mal dein Gesicht sehen." Can atmet tief durch und schaut schelmisch. "Du bist ein Arsch-," Er drückt mir seine Hand auf den Mund und verliert sein schelmisches Grinsen nicht. Can nähert sich mir, weswegen ich nach hinten laufe, und Cans Grinsen immer breiter wird.
"Was grinst du so?" Die Frage beantwortet sich selber, als mein Rücken den Beckenrand berührt. "Was jetzt?", raunt er selbstsicher. Er stützt seine muskulösen Arme links und rechts ab. "Nichts?" Ich schaue ihn skeptisch an und versuche ihn an seiner nackten, nassen und muskulösen Brust wegzudrücken. Mir fällt erst jetzt die neuste Narbe an seinem Brustkorb und das kleine Muttermal zwischen seiner Brust auf. Oder zwischen seinen Brüsten? Auf dem Brustbein, Punkt. "Ach, mir darfst du auf die Brust gucken, aber ich nicht bei dir?", fragt Can in einem sarkastischen Ton, weswegen ich zu ihm hochschaue. "Ja", gebe ich selbstbewusst von mir, recke mein Kinn und schaue extra auffällig auf seine Brust, die echt hübsch ist. Mein Blick huscht zu seiner linken Brustwarze, wo ebenfalls ein kleines Muttermal ist. "Du hast echt schöne Brüste", informiere ich Can und nicke. Ich tippe forsch auf seiner Brust herum und stelle fest, dass das Ding hart ist. "Respekt", murmele ich und schaue in Cans belustigtes Gesicht. Schnell verschränke ich eitel meine Arme vor meiner Brust. "Das habe ich nur gesagt, weil ich verpflichtet bin", rede ich mich heraus, da ich vergessen habe, dass diese Kleinigkeiten Cans Ego aufplustern. "Natürlich", haucht Can amüsiert mit einem ironischen Unterton in seiner Stimme und läuft aus dem Wasser, was ich ihm gleichmache. Ich drücke das Wasser aus meinem Oberteil, Haaren und so weit es geht auch aus meiner Hose bevor ich meine Schuhe schnappe, Can säuerlich anfunkele und mit ihm zum Aufzug laufe. Als sich die Türen öffnen, will Can, dass ich als erstes Einsteige, woraufhin ich mich aber verweigere. "Mann voran." Ich trete zurück und lasse ihn mit einem aufgesetzten Lächeln den Vortritt. Ich drücke den Knopf, der zehnten Etage, woraufhin die Türen zugehen und wir hochfahren.
Da Can mit dem Rücken zu mir und mit dem Gesicht zum Spiegel steht, mustere ich wieder seinen Rücken und sehe seine Narbe, die wirklich mehr als zehn Zentimeter lang ist. Das sind locker fünfzehn Zentimeter oder noch mehr. Sie ist hellrosa, schimmert leicht im Licht und zieht sich bis auf die linke Seite seines Rückens. Langsam trete ich heran und fahre vorsichtig mit meinen Fingern über die Narbe, woraufhin Can leise und scharf die Luft einzieht, sich zu mir dreht und schnell mein Handgelenk umfasst. Sein Blick verängstigt mich, ich weiche zurück. Er wirkt wütend, so als ob er mich anschreien und etwas zerstören möchte. Ich sehe wie viel Leid plötzlich in seinem Blick auftaucht. Leid und Wut. Was ist passiert? Ahnungslos schaue ich ihn an. Sein Blick wird etwas weicher, er schaut mich ernst und etwas gequält an, während er seinen Kopf schüttelt. "N-nicht, bitte", flüstert er und lässt dann langsam mein Handgelenk los. Seine Augen schimmern durch die Tränen. Was ist bloß passiert? Ich nicke leicht und weiche seinem intensiven Blick aus. Ich wusste zwar, dass er ein Trauma mit sich trägt, aber welch eine Intensität das Trauma hat und Can mit sich trägt, wird mir erst jetzt bewusst. Sein Arm zittert sogar. Selbst durch eine Berührung seiner Narbe kann er wieder daran erinnert werden und das bedrückt mich leicht. Die Metalltüren des Aufzuges öffnen sich, woraufhin wir aussteigen und den Flur entlang laufen. "Wohin gehst du? Es sind alle bei uns", fragt Can mich ruhig, zu dem ich mich drehe. "Ich muss mir ein anderes Oberteil anziehen", gebe ich etwas beschämt vor mir und halte mir meine Hände vor die Brust. "Komm, ich gebe dir ein T-Shirt." Er greift sanft nach meinem Unterarm, was meinen Körper durchzuckt und zieht mich in sein Zimmer, wo er dann zum Schrank läuft und mir dann das oberste T-Shirt reicht.
Dankend gehe ich ins Badezimmer und ziehe mir dann, das an meinem Oberkörper klebende Top aus, trockne mich ab und ziehe das graue, locker sitzende T-Shirt von Can an, woraufhin ich dann zu den anderen auf die Terrasse laufe. "Was habt ihr gemacht?", fragt Saliha und schmunzelt, als sie mich sieht. "Shana hat ihre Belohnung für die ach so tolle Massage bekommen", antwortet Can, der sich durch seine nassen Haare geht. Wie schnell er sich wieder fassen kann. Gerade eben hatte er noch Tränen in den Augen. Wenn ich wieder daran denke, dann zieht es meine Laune runter. "Muss wohl eine sehr gute Massage gewesen sein", kommentiert Viyan jetzt und klatscht bei Saliha ein, während ich meine Augen verdrehe und mich zu ihnen auf den warmen Holzboden setze. "Lasst mal etwas machen!", kommt es motiviert von Ramazan, der sich auf den Boden gelegt hat. "Soll ich Dilo fragen, ob er uns seinen Pick-Up ausleihen kann?" Wir stimmen Can sofort zu, der ins Zimmer geht und anruft. "Ich sitze im Kofferraum!", sage ich schon mal vorweg, da ich immer im Kofferraum sitzen will, wenn ich die Gelegenheit habe in so einem Auto zufahren. Und diese Gelegenheit habe ich nur, wenn ich in der Heimat bin. "Ich auch!", sagen Ramazan, Viyan und Saliha synchron. "Wenn Can das toleriert", kommt es von ruhig Malik, zu dem wir fragend schauen. "Man kann sich ja im Kofferraum nicht anschnallen und Can hat ja diese Sorge", erklärt er uns, weswegen wir nicken. Stimmt, das habe ich vollkommen vergessen.
"Ich krieg das schon hin", versichere ich. "Nein, egal. Wenn Can sich Sorgen macht, dann lassen wir es sein", sagt Viyan, woraufhin ich meinen Kopf schüttele. "Nein, ich krieg das hin", wiederhole ich und laufe zu Can ins Zimmer, der gerade auflegt. Ich lächele ihn lieb an, weswegen er misstrauisch seine Augenbrauen zusammenzieht. "Nein." Verdattert schaue ich ihn an, komme aber dann schnell wieder zu mir und laufe auf ihn zu. "Du weißt doch gar nicht, was ich sagen wollte!", gebe ich mit verschränkten Armen von mir. Can beugt sich zu mir runter und tätschelt meine Haare. "Doch, Shana. Du wirst nicht hinten im Kofferraum sitzen. Keiner wird das." Empört ziehe ich die Luft ein und schubse ihn nach hinten, was ihn schmunzeln lässt. "Sollte mir das wehtun?", fragt er, um mich noch mehr zu reizen. "Wieso darf keiner hinten sitzen?" Bockig balle ich meine Hände zu Fäusten und sehe Can mit zusammengezogenen Augenbrauen an. "Weil es gefährlich-," "Na und? Rauchen ist doch auch gefährlich und du tust es!", unterbreche ich ihn und sehe wie er grinst. "Was gibt's zu grinsen?", frage ich genervt. Ich will hinten im Kofferraum sitzen! "Deine Stimme wird immer schrill, wenn du wütend wirst." Er lacht kurz und verkneift es sich dann, als er meinen Blick sieht. "Ich werde hinten sitzen!", gebe ich stur von mir. "Nein, Shana." Can wird wieder ernst. "Doch! Es wird nichts passieren, wenn wir alle auf uns aufpassen. Ramazan wird unseren Beschützer spielen, bitte!", flehe ich schon fast und gehe einen Schritt nach vorne. Ich sehe, wie weich sein Blick wird. Zwar lässt er ihn nicht zu weich werden, aber ich scheine ihn überreden zu können - vielleicht.
"Wieso möchtest du unbedingt hinten sitzen?", will Can seufzend wissen. "Es ist ein total schönes Gefühl, Can. Wenn die Sonne und die warme Luft einen umgibt, während man fährt, da kriegt man total gute Laune", versuche ich es ihm zu erklären und komme bestimmt schon verzweifelt rüber. Can murrt kurz etwas und fährt sich dann durch sein nasses, schwarzes Haar, bevor er mir dann mit einer angespannten Haltung in meine flehenden Augen schaut. "Okay", seufzt er, woraufhin ich einen kleinen Freudenschrei rauslasse und herumhüpfe. "Aber du wirst sitzen und deine Gliedmaßen nicht aus dem Auto baumeln lassen!", mahnt er, woraufhin ich eifrig nicke. "Versprochen!" Ich laufe lässig und mit einem stolzen Lächeln wieder auf die Terrasse, wo ich schon schmunzelnd angeschaut werde. "Wir dürfen", gebe ich lächelnd von mir, woraufhin sich die Mädels erheben, um sich frisch zumachen. Ich schaue grinsend zu Ramazan, der einen Arm um mich legt. "Wie hast du das hingekriegt?", fragt er mich und zieht mich zum rötlichen Balkongeländer, wo wir einen Blick auf die Stadt und Straßen Barcelonas haben. "Ich habe ihn einfach etwas überredet, mehr nicht. Ich habe es mir schwerer vorgestellt." "Es überrascht mich. Wenn Can Nein sagt, dann heißt es Nein." Ich schaue leicht verblüfft zu ihm und schürze meine Lippen. "Du hast eine große Wirkung auf ihn." Habe ich das? Dass er das zu mir sagt, lässt mich verlegen werden. Er lächelt mich an und läuft dann mit mir rein. Ich habe eine große Wirkung auf ihn. Habe ich das wirklich? Ich kann es irgendwie nicht glauben.
Ich setze mich auf das Einzelbett hin und öffne meinen Dutt, um ihn mir neu zu binden, woraufhin ich mich aufs Bett lege und seufze. Ich drehe mich zur Seite, wo sich Can ein schwarzes T-Shirt überzieht und dann seine Short fallen lässt, weswegen ich erschrocken aufschreie und mich zu Malik drehe, der mich schmunzelnd beäugt. "Also wenn ich mich vor Mädchen ausziehe, dann freuen sie sich immer und schreien nicht", höre ich Can in einem nachdenklichen Ton sagen. "Zieh dir was an!" Ich rappele mich hoch und fahre mich beschämt über meine Wangen. "Can, flotter Arsch! Ohne Unterhose wäre er bestimmt schöner", schnurrt Ramazan, der auf Can zugeht. "Was zum? Was machst du da?!", fragt Can verstört, weswegen ich mich neugierig zu den beiden drehe und sehe, wie Ramazan sich an Can reibt und dabei erotisch seine Zunge kreisen lässt. "Zieh dich aus, kleine Maus. Mach dich nackig", raunt Ramazan und öffnet seinen Mund, den er Can nähert. "Ramazan, du willst unbedingt Schläge, hab ich Recht?" Can schubst ihn weg, damit er sich seine Hose zuknöpfen kann. "Oh ja! Gib's mir Can!", schreit Ramazan und hält Can seinen Hintern im Hohlkreuz vor, der resigniert den Kopf schüttelt. "Hoffnungslos", murmelt dieser und geht ins Badezimmer, um sich dort seine Haare zu frisieren. "Gibst du mir einen Schlag auf den Arsch?", fragt Ramazan Malik unschuldig und wedelt mit seinem Hintern vor Maliks Gesicht herum, der ihm diesen Wunsch erfüllt. Ramazan schreit schrill auf. "Wann kommt dein Onkel?", fragt Malik. "Er meinte, dass ein Kollege das Auto in zehn Minuten bringen würde. Schaut mal raus, ob da ein weißer Pick-up ist", meint Can, der sich konzentriert die Haare zur Seite gelt, was übrigens sehr gut aussieht. Malik macht sich sofort auf den Weg zur Terrasse und hält Ausschau. "Can, da ist einer", gibt Malik ihm Bescheid, weswegen ich freudig aufstehe und mir meine Hose, die an meinen Beinen klebt abziehe. "Willst du sie föhnen?", fragt Can, der mich wohl bei der Prozedur beobachtet hat. Ich nicke und laufe ins Bad, wo ich den Föhn nehme und dann anfange meine Hose und meine Socken zu föhnen. Ich gehe noch einmal mit dem Föhn über meinen BH und das T-Shirt, die jetzt trocken sind, schalte den Föhn ab und ziehe dann meine Schuhe an. Ich habe gar nicht bemerkt, dass Can immer noch hier ist und mich die ganze Zeit beobachtet hat. Mein Oberteil, welches noch nass auf dem Waschbecken liegt, föhne ich schnell ich und schiebe es zur Seite. "Ich hole es dann später ab", gebe ich Can Bescheid und stopfe das T-Shirt in meine Stoffhose, um es dann etwas heraus zu zupfen. Er nickt mir als Antwort zu und durchdringt mich schon fast mit seinen Blicken. "Ich schaue dann mal nach den Mädchen", murmele und dränge mich an ihm vorbei, als er keinen Platz machen will. Er stellt sich näher zu mir und stützt seine Hände am Waschbecken links und rechts ab. Ich schlucke und schaue ihn leicht nervös an. Nicht einschüchtern lassen. "Wieso machst du das nur?", fragt er mich rau und schaut mich abwartend an. Meine Augenbrauen ziehen sich ahnungslos zusammen, was ihm anscheinend als Antwort reicht und er von mir ablässt. Ich laufe schnell aus dem Zimmer raus, als mir einfällt, dass ich mein Oberteil eigentlich doch mitnehmen konnte. Soll ich es holen? Ich glaube, ich lasse es sein. Das von gerade hat mir gereicht. Ich gehe in mein Zimmer, wo Viyan und Saliha sich parfümieren und dann mit mir zum Aufzug laufen, wo Can schon wartet. Saliha und Viyan stupsen mich vielsagend an und schubsen mich immer näher zu ihm. Ich schlage ihre Hände weg und steige in den Aufzug, der schnell unten ankommt und wir, beziehungsweise ich aus der Lobby schon fast renne und den Pick-up Truck von Toyota sehe.
Quietschend steige ich in den Kofferraum, gefolgt von Ramazan, Viyan und Saliha, die sich mit mir freuen. "Vergiss nicht, was ich gesagt habe", erinnert mich Can in einem ernsten Ton, dem ich zunicke. Er steigt auf der Fahrerseite ein und Malik auf der Beifahrerseite, woraufhin das Auto angeschaltet wird und wir freudige Geräusche von uns geben. "Hab meine Box mitgenommen." Ramazan hält stolz seine JBL-Box hoch und verbindet sein Handy damit, woraufhin tropische Musik aus der Box dröhnt. Wir tanzen ausgelassen und singen dabei. Natürlich beachte ich bei allen und bei mir selber natürlich, dass unser Po den Boden nicht verlässt und unsere Arme nicht irgendwie aus dem Auto baumeln. C'est la vie von Khaled läuft, was mich lächeln lässt. Es sorgt für gute Laune, vor allem, wenn man noch mitsingt. Ramazan und ich singen den französischen Refrain und tanzen dabei herum. Lachend lehne ich mich zurück und schaue in den dunkelblauen Himmel. "Wohin fahren wir überhaupt?", fragt Viyan. "Keine Ahnung", antwortet Ramazan. Das Auto wird langsamer und bleibt dann schließlich stehen, sodass wir zufrieden aus dem Kofferraum steigen. "Wo sind wir?", frage ich Can und schaue mich um. "Tibidabo", antwortet er und läuft vor. Wir nähern uns einem Ort, wo mir ein Riesenrad, ein Karussell und vor allem eine große Kirche ins Auge fällt. Alles ist beleuchtet und sieht sehr ästhetisch aus. "Oha, wie schön", schwärm Saliha und macht sofort Fotos. "Hier gibt es einen Vergnügungspark, aber da wir so spät vom Ausflug gekommen sind, können wir nicht lange bleiben. Höchstens eine Stunde, dann machen die schon zu", erzählt Can uns. "Ich will zur Kirche. Da hat man bestimmt eine gute Aussicht", murmele ich und laufe auf die Kirche zu, werde aber dann festgehalten. "Geh nicht immer irgendwo hin, ohne Bescheid zugeben", weist Can mich hin, woraufhin ich nicke. Wir laufen zur Kirche, wo Saliha und Viyan sofort zur Beschreibung der Kirche gehen und es sich durchlesen, da beides Geschichtsfreaks sind, während ich mir den Panoramablick auf Barcelona gönne. Ich sauge ihn mental auf und will am liebsten gar nicht weg. Die Stadt leuchtet im dunkelblauen Himmel und sieht einfach nur wunderschön aus. "Shana", zieht mich Malik aus meiner Faszination raus und deutet auf die anderen. "Komm, wir machen Fotos." Wir laufen zu unseren Freunden und machen die verschiedensten Grimassen und Posen. Lachend, wegen Ramazans Aktionen setzen wir uns auf den Boden und genießen die Wärme der Stadt.
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