Kapitel 8...Ein merkwürdiger Gast

Einen Tag vor Heiligabend:
Die Arbeit ging im "Restaurant Jusman" wie gewohnt weiter.
Joel hatte ihr Auto auf dem Parkplatz abgestellt. Sie legte eine Frostschutz - Abdeckung auf ihre Frontscheibe und klemmte die beiden Enden in ihre vorderen Autotüren ein, drückte auf ihrer Fernbedienung auf das Schließen - Symbol und machte ihr Auto dicht. Ihren Autoschlüssel ließ sie in ihrer Handtasche verschwinden, holte ihre Handschuhe heraus und zog sie an.
Kurz vor der Restaurant - Tür hörte sie eine aufgebrachte, wütende Frauenstimme.

Joel drehte sich zum Fußweg um und entdeckte eine ältere Frau, die sich an einer Laterne festhielt, um nicht auszurutschen und wetterte mit lauter Stimme. Viele Menschen drehten sich nach ihr um und sahen dem Störenfried nach, der mit sein Rad das Weite suchte.

"Sie ungehobelter Flegel!
Sie Lausebengel, Sie!
Das ist kein Radweg, sondern ein Fußweg!
Haben Sie keine Augen im Kopf?
Die Schilder werden Sie wohl noch deuten können? Die wurden nicht umsonst für Idioten aufgestellt wie Sie!
Sie haben mich fast umgefahren!....Braucht man denn keinen Führerschein für das Zweirad? Es ist sauglatt, Herrgott nochmal!
Hinlegen sollten Sie sich zur Strafe! JA!
Das wünsche ich Ihnen!
JAWOHL!
Dafür, dass Sie so respektlos den älteren Menschen gegenüber auftreten!...
Eine schöne Strafe vor Weihnachten wäre das für Sie, Sie... Sie...", und der Fahrrad - Raser war aus ihren Augen entschwunden.

Joel ging auf die ältere Frau zu und schaute deren Problem hinterher.
"Kann ich...Kann ich Ihnen helfen?", fragte sie die Frau besorgt.

Die ältere Frau blickte zu der Stimme auf, die sie so eben angesprochen hatte und sie stand vor ihr.
Ihre Suche hatte ein Ende gefunden. War sie es nun oder war sie es nicht? Das müsste die ältere Frau nun herausfinden. Aber wie?

"Dieser, dieser Nichtsnutz hat mich fast mit seinem Rad über den Haufen gekachelt...Eine Jugend heutzutage!
Alle haben es nur noch eilig!...
Da interessiert es niemanden, ob jemand im Weg steht oder nicht. Es wird einfach darauf zu gefahren, anstatt einen hohen Bogen zu machen."

"Kann ich Sie vielleicht zu einem Kaffee, Tee oder einer heißen Schokolade überreden? Das ist das Mindeste, was ich für Sie tun kann.
Schließlich ist das Missgeschick vor unserem Restaurant geschehen. Hier draussen ist es kalt. Kommen Sie mit hinein und wärmen Sie sich auf."

"Würden Sie mit mir eine Tasse trinken?", fragte die Frau Joel.
"Gern!...Kommen Sie mit hinein ins Warme, sonst erkälten Sie sich noch hier draussen. Es geht auf Weihnachten zu, da möchte man nicht das Bett hüten.", antwortete Joel auf die Frage.

Die ältere Frau sah sie an. "Sie sind sehr freundlich, Miss!"
Ihr Enkel hatte nicht übertrieben, was die junge Frau anging. Nach seiner Beschreibung müßte sie es sein. Sie lächelte Joel an.
"...Da werd ich nicht - Nein - sagen...Vielen Dank für Ihre Einladung, Miss!"

Joel betrat mit ihr das Restaurant, nahm ihr den Mantel ab und hängte ihn auf den Garderobenständer.
Die ältere Frau suchte sich derweil ein schönes, gemütliches Plätzchen zum Hinsetzen und blieb an dem Tisch links neben dem Kamin stehen.

Joel suchte die ältere Frau und fand sie an dem Tisch links neben dem Kamin vor.

Verdammt! Warum ausgerechnet dieser Tisch? Im Restaurant standen genug runde Tische, gemütlich und weihnachtlich dekoriert.
Warum mußte es ausgerechnet der Tisch sein?

Sie brachte der Frau eine heiße Schokolade mit bunten, kleinen Marshmallows drauf.

"Setzen Sie sich bitte zu mir und leisten Sie mir Gesellschaft.", bat die Frau.
Joel sah sich im Restaurant um, ob ihre Hilfe gebraucht wurde. Dann sah sie auf den leeren Stuhl, auf dem immer Taylor gesessen hatte.
Zögernd strich sie mit zitternden Händen über die Stuhllehne hinweg, setzte sich auf den Stuhl und stellte der Frau die Tasse mit der heißen Schokolade auf ihren Platz.

Die unbekannte Frau nahm die Tasse zur Hand und nahm einen vorsichtigen Schluck, denn das Getränk war sehr heiß.
"Die Schokolade tut gut. Sie wärmt von innen auf. Genau das Richtige bei diesen kalten Temperaturen...Möchten Sie auch?"

"Nein danke! Ich bin Kaffeetrinkerin."

Joel räusperte sich und klopfte nervös mit ihren Fingern auf der Tischplatte herum.
"Wie ist ihr Name?", fragte die ältere Frau und sah sich im Restaurant um.
"Joel...Joel Armstrong!"

Sie hatte die richtige Frau vor sich. Sie hatte sie gefunden.

Jusman brachte Joel eine Tasse Kaffee mit Milch und stellte sie ihr vor die Nase.
"Danke schön, Jusman!"
"Geht es dir gut, Joel?"
"Guten morgen, Jusman...Ja, es geht mir gut....Wirklich!"
"Könntest du für mich heute die Spätschicht übernehmen? Ich muß zu Eddie...etwas klären!"
"Geh ruhig! Ich übernehme..."
"Und dir geht es wirklich gut, Joel?"
Joel nickte.
"Danke! Du bist ein Schatz!", und Jusman gab ihr einen Dankeskuß auf ihren Schopf: "Dankeschön! Du bist die Beste!", und Jusman verließ schnell das Restaurant.

Joel hörte das Telefon läuten und entschuldige sich für einen Moment bei ihrem Gast.

"Restaurant Jusman! Armstrong am Telefon! Was kann ich für Sie tun?...Hallo?...Wer ist dran?...Ich kann Sie nicht richtig verstehen!...Könnten Sie bitte ihre Worte noch einmal wiederholen?...Hallo?...Hallo!", und der Teilnehmer am anderen Ende legte auf.

Joel sah auf die Sprechmuschel und flüsterte: "Merkwürdig!", und sie legte auf.
Sie machte noch schnell ein paar Sandwiches und Spiegelei mit Speck für die ältere Frau und stellte es ihr hin.

"Guten Appetit! Lassen sie es sich schmecken! Das geht auf's Haus."
"Danke sehr! Sie sind sehr aufmerksam mit ihren Mitmenschen und gehen mit ihnen respektvoll um!", und begann zu frühstücken.

Die alte Frau hielt inne.
"Was ist mit Ihnen? Haben Sie keinen Hunger, Joel?"

Joel ging langsam auf den Stuhl zu und setzte sich wieder zu ihr.

"Der Tisch weckt Erinnerungen in Ihnen, richtig?...Ihre Augen verraten es mir!...Ihr Herz ist gebrochen und traurig...Was für eine Geschichte verbirgt sich dahinter?"

"Geschichte?..."
"Ich kann es fühlen, Joel... Ihnen geht es nicht wirklich gut...Erzählen Sie!"

Joel wußte nicht, wo sie anfangen sollte. Ihr Schmerz saß tief und ihr Körper litt sehr darunter.
Die ältere Frau legte ihre warmen Hände auf Joels.
Sie merkte, was plötzlich für eine Energie durch ihren Körper strömte, sobald die Frau ihre Hände berührt hatte und beruhigte sich langsam und sie fasste Mut.

"Vor...vor einem Jahr...", begann Joel zu erzählen. Sie hatte Vertrauen zu der Frau gefasst und sprach endlich darüber, was sie die ganze Zeit bedrückte und was ihr Herz so schwer machte.

Die Frau hörte ihr aufmerksam zu, bis Joel ihre Geschichte beendet hatte.

"Mein liebes Kind!...Machen Sie sich um ihren Taylor keine Sorgen! Er kann ganz gut auf sich allein aufpassen."

"Wie...wie soll das gehen?...Er ist tot, abgestürzt mit der Maschine.
Er kann nicht mehr auf sich acht geben. Es ist zu spät...Wir werden ohne ihn weiterleben müssen...Er kommt nicht mehr zu uns zurück!"

Die Frau stand auf. "Sie lieben ihn sehr!", und legte ihre Hand auf Joels Bauch.
"Sie sind schwanger..."

"Woher...ich hab niemanden...", war Joel verblüfft.

"Der letzte Abend der Zweisamkeit trägt Früchte!", antwortete die Frau.

Joel sah sie verblüfft an. "Woher..."
"Ich muß gehen, mein Kind!...Es war mir ein Vergnügen, Sie kennenlernen zu dürfen, Miss Armstrong!"

Joel trocknete ihre Tränen.
"Wer sind Sie?", fragte Joel sie verwundert.

"Wer ich bin, spielt keine Rolle!
Glauben Sie an sich und beten Sie jeden Tag für Taylor...Er hat sie nicht vergessen. Er sucht einen Weg zu Ihnen!...Sie sind sehr nett und liebenswürdig. Sie haben ein großes Herz, Miss Armstrong!........Danke für Ihre Gastfreundschaft!....Leben Sie wohl!...Und ........Frohe Weihnachten!"

Die Frau ging zur Garderobe, nahm ihren Mantel, zog ihn an und verließ das Restaurant.
Joel sprang von dem Stuhl auf und schlängelte sich an den anderen Gästen vorbei und rannte ihr hinterher, hinaus auf die Strasse. Doch die ältere Frau war spurlos verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt.

"Ich weiß nicht einmal ihren Namen.", dachte Joel bei sich. Ihr war kalt, sie zitterte und rieb sich ihre freien Arme und flüsterte leise: "Frohe Weihnachten Ihnen auch!", und ging zurück ins Restaurant.

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