Kapitel 114

Montag, 3. Juni

Nach einer insgesamt über zwölf Stunden andauernden Fahrt kommen wir endlich auf spanischem Boden an. Seufzend drehe ich mich mit einem Grinsen zu Saliha und Viyan und kreische einmal mit ihnen, bevor wir ernst werden. Wir holen unsere Koffer ab und laufen zu Herrn Markus und Herrn Jakubeck. Ich höre nur mit einem Ohr zu, da das Wetter einfach perfekt ist. Keine einzige Wolke ist zu sehen, nur der blaue Himmel und die grelle Sonne, die für manche zu heiß ist, aber für mich perfekt. "Wir werden gleich einchecken und dann habt ihr eine halbe Stunde Zeit euch fertig zumachen fürs Frühstück. Die Zimmer sind auf der zehnten Etage und benehmt euch." Herr Markus schaut auffällig zu den Jungen und geht mit uns in den Eingangsbereich, wo manche wegen der Klimaanlage entspannt aufstöhnen. Die Inneneinrichtung sieht edel und vielversprechend aus. Womöglich, da sie in braunen und weißen Tönen gehalten wurde. Ich stelle mich mit Saliha und Viyan vor den Tresen und fahre mir meiner Hand über die Marmorsteine, die die Oberfläche ausmachen. Das Hotel gefällt mir immer mehr. Eine nett wirkende und junge Mitarbeiterin begrüßt die Lehrer freundlich und spricht anscheinend Deutsch, was mich nur leicht überrascht. Nach einigen austauschenden Sätze gibt Herr Jakubeck der Dame irgendwelche Papiere, woraufhin sie eine kleine Schachtel voller Schlüssel vor die Lehrer stellt und diese ihnen gibt. "Wer will als erstes?" Sofort stürmen alle auf die Schlüssel und rasen zu den Aufzügen. Viyan kommt grinsend zu mir und Saliha und klimpert mit dem Schlüssel, den sie ergattert hat. "Los! Ich kann es kaum abwarten!" Sie zieht mit einer Hand ihren Koffer und mit der anderen Hand mich hinter sich her und quetscht uns in den Aufzug. Viyan schaut auf die Schlüsselnummer und rennt dann aus dem Aufzug raus, weswegen Saliha und ich ihr hinterher trollen. Voller Spannung öffnet Viyan die Tür, zieht uns mit unseren Koffern rein und dreht sich zufrieden zu uns. Wir drei lassen einen Freudenschrei raus und springen und tanzen herum.

"Diesmal schlafe ich auf dem Ehebett." Ich schmeiße mich auf das Ehebett und schaue mir das Zimmer an. Es ist ebenfalls in braun und weiß Tönen gehalten. Weiße Bettbezüge, braune Kissen und Tagesdecken, sowie beige Holzakzente. "Es ist total schön eingerichtet. Ich hatte schon Angst, dass wir in irgendein Loch gesteckt werden", kommentiert Saliha und packt ihren Koffer aus. "Wir haben frei WLAN!", informiert uns Viyan euphorisch, weswegen wir uns alle schnell mit dem Netzwerk verbinden. "Die Tage müssen wir genießen", kommt es bedrohlich von Viyan, die mit dem Zeigefinger auf mich zeigt. Ich nicke schmunzelnd und packe dann meinen Koffer aus, wo ich meine Jogginghose gegen eine khakifarbene Karottenhose mit goldenen Akzenten tausche, genau sowie mein schwarzes T-Shirt gegen ein anderes T-Shirt tauschen will, doch als mir mein weißes, schulterfreies Oberteil ins Auge sticht, greife ich es schmunzelnd und ziehe es mir über. Es existiert ja nichts schöneres, als Can zu reizten. Meine Haare, die zu einer Art halbglatten-halblockigen Busch mutiert sind, käme ich und frisiere sie dann zu einem voluminösen Dutt. Noch etwas viel Deo, Bodyspray und meine weißen Chucks und schon bin ich fertig. Ich drehe mich zu Viyan und Saliha, die gerade erst dabei sind sich zu schminken. "Ihr werdet doch sowieso schwitzen", gebe ich mit verdrehten Augen von mir. "Hallo? Wir müssen gut aussehen. Spanische Jungs sind hier überall. Damelo papi chulo", schnurrt Viyan und fängt an, sich zu bewegen, bevor sie sich wieder ihrem Make-up widmet. Mein Handy klingelt, weswegen ich verwirrt nach meiner Jogginghose greife und mich frage, wer mich anrufen könnte. Mama bestimmt. Als ich den Namen lese, verdrehe ich meine Augen und nehme schnaubend an.

"Wa-,"

"Komm her, Sklave." Ich unterdrücke mir sämtliche Beleidigungen, die ich diesem Gorilla an den Kopf werfen könnte und lege auf, bevor ich meine Wut herausschreie.

"Was ist los?", fragt Saliha, die sich ihre Mascara aufträgt. "Can", zische ich und laufe aus dem Zimmer, dabei weiß ich nicht einmal, wo sein Zimmer ist. Die Tür, die zwei Zimmer links von uns entfernt liegt, geht auf, wo Maliks Kopf herausguckt und ich danach dahin laufe. Ich betrete mit einem kalten und gleichzeitig genervten Blick das Zimmer, wo Can in einer schwarzen Fußball-Short und weißen T-Shirt steht. Er dreht sich grinsend zu mir, zieht dann seine Augenbrauen zusammen, als er meine freien Schultern bemerkt. "Was ist das für ein Oberteil?", fragt er mich kritisch, woraufhin ich mit meinen Schultern zucke. "Malik, was ist das für ein Oberteil?", frage ich provokant und sehe, wie Malik mich kopfschüttelnd angrinst. "Ein schulterfreies", antwortet er lächelnd. "Da hast du deine Antwort." Ich lächele Can freundlich zu und schaue dann zu Ramazan, der aus dem Badezimmer kommt und wie ein Model posiert. "Wie findet ihr meine Beinhaare?", fragt er und klatscht sich auf seinen Oberschenkel, als er sich seine Short hochgezogen hat. "Atemberaubend", kommentiere ich und lächele. "Dein Oberteil ist schön", kommt es fasziniert von Ramazan, dem ich danke und dann zu Can schaue, der mich abwertend beobachtet. "Mein Koffer." Er schaut auf seinen geöffneten Koffer und dann mit einem süffisanten Lächeln zu mir. "Ich-, nö, nein!", gebe ich stur von mir und verschränke meine Arme vor meiner Brust. "Geht schon mal runter, das wird bestimmt nicht lange dauern", säuselt Can, woraufhin die Jungs uns verlassen. Wieso können sie nicht einfach bleiben? "Also, Sklave, wir haben nicht den ganzen Tag Zeit." Er läuft an mir vorbei und schließt dann die Tür ab. "Dein Ernst?", frage ich skeptisch, woraufhin er mit seinen Schultern zuckt. "Rede nicht so viel, mach." Ich presse meinen Kiefer zusammen und atme fest aus der Nase aus. Geduld, Shana. Nur Geduld. Ich setze mich bockig vor seinen Koffer hin und fange an seine Klamotten zu falten. Wieso mache ich das überhaupt?! "Wirst bestimmt eine gute Putzfrau", kommentiert Can. "Schnau-," "Keine Beleidigungen, Sklave." Ich schreie frustriert auf und höre Can lachen. "Mach schneller." Er läuft an mir vorbei und setzt sich auf das Bett, neben seinem Koffer. Ich schiele finster zu ihm und ziehe dann feste an seinen Beinhaaren. "Dein Ernst?", zischt er und fährt sich über sein Schienbein. "Wünsch dir was", gebe ich schmunzelnd von mir und halte seine Beinhaare vor sein Gesicht. "Ich wünsche mir, dass Shanas Mund gestopft wird. Wie, weiß ich schon." Er grinst dreckig und kriegt von mir einen Schlag gegen sein Schienbein, was nicht ihm, sondern mir weh tut. "Was ist das für ein Bein?" Ich schaue verzweifelt auf meine Hand und massiere diese, da sie schmerzt. Can lacht. "Passiert halt, wenn die Sklavin ihrem Herrn widerspricht", kommt es arrogant und trotzdem lachend von ihm, weswegen ich ihm nachmache und er mir dann an einer meiner Babyhaare zieht. "Arbeite lieber." Ich ziehe eine Grimasse, verdrehe meine Augen und falte das nächste T-Shirt. Wie viele T-Shirts hat dieser Junge? "Verdreh noch einmal deine Augen und du wirst die ganze Nacht in diesem Zimmer verbringen", droht er mir. "Träum weiter!", zische ich und falte genervt eine seiner Hosen. "Glaub mir, du solltest meine Drohungen ernst nehmen." Er grinst selbstsicher, weswegen ich schnaube und ihm innerlich recht gebe. Arschloch. Ich ziehe ein schwarze Stück Stoff hervor, bei dem es sich um eine Calvin Klein Unterhose handelt und betrachte sie mit einem verdutzen Blick, als ich meinen Kopf schief lege. "Ich habe jetzt auch eine an. Willst du mich nur in ihr sehen?" Am besten wäre es, wenn du na-, oh mein Gott... argh! "Gott bewahre mich vor diesem ekelhaften Anblick", murre ich und haue Can mit seiner Unterhose. "Sollte das mir wehtun?", fragt er mich und legt seinen Kopf schief. "Ja", kommt es wieder mürrisch von mir, als ich die nächste Unterhose herausfische und sie schnell falte. Schämt er sich nicht? "Schämst du dich eigentlich nicht, dass ich deine Unterhosen sehe?", frage ich interessiert und falte seine T-Shirts zu Ende. "Nein, es haben mich genug Mädchen mit und ohne sie gesehen." Ich weiß, dass Can gerade stolz, arrogant und pervers zugleich lächelt. Dieser Junge hat kein Schamgefühl. "Wow", zische ich und falte aggressiv seine Shorts. Wieso hat dieser Junge so viel Kleidung mit? Ich pausiere meine aufgezwungene Arbeit und lege mich nach hinten, auf den kühlen Laminatboden. "Das Oberteil ziehst du gleich aus." Er zeigt auf meine Schultern, während ich den Kopf schüttele und ihm den Mittelfinger zeige. "Was erhoffst du dir?", frage ich und rümpfe kurz meine Nase.

"Oh, glaub mir. Das willst du gar nicht wissen", raunt er, weswegen ich schlucke. Er will nach dem T-Shirt-Stapel greifen, weswegen ich ruckartig aufstehe und seine Hand wegschlage. "Du machst den Stapel nicht kaputt!", meckere ich und sehe, wie seine Mundwinkel zucken. "Okay, Sklave. Mach weiter." Ich falte schnell seine gottverdammten Unterhosen und seufze. "Wie viele Unterhosen hast du mit?", rufe ich voller Temperament und sehe, dass Can grinst. Dieser Junge grinst mir zu viel. "So viele, wie ich mit Mädchen schlafen werde." Mein Mund öffnet sich empört, Er zuckt lächelnd mit seinen Schultern und steht dann auf, um seine Kleidung in den Schrank zulegen. Wie kann man nur so selbstbewusst und so schamlos sein? "Wie kann man nur freiwillig mit dir schlafen wollen?", frage ich abwertend und sehe, wie er sich süffisant lächelnd zu mir dreht. "Glaub mir, jeder will es. Auch du." Ich ziehe meine rechte Augenbraue hoch. "Nein." "Doch und wenn wir am Strand sind, wirst du mir die Hose vom Leib reißen wollen." Er nimmt sich wieder einen Stapel und legt ihn den Schrank, bis alle Stapel weg sind. "Übrigens: Ich lasse meine Sachen eigentlich immer im Koffer. Es entsteht sowieso ein Berg, aber danke." Ich stehe entgeistert auf und laufe auf ihn zu. "Nicht. Dein. Ernst!", presse ich hervor und werde rasender, als sich sein allbekanntes, provokantes Lächeln auf seine Lippen legt. "Du verdammtest Arschloch! Du regst mich so auf! Ich will dich am liebsten umbringen! Bist du zu dämlich, um einen Schrank ordentlich zu halten?!", schreie ich und hämmere gegen seine Brust, bis er meine Hände festhält und mich umdreht. Ich winde mich und will seine Hände entfernen, die meine Handgelenke umschlungen haben, was nichts bringt. "Frühstücken", flüstert er gegen meine nackte Schulter, was einen leichten Schauder über meinen Rücken laufen lässt. Ich entreiße mich aus seinem Griff und schließe die Tür auf. "Warten, Sklave." Ich laufe schnaubend zum Aufzug und drücke auf den Knopf. Hinter mir höre ich Gekicher - oder auch ein Pferd wiehern. Ich straffe meine Schultern, steige dann in den Aufzug und sehe, dass Can, Aleyna und Elif einsteigen. Genervt schaue ich alle drei an und beleidige Elif und Aleyna in meinem Kopf. Wo sind ihre Hündinnen? Can mustert auffällig Aleynas Körper, weswegen sie grinsend in seine Augen schaut und versucht verführerisch auf ihrer Lippe herumzukauen - ekelhaft. Sie trägt ein weißes Spagettiträgeroberteil und eine schwarze Short, die an der Mitte ihrer Oberschenkel grenzt. Ihre Haare, die zu fünfzig Prozent aus Extensions bestehen, hat sie zu einem Bauernzopf geflochten und läuft arschwackelnd aus dem Aufzug. "Te desgir heya, Arschloch!", zische ich und laufe an ihm vorbei, rempele Elif und Aleyna an und laufe auf den Tisch zu, wo unsere Freunde sitzen. Musste ich ihn jetzt wirklich daran erinnern, dass er eine Freundin hat, damit er andere nicht begafft? Arschloch!

"Was ist los?", fragt Malik mich und lächelt warm. "Ich musste die Höschen deines besten Freundes falten", informiere ich alle am Tisch und höre, wie Saliha ihr Getränk ausspuckt und mich erst geschockt und dann pervers grinsend erblickt. Ich verdrehe meine Augen. Der Stuhl neben mir wird nach hinten geschoben und der Duft sagt mir, dass es Can ist, weswegen ich wieder meine Augen verdrehe. "Wann dürfen wir frühstücken?", murmele ich und schaue auf meine Nägel. Die muss ich wieder lackieren. "Es fehlen noch einige, aber gleich ist es 08:30 Uhr", informiert Saliha mich und versucht nicht zu grinsen. Ich schaue mir den Frühstücksraum an, der mir ebenfalls gefällt, vor allem der braune Marmorboden. Die Tische und Stühle sind aus mattem, braunem Holz, was umso feudaler rüberkommt. Danach blicke ich um mich herum und sehe, wie Elif bei Cihan und anderen am Tisch sitzt. Als ob Can nicht ausrasten würde, wenn seine Liebe bei seinem Feind am Tisch sitzt. Das ganze kommt mir suspekt vor, weswegen ich Can am T-Shirt zu mir ziehe. "Nicht so wild." Ich ignoriere seine Aussage und nähere mich seinem Ohr. "Da stimmt etwas zwischen dir und Elif nicht", flüstere ich mit zusammengezogenen Augenbrauen. "Was soll nicht stimmen?", fragt er mich mit einer neutralen Mimik, als ich mich von seinem Ohr entferne. "Weil du sonst herumbrüllen würdest." Ich nicke mit meinem Kopf zu den beiden, wo auch Can und die Blicke unserer Freunde hingehen. "Kriegst heute oder morgen deinen Beweis", verspricht er mir und steht auf, um sich Frühstück zu holen, was wir ihm nachmachen.

Wir stellen uns an der Theke an, wo ich wieder dieses hässliche Gekicher zu hören bekomme. "Hier kann alles passieren", kichert Aleyna, weswegen ich hellhörig werde. "Kann ja sein, dass Can seine Blicke nicht von mir abwenden kann, wenn ich im Bikini bin", gibt sie leiser von sich. Was eine Schlampe. Ich lächele über die neue Information und gönne mir das gut sortierte Buffet. Mit voll beladenden Tabletts laufen wir zurück und fangen ausgiebig an zu essen. "Hab gehört, hier gibt es einen Fitnessraum", sagt Ramazan mit vollgestopften Mund. "Junge, das halbe Essen fliegt raus!", motzt Malik und hält ein Taschentuch vor Ramazans Mund, während Saliha und ich leise lachen. Ramazan hält seinen Finger hoch, um zu signalisieren, dass wir warten sollen, kaut und schluckt, bevor er ausatmet und fortfährt. "Also ich werde schön trainieren, damit ich gut aussehe für die Ladys." Er wackelt mit seinen Augenbrauen und schaut schmunzelnd zu mir. "Und für die Männer muss ich ja auch gut aussehen." Er gibt Can einen Luftkuss, welcher lustlos seinen Kopf schüttelt. "Du brauchst dich gar nicht zu verstellen! Wenn wir alleine sind, dann wirst du darum bitten, dass ich dich küsse!", gibt Ramazan exaltiert von sich und beißt in sein Brötchen, was ich ihm belustigt nachmache. "Was machen wir gleich überhaupt?", fragt Saliha. "Wir werden so um 10:00 Uhr oder später in die Stadt fahren", antwortet Can, der an seinem Handy tippt. Mit wem schreibt er?

Ich schaue zu Aleyna, die sich mit ihren Hündinnen unterhält, also kann er nicht mit ihr schreiben. Als ich mich leicht nach links drehe, sehe wie dann, wie Elif an ihrem Handy herumtippt und es dann schnell wegpackt. Sofort schaue ich zu Can, der dasselbe tut und habe das Rätsel gelöst. Stutzig trinke ich aus meinem Glas und grübele dabei, was Can wohl Elif geschrieben hätte. "Elif kommt mit uns in die Stadt." Sofort verschlucke ich mich und spucke den Inhalt wieder in das Glas, bevor ich entgeistert zu Can blicke. "Nicht dein gottverdammter Ernst!", zische ich erzürnt, danach schaue ich zu den anderen, die nicht besser schauen und dann wieder zum Auslöser dieser Mimik. "Sie ist doch meine Freundin", gibt Can apathisch und schulterzuckend von sich. "Oh mein Gott! Willst du uns allen die Laune verderben?", frage ich zynisch, woraufhin er seine Augenbraue hochzieht. "Für dich gibt es keinen Widerspruch und außerdem wirst nur du nicht damit klarkommen." Pah, Arschloch! Can interessiert es gerade recht wenig, wie ich darüber denke, da er wohl in Gedanken bei seiner Freundin ist - Arschloch. "Streitet euch doch hier nicht!", jammert Saliha, die sich die Schläfen hält. Mit meinen Händen zeige ich demonstrativ auf Can, da er doch die Schuld trägt. "Sag ihm das!" Can stöhnt genervt auf, weswegen ich meine Augen verdrehe. "Du steigerst dich zu sehr hinein." Ich schnappe empört nach Luft. Das hat er nicht gesagt! "Ich steigere mich nicht rein! Mach es doch, nimm dieses Mädchen mit", murmele ich am Ende mürrisch und sehe, wie Can zufrieden Lächelt. Denk nicht, dass ich dir Recht gebe. "Du kannst auch ruhig Aleyna und Cihan mitnehmen, kein Problem." Er legt sein Brot, welches er gerade in die Hand genommen hat auf den Teller zurück und stöhnt genervt auf. "Ist doch so", gebe ich mit verschränkten Armen von mir, entscheide mich aber sie zu entknoten und weiter zu frühstücken. Essen wird bevorzugt und Can vernachlässigt. "Shana, wir lenken dich schon von ihr ab. Keine schlechte Laune haben", muntert Malik mich auf. "Genau! Wir gehen doch auf Männerjagt, hast du das vergessen? Und außerdem willst du doch Spaß haben, wenn wir morgen zu dieser Schaumparty fahren", sagt Ramazan weswegen ich euphorisch nach Luft schnappe. "Das ist schon morgen?" Er nickt und lächelt. "Jetzt iss, damit du nicht noch an der Sonnenallergie stirbst." Ich verdrehe wegen seines Satzes schmunzelnd meine Augen und esse weiter.

"Hey, meine Lieben! Hier ist wieder euer Ramazan. Ich drehe heute ein Follow me arround Barcelona und lade es bei sechszigtausend Likes hoch. Ich bin auch nicht klickgeil oder so", beteuert Ramazan, zu dem ich mich im Bus setze und ihm amüsiert dabei zuschaue. "Heute mal mit Shana David, unserer Modequeen. Shana, wie kam es, dass du so gut aussiehst? Ach! Die Antwort kenne ich ja schon: ich bin deine Inspiration." Er lacht gekünstelt und klimpert mit seinen Wimpern, was mich lachen lässt. "Wir werden heute etwas durch die Stadt laufen und uns hübsche Jungs anschauen." Er drückt einen Kuss in die Kamera und schaltet sie dann aus, bevor er sie Tobias gibt. Wir fahren los und kommen in ungefähr zehn Minuten an. "Leute, um 14:50 Uhr seid ihr hier vor dem Platz, verstanden?" Wir nicken Herrn Jakubeck zu. "Vergesst eure Stadtkarten nicht und macht eure Handys auf Laut." Wieder nicken wir und laufen in unseren Gruppen los. Ich habe glatt vergessen, dass Cans unbeliebte Freundin bei uns ist und schnaube deswegen. Schweigend laufen wir durch die Stadt und sehen bekannte Läden, wie H&M. "Es ist voll warm, ich sterbe", kommentiert Saliha und fächert mit ihrer Hand vor ihrem Gesicht, was Viyan ihr nachmacht. "Es ist voll okay", gebe ich lässig von mir und genieße das warme Wetter. "Es sind fünfundzwanzig Grad!", kommt es verständnislos von Viyan. "Ich weiß, es könnte ruhig wärmer werden", murmele ich lächelnd und laufe weiter. Vor mir laufen Elif und Can, die kurz miteinander reden und dies leise, bevor sie dann wieder nach vorne schauen. Musste sie nur wegen diesem Satz mit? Ich habe ja schon verstanden, dass die beiden immer noch zusammen sind, jetzt kann sie endlich gehen! "Wohin sollen wir rein?", fragt Malik und schaut zu Can. "Wenn wir nach links laufen, kommen wir am Wasser an oder will einer in einen Laden?" Er schaut zu Elif, die mit ihren Schultern zuckt. Entscheide dich doch! "Lasst uns erst in die Läden und dann ans Wasser", schlage ich vor, was wir dann auch tun. Wir laufen an den großen, alten, weißen Gebäuden, Palmen und teuren Läden vorbei, wobei uns die Sonne die ganze Zeit folgt und laufen in Bershka rein. Die Jungen gehen zur Männerabteilung, weswegen wir, beziehungsweise ich gezwungen bin, Elif mit uns mitzunehmen. Saliha ist natürlich nett zu ihr und tauscht ein paar Wörter mit ihr aus. Ich steure sofort auf die Schmuckabteilung zu und finde Ohrringe, die mit Strasssteinen verziert sind. Die muss ich haben! Es ist ein großer Stein, unter dem mal ein kleiner und dann ein etwas größerer Stein kommt und so einen brauche ich in meiner Schmucksammlung. Verliebt laufe ich zu Saliha, Viyan und dem fünften Rad am Wagen, die sich ordentlich bedient haben. Zufrieden bezahlen wir und warten, bis die Jungen kommen. "Was hast du dir geholt?", fragt Ramazan mich, dem ich meine Ohrringe zeige. "Die sind voll schön!", kreischt er schon fast, weswegen ich dankend lächele. "Shana, da war ein Junge, ich glaube du hättest ihn attackiert." Sofort werden Saliha und Viyan hellhörig und hören gemeinsam mit mir Ramazan zu. "Er war groß, gebräunt und gutaussehend", erzählt er uns und zieht forsch die Augenbrauen hoch. "Am Ende habe ich dann realisiert, dass es nur mein Spiegelbild war." Saliha lacht mit Ramazan, während Viyan und ich enttäuscht aufstöhnen. "Guck mal nach links", sagt Ramazan zu Malik, der es tut, was ich aber auch tue und sehe ein Mädchen. Ich korrigiere mich: Ein halbnacktes Mädchen, die sehr viel Brust zeigt. Malik und Ramazan schauen sich dreckig grinsend an und laufen mit angespannten Muskeln mit Absicht an dem Mädchen vorbei, nachdem sie uns sagen, dass wir ihnen zuschauen soll. Dabei rempelt Ramazan sie absichtlich an und entschuldigt sich dann bei ihr. Malik und Ramazan reden mit ihr und machen der Blondine schöne Augen, woraufhin sie verlegen auf ihre Lippe beißt. Als dann ein Junge neben dem Mädchen auftaucht und sie küsst, laufen Ramazan und Malik enttäuscht zurück und werden erstmal von uns ausgelacht.

"Egal, im Hotel gibt es bestimmt noch andere Mädchen", muntere ich die beiden auf. "Pff! Die war eh nicht so hübsch!", kommt es trotzig von Ramazan, der seine Arme vor seiner Brust verschränkt. "Lasst mal Fotos machen!", sagt Saliha und holt ihr Handy raus. "Aber die Palme soll mit drauf!" Ich liebe Palmen und außerdem machen sie das ganze Bild tausendmal schöner. "Ich kann die Fotos schießen", meldet Elif sich freiwillig dazu bereit. Besser für mich, dann muss ich sie nicht wegschneiden. Saliha gibt ihr schulterzuckend das Handy und läuft mit uns zu einer der hundert Palmen, die hier in der Stadt aus dem hellgrauen Boden ragen. Ich stelle mich in die Mitte, zwischen Can und Saliha, damit Elif nicht die Chance kriegt, mich irgendwie nicht aufs Foto zukriegen. Wir lächeln alle und warten, bis Elif die ganzen Fotos schießt. "Mach noch eins", bittet Can sie. "Und zähl bis drei, bevor du das Foto schießt", fügt er hinzu, woraufhin ich nachdenklich meine Augenbrauen zusammenziehe. "Okey, eins, zwei ...", zählt sie langsam, woraufhin sich Cans Arm um meine Taille wickelt. Was zum?! Ich schaue ihn verwirrt an und bekomme sein Lächeln zu sehen. Er hat ein schönes Lächeln. "Drei." Sie schießt das Foto in dem Moment, als Can und ich uns ansehen. Das war geplant! Hundert prozentig geplant! Saliha nimmt dankend ihr Handy entgegen, woraufhin wir weiterlaufen. "Hat einer Hunger?", fragt Can uns, woraufhin ich mit meinem Kopf schüttele und mir ein Gebäude anschaue, welches mir ins Auge fällt. Es ist älteres Konplex, was man unschwer an den Rissen an den Säulen und Wänden erkennen kann. Durch die weiße Farbe kriegt es einen Kontrast und vor allem, durch die zwei großen, aus Stein gemeißelten Löwen. Neben jedem Löwen ist eine sehr große Palme, zu denen ich hoch schaue und mit zusammengekniffenen Augen auf dem Dach die Spanische Flagge erkenne.

Es sieht antiquarisch, aber ästhetisch aus. Ich trete näher an den linken Löwen ran und mustere ihn. Löwen haben schon etwas Faszinierendes an sich. Sie sind majestätisch und dementsprechend die Könige der Tiere. Aus meiner Faszination werde ich gerissen, als sich eine Hand um meinen Oberarm schlingt. "Wieso sagst du nicht Bescheid, dass wir warten sollen?", fragt Can mich mit zusammengezogenen Augenbrauen. "Weil ich abgelenkt war?" Ich zeige demonstrativ auf das Gebäude und ziehe ebenfalls meine Augenbrauen zusammen. "Deswegen bleibst du stehen?", fragt er mich verständnislos. "Ist es nicht offensichtlich?", stelle ich patzig die Gegenfrage und sehe, wie Cans Kiefermuskel zucken. "Man muss nur Augen im Kopf haben, Can", füge ich trocken hinzu und schaue in seine Augen, die durch die Sonne, die auf ihn scheint, noch greller aussehen und das Schwarz seiner Pupillen und der Umrandung umso mehr herausstechen lässt. Can atmet tief durch die Nase ein und schließt dabei seine Augen. Anscheinend versucht er sich zu beherrschen und genau diese Tatsache lässt mich schmunzeln. Er öffnet genervt seine Augen schnaubt. "Du findest es witzig, mich aufzuregen, nicht wahr?" Ich nicke stolz und grinse verschmitzt. Er packt mich wieder am Oberarm und zieht mich hinter sich her. "Ich kann alleine laufen, fass mich nicht an!", keife ich und versuche meinen Arm zu lösen. "Damit du an einer Mülltonne stehen bleibst und sie fasziniert begutachtest?", zischt er und zieht mich nach vorne, durch eine Gasse. "Selbst wenn, dann hat es dich nichts zu interessieren!", gebe ich patzig von mir und laufe mit ihm durch die Gasse, die möglicherweise nur einen Durchmesser von zwei Metern hat.

"Wenn du hier verloren gehst, dann bin ich am Arsch. Jeder weiß, dass du eine Orientierungsstörung hast und jetzt reg mich nicht auf!" Ich reiße aggressiv meinen Oberarm aus seiner Hand und bleibe wütend stehen. Was stimmt mit diesem Typen nicht? Was ist der so wütend? "Was lässt du deine gottverdammte Wut an mir aus?!" Sein Verhalten dulde ich nicht. So lasse ich mich doch nicht herumkommandieren! Hat er sich mit Elif gestritten oder seine Tage? Ich tippe eher auf die Menstruation, da er bei Elif nicht so reagiert. Trotzdem ist das noch lange kein Grund, mich so scheiße von der Seite anzumachen.

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