Kapitel 113

Ich habe nicht wirklich geschlafen, sondern mich eher ausgeruht, da ich wirklich schlecht in einem Sitz schlafen kann. Ich habe mein Gesicht fast mit Cans T-Shirt bedeckt, da es erstens: verdammt gut riecht und zweitens: ich mir damit mein Lächeln verstecken konnte. Er hat immer wieder zu den anderen gesagt, dass sie leiser sein sollen, da ich schlafe. Trotzdem macht es die Sache von vorhin nicht gut. Langsam strecke ich mich und setze mich auf. Ich schaue beschämt zu Can, der immer noch oben ohne ist. Es ist zwar warm, aber trotzdem wird er bestimmt frieren, da die Klimaanlage bei einigen eingeschaltet ist. "Nimm", murmele ich und krame in meinem Rucksack nach meiner Wasserflasche, die ich dieses Mal aufkriege und nicht wie auf der letzten Klassenfahrt Can übernehmen lassen habe. "Lass es bei dir, dir ist kalt." Er tippt mit seinem Zeigefinger auf meinen Unterarm, auf der sich eine Gänsehaut gebildet hat, woraufhin ich mit meinen Schultern zucke. Wenn er weiter halbnackt neben mir sitzt, wird man weiß Gott was denken. "Dir doch auch." Er hält mir seinen Arm hin, damit ich sehen kann, dass er nicht friert. "Man muss keine Gänsehaut kriegen und jetzt nimmt", zwinge ich ihn und drücke den Stoff gegen seine warme Brust. "Deine Finger sind kalt", fällt es Can auf, als meine Fingerkuppen seine Brust streichen. Er zieht sich das T-Shirt über und nimmt meine Finger in seine Hand, um sich aufzuwärmen. Diese Liebevolle Geste lässt mich schmunzeln, doch das verstecke ich. Ich entziehe verlegen meine Finger aus seinen großen, warmen Händen und schaue aus dem Fenster. Es ist schon dunkel geworden und Frankreich haben wir glaube ich auch schon erreicht. Außerdem ist es leiser im Bus. Na ja, es ist eigentlich komplett leise. Ich lehne mich vorsichtig zu Malik und Ramazan nach vorne, die beide Kopf an Kopf lehnend eingeschlafen sind. Da mich dieses Bild so berührt, schieße ich ein Foto von ihnen.

"Shana, setz dich bitte hin", versucht Can so ruhig wie möglich zu sagen, ohne irgendwelche Anzeichen an versteckter Panik zu zeigen. "Ich habe nur ein Foto von Ramazan und Malik gemacht. Sie sehen voll süß aus." Ich zeige Can das Bild, woraufhin er mein Handy, welches immer noch in meiner Hand ist, zu sich zieht und schmunzelnd das Bild betrachtet. Solange schaue ich zu Saliha, die ebenfalls schläft. Ich schaue wieder auf das Handy, weswegen ich lächeln muss und dann nach oben, wo ich registriere, dass Cans Blick auf mir liegt und nicht auf dem Handy. Schluckend sperre ich mein Handy und lasse es in meinem Rucksack verschwinden. Cans Blick ist sehr intensiv und ich danke ihm, dass er die kleine Lampe nicht eingeschaltet hat, da sein Blick womöglich noch intensiver wäre. Ich lehne mich langsam nach hinten, um etwas Platz zwischen uns zu schaffen, was Can ausnutzt und mir näher kommt. Was passiert hier? Leicht nervös halte ich mir meine rechte Hand vor den Mund und spiele mit meiner Unterlippe, was Can leider Gottes trotz der Dunkelheit sieht und sich über seine Lippen leckt. Oh Gott, mach das noch einmal! "Hast du Hunger?" Auch wenn man diesen Satz zweideutig verstehen könnte, zeige ich auf meinen Rucksack, damit er versteht, was ich meine. Er nickt langsam, weswegen ich schnell nach meiner Tasche greife und Chips heraushole. Wieso bin ich so nervös? Ich halte sie Can hin, der mein Handgelenk mit seiner linken Hand umschließt, und versuche einen kühlen Blick aufzusetzen. Oh Gott.

"Ich hätte auf was ganz anderes Lust", raunt er und hebt die Armlehne hoch. "Can, ich-," Er hebt seine Hand hoch, um mich zum Schweigen zu bringen. Was zum Teufel ist los mit ihm? Also mir gefällt's, hehe. Er greift nach meinen Oberarm und zieht mich näher. Diese eigentlich sehr angenehme Geste lässt mich wütend werden. Er hat eine gottverdammte Freundin! Er liebt sie und baggert mich trotzdem an?! Nicht mit mir! Ich schubse ihn mit einem wütenden Blick weg, woraufhin er erstaunt die Augenbrauen hochzieht. Ein neckendes Lächeln umspielt seine Lippen und auch wenn man seine eigentlich so grellen Augen schwach erkennt, weiß ich, dass seine Pupillen sich weiten. Er drückt mich sanft an das kühle Fenster und hält meine Handgelenke in einer Hand fest. Mit seiner rechten Schulter drückt er meine linke Schulter an das Fenster, da ich mich wehre, und kommt mir näher. Was rafft er daran nicht, dass ich nicht will? "Ich habe eher auf etwas ganz anderes Lust." Sein rechter Mundwinkel zuckt lasziv nach oben, was mich schnauben lässt. "Geh nach hinten, da kriegst du das, was du willst!", zische ich und versuche meine Hände aus seinem Griff zu befreien. Er lehnt sich näher nach vorne, sodass seine Nase schon meine berührt. "Can, ich trete dir gleich in deine Ei-,"

"Toblerone", flüstert er.

"Was?", frage ich entgeistert, als Cans Mundwinkel grinsend nach oben gehen und er mir eine Packung der Schweizerschokolade vor die Nase hält. "Darauf habe ich Lust, Kleines", flüstert er amüsiert und fängt an leise zu lachen. Er hat mich kackendreist verarscht. "Lach nicht!", zische ich. "Du musstest dein Gesicht sehen. Als ob ein Mörder vor dir steht und du ihn hasst, aber auch gleichzeitig Angst hättest." Er lächelt verschmitzt und bricht ein Stück von der Schokolade ab, das er mir hinhält. "Du bist so ein Arsch-," Weiter komme ich nicht, da Can mir das Stück in den Mund schiebt, wobei sein Daumen meine Unterlippe streift. Oje. Wütend funkele ich ihn an und kaue auf der Schokolade herum. Das Gute ist, dass ich heute eine Tablette gegen meine Laktoseintoleranz zu mir genommen habe und essen kann, was ich will, herrlich. "Schmeckt's?", fragt er mich und kneift in meine Wange, während ich murre. "Wie wäre es mit einem Danke, Sklave?" Ich zeige ihm meine Zunge, auf der die geschmolzene Schokolade liegt. "Soll ich es ablecken?", fragt Can mich mit einem dreckigen Grinsen. Sag ja, bitte. "Du dreck-," "Keine Beleidigungen, sonst wirst du mich noch bedienen müssen." Ich atme tief durch die Nase und frage mich, wie ich das wohl überleben werde. Can als Befehlsgeber zu haben ist das Schlimmste, was ich mir vorstellen kann. Es kann nicht gut enden. Und dann, wenn er anfängt zufrieden zu lächeln, sträubt sich alles gegen mich, ihm diesen Wunsch zu erfüllen, doch leider sind Wettschulden Ehrenschulden. Ich drehe mich kurz um und sehe wirklich keinen, der wach ist. Das ist doch nicht normal. Ich schaue auf mein Handy und sehe, dass wir schon 03:03 Uhr haben. "Hast du überhaupt geschlafen?", frage ich Can, der sich ein Stück der dreieckigen Schokolade gönnt und mir dann ein Stück hinhält, welches ich annehme und auf seine Antwort warte. "Nein." Er kaut niedlich auf der Schokolade herum, was meine Mundwinkel zucken lässt. "Dann tu es doch. In Spanien wirst du sonst ausgelaugt sein." Er schüttelt seinen Kopf. Ich seufze und stehe einmal auf, um mich zu strecken. Dieses Sitzen ist echt die Hölle für mich. Ich ziehe meine Vans aus und wackele mit meinen Beinen herum, damit sie wenigstens etwas Bewegung abbekommen. Can drückt mich wieder auf meinen Sitz und nimmt dann meine Beine, die er sich auf seinen Schoß legt. Der Arme, wie sich seine Beine wohl anfühlen müssen? Can ist wirklich groß, 1.93 um genau zu sein. Da muss es doch total unangenehm sein für ihn. "Can legt deine Beine hoch." Ich ziehe meine Beine zu mir zurück und stehe auf. "Wohin?", fragt er mich und schaltet die Lampe an. "Ich sitze auf den Boden, leg du deine Beine hoch, die sind bestimmt taub geworden." Ich will mich an ihm vorbeidrängeln, als er ein Bein als Absperrung nutzt. "Du bleibt hier und legst deine kleinen Beine hoch", befiehlt er, woraufhin ich meinen Kopf schüttele. "Ich setze mich auf den Boden und du legst deine langen Beine hoch." "Shana, ich habe dir oft genug gesagt, dass du mir nicht widersprechen darfst, jetzt schwing deinen Arsch zurück auf deinen Platz und legt deine Beine hoch!", keift er leise, um niemanden aufzuwecken. Ich bleibe stur vor ihm stehen und verschränke meine Arme vor meiner Brust. "Shana, jetzt komm mir nicht mit der Nummer an", seufzt er, doch ich schnaube und schaue an ihm vorbei. "Shana, widersprich mir nicht!", zischt er, woraufhin ich mit meinen Schultern zucke. Was ist so schwer daran seine Beine auf meinen Platz zu legen? So dumm kann Can nun auch nicht sein. "Ich zähle bis drei", warnt er, was ich als leere Drohung ansehe. "Eins." Ich lächele arrogant. "Zwei." Süffisant schließe ich meine Augen. "Du wolltest es nicht anders." Eitel zucke ich mit meinen Schultern und höre ihn kurz auflachen. "Drei." Sofort greift er nach meinen Armen, dreht mich mit Schwung um, weswegen meine Beine gegen seine knallen und ich fast das Gleichgewicht verliere, wegen des Platzmangels. Er zieht mich auf seinen Schoß, weswegen ich erschrocken nach Luft japse und mich sofort wieder hinstellen will, was Can verhindert. "Lass los!", zische ich und mache nicht denselben Fehler, wie auf der letzten Klassenfahrt. Ich rutsche tiefer, damit ich in keinerlei Kontakt mit seinem Freund komme, werde aber dann wieder hochgezogen. "Can, fass mich nicht an!", keife ich und versuche seine Hände, die sich um meinen Bauch geschlungen haben, zu entfernen. Sie drücken mich aber noch fester an ihn. "Can, bitte", flehe ich, da mir das Ganze total unangenehm ist. "Machst du dann das, was ich dir sage?", fragt er und lässt locker. "Von mir aus. Ich habe ja eh keine andere Wahl", murmele ich. Can steht auf, weswegen ich automatisch mit aufstehen muss und mich zu ihm drehe. Er setzt sich auf meinen Platz, legt seine Beine Hoch und wartet, dass ich mich zu ihm lege. "Das kann nicht dein verdammter Ernst sein", gebe ich trocken von mir. "Shana, keiner wird es sehen." Ich lache humorlos auf. "Nein, bloß nicht! Wie sollte es auch?", gebe ich sarkastisch von mir und zeige auf die Sitze um uns herum. "Du machst das jetzt", kommt es etwas gereizt von ihm. "Sonst was?" Ich lehne mich provokativ nach vorne, was sich als Fehler entpuppt, da Can mich auf den Sitz drückt. "Beine ausstrecken", befiehlt er, während ich mich versuche zu befreien. Er übernimmt es und klemmt meine Beine zwischen seine. Da er mit dem Rücken gerade sitzt lehnt er mich gegen seine Brust. Auch, wenn es sich gut anfühlt, mein Herz schneller schlägt und es ziemlich warm geworden ist, will ich es nicht zulassen. Es ist einfach total unangenehm. "Shana, nur für eine Stunde. Ich bitte dich", kommt es in einem gereizten Ton von ihm, weswegen ich still halte. "Niemand wird in den nächsten drei Stunden aufstehen und wenn, dann bewegen sie sich nicht. Keine Sorge", versichert er mir brummend und umschließt feste meinen Bauch mit seinen Armen, da ich sonst runterfliegen würde. Das Ganze ist total falsch, mehr als falsch, aber ich will es ja gar nicht, also kann man mir nicht die Schuld geben. Was ist, wenn Elif kommt? Ach, die haben doch sowieso Streit, die kommt nicht hier her. Das ist meines Erachtens trotzdem nicht ganz moralisch vertretbar. Ich entspanne mich etwas und spüre, wie Cans Brust sich regelmäßig senkt und hebt. Ich schaue auf unsere Beine, die von Can so gestellt wurden und presse meine Lippen aufeinander. "Das ist falsch", flüstere ich und kriege keine Antwort zurück, weswegen ich meinen Kopf so weit, wie es geht drehe und sehe, dass Cans Augen geschlossen sind. Der Arme muss echt müde sein. Ich drehe mich peinlich berührt zurück und lege meinen Kopf auf seine Brust, wo ich sein Herz regelmäßig schlagen höre. Das beruhigt mich. Es ist falsch, ja. Das kann man nicht abstreiten, aber wieso fühlt es sich für mich nur halb so schlimm an? Die eine Seite flüstert mir zu, dass ich es genießen soll, mich entspannen soll. Ein Teil von mir freut sich wegen dieser Geste, aber die andere Seite will es nicht, da um uns herum alle anderen sind. Soll das heißen, dass es akzeptabel wäre, wenn wir alleine wären?

Ich habe das Gefühl, es ist die Ruhe vor dem Sturm.

Seit einer oder zwei Stunden liege ich wach in Cans Armen und starre Löcher in die Decke des Busses. Ich schaue zu meinem Bauch hinunter, wo ich Cans Arme sehe, die meinen Bauch fest umschlingen. Bei diesem Anblick erschaudere ich und zucke zusammen, was Can wohl aufstehen lässt. Dieser Junge hat echt einen leichten Schlaf. "Shana?", murmelt er rau und verschlafen. Meine Muskeln zucken deshalb leicht. "Ja?" Ich schäme mich, ihn anzusehen. "Ich setze mich wieder hin, dann kannst du dich auch wieder hinsetzen." Er klingt immer noch müde, weswegen ich meinen Kopf schüttele. "Schlaf noch etwas", murmele ich und bin überrascht, dass dieser Satz aus meinem Mund kommt. "Nein, nein, geht schon", murmelt er müde. Diesmal bin ich diejenige, die ihn nötigt das zu machen, was ich will. "Du bleibst da, wo du bist." Ich lehne mich gegen ihn und höre ihn leise lachen. Er wehrt sich nicht, da er wahrscheinlich sehr müde ist. Ich schaue mich um, ohne mich zu sehr zu bewegen und atme erleichtert aus, als noch alle schlafen. Mein Kopf legt sich wieder seitlich auf seine Brust, sodass ich seinem Herzschlag lauschen und nebenbei seinen Duft einatmen kann. Man kann ihn nirgendwo zuordnen. Er riecht einfach männlich, stark, intensiv und gut. Da die Klimaanlage bei einigen noch an ist und mein T-Shirt mich nicht warm hält, fange ich an zu zittern, versuche es aber zu unterdrücken, damit Can nicht aufsteht. Er brummt und bewegt sich wieder. "Was ist los?", fragt er mit einer tiefen und rauen Stimme, die eine Gänsehaut hervorruft. "N-nichts." Ich presse meinen Kiefer zusammen, da er auch zittert.

Ich bin sehr kälteempfindlich, weswegen ich den Sommer umso mehr mag. "Dir ist kalt", murmelt er und schiebt mich sanft nach vorne, woraufhin er sein T-Shirt hochzieht. "Was machst du da?", murmele ich und starre auf seinen muskulösen Bauch. Oha. "Leg deine Arme auf meinen Bauch." Ich schaue ihn entrüstet und verdutzt zugleich an. "Keine Widerrede, los." Er gähnt, weswegen er sich die Hand vor den Mund hält und ich deswegen ebenfalls gähnen muss. Can schiebt dann meine Arme unter sein T-Shirt, weswegen mir sehr warm wird. Wir sind schon in einer intimen Lage, aber Can schafft es, dass es immer intimer wird. Mit verspannter Haltung und einer Gänsehaut, die diesmal nicht von der Kälte, sondern von Cans unmittelbarer Nähe stammt, schürzte ich beschämt meine Lippen. "Entspann dich. In einer Stunde bin ich komplett wach", murmelt er und zieht mich enger an sich. Gott, diese Gänsehaut wird von Mal zu Mal intensiver, stärker und sogar schmerzhaft. Das ist doch nicht normal. Durch seine Nähe und seinen Geruch fühle ich mich zwar unbehaglich, aber auch geborgen zugleich. Ich will nicht in seinen Armen liegen, seine Haut an meiner spüren, doch genieße es umso mehr, auch wenn er vergeben ist. Es ist der Antagonismus in mir, der mich dazu veranlagt hat, der mich dazu bringt so zu agieren, mit Can so zu interagieren. Keine Sorgen, keine Gedanken an Elif und ihn verlieren. Vielleicht sollte ich einfach so tun, als ob er noch single ist. Ich bin gerade sowieso nicht wirklich in der Lage, an ihn und Elif zu denken, da mich diese Position sehr berauscht. Ich schließe meine Augen und atme tief durch meine Nase aus. Meinen Kopf lege ich etwas höher, schon fast auf sein Schlüsselbein, wo ich dann eine gemütliche Stelle treffe und langsam in einen Schlaf falle.

Ich höre Schritte, Getrampel, Gekicher und viele andere Geräusche, weswegen ich genervt mit meiner Zunge schnalze und meine Augen öffne. Das Gute ist, dass es keine Pollen gibt, die meine Bindehaut misshandeln. Ich strecke mich und gebe dabei ein in die Länge gezogenes Quieken von mir, als ich dann zu Can schaue, der wieder Schokolade isst und dabei stur, konzentriert, schon fast aggressiv auf ihr herumkaut. Hat er schon wieder Stimmungsschwankungen? Eine Hand liegt auf meinen Waden, die auf seinem Schoß liegen. Ich schlafe anscheinend wie ein Stein, weswegen ich anscheinend nicht bemerkt habe, dass Can mich womöglich getragen hat. Ich bewege meine Beine etwas und spüre dann etwas Hartes. Meine Augenbrauen ziehen sich forschend zusammen, während ich mein rechtes Bein wieder bewege und nachdenklich nach meinem Rucksack greifen will. Can brummt, anscheinend widerspricht die Schokolade seiner Zunge. Hat mich etwas gestochen? Ein letztes Mal will ich mein Bein bewegen, als Can mein Schienbein schon fast brutal festhält und leicht ächzt. "Shana, hör auf!", zischt er, weswegen ich ihn verständnislos betrachte. "Was hast du?", frage ich leicht eingeschnappt und spiele mit meiner Unterlippe, woraufhin Can scharf die Luft einzieht, mich am Arm packt und zu sich zieht. "Ich habe eine verfickte Morgenlatte und deine Bewegungen gegen meinen Schwanz machen es nicht besser und vor allem nicht, wenn du an deiner Unterlippe spielst", flüstert er gereizt und entfernt sich von meinem Ohr. Oh. Mein. Gott. Mein Mund formt sich zu einem großen O und meine Augen sind aufgerissen. "I-ich-, ich-, also", stammele ich und versuche meine Augenbrauen zu entspannen, doch sie sind praktisch an die Mitte meiner Stirn geheftet. Verdutzt und mit großen Augen senke ich meinen Blick und fahre mir über meine Wange, dann über mein Schlüsselbein und dann wieder über meine Wange. Ich muss auf seine Jogginghose schauen. Ich kann nicht anders, da meine Gedanken sowieso am Geschehnis hängen, doch das Gute oder Schlechte ist, dass meine Beine sein Problem verdecken. Das ist echt unangenehm und das meine ich für uns beide. Also mir gefällt's, hehe. Die meisten sind ausgestiegen. Auch Ramazan, Malik, Saliha und Viyan. Ich will nicht wissen, was in den Köpfen meiner Freundinnen losgeht. Bestimmt haben sie sich einen kognitiven Porno zusammengeschnitten. Ich lehne mich seufzend zurück und nehme die Chipsdose, öffne sie und halte sie Can hin. "Meine Hand passt da nicht rein", murmelt er und schließt seufzend die Augen. "Die ist voll?" "Hol mir ein paar raus." Ich verdrehe meine Augen und ziehe eine Grimasse, bevor ich seinen beschissenen Befehl nachgehe. "Verdrehe deine Augen nicht mehr." Entgeistert schaue ich ihn an. Was will er noch? "Was darf ich denn machen? Atmen? Blinzeln?", keife ich und beobachte, wie seine Mundwinkel nach oben zucken. "Das überlege ich mir noch. Vielleicht sollte ich dich Knebeln, damit du aufhörst zu widersprechen", murmelt er und schiebt kurz meine Beine nach vorne, dann wieder zurück. Meinen Blick konnte ich nicht schnell genug abwenden und habe... na ja, sein Problem gesehen. Wow, das ist kein kleines Problem. "Willst du mir vielleicht helfen, meine Latte wegzubekommen?" Sein Ernst? "Hoff nicht, Can!", zische ich und reiche ihm einen Stapel an Paprikachips. "Soll ich dich vielleicht auch noch füttern, damit du dich ja nicht überanstrengst, Can?", frage ich gespielt freundlich und triefe schon vor Sarkasmus, woraufhin er schmunzelnd zu mir schaut. "Fang an." Mein aufgesetztes Lächeln verschwindet und ich klatsche mir innerlich gegen die Stirn. Ich sollte echt mal aufpassen, was ich sage. "Ich warte." Er lächelt schelmisch, was mich provoziert. Mit einem verzerrten Gesicht lege ich einen Chip vor seine Lippen, welche er grinsend öffnet und dann isst. Er soll sich bloß nicht wie ein König fühlen! Ich gebe ihm einen zweiten, während ich ebenfalls davon nasche und komme auf eine glorreiche Idee. Ich nehme drei Chips auf einmal und warte, bis Can seinen Mund öffnet, danach stopfe ich die Kartoffelchips schon fast rabiat in seinen Mund und lache dann. "Hexe", murrt er und kaut danach. "Immer wieder gern. Möchtest du noch mehr, liebster Can?", kommt es freundlich von mir, als ich mir einen weiteren Chip genehmige und ihn amüsiert anschaue. Er verzieht das Gesicht und wischt sich kopfschüttelnd den Mund ab.

Ich höre, wie jemand in den Bus steigt und wenige Sekunden später, wie Aleyna in ihrem Bauchfreien Oberteil und in einer grauen Jogginghose - die schon fast als Leggings durchgehen kann - vor uns steht. Missbilligend mustere ich und schnaube dann. "Willst du nicht raus, Can?" Schon wieder verstellt sie ihre Stimme so grässlich. Man könnte sie wirklich mit Chantal aus Fack ju Göhte vergleichen. "Kann nicht", brummt er apathisch, was mich grinsen lässt. "Aber deine Beine tun doch bestimmt weh. Laufen tut gut", versucht sie es weiter. "Nein, Aleyna." Er schaut zu ihr, woraufhin sie enttäuscht guckt. Ihr Blick gleitet zu mir, wo sie dann finster ihren Augen zusammenzieht, während ich gekünstelt lächele und mit meinen Lippen ein Bye forme. Ich strecke mich wieder und will meine Beine runternehmen, die von Can aber immer noch in Gefangenschaft gehalten werden. "Wie lange noch?", frage ich obwohl ich eigentlich weiß, dass sowas nicht schnell abschwillt. "Entweder du hältst es aus oder du hilfst mir, das Problem zu lösen." Er schaut mich mit einem dreckigen Grinsen an, während ich mein Gesicht verziehe. "Du hast eine Freundin, frag sie." Meine Lippen pressen sich zusammen, da mir wieder einfällt, dass die beiden es ja schon getan haben. Ich schaue mit gespitzten Lippen auf meine Beine, als sich sein Kopf zu mir dreht. Ich muss wirklich aufpassen, was ich sage. "Ich nehme lieber dich." Mein Kopf schnellt empört zu ihm und wieder grinst er. Gerne, hehe. "Du bist ein richtiges Arsch-," "Zum Kleidungen falten, kommt jetzt auch noch das Massieren dazu. Shana, du bist ja echt engagiert!", lobt er mich mit einem riesigen Hauch an Sarkasmus in der Stimme. "Can, nö!", jammere ich und schnalze mit meiner Zunge. Sei doch froh! Du kannst ihn anfassen und kneten und vielleicht sogar auf ihm sit-, okay! Genug perverse Gedanken! Ich rutsche etwas auf meinem Sitz herum, da ich auf die Toilette muss, was anscheinend Can auch auffällt. "Shana, ich habe dir doch gesagt, dass du deine Beine nicht bewegen sollst", brummt er und kneift seine Augen halb zusammen. "Ich muss auf die Toilette", murmele ich, woraufhin er seufzt. "Geh", erlaubt Can mir, weswegen ich schnell meine Beine von seinem Schoß nehme, halb in meine Schuhe schlüpfe und mich vorsichtig an ihm vorbeischlängele. Ich drehe ihm den Rücken zu, sodass ich ihn und seine Problemstelle nicht anschauen muss und presse mich so sehr es geht gegen die Rückenlehne des Sitzes vor Can, damit es auch wirklich nicht zu irgendwelchen Berührungen kommt. "Er frisst dich schon nicht auf", neckt er mich, woraufhin ich ihm einen giftigen Blick schenke und rauslaufe. Hoffentlich ist Can früh genug aufgestanden, sodass uns auch wirklich keiner gesehen hat. "Guten Morgen, Sonnenschein", begrüßt Ramazan mich direkt und umarmt mich. Ich höre, wie er an mir riecht. Schwitze ich? Peinlich berührt löse ich mich von ihn und schaue ihn an. "Du riechst voll nach Can." Meine Augen wollen sich weiten, doch das lasse ich nicht zu, stattdessen wird mir total warm und möglicherweise laufe ich gerade rot an. "Er trägt viel Parfüm", nuschele ich und gähne einmal, um irgendwie der Situation aus dem Weg zugehen. "Wie lange haben wir noch Pause?", wechsele ich schnell das Thema und schaue mich auf der Tankstelle um. Mein Gesicht fühlt sich sehr warm an. Wie peinlich! "Noch eine Viertelstunde", informiert er mich und läuft mit mir zu den anderen. "Kommt einer mit mir auf die Toilette?", frage ich meine Freundinnen, die aufstehen. "Darf ich mit? Ich muss mein Tampon wechseln." Ramazan fasst sich an seinen Hintern. "Steckst du sie dir in deinen Arsch oder was?", fragt Malik belustigt, woraufhin Ramazan einen herablassenden Blick aufsetzt. "Ja, was dagegen?" Ramazan dreht seinen Kopf schnaubend weg und kriegt von Malik einen Schlag auf den Hinterkopf. Wir laufen zu den Toiletten, für die man Gott sei Dank nichts bezahlen muss. "Und?", fragt Viyan in einem perversen Ton. "Was?", frage ich amüsiert und warte, bis sie weiter redet. Das Pinkeln kann ja warten. "Bist du noch Jungfrau?!", kreischt sie schon fast und überrumpelt mich mit einer Umarmung. "Viyan, bist du gestört?", frage ich lachend und drücke sie weg. "Jaja, lüg nicht", kommt es spitzbübisch von Saliha, die mir zuzwinkert. "Du musst doch jetzt das tun, was Can will. Du bist sein Sklave", fügt sie grinsend hinzu, woraufhin Viyan bei ihr einschlägt. "Sexsklave", flüstert Viyan in Salihas Ohr, woraufhin beide wie zwei kranke Robben lachen. "Wenn ich mich nicht wegen euch blamiere, dann kann es nur ein Wunder sein", gebe ich lachend von mir und verschwinde in die Kabine.

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