Kapitel 36...Um Entschuldigung und Vergebung bitten!
Joel hatte sich zwei Tage frei genommen.
Sie brauchte erstmal Abstand von allem und zog sich zurück und schaltete ihr Handy aus.
Sie stieg in ihr Auto und fuhr in die Stadt - Bibliothek. Sie hatte ein paar Bücher ausgeliehen und brachte sie zurück.
Da sie nun mal hier war, lief sie durch die Gänge und stöberte in den Bücherregalen herum.
Vielleicht fand sie ja etwas, was sie interessierte und fesselte, damit sie auf andere Gedanken kam.
Nach langem Suchen fand sie ein passendes Buch und ließ es in ihrer Karteikarte registrieren.
Im nächsten Blumenladen kaufte sie einen Strauß Blumen und fuhr zum Friedhof an das Grab von Taylors
Mutter.
Es war heute ihr erster Todestag.
Sie wechselte das Wasser in der Vase aus und stellte sie mit ihrem Strauß vor den Grabstein.
"Hallo Bethany!", sagte Joel und stand still vor dem Grabstein.
Taylors Mutter hatte Joel am Anfang gehasst. Sie war für Bethany die dritte Klasse von Menschen. Und so verhielt sie sich Joel auch gegenüber und ließ sie spüren, dass sie ein NICHTS für die Familie Martinez war.
Doch kurz vor ihrem Tod wollte sie Joel nochmal sehen und um Verzeihung bitten. Das war das Einzige, was sie noch erledigen und wieder gut machen wollte, ehe sie in der Nacht zwei Tage später nach ihrer Entschuldigung friedlich einschlief.
Bethany hatte Taylor ein paar Stunden vorher vor ihrem Tod nochmal sehen wollen, ohne Joel an seiner Seite.
Es gab wohl noch etwas Anderes, für was sie sich bei ihm entschuldigen wollte.
"Ich möchte dir Neuigkeiten überbringen. Es wird dich freuen zu hören...
Dein Sohn ist am Leben.
Er saß nicht in der Airport 707 nach London, sondern war auf dem Weg nach Kalifornien.
Bethany, es wurde dort auf ihn geschossen. Er liegt in einem Krankenhaus in Kalifornien...
Vermutlich hat Martha etwas damit zu tun. Sie muss ein paar Leute auf ihn angesetzt haben, denn er hat dort den Flughafen nicht unbehelligt verlassen können."
Joel wischte eine Träne aus ihrem Gesicht.
"Er...Er lag im Koma! Er ist vor ein paar Tagen aufgewacht.
Charles ist sofort zu ihm geflogen, als er einen Anruf von einem Arzt erhalten hatte und hat nach ihm gesehen....
Taylor rief dann im Restaurant an...Es war unglaublich seine Stimme nach fünf Monaten zu hören.
Ich hoffe, er kommt bald nach Hause...Ich vermisse ihn so wahnsinnig!
Bethany, ich weiß nicht, ob es richtig ist, über jemanden zu urteilen, aber ich traue Charles nicht..." und wie aus dem Nichts stand sie vor Bethany...im Krankenhaus.
~~
Als Bethany nach dem Truthahn - Essen außer Rand und Band nach Hause gekommen war, brach sie zusammen.
Ihr Hausmädchen Willow kam aus der Küche gestürmt und fand Bethany auf den Marmor-Fliesen ihres Foyer in ihrer großen Martinez - Villa und rief den Notruf.
Ein Tag nach dem Streit zwischen Taylor und Joel klingelte es an Joels Haustür Sturm.
Als sie geöffnet hatte, sah sie in seine geröteten Augen.
Mit zerbrechlicher Stimme sprach er:
"Sie will dich sehen!"
"Wer?"
"Meine Mutter!"
"Was ist passiert, Taylor?", fragte Joel aufgeregt und suchte ihre Sachen und zog sich auf dem Weg zum Auto an.
Sie stieg ein, schnallte sich an und Taylor fuhr los ins Krankenhaus.
Hand in Hand betraten sie Bethanys Zimmer. Joel erschrak. Die Frau, die jetzt vor ihren Augen im Bett lag, war nicht wieder zu erkennen.
Bethany war blass, ihre Haut fahl und ihr Körper schlapp. Sie war mit Schläuchen und Monitoren verbunden.
Bethany sah müde aus.
Sie streckte ihren linken Arm nach Joel aus.
Joel sah Taylor mit glasigen Augen an und fragte ihn mit heißer, zittriger Stimme:
"Was passiert hier, Taylor?"
"Sie ist sehr krank!...Die Ärzte sagen, sie habe...sie habe nicht mehr all zu lange zu leben...Leukämie...
Deswegen das Truthahn - Essen. Sie wollte dich wirklich kennenlernen, Joel...Aber wie du schon sagtest, auf hinterhältige Weise...
Sie möchte mit dir reden."
"Wieso sollte sie mit mir reden wollen, Taylor?
Sie hat mir schon alles gesagt, was sie mir zu sagen hatte.
Sie hält nichts von mir und hasst mich."
"Nein! Tut sie nicht!...
Du solltest dich mit ihr unterhalten...Sie will so nicht von dieser Welt gehen. Sie will es klären, bevor sie geht. Es tut ihr aufrichtig leid!...Ich bleibe hier bei dir! Keine Angst, sie wird dir nicht den Kopf abreisen, Armstrong!", und er schmunzelte.
"Aha! Da wäre ich mir nicht so sicher! Vielleicht werde ich es ja tun...ihr den Kopf abreisen, wie sie es verdient hat!", knurrte Joel ihn leise an.
"Du hast allen Grund Wut gegen sie zu hegen, so, wie sie dich behandelt hat... Hör ihr bitte zu, Baby!"
Taylor schob Joel in die Richtung zu seiner Mutter.
"Guten Tag, Misses Martinez!"
"Hallo!...Setzen Sie sich doch!", bat Bethany mit schwacher Stimme und nahm Joels Hände in ihre. Sie fühlten sich kalt an...Bethanys Hände. Der Druck, den sie auf Joels Hände ausübte, war kaum spürbar.
"Miss Armstrong!...Ich...ich...ich muß mich bei Ihnen entschuldigen!
Mein Verhalten war nicht angemessen angebracht..."
"Sie sollten nicht so viel reden, Bethany, es strengt sie nur noch mehr an. Sie sollten sich ausruhen..."
"Nehmen Sie bitte meine Entschuldigung an!.. Bitte! Es stand mir nicht zu, Sie so zu verurteilen.
Sie hatten Recht! Ich hätte Ihnen die Chance geben sollen, uns richtig kennenzulernen. Erst dann hätte ich mir ein Urteil erlauben sollen...Ich war auch einst eine Bürgerliche, genau wie Sie, Joel! Es war richtig von Ihnen mich daran zu erinnern . Meine Herkunft ist wohl all die Jahre meines Geizes untergegangen. Ich gebe zu, mir ist der Reichtum zu Kopf gestiegen.
Ich hab vergessen, wer ich bin, wer ich einst war..."
Bethany machte eine Pause. Das Reden fiel ihr schwer. Joel gab ihr einen Becher mit Wasser zum Trinken.
"Ich danke Ihnen, Miss Armstrong!...Sie müssen meinen Sohn sehr lieben!"
Joel sah Taylor an, der an der Tür des Krankenzimmers stand und lächelte ihn an.
"Ja! Das tu ich, Bethany!"
"Ich sehe es in seinen Augen. Er liebt sie auch ..wirklich...abgöttisch.
Es tut mir leid, was ich ihm angetan hab...
Er ist mein Sohn.
Eine liebende Mutter sollte ihren Sohn nicht so verletzen und etwas aufzwingen, was ihn zerstört und angreifbar macht..."
"Von was reden Sie da? Ich versteh' nicht, Misses Martinez!", und Joel sah sich hilfesuchend zu Taylor um.
"Ich hab...Ich hab...", begann Bethany erneut zu sprechen. Doch sie sank schwach in ihre Kissen zurück..
"Rede nicht soviel Mutter! Wir gehen jetzt. Du solltest dich etwas ausruhen.
Ich komme dich morgen wieder besuchen... Versprochen!", und er gab seiner Mutter einen Kuß auf die Stirn.
"Miss Armstrong!...Geben Sie acht auf meinen Jungen...Sie sind alles, was er noch hat...."
Joel nickte und versprach es ihr.
"Werden Sie gesund, Bethany! Dann reden wir weiter.", sagte Joel zu ihr.
Taylor und Joel verabschiedeten sich von Bethany und verließen leise ihr Zimmer.
Bethany starrte noch lange auf die weiße, ins Schloß gefallene Tür.
Eine Träne rollte über ihre linke Wange.
Bethany schluchzte und flüsterte leise:
"Es tut mir leid, mein Junge!" und ihr Kopf rollte auf ihre linke Schulter und sie schloß ihre Augen. Sie war müde und wollte nur noch schlafen...einfach nur Ausruhen.
~~
Trotzdem hatte Joel immer noch das Gefühl, dass sie noch immer nicht die ganze Wahrheit über Taylor, seine Frau Martha und seine Mutter wusste.
Hatte Bethany sie nochmal sehen wollen, weil sie es Joel sagen wollte?
Was für ein Geheimnis lag auf dieser Familie?
Joel griff zum Handy und rief Alvarez an und bestellte ihren Tisch. Sie war hungrig.
Joel legte auf und fuhr danach ins Di' Angelo. Vielleicht wusste Alvarez ja, was mit dieser Familie nicht stimmte.
"Joel Armstrong! Willkommen! Derselbe Platz wie immer?", fragte Alvarez sie und begleitete sie an ihren üblichen Tisch.
"Du hast den kaputten Buchstaben repariert.", hatte Joel vor der Eingangstür bemerkt.
Alvarez nickte und grinste wie ein Honigkuchenpferd.
"Ja!...Wenn Taylor wieder nach Hause kommt, soll alles seine Richtigkeit haben.", antwortete er darauf.
"Dasselbe wie immer, Joel?"
"Dasselbe wie immer, Alvarez!... Dankeschön!"
Alvarez drehte sich auf dem Absatz um und schlenderte die Edelstahl - Treppe herunter in die Küche, um Joels Bestellung abzugeben.
Kurz darauf erschien Misses Di' Angelo an Joels Tisch und fiel ihr um den Hals.
Okay, dachte sich Joel, dann verschiebe ich das Gespräch mit Alvarez auf ein andermal.
"Joel! Ich kann es noch gar nicht glauben!...Taylor lebt! Ist das wahr?", und sie setzte sich neben Joel.
"Ich hoffe es für denjenigen, der die Neuigkeit überbracht hat, dass sie nicht gelogen ist.", und Joel starrte geradeaus auf ein Foto an der Wand gegenüber vom Tisch.
Darauf waren Alvarez, Taylor und Charles abgebildet im Theater, als Taylor seine neuesten Werke von Requisiten vorgestellt hatte. Es war der Abend, an dem sie sich kennen gelernt hatten.
Ganz im Hintergrund auf dem Foto entdeckte Joel eine Frau, die ihr nicht ganz unbekannt war.
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